Full text: Newspaper volume (1934, Bd. 4)

$ut Unterhaltung 
Rr. 232 
Beilage Der Schleswiq.Zo.steinischm LanSeszeitunr lRendsbucger Tageblatt, 
Donnerstag, den 4 Oktober 1934 
3m Sonderzug nach Oberbayern. 
Von Dr. W ö l f e r. 
VI. 
Heute sehe ich mir die Karwendelwanö und 
die Hütte auf ihrer halben Höhe von unten 
an, doch beide sind von einem Kranz weißer 
Wolken umgeben, die wie langsam schwebende 
, Watteflocken auch im unteren Teil des Berges 
in den Schluchten hängen und in der Ferne 
wie Schnee erscheinen. In kalten Nächten 
können die Bergspitzen vereisen, und die Zug 
spitze hat ewigen Schnee. Und doch: Im Winter 
gehen die Menschen hier auf dem Schnee bei 
20 Grad in der Sonne im Badeanzüge. 
Man sagt: An der See habe man immer Ab 
wechselung vom Strandkorbe aus, die See sei 
immer anders, je nach der Beleuchtung. Mag 
sein, aber auch im Gebirge gibt jede Wendung 
des Weges oder Auges ein stets verändertes 
Bild und die in rotem Abendsonnenlicht rosa 
erstrahlenden Karwenöelzinken und Wände 
oder ein vom Schneefernerhaus erlebter 
Sonnenaufgang wirken nicht geringer, als 
wenn am Horizont über dem weiten Meere 
die Sonne zur Rüste geht und im Hellgelb, 
Atlasblau und Purpurrot des Abendhimmels 
als rote Scheibe versinkt, Stück um Stück, un 
aufhaltsam, bis der Mond sein silbernes Licht 
auf die unendliche Wasserfläche gießt, deren 
Branden den Sommergast an der See in 
den Schlaf wiegt. — Beides ist schön, See und 
Gebirge, beides wirkt gewaltig durch die 
Natur und ihre Massen,' es ist nicht richtig. 
Tinge zu zergliedern und zu vergleichen, die 
sich nicht vergleichen lassen. Richtig ist nur 
die Erkenntnis: Deutsche Heimat, wie bist du 
schön! — 
Diese Erkenntnis kam uns wieder, Tag um 
Tag in Mittenwald, auch auf der Fahrt ent 
lang der blaugrünen Isar nach dem blauen 
Walchensee mit dem Klöster! am Ufer und 
dem Gasthause zur Post. Ob ein See noch 
blauer sein kann? Mag sein, schöner als unse 
re deutschen oberbayerischen Seen kaum, und 
die Deutschen, die nach Italien müssen, sollte 
man fragen, ob sie ihre eigene deutsche Heimat 
kennen: Masuren und den Rhein, die Heide 
und die See, das waldige Mittelgebirge und 
die deutschen Alpen mit ihren Seen. Die Fahrt 
über die Kesselbergstraße ist ein Meisterstück 
für den Kraftwagenführer, das im Verein 
mit der Erhabenheit der Natur Bewunderung 
fordert. Zweihundert Meter schraubt sich der 
Wagen auf der schmalen Teerstraße unter 
stetem Begegnen mit anderen Kraftfahrzeugen, 
die, so scheint es, kaum eine Handbreit Zwi 
schenraum zwischen einer Katastrophe lassen, 
herab zum Kochelsee. — 
Wo der Wind über das Meer oder über die 
Heide weht, wo ein Fluß zu Tal fließt oder 
ein Bach über Felsen in die Tiefe stürzt, da ist 
Kraft, Kraft, die man beliebig formen und 
leiten kann als elektrischen Strom, Magd und 
Herrin zugleich. Der Mensch beugt"sie seinem 
Dienst und seine Technik zwang auch den 
Höhenunterschied des Walchen- und des Kochel 
sees von 200 Meter zur Hergäbe der Kraft, 
die im Gefälle des Wassers liegt. In 6 Roh 
ren von je 2 Meter Durchmesser wird das 
Wasser des aus dem Jsarkanal gespeisten 
Walchensees auf 6 Turbinen vor dem Kochel 
see geleitet, die mit ihren 168 000 Pferdekräs- 
ten der Elektrizitätsversorgung des Landes, 
auch der elektrischen Gebirgsbahn, dienen. — 
Natur und Technik, welch gewaltiger Zusam 
menklang in der Arbeit dieser 6 Turbinen 
angesichts der öfachen Rohrleitung in den 
Bergen, Sie wie eine Riesenharfe ihr Lied von 
der Kraft im Maschinenraum braust. 
Durch die Technik nicht gebändigte Wasser 
fälle stürzen als Gebirgswasser vom Felsen 
in die Tiefe über Steilhänge,' sie verleihen der 
Landschaft Leben, wie das rauschende Wasser 
der Leutasch, die sich bei Mittenwald mit der 
Isar vereinigt. Die sattgrünen Almen mit 
den in den Bergen kletternden Kühen am 
Gletscherschliff an der Tiroler Grenze, dicht 
am Torfe, und ein Weg nach Elmau über das 
Felseneck, das sind Wirkungen, denen sich nie 
mand entziehen kann. 
Leichte Luft, fröhliche Umgebung von heimi 
scher Bevölkerung, begrüßt mit „Grüß Gott", 
gibt leichten Sinn und frohes Herz. — Teuer 
ist nur die Bahnfahrt hierher zu gewöhn 
lichem Tarif,' — Nachtfahrten sind nicht all 
gemein beliebt —. Die Zukunft mag durch 
billigere Preise der Bahn für Tagfahrten 
oder durch die Autostraßen den Verkehr 
zwischen Nord und Süd erleichtern. Man lebt 
hier billig. Soll ich Preise nennen? Ein 
Bett in einem Zimmer mit der landesüblichen 
Holzgalerie der Alpenhäuser, blitzsauber mit 
freundlicher Bedienung ist für 1,40 MJl zu 
haben. Dazu Kaffee für 40 Pfg. Dafür kann 
man sich den ganzen Tag die Berge betrach 
ten, ohne sie besteigen zu müssen. Aber selbst 
das gibt mit der Zeit Appetit. Im Städtchen 
genießt man Ochsenfleisch, Kaiserschmarrn, 
Bauernschmauß mit Gselchtem und Knödel 
für 1,— JUi. Dazu trinkt man das billige 
gute Bier im Gemäß von J4 Liter aufwärts. 
Man kann auch, sofern einem der Sinn da 
nach steht, seinen Kaffee im großstädtischen 
Restaurant einnehmen, wo die Damen im 
Teehut sitzen und man sich mit gemessener 
Höflichkeit formell begegnet. Am Abend kauft 
man sich ein Kipfel Brot, Butter, die man sich 
salzt, und Obst oder Käse, wenn man nicht in 
einer Gaststätte zu Abend essen oder in der 
Molkerei Joghurt oder Dickmilch löffeln will, 
lSchluß folgt.) 
Wnnt« Writ. 
Tie dicke Berta des 14. Jahrhunderts. 
Nur wenige wissen, daß die berühmten 42- 
Zentimeter-Geschütze des Weltkrieges durch 
alte Kaliber aus der Zeit vor dem Dreißig 
jährigen Krieg weit überholt wurden. In 
sehr eigenartiger Weise waren diese riesigen 
Kufsthm tmņmbss Fund in Bethlehem. 
Neue Forschungen über die Geburtskirche. 
Bethlehem ist einer der besuchtesten Wall 
fahrtsorte der Christenheit. Ten Haupt 
anziehungspunkt für die Pilger bildet die 
Geburtsgrotte, in der sich das göttliche Ge 
heimnis vollendete: es ist eine Höhle von un 
regelmäßiger Form, 12 Meter lang, 5 Nieter 
breit,' in ihrem Hintergrund befinden sich 
mehrere Altäre. Ueber einem von diesen er 
strahlt ein silberner Stern, hier wurde von 
der Jungfrau Maria Jesus Christus geboren. 
Auf der rechten Seite sieht man einen 
Marmorblock, der die Form einer Wiege zeigt. 
Dort soll die Krippe gestanden haben. An 
den Seiten der Gänge, die zu den Gcburts- 
grotten führen, liegen die Gräber der Heili 
gen, die den größten Teil ihres Lebens betend 
und betrachtend an der Quelle der göttlichen 
Geheimnisse zubrachten. Ueber diesen Grot 
ten und durch Treppen mit ihnen verbunden, 
erhebt sich die Geburtskirche, eine große 
Basilika, die von Gärten umgeben ist. Nun 
haben die jüngsten Ausgrabungen in der 
Geburtskirche zu aufsehenerregenden Ergeb 
nissen geführt. Außer dem Mosaikfußboden 
aus dem in den Jahren 326 bis 333 nach Chr. 
Geburt errichteten Konstantinbau, der da 
maligen Marienkirche, fand man römische 
Mauerreste, deren Fluchtlinie erkennen läßt, 
daß Kaiser Hadrian mit seinem im Jahre 138 
nach Chr. Geburt erfolgten Bau eines Adonis- 
Tempels die durch ihn zerstörte Kultstätte der 
ersten Christen aus religiösen und Staats 
gründen entweihen ließ, um damit die von 
ihm unterdrückten Christen zu treffen. 
Damit scheint der Beweis erbracht, daß an 
dieser Stelle, der heutigen Geburtsgrotte, schon 
von den Christen des ausgehenden ersten 
Jahrhunderts die Geburtsstätte Christi ver 
ehrt wurde. In der altchristlichen Ueber 
lieferung galt ja die Geburtskirche zu Beth 
lehem unter allen heiligen Stätten der 
Christenheit schon immer als einzige, über 
deren Echtheit kein Zweifel bestehen konnte. 
So weit das Gedächtnis der Menschen zurück 
reicht, stand die Herberge, in der Maria und 
Joseph einkehrten, aus dem Kamm des sanften 
Hügels, der sich in der Mitte der Stadt er 
hebt. Tie Höhle, die heute als Geburtsstätte 
Jesu gilt, wurde nach der Ueberlieferung 
bereits in der ersten Christenzeit verehrt und 
von der heiligen Helena, der Mutter Kon 
stantins, als der Ort festgestellt, auf dem der 
Stall gestanden hat. Durch den jetzt gemach 
ten aufsehenerregenden Fund erscheint aber 
auch die altchristliche Ueberlieferung archäo 
logisch bewiesen. 
Geschütze, über die Matschoß in der „Teutsches 
Rundschau" berichtet, aus Längsstüben, wie 
Fässer aus Tauben, zusammengesetzt. Tick/ 
nebeneinanderliegende Ringe hielten sie zm 
sammen. Die Abmessungen waren gerades« 
abenteuerlich, wird doch von alten Geschütze« 
mit bis über 90 Zentimeter Kaliber berichtet! 
allerdings wird auch öfter vermerkt, daß das 
Geschütz beim ersten Schuß zerbrochen set 
Mit der bloßen Vergrößerung der Abmessun 
gen war es also nicht getan. Aber nebet 
solchen verfehlten Konstruktionen erreichte d« 
deutsche Technik schon vor dem Dreißigjährigst 
Kriege durch die Schaffung bewunderswertck 
Meisterwerke Weltgeltung. Matschoß weif 
auch allerlei interessante Einzelheiten übet 
den Waffenfabrikanten Peter Pögel mitzu 
teilen, der für Kaiser Friedrich lil. und ösi 
Stadt Wien große Aufträge ausführte. Ge 
schütze, Hackenbüchsen und Kanonenkugel« 
fertigte er schon in Massen, und Kaiser 
Maximilian bestellte bei Pögels Sohn Sebald 
im Jahre 1800 den halben Jahresbeöarf des 
Innsbrucker Zeughauses: 250 große, 100« 
kurze Hackenbüchsen, 25 Haubitzen und 120 
Kammerschlangen. 
Laszlo malt Prinzessin Marina. 
Aus London kommt die Nachricht, daß die 
Braut des Prinzen Georg von England, 
Prinzessin Marina von Griechenland, den be 
kannten Maler Philipp Laszlo in seinem Ate 
lier aufgesucht hat, um sich von ihm malen z« 
lassen. Das Porträt der Prinzessin ist für 
das englische Königshaus bestimmt. Laszlo er 
klärte, daß er die Prinzessin schon als sechs 
jähriges Kind kennengelernt habe, als er vor 
dem Kriege in Athen mehrere Mitglieder der 
griechischen Herrscherfamilie gemalt hat. 
Prof. Bergius 50 Jahre alt. 
Ter durch seine Arbeiten ans dem Gebiet 
der Kohleverflüssigung und der Verzuckerung 
des Holzes berühmt gewordene deutsche Che 
miker Prof. Dr. Bergius wird am 11. Oktober 
50 Jahre alt. 
Ķrrke vsn Uhararr. 
Eine Simon-Tach-Geschichte 
von Wilhelm Mesch. 
Wir hatten das trmherzig-innige Lied den 
Vermählten zu Ehren gesungen. Meine Nach 
barin wandte sich zu mir und fragte scherzend: 
„Ob das unsterbliche Aennchen auch so glück 
lich an ihrem Hochzeitstage ausgesehen haben 
mag wie unsere Braut hmte?" 
„Zweifellos", entgegnete ich, „aber weniger 
der Herr Gemahl." 
„Und warum?" 
„Ich will es Ihnen erzählen!" 
Man war aufgestanden. Ein paar Worte, 
und wir saßen, von leiser Musik umtönt, in 
einer Nische. 
„Nun?" fragten ihre Augen. 
„Es wär schon spät, als Johannes Por- 
tatius, wohlbestallter Pfarrer, in das kleine 
Losament seines Freundes Simon Dach, 
Poeten und Kollaborators an der löblichen 
Tomschule zu Königsberg, trat. Tie Glocken 
waren schon verstummt, die Gasstn lagen leer. 
Nur vom Pregel her tönte melancholisch ein 
polnisches Schifferlied und trug einen seltsam 
fremden Zug in die stolze, deutschen Bürger 
geist atmende Umgebung seiner hochgiebeligen 
Klause. ' Der- Magister, ein guter Dreißiger, 
hatte sein Studierlämplein angezündet und 
saß über Horaz' geliebten Versen. Sein mäch 
tiges Tintenfaß mit ö°m groben Federkiel 
stand neben dem soliden Schweinslederband. 
Hin und wieder tauchte er ein und schrieb ein 
paar Worte, ein Reimlein, wie es ihm bei der 
Lesung ö°s alten Heiden aus dem Kopf sprin 
gen mochte. Es war so leicht nicht, immer 
neue Carmina für Hochzeit, Kindtaufe, Doktor- 
schmaus, Leichenfeier und tausend Lebens- 
Me anzufertigen, und es tat gut, dann und 
wann bei den Alten anzupochen und ihre 
bunte, fröhliche Weisheit vor den deutschen 
Poetenkarren zu spannen, der ob solchen Tuns 
oft im Sande stecken bleiben wollte. Doch 
konnte er die reimleinhungrigen Kunden nicht 
mit langen Gesichtern heimschicken,' sein Beutel 
mochte der Füchslein nicht entbehren, und die 
hundert Taler, die ihm sein neuerliches Bitt- 
Reymen umb ein Stipendium sein gnädigster 
Landesherr Georg Wilhelm versprochen hatte, 
kamen nicht an. Woher auch, waren doch alle 
Kassen durch den bösen Krieg leer geworden! 
Portativs' Bitte an den berühmten Studien 
freund wollte ein Hochzeitslied für Anke, wie 
sie das Dorf nannte, und ihn. Si° ward ihm 
schwer, wußte er doch, wie tief sie in Herrn 
Simons Herzkämmerlein schien. Aber ihre 
Mutter, die stolz auf des Schwiegersohns 
Freundschaft mit Königsbergs Singschwan 
war, wollte es. Und welche Ausflucht hatte 
sein guter, grader Sinn erfinden sollen? 
Simon hatte es sich wohl gedacht und fragte 
ganz still und fast gleichgültig nach Alter, 
Namen, Lieblingsblumen und -liedern, Trau 
text und Verwandten, wie °r es immer zu 
tun pflegte. Er wußte das alles ganz gut 
selbst, aber warum ihm das Herze schwer 
machen! Mochte er meinen, sie sei nur ein 
flüchtiger Sonnenschimmer gewesen, der ein 
paar Tage lang sein Sinnieren erleuchtete. 
Anke von Tharau! War das eine fröhliche 
Vakanz gewesen, als er ihren Vater, den 
alten pastor loci, besucht hatt-! Wie schlug das 
sonsten so stille Herz, als er sie zum erstenmal 
sah, ihr aus Opitzens Liedern, aus Herrn 
Roberthins Gesängen vorlas und sie leise zu 
seiner geliebten Geige die Weisen sang, die 
Heinrich Albert und Johannes Stobäus dazu 
geschrieben hatten! Wie aufmerksam sie an 
seinem Münde hing, als er ihr von Magde 
burg und Doktor Luthers Wittenberg erzählte, 
wo er seinen Studien obgelegen, von den Kon 
zerten, die sie in Herrn Tinctorius' stattlichem 
Garten und in des vornehmen Gönners 
Roberthin Hause fesirten! Sie war ihm nahe 
gekommen, und doch hatte er ihr nicht sagen 
mögen, was tief innen sang und öfters noch 
bitter quälte. Das armselige Magifterdarben, 
die Lungensucht, die an ihm nagte und das 
Leben so dunkel und schwer machte, schlossen 
den Mund. So stöhnte es denn aus ihm, der 
dumpfe Dreiklang seines Seins: „Sorge, 
Angst und Leid". 
Der Freund hatte ihn still verlassen. Vom 
Garten her harfte der Wind. Die Weichsel 
kirsche blühte, über dem massiven Domdach 
standen Sterne. Er griff zur Feder. Eine 
Zeile wuchs. Sinnend blickte er darüber hin. 
Aber dann quoll es ihm hoch, ungehemmt, frei, 
jubelnd, klagend, überschäumend von Lebens 
freude und großem Ernst. Der unter 
Reimereien verschüttete Liederborn sprudelte 
hell auf, und versöhnt flosstn Leid und Lust 
im „Aennchen von Tharan" zusammen. Und 
dann schritt er durch sein Zimmer, die Geige 
am Kinn, nnd spielte, spielte und sang sich die 
Seele hell, die reine, leuchtmde Poetenseele, 
die aus allem Rankenwerk und Unterholz 
seines vielbändigen Werkes strahlt, so klar, so 
golden wie in Paul Gerhardt und seinem 
glücklicheren Bruder Flemming." 
„Aber Sie wollten doch von Aennchens Lieb 
stem erzählen? Und sie selbst?" 
„Er saß stumm neben seiner Braut, als die 
Musikanten das Lied anhoben, und eine 
Träne stahl sich in seine guten Augen, 
als er die im Arme hielt, für die der Freund 
nur ein Blick in eine feine, fremde Welt ge 
wesen war, Aennchen von Tharau. Freilich, 
die Literaturgeschichte will das nicht wahr 
haben. Aber für mehr als einen Dichter 
roman fehlen die jedem Ohre hörbare« 
Quellen." 
Sie schwieg. „Ob er sie vergessen hat?^ 
fragte sie dann. 
„Nein! Wohl machte ihm sein „Pohlinchen" 
das er in besseren Tagen ehelichte, das LeR« 
froh. Aber lesen Sie einmal sein Freund 
schaftslied, das „Ter Mensch hat nichts z« 
eigen", so werden Sie, wenn Sie stine Finget 
haben, die Knodt fähig nennt, selbst den Dusi 
der Rosen zu fühlen, einen leisen, zitternde« 
Ton spüren, der sich ganz zur Ruhe singe« 
möchte." 
„Der hieße?" 
„Aennchen von Tharau. Wenn ein Dichte« 
liebt, tief und inbrünstig im Feuer de« 
Jugend, bleibt ein Klang in Leben und Lied- 
der nicht stirbt. Sie wissen, was Goethe-« 
Sekretär Riemer vom altm Meister erzähl«' 
als er die Sesenheimer Idylle schrieb. Um 
ein Heiligenschein fließt um Friederiken^ 
blondes Haar wie um das schlichte Pfarr 
töchterlein von Tharau und um dm KraN§ 
der Frauen, die je eines Dichters Herz M« 
Sonne füllten. Aennchen geht hold und lie^ 
lich durch die Jahrhunderte. Herder nahm şiļļ 
entzückt in seine Volkslieder, sie wandert duşş 
Novelle und Roman, Oper, Lust- und Scham 
spiel und grüßt von Künnes Memeler Dlşş 
Brunnen. Und soll des Königsbergers Gestal 
Ihnen im Werk der Moderne entgegentrete«- 
so lassen Sie uns morgen zur Philharmorm 
gehen, Richard Straußens „Der Mensch 
nichts zu eigen" steht auf dem Program««' 
Aber wer weiß, vielleicht sind es auch nur d> 
Freunde, von denen er da singt, Robe« 
Roberthin und Doktor Tinctorius, Hcin«^ 
Albert und Johann Stobäus. Wer hebt je ö« 
Schleier von der letzten Tiefe!" 
N' 
öers 
und 
eine 
voll 
m 
renn 
einst 
erre 
lich 
— 4 
Prir 
burs 
schor 
und 
Nori 
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bracl 
halt! 
Bad 
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Gest 
weh: 
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Tag 
stad 
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und 
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stolz 
und 
Abe: 
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Mili 
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