Full text: (18/21.1873)

104 Eines Dichters Bazar. 
Unten an der Fallreepstreppe unsers Schiffes lagen 
über ein Dutzend Böte mit schreienden Ruderknechten, 
die uns als gute Beute betrachteten. Ein junger russischer 
Officier, mit dem ich die Reise von Neapel hierher ge⸗ 
macht hatte, schlug mir vor, mit ihm an's Land zu gehen 
und vereint die Merkwürdigkeiten zu besehen; er wolle 
auf der Wanderung vorläufig der Cassirer sein; ich war 
es zufrieden und wir fuhren ab. 
Mehrere Lastträger, lauter Mauren, versammelten 
sich am Landungsplatz um uns und boten sich als Führer 
an. Wir erwählten Einen, der uns nur nach dem Hotel 
della Mediterranea führen sollte. Seine Kleider 
hingen in lauter Fetzen um ihn herum, aber er trug sie 
so keck, wie ein Fürst seinen Purpur; ein Paar kohl—⸗ 
ichwarze Augen blitzten in dem braunen Gesicht. 
Eine Zugbrücke führt nach dem Thore von La 
Valetta; Mauern und Gräben sind in Felsen gehauen, 
und die Gräben selbst bieten den Anblick der reichsten Obst⸗ 
gärten dar. Hier war ein Wald von DOrangenbäumen, 
breitblätterigen Palmen, Pfeffer- und Lotusbäumen. 
Hinter dem Stadtthore beginnt eine Straße von 
Obstläden, Früchte aller Art, die der Süden besitzt er⸗ 
freuen das Auge; es war ein Anblick, so reich und bunt, 
wie man ihn im Norden nie hat. Hier war eine Be— 
wegung, ein Getreibe wie in Neapel's Toledostraße; 
maltesische Weiber, ganz schwarz gekleidet und mit 
Schleiern, die so dicht um den Kopf zusammengehalten 
wurden, daß man nur Augen und Nase erblickte; englische 
Soldaten in ihren Uniformen, zerlumpte Lastträger und 
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