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Beilage der Schleswig-Holsteinischen Landeszeitung (Rendsbnrger Tageblatt-
Dienstag, den 9 Oktober 1934
aussichtslos, was sollte man auch mit den ge
fangenen Fischen anfangen? Das hat sich in
den letzten Jahren sehr geändert. Es entstan
den hier und dort Gesellschaften, die ganz plan
mäßig Haie fingen, da der Fang durchaus ren
tabel ist. In Ostasien sind z. B. Haifischflossen
als Delikatessen außerordentlich geschätzt und
für die großen Zähne ist auch eine stark wach
sende Nachfrage vorhanden. Aehnlich wie beim
Walfang suchen große Dampfer, die besonders
dafür ausgerüstet sind, die besten Haifisch
gründe auf und fangen dort zu Tausenden
die großen Tiere, die Lei ihrer Gefräßigkeit
sich sofort auf jeden Köder stürzen. Oder man
fängt sie auch mit großen Netzen, wobei manch
mal bis 30 Haie mit einem Zuge gefangen
werden. Man bringt die gefangenen und ge
töteten Fische nicht erst ans Land, sondern
verarbeitet sie gleich auf den Schiffen, die mit
entsprechenden Einrichtungen versehen sind.
Die Haut wird abgezogen und gibt bearbeitet
ein sehr geschätztes Leder. Die Leber wird zur
Margarineherstellung benutzt, die Flossen sind
eine sehr gesuchte Delikatesse, aus der Galle
werden Farbstoffe hergestellt. In Londoner
Restaurants gibt es schon Haifischschnitzel. Der
Rest wird zu Leim, Dünger und Tierfutter
verarbeitet. Die besten Fangstellen befinden sich
im Golf von Mexiko, an der Westküste der
Vereinigten Staaten und an den Küsten Au
straliens. Neuerdings verwendet man zur
Suche der Haie mit Erfolg Flugzeuge. Die
großen Haifischdampfer können bis dreitausend
Fische täglich fangen und verarbeiten, ohne
daß bisher eine Abnahme der gefräßigen
Räuber zu beobachten gewesen wäre.
!^?swig gegangen ist. Wer je durch das
O°ue Ländchen zwischen Belt und Nordsee,
-M)en Röm und Alsen gewandert ist, dem
/èie große Spanne der Empfindungen zum
.llebnis geworden, die zwischen dem epischen
Mß der Landschaft im Westen und dem bun-
.Liederkranz der tausend Bilder an der
Ä .ste besteht. So ist das auch mit dem
Anschien im Lande. Wir haben beide in
^röschleswigj den Mann mit dem kargen
.. °rt und der weiten, ruhenden Seele, in der
n? oft große Dinge gestalten und heiße
i?Apfe abspielen hinter verschlossener Stirn.
No 5 en heiter bewegten, dessen Geist voller
ļ sündiger Bilder ist, das wechselvolle Leben
und sicher einsängt und im Schaffen und
-Eden selbstverständlich und unpathetisch zur
^rmonie gestaltet.
t.ptt diesen, den glücklicheren vielleicht, ge-
Anton Nissen, obgleich er ein Sohn der
. Estküste war. Und deshalb ist er auch nicht
O Maler jener Landschaft, die seine Jugend
'^schloß, geworden, sondern hat sich sein Haus
< dem reizvollsten Fleck der schönsten Förde
^ Heimat gebaut und hat auch, wenn er die
.eite der Marsch oder das goldene Blühen
è * Ginsters in ernster Heide malte, sie mit
Lächeln der Förde erfüllt,
îo Er Maler wurde am 18. November 1866 in
Ndern als Sproß einer hochangesehenen,
Ehlhabenöen deutschen Kaufmannsfamilie
msse.
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Boh-
Zehätz
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den.
Merkn aus aller Wüt
Kulturgeschichtsforscher Professor Werner
70 Jahre.
Der Leipziger Gelehrte Professor Johannes
Werner, der sich bei seinen kulturgeschichtlichen
Forschungen besondere Verdienste um die
Memoirenliteratur erworben hat, feierte so
eben seinen 70. Geburtstag. Wie Professor
Werner aus alten Tagebüchern und Briefen
das kulturgeschichtlich Interessante und
bleibend Wertvolle auszuwählen und mit
feiner Gestaltungskraft zu übermitteln ver
mag, davon sprechen seine Memoiren-Werke.
Die „Jugenderinnerungen eines alten Man
nes", die uns die Zeit um den Maler Wilhelm
von Kügelgen nahebringt,' der unter dem
Titel „Franziska von Altenhausen" bekannte
Briefwechsel Ernst Haeckels mit seiner
Freundin, die „Briefe eines deutschen Kampf
fliegers an ein junges Mädchen", die soeben
erschienenen „Briefe eines baltischen Ideali
sten an seine Mutter, 1833-1875" haben den
Gelehrten weit über die Grenzen Deutsch
lands hinaus bekannt gemacht.
Der Affe bringt es an den Tag.
Unendliche Freude hatte der indische Kauf
mann an den beiden kleinen Affen, die unzer
trennlich um ihn spielten. Er fütterte sie täg
lich, und wenn die Geschäfte ihm Zeit ließen,
dann saß er bei ihnen und bewunderte das
kindliche Spiel der stummen Kreaturen, und
manchmal wunderte er sich wohl, daß die
Schöpfung diesen intelligenten Wesen die Spra
chen versagt hatte.
Immer waren sie bei ihm, begleiteten ihn
auf seinen Spaziergängen weit auf die Felder
oder bis an den Rand des dichten Urwaldes,
dort, wo die Dämmerung auch am Tag nicht
weichen will.
Eines Tages wieder tobten sie auf einem
'veiten Weg, der sie diesmal ganz aus der
Nähe menschlicher Wohnungen geführt hatte,
um ihn herum. Plötzlich sprangen zwei Räuber
auf den Kaufmann los, griffen ihn an, wiirg-
ten ihn — und endlich lag der reiche Mann
bewegungslos am Boden. Sie raubten das
Geld, das er bei sich trug, und dann scharrten
sie ihm im Wald ein einsames Grab.
Auf die beiden Aeffchen, die verängstigt, eng
aneinander gepreßt, auf einem Baum hockten,
hatte keiner geachtet. Nach Tagen erst wagten
sie sich aus ihrem Versteck hervor, suchten das
letzte Lager ihres guten Herrn, und in einer
unwillkürlichen Regung ihrer einfachen See
len bezeichneten sie die Stelle mit einem Zweig.
Dann liefen sie in wilden Sätzen nach Hause.
Tort war alles in furchtbarer Aufregung, so
daß es den Tieren schwer fiel, sich überhaupt
bemerkbar zu machen. Dann aber achtete man
auf sie, denn man wußte, der Herr hatte sie auf
seinem letzten Gang mit sich genommen. Ein
paar Polizisten begleiteten die Affen ins Freie,
und sofort schlugen sie den Weg ein, den sie an
jenem Tag mit ihrem Herrn in fröhlichem
Spiel entlanggetollt waren.
Und an der Mordstelle führten die beiden
Tiere eine so grausige Pantomine auf, eine
Darstellung der entsetzlichen Szenen, die sich
fest in ihre kleinen Tierherzen eingeprägt
hatte, daß die Zuschauer unwillkürlich erwar
teten, nun würden sie auch noch die Namen
der Mörder aussprechen.
Nach wenigen Stunden waren die Täter ent
deckt. Die Affen hatten zu ihrer Spur geführt.
Sie gestanden und wurden gerichtet.
Die Jagd auf Haifische.
Es gibt unter den Tausenden Arten von
Fischen, die die Ozeane bevölkern, keinen, den
der Seemann mehr haßt, als den Haifisch.
Von diesen großen, gewandten und gefräßigen
Tieren sind schon viele Tausende von Menschen
zerrissen und gefressen worden. Man kann es
daher verstehen, wenn die Seeleute gelegentlich
Jagd auf die Haie machen, um sich wenigstens
an einzelnen Exemplaren dieser gehaßten
Fische für durch sie zu Tode gekommene Ka
meraden zu rächen. Systematisch an eine Aus
rottung der Haie heranzugehen, schien wegen
der damit verbundenen großen Kosten ganz
tßüim Ecke.
Fräulein Gretchen geht nicht nach der letzten
Mode gekleidet und ist daher Gegenstand stän
diger Bemerkungen einer spinösen Dame, die
neben ihrem viel jünger aussehenden Gatten
hinter ihr im Kino sitzt.
Schließlich wendet Fräulein Gretchen sich
um und meint sehr höflich: „Ach, bitte, meine
Dame, sagen Sie doch Ihrem Sohn, er möchte
seine Füße von meinem Stuhl nehmen!"
„Das ist ein Sänger! Man merkt, daß ihm
das Lied von Herzen kommt!"
„Ja, bloß schade, daß es durch die Nase 'raus
muß!"
„Geehrter Herr Schriftleiter! In Ihrem
Blatt lesend, wie Fisch so gut für den Ver
stand sein soll, was für einen Fisch soll ich
essen?"
„Geehrte Frau! Auf Grund Ihres Briefes
würde ich Ihnen raten, einen Walfisch zu
essen!"
*
„Junger Mann, wissen Sie, wie ich mein
Geld verdient habe?"
„Ja, ich weiß — aber das soll dem Glück
Ihrer Tochter nicht im Wege stehen!"
ķw Gâàêr bk Neifemöttstns
Reisen noch nicht volkstümlich
sie wurde entsprechend in Szene gesetzt. In
Glasgow wurden die Touristen aufgenom
men, als wären sie Besucher von einem ande
ren Planeten. Man empfing sie mit Musik,
und im Rathaus wurden Reden auf das große
Ereignis gehalten. Es war der Beginn einer
neuen Zeit des Reifens, des billigen und be
quemen Reifens, und man kann das gar nicht
genug würdigen. Nachdem dieses Ausflug
system einmal gestartet war, fand es bald An
klang,' Ende 1850 hatte Cook in England eine
neue Industrie geschaffen, die Neiseindustrie.
Tie damals aufkommenden internationalen
Ausstellungen förderten sein Unternehmen
besonders. Zur ersten Weltausstellung in
London beförderten er und sein Sohn 165 000
Personen. Ter größte Teil davon waren An
gehörige der minderbemittelten Volksklassen,
die ohne Cooks System der Gesellschaftsreisen
niemals in ihrem Leben ans Reisen Hütten
denken können. „Kraft durch Freude" vor 70
Jahren!
Seine erste Kontinentalreise führte er auf
das Schlachtfeld von Waterloo, Reisen nach
der Schweiz und Italien schlossen sich an. Die
„große Reise" rückte in den Bereich des Mög
lichen, für den kleinen Bankbeamten ebenso
gut wie für die bescheidene Hauslehrerin. Es
würde eine lange Geschichte, wollte man die
allmähliche Vervollkommnung des Cookschen
Systems in ihren Einzelheiten verfolgen. Die
Erschließung des Ostens, insbesondere Aegyp
tens, ist vielleicht die größte Leistung dieses
Pioniers der populären Reise. Wo man einen
Reisenden antrifft, fast immer ist Cook sein
Prophet. Er befährt mit seinen Dampfern
den Nil, er allein hat es fertig gebracht, die
Wüstensöhne zu einer vernünftigen Berech
nung des „Vackschisch" zu bewegen. Er war es
auch, der Groöon auf seinem Wege in den
Sudan nach Korosko brachte und bei der Ex
pedition von 1884/85 die britische Armee nach
Wadi Haifa. Sollen heute königliche Prinzen
nach Jerusalem geschickt werden oder moham
medanische Pilger nach Mekka, will eine Schar
Vergnügungssüchtiger eine Reise um die
Welt machen oder ein junges Ehepaar Paris
sehen, wollen Töpfer oder Hüttenarbeiter aus
den Midlands ihr Weekend in London haben,
Cook steht ihnen allen gleichmäßig auf die
Minute zur Verfügung. Sein System herrscht
über jeden Km. Eisenbahn auf der ganzen
Welt, und es ist nicht symbolisch, daß der
Mann, der all das schuf, in Melbourne im
fernen Australien geboren wurde, aber in
Bergen in Norwegen am 18. Juli 1892 starb
— auf einer Reise!
waren. —Thomas Cook and Son vor 70 Jahren
erste Gemeinschaftsreise. — Aus altenPapieren.
1864 gab der berühmte englische Roman- gung, und sein Bestreben, den Mi
Achter Charles Dickens dem Schriftsteller dieser Bewegung für die Freuden d
Edmund Uates, der aus dem Postdienst> hols einen würdigeren Ersatz zu Btt
hervorgegangen war, den Auftrag, für ihn auf den Gedanken verfallen, get
'etne Zeitschrift „Rund um das ganze Ausflüge zu organisieren. 1841 ha
«ähr" das Haupt der Firma „Thomas ersten Ausflugszug für die Teuv
s-ook and Son" zu interviewen. Damit von Leicester nach Loughborough or
wurde dieses Unternehmen mit einem Die Entfernung zwischen beiden £
-Oşage eine Berühmtheit. trägt noch keine 50 Km. Dieser erst
ilm? Augenblick des Interviews bestand Ach angekündigte Ausflugssonderzug
itz bereits 23 Jahre! Aber es war noch Icmö 1,110 überhaupt beförderte 570
chjMS beachtet, und seine Anfänge sind merk- llter für einen Schilling die Person
genug. Denn sein Begründer Tho- unscheinbare und anspruchslose Auss
4*/ ist nicht einmal ein Engländer aus dem Temperenzler-Vereinigung war de>
Di7"erland, sondern ein Australier aus ernes Weltunternehmens. Als Cook
le>O°urne, denn dort war er am 22. Novem- begriffen hatte, wie leicht es für eint
^«08 geboren. Seines Zeichens war er nehmenden Mann war, die Eisenbah
Ein .er und Tischler, zugleich ivar er auch Dienst der Mäßigkeitsbewegung zr
.Eifriger Anhänger der Mäßigkeitsbewe- Zögerte er nicht lange, sich größeren
Der Gründer des Norddeutschen LloydS,
Am 16. Oktober jährt sich der Geburtstag des
Konsuls Hermann Heinrich Meier zum 126.
Male. Meier hat durch die Gründung des
Norddeutschen Lloyds in Bremen ein Unter
nehmen von Weltruf geschaffen.
Ernsteiiinadel, deren Verkauf vom 10.
' Oktober den neuen Feldzug gegen
Hunger und Kälte einleitet.