Das Rätsel Matuschka.
Leo Hai es gewollt.
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Am 8. November beginnt vor dem Buda-
pester Schwurgericht der Prozeß gegen den
Eisenbahnattentäter Sylvester Matuschka. Von
Wien, wo er noch eine vierjährige Kerkerstrafe
abzusitzen hat, wurde er den Budapester'Ge-
richtsbehörden zur Aburteilung „ausgeliehen".
Wenn das Urteil über sein schwerstes Ver
brechen gesprochen ist, muß Matuschka wieder
nach Oesterreich zurückgeschickt werden, und
erst nach der Verbüßung öer österreichischen
Strafe kann die endgültige Auslieferung nach
Ungarn erfolgen.
Sylvester Matuschka — der Name dieses
unmenschlichen Massenmörders aus Leiden
schaft war vor drei Jahren in aller Munde.
Ter große Wiener Prozeß hat ihn weltbekannt
gemacht, den rätselhaften Mann, der ganz
allein die schrecklichen Eisenbahnattentate
inszeniert hat, die Europa in Schrecken ver
setzten und hinter denen man ursprünglich
große politische Terrorgruppen vermutete. Am
Neujahrstage 1931 bemerkten Beamte der
österreichischen Bundesbahnen in der Nähe
von Ansbach, 35 Kilometer von Wien entfernt,
daß die Schienen beschädigt waren. Durch die
rechtzeitige Entdeckung wurde ein Unglück ver
mieden. Man maß dem Attentatsversuch
keine große Bedeutung bei, bis am 30. Januar
fast genau an derselben Stelle der D-Zug
Wien—Passau entgleiste, wobei aber glück
licherweise nur wenige Personen verletzt
wurden. Am 8. August des gleichen Jahres
ereignete sich das schreckliche Unglück bei
Jüterbog,' öer Schnellzug Basel—Berlin
sprang aus den Schienen, 9 Wagen fielen die
Böschung hinab, und 109 Personen wurden
verletzt. Fünf Wochen später holte Matuschka
zu seinem größten Schlag aus, bei dem er sich
aber verriet. Bei Bia Torbagy in Ungarn
sprengte er die Schienen an einer Talbrücke,
die sich 26 Meter über die Tiefe wölbt. 22
Personen wurden bei diesem Anschlag getötet,
viele andere schwer verletzt.
Den Passagieren und Bahnbeamten war ein
Mann durch sein sonderbares Benehmen auf
gefallen, der in einem Zustand freudiger Er
regung an der Unglücksstelle auf und ab lies
Es war Sylvester Matuschka, der sich später
zu allen vier Attentaten bekannte, dessen Tat
motive aber heute noch fast völlig im Dunkel
liegen. Matuschka war den Gerichtspsychiatern
ein Rätsel. Die Annahme, daß er die Ver
unglückten berauben wollte, mußte bald
fallengelassen werden.
Aus welchen Gründen aber kann ein Mensch
derart entsetzliche Taten begehen, nicht ein
mal, sondern viermal? Matuschka selbst er
klärte, unter einem höheren Zwang, auf
Befehl eines Geistes gehandelt zu haben. „Leo
hat es gewollt!" sagte er immer wieder. Die
Sachverständigen waren der Ansicht, daß er im
Prozeß Geisteskrankheit vortäuschen wollte.
Sie hielten ihn für einen Menschen mit krank
haftem Geltungstrieb, der aber für seine
Handlungen voll verantwortlich sei. Vielleicht
gibt öer Prozeß in Budapest mehr Klarheit
über das Rätsel Matuschka.
FSrönmny -«« -eņtfch-japamschm VestchtMS«"
d-m fttzL
Am 3. November, dem Geburtstag des
Schöpfers des modernen Japans, des Kaisers
Meiji, fand anläßlich der Eröffnung des
Teutsch-Japanischen Forschungsinstitutes in
Kioto eine Austauschsendung Tokio—Berlin
statt, die auf den deutsch-japanischen Rundfunk
übertragen wurde. Aus Kioto sprach u. a. der
japanische Kultusminister Matsuda. Aus Ber
lin hielten Ansprachen Reichserziehungs
minister Rust, der japanische Geschäftsträger
Sugishita, der Vorsitzende des Deutsch-
Japanischen Instituts, Botschafter a. D. Dr.
Sols, und Botschafter a. D. Dr. Voretzsch.
In allen Reden kam der Wunsch zum Aus
druck, daß die freundschaftlichen und kulturel
len Beziehungen der beiden großen Völker des
Ostens und des Westens sich noch enger als
bisher gestalten möchten, und daß das sich dar
aus ergebende gegenseitige Verständnis zum
Fortschritt der gesamten Menschheit beitrage.
Reichserziehungsminister Rust gab seiner
großen Freude Ausdruck, aus
Anlaß seine Worte nach Kioto, der -
tausendjähriger ehrwürdiger Tradition
schen Kaisertums, des Religions- und m '
lebens des uralten und ewig-jungen W
schen Volkes richten zu dürfen. Die ^
staltung war ein Beweis des großen 0 .K
ses, das man in Japan der Förderung oc t ,
japanischer Kulturbeziehungen entgegen» jfl
Daß dieses Interesse auch in DeutjĢa' ^
wachsendem Maße vorhanden ist, i £, |
Tatsache, daß neben der bisher in | - e (,
bürg bestehenden einzigen deutschen v eilt
sur für Japankunöe in nächster şştz
zweiter Lehrstuhl in Leipzig errichte L#
für den Professor Dr. Wedemeyer ausen
ist.
Der neue Australienrekord.
Sill
Die Ankunft der beiden englischen Flieger Jones und Waller saus dem Flugzeug
kletternd) auf dem Flugplatz Lympne bei London. Die Flieger waren im Rahmen
des Australienfluges gestartet und sogleich nach England zurückgeflogen. Für die
gewaltige Strecke England—Australien und zurück haben sie nur 13 Tage und sechs
Stunden gebraucht, eine Leistung, die einen neuen Rekord bedeutet.
Weihe -es ķreikoŗps-ļhķenmals an öer Ruhr.
In Essen fand am Sonntag die Einweihung
des Freikorps-Ehrenmals an der Ruhr statt.
Fahnen und Girlanden schmückten den Weg
zur Stätte, die das neue, einige Deutschland
seinen gefallenen Vorkämpfern weihte. In
einer Ansprache wies Frhr. v. Waiter, ehemals
Oberbefehlshaber der im Westen eingesetzten
Verbände, darauf hin, daß es sich um das
Ehrenwerk freiwilliger Arbeit handele. Waiter
weihte das Ehrenmal mit den Worten: „Len
Gefallenen zur Ehre, den lebenden Kämpfern
als Mahnung zur Treue, den kommenden Ge
schlechtern zum Vorbild." Oberbürgermeister
Tr. Reismann-Grone nahm das Ehrenmal in
die Obhut der Stadt Essen. Als Vertreter des
Reichswehrministers sprach Generalleutnant
von Kluge. Die deutsche Wehrmacht gedenke in
Ehrfurcht und Treue dieser deutschen Solda
ten, die für eine große Idee gefallen seien.
Möge das Denkmal ein Mahnmal sein, ein
Mahnmal für Treue und stete Opferbereit
schaft. Polizeigeneral Daluege, der Vertreter
des Ministerpräsidenten Göring, feierte die
Freikorpskämpfer als Wegbereiter zum natio
nalsozialistischen Kampf. Es sei kein Zufall,
daß der größte Teil der Freikorpskämpfer zu
den ersten Mitkämpfern Adolf Hitlers zähle.
Im Ruhrgebiet hätten sich im Kampf gegen
den Bolschewismus zum ersten Male beherzte
und vaterlanöstreue Männer gemeinsam für
das Vaterland eingesetzt. Nun bilde der na
tionalsozialistische Glaube die Grundlage für
die Niederhaltung des Kommunismus. Das
ganze deutsche Volk stehe an dieser Stätte,'
denn einem kommunistischen Westfalen und
Rheinland wäre ein kommunistisches Deutsch
land gefolgt, und der Kommunismus Hütte
auch an den Grenzen Deutschlands nicht halt
gemacht.
Reichsstatthalter Ritter von Epp sprach für
die Gesamtheit der Freikorps. Dem Dank von
Epps an die Mitkämpfer schloß sich namens
öer im Rheinland und Westfalen beheimateten
Verbände der ehemalige Freikorpsführer Ma
jor a. D. Schulz an. Die Feier schloß mit dem
Treuegelöbnis, das von Waiter auf Führer,
Volk und Vaterland ausbrachte. Dem Gesang
des Deutschland- und Horst-Wessel-Liedes folg
ten Kranzniederlegungen und Vorbeimarsch.
Hermann Löns.
Die Meldung von der bereits vollzogenen
Ueberführung der Ueöerreste des Dichters
Hermann Löns aus Frankreich in die deutsche
Heimat wird heute durch DNB. dementiert.
Das Nachrichtenbüro gibt bekannt:
In den letzten Tagen war von der Frage
der Ueberführung der Leiche Hermann Löns'
in die deutsche Heimat die Rede. Eine Reihe
Blätter wußte sogar zu berichten, daß die
Ueberführung der Leiche erfolgt sei oder un
mittelbar bevorstehe. Auf Grund von Erkun
digungen an amtlicher Stelle und bei dem in
Hannover lebenden Bruder des Hermann
Löns können wir mitteilen, daß eine Ueber
führung der Leiche bisher nicht erfolgt ist und
noch weniger die Beisetzung in der Heide. Die
französische Regierung hat zwar die Genehmi
gung zu der Ausgrabung und Ueberführung
der Leiche gegeben, aber etwas weiteres ist
bisher in der Angelegenheit nicht geschehen.
* * »
Notlandung eines deutschen Postslugzeuges
in Frankreich.
Denam an Göring.
DNB. Berlin, 4. Nov. Das deutsche Schnell-
postflugzeug D-Uhox mußte am Sonnabend in
Südfrankreich eine Außenlandung vornehmen,
wobei es beschädigt wurde. Der Flugkapitän
Schneehage erlitt hierbei leichte Verletzungen,
der Funkermaschinist blieb unverletzt. Die
Post wurde von einem Ersatzflugzeug in
Carcassonne übernommen und in Richtung
Sevilla weitergeleitet.
Der französische Luftfahrtminister General
Denain richtete an Reichsluftfahrtminister
General Göring ein Telegramm, in dem er
von dem Unfall des Postflugzeuges Mitteilung
macht und mit der Bitte um Entgegennahme
seiner kameradschaftlichen Anteilnahme Grüße
verbindet. Die zuständigen französischen
Stellen haben sich mit der deutschen Botschaft
in Paris wegen Weiterleitnng der Post ins
Benehmen gesetzt und alles Nötige veranlaßt.
Ein französischer Fliegeroffizier ist von
Toulouse nach Carcassonne unterwegs, um
nach dem Befinden des verletzten Flugzeug
führers zu sehen.
* . *
Beginn der RS.'Knlļnrnwche.
Mit einem umfangreichen Programm nahm
die von der Reichsleitung der NS.-Kultur-
gemeinde angeordnete NS.-Kulturwoche in
Nürnberg, die vom 3. bis 10. November
dauert, ihren Anfang. In einer Ansprache
sagte Dr. Walter,Slang, der Reichsamtsleiter
der NSKG., es gelte, die Kultur auf das feste
Fundament der nationalsozialistischen Welt
anschauung zurückzuführen. Für den Natio
nalsozialisten gebe es nichts Relatives, son
dern nur die Beziehungen zu den Grund
werten des deutschen Volkes. Die zweite große
Aufgabe sei die Schaffung eines einheitlichen
deutschen Kulturwillens. Die N^.-Kultur-
gemeinden müßten Stoßtrupps sein, die den
erwachten Kulturwillen in das breite Volk
î ausstrahlen ließen. Es sei klar, daß die
nationalsozialistische Knltnrblüte, die erstrebt
werde, nicht von heute auf morgen entstehen
könne. Hier liege die soziale Aufgabe der
NSKG., die darin bestehe, das gesamte Volk
wieder dem deutschen Kulturleben nahezubrin
gen und dafür fruchtbar zu machen, damit diese
Kultur im şinne des großen Gedankens des
Unwetter in Japan.
DNB. Tokio, 4. Nov. In der
3. November gingen über Tokio starke" An
brüche nieder, die beträchtlichen Şaşş j e it
gerichtet haben. Nach bisher vorlreg ^
Meldungen wurden in Tokio 1332 yl
Yokohama 800 Häuser zerstört. Ueber
der Todesopfer wurde bisher von den -
den nichts bekanntgegeben. _ v
Das Unwetter hat auch die Insel « $
mosa berührt. Der Hafen Tansm
beschädigt. Nach bisherigen Mitten» ^
wurden in Tansui und einem Nachbar s,.hl
Personen durch Taifun getötet. Eine '
Opfer befand sich beim Fischfang auf ®
Internationale Erfolge deutscher ^
Die deutsche Mannschaft hat bei einem
nationalen Friseurwettbewerb in B r u ^
große Erfolge errungen. Sie gervab
„Preis der Nationen". Einzelmitglreoc ^
langten einen „Großen Preis" und »re ^
Preise. Die gute deutsche fachliche AA» ^
auch bei dieser Gelegenheit Anerkennn ■
funden.
Kurze Vê
In Buchholz
Ehrenhalle für
schen Kämpfer aus dem Gau
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in Osthannover wurtu ķ
die alten nationalst
Osthşş
sich
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eingeweiht. An den Wänden befinden >‘"' a ite r '
von Künstlern der Lüneburger Heide 0 e ’
Bildnisse neben dem Bildnis des y
Führers für Generationen hinaus Richtung
gebe und in ihrer Größe und Einmaligkeit
ewig währe.
* • *
Der Flug England—Australien.
8 am Ziel.
DNB. London, 5. Nov. sEig. Funkm.) Am
heutigen Montag um 7.30 Uhr MEZ. lief die
für das Luftrennen England—Australien ge
setzte Frist ab. Von den 20 Flugzeugen, die in
Mildenhall vor 16 Tagen aufgestiegen waren,
haben 9 das Ziel Niel bourne erreicht
Drei noch im Rennen liegende englische Ma
schinen, von denen die vorderste am Sonntag
in Kalkutta eingetroffen war, kommen für den
Wettbewerb nicht mehr in Frage. Das hollän
dische „Fliegende Hotel" ist auf dem Rückflug
nach Holland am Sonntag um 20,25 Uhr von
Port Darwin in Nordaustralien abgeflogen.
Deutscher KunsîļurnmŞr
wurde am gestrigen Sonntag in Dortmund
Schwarzmann aus Fürth, ein 22jähriger
Reichswehrsolöat. Er erreichte bei den Pflicht
übungen 116,2, bei den Kürübungen 118,1, zu
sammen 234,3 Punkte. Winter aus Frankfurt,
der Weltmeister am Reck, hatte bei den Pflicht
übungen Pech am Pferd. Bei den Kürübungen
war er wieder unübertrefflich,' er kam dabei
auf 119,4 von 120 überhaupt möglichen Punk
ten (sechs Uebungen). Schwarzmann hat in der
Kür 118,1 Punkte erlangt. Winter wurde in
der Gesamtbewertung Zweiter mit 226,7 Punk
ten, Dritter Sandrock aus Immigrath mit
223,4, Vierter Steffens (Bremen) mit 223
Punkten.
* * *
Riesige Sprengung.
DD. Vancouver, 4. Nov. Die Bevölkerung
von Hidden Creek ist aus der Stadt entfernt
worden, um das Abfeuern einer aus Ivv Ton
nen bestehenden Dynamitladung zu ermög
lichen. Man hofft, daß die Sprengung Erzlager
in einer Mächtigkeit von einer Million Ton
nen freilegen wird.
30 Kinder.
Der in Rethem an der Aller wohnenden
Familie des Schießbudenbesitzers Thiele
wurde das 30. Kind geboren. Die erste Frau
des im 63. Lebensjahr stehenden Mannes
gebar 24 Kinder. Dann schloß Thiele eine
zweite Ehe, der wieder sechs Kinder entsprossen
sind. Alle 30 sind am Leben. Kinder der ersten
Ehe Thieles haben sich inzwischen verheiratet,
und eins hat bereits 8 Nachkommen.
* * *
Kleiner Knabe von Wölfen gefresien.
DD. Warschau, 4. Nov. In der Nähe des
Torfes Lipowka im Wilnaer Gebiet fand man
die Ueberreste eines verschwundenen 2lĢhr.
Knaben. Es wurde festgestellt, daß er von
Wölfen gefressen worden ist.
st
außerdem ein Bild des ehemaligen g
Gymnasiasten Claus v. Page, der ssM ^
1923 vor der Feldherrnhalle in Mlina) g$.<
fallen ist, und des im Kampf gebliebene-
Mannes Wiegels.
Bei einer Feier des einjährigen
der Gaufützrerfchnle Hamburg in der »
straße mahnte Reichsstatthalter Kaufķ
Hamburg, Treue und Pflichterfüllung
Manne nachzueifern, der in selbstloser
be und unerreichbarer Bescheidenheit » -
führe
Bei einem Einsturzunglück in Gra ^
Spanien wurden 9 Menschen, darunte 0
der, getötet, bei einem Hauseinsturz
lien infolge Erdrutsches nach Wolke»)■ „
Menschen verschüttet, wovon 2 als Le - ^
borgen sind. Wf
Der Blumenverkauf fürs Wintery a t
hat am Sonntag in Hamburg 56 500 #
bracht. Zu den künstlichen Astern rnŞ
an die 100 000 Chrysanthemen aus 31
landen herbeischaffen.
In Potsdam fand ein Reichstreffeu J
maligen deutschen ostafrikanischen '
statt. Es wurde beschlossen, daselbst
mal der Ostafrikaner zu errichten- Ge»
Lettow-Vorbeck gedachte besonders
von Tanga, wo man über einen
Gegner gesiegt hat. Das nächste ;
soll in Danzig sein.
In Lüneburg wurde der 68jährķ
spektor a. D. Strauß beim Verlassen ,
parkes durch einen Schuß in den RnU
verletzt. Ter Täter flüchtete.
Der erste Schnee iu de«