Full text: Newspaper volume (1934, Bd. 4)

127. Jahrgang, 
Schleswig 
127. Jahrgang. 
îìenèsburger Tageblatt 
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400-Iahrfeier der Lutherbibel. 
Existenz auf öen Kopf stellen und mich ganz 
neu machen, kann mich in grenzenlose Selbst 
verzweiflung stürzen und mir zugleich trotzig 
stark und tröstend versichern, daß Gott mich in 
dieser Haltung ohne alle Illusionen und Ein 
bildungen haben will, daß mir ganz vergeben 
werden kann. Man sollte die Bibel eigentlich 
hören, nicht lesen. Man sollte laut die Ver 
kündigung an uns hören. Luther war Dr. der 
Heiligen Schrift. Sein Lehrauftrag an der 
Universität, sein Berufsanftrag war die Aus 
legung der Heiligen Schrift. Und Luther hat 
Bände voll geschrieben und jahrzehntelang 
mündlich in Predigt und Zwiegespräch aus 
gelegt. Aber alle Auslegung war nur Nok 
behelf, bis das richtige Wort gefunden war, 
daß das Bibelwort selbst eindeutig und ganz 
klar zu uns sprach. So übersetzte und formn-- 
lierte er, so suchte er immer wieder nach dem 
rechten Wort für die rechte Sache, so ward er 
von seiner innersten Theologie zur Ver 
deutschung der Bibel, zur Bibelübersetzung 
gedrängt. So ist die Bibelübersetzung zugleich 
der Inbegriff und die Zusammenfassung 
seiner Theologie, seines mächtigen Hincin- 
greifens in alle brennendsten Gegenwarts 
fragen von des christlichen Standes Besserung, 
kann die Geschichte eines Volkes schrei- 
^eà^er dem Gesichtspunkt entscheidender 
jungen. Wir können unser eigenes Le- 
such-^ņter dieser Blickrichtung zu verstehen 
f °6efr f stä Leben unseres deutschen Volkes 
^vtte?"heißt nach öen „Wunöermännern 
des N J tci 0en ' wie Luther die großen Führer 
sich dos uannte, heißt danach fragen, wie 
hat n? âlk zu ihnen und ihrem Ruf gestellt 
"rib El* Es sich entschieden hat. Führerschaft 
Ewigschaft bilden die beiden Seiten der 
ŅiàÌ'. "S füreinander,' tragisches Ende, 
ş°Iatw ŗşiandenwerden. Abgelehnt- und Ver- 
vian^^öen kann das Schicksal des „Wunder- 
f)e n ļî® Gottes" sein, wenn das Volk sich ge- 
Berhs" entscheidet, ihn nicht versteht oder in 
sich von ihm wendet. Eine solche 
tot« ©Tr. wird aber auch dem Volke selbst 
d„^"chîcksal: Es findet seine innerste Vesin- 
k L { 0et versäumt sie, und irrt in das Wirr- 
5f,, iEvs- und artfremder Mächte hinein. 
Höhe des Mittelalters ward das 
gespalten in zwei Heerlager: Ge- 
dem Kaiser, Gehorsam dem Papst 
ìì. i'ch gegenüber. Und dahinter stand die 
■'4 „..Zgegnuttg der Menschheit: Christus. 
LlssM rein als Entscheidung für oder ge- 
ä^rstus möglich, sondern vermengt mit 
Sprüchen einer Staat gewordenen 
,^l tzs-Die erste noch unpolitische Begegnung 
ì,.Zl!ms lag weit schon im ersten 51abx- 
standen die Evangelien, so die Briefe des 
Neuen Testaments, so das geschriebene Buch: 
die Bibel. 
Daher Luthers Freiheit diesem Buch gegen 
über. Luther kann in den Vorreden zur Aus 
gabe des Neuen Testamentes 1522 so stark 
unterscheiden und die einzelnen Evangelien 
und Briefe bewerten, daß wir fast erschrecken, 
wenn wir es lesen. Daher aber auch Luthers 
absolute Gebundenheit an die Botschaft, die 
diese Bibel verkünden will: die Christusgestalt 
als den Mann Gottes, als Gottes Wort an 
die Menschen. Dies ist das Zentrum, der 
archimedische Punkt, von dem aus die ver 
wirrende Fülle der Ereignisse und Werke in 
dem Bibelbuch ihren Sinn erhalten, ihre Be 
deutung für uns. Das Buch selbst ist tot, so 
wie ich es in Händen halte —. Sobald ich aber 
aus ihm die Botschaft an mich höre, bekommt 
es Leben, das Leben, und kann meine ganze 
öern die Macht der Verkündigung eines Got 
tesmannes, der den Sinn dieses Buches wieder 
begriffen hatte. Und dies zeigt uns zum Ver 
ständnis der Bibel das eine Grundlegende 
ganz klar: Auch die Bibel als Buch ist erst ein 
Zweites, nicht Erstes. Nicht das geschriebene 
Wort stand am Anfang, sondern die Ver 
kündigung. Das Wort, das Zeugnis war, 
das gehört wurde in Erschrecken und in Be 
glückung. Von Jesus haben wir kein von ihm 
selbst geschriebenes Wort —. Sein gesprochenes 
Wort und sein Tun wandelte die Menschen, 
daß sie alles verließen und ihm nachfolgten. 
Diese wie neu geborenen Menschen sprachen 
und redeten davon, schrieben davon, zeichneten 
auf, was das Ereignis Christus war, was die 
Begegnung mit Christus für sie bedeutete. Sie 
kündeten laut davon in immer wieder neuen 
Das Zeitenraö rollt. Alles ist ewigem 
Wechsel unterworfen. Keine Minute gleicht 
der anderen, alles ist in steter Bewegung. 
Diese Erkenntnis hatten schon unsere Vor 
fahren und brachten sie in öen von ihnen ge 
brauchten Runen zum Ausdruck. 
Trifft dies schon für normale, ruhige Zeiten 
zu, so steigert sich dieser Wechsel zu Zeiten des 
Umbruchs, wie wir sie jetzt erleben, mitunter 
zu atemraubenöem Tempo. 
Man hat oft Mühe, zu folgen, um öen je- 
wenigen Stand der Dinge klar zu erkennen 
und sein Handeln danach einzurichten. 
Galt es vor der Machtübernahme Adolf 
Hitlers, öen Arbeitsplatz zu erobern, um über 
haupt positive Arbeit leisten zu können, muß 
ten nachher die Vorbedingungen für diese ge 
schaffen werden. 
Im Wirtschaftsleben bedeutet dies Zusam 
menfassung und Erfassung der einzelnen 
Berufsgruppen und Zusammenschluß dersel 
ben, um mit dem so geschaffenen Instrument 
planmäßige Aufbauarbeit betreiben zu kön 
nen. 
Diese Vorarbeiten sind unbedingt nötig, 
aber nicht Selbstzweck. Wir sollen uns hüten, 
in Ueberorganisation hineinzugeraten, diese 
als Aufgabe für sich anzusehen und darin 
Treuhänder der Auftraggeber, wenn letztere 
uns dieses aus ihrer liberalistischen Ein 
stellung heraus auch oft noch nicht glauben 
möchten. 
Nationalsozialistisch handeln, heißt ehrlich 
handeln, und solcher Handlungsweise auch in 
der Wirtschaft zum Durchbruch zu verhelfen 
ist Aufgabe aller, die im Wirtschaftsleben 
stehen, also auch die der Handwerker und deren 
Auftraggeber. Bislang ist noch fast alles un 
ehrlich in und um uns. Angefangen bei den 
Dingen unserer Umgebung, die fast alle etwas 
anderes vortäuschen sollen, als sie in Wirklich 
keit sind, bis zu den gesamten Tagesaufgaben, 
die es zu erledigen gilt. 
Für uns Handwerker wie für alle Volks 
genossen steht die 
Arbeitsbeschaffung 
in erster Linie. Wir müssen nun immer wie 
der feststellen, daß bei der Verteilung der 
Arbeitsaufträge nicht nationalsozialistisch, das 
heißt ehrlich vorgegangen wird, sondern krasse 
ster Liberalismus das Handeln bedingt, das 
heißt die Unehrlichkeit schwingt ihr Zepter nack- 
anständige Arbeit verlangen können, erklären 
sie geschäftstüchtig, daß sie sich bereits erkun 
digt hätten, ob die Firma solvent sei, und 
dies sei der Fall. Das heißt zu gut deutsch: 
Sie haben sich vorher erkundigt, ob sich der 
Betrug lohnt, denn nur das und nichts an 
deres ist solches Handeln. 
Wenn ich eine Arbeit, die 5000,— MJl kosten 
muß, für 4000,— MJl vergebe, so habe ich den 
Auftragnehmer um tausend Mark bestohlen, 
allerdings mit gesetzlich erlaubten Mitteln. 
Auf diese Weise arbeitet sich der Handwer 
ker in die Wohlfahrt und wird zum Volks 
schädling und die ihn dazu gezwungen haben, 
sind nichts anderes. 
Auf der andern Seite glauben noch hier und 
dort liberalistische Kräfte im Handwerk, die 
Konjunktur gelegentlich zu Preisüberspitzun 
gen ausnutzen zu öiirfen. Durch solches 
Gebaren wird die Arbeitsbeschaffung in Frage 
gestellt und auch solches Handeln muß rück 
sichtslos ausgemerzt werden. 
Allerdings dürften Fälle, wo dieses über 
haupt wegen der Konkurrenz möglich ist, nur 
sehr selten vorkommen. 
Wir müssen also von beiden Seiten bestrebt 
sein zur 
Preisehrlichkeit 
zu kommen. Auf diesem Gebiet sind wir noch 
kaum vorwärts gekommen und vom Ziele noch 
verdammt weit entfernt. 
Das dem so ist, dürfte nur zum geringsten 
Teile Schuld des Handwerks sein. 
Die berufenen Vertreter des Handwerks 
waren immer bereit, sich mit den Auftrag 
gebern zusammen an einen Tisch zu setzen, 
um den gerechten Preis zu errechnen. 
Aber so oft sie dies anboten, so oft sind sie 
auch meistens abgelehnt worden, weil man 
von der andern Seite ja gar keine Ehrlichkeit 
wollte. 
So hart das klingen mag, gesagt muß es 
werden, damit wir vorwärts kommen, und das 
tut bitter not. 
Wer gegen diese Grundsätze verstößt, sollte 
an den Pranger gestellt werden, denn er be 
trügt uns um die Früchte der Revolution und 
beschwört Gefahren herauf, die er in seiner 
Ichsucht gar nicht übersieht. 
Darum Ehrlichkeit auch auf diesem Gebiet. 
Das Handwerk ist bereit, überall seine Karten 
aufzulegen und hat nichts zu verheimlichen. 
Es ist gerne bereit, mitzuarbeiten an der Ge 
sundung der Preisgestaltung. 
Wird uns von der anderen Seite dieselbe 
Offenheit, dieselbe Ehrlichkeit entgegenge 
bracht, kann der Erfolg nicht ausbleiben. 
Und den Erfolg brauchen wir, 
souujer lvupreri 
^ "Vas davon. 
Ht fr stnt Ende des Mittelalters die neue 
E"nd-^Egung unseres Volkes mit einem 
Kez^mann Gottes, mit d. Martin Luther. 
u l 6ct§ das Ja- oder Neinsagen zu ihm 
iv 15 wi-z k zur Entscheidung, zum Schicksal, 
stê ftn&ev ?aud hinter dem Manne Luther 
àià ôer Gelehrte und Bauern, Ritter 
|k ei fe in i' Kaiser und Papst in gleicher 
di'" bev 4 Kampfbahn ruft, der Kampf, der 
b-i Uviversitätsvorlesung wie auf dem 
wie vor. 
Es gibt hier nur ganz wenige rümliche Aus 
nahmen. Die Auftraggeber, auch viele Be 
hörden, benutzen alle möglichen Mittel, um 
nicht den gerechten Preis zu ermitteln, son 
dern um den Dummen herauszufinden, der 
ihnen die Arbeit umsonst macht und noch Geld 
darauf zahlt. 
Da werden Ausschreibungen gemacht, da 
wird gedingt, gequetscht, gedrückt, bis es nicht 
weiter geht, und dann bekommt der Billigste 
die Arbeit. 
Dieser erkennt dann meistens nachträglich, 
daß es ihm gar nicht möglich ist, anständige 
Arbeit für den Preis zu liefern, und fängt an 
zu murksen und zu betrügen. 
Der Auftraggeber beobachtet argwöhnisch 
den Gang der Arbeiten und kommt nun zu 
uns, um sich als gekränkte Unschuld aufzu 
spielen und strengste Bestrafung des Schuldi 
gen zu fordern. 
Daß er selber es war, der öen Mann zum 
Betrüger machte, kommt ihm gar nicht in den 
Sinn. 
Es sollte eigentlich so sein wie früher beim 
Militär. Wenn jemand durch Liegenlassen 
von Gegenständen einen andern zum Dieb 
stahl verleitet hatte, dann wurde er genau 
so bestraft wie der Dieb selber. 
Immer wieder erlebt man es, daß die Auf 
traggeber gar nicht den gerechten Preis, son 
dern den niedrigsten wollen. Hält man ihnen 
dann vor, daß sie für diesen Preis ja gar nicht 
Uf k tadt, im Beichtstuhl der Staötkirche 
de îmÌì.Ņl'ena des Reichstages abspielt, 
'wvş î bis ins Tiefste aufwühlt, die- 
t, kommt ein Symbol, ein Kampf- 
tritļ. dem selbst der führende Mann 
vsit '■ kommt die entscheidende Begeg- 
e § öipder Bibel. Für Luther 
Oi ftp Entscheidende Begegnung gewesen, 
»Ut ft.i"'achten und richtig verstandenen 
»ufta,cks""^el wieder eine einzige Gestalt 
Chechen sah: Christus! Und als er in 
!>ey ' 'usgestalt Gott sah, wie er an den 
die ftip^0"'oße Tat tun wollte und getan 
Pe ete L , f ? n frei machte, wie Winkelried 
s '0e à 'Eine Brust hineinreißend. Eine 
ht tzi,„ņ'Enskraft und Glaubensstärke 
n ^ entbunden, der nach schwersten 
i ^ 1 Kanins wKVMuvv*,, uuiy (u/jvetfieu 
^tļ'" ei np „' eit ' m denen alles nur anklagte, 
Einigenden Gewitter erkannt 
st Nichts, daß Christus alles sei, daß 
s .' nur aufnahmebereiter eröenhaf- 
"sit ļl durchsetzt mit Steinen und Un- 
^o»?Estft- psikntt und Asche, daß aber erst der
	        
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