Full text: (18/21.1873)

10 
Eines Dichters Bazar. 
Während des Vortrags eines deutschen Gedichtes sah 
ich zwei italienische Kapuzinermönche über diese euriose 
Sprache so lachen, daß sie fast umgefallen wären. 
Die verschiedensten Mundarten und Dialekte wechseln 
hier; mitunter giebt es auch Gesang, der interessant, 
aber nie schön sein kann. Der Gesammteindruck des 
Festes ist wie der einer burlesken Vorstellung, man hat: 
so gut wie Nichts verstanden und daher über das ge⸗ 
lacht, was sinnlos erschien 
Uebrigens liest man Jahr für Jahr in den deutschen 
Zeitungen von der großartigen Wirkung dieses Festes, 
aber die Wirkung ist in Wahrheit nur die — daß 
man lacht *). 
Alle hier erwähnten Gebräuche haben einen fo 
tiefen Eindruck auf mich gemacht, daß ich sie nicht 
übergehen konnte, wie viel Großes und Eigenthüm⸗ 
liches ich auch übrigens in dieser meiner Bildersamm⸗ 
lung von Rom fehlen lasse. Indessen würden alle diese 
Blätter mich wie ein Mühlstein belasten, wenn sie einen 
zinzigen aufgeklärten Katholiken. verletzten, das kann 
Der junge Geistliche, der mir dabei meinen Platz an⸗ 
wies, ein Deutscher, sprach mit vieler Begeisterung von der 
Festlichkeit und wiederholte mehrmals: „Ja, so etwas erlebt 
man nur in der Weltstadt Rom!“ — Diese Aeußerung, welche 
an und für sich höchst unbedeutend ist, würde ich hier nicht 
erwähnen, hätte nicht ein Correspondent der „Allgemeinen 
Zeitung“, in einer pompösen Schilderung des Sprachenfestes, 
sie mir in den Mund gelegt, um zu zeigen, welche Wirkung 
dieses Fest auf alle Fremde hervorbringe. 
*
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.