Full text: Newspaper volume (1934, Bd. 4)

^27. Jahrgang. 
127. Jahrgang. 
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ŗ Entscheidungen in Genf. 
daß die Erklärung des Abgeordneten Archim- 
band eine sehr übertriebene Auslegung erhal 
ten hätte. Nach englischen Blättermeldungeu 
sollen die französischen Minister sehr wütend 
sein über die Indiskretionen Archimbauds. 
Dieser aber weigert sich, auch nur ein Wort 
von dem, was er erklärt hat, zurückzunehmen. 
Wie er sagt, bestehe für ihn nicht der geringste 
Zweifels daß eine Union zwischen Frankreich 
und Rußland herrscht. Die französische Zeitung 
„Oeuvre" formuliert das Verhältnis zu Ruß 
land dahin: Nicht Militarismus, sondern 
militärischer Beistand Frankreich-Rußland. 
Frankreich warte zwar noch auf Polens Ant 
wort in der Ostpaktfrage. Natürlich aber seien 
sich Paris und Moskau über die endgültige 
Organisation der Sicherheit im Osten einig. 
Und Minister H e r r i o t führte in einer Rede 
aus: Um den Frieden in der Welt sicherzu 
stellen, dürfe man weder auf diejenigen hören, 
die eine Panikstimmung verbreiten, noch sich 
um die innere Politik (sprich Kommunismus) 
derjenigen Völker kümmern, die mit Frank 
reich an der Aufrechterhaltung des Friedens 
arbeiten. Da Herriot in diesem Zusammen 
hang seine Genugtuung über die Anwesenheit 
Rußlands, im Völkerbund aussprach, kann 
die Anführung der inneren Politik nur dem 
Kommunismus in Rußland gelten, der den 
Franzosen im eigenen Lande so viel zu schaffen 
macht. 
Die französische Zeitung „Journal" sagt zu 
dem Thema Rußland, man wolle der Öffent 
lichkeit einreden, daß man auf die Waffenhilfe 
Sowjet-Rußlands rechnen könne. Die These 
von der russischen Dampfwalze gehe aber im 
mer zu Lasten der französischen Sparer. 
* 
Kritik an Frankreich wird nicht nur von der 
amerikanischen Hearst-Zeitung in so scharfer 
Form geübt, wie unsere Leser an anderer 
Stelle nachlesen können, sondern auch von der 
englischen Presse. Eine Verständigung werde 
unmöglich werden, so schreiben die „Times", 
wenn Männer in verantwortlichen Stellungen 
weiterhin herausfordernde Erklärungen ab 
gäben. Die Rede Archimbauds sei zwei- 
ns schafft neue Frontenbildung in Europa. — Was bezweckt 
Frankreichs Bündnis mit Sowjet-Außkand trotz Dementi 
Ob Oesterreich ebenfalls Ungarn aktiv unter- wahrsch 
stützen wird, ist noch nicht ganz klar. Der Be- geführt 
such des ungarischen Ministerpräsidenten bundsr 
G ö m b ö s in Wien, der ein dreitägiger Jagd- Anklagi 
besuch sein soll, könnte nwhl dazu dienen, eine währen 
Einigung über diesen Punkt herbeizuführen, gäbe ur 
An und für sich ist es selbstverständlich, daß rat Bei 
Oesterreich zur Front Ungarn-Italien gehört, scheu F> 
Eine englische Zeitung meldet als Sensation, vor dies 
daß österreichische Truppen und auch Heimwehr Anklage 
an dre südslawische Grenze zur Verstärkung 
der Grenzwache abgesandt worden seien. ' ^ , 
^ . * Südslar 
■an «üdslawien hält die gereizte Stimmung tierung 
gegen Ungarn an. Belgrader Blätter fordern spannui 
nicht nur Genugtuung für Südslawien, son- sollte, is 
dern auch Sanktionen gegen Ungarns Auch lien bef 
sonst ist die Belgrader Presse alles andere als in anöe 
gemäßigt. Der -südslawische Außenminister soll von 
Ieftitsch erklärt, daß Ungarn mit seiner deraufri 
Forderung nach sofortiger Behandlung der macht n 
Angelegenheit den Wünschen Südslawiens ent- an Pole 
gegenkomme, da er sich nur auf die dringenden gehalten 
Vorstellungen gewisser Machte hin bereit er- Polen 
klärt habe, die Behandlung des südslawischen durch öt< 
Gesuches auf die Januartagung zu verschie- ordnetei 
ben. Jetzt wird der Verlauf der Dinge etwa auch Po 
folgender sein: Am 8. oder 4. Dezember wird schon seh 
der Völkerbundsrat in einer geheimen Sitzung eingegai 
siarn vor dem Völkerbund angeklagt, 
an diesem Königsmord mitschuldig sei. 
" eine internationale Behandlung und 
Nlng d^s Attentates verlangt, an und 
eine Selbstverständlichkeit, denn jeder 
lat wohl ein Interesse daran, zu erfah- 
jche Hintergründe das Attentat hat, und 
ll'i genügendem Schutz des Königs zu 
ern gewesen sei. Man spricht in Gew 
G nicht davon, ob der große Freund 
Rens — Frankreich — zum mindesten 
ît verhandelt werde. Die Buöapester 
<5 ^nit, daß die in der ursprünglichen 
1 er südslawischen Note enthaltene 
!, > kW. ."Ut einem „Auftreten wie 1914" mtr 
Mau spricht davon, 
... einem „Auftreten wie 1914" nur 
P'eiten des französischen Außenmini- 
!. fallen gelassen worden sei. Die 
Hirlap" gibt die italienische Stel- 
e dahin wieder, daß, wenn überhaupt 
zur Verantwortung gezogen werden 
* nur Frankreich sein könne. 
Eine große amerikanische Zeitung bringt schärfste Angriffe auf Frankreich. 
DNB. Newyork, 26. Nov. (Eig. Funkmeld.) 
as führende Hearst-Blatt „Newyork Ameri- 
n" veröffentlicht unter der ganzseitigen 
eberschrift „Französische Unehrlichkeit und 
anzösischer Militarismus — Schlimme Vor- 
icheu eines Weltkrieges" einen sensationel- 
gabc von Aeußerungen französischer Politiker, 
im Notfälle französische Truppen ins Saarge 
biet marschieren zu lassen, fährt „Newyork 
American" fort: Schon m diesem Punkte geht 
aus Frankreichs Haltung klar hervor, daß es 
den Geist des Versailler Vertrages verletzt 
und entschlossen ist, diesen lieber vollkommen 
null u. nichtig zu machen, als die gewinnbrin 
gende Besetzung des Saargebietcs auszugeben, 
obwohl diese ursprünglich nur als zeitweilig 
erklärt worden war. Schon haben französische 
Wortführer ihrem Bedauern über die Ver 
tragspunkte des Versailler Vertrages hinsicht 
lich der Saarabstimmung Ausdruck gegeben: 
die Vertragsbedingungen werden jetzt als 
„mindestens zweifelhaft" bezeichnet. 
Von keiner geringeren Persönlichkeit als 
dem früheren französischen Staatsprä 
sidenten M i l l e r a n d wird folgende Frage 
in einem selbst gezeichneten Artikel im „New 
york American" vom 25. November d. I. er 
hoben „Haben wir nicht das Recht zu behaup 
ten, daß die Saarlösung nachlässig angenom 
men wurde?" 
Da habe man, so unterstreicht das Blatt, die 
typisch französische Haltung, wenn sich eine 
Vertragsverweigerung ankündigt. Znerft ver 
wirrt Frankreich die Grundfrage; dann stellt 
es die bindende Wirkung seines Versprechens 
in Frage; dann bringt es künstliche Behaup 
tungen vor — in diesem Falle die angebliche 
deutsche Einmischung in die Freiheit zur 
Volksabstimmung; und schließlich erklärt es in 
großspuriger Selbstbefreiuung von allen Ei- 
genvcrpflichtungen, daß es durch das Ziehen 
des Schwertes nur eine „internationale Mis 
sion" durchführe, die die Zivilisation ihm auf- ! 
gezwungen habe. j 
e italienische Presse Ungarn se 
eine sofortige Klärung vor dem 
ì'iìsch^ verlangt, wird auch von amtlicher 
i* * eite Ungarn unterstützt. Die 
l «e§ ; mienische Stellungnahme sagt sol 
len Leitartikel, in dem es u. a. heißt 
Selbst wenn Frankreich auf 
keinen Krieg 
, »enig tat, um 
einen solchen zu verhindern oder auch nur hin 
auszuzögern. Immer herausfordernd, extrem 
n der Geltendmachung seiner Rechte aus al 
ien Verträgen, immer gneigt, deren Wortlaut 
zu verdrängen, um durch künstliche und an- 
cheinend einleuchtende Auslegung seine An 
sprüche zu vergrößern, stellt Frankreich die 
ewige Gefahr für den Weltfrieden dar, wäh 
rend es frommerweise seine Ergebenheit zu 
ihm vorschützt. 
Frankreichs Verhalten hinsichtlich der bevor 
stehenden Saarabstimmnng, führt das Blatt 
ort, ist nur ein Punkt und nur der letzte. 
Aus den halbamtlichen Aeußerungen französi- 
cher Staatsmänner geht hervor, daß Frank- 
des Versailler Vertrage 
gebiet betrifft, herausz 
bereitet den Weg vor für einen neuen Fall 
ì 8t , '"'wörtlichen italienischen Kreisen 
mit großer Aufmerksamkeit die 
bie durch die Ueberreichung der 
>»i ^..^^ştitsch bei der Kleinen Entente 
W>l e 11 in,. Verbund und anderwärts hervor- 
I r bann. In diesen Kreisen er- 
ļ Recht Ungarns darauf an, 
^ e fe J 6 Aussprache im Völkerbundsrat 
Ä e ^"klagen zu verlangen, und dieser 
Endpunkt wird von den italieni- 
* Ml Völkerbund selbst klar un- 
% %eifp ^ tt * Die verantwortlichen italieni- 
N o^ter r 5 d der Ansicht, daß eine Nation 
Kp. die schweren Anklagen bleiben kann, 
st Mm Ungarn erhobenen sind. Die 
ììkei reise halten die geschaffene Lage 
au "füllen aber nicht, daß sie unmit- 
V ernsteren Verwicklungen führen 
dah Me Zeitung „Lavoro Faszista" 
\ Italien ganz und gar nichts da- 
S p ênn der Völkerbundsrat die Prü- 
gegen Ungarn auf die gan- 
ņ "nd verwickelten Fragen des 
? ausdehne. Eine leichte Dro- 
dresse Frankreichs, das gerade 
.^àe^ben des Emigrantentums eine 
'h Ut-^ttassung gehabt und diesen Men- 
. ^.or geöffnet hat. 
tehenöen Saarabstimmnng, führt das Blatt 
ort, ist nur ein Punkt und nur der letzte. 
Aus den halbamtlichen Aeußerungen französi- 
cher Staatsmänner geht hervor, daß Frank 
reich dabei ist, sich aus seinen Verpflichtungen 
des Versailler Vertrages, soweit er das Saar- 
gebiet betrifft, herauszuwinden. Frankreich 
bereitet den Weg vor für einen neuen Fall 
der Verpflichtungverweigerung, die zum Eck 
stein der französischen internationalen Politik 
geworden ist, was auch Amerika durch die Zah 
lungsverweigerung Frankreichs erfahren hat. 
Frankreich ist dieser Verpflichtungsverweige 
rung so verfallen, es handhabt sie meisterhaft 
and schamlos. 
Nach einem kurzen Ueberblick über die Be 
dingungen des Versailler Vertrages, soweit 
sie das Saargebiet betreffen, und nach Wieöer- 
lassen, selbst wenn seine Haltung die Welt 
in einen neuen Krieg stürzen sollte. 
Man sollte nicht zulassen, daß sich Frank 
reich der Vorteile seiner Abkommen erfreut, 
während es seine Verpflichtungen zurückweist 
Das große Problem eines Krieges darf sich 
keinesfalls um Geiz und Hinterhältigkeit 
(crookedneß) Frankreichs drehen. 
Das Blatt schließt: Falls der Versailler 
Vertrag, der zu neun Zehntel zugunsten 
Frankreichs war, teilweise widerrufen wird, 
dann sollte er als Ganzes annulliert werden. 
Auf keinen Fall aber darf die selbstdienerische 
Doppelköpfigkeit Frankreichs einen neue» 
Weltkrieg heranfbeschwören. 
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