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Eines Dichters Bazar.
Während des Vortrags eines deutschen Gedichtes sah
ich zwei italienische Kapuzinermönche über diese euriose
Sprache so lachen, daß sie fast umgefallen wären.
Die verschiedensten Mundarten und Dialekte wechseln
hier; mitunter giebt es auch Gesang, der interessant,
aber nie schön sein kann. Der Gesammteindruck des
Festes ist wie der einer burlesken Vorstellung, man hat:
so gut wie Nichts verstanden und daher über das ge⸗
lacht, was sinnlos erschien
Uebrigens liest man Jahr für Jahr in den deutschen
Zeitungen von der großartigen Wirkung dieses Festes,
aber die Wirkung ist in Wahrheit nur die — daß
man lacht *).
Alle hier erwähnten Gebräuche haben einen fo
tiefen Eindruck auf mich gemacht, daß ich sie nicht
übergehen konnte, wie viel Großes und Eigenthüm⸗
liches ich auch übrigens in dieser meiner Bildersamm⸗
lung von Rom fehlen lasse. Indessen würden alle diese
Blätter mich wie ein Mühlstein belasten, wenn sie einen
zinzigen aufgeklärten Katholiken. verletzten, das kann
Der junge Geistliche, der mir dabei meinen Platz an⸗
wies, ein Deutscher, sprach mit vieler Begeisterung von der
Festlichkeit und wiederholte mehrmals: „Ja, so etwas erlebt
man nur in der Weltstadt Rom!“ — Diese Aeußerung, welche
an und für sich höchst unbedeutend ist, würde ich hier nicht
erwähnen, hätte nicht ein Correspondent der „Allgemeinen
Zeitung“, in einer pompösen Schilderung des Sprachenfestes,
sie mir in den Mund gelegt, um zu zeigen, welche Wirkung
dieses Fest auf alle Fremde hervorbringe.
*