Full text: Newspaper volume (1934, Bd. 4)

Mltrkêî aus aller Welt. 
Woher stammt der Name Nobel? 
Alljährlich im Herbst geht der Name des 
Erfinders Alfred Nobel um die Welt. Ueberall 
wird mit Spannung die Entscheidung des 
Nobelpreiskomitees erwartet, das die bedeu 
tendsten wissenschaftlichen und literarischen 
Leistungen des vergangenen Jahres auszeich 
net. Woher stammt eigentlich der Name Nobel, 
der übrigens meist falsch ausgesprochen wird, 
nämlich mit Betonung der ersten Silbe. Der 
Name muß vielmehr auf der zweiten Silbe be 
tont werden, was auf seine Entstehung zurück 
zuführen ist. In Schweden gibt es erst seit dem 
17. Jahrhundert Familiennamen. Früher 
nannte man sich mit dem Vornamen und fügte 
den des Vaters hinzu. Man hieß also bei 
spielsweise Gustaverikson. Mit der zunehmen 
den Bevölkerungszahl erwies sich eine Diffe 
renzierung als unumgänglich notwendig, die 
einen, namentlich die Intellektuellen, lateini- 
sierten ihre Namen, wie dies auch anderwärts, 
getan, der Adel benannte sich nach seinen 
Wappen, die Bauern nach ihrem Heimatsort. 
So kam einer der Vorfahren Alfred Nobels 
in den 80er Jahren des 17. Jahrhunderts auf 
die Universität Upsala. Da er aus Nöbbelöv in 
Schonen stammte, nannte er sich Petrus Olavi 
Nobelius. Sein Enkel Emanuel strich dann die 
lateinische Endung ius, weil er in die Armee 
eintreten wollte, wo man diese gelehrt tuen 
den Namen nicht gern sah. Emanuel hieß also 
von da an Nobell. Diese Schreibweise blieb 
noch unter dem Vater des Erfinders, der 
ebenfalls Emanuel hieß, gebräuchlich,' erst in 
seinen letzten Jahren verzichtete er auf das 
zweite L, und seitdem nennt sich die Familie 
Nobel. An der Betonung hat sich aber nichts 
geändert. 
Was Columbus an der Entdeckung Amerikas 
verdiente. 
Der moderne Forschungsreisende kann im 
Falle des Erfolges fast immer damit rechnen, 
für seinen Opfermut, seine Mühen u. Entbeh 
rungen durch reiche Geldeinnahmen entschädigt 
zu werden. In früheren Zeiten war das den 
großen Entdeckern nicht beschieden. Ja, sie 
mußten sogar fast immer auf den Ruhm bei 
Lebzeiten verzichten und sich damit trösten, daß 
spätere Geschlechter ihren Namen mit Ehr 
furcht nennen würden. Wenn man sich mit den 
materiellen Entschädigungen befaßt, die Co 
lumbus für die Entdeckung Amerikas erhalten 
hat, gelangt man zu überraschenden Ergeb 
nissen. Er bezog nämlich für die Auffindung 
eines ganzen Weltteiles, in dem heute Hun 
derte von Millionen Menschen leben, ein kärg 
liches Monatsgehalt, ganze hundert Mark! Die 
Kapitäne seiner beiden Fahrzeuge waren mit 
einem Jahresgehalt von etwa 720 Mark enga 
giert. Die Matrosen empfingen monatlich zehn 
Mark, und die ganze Ausrüstung der Expe 
dition, von den beiden Schiffen selbst abgese 
hen,, kostete nicht ganz 12 000 Mark. Die erste 
Reise des Columbus dauerte länger als sieben 
Monate,' sie begann am 3. August 1492 und 
endete am 4. Mürz 1493. Nach der Rückkehr 
verlangte er Ersatz der ganzen Auslagen, die 
er vorher allein bestritten hatte. Die End 
summe seiner Rechnung lautete auf rund 
17 600 Mark. Heute braucht ein moderner 
Passagierdampfer vielleicht das Zehnfache, um 
in wenigen Tagen die gleiche Fahrt zu machen, 
und der jüngste Offizier an Bord wäre unzu 
frieden, wenn man ihm das Gehalt zuwiese, 
das Columbus für die Entdeckung Amerikas 
erhalten hat. 
Mffmswàs Merket. 
Erne halbe Million Fremder 
kommt nach London. 
Die Ende des Monats stattfindende Hoch 
zeit des Prinzen George und der Prinzessin 
Marina, die schon seit vielen Wochen das Lieb- 
lingsthema in Presse und Oeffentlichkeit ist, 
wird sich unter außerordentlicher Anteilnahme 
vollziehen. Für die Wochen vom 24. November 
bis zum 1. Dezember werden nicht weniger 
als 500 000 Besucher aus allen Teilen der 
Welt erwartet. Schon jetzt wird fieberhaft ge 
arbeitet, um die Unterbringung dieser großen 
Zahl von Menschen sicherzustellen, die zahlrei 
chen Gewerbezweigen in der englischen Haupt 
stadt einen starken Auftrieb geben werden. 
Vertreter der Stadtverwaltung, der Theater, 
Musiksäle, Kinos, Hotels, Gaststätten und 
Warenhäuser sowie der Einzelhandelsgeschäfte 
stellen zurzeit ein großes Programm auf, das 
umfassendste, das London seit der Krönung des 
regierenden Königs erlebt hat. Die Straßen 
und Plätze Londons werden festlich geschmückt 
sein, die öffentlichen Gebäude mit riesigen 
Scheinwerfern angestrahlt werden, in den 
Vergnügungsstätten finden Galaabende statt, 
um den Fremden jede nur mögliche Kurzweil 
zu bieten. Bei diesen Vorarbeiten finden 
tausende von Menschen Beschäftigung. Es ist 
anzunehmen, daß die Fremden, die nach Lon 
don kommen, weitgehende Reiseerleichterun- 
gen erfahren werden,' dies gilt nicht nur für 
die Besucher aus England, sondern auch für 
die Neugierigen aus den übrigen Teilen des 
britischen Weltreiches. Die Einzelheiten der 
Zeremonie, die am 29. in Westminster Abby 
stattfinden wird, sind bereits festgelegt; die 
Hochzeit wird jener des Bruders des Bräuti 
gams, des Herzogs von York, gleichen. Prinz 
George hat die Hymnen und Psalmen für die 
kirchliche Feier persönlich ansgesucht. 
Der billigste Ort der Welt. 
Als den billigsten Ort der Welt dürften wir 
wohl Kenya, das in Französisch-Aequatorial- 
afrika liegt, bezeichnen, denn nach einer vor 
kurzem eingegangenen Meldung kann man 
dort ein sehr gutes Leben führen, wenn man 
im Jahr etwa 2000 Francs zur Verfügung hat, 
so billig sind in Kenya die Lebensmittel und 
die Wohnverhältnisse. 2000 Francs sind aber 
nach deutschem Gelde etwa 320 Mark. Teuer 
ist dort nur der Whisky, aber den braucht man 
ja auch nicht unbedingt zum Leben. 
Ein Riesen-Vergkristall. 
In einem Bergwerk im Ural ist vor kurzem 
ein Bergkristall gefunden worden, der minde 
stens 60 Kilogramm wiegt. Es ist der größte 
und schönste Stein, der bisher auf der ganzen 
Erde gefunden wurde. Er konnte nur mit 
großer Mühe gehoben werden und mußte auf 
ein Lastauto verladen werden, das den seltenen 
Kristall nach Moskau brachte. 
Von gewissen Bakterien werden Glas, Stahl 
und Zement zerstört. Die Peterskirche in der 
kleinen Stadt Jork in England besitzt einige 
schöne Glasfenster, die zum Kummer der 
Stadtbewohner von dieser Bakterienkrankheit 
in solchem Maße befallen sind, daß die Schei 
ben jetzt undurchsichtig und trüb sind. 
Ein Tibetaner, der eine Reise durch Europa 
unternahm, staunte nicht so sehr über die 
Eisenbahnen, die Kinos oder die Riesendamp 
fer, seine größte Verwunderung erregte ein 
Automat, in den man ein Geldstück legte und 
dann eine Stoffpuppe daraus entnahm. 
Eine der furchtbarsten Formen des Zwei 
kampfes in alten Tagen war das sogenannte 
Gürtelduell, das unter den Bauern mancher 
Gegenden häufiger vorkam. Die beiden Gegner 
wurden Rücken gegen Rücken gestellt und mit 
einem Riemen aneinandergeschnallt, worauf 
sie mit den Messern aufeinander losstachen, bis 
der eine von ihnen zusammenbrach. 
Der französische Schriftsteller Emile Zola 
litt viele Jahre an einer ständigen Angst, er 
sticken zu müssen, und ist schließlich seltsamer 
weise wirklich an Kohlengasvergiftung gestor 
ben, die durch einen verstopften Ofen entstan 
den war. 
Im Staate Tennessee gibt es Gemeinden, 
die sehr strenge Moralgesetze haben. So gibt 
es dort unter anderm eine Verordnung, daß 
Lehrer und Lehrerinnen nicht tanzen dürfen. 
Feuer verringert nicht immer das Gewicht 
des verbrennenden Gegenstandes. Die Asche 
des Magnesiums zum Beispiel ist schwerer 
als das Metall selbst. 
In Luxor gibt es einen Schlangenfänger 
namens Musa Muhamed, der die Fähigkeit 
hat, Schlangen zu riechen und damit ein Ver 
mögen verdient. Er fängt oft im Aufträge von 
Fremden Schlangen, aber niemals tötet er 
eines der gefangenen Tiere, weil er der Mei 
nung ist, daß seine Fähigkeit dann ihr Ende 
haben würde. 
Heilere ķcke. 
Der Kiebitz. j, 
Stundenlang saß der Kiebitz bei der ^ 
partie und schaute in die Karten. j# 
wechselten einander ab — der Kiebitz 
Endlich überwältigte ihn die Mûdişş ^ 
er schlief ein . .. Da beschlossen die ^ ja! 
ihm eine Lehre zu erteilen. Rasch m". ßjj 
Licht ausgelöscht, dann brüllte ein Spiel 
seines Basses Grundgewalt: 
„Grand!" 
^ Der Kiebitz erwachte, ringsum Finstet 
erschrocken rief er aus: 
„Ich bin blind geworden!" 
Das Leichenbegängnis. w# 
Der Herr von Nummer 549 sture 1 ' j { (( 
morgens erregt in die Loggia des v 
Portiers: $ 
„Die ganze Nacht habe ich heute am 
toten Wanze gelegen!" -m 
„Was störte Sie die Wanze, wenn f te 
tot war?" 
„Ja, die Tote hat mich nicht gestört, 
tausend Lebenden, die zum LeichenbeS 
gekommen sind!" 
Falsch verstanden. ^ 
Zehn Jahre ist Karlchen alt. Er bett" 
Buchhandlung: . F 
„In der Auslage ist ein Buch , 
Männer fesselt!" Das möchte ich h""^ 
Belustigt fragt der Verkäufer: 
„Für wen brauchst du denn das, 
Junge?" 
„Für meinen Vater!" 
„Für deinen Vater? Was ist dem 
Vater?" 
„Schutzmann!" > 
Auflösung aus Nr. 252: 
Waagerecht: 1. Pampas, 5. Asthma, 9* ^ 
10. Sonate, 11. Saigon, 12. Erpel, 
16. Nernst, 19. Senkel, 23. Strang, 27. 
28. Mutter, 29. Asbest, 30. Negus, 31. »Zji 
32. Berlin. — Senkrecht: 1. Pesos, 2. 
3. Aster, 4. Stern, 5. Alfen, 6. Saale, 7; V' 
8. Agnat, 14 Äse, 15. Ulk, 17. Rar, 
19. Samen, 20. Natur, 21. Ebene, 22. 
23. Staub, 24. Tasse, 25. Areal, 26. 
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Kreuzworträtsel 
Die Wörter bedeuten: , 
Waagerecht: 1. Kleines Kriegsboo^E 
Einheit in der SA.-Formation. }*; gftjî 
Anführer. 10. Drama von Ibsen. 11- ^ 
nischer Hafen. 18. Assyrische Göttin- 
terwerk. 17. Stockwerk. 18. Stadl 
Schweiz. 20. Backgcrät. 23. Stadt M t 
25. Die Blume beim Wein. 27. « 
Schloß in Schlesien. 30. Kurort an j. 5 
Nischen Riviera. 34. Fluß in EnA^d ş, 
Männliches Kind. 86. Fluß in Nķ?k 
Ortsveränderung. 38. Berliner Bşş j n 
39. Kirchenliederdichter. — Senkrecht' 
birgsübcrgang. 2. Kleine Rechnung- (MÜp (, 
mittel. 4. Wallensteins Astrolog. ,,§l, «!> 
See Finnlands. 6 f« ffisto...« 
Stadt in 
Ruhepause. 8. Stadt in der Tschcşşi^,^, 
12. Soviel wie Spender. 14. Vcltt 
gewicht. 15. Fluß in Ostpommern. Kh 
werk. 20. Seuche. 21. Wasserpflanze- 
in Frankreich. 24. Weinort an der 
Starker Sturm. 28. Gesangsstück. 29- 
Münze. 31. Brasilianische Pro^ke- 
Schmerz. Kummer. 33. Strom zur ^ - 
bewaffneten Irrsinnigen fertig werden sollte, 
um das Feuer wieder in Betrieb zu setzen. 
Klara erwartete das naturgemäß von Wilm. 
weil sie ihn liebte und daher für den Besitzer 
aller Mannestugenden hielt. 
Äber Wilm dachte jetzt nicht daran, wie oft 
er Klara seiner Liebe versichert und das auch 
ehrlich so gemeint hatte. Er sah jetzt nur, daß 
er mit einem bewaffneten Irrsinnigen kämp 
fen sollte, gegen den er schon dadurch im Nach 
teil war, daß er ihm als Klaras Vater nichts 
Ernstliches zuleide tun und daher auch nicht 
mit gleicher Waffe entgegentreten konnte. 
Vergebens bestürmte ihn Klara, um ihn an 
dern Sinnes zu machen. Als nun der Orts- 
vvrsteher kurzentschlossen einen Jungen nach 
dem Kreisstädtchen um eine Landjäger-Pa 
trouille schickte, geriet Klara außer sich. 
Es war ihr schreckhaft klar, daß die Land 
jäger pflichtgemäß von ihrer Schußwaffe Ge 
brauch machen mußten, wenn der Irrsinnige 
sich nicht gutwillig ergab, weil das Leuchtfeuer 
schleunigst wieder in Betrieb kommen mußte, 
um nicht durch sein Fehlen so viele Menschen 
leben zu bedrohen. 
„Willst du Vater wie einen tollen Hund 
niederschießen lassen?!" schrie Klara mit wil 
dem Blick Wilm zu. 
„Wenn er doch schon toll ist", gab er stör 
risch zurück. 
Empört wandte ihm Klara den Rücken. Erst 
jetzt erinnerte sie sich an Jan und sah sich nach 
ihm um. 
Doch da flammte draußen auf dem Turm 
das Leuchtfeuer plötzlich auf, um mit seiner 
hoffnungsgrüpen Farbe beruhigend zu 
brennen. 
Jan war in aller Stille rasch hinübergefah 
ren. Er hatte den Kranken beruhigt und das 
Feuer angezündet. 
Da erkannte Klara, daß sie an Wilm das 
bestechende Aeußere getäuscht hatte, während 
Jan der bessere Mann war und sie wahrhaft 
liebte. 
Und Wilm wußte, daß Klara für ihn ver 
loren war. 
^rifwmswgi em Lie Sàmfiêtt 
öerAachiLrgm5. btsPJi.Wti. 
KNŞ. Eine ganze Woche vor dem Schreckens 
tage, über den ich zu berichten habe, hatte 
steifer Westwind das Wasser in den Meldorfer 
Hafen getrieben, an dessen gewundener Fahr 
rinne, braunen Fischerbooten und Segel 
kuttern meine Jugendjahre geknüpft sind. Tie 
Fluten stiegen von Tag zu Tag höher am 
Sommerdeich hinauf, und die damals noch 
winzigen Ulmen der Hafenchaussee bogen 
weiter denn je ihre zerzausten Zweige, die 
ihre Blätter bereits verloren hatten, der 
schützenden Geest zu, wie wenn sie Unheil er 
warteten und dort Hilfe suchten. Das grüne 
Vorland, welches all die letzten Jahre während 
der Fluten vom Wasser freigeblieben war, bil 
dete bereits am Donnerstag selbst zur Ebbe 
zeit ein Meer für sich, und während der Flut 
erreichten die Wellen dumpf und schwer auf 
brandend die Hälfte des Sommerdeiches, an 
dem sie gierig hinaufleckten. 
Am Freitag hatte der Wind sich gelegt, und 
es wurde unheimlich still am Strand. Die 
Fischer saßen schweigend bei ihren Booten, als 
wenn sie drohendes Unglück ahnten, und die 
Wasservögel saßen in Massen auf der Deich 
linie, die sich in mächtigen Bögen nach Büsum 
und Barlt hinschwingt. Tie Tiere kannten 
den blanken Hans und wußten, was er im 
Schilde führte. Vis zum Sonnabend hatte er 
an sich gehalten; aber gegen Mittag, als die 
12 Glocken schlüge vom alten Meldorfer Dom 
über das weite Land rollten, da brach er her 
vor und zeigte, daß er sich nur geduckt hatte. 
Wie wenn ihm daran lag, jede Hemmung zu 
vermeiden, kam er angenähert aus Südwest 
und fegte somit gerade in die weite Meldorfer 
Bucht hinein. Mit aller ihm zur Verfügung 
stehenden Wucht legte er sich breit auf das 
Wasser des Wattenmeeres und wühlte es auf, 
so daß es braun war wie Gerberlohe. 12 Stun 
den später, um Mitternacht zwischen Sonn 
abend und Sontag, dem 4. und 5. November 
1911, war abermals Flut. Das inzwischen 
kaum gesunkene Wasser hob sich schnell am 
Sommerdeich in die Höhe und schob sich unter 
die Badeanstalt, die es in einigen Minuten 
mitsamt den langen und starken Befestigungs- 
pfählen aus dem kleiigen Grunde der Damm 
erde ausriß und mit krachendem Getöse über 
den Teich in den Sommerkovg warf. Laut 
heulte der Sturm, der inzwischen zum Orkan 
angewachsen war, und jagte die Wellen bis an 
den Kamm des Sommerdeiches. Im Hellen 
Mondlicht dieser Nacht sahen wir ein gigan 
tisches Bild. Tie höchsten Wellen schleuderten 
ihre weißen. Schaumfetzen über die Wand, 
welche die Menschen ihnen entgegengestellt 
hatten, wie wenn es Fehdehandschuhe wären, 
die der blanke Haus seinen Feinden vor die 
Füße schleuderte. 
Aber noch sollte es ihm nicht gelingen, den 
Damm seiner friesischen Gegner zu übersprin 
gen. Tie 20 Pferde edelster Zucht, die Freude 
und der teuerste Besitz schleswig-holsteinischer 
Bauern, und eine mehr als hundertköpfige 
Schafherde lagen ruhig am Sommerdeich, als 
wenn sie wußten, daß der Friesenwall sie 
schützen würde. Die Ebbe setzte ein und sog 
das drohende Wasser gurgelnd und schlürfend 
zurück. Der blanke Hans mußte sich dieses 
Mal noch dem Naturgesetz fügen. Immer noch 
peitschte die aufgeregte See den ihr im Wege 
stehenden Damm; aber sie vermochte es nicht, 
ihn an irgend einer Stelle zu durchbrechen 
oder zu übersteigen. Mit einsetzender Ebbe 
ließ der Wind nach, und jeder hoffte, daß nun 
mehr die Gefahr überwunden sei. Tie Wind 
stille dauerte bis Sonntagmittag. Tie Sonne 
lachte, und das Wetter schien sich ausgetobt zu 
haben. Tie Flut am Sonntagmittag stieg nicht 
allzuhoch; an eine ernstliche Gefahr dachten 
wohl nur noch wenige. Ein vorsichtiger Bauer 
holte allerdings noch während der Nacht seine 
Pferde aus dem Koog, als das Wasser bereits 
stark absank. Es blieben im Koog aber immer 
hin noch fünf Pferde und 40 Schafe. 
Diese Tiere gehörten einem Schäfer, der 
lange Jahre bei Bauern gedient und 
sein mühsam verdientes Geld Vieh w 
hatte. Eigenes Land, wohin er sei" t ļp' 
hätte treiben können, besaß er nicht. 
, - . - .., şş .- . À 
auch noch keinen Stall, worin er sm"^^ 
Habe hätte bergen können. Darum 
gegen alle Mahnungen taub und * gA 
Tiere im Koog. Vielleicht war 
aber ebenso groß wie die des Bauer"' 
seine Pferde von der Weide for'tllfk % 
hatte. Leichtsinniger waren allerdl'^ ê 
junge Fischer; diese gingen während ° h 
zur nahen Hallig Helmsand V ^ 
Enten und Gänse zu schießen, die iw ;§ «if 
Sturm der letzten Nacht scharenmeltt , < 
Schutz der Düne zurückgezogen hatl' ķ 
hatten Bescheid hinterlassen, daß ste 
sten Tage mit der Ebbe zurückkehre" jh>> 
ahnten aber nicht, welche Schreckens"" ; 
bevorstand. . fieļf. 
Der Sonntagnachmittag verlief, wjk 
lich und ganz unvermittelt setzt der ^ ķ 
letzten Nacht wieder ein und treibt " 
niserregende Anzeichen zu hintermm^^ 
der nahenden Flut gerade in de" ^ v’j 
ein. Der Mond steht voll und klar 
mel und trägt seinen Teil zur P* 
der nun einsetzenden Springflut .ggdE-f 
Wasser rast mit nie gesehener Geşş gje* p 
die Priele hinauf, ergießt sich irn U 
ganze Watt und jagt über das Do ^ y 
auf den Sommerdeich zu. Eine ~ j 
bäumen die Wellen am FriesenuM" f % 
noch einmal zurückzufluten. 
Wassermassen dringen nach und îwk,# }i ( 
ersten Schaumköpfe in den SomM^uM,^ 
sind noch drei Stunden bis zuM 
Ebbe- und der Sturm heult in unver 
Kraft fort. Ta kommt Unruhe t" 
die im Schutze des Deiches bisher ) s 
lstw 
ruht hatten. Im selben Augerşş 
die ersten Wellen über den SoM""«jt, p 
' 1 sSiif« As 
beginnt zu gurgeln und zu 
wenn ein Riefengefäß voll Wasser y 
das grandiose Schauspiel beginn" 
Verlauf ein riesiger Koog im Mee 
(Fortsetzung folgt). 
Auf 
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