Full text: Newspaper volume (1934, Bd. 4)

»W« mumm liegt i dkl Ml. 
Schwedt a. £>., 3. Okt. Es war ein frohes, 
besonders weihevolles Erntefest, das die 
Tabakbauern in Schwedt a. Oder, der Zentrale 
der märkischen Tabakkultur, in diesem Jahre 
feiern konnten. Zum 250. Male, seitdem ihre 
Vorfahren sich unter dem Große» Kurfürsten 
in der Uckermark ansiedelten, haben sie die im 
märkischen Sand gereifte Tabakernte einfah 
ren können. 
Tie Tabakbauern an der Oder durften dies 
mal ihr Erntefest mit wirklichem Frohsinn 
begehen,- denn sie können die begründete Hoff 
nung hegen, daß es auch in diesem ungewöhn 
lichen Zweig der deutschen Landwirtschaft wie 
der aufwärts gehen wird. Die Erkenntnis, 
daß auch der Tabakbau eine nicht geringe 
Rolle im deutschen Wirtschaftsleben zu spielen 
berufen ist, sichert auch diesem wenig beachte 
ten Produktionsgebiet eine bessere Zukunft. 
Es sind in den letzten Jahren in dem Tabak- 
forschungs-Jnstitut in Forchheim vielverspre 
chende Versuche angestellt worden, die Quali 
tät des heimischen Tabaks weiter zu verbes 
sern und damit die Vergrößerung der Anbau 
fläche zu ermöglichen. 
Welche große volkswirtschaftliche Bedeutung 
der Tabakbau in der Uckermark hat, sieht man 
mit Ueberraschung, wenn man über die wei 
ten, jetzt abgeernteten Felder wandert, wenn 
man die riesigen Speicheranlagen betrachtet, 
wenn man schließlich erfährt, daß allein in 
Schwedt a. O. 2000 Pflanzer vom Tabakbau 
leben. Ungefähr 1200 Morgen Land wurden 
in diesem Sommer in der Mark mit Tabak 
angepflanzt. 
Viel Pflege und ein feines Verständnis, 
wie es die eingesessenen Pflanzer von -zwei 
einhalb Jahrhunderten erworben haben, sind 
notwendig, um den empfindlichen Tabakblät 
tern in märkischer Erde die richtigen Entwick 
lungsbedingungen zu schaffen. Ende April 
werden die Setzlinge in die Mistbeete ein 
gesetzt. Vier Wochen leben die Pflänzchen 
unter Glasfenstern und müssen täglich begos 
sen werden, und erst nach einem weiteren 
Monat sind sie kräftig genug, um auf die Fel 
der umgepflanzt zu werden. Bis zu dem Zeit 
punkt, wo gelbe Stellen auf den breiten Ta 
bakblättern die Erntereife anzeigen, verlan 
gen sie dauernde gewissenhafte Pflege. 
Hunderte von Arbeiterinnen nehmen die 
Ernte in Empfang und ziehen die Blätter, 
nach Größe und Qualität geordnet, auf lange 
Schnüre. In langen Reihen neben- und über 
einander ziehen sich diese Blättergirlanden 
dann durch die Speicherräume. Auch nach der 
Trocknung durchlaufen die Tabakblätter noch 
viele Stadien der Veredlung, die erst nach 
ungefähr 12 Monaten, also zu Beginn der 
neuen Ernte, abgeschlossen ist. Jetzt kommt 
der Tabak zur Verarbeitung, und in mancher 
260 Jahre Tabakbau in der Uckermark. 
Zigarre mit schwungvollem orientalischen 
Namen besteht die Einlage aus märkischen 
Tabakblättern, ohne daß der Raucher einen 
Unterschied des Aromas feststellen könnte. 
Schwere Zslgen emer lrchwAzWgchlMg 
Selbstmord des Schuldigen. 
In den letzten Tagen erkrankten in Lorenz 
reuth bei Marktreöwitz 30 Personen an Tri 
chinose. Eine 36jährige Frau ist bereits im 
Krankenhaus gestorben. 
__ Vor einiger Zeit hatte der Metzgermeister 
Erhard Werner ein Schwein geschlachtet, ohne 
es durch den Fleischbeschauer einer amtlichen 
Kontrolle unterziehen zu lassen, weil er an 
scheinend die Fleischbeschaugebühren und die 
Schlachtsteuer sparen wollte. Kurz darauf stell 
ten sich im Ort bei etwa 30 Personen Krank- 
heitserscheinungen ein. Als die Untersuchun 
gen eines polizeilichen und ärztlichen Aus 
schusses an Ort und Stelle ergaben, daß die Er 
krankungen auf den Genuß trichinenhaltigen 
Fleisches aus dem Laden Werners zurückzu 
führen sind, erhängte sich der Metzgermeister 
in einem Schuppen seines Anwesens. 
Die Beschlagnahme von drei amerikanischen 
Dampfern angeordnet. 
. Auf Anordnung des Admiralitätsgerichtes 
sind der Dampfer „Oriente" vom Typ der 
„Morro Castle" sowie die Dampfer „Siboney" 
und „Orizaba" für den Fall zu beschlagnahm 
men, daß sie im Zuständigkeitsbereich des 
Gerichtshofes angetroffen werden. Diese 
Maßnahme ist im Zusammenhang mit einem 
Schadensersatzprozeß ergriffen worden, der 
von Fräulein Helene Sherman in ihrer Ei 
genschaft als Testamentvollstreckerin für tat 
Ehepaar Greisner angestrengt worden war. 
Das Ehepaar Greisner war bei dem Unglück 
der „Morro Castle" ums Leben gekommen. 
Der Heldenkampf 
der deutschen Kolonien. 
Verworfene Revision im Totschlagsprozeß 
Kreymann. 
Das Schwurgericht in Hamburg verurteilte 
am 6. Juli d. Js. den Angeklagten August 
Kreymann wegen Totschlages zu acht Jahren 
Zuchthaus. In den letzten zwanzig Jahren 
kam es zwischen ihm und seiner Ehefrau wie 
derholt zu Auseinandersetzungen und Tätlich 
keiten. Schließlich beantragte Frau Kreymann 
die Scheidung. Als am 1. Dezember der 
Sühnetermin stattfinden sollte, beschwor Krey 
mann seine Frau, nicht zu diesem Termin zu 
gehen und sich mit ihm zu versöhnen. Die 
Frau lehnte dies jedoch ab. Als der Mann 
immer weiter auf sie einsprach, hob sie den 
Feuerhaken, den sie in der Hand hielt, und 
versetzte ihm damit einen Schlag aus den Arm. 
Ohne ein Wort zu sagen, ging Kreymann in 
sein Schlafzimmer, steckte sich eine Pistole ein 
und kehrte wieder in die Küche zurück. Hier 
ma te er sich an der Kaffeekanne zu schaffen, 
und als Frau Kreymann in dem Glauben, 
er wolle sie schlagen, den Feuerhaken aber 
mals erhob, setzte er ihr die Pistole an die 
linke Schläfe und drückte ab. Die Frau brach 
sofort tot zusammen. 
Gegen dieses Urteil legte der Angeklagte 
Revision ein mit der Begründung, das 
Schwurgericht habe sich in der Anwendung 
des § 213 geirrt. Auch wenn es bei dem zwei 
ten Schlag nicht zu einer Berührung gekom 
men sei, liege eine Mißhandlung im Sinne 
des § 213 vor,' Reizung liege auch dann vor, 
wenn eine Mißhandlung nur angedroht 
werde. Im übrigen sei auch die Frage der 
Anwendung mildernder Umstände nicht genü 
gend geprüft worden. Ter Angeklagte nimmt 
für sich in Anspruch, in Notwehr gehandelt 
zu haben. Dazu hat das Schwurgericht schon 
in seiner Urteilsbegründung ausgeführt, daß 
Notwehr nicht vorliege, denn wenn jemand 
in der Notwehr einen Schreckschuß abgeben 
wolle, setze er seinem Gegner nicht die gelm 
dene Pistole an die Schläfe. 
Ter 3. Strafsenat des Reichsgerichts hat nun 
die Revision des Angeklagten als völlig um 
begründet verworfen. Das Urteil ist dadurch 
rechtskräftig geworden. 
ŞlerjWge ķìm Verletzungen 
aus der topfteif erlegen. 
Der Berliner Hitlerjunge Gerhard Kauf 
mann ist dieser Tage an den Folgen seiner 
Verletzungen, die er im Kampf um Berlin 
im Jahre 1932 erlitten hatte, gestorben. Ger 
hard Kaufmann gehörte seit Anfang 1931 der 
Hitlerjugend an und war einer der ersten 
Jungen, die sich in Siemensstadt zur national 
sozialistischen Bewegung bekannten. Bei der 
Ausführung eines Auftrages seiner Orts 
gruppe wurde er Ende Februar 1932 unter 
wegs von Kommunisten überfallen und zu 
Boden geschlagen. Tie Rohlinge fielen über 
ihn her und traten ihm die Rippen ein, wo 
bei eine die Lunge durchbohrte. Nicht weniger 
als fünfmal wurde Gerhard Kaufmann ope 
riert. Trotz aller ärztlichen Kunst gelang es 
aber nicht, sein Leben zu retten. 
Schwere ZnchlhWstrafen mm 
NNļerWagsnģ von Winterhrlssgeldern. 
Das Göttinger Schwurgericht verurteilte 
dieser Tage nach mehrtägiger Verhandlung 
den früheren Kreisamtsleiter der NŞB., Ha 
gemann, zu sechs Jahren Zuchthaus, 200 NM. 
Geldstrafe und zehn Jahren Ehrverlust, den 
früheren politischen Kreisleiter Niens zu 
f>m Jahren drei Monaten Zuchthaus, 200 
RM. Geldstrafe und den früheren Propa- 
ganöaleiter der PO., Waltjes, zu drei Jahren 
drei Monaten Zuchthaus und zehn Jahren 
Ehrverlust. Die Verurteilten hatten sich we 
gen Untreue und Unterschlagung am Winter 
hilfswerk 1933-34 zu verantworten. Die 
Schwere der Strafen war bedingt durch die 
Tatsache, daß es sich um Gelder des Winter- 
hilsswerkes handelte. Als eigentlicher Urheber 
der Gesamtaktion war Woltjes anzusehen, der 
Hagemann veranlaßte, ihm ein Darlehen von 
350 RM. auszuzahlen und diesen Betrag nicht 
zu buchen. Niens ließ sich für die Städtischen 
Spiele in Göttingen ein Darlehen von 2500 
RM. geben, über das nicht quittiert und das 
nicht verbucht wurde. 
Ferner konnte Hagemann keine Auskunft 
über den Verbleib von 3000 RM. geben, und 
schließlich hat er 750 RM. durch doppelte 
Quittungen unterschlagen. Die zum Nachteil 
deutscher notleidender Volksgenossen unter 
nommenen Veruntreuungen haben somit 
ihre gerechte Sühne gefunden. Die am Win 
terhilfswerk 1933-34 durch Hagemann entzo 
genen Gelder werden dem Winterhilfswerk 
1934-35 zur Verfügung gestellt werden. 
Hauptmann am 11. Oktober wegen Erpressung 
vor Gericht. 
Der Bezirksrichter des Stadtteils Bronx, 
Barett, hat den Beginn der Gerichtsverhand 
lung gegen den in die Lindbergh-Angelegen- 
heit verwickelten Hauptmann auf den 11. Okto 
ber festgesetzt. Die Anklage gegen Hauptmann 
lautet auf Erpressung. Der Richter lehnte ein 
Gesuch des Anwalts Fawcett ab, ihm zur Vor 
bereitung der Verteidigung Hauptmanns eine 
OOtägige Frist zu gewähren. Fawcett erklärte, 
daß er die Verteidigung Hauptmanns erst vor 
zehn Tagen übernommen habe und noch zahl 
reiche Zeugen zu vernehmen hätte, darunter 
Leute, die von der Uebergabe des Lösegeldes 
Kenntnis haben wollen. 
Ķm $7« OâNLLsîKAê des foists NeichSPrüstKetrie«. 
Am 2. Oktober, an dem der Heimgegangene Reichspräsident von Hindenburg 87 
^ahre alt geworden wäre, war seine letzte Ruhestätte im Tannenbergdenkmal Zeuge 
zahlreicher Ehrungen. 
Der Kranz des Führers und Reichskanzlers wird in den Feldherrnturm des Tan 
nenbergdenkmals getragen. Generalmajor v. Brauchitsch legte ihn dann im Auf 
träge des Führers am Sarge des großen Toten nieder. 
kurzr Vê 
Die Liste der Todesopfer der Krakau^ 
Eisenbahnkatastrophe hat sich jetzt auf 13 e? 
höht. Die Gesamtzahl der Schwer- und Leiv 
verletzten beträgt 56. Als Schuldige an des 
Unglück wurden der Fahrdienstleiter und ei 
Blockwärter verhaftet. 
Bei Königswinter am Rhein stürzte geste»'. 
ein älteres Junckersflugzeug D 404 ab, wob» 
Flugzeugführer Grobe und sein Begleit^ 
Photograph Schmidt, schwer verletzt wurdet 
Das Flugzeug sollte Luftaufnahmen für SS*** 
bungszwecke Herstellen. 
Das französische Flugzeug „Regenbogc»! 
das am Montag seinen Atlantikflug infolş 
Motorschadens auf den Kapverdischen gnF. 
unterbrechen mußte, ist gestern morgen şş 
Weiterflug nach Natal gestartet. 
„Graf Zeppelin" ist gestern morgen 11 tffj 
in Pernambuco zur Weiterfahrt nach Rio * 
Janeiro gestartet. 
Auf einer Straßenkreuzung in Eimsbü- 
erfolgte ein Zusammenstoß zwischen- eirE 
Personenkraftwagen und einem Motorrads 
rer. Der Motorradfahrer trug so schwere 
letzungen davon, daß er kurz nach fei 11 ., 
Einlieferung in ein Krankenhaus gestoşş 
ist. , \ 
Ein von Lübeck kommender Lastwagen 
riet bei der Kurve vor Travemünde inft^ 
Versagens der Steuerung von der Fahrşş. 
jähr : 
stellui 
(650 D 
ittöem 
aus j 
ditlag 
gewar 
vorwi 
sondei 
schiebe 
5000 ! 
aus Ì 
scheid 
Schlei 
deutsc 
A. Si 
landir 
betrie 
bring! 
In diesen Tagen sind 20 Jahre vergangck 
daß die deutschen Kolonien ihren Heldenkami 
gegen eine erdrückende Uebermacht aufnaî 
men. In der Geschichte der deutschen Waffe» 
taten haben auch sie sich mit leuchtenden Lei 
tern eingetragen. Unser Bild zeigt eine' 
Maschinengewehrtrupp der Schutztruppe bi 
den Kämpfen in Deutfch-Südwest-Afrika. 
Tragisches Ende einer Heurigen-Partie. 
Mit einem schweren Verkehrsunfall fsl» 1 
ein Heurigenausflug sein trauriges Erck 
Eine angeheiterte Gesellschaft, insgesamt j 
Personen, fuhr auf einer BeiwagenN'» 
schine, die von der 40jährigen Anna Löhr 0 (t 
steuert wurde. Die Fahrerin war betrunke» 
An einer Straßenkreuzung stieß das Moto» 
rad mit einem Straßenbahnzug zusammck 
Die Fahrerin wurde auf der Stelle getöll' 
Die übrigen drei Personen erlitten schweb 
zum Teil lebengefährliche Verletzungen. 
Pest in einer mandschurischen Stadt. 
In der Stadt Nunan in der Mandschureii 
Me Pest ausgebrochen. Nach den bisherige 
Meldungen fiirö mehr als 150 Todesopfer I 
verzeichnen. In der 12 000 Einwohner zähle» 
den Stadt herrscht eine furchtbare Panik. Zaşş 
reiche Einwohner versuchen, die Stadt zu vU 
lassen. Die mandschurischen Sanitätsbehörde" 
haben Maßnahmen getroffen, um eine Be» 
schleppung der Krankheit zu verhindern. 
Die „Millpool" mit Mann und Maus unte' 
gegangen? 
Der englische Frachtdampfer „Millpoş 
hatte am Dienstag funkentelegraphische Hilf 
rufe ausgesandt. Der Frachtdampfer „Bla 
gull" sandte am Mittwoch einen Funkspri' 
aus, wonach am Mittwoch früh wiederhb 
zwei Dampfer den von der „Millpool" zulei 
angegebenen Standpunkt überkreuzt hätte» 
Von der „Millpool" sei jedoch keine Spur nieķ 
gefunden worden. Die Hoffnung, die 26köpM 
Besatzung des in Seenot geratenen Fraķ 
öampfers retten zu können, ist so gut wie auf 
gegeben worden. Das furchtbare Sturmwet^ 
hält unvermindert an. Die Funkstationen P 
ben keinerlei neue Nachrichten mehr von de>» 
Dampfer erhalten. 
5- 
20- 
50-1 
100-2 
200-4 
über 4( 
In 
Betrie 
100-21 
Durch, 
gen. £ 
regeln 
die R. 
Betrie 
Westb. 
bet. T 
Brand 
weiten 
Proz, 
uredril 
sind ü 
der er 
Die 
einheii 
32 ^ 
Abnah 
Und 6( 
In SS 
schuld! 
währe 
den n 
Nutzfl 
Realsc 
nähme 
verpfl! 
schuld: 
telbetr 
und K 
Send 
begriii 
Baņş»! 
Reichst,, 
DD..«a 
Dresdiu 
Bļkķinz 
Westtz. ļ 
Şchlesw 
D-rķehr 
bd». Ha 
UZ* 
£*••<30 
’ÜO'fÄQ 
Detail 
Rend; 
.Zusi 
atemtt, 
S8S 
Ferkel 
ab und fuhr gegen einen großen Prellst^ 
.Aust 
^bend 
"Mmt, 
Die Offiziers-Ehrenwache am Sarge des Feldmarschalls. 
hob diesen aus und rutschte in den Gra^. 
Die Insassen, zwei Schüler und der Lem > 
erlitten Quetsch- und Schnittwunden. 
der Schüler, der außerdem eine Geşşjk 
erschütterung davongetragen hatte, şş 
l ms Krankenhaus geschafft werden. 
, Aust 
fr 6 ss 
12—1^ 
Ģute ;
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.