Full text: Newspaper volume (1934, Bd. 4)

»Ņit dem Führer unterwegs!" 
enn die Jugend 
Kleine Stimmungsbilder einer großen Reise. Von Herbert Seehofer. 
(Schluß.) 
.Da zog in der letzten Reihe der Gefolgschaft 
ein Junge mit, ein Pimpf vom Jungvolk, mit 
schwarzem Käppi und braunem Hemd, der selt- 
iam in der Reihe der frischen, kräftigen Jun- 
gens anzusehen war. Ein körperbehindertes 
Kind. Ter rechte Schuh trug eine dicke Sohle 
und einen riesigen Hacken, da das Bein zu 
kurz oder verkrümmt mar. Ter Rücken hatte 
sich, ohne die Last der Jahre gespürt zu haben, 
gewölbt, und der Kopf mit den hervorquellen 
den kranken Augen stand in seiner krank 
haften Größe in einem sonderbaren Verhält 
nis zu dem schwachen Körper. ' 
Ter Blick des Führers traf diesen Jungen, 
der sich mit aller Kraft bemühte, in gerader 
Haltung über den Paradeweg zu kommen. 
Lange Zeit blickte der Führer dem Jungen 
nach. In den Gesichtern der Umstehenden 
spiegelte sich tiefes Mitleid und auch wohl die 
versteckte Frage, warum dieser behinderte 
Knabe in jener Kolonne zu finden war. Er 
könnte doch auf die Dauer den Anstrengungen 
gar nicht gewachsen sein. Und es täte da jedem 
wirklich außerordentlich leid, aber letzten En 
des solle doch nur gesunde, kräftige Jugend 
Marschieren und... 
Ein Wink des Führers. 
Eine Ordonnanz wird beauftragte, den Na- 
wen des Kindes, das nun schon mit seiner 
Kolonne im Staub der Abmarschstraße ver 
schwunden ist, festzustellen. Während ich noch, 
in Gedanken versunken, Ueberlegungen an 
stelle, höre ich einen kurzen Befehl: Der 
Junge bekommt bas Bild des Führers mit 
eigenhändiger Unterschrift! 
* 
Der Brief mit dem Bild mag eingetroffen 
sein, als der sächsische Junge gerade wieder 
die Heimat erreicht und seinen Freunden er 
zählt hatte, wie schön alles gewesen sei. Ich 
glaube nicht, daß er von den Anstrengungen 
gesprochen hatte, die der stundenlange Vorbei 
marsch für ihn mit sich brachte. Der stunden 
lange Marsch in der Kolonne, als es Schritt 
8u halten galt. Er wird nicht erzählt haben, 
wie er die Zähne zusammenbiß, um sich keine 
Schwäche anmerken zu lassen, und nun hält 
er das Bild des Führers in Händen. Eine 
Erinnerung für das Leben. 
* 
Deutsche Jugend vor ihrem Führer. Unver 
geßliche Bilder tauchen auf. Zwischen Stettin 
wnd Pasewalk, gute zehn Kilometer von einer 
Ortschaft ab, hat sich die Jugend in Sturm 
Und Regen mitten auf der Landstraße an 
einer Kreuzung aufgebaut, weil sie annimmt, 
daß der Führer auf seiner Fahrt von Stadt zu 
Stadt diese Kreuzung berühren würde. 
Als wir in unserem schweren Wagen heran 
sausten, sahen wir weit in der Ferne schwar 
zes Gewimmel zwischen den Chausseebäu- 
wen, und im Näherkommen bemerkten wir 
şahnenschwenkende Kinder. Sie brannten auch 
dengalische Zündhölzer ab, rote und blaue und 
grüne, und Posten waren vor dem Haupt 
krupp aufgebaut, um uns durch Handbewe 
gungen anzudeuten, daß wir halten sollten. 
Dbwohl die Zeit außerordentlich knapp war, 
gab der Führer doch den Befehl, anzuhalten, 
Und im Augenblick war der Wagen von hun 
dert Kindern umringt, die nicht nur auf die 
Trittbretter sprangen, sondern sogar auf den 
Kühler des Führerwagens krochen, um durch 
die Windschutzscheibe einen Blick in das In 
nere des Wagens zu werfen. Nachdem man 
auf diese Art die drei Wagen der Kolonne 
regelrecht untersucht hatte, entdeckte ein be 
sonders findiger Junge endlich den Führer. 
Er brüllte aus vollem Halse: „Alles hierher 
kommen!" — und nun ging der Tanz um den 
Mhrerwagen los. 
Das Begleitkommando mußte eingreifen, 
weil einige Jungens versuchten, sogar das 
schwankende Zeltleinwandverdeck zu erklim 
men. Nach den Begrüßungsworten des An- 
mhrers der jungen Schar machte man einem 
Weißgekleideten Mädchen Platz. Es knickste 
Kes und sprach dann in Versen von der Freude 
"er Jugend dieser Ortschaft, den Führer zu 
when. Zum Schluß überreichte das blondge 
lockte Kind einen kleinen Korb mit herrlichen, 
Rotbackigen Aepfeln als Ehrengabe. 
Der Führer streichelte das Kind, worauf es 
plötzlich aus der Hellen Freude heraus zu wei 
ten anfing. Aus dem Hintergründe hörte man 
Eibe empörte Jungenstimme: „Warum heult 
k'enn die alte Gummipuppe?" 
Dann lösten wir uns vorsichtig aus dem 
Kinderschwarm los, und wenn man einen 
şick durch die Rückwandscheibe warf, dann 
man, jetzt schon weit in der Ferne, fah- 
ņonsHwenkende kleine Gestalten, die uns ihre 
Şschiedsgrûhe zuwinkten. 
Hier irrte die Absperrungsmannschast... 
f In allen Städten, die wir auf den Wahl- 
mndgebungen des letzten Jahres berührten, 
wanden Httler-Jugend, Bund Deutscher Mä- 
Jungvolk und Schuljugend mit in vor- 
erster Front der Begrüßungsspaliere, die sich 
: uometer an Kilometer vom Flughafen bis 
w die Stadt und durch die Stadt hindurch bis 
Kundgebungsplatz erstreckten. Auf der 
"0hrt durch die Reihen der Augend erkannte 
der Beobachter ganz klar zwei Gruppen von 
Kindern: die Artigen und die Verwegenen. 
Die stillen, bescheidenen Kinder standen so, wie 
sie der Lehrer oder die Lehrerin am Nachmit 
tag aufgebaut hatte. Schnurgerade in einer 
Reihe und nicht vom Fleck gerührt. Die ver 
wegene Gruppe aber saß auf Laternen und in 
dem Geäst der Bäume. Sie war aus Denk 
mäler gekrochen oder auf Brunnenfiguren, 
hing lebensgefährlich an Fassadenvorsprün 
gen oder stand wie eine Allee lebender Denk 
mäler auf hohen Fabrikmauern, um besser 
sehen zu können. 
Lieblingsplätze der Jugend, um den Führer 
zu erwarten, waren weiterhin scharfe Kurven, 
in denen die Wagen ihre Fahrt verlangsamen 
mußten, oder Baustellen, an denen vorüber 
nur schrittweise gefahren werden durfte. Hier 
hatten sie Posten gefaßt, und es kostete die 
Männer vom Begleitkommando große Mühe, 
die Wagen von den Kindern frei zu machen, 
ohne grob zu werden. Hatte man nämlich die 
Kinder vorne weggedrängt, dann rannten die 
Kinder vom Ende des Wagens von neuem 
nach vorn, und dieses Spiel wiederholte sich 
so oft, bis Polizei oder SA. für freien Weg 
sorgte. 
Du erlebte ich es auch, daß wieder einmal 
Kinder den Wagen des Führers zu Hunder 
ten umringt hatten, so daß kein Vorwärts 
kommen möglich war. Der Weg war regel 
recht zugekeilt, und von Sekunde zu Sekunde 
kamen mehr Kinder unter großem Hallo aus 
den Straßen und Gassen herbeigelaufen, so 
daß die Situation beinahe ungemütlich wurde, 
da wir keine großen Verzögerungen erleiden 
durften. Wir riefen nach Polizei und SA., 
aber Polizei und SA. waren in einer ganz 
anderen Straße aufmarschiert und hatten 
Spalier gebildet, da sie annahmen, daß der 
Führer jenen Weg nehmen würde. 
Endlich gelang es, eine Verbindung herzu 
stellen, und wir atmeten schon auf. als wir 
die schweren Laufschritte unserer SA. erschal 
len hörten. Die SA. schaffte sich auch sofort 
Platz, immer neuer Zuzug von SA. kam, aber 
anscheinend in Verkennung der Tinge fing 
nun die SA. ihrerseits an, dem Führer stür 
mische Ovationen zu bringen. Man muß sich 
die Freude der Männer vorstellen, die stun 
denlang auf ganz anderem Platz auf den Füh 
rer warteten und es nun nur einem Zufall 
verdankten, daß sie nicht vergeblich die Zeit 
gestanden hatten. Daß die Männer vorerst in 
ihrer Freude gar nicht daran dachten, den Weg 
freizugeben, sondern im Gegenteil von der 
Spitze her nach hinten und immer weiter 
durch die Straßen hindurch sich zuriefen: 
„Hier! Hier vorne ist der Führer! Alles hier 
her, Männer!" — Wir hatten Verständnis für 
diese Begeisterung... 
Dann wieder von neuem das große Erleb 
nis. Ein Wink des Führers. Fünf Sekunden 
später ist die Straße frei. Und durch eine 
schmale Gasse, die man aufgerissen hat, kön 
nen die Wagen in Fahrt kommen. 
* 
Zehntausende von Hitlerjungen standen in 
den Straßen Stuttgarts .Spalier am Abend 
der Führerkundgebung. Es war bereits dun 
kel geworden, als wir vom vorübergehenden 
Quartier des Führers durch die illuminierten 
Straßen zur Festhalle fuhren. Nachdem wir 
die Reihen der Verbände der SA., der SS., 
der Amtswalter, der Betriebszellenorganisa 
tionen, der Gewerbetreibenden, der Post, der 
Eisenbahn, der Schutzpolizei hinter uns hat 
ten, war die Jugend aufgebaut worden. Eine 
riesige lange Straße von vier- oder fünffachen 
Ketten der Jugend gesäumt, und während die 
bisherige Anfahrtsstraße breit war, hatte sich 
die Jugend in Erwartungsfreude Zentimeter 
um Zentimeter immer enger zusammengescho 
ben — von beiden Seiten her, so daß nun in 
der Mitte nur noch gerade so viel Raum ge 
blieben war, um den Wagen durchzulassen. 
Wir ahnten schon, als wir in diese Allee 
einfuhren, daß es hier wieder Schwierigkeiten 
geben würde, und das Begleitkommando 
machte sich bereits zum Dauerlauf fertig. Die 
ersten hundert Meter ging alles gut. Plötz 
lich aber fing ein großes Nennen und Drän 
gen und Schieben an, und während zuerst die 
Fackelträger der Jungen, die in der ersten 
Reihe standen, sich bemühten, die nachdrängen 
den Massen zum Stillstand zu bringen, fingen 
sie nun plötzlich mitzurennen an und leuchte 
ten nun, um besser sehen zu können, immer 
mit ihren schwelenden Fackeln in die Wagen 
hinein. Wir haben sehr viel Rauch geschluckt, 
wir hatten mit einem bösen Husten zu kämp 
fen, und wir waren froh, daß man uns nicht 
die Haare abgesengt hatte. 
„Hitlerrr, hier hast du! — Alles vergessen!" 
Es war immer belustigend, anzusehen, mit 
welchem Ernst und welchem Eifer die Jugend 
sich bemühte, den Führer zu photographieren. 
Sie standen mit ihren liliputgrotzen Appara 
ten da, den Finger am Auslöser, und man 
sah es diesen Apparaten an, daß viel Glück 
dazu gehören mußte, ein Bild fertig zu brin 
gen. Ich habe später erstaunlich viel gute 
Bilder gesehen, die von unseren jungen Pho 
tographen geknipst worden waren. Das photo 
graphische Glück scheint also der Jugend bei 
zustehen,' denn ich habe auf der anderen Seite 
erfahrene Photographen klagen hören, daß es 
ihnen unmöglich gewesen sei, in dieser Auf 
regung und diesem Massenansturm die gün 
stige Gelegenheit zu erwischen. 
Von unvergeßlicher Komik war folgende 
Szene in Kottbus: 
Ein dreijähriger Junge, vielleicht 48 Zenti 
meter hoch, in der Uniform eines SA.-Man- 
nes, mit hohen Schaftstiefeln, Lederzeug und 
Armbinde, die Miniaturausgabe eines SA.- 
Mannes, mit einem riesigen Blumenstrauß 
bewaffnet, wird von der Mutter geschickt, um 
dem Führer die Blumen zu überreichen. 
Von der Mutter bis zum Führer sind viel 
leicht fünf Meter Weg. Es ist der abgesperrte 
Raum, der riugs um den Führer und seine 
Begleitung freigehalten wurde, und über die 
sen Weg kommt der Junge mit seinem riesi 
gen Blumenstrauß unter allgemeiner Heiter 
keit angetrippelt. 
Er hält geraden Kurs auf den Führer zu — 
der Führer steht lächelnd da und sieht den An 
marsch —, aber plötzlich, einen Meter vor dem 
Führer, macht der Junge eine scharfe Schwen 
kung und geht auf einen Mann der Beglei 
tung zu und gibt dem die Blumen. 
Er hat den Führer zwar erkannt, aber der 
Mut hat ihn verlassen. 
* 
Auf einer Fahrt durch Oberschlesien wird 
der Führer von der Jugend begrüßt, und ein 
kleines Mädchen hat die Ehre, dem Führer 
einen Blumenstrauß überreichen zu dürfen. 
Es soll dazu ein kleines Gedicht aufsagen und 
deklamiert auch die ersten Zeilen, ohne zu 
stocken, aber plötzlich ist der Faden verloren, 
und nachdem sich das Kind mehrere Male 
hilflos umgesehen hat, nimmt es plötzlich die 
Blumen, reckt sich aus den Zehenspitzen, drückt 
sie dem Führer in die Hand und sagt: 
„Hitlerrr, hier hast du! — Alles vergessen!" 
Und rennt dann weg! 
* 
Der Gruß der Jugend, das gläubige Lächeln 
aus frohen Jungen- und Mädelgesichtern — 
es waren immer Minuten der Erholung stör 
den Führer. Adolf Hitler sieht Jugend gern 
um sich. Dann und wann klopft junger Be 
such an die Türen der Reichskanzlei, und in 
mitten der Arbeit bleiben fast immer einige 
Sekunden Zeit, um die Jugend, die ihren 
Führer sehen will, zu begrüßen. In dem 
Archiv des Hitler-Photographen Heinrich Hoff 
mann aus München ist ein besonders großes 
Fach der Jugend Vorbehalten. Wer in diesem 
Bilderschatz blättert und in die selig strahlen 
den Kindergesichter sieht, der weiß, daß die 
deutsche Jugend dem Führer gehört. 
fw sonst Asch In der Politik? . 
Weitverzweigte Verschwörung gegen den 
Stalinkurs. 
Tie ÄflRie in RŞà 
Zwei hohe Parteifunktionäre, Sinowjew und 
Kamenew verhaftet. 
Der Moskauer Berichterstatter einer engli 
schen Zeitung meldet die Verhaftung Sinow- 
jews. Der Korrespondent des „Daily Expreß" 
in Warschau bestätigt diese Nachricht. Wie der 
Vertreter dieses Londoner Blattes meldet, soll 
die Verhaftung Sinowjews und Kamenews 
offiziell von der Sowjetregierung über den 
Rundfunk verkündet worden sein. Wie aus 
den in Warschau abgehörten Moskauer Radio- 
meldungen hervorgeht, sei — so berichtet der 
Korrespondent des „Daily Expreß" — die Ver 
haftung der beiden ehemaligen hohen Partei 
funktionäre wegen Anstiftung und Vorberei 
tung zum Mord an Kirow und wegen konter 
revolutionärer Bestrebungen erfolgt. Sinow- 
jew und Kamenew sollen nach einer Bespre 
chung, die die beiden Freunde im Kreml hat 
ten, in nächster Nähe des Negierungspalastes 
verhaftet worden sein. 
* 
Bis jetzt haben die sowjetrussischen amtlichen 
Stellen die im Auslande verbreiteten Nach 
richten über die Verhaftung von Sinowjew 
(Apfelbaum) und Kamenew (Rosenfeld) in 
keiner Weise bestätigt. Die sowjetrusfischen 
Stellen haben allerdings Sinowjew und Ka 
menew öffentlich angegriffen und sie als die 
geistigen Urheber für den Mord an Kirow ver 
antwortlich gemacht. Die „Prawda" veröffent 
licht am Freitag einen Leitartikel, in dem sie 
sehr scharf mit der Sinowjew- und Kamenew- 
Gruppe ins Gericht geht und sie beschuldigt, 
daß sie die Partei von ihrem jetzigen politischen 
Kurs habe abbringen wollen. Die Partei denke 
nicht daran, sich mit der Politik dieser Gruppe 
abzugeben, sie würde vielmehr die allerschärf 
sten Maßnahmen gegen sie ergreifen. 
In der letzten Zeit haben die Parteiinstan 
zen in Moskau, Leningrad, Charkow und Kiew 
verschiedene Kommunisten festgestellt, die mit 
dem jetzigen politischen Kurs unzufrieden seien 
und in gleicher Weise gegen die Beschlüsse des 
17. Parteikongresses angingen. In Charkow 
wurde vor kurzem eine Organisation unter 
Führung eines ausgeschlossenen Kommunisten 
namens Sokol festgestellt, die nach offiziellen 
Mitteilungen sich der Propaganda für den Fa 
schismus schuldig gemacht und die Spaltung 
der Partei betrieben haben soll. Gruppen die 
ser Art sollen auch innerhalb der Parteiorgani 
sation selbst festgestellt worden sein. Sinowjew 
und Kamenew werden ferner illegale Be 
ziehungen zur Gruppe Syrzow (ehemaliger 
Vorsitzender des Rates der Volkskommissare 
Graß-Rußlands) und Rjutin (gewesener Se 
kretär der Maskauer Parteiorganisation) vor 
geworfen, die sich in der Verbannung befinden, 
aber trotzdem und trotz aller Verwarnungen 
durch Einwirkung auf die Parteiinstanzen und 
die politische Polizei versucht haben sollen, in 
nerhalb der Moskauer und anderer sowjet- 
russischer Parteiorganisationen Verbündete zu 
finden, um die Partei von ihrem jetzigen 
Kurs, dem Stalinkurs, abzubringen. 
* 
Die Verhaftung der alten Oppositionsführer 
Sinowjew und Kamenew in Sowjetrußland 
öeutet darauf hin, daß die herrschenden Sow 
jetkreise die Erschießung Kirows als willkom 
menen Grund benutzen, um mit allen Gegnern 
aufzuräumen, die sie bisher mit Rücksicht auf 
die Geschichte der KPD. nicht erledigen konn 
ten. Man wird allen Nachrichten und Mel 
dungen über eine angebliche Riesenverschwö 
rung mit der Vorsicht aufnehmen müssen, die 
die Erfahrung gelehrt hat. Es ist kaum anzu 
nehmen, daß eine so riesenhafte Verschwörung 
sich das törichte Ziel gesetzt haben sollte, durch 
die Beseitigung eines durchaus nicht aus 
schlaggebenden Mannes, die Herrschaft Stalins 
zu beseitigen. 
* * * 
Zeilk Ehrenführer der VM%. 
Obergruppenführer Hühnlein zum Korps 
führer befördert. 
DNB. Berlin, 21. Dez. Der Führer hat, wie 
die NSK. meldet, die bisherige Dienststellung 
„Korpsführer" zum Dienstgrad erhoben und 
Obergruppenführer Hühnlein zum Korpsfüh 
rer befördert. Seine Dienstanrede lautet fort 
an „Korpsführer". Gleichzeitig ernannte der 
Führer, einem Vorschlag des Korpssührers 
stattgebend, Reichsinneuminister Dr. Frick 
in Anerkennung seiner Verdienste um die 
Förderung des Korps zum Ehrenführer des 
NSKK. .. s 
Zum Gruppenführer wurden befördert: die 
Brigadeführer Max Deventer, Kraftfahrzeug- 
inspekteur Mitte, Georg von Walthausen, 
Führer der Motorgruppe Ostland, und Hel- 
muth Oldenburg, Führer der Motorbrigade 
Hochlaud. 
* # * 
MŞ D. Sail Sartö fcMHffitn. 
DNB. Berlin, 21. Dez. Der ordentliche Pro 
fessor der Evangelischen Theologie in Born^ 
o. Carl Barth, gegen den der Reichsminister 
für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung 
ein Dienststrafverfahren eingeleitet hatte, weil 
er den für die öffentlichen Beamten vorge 
schriebenen Eid auf den Führer und Reichs 
kanzler nur unter Vorbehalten zu leisten be 
reit war, ist durch Spruch der Dienststrafkam 
mer der Regierung in Köln mit Dienstentlas 
sung unter Gewährung einer Unterstützung in 
Höhe der Hälfte des gesetzlichen Ruhegehaltes 
auf die Dauer eines Jahres bestraft worden. 
Gegen das Urteil ist die Berufung an das 
Preußische Oberverwaltungsgericht in Berlin 
zulässig. 
* * * 
Ein Mörder hingerichtet. 
DNB. Darmstadt, 21. Dez. Ter vom Schwur 
gericht Mainz wegen Mordes zum Tode ver 
urteilte Valentin Kiefer aus Horchheim 
(Rheinhessen) ist in Butzbach hingerichtet wor 
den, nachdem der Reichsstatthalter Hessens 
erklärt hatte, von seinem Begnadigungsrecht 
keinen Gebrauch machen zu wollen. Kiefer hat 
die Stiefmutter seiner Braut auf freiem 
Felde mit einer Hacke erschlagen. 
ln wenigen Zeilen. 
London. Außenminister Simon wird heute 
auf seiner Durchreise nach Cannes in Paris 
eine Unterredung mit Ministerpräsident Flan- 
öin und Außenminister Laval über die poli 
tische Lage haben. 
Washington. Die amerikanische Regierung 
ist über das negative Ergebnis der Londoner 
Flottenbesprechungen sehr enttäuscht, sie hofft 
aber trotzdem, daß im Laufe des nächsten Jah 
res sich noch ein Weg zu einer tatsächlichen 
Verminderung der Seerüstungen finden lassen 
werde. 
Paris. Die Bildung des Kabinetts Jeftitsch 
hat in Paris große Genugtuung ausgelöst. 
Verantwortlicher Hauptschriftleiter und Herausgeber: Fer 
dinand Möller. 
Stellvertreter des Hauprfchriftleiters: Herbert Puhlmann. 
Verantwortlich für Politik: Herbert Pichlmann; für den all 
gemeinen Teil: Adolf Gregory für den wirtschaftlichen 
Teil: Dr. Cl. Bielfeldt; für den provinziellen und 
örtlichen Teil: Karl Müller, alle in Rendsburg. 
Verantwortlicher Anzeigenleiter: Karl Jacobsen, Rendsburg. 
Verlag und Druck: Heinrich Möller Söhne, Rendsburg. 
P..A. XI. 13 308,
	        
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