Full text: (18/21.1873)

Eines Dichters Bazar. 41 
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das Leben billig, hier sind viele Kunstschätze zu sehen, 
und ich habe hier viele liebenswürdige Menschen ge— 
funden, die mir theuer geworden sind; dennoch möchte 
ich nicht hier leben, wo die Kälte stärker ist, als in 
Dänemark. Die kalten Winde von den Alpen streichen 
eisig kalt über das hoch gelegene Bayerland, und die 
Alpen selbst locken wie der Berg der Venus; „dorthin! 
dorthin!“ singen sie. Hinter diesen dunkelblauen, kühnen 
Bergen liegt Italien. 
Jede Stadt, von dem ewigen Rom bis zu unsern 
grabesstillen So röe, hat ihren eigenthümlichen Cha— 
rakter, mit dem man vertraut werden, ja gleichsam 
verwachsen kann; aber München hat von allen Städten 
etwas, man weiß nicht recht, ob man im Süden oder 
Norden ist; ich wenigstens wurde hier von einer Un— 
ruhe, einer Lust, von dannen zu ziehen, erfüllt 
Sollte man finden, daß meine Darstellung Mün— 
chens zerrissenen und einander widersprechenden Bildern 
gleiche, dann habe ich gerade nach dem Eindrucke, den 
die Stadt auf mich machte, die richtigste Schilderung 
gegeben. Alles schien mir hier im Widerspruch: Katho— 
licismus und Protestantismus, griechische Kunst und 
bayrisches Bier. Uebereinstimmung habe ich hier nicht 
gefunden, jede hübsche Einzelheit schien von ihrer eigent⸗ 
lichen Heimath herberufen und um das alte München 
aufgestellt, welches eine Stadt ist wie hundert andere 
Städte Deutschlands. Das Posthaus mit seinen roth— 
bemalten Wänden und schwebenden Figuren ist von 
Pompeji hergeholt; das neue Schloß ist ein Abbild
	        
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