Full text: Newspaper volume (1934, Bd. 4)

Waļd gegen Wûstenàildung 
im nordamerikamschen MitLelwesten. 
, In gewaltigen, neueingerichteten Baum 
schulen in den Vereinigten Staaten werden 
gegenwärtig die unzähligen Millionen kleiner 
Baumpflanzen herangezogen, die im Laufe der 
nächsten zehn Jahre für einen von Norden 
nach Süden durch den ganzen mittleren Westen 
laufenden Waldgürtel gebraucht werden. Es 
handelt sich dabei nächst den russischen Auf 
forstungsarbeiten um das größte Projekt, das 
jemals zur Verbesserung klimatischer und all 
gemein landwirtschaftlicher Verhältnisse unter 
nommen worden ist. 
Weite Strecken des Mittelwestens von der 
kanadischen Grenze bis hinunter nach Texas, 
also hauptsächlich die Staaten Nord-Dakota, 
(Süd-Dakota, Nebraska, Kansas und Oklahoma, 
befinden sich heute mitten in einer Entwick 
lung, die sie aus ehemals fruchtbaren Staaten 
in Wüsten zu verwandeln droht. Tie Lage ist 
tatsächlich schon so, daß eine große Auswande- 
rungsbcwegung der betroffenen landwirt 
schaftlichen Bevölkerung eingesetzt hat. Seit 
dem die ersten Kolonisten von der atlantischen 
Küste und den Oststaaten nach Westen vor 
gedrungen sind und die fruchtbare Prärie in 
langen Kämpfen den Indianern abgerungen 
haben, hat sich der Charakter des Landes er 
heblich verändert. Konnte man damals in 
flachen Brunnen schon Wasser finden, so ist 
seitdem der Grundwasserspiegel in den weni 
gen Jahrzehnten stellenweise um nicht weniger 
als 6 bis 7 Meter gefallen. 
Von der Wasser- und Wetterscheide der Rocky 
Mountains bis zu den Oststaaten hin, also 
über eine Strecke von vielen Hunderten von 
Kilometern, sieht der Reisende heute nicht 
einen einzigen Vanm, und die heißen Winde 
vom Fuße der Berge im Westen finden auf 
ihrem Wege nach Osten keinerlei Widerstand. 
Ter frischgepflügte Boden ist im Frühjahr 
rasch ausgetrocknet, die oberen Schichten wer 
den vom Wind zu gewaltigen Staubwolken 
aufgewirbelt und Hunderte Kilometer nach 
Osten getragen. Man hat beobachtet, daß von 
einzelnen Stürmen stellenweise mehrere 
Zentimeter Boden davongetragen wurden. 
Mit dem Lehm und dem feinen Sand fliegt 
der beste Boden weg, und was übrigbleibt, ist 
schließlich eine steinige Wüste, in der nichts 
mehr wächst. 
Diese beginnenden Wüsten fressen sich immer 
weiter. Tie Staubwolken, die sich weiter öst 
lich niedersenken, machen den Boden zur Auf 
nahme von Feuchtigkeit unfähig, und das 
Regenwasser fließt rasch in reißenden Bächen 
ab. Die regelmäßig und in den letzten Jahren 
immer häufiger auftretenden Türreperioden 
in diesen Gegenden haben schließlich die große 
Not unter der landwirtschaftlichen Bevölke 
rung hervorgerufen, die Roosevelt jetzt durch 
grundlegende Maßregeln zu bekämpfen ver 
sucht. - 
Ter Waldgürtel von etwa 1600 Kilometer 
Länge und 160 Kilometer Breite wird, wenn 
er fertig ist, mindestens 75 Millionen Dollar 
gekostet haben. Das Gebiet, das er umfaßt, 
wird grob gerechnet 250 Millionen Morgen 
groß sein. Das Land wird teils gekauft, teils 
für 99 Jahre gepachtet. Man bekommt von 
der Größe des Planes schon einen Begriff, 
wenn man hört, daß Drahtzäune in einer Ge 
samtlänge von über 300 000 Kilometer mit 
etwa 40 Millionen Zaunpfählen nötig sein 
werden, um die kleinen Pflanzen vor dem 
Vieh zu schützen. Ueber drei Milliarden Bäume 
sollen angepflanzt werden, und zwar — je nach 
dem Boden — Eschen, Ulmen, Eichen, Kiefern, 
Fichten und andere einheimische Bäume. 
Der Waldgürtel wird nicht als zusammen 
hängender Wald angeschont, sondern aus etwa 
160 parallel laufenden Windbrechern bestehen, 
von denen jeder nur etwa 30 Meter breit ist. 
Zwischen zwei Waldstreifen wird immer ein 
ungefähr 1% Kilometer breiter Landstreifen 
liegen. Der Windschutz wird also in erster 
Linie dem Land innerhalb des Vaumgürtels 
zugute kommen und sich außerdem, wie man 
hofft, weiter östlich bemerkbar machen. Es 
wird dann der Regierung immer noch frei 
stehen, nach erfolgreicher Durchführung des 
Projektes den Waldgürtel langsam zu ver 
breitern und damit allmählich immer größere 
Strecken der Halbwüste für die Landwirtschaft 
zurückzugewinnen. 
Daß solche Waldstreifen den Wind hin 
reichend brechen, hat man ausgeprobt. Man 
hat festgestellt, daß durch zwei, etwa 200 Meter 
voneinander entfernte Waldstreifen die Ge 
schwindigkeit des Windes im Sommer um 
35 Prozent, im Winter um 20 Prozent und die 
Wasserverdunstung um etwa 30 Prozent herab 
gesetzt wird. Die größte Schwierigkeit besteht 
darin, die jungen Pflanzen über die ersten 
Jahre in einer Gegend hinwegzubringen, wo 
vorher keinerlei Bäume gewachsen sind. Es ist 
möglich, daß es länger als zehn Jahre dauern 
wird, bis der Waldgürtel mit einiger Regel 
mäßigkeit steht. 
Der Prozeß gegen Raubmörder Büker. 
Är biederte sich bei Harztoriristerr on. 
In der Donnerstagsitzung des Halberstädter 
Mordprozesses, die mit der Zeugenverneh 
mung begann, gab zunächst Kriminalkommissar 
Kluge (Magdeburg) einen Bericht über die 
Ermittlungen in der Voruntersuchung. Der 
Zeuge schilderte das Auffinden der Leiche des 
Bankdirektors Schurig. Die Leiche wies am 
Hals Erdrosselungsmerkmale auf, die darauf 
schließen ließen, daß noch Leben im Körper 
war, als er in das Dickicht geschleppt wurde. 
Die am 14. Juli aufgefundene Leiche des er 
mordeten Dr. Kraus wies am Halse eine acht 
Zentimeter lange, klaffende Wunde auf, in der 
linken Hosentasche befand sich ein stark mit 
Blut besudeltes Taschentuch. Bei der Ver 
nehmung, fuhr Kriminalkommissar Kluge 
fort, leugnete Büker zuerst. Als aber durch 
den Schießsachverständigen festgestellt wurde, 
daß die Kugeln, die in den Schädeln der bei 
den Ermordeten gefunden wurden, nur aus 
der bei Büker gefundenen Pistole abgeschossen 
worden sein konnten, gestand er unter dem 
Truck der Beweise, und sagte aus, er habe am 
21. Juni Schurig und am 1. Juli Kraus er 
schossen. Büker führte beim ersten Lokal 
termin in den Richtweg, wo er die Sachen des 
Schurig weggeworfen hatte, und bezeichnete 
genau die.Stellen, wo sie weggeworfen waren. 
Die weitere Vernehmung der Zeugen 
brachte über die Mordtaten selbst keine Auf 
schlüsse. Es ergab sich lediglich, daß Büker 
vor und nach den Taten kein Verhalten an 
den Tag legte, das darauf hingewiesen hätte, 
daß er anormal sei. Er kam nach dem Mord 
an Bankdirektor Schurig in sehr aufgeregtem 
Zustand ins Molkenhaus, bestellte ein Abend 
essen, das ihm nicht schmeckte, und versuchte 
dann, durch Genuß von Kaffee, Zigaretten 
und Wermut zur Ruhe zu kommen. Interes 
sant waren Schilderungen des Oberstudien 
rates Borchers-Braunschweig über ein Zu 
sammentreffen mit Büker am Abend des 
30. Juni. Sie ließen erkennen, wie sich 
Büker bei den Touristen angebiedert 
hat. Da Büker alles als möglich hinstellte, 
was von den Zeugen ausgesagt wurde, ver 
zichtete das Gericht auf ihre Vereidigung. 
Zum Schluß der Zeugenvernehmung wur 
den die Schwiegereltern, die Frau und ein 
Bruder Bökers vernommen. Dabei kam ein 
schwarzes Buch zur Sprache, von dem Büker 
in einem am 6. Oktober aus dem Gefängnis 
geschmuggelten Brief an seine Frau geschrie 
ben hat und das Aufzeichnungen über Bük'ers 
Erlebnisse inr Harz enthielt. Die Schwieger 
mutter will das Buch nicht eingesehen und 
gleich verbrannt haben. 
In Anschluß an die Zeugenvernehmung er 
statteten Dr. Klingenberg und Dr. Opitz Be 
richte über den Befund bei der Leichenöffnung. 
Die beiden Sachverständigenberichte besagen, 
daß der Tod in beiden Fällen durch den Schuß 
eingetreten sei. Ten Leichen seien aber noch 
Stich- bzw. Schnittwunden beigebracht worden. 
Der Mädcheumörder aus Thale. 
IZsiWgl§I LàMrNļ. 
Deņîfche Kurzschrift. J{) 
Aus gegebener Veranlassung schafft u 
Reichsminister des Innern Klarheit rn ,.j 
Kurzschriftfrage, indem er verkündet: , 
nicht beabsichtigt, in den nächsten Jähren 
dem System der Deutschen Kurzschrift e ^ 
zu ändern. Es verbleibt daher bei meinen 
lassen vom 27. Dezember 1923 und 27. 'N 
1934." i. 
Damit ist jeder Zweifel beseitigt, ® e $ (î 
System der Kurzschrift insbesondere die - 
höröenangestellten zu erlernen haben. 
Räuber und Bauern. 
An der uMchlm Adrche. 
Zwei Männer mit Gesichtsmasken drü^ 
in das Anwesen des Bauern Krause in ~Li 
fersgrün in Sachsen ein. Sie schossen 
auf die Anwesenden und verletzten Krause 
seine Tochter am Oberschenkel. Die Eişş^ 
linge kamen aber bei der Bauernfamtlh , 
die unrechte Adresse. Die Familienmitşş > 
setzten sich gegen die Räuber energisch ° 
Ņehr. 
Der eine erhielt einen Schlag mit £ j 
Knüppel auf den Arm. Dadurch löste fw,.1 
der Pistole, die der Räuber in der Hand , Lj, 
ein Schuß, der ihn in den Oberschenkel 1 . 
Als der Räuber sah, daß er nicht mehl - 
fliehen konnte, schoß er sich eine Kugel »L,, 
den Kopf. Inzwischen hatte der andere 
ber mit einer Heugabel die Familie anM..§ 
fen. Durch kräftiges Zuschlagen mit 
gelang es, diesen Angriff abzuwehren, ft' 
sich der zweite Räuber gezwungen sah- ģ 
Heil in der Flucht zu suchen. Nach einer i , 
terlassenen Blutspur muß er starken 
lust erlitten haben. Die Personalien des ^ 
Räubers und des Flüchtigen sind noch 
bekannt. Der Tote ist ein junger Mann, 
etwa 22 Jahre alt sein dürfte. 
ttobelpteis *fiit Ifiijln 
an drei Amerikaner gefallen. 
DNB. Stockholm, 25. Okt. Der Nobels 
für Medizin ist am Donnerstag verteilt h , 
den. Er ist an die Amerikaner Georges şşu- 
William Murthy und George Whipple 
len. Die drei amerikanischen Profess 
denen der Preis zuteil wurde, sind dieser n § 
zeichnung wegen ihrer Entdeckungen owf.# 
Gebiete der Lebertherapie bei perMft 
Anämie teilhaftig geworden. 
Der Zentralverbanö deutscher Haus" Ä 
DNB. Leipzig, 25. Okt. Das Reichsgericht 
verwarf am Donnerstag die von dem 36jähr. 
Josef Mosch aus Thale im Harz gegen das 
Urteil des Schwurgerichts Halberstadt vom 
9. August eingelegte Revision als unbegrün 
det. Damit ist der Angeklagte wegen Mordes 
in zwei Fällen rechtskräftig zweimal zum 
Tode verurteilt unter Aberkennung der 
Ehrenrechte auf Lebenszeit. 
Mosch hat am 13. Mai die 26 Jahre alte 
Schwester Rackwitz und am 14. Juni die gleich 
altrige Hausangestellte Marie Piekarek 
zwischen Braunlage und Elend ermordet. 
Grundbesitzervereine spendete 100 600 ķ 
für das Winterhilfswerk. 
In Dänemark wurden ein Chauft's 
Christiansen und ein Zeitungshänöler r 
je 40 Tagen Haft verurteilt wegen 
kannten Unterbrechung eines Rundn 
vortrages des früheren Ministers H' 
Haussen sowie wegen Freiheitsberaubung' 
übt gegen einen Kommunisten. j 
Eine recht eigenartige Verurteilung 
aus Schanghai gemeldet. Fünf Personen y 
den zum Tode verurteilt, weil sie uttiftWi 
rauschgiftsüchtig sind. An einer Frau W 
Urteil bereits vollstreckt. 
Dis Ast )§r Şks HssffNM. 
Roman von Liane Landen. 
Copyright: Horn-Verlag, Berlin W. 35. 
2) 
(Nachdruck verboten.) 
Durch das winzige Fenster kommt die 
Abendsonne. Sie ist gelb und tückisch. Sie 
liegt über dem Lande wie ein schwefliger 
Schein. Und gerade in diesem Schein gleitet 
ein Segelschiff langsam heran. Das Segelschiff 
mit drei Masten, es ist kein Fahrzeug, wie die 
Schiffer es.haben.. 
Elkes Hand fährt zum Herzen. 
„Hilf uns, Herr Jesus Christ", denkt sie. 
Was dort in dem-gelben Wetterschein anlegt, 
ist ein schwedisches Schiff. 
„Na, Elke, immer noch nicht fertig? Wie 
lange soil's denn heute dauern mit dem Nacht 
mahl?" 
Elke schrickt zusammen. „Gleich, Herr Vater, 
gleich. Ich brauch nur noch die Grütze vom 
Feuer zu nehmen." 
„Wo ist denn der Schwarzkopf, der Praschko? 
Hab' den Bengel heut' schon seit Stunden 
nicht mehr gesehen. Treibt sich gewiß wieder 
draußen rum, statt daß er mir helfen tät. S' 
ist doch ein rechtes Teufelsunkraut. Hätt' ihn 
doch nicht sollen nehmen." 
„Aber der Herrgott hat ihn uns doch vor die 
Tür gelegt, Herr Vater. Wir hätten doch nicht 
könen das arme Waislein verhungern lassen, 
so Gott uns vor die Schwelle gelegt." 
„Was meinst du, Elke, viele Findelkinder 
gibt es heute im Lande — wenn man jedes 
wollte aufnehmen, leicht könnt' man ein 
Dutzend zusammen haben. Wo soll man heut 
zutage mit all den Essern hin, haben wir doch 
selbst oft nicht genug— und Schmalhans ist 
auch bei uns allen Küchenmeister." 
„Und doch sind wir noch nicht verhungert, 
Vater — und du weißt, die Schrift, so uns 
Herr Martin Luther in unsere deutsche 
Sprache übersetzt, gebietet Mildtätigkeit." 
„Wer ist milde zu uns?" brummte Gottlieb 
^ Mer er leides was er sonst würde 
herb tadeln, daß seine Tochter ihm wider 
spricht. Er fühlt im Innern, sie hat recht — 
und wenn er auch zehnmal am Tage den klei 
nen Findling, den Praschko, schmält. Dennoch 
hätte er ihn auch wieder aufgenommen — er 
kennt die Worte der Heiligen Schrift: „Seelig 
sind die Barmherzigen." — Aber — schwer 
wird es in diesen Zeitläuften, nach dem Ge 
bot Gottes zu handeln. Immer knapper die 
Ernte — wieder Ueberfälle von versprengten 
Kriegsknechten, von Marodeuren und Plünde 
rern. Eine Kuh steht ihm noch im Stalle — 
die beiden andern haben ihm neulich ein paar 
solch wilder Burschen von der Weide fortge 
holt — wie er das klägliche Muhen gehört 
hat, ist er vom Boot herübergestürzt — da sah 
er die Tiere schon an einer Leine hinter zwei 
Berittenen hertraben und mußte noch froh 
sein, daß er nicht bei dem Raube dabei gewe 
sen. Ein Wort, eine Gebärde des Zorns oder 
Widerstandes — schon konnte einem ein Mes 
ser zwischen den Rippen sitzen. — 
„So, Vater, nun können wir essen." 
Elke hat den Napf mit der Buchweizen 
grütze sorglich in die Mitte des Tisches gestellt, 
weißer Rauch steigt von der heißen Speise. 
Noch einmal ruft Vater Gottlieb sein dröh 
nendes „Praschko", aber wie kein Echo kommt, 
nicht von dem Boden des Fischerhauses noch 
aus der Stallung oder hinter der Scheune, 
wird sein Gesicht unmutig. 
„Wenn er nicht da ist, der Lüöerjahn, mag 
er die Mahlzeit überschlagen. Der knurrrende 
Magen wird ihn schon Heimtreiben. Komm 
Elke, wii essen." 
Einen Augenblick verharrte der alte Mann 
im stumtnen Tischgebet. Äuch Elke hatte den 
blonden Kopf tief gesenkt und die Hände 
demütig j gefaltet, Aber şGott mhchte ihr die 
Sünde verzeihest, sie konnte sich heute nicht 
beim Gebet sammeln. Ihre Gedanken gingen 
schwer und angstvoll immer wieder zu Odward. 
Wo mochte er jeiu? War er trotz des Sturmes 
glücklich herübergekommen? Oder hatte er es 
nicht gewagt und saß noch in seiner Hütte, 
preisgegeben den Fährnissen, den Rache 
gelüsten schweifender Kriegsmaroöeure? Wie 
ein Stein lag ihr das Herz in der Brust. 
War's Sünde gewesen, gegen das Gebot des 
Statthalters zu heiraten und die heimliche 
Trauung vorzunehmen. Und doch, wenn sie 
an Odwards Bitten dachte, an die ganze angst 
volle bittersüße^Seligkeit, dann war's ihr, als 
hätt' sie keine Sünde begangen. Warum ließ 
Gott es zu, daß Liebe sich nicht zu Liebe beken 
nen durfte, daß Odward fliehen mußte und sie 
hier saß mit ihrem Herzen voll Weh und 
Angst. 
Vater Gottlieb legte plötzlich den Löffel hin. 
Scharf spähte er mit seinen blauen Seemanns 
augen hinaus durch das niedrige Fenster der 
Küche: 
„Was ist denn dort, Kind? Ta ankert doch 
ein fremdes Schiff? Gott steh' uns bei. 
Scheint wieder eins zu sein mit fremden 
Kriegsknechten. Und sieh nun, schaut aus, als 
nähmen sie geradezu den Weg auf unsere 
Hütte." 
„Hab' schon eine ganze Weile gesehen, Herr 
Vater, ich hab' mir aber gedacht, es kommt nock- 
zeitig genug. Darum hab' ich geschwiegen. 
Aber der Bissen ist mir im Munde gequollen, 
wie ich sie hab' ankommen sehen." 
„Geschwind, Elke, lauf in den Stall, laß die 
Kuh auf die Weide, vielleicht, daß sie sie nicht 
sehen. Gottlob, daß Prascho mit den Ziegen 
unterwegs ist auf dem Swantewit-Berg, täten 
uns sonst am Ende auch noch das letzte Stück 
chen Vieh aus dem Haus holen." 
2. Kapitel. 
Elke lief in den Stall. Der war leer. Wie 
sie zurückkam, sah sie den Vater gerade damit 
beschäftigt, frischen Sand über die Diele der 
Küche zu streuen. 
„Gebe Gott, daß sie die versenkte Tür zu der 
unterirdischen Kammer, nicht finden", seufzte 
der alte Mann und trat mit dem Fuß den 
Sand über die Fugen des Lukendeckels breit. 
„Sind unsere letzten Speckseiten und unsere 
War Töpfe mit König, Wenn man die auch. 
noch findet, können wir im Winter feÖ e,t ' 
wir bleiben . . ." ^ 
u Ä 
Er spähte hinaus. Nun kamen drei 
knechte vom Strand her über die Weisen-^ 
Gestalten sahen gegen den hohen HorizoNH^ 
wahrscheinlich groß aus. Ihre 
konnte man noch nicht erkennen, aber nU^si 
jetzt vorsichtig das Fenster öffnete, höi^ je 
ganz von fern die rauhen Stimmen oo 
Winde herüberkommen. m 
„Versteck dich, Elke, oben aus dent 
boden", befahl Gottlieb, „ich will mich W' j# 
und essen und tun, als ob nichts mşşs ş 
weiß, was sie wollen. Wenn's nach 
Gerechtigkeit ginge, brauchten wir uns n -yi 
fürchten. Haben wir ja sämtlich Brief 
K 
Siegel von dem Herrn Statthalter in 
fund, daß man uns mit keiner Kontra 4, 
kommen darf und keinen Brandschaö.»ķ 
Aber diese wilden Gesellen, so nichts 
gelernt haben als Krieg und Kriegshawyst, 
kümmern sich nicht um Verträge und ^ 
Während der letzten Worte des Vater^F 
Elke schon die schmale Strickleiter m 
boden hinaufgeklettert, wie er ihr # 
hatte. Dann zog sie die Leiter nach r 
verbarg sich im Heu. Von hier oben ton 
alles mit anhören, was sich unten beW'ķ 
Nun fielen die Schatten der Lands 
breit über den Weg vor dem Fenster 
näherte sich der Hütte. 
p< 
„Ha, ihr da!" schrie er und sah zürn ü «ft 
hinein. Sein großes Gesicht mit dev sich 
knitterten Hut füllte den ganzen 
rahmen und machte das Zimmer ans 
dunkel. fteï-jļ 
Gottlieb stand auf und ging zum 
„Was begehrt ihr, Herr? Kann ich\pK 
einem Trünke dienen und einem Lara m 
Ist alles « 
Ist sonst nichts im Haus. 
Herrn Statthalter in Stralsund geganltz - ^ 1 
dafür Brief und Siegel empfangen, A 
frei bin von aller Kontribution durchs stich 
öateska. Aber für ein paar Herren rm . 
bei Gottlieb Herssum immer nod) ^ JjW 
und ein Laib Brot, so ihr Vorlieb 
wollt." 
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