Jahrgang / Nr. 299 / Zweites Blatt.
- Schleswig-AoMàĢ»
LsndeszortunD
Rrnüsblwger T-rsebUur
Sonnabend, den 22. Dezember 1934.
AheoiÄks WettßrciiöttSst tit
icfanpetdiic.
Die Reichsmusikkammer veröffentlicht so-
Aņ in ihrem „Amtlichen Mitteilungsblatt"
Me Verfügung, wonach „die Veranstaltung
°n Gesangswettstreiten und die Teilnahme
5lt solchen allen Mitgliedsvereinen des DSV.
Md des Reichsverbandes der Gemischten
^hvre mit sofortiger Wirkung verboten wird",
bas Verbot ist die Bestätigung einer An
stauung, die der TSV. im Oktober 1933 fiir
Me Mitgliedsvereine erlassen hat. Die Wett-
Mitfrage ist seit Jahren in den Kreisen des
MB. eifrig diskutiert worden. Immer mehr
1 - die Ueberzeugung Platz gegriffen, daß eine
Aurteilung gesanglicher Leistungen nach dem
Mster von Sportveranstaltungen dem Wesen
hd der Aufgabe des deutschen Chorgesanges
verspricht. Bereits 1932 hat der DSB. Richt,
'nien erlassen, die an Stelle des Wettsingens
M Wertungssingen treten lassen. Die neue
Arfügung der RMK. besagt weiter, daß an
Aelle der Wettstreite nunmehr Wertungs-
şigen unter Aufsicht der Fachverbände treten,
M die einheitliche Richtlinien noch erlassen
Arden. „Die Wertungssingen haben in der
Hauptsache eine erzieherische und künstlerische
Forderung der Vereine zum Ziel. Daneben
„Men sie aber auch die Grundlage bilden für
Me in Aussicht genommene wirtschaftliche
Unterstützung solcher Vereine, deren Wirken
M Sinne volkskultureller Arbeit besonders
wertvoll erscheint."
Jas WļihiaĢsxripss«
dcr K!kl!!k»s!bäh!!k „êcala".
. Die Kleinkunst- bzw. Varieteebühne „Scala"
A Haus Vaterland an der Hohen Straße ver
denk den Besuch der Unterhaltung und Zer-
steuung suchenden Bürger und Fremden, so-
ļ 1 * 1 sie in dem dezenten Nahmen bleibt, den
A als verpflichtend anerkannt hat. Ein gesun-
. cr Humor, der, wenn es sein muß, auch ein-
ehrlich-derb kommen kann, vermag ganz
Mt, ohne grobe Ein- und auf Lüsternheit spe-
ulierende Zweideutigkeiten zu bestehen. Daß
N ein bloßer Wortwitz unappetitlich dem ge-
Mlechtttchen Gebiet zuwendete, hat man früher
Mtn Leidwesen öfter erfahren müssen. Heute,
ņ einer Atmosphäre, die grundsätzlich als be
steigt gilt, hat man wieder größere und ur-
şņtinglichere Freude an Harmlosigkeiten und
Möewagten Dingen im besten hier zutreffen-
M Sinne. Das Leben ist so weit und bunt, der
t rt ff ins volle Menschenleben nach wie vor
> verlockend, daß wirkliche Könner auch auf
st* Kleinkunstbühne stets lohnende Objekte
Wort und andere Betätigung finden. Diese
Andersartige Betätigung", sich zeigend in
ï u erlet Künsten, gewinnt nicht selten den Vor-
Mg vor dem gesprochenen oder gesungenen
Mrt auf einer Bühne der Mannigfaltigkeit,
- ^che das Varietee schon dem Namen nach
will.
, Im gegenwärtigen Programm der „Scala".
zu Weihnachten und Silvester noch gestei
ft werden soll, gibt es Schaunummern, die
fņsognt dem Hansatheater in Hamburg oder
stvr Wintergarten in Kiel zum Vorteil gerei-
All würden. Man denkt da z. B. an George
Mderson, der es in z. T. erstaunlichen Jvng-
Mrkunststückchen einem Rastelli gleichzutun
Abt. Ihm reiht sich Wilano. der gelenkige
Komiker ohne Worte", ant er ist wirklich ori-
bell. Es märe denkbar, daß die Frage, was
Hr von der Hündin Binia Wolf halte, Stadt-
Apräch würde. Dieser deutsche Schäferhund,
-A bereits in der „Scala" in Berlin vorge-
Mrt worden ist, erweist sich nämlich als Me-
Mm für Gedankenübertragung. Wie wollte
ê' ba Zuschauer mitexperimentieren, einen
hf vder einfachen Instinkt begründen?
Aberkluge mögen sich den Kopf zerbrechen!
steht, glaubt, solange er nicht einwandfrei
diAģ Besseren belehrt wird. Inge Clausen,
bf Maid von eurer der schlcswigschen Inseln,
^.Heitet sich selbst auf dem Saxophon zu ihren
Mņzev in der Gemütslage komisch bis gro-
st- Sie hat's in den Beinen und Augen. Die
j^^ļiche Gavotte auf den Fußspitzen, der Step
Ş schottischen Kleidchen und der bayerische
Ndler demonstrieren es ad oculos. Ein Tän-
h paar von hoher Klasse sind Elida und Will,'
Minders die Tänzerin zeichnet sich durch An-
„sts wie rassige Biegsamkeit aus. Der Tanz
e^AHten der Unterwelt", ein Apachentanz,
àflt wohl viel Tanzgymnastik, die Tanz-
fMung selbst jedoch liegt uns heute ziemlich
öif Willi Windsor geleitet als Ansager durch
Darbietungsfolge. Die Kapelle Walter
kfMal steuert zum Fluidum der Klein-
llbühnc die belebenden Klänge bei.
Rendsburg, den 22. Dezember 1934.
* Lebensmüde. Am Freitagmorgen hat sich
die 76jährige Witwe Anna R. in ihrer Woh
nung erhängt. Die Frau war bei Begehung der
Tat nicht mehr zurechnungsfähig.
* Ergebnis der Pfundspendensammlung der
Polizei für das Winterhilfswerk. Außer der
Bespeisung von 72 Kindern am „Tag der deut
schen Polizei" sind am 19. Dezember d. I. in
nerhalb der Rendsburger Polizei 151 Pfund
Lebensmittel gesammelt und dem hiesigen
Winterhilfswerk überwiesen worden.
* Wem gehört die Fahnenstange? In der
Nacht zum Freitag ist vor einem Hause in der
Obereiderstraße eine weiße Fahnenstange ge
funden worden, deren Eigentümer bisher nicht
ermittelt werden konnte. Näheres im Polizei-
büro.
* Wem sind Sachen gestohlen? In einem
Garten an der Schleswiger Straße wurden
am Freitagmorgen 7 Messing-Lagerschalen, 3
Ventile und 3 Winkeleisen gefunden. Die Sa
chen rühren vermutlich aus einem Diebstahl
her.
* Zu einem Gemeinschaftsabend hatte die
Firma Baugeschäft Ströh zum zweiten Male in
diesem Jahre die ganze Belegschaft mit Frauen
eingeladen. Alle wurden mit einem Essen aufs
Beste bewirtet, und in kameradschaftlicher
Weise beschloß man den Abend bei einem
Glase Bier.
* Hohes Alter. Am heutigen Sonnabend,
dem 22. Dezember, begeht die Witwe Cath.
Nathjens, wohnhaft Rotenhöfer Weg 2, bei
seltener geistiger Frische und körperlicher Rü
stigkeit ihren 83. Geburtstag. Frau Rathjens,
die einen sorgenlosen Lebensabend bei ihren
Kindern verlebt, nimmt noch regen Anteil am
täglichen Leben und läßt es auch an Humor
beim Kartenspiel nicht fehlen.
* Postdienststunden an den Weihnachtstagen.
Das Postamt teilt uns mit: Am 23. Dezember
ist beim Postamt Rendsburg der Paketschalter
und ein Schalter für den Verkauf von Post
wertzeichen geöffnet. Paket- und Geldzustel
lung wie an Werktagen. Am 24. Dezember
werden die Postschalter bereits um 16 Uhr ge
schlossen. Die letzte Stadtbriefkastenleerung
nach 19 Uhr fällt weg, dafür findet am 25. eine
Frühleerung statt. Am 25. Dezember wird eine
Brief- und eine Paketzustellung ausgeführt.
* Konzert beim brennenden Tanuenbaum
vor der Stadthalle. Der Rendsburger SA.-
Musikzug unter Leitung des Musiktruppfüh
rers Schubert spielte am Freitagnachmittag
unter dem brennenden Tannenbaum vor der
Stadthalle Weihnachtslieder und Marschwei
sen.
* Der Musikzug der SA.-Marine-Standarte
55 spielt heute nachm, in der Zeit von 5—6
Uhr vor der Stadthalle.
* Zu einer kleinen, aber gemütlichen Weih
nachtsfeier hatten sich die Mitglieder der Orts
gruppe des Reichsbundes der deutschen
Schwerhörigen im Gemeindehaus zusammen
gefunden. Pastor Lübbert.führte einen hübsch
kolorierten Film „Winter und Weihnachten
in deutschen Landen" vor, der sehr gefiel.
Gemeinsame Lieder wurden gesungen. Wäh
rend der Kaffeetafel wurde der von der Gau
leitung zur Verfügung gestellte Vielhörer
ausprobiert, der sehr gefiel. Durch einen
Grabbelbeutel wurde ein kleiner Betrag er
zielt, der als Grundstock zur Anschaffung
eines eigenen Vielhörers dienen soll. Ein
Mitglied erzählte über Weihnachtsfeiern
während seiner Dienstzeit in Teutsch-Süöwest-
afrika und ein anderes Mitglied schilderte
eine Weihnachtsfeier in russischer Kriegsge
fangenschaft und sprach noch kurz über unsere
schönen Weihnachtslieder. Die Leiterin Frl.
Raben schloß mit dem Wunsche auf ein geseg
netes Weihnachtsfest. Bemerkt sei noch, daß
Das Weihnachtsbuch für unsere Jugend
Friedrich Schmidt.
nil M' pH Jire
1914-1918.
Die Kurzgeschichte des Weltkrieges.
Preis: broschiert mit einer Kunstbeilage und
zahlreichen Kartenskizzen JIM 2,30. Zu bezie
hen durch jede Buchhandlung und den Verlag
der Schleswig-Holsteinischen Landeszeitung,
Rendsburg.
Das Buch, das bleibende» Wert hat
und bestimmt Freude macht!
Das Weihnachtsmärchen in der Stadthalle.
Es hat gehalten, was in der Ankündigung
versprochen war: nämlich etwas Schönes und
Artiges für klein und groß zu sein. Ter Be
richterstatter zog cs vor, nachmittags bei den
Kleinen zu sein und das große Kinderstaunen
und den hellen Kinderjubel mitzuerleben. Das
zieht dann wie Weihnachtsklänge fernher aus
dem Jugendland herauf. Wieviel auch vergan
gen sein mag — die weihnachtende Erinnerung
macht kinderselig. „So ihr nicht werdet wie die
Kinder . . ."
Eigentlich war es verdächtig still um den
Stadthalleneingang, als man nur einige Mi
nuten nach dem festgesetzten Beginn der Vor
stellung anlangte. Hatten die Rendsburger
Knäblein und Mägdlein denn ihr Märchen und
das Drängen hinter Mutti vergessen? Gemach!
Der Märchenhunger und die Theatervorfreude
waren so groß, daß die Kleinen es nicht eilig
genug mit der Bevölkerung der Stadthalle hat
ten. Heute gaben s i e den Ton an, und die
Handvoll Erwachsener ließ ihre Schutzbefoh
lenen gern gewähren.
Einmal war's freudige Erregung, die dirrch
die kribbelnden und krabbelnden Reihen ging,
dann, menu's bedenklich oder gefährlich auf
der Bühne wurde, ein paar Herzschläge erwar
tungsvolle Stille und hierauf wieder strahlen
de Befriedigung, wenn's den Helden in „Pe-
terchens Mondfahrt" (so hieß das Märchen)
gut und nach Wunsch ging. Als gar in einem
der Bilder auf der mit Geschenken bestandenen
Weihnachtswiese der Weihnachtsmann gütige
Worte sprach und in zwei Tannen Lichter er
glänzten, waren die Augen zauberhaft groß.
Gerdt von Bassewitz hat da wirklich ein sin
niges. von der Erde hinauf in den himmlischen
Reigen der Gestirne führendes Märchen ge
schrieben. Peterchen und Anneliese heißen seine
beiden kleinen Helden, die dort oben herum
kutschieren und deren freundliche Hilfsbereit
schaft er zu einem armen Susemann, einem
Maikäfer, in rührende Beziehung setzt, wahr
scheinlich zwecks Erziehung zum Mitleid mit
dem Tier. Das mit dem Maikäfer und sei
nem fehlenden sechsten Bein ist eine regelrechte
Geschichte. Man müßte weit ausholen, um sie
hier zu erzählen. Dazu fehlt natürlich der
Raum, weil eine Zeitung kein Buch ist.
Besonders bunt, drollig und abenteuerlich
wurde es, als sich, was da rotiert, leuchtet und
rumpelt in höheren Regionen, bei der Nacht
fee auf der Milchstraße zum nächtlichen
Schmaus elnfünd, vom Krach machenden Don
nermann über den ulkigen Regenfritz bis zur
lieben Sonne. Lieblich war die Aussendung
der Sternchen mit den geputzten Lichtkronen,
eine unüberbietbare Sensation das Hinaus
schießen unserer Helden aus der dicken Him
melskanone nach dem Mondberg, gruselig das
Erlebnis mit dem bösen Mann im Mond. Aber
es müßte kein Weihnachtsmärchen sein, wenn
zu guter Letzt nicht Friede und Wonne herr
schen würden.
Ob die Phantasie der Kleinsten bei allem mit
kommen konnte, ist fraglich. Doch das schadet
nichts. Man war im Theater gewesen, hatte
gebangt — nicht viel, sondern ein ganz klein
wenig — und gelacht, wenn's lustig herging.
Daß die Knäblein und Mägdlein auch Beifall
trommelten, ist verbürgt.
Das habt ihr zu Dank gemacht vom Nord
marklandestheater! Auf die einladende NŞ.-
Kulturgemeinde entfällt ein Teil des Dankes.
Abends war noch eine Familienvorstellung.
#
unter Leitung von Frl. Raben Ableseuntcr-
richt erteilt wird.
* Handball-Städtespiel Neumüufter—Rends
burg. Im Zuge der planmäßigen Förderung
des Handballspiels durch den Neuaufbau des
Sports ist eine Reihe von Städtespielen in
den Weihnachts- und Neujahrstagen vor
gesehen. So wird am 1. Weihnachtstag Neu
münster gegen Rendsburg antreten. Das
Handballspiel wird nachmittags auf dem
RBV.-Platz ausgetragen.
* Non der NS.-Kulturgemeinde. Ter für
den 28. Dezember vorgesehene Kammermusik
abend mit dem Rendsburger Trio (Riedel-
Milde-Sprung) fällt aus Wunsch der Spieler
aus. Er wird auf spätere Zeit verlegt. Am
23. Januar spielt das Schmalmack-Quartett
aus Hamburg in der Stadthalle. Annemarie
Sottmann wird an diesem Abend die Marien-
lieücr von Zilcher singen. Als Auftakt zum
Händel-Bach-Jahr 1935 wird der Kantatenchor
Ende Februar ein Hündel-Oratorium anffüh-
ren.
* Kindermund. Die Mutter erzählt ihren
Kleinen die Weihnachtsgeschichte. „...Und
Maria und Josef waren so arm. Sie hatten
kein Geld und rein gar nichts. Und niemand
wollte sie haben. Und da schliefen sie in einem
Stalle. Da bekam Maria ihr erstes Kindlein.
Sie wickelte es in Windeln und legt es in eine
Krippe auf Heu und auf Stroh...." — „Aber
Mutti, warum sind sic denn nicht zur Winter
hilfe gegangen?"
Büdelsdorf, 21. Dez. Fischnetzdiebstahl. An
fang dieses Monats sind dem Fischereipächter
Eggers, hier, in der Nähe der städtischen
Badeanstalt zirka 40 bis 50 Meter Fischnetz
(Buttnetz) entwendet worden. Der Geschädigte
hat sich bereit erklärt, demjenigen, der ihm den
Täter nachweist, eine gute Belohnung zu
geben.
Aus de*i Rends&ucfyec JUddsļUeäUeaicett.
Elektra-Lichtspiele.
Glückliche Reise.
Diese glückliche Reise beginnt im brasiliani
schen Urwald und findet nach allerlei lustigen
Abenteuern, kleinen Hochstapeleien und ähnli
chen Scherzen, die aber durchaus harmlos sind,
in Hamburg sein happy end. Voll sprudelnder
Laune rst dieser Film, voll Abenteuerlust, voll
hübscher Melodien, die die ganze glückliche
Reise begleiten. Und da außerdem bei vor
züglicher Besetzung aller Rollen flott und ori
ginell gespielt und gut gesungen wird, hat man
seine Freude an diesem heiteren und unter
haltsamen Lustspiel. — Im Beiprogramm ist
der Streifen „Valentin in der Orchesterprobe"
von zwerchfellerschütternder Komik. Das ist
deutscher Humor, den man gerne sieht und
hört und der angenehm absticht gegenüber den
unmöglichen importierten Grotesken von jen
seits des großen Teichs. Ein Rheinfilm führt
den Zuschauern die Reize rheinischen Landes
vor Augen. Und schließlich kann man auch noch
die Hochzeit des englischen Prinzen Georg mit
der Prinzessin Marina von Griechenland mit
erlebe.!.
*
Schanbnrg.
„Die Czardasfürstiu" har in der Schanbnrg
ihren Einzug gehalten. Ihr Gefolge ist ein
Troß von bezaubernden Melodien, schmeicheln
der Musik, Freude und Glückseligkeit, Ueber-
mut und wirbelnder Liebesabenteuer. Wer
kennt nicht die Leyarsche Operette gleichen
Namens, die in diesem prächtigen Usa-Ton-
film ihre wohlgelungene Verfilmung erfah
ren hat? O, dieser ewig alte und doch immer
wieder neue Stoff: Der Fürstensohn Feri von
Kerekes verliebt sich in die wundervolle
„Czardasfürstin" des Budapester Theaters
und setzt es, unter Assistenz der glücklichsten
und unglücklichsten Umstände dnrch, trotz
Standes- und Gesellschaftsunterschieden sie
heimzuführen. Groß ist die Besetzung der
Rollen mit lauter beliebten und bekannten
Darstellern und groß muß man auch ihr Spiel
nennen. Was soll hier eine Aufzählung der
Namen, die dem Publikum ja so bekannt sind.
Neben den Hauptdarstellern Martha Eggerth
als Czardasfürstin und Hans Söhnker als
Feri von Kerekes wird man nicht die drolligste
Figur des Films, Paul Kemp in der Rolle des
Grafen Kancsiann vergessen, der durch den
ganzen Film hindurch so lange und so komisch
und so lächerlich und so drollig purzelt, bis
er glücklich in die Arme der Komteß Stasi
(Inge List) gepurzelt ist, allwo auch ihm das
langersehnte Glück der Liebe blüht. Eine
frohe Stimmung liegt über dem Ganzen und
reißt das Publikum mit.
*
In der Tonhalle läuft:
„Meine Lippen lügen nicht."
Amerikanische Tonfilmoperetten, die dazu
noch in Deutschland spielen sollen, werden sich
so leicht nicht die Gunst des doch reichlich ver
wöhnten deutschen Publikums erwerben.
Wem aber der Pomp der Operettenuniformen
gefüllt, wer Freude an schmissiger Schlager
musik und am ganzen Trum und Dran einer
Ausstattnngsrevue hat, der kommt in diesem
Harvey-Film durchaus auf seine Kosten. Das
Motiv ist nicht gerade ganz neu. Ein reichlich
hart vor der Pleite stehender Operettenfürst,
der, wenn er nicht gerade mal Staatsgeschäfte
führt, leidenschaftlicher Schlagerkomponist ist,
muß, um dem Bankerott zu entgehen, eine
Prinzessin heiraten, die er nicht liebt. Er liebt
selbstverständlich eine kleine Chansonette
(alle Operettenfürsten lieben Chansonetten,
denn sonst gäbe es keine Schlager für den
Film!), die er auch heiratet, da durch reiche
Oelfunde die Finanzen des Staates saniert
werden. Das ganze Spiel aber — besonders
Lilian Harvey — kann gefallen. Frisch, lebens
lustig und durchaus nicht ohne urwüchsigen
Humor rollt der Streifeu ab. Schade, daß er
in englischer Sprache gespielt wird.
Vom großen Kampf gegen die Schwieger
mutter handelt der Lustspielschlager des Bei
programms, das recht einfallsreich ist. Emp
fehlenswert besonders deshalb, weil der böse
Drachen (lies Schwiegermutter!) schließlich
doch besiegt wird Aber es ist ja nur ein Film
und ... so schlecht sind Schwiegermütter sicher
gar nicht. D