Full text: Newspaper volume (1934, Bd. 4)

Konferenz der deutschen Rundfunk- 
inķendanîen. 
Ausbau der Volksmusik. 
Am Donnerstag waren in München die In 
tendanten sämtlicher deutschen Rundfunksen 
der oder ihre Vertreter mit Reichssenüeleiter 
Haöamowsky versammelt, um das große künst 
lerische Programm der künftigen Rundfunk 
arbeit zu erörtern. 
Reichssendeleiter Haöamowsky brachte zum 
Ausdruck, daß der Rundfunk auf der Basis 
selbständiger und verantwortlicher Leitung 
durch die Intendanten eine wirklich boden 
ständige Kulturarbeit zu leisten hat. Ten Aus 
gangspunkt der Programmgestaltung bildet 
der Ausbau des Unterhaltungsteils. Haupt 
ziel ist eine Steigerung des Niveaus in Form 
und Ausführung. 
Der Rundfunk ist keine'Zeitung und kein 
Nachrichtendienst, sondern ein künstlerisches 
Instrument. In der Winterarbeit werden 
die Musiksendungen, die im Frühjahr mit 
Uebertragung derBeethoven-Sinfonien begon 
nen wurden, ihre Fortsetzung finden. Begin 
nend mit dem 21. Oktober, werden bis zum 
10. Februar an jedem Sonntagabend, 21.80 
Uhr, zusammen 15 Meisterkonzerte veranstal 
tet, die jeweils den Höhepunkt des Wochen 
programms bilden werden. Ferner wird das 
Jahr 1935 als Bach-Händel-Jahr anläßlich der 
260. Wiederkehr des Geburtstages der beiden 
großen Tonsetzer anch im Rundfunk begangen 
werden. Von der dritten Februarwoche an 
werden bis zum Sommer in je fünf Reichs- 
senüungen fünf große Werke beider Meister 
übertragen. Außerdem werden die einzelnen 
Reichssender je eine Bach- oder Händel-Sen- 
dung einfügen. 
Erwähnt sei noch, daß die Pausenzeichen 
künftig in der Regel durch musikalische Zwi 
schen- und Vorspiele ersetzt werden, wie sie 
sich schon bei den Uebertragungen vom Partei 
tag und vom Bückeberg bewährt haben. 
sprüngkichen Bedenken gegen vaS neue Schutz- 
verfahren aufgegeben. Die Herstellung des 
Impfstoffes gegen das Gelbe Fieber soll in 
Dakkar in großem Maßstabe aufgenommen 
werden. 
Schutzimpfung gegen das Gelbe Fieber. 
Wie der „New Aork Herald" berichtet, haben 
ein französischer und ein amerikanischer Arzt, 
Dr. Laigret und Dr. Sellarös, beide vom Pa 
steur-Institut in Tunis, ein Jmpfverfahren 
gegen das Gelbe Fieber entdeckt. Nach der 
Darstellung des Professors Nicolle vom Pari 
ser College de France gründet sich das Verfah 
ren auf früher von Professor Theiler durch 
geführte Versuche. Dieser spritzte Mäusen den 
Gelbfieber-Bazillus ein. Durch Uebertragung 
der so gewonnenen Kulturen auf Affen ent 
stand der neue Impfstoff. Die Mäuse gingen 
ein, während die Affen keinerlei Schaden er 
litten. Das Pariser Pasteur-Institut erlaubte 
den beiden Gelehrten jedoch nicht, ihre Versuche 
auf Menschen auszudehnen. Sie gingen darum 
nach Dakkar. Dort haben sie in den letzten 
zwei Jahren an mehr als 3000 Eingeborenen 
und Europäern ihre Versuche mit Erfolg 
durchgeführt. Die Behörden haben ihre ur- 
Nussische Zustände. 
Die Sportkommission des Goröon-Vennett- 
Fluges hat bei der Sowjetbehörde um Nach 
forschungen nach dem Verbleib der Bordbü 
cher der Ballons „Deutschland", „Zürich" und 
„Kosciuszko" gebeten, die in Leningrad bzw. 
Woronesch zur Post gegeben wurden, seitdem 
aber spurlos verschwunden sind. 
Raubmörder Heimer festgenommen. 
Die Gendarmerie in Landsberg a. ö. Lech 
hat am Donnerstag den flüchtigen Raubmör 
der Heimer, der vor einigen Tagen in Augs 
burg die Ehefrau Wild durch Messerstiche ge 
tötet und dann ihre Ersparnisse in Höhe von 
250 Mark geraubt hatte, festgenommen. 
Verlassene Geliebte als Brandstifterin. 
Die Rache einer verlassenen Frau hat ge 
stern nacht eine furchtbare Katastrophe über 
die Gemeinde Loöaesti in Bessarabien herauf 
beschworen. Während ein Bursche namens 
Georg Spoiala seine Hochzeit mit einem 
Mädchen der Gemeinde feierte, legte seine ver 
lassene Geliebte a« vier Ecken des Hauses, in 
dem die Hochzeitsfeierlichkeiten stattfanden, 
Feuer an. Gerade als die Festlichkeiten ihren 
Höhepunkt erreicht hatten, fanden sich die Hoch- 
zeitsgäste plötzlich von Flammen eingekreist 
Die Gäste konnten mit Mühe und Not ihr 
nacktes Leben retten. Das Feuer wütete wei 
ter und erfaßte schließlich die Häuser der Nach 
barschaft. Etwa 30 Häuser fielen den Flam 
men zum Opfer. Nur mit großer Mühe konnte 
man des furchtbaren Brandes Herr werden 
und den Rest der Ortschaft retten. 
Zwei Todesopfer 
einer rätselhaften Vergiftung. 
Unter schweren Vergiftungserscheinungen 
wurden in das Stettiner Krankenhaus der 
Rentner Battige uud der Händler Rudat ein 
geliefert. Beide hatten in einer Schankwirt- 
schaft von einer Flüssigkeit aus einer mitge 
brachten Flasche einen tüchtigen Schluck zu sich 
genommen und waren einige Zeit später leb 
los umgefallen. Kurze Zeit nach ihrer Ein 
lieferung, die ein sofort hinzugezogener Arzt 
veranlaßt hatte, sind beide, ohne die Besin 
nung wiedererlangt zu haben, verstorben. Die 
Untersuchungen über die rätselhafte Angele 
genheit sind im Gange. 
21 Jahre Zuchthaus für eine jugendliche 
Einbrecherbande. 
Die große Strafkammer verurteilte eine 
jugendliche Räuberbande wegen schweren 
Bandendiebstahls zu empfindlichen Zuchthaus 
strafen. Die zum Teil mehrfach vorbestraften 
Angeklagten, sämtlich im Alter von 22 bis 24 
Jahren, gingen bei ihren Diebesfahrten rück 
sichtslos und gewalttätig vor. Mit Hilfe von 
Schußwaffen versuchten sie, ihre planmäßigen 
Einbrüche zu einem lohnenden „Erwerb" zu 
machen, der ihnen aber in den seltensten Fäl 
len viel einbrachte. Nach ihrem letzten schwe 
ren Einbruch, bei dem sie einen Nachtwächter 
gefesselt und mit geladenem Revolver be 
droht hatten, konnte die Bande dingfest ge 
macht werden. Das Gericht verhängte gegen 
sie eine Gesamtzuchthausstrafe von 21 Jahren 
und 10 Jahren Ehrverlust. 
Zwei Jahre im sibirischen Eismeer. 
Kkklisforfchee nach Lenmgra- zurückgebracht. 
Nach über zwei Jahren ist jetzt eine sowjet- 
russische Arktis-Expedition nach Leningrad 
zurückgekehrt. Die aus vier Personen be 
stehende Forschergruppe hat auf dem Taimyr- 
Archipel im westlichen Teil des Sibirischen 
Eismeeres zweimal überwintern müssen, ehe 
ihr die Rückkehr ermöglicht werden konnte. 
Die Forscher haben auf ihrem eigentlichen 
Expeditionsgebiet, dem menschenleeren Nord- 
land (Sewernaja Semlja), kartographische so 
wie pflanzen- und tierkundliche und geologi 
sche Arbeiten ausgeführt,' auch die Eis 
bewegungen wurden wissenschaftlich beobachtet. 
Die Expedition, die von der Arktisforscherin 
Frau Nina Temme geleitet wurde und zu der 
der Meteorologe Senkow sowie ein Funker 
und ein Koch gehörten, wurde am 16. August 
1932 durch den Eisbrecher „Russanow" auf 
Nordland abgesetzt. Der Versuch, sie im Herbst 
1933 wieder abzuholen, mißlang, da der Eis 
brecher „Sedow" wegen unüberwindlicher 
Schwierigkeiten umkehren mußte. So waren 
die Expeditionsteilnehmer gezwungen, einen 
zweiten Winter über auf Nordland zu bleiben, 
was natürlich nur unter größten Schwierig 
keiten möglich war. Zwar reichten die Kohlen 
vorräte noch aus, aber der Holz- und Petro- 
leumbestand war bald erschöpft. Der Vorrat 
an Nahrungsmitteln wurde durch Jagd auf 
Eisbären ergänzt, von denen im Laufe der 
beiden Winter 19 erlegt wurden. 
Auch im Sommer dieses Jahres vermochte 
sich kein Hilfsschiff den Weg nach Nordlanö zu 
bahnen. Mian entschloß sich daher zur Ent 
sendung eines Wasserflugzeuges, das nun am 
27. August auf einer inzwischen eisfrei gewor 
denen Insel niedergehen und die Expedition 
an Bord nehmen konnte. Nach 2^stündigeM 
Fluge war Kap Tscheljuskin erreicht, wo der 
Eisbrecher „Sibirjakow" die Forscher über 
nahm. 
Ueber die Inselgruppe von Sewernaja 
Semlja, die nun wieder völlig menschenleer 
daliegt, führte im Juli 1931 auch der Arktis 
flug des Luftschiffes „Graf Zeppelin". 
VsW. 
Aus Anlaß ihres 15jährigen Bestehens W 
die Technische Nothilfe an den Führer uw 
Reichskanzler ein Telegramm gerichtet, 
dem sie treue Gefolgschaft zu Führer uw 
Reich bekennt. Der Führer hat der TN. tele 
graphisch seinen Dank für die bisher gelei 
stete Arbeit sowie für das Treuegelöbnis uw 
die Grüße ausgesprochen. 
Dem Präsidenten des Internationalen 
telbesitzervereins hat der Führer ein Tele- 
gramm gesandt, in dem er den in Berlin ta 
genden Hotelbesitzern seine Grüße und feinet 
Dank für ein Grußtelegramm übermittelt. 
In Stuttgart fand gestern der Abschluß de> 
Jahrestagung des Deutschen Vereins gege» 
den Alkholismus statt. Die Tagung stand ut 
ter dem Thema: Rassenhygiene und Raffet 
ertüchtigung, Förderung der Landwirtschaş 
durch gärungslose Fruchtverwertung uw 
Mehrung der Verkehrssicherheit durch Nûş 
ternheit. Reichs- und Staatsbehörden soB 
die Bevölkerung zeigten Interesse an de 
Verhandlungen. 
Auf dem Rhein unterhalb Orsoy ereignet 
sich ein schweres Schiffsunglück. Ein 
Schwemmsteinen beladenes Motorschiff schln! 
voll Wasser und sank innerhalb weniger Ş 
nuten. Ein Schiffsmatrose und dessen Frw 
ertranken. 
. Lübeck. Dr«. 
Die stark ansteigende Entwicklung del 
Rostocker Hafenverkehrs hat die maßgebende^ 
Stellen zu der Ueberzeugung geführt, daß ein 1 
Erweiterung der Hafenanlagen unumgängl« 
notwendig erscheint. — Der geplante Neubal 
eines Silospeichers wird mit seiner Höhe vo>> 
41 Meter alle umstehenden Häuser bei weites 
überragen und damit dem Rostocker Stadtbild 
eine ganz neue Note geben. 
Der Brückenbau bei Dömitz hat zahlreich 1 
Straßenbauarbeiten nach sich gezogen, so 
der Arbeitsmarkt eine weitere Belebung er 
fahren hat. In Erwartung des kommender 
starken Autoverkehrs zwischen Hannover 
Mecklenburg muß die Chaussee Tömitz-Llü' 
wigslust, die die Verbindung mit der Ber 
lin-Hamburger Chaussee herstellt, verbreit^ 
und in den Kurven überhöht werden. 
Aus dem Zuchthaus Bremen—Ortlepķ 
Hansen ist in der vergangenen Nacht der l 
Jähre alte aus Wien stammende Strafgesä 
gene Karl Kargel entwichen. Kargel ist 
Fassadenkletterer bekannt und hatte ei» 1 
Strafe von drei Jahren Zuchthaus zu vA 
büßen, an die sich Sicherungsverwahrung aw 
schließen sollte. 
Auf der Unterelbe stießen in der Nähe vol 
Wittenbergen der Dampfer „Stetnhyft" 
der Motorsegler „Amanda" zusammen. Dabei 
wurde der Motorsegler so stark beschädigt, dal 
er sinkend auf den Strand gesetzt werdet 
mußte. Die Ehefrau des Schiffers Döllinge' 
vom Motorsegler „Amanda" stürzte bei de^ 
Anprall der Fahrzeuge über Bord und 
trank. 
Ņêŗ / Roman von A. Sazenhosen. 
Urheberrechtsschutz durch Verlags anstatt Manz,Regensburg. 
Nachdruck verboten. 
Sie hörte einen kleinen Vogel auf der Linde 
vor dem offenen Fenster jubeln, sah auf, sah 
den Glanz der Sonne über allem. . . ließ die 
Feder fallen, die rollte -von dem kleinen 
Schreibtisch aus den blauen Teppich . . . und 
Erika senkte ihren Kopf in die Hände und be 
gann wortlos zu beten. 
Lieber Gott, gib mir Kraft, gib meinem 
Herzen . . . den Frieden! 
Dann schrieb sie langsam ihren Brief zu 
Ende. 
Zwei Tage später fuhr sie zur Bahn. 
Olga hatte telegraphiert. Sie fiel der Tante 
halb lachend, halb weinend um den Hals, als 
sie ausstieg. 
Auf der Heimfahrt lehnte sie ihren Kopf 
an deren Schulter. Olga sprach leise, daß es 
der Kutscher nicht hören konnte. 
„Schau Kinderl... es ist schon so im Leben! 
Der liebe Gott macht es schon immer recht, 
wenn man es sich auch oft ganz anders vor 
stellt. Dein guter Papa würde auch Ja sagen 
dazu." 
„Glaubst du, Tante?" 
„Gewiß, Erika! Und was man einem ein 
samen und armen Menschen an Glück schenkt, 
das kommt immer wieder zu einem selbst 
zurück, weil doch kein Opfer unbelohnt bleibt." 
Dabei streichelte sie Erikas Hände. 
. . und das andere, Kinderl, schau . . . das 
ist so: man geht in einem Park spazieren, mit 
viel verschlungenen Wegen, aber man kommt 
doch wieder dorthin, wo man ausgegangen, 
weil alles in der Runde geht. Viele sind 
schon auf so verschlungenen Wegen zu ihrer 
wahren Liebe gekommen, aber man muß es 
Gott anheimgeben und nur seine Pflicht tun, 
er sorgt dann schon. Aber gelt... ich habe es 
dir doch recht gesagt, es war der Zsi . . ." 
Erika preßte die Hand, die die ihre hielt, 
krampfhaft und Tante Olga schwieg. 
Als sie in Belat Keretsz vorführen, war 
Erika fröhlich, wie immer. 
Sie lief auf Lajos zu, der die Treppe her 
abkam. 
«Da ist 
Lajos kniff die Augey zusammen. Schön 
war sie nicht. 
Eine kleine, ein wenig zerknitterte Person. 
Aber die Stimme schlug ihn sofort in Bann. 
Sie hatte einen so angenehmen Klang. Ein 
gutes und fröhliches Herz schwang daraus. 
„Ja, hier bin ich, Baron Keretsz!" 
„Willkommen!" sagte er kurz und ging 
neben ihr durch die Halle. Er war befriedigt. 
Sie hatte Takt, daß sie nicht „Onkel" sagte. 
Das könnte ihm abgehen, der Onkel von einer 
... na wie alt mochte sie sein? Ende vierzig 
. . . also von so einer alten Frau zu heißen. 
Wenn er es auch war ... er mußte nicht 
immer daran erinnert sein, daß er Erikas ... 
Großonkel war. 
Im Saal blieb er stehen. 
Erika hatte noch Friedrich den Schirm und 
den Mantel aufgepackt. 
„Frau von Werning, hat Erika Sie unter 
richtet, über die Ursache Ihres Hierseins und 
was ich von Ihnen erbitte?" 
„Ja." 
„Ich hoffe, Sie billigen meinen Entschluß. 
Es handelt sich um Erikas gesicherte Zukunft." 
Olga sah ihm in die Augen. «» 
„Es ist gut und edel von Ihnen und . . . 
Erika ist glücklich." 
Sie sah das Zucken in seinem Gesicht und 
sagte schnell: 
. . ich begreife auch, daß Sie sie lieben." 
Da führte er rasch ihre Hand an die Lippen. 
„Ich danke Ihnen! Da ist Erika. Sie wird 
Sie in ihr Zimmer führen wollen. Ich hoffe, 
wir werden gute Freunde werden, Frau von 
Werning!" 
Es war wie im Märchen, oder wie auf 
einem ganz alten Gobelin, wo die Farben so 
fern und doch so warm sind ... ein alter 
König in Purpur und dieser Purpur leuchtet 
noch und an seiner Hand die junge Königin 
und Vögel in sich neigenden Zweigen, gefie 
dert bunt, und singend . . . Laubengänge und 
im Hintergrund irgendwo der weiße Marmor 
stein von Göttinnen und Amoretten. 
Ja .. . so! 
Belat Keretsz hatte eine Kapelle. 
Sie stand steinwurfweit vom Schloß unter 
Platanen mit gefleckten Stämmen und ein 
offener Arkadengang führte vom Schloß zu 
ihr. 
Und es war früher Herbsttag. 
So ein Tag im Oktober, wo das Sonnenlicht 
durch angefärbte Blätter scheint, daß sie 
leuchten, wie pures Gold, leise sich vom Aste 
lösen und schwebend fallen. 
Ein Tag, der noch warm ist und doch den 
singenden Wind mitbringt, der dies Lösen und 
Fallen spielend besorgt. 
Belat Keretsz lag wie im Traum. 
Kein Schritt klang, kein Wort. 
Im Gutshof drüben waren Scheuertore und 
Türen geschlossen, keine Hand rührte sich mehr. 
Um den Fuß der Säulen des Arkaden 
ganges legten sich leise ein paar rostbraune 
und gelbe Blätter, wie eine Verbrämung. 
Hinten bauten sich ein paar Ulmen auf und 
standen durchleuchtet vor der herbstbleichen 
Sonne. 
Die Türe zur Kapelle war weit offen. 
Aus ihr drang hauchfein ein grauer Schleier 
von Weihrauch, durch den die Kerzen, wie 
kleine, gelbe Punkte lichtlos brannten. 
Rechts, im Chorstuhl, kniete Tante Olga und 
ihr gegenüber, sehr ernst, sehr feierlich, in 
langen schwarzen Gehröcken, der Verwalter 
und der Bürgermeister des Ortes. Sonst war 
niemand da. 
Nur der Geistliche, im weißen, spitzenbehan- 
genen Chorhemd und der Stola stand mit dem 
Rücken gegen den Altar und wartete. 
Seine weißen, lockigen Haare umzog ein 
Sonnenstrahl, der gerade durch ein rotes Glas 
schien und das war der Purpurkragen eines 
heiligen Bischofs ... mit Glutlinien. 
Sie warteten. 
Da kam durch die offene Türe, die sich vom 
Schloß auf den Arkadengang aufgetan und der 
Kapellenpforte gerade gegenüber war, Lajos. 
Er trug schwer an Gold, Pelz und Purpur, 
als Magnat der ungarischen Krone, an diesem 
Ehrentag. 
So sah er aus wie der König im Märchen 
und führte an seiner Hand die Braut. 
Sie war in schleppender, weißer Seide und 
über sie rieselte der kostbare Spitzenschleier 
. . . und man sah fast nichts von ihr. 
Immer, wenn eine Säule sie verbarg, 
glitt noch die schimmernde Seide im Zwischen 
raum der Säulen ... da kam der Wind und 
löste die purpurnen Blätter, die sich an de 1 
Randstein gelegt hatten und blies sie ös 1 
Schleppe nach und um sie herum und Î' 1 
raschelten darüber hin. 
Herbst . . . Herbst. 
Sonst war niemand da . . . niemand. 
Der Pfarrer sah ihnen entgegen und senkt 1 
dann den Blick auf den rotbrokatenen Bet 
stuhl, wo sie in einer Minute knien würden- 
Er hatte viel Jugend schon eingesegnet .• • 
viel Jugend, die zusammen gehörte und mußt 1 
denken, wie Sterben und Leben doch einande 1 
so nahe ist . . . draußen der Krieg und hie 1 
die zwei Menschen . . . die .. . 
Da traten sie über die Schwelle. 
Tante Olga legte ihr Gesicht in beid 1 
Hände. 
Di, 
Es hätte nicht anders sein können. 
Wie hätte es sollen? Hätte Lajos KereĢ 
der sein großes Glück so geheim hielt, di 1 
rufen sollen, die hinter ihm gespottet hätten 1 
Wer hätt das geglaubt von dem Alten? Wa 1 
er nicht schon mit einem Fuß im Grab . -ļ 
und jetzt heiratet er noch eine junge giß» 1 : 
oder... ei, ei, die hat's verstanden! Fein W 
sie sich den Alten eingefädelt. 
Lajos Keretsz kannte die Menschen. 
Dem alten Pfarrer, dem Verwalter, de"' 
Bürgermeister ward im Saal ein Imbiß se^ 
viert. Lajos setzte sich auf eine Stunde $ 
ihnen. 
Tante Olga nahm im Schlafzimmer Erik^ 
— sie bewohnte jetzt den gelben Salon n" 
die anstoßenden Zimmer — der jungen Fra 1 
den Schleier ab. Still und schweigsam 
Erika ihr Brautkleid aus und legte ein Kleu 
von dunkelblauer Seide an, mit feinem P"" 
verbrämt. 
(Fortsetzung folgt.) 
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