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Ntteekri aus aêirr Weit.
ìşM Luftballon durch ein Flammenmeer.
e - h ! ct öet tapfersten Ballonfahrer, des-
. Gefährten sich insgesamt 1200 Personen
Eŗtŗaut haben, galt Kapitän Spelterini,
wenigen Jahren verstorbene „König
£ ?r'S’Är- 3>» Soafe >w„ 45
mtpfprt s . şstrege ausgeführt und dabei be-
Auaenbti^ģ er stud) in öen gefährlichsten
ieöer’li r! en Kaltblütigkeit bewahrte und
beliieti ,»îe Herrschaft über seine Nerven
lonşài K. er eine besonders schwierige Bal-
arnķ-p'ņ £> , er im Sommer 1924 in einem
ltiYfim â ton mit 2500 cbm Inhalt unter-
boi ß , an t>er vier Personen teilnahmen,
sa..-^ņlterini selbst berichtet. In Mtthl-
S Erließ der Ballon den Erdboden. Nach
fuà, -6er Fahrt geriet er in einen
der Gewittersturm und die Insassen
dev lTNutzten sich mit allen Kräften an
schlendev?ņ festhalten, um nicht heransge-
Dovvo^t äu werden. „Und dann bricht mit
und Krachen ein Gewitter los", er-
b Spelterini, „Blitze zucken um den Bal-
e.em infolge der elektrischen Ladung
, e von kleinen Flämmchen zucken und
n,«i C * tluser Leben ist keinen Heller mehr
"-enn: die Ventile öffnen, um herun-
a tgehen und sich vor dem Sturm zu retten,
"ņuwglich, bedeutet Explosion durch Ent-
^ Ķen des Gases an den Flammen, ist siche-
f- ^-oö. Ich steuere meinen Ballon bewußt
?/men kalten Luftstrom, mit dem Erfolg,
s! u vas Gas sich durch die Abkühlung konden-
J baß der Ballon langsam, aber stetig
Eriken beginnt. Aber noch sind wir nicht
J rettet; denn ohne die Ventile zu öffnen,
nn icy nicht landen, und noch immer zün
geln ja die Flammen um den Ballon. Und
kommen jene 10 Minuten, von denen es
sangt, ob ich und die, deren Leben in mei-
er Hand liegen, gerettet werden. 10 Minn
en streichen wir über einen Wald hin, ich
R!e Seile auf die Erde herunter und warte,
die in dem Ballon angesammelte elektri-
lche Spannung sich entlädt, ob die Flammen
ertoichen werden. Und siehe! Langsam erlischt
Flämmchen nach dem andern, zögernd
Nnu mh r ,e s Ņentile zu öffnen, der Ballon
vart, wir sind gerettet."
Sonntagsjäger Napoleon.
Besitzes ôie dieser Tage ihren
werte . 5 Zeigt kaum nennens-
Korie m!,. 1 n r ! a Benutzung, denn der große
gei' apni^ ?îĢ im geringsten von dem Ehr
tet? dn/a? Nimrod Lorbeeren zu ern-
rechte bàm Artillerieoffizier hatte er niemals
befreundp^Eņ^eit, sich mit einem Gewehr zu
einzige sn? rtr Un ^ schütze auszubilden. Das
Gerückt ' er, nach einem verbürgten
hatte er'da" m^em Jagdvergnügen teilnahm,
bringen Ņech, nichts weiter zur Strecke zu
^ " als einen wertvollen Hund. Dieses
Die Eröe mft
_ ^^Zahlung von Oswald R i ch t e r.
der^Ma ^Hunderten ^ en ^îe Klausner in
sandiap?ì Generationen rangen mit dem
Herzbliit gaben ihm ihre Kraft, ihr
stübiakpii unbeugsamer Wille, ihre
frr"s\ffiA wurden belohnt,' die Erde wurde
A Tii .( , \7 seit Jahren schon sind die Wiesen
gl UN und-saftig, die Ernten gut.
kam der Krieg. Für Deutschlands
iļv- o 7 C:n Heldenkampf gaben drei Klausner
schont ^ »'s! 1 S ’ reô ' her Jüngste, blieb ver-
aber niâì^ Jahren kehrte er zurück —
nicht m sem Heimatdorf. Er blieb in
à Großstadt hängen, sie hielt ihn fest, gab
Frendp" .Arbeit in Fabriken, karge
mit ^,^/ìņt leichten Mädchen, Kneipenhockerei
Erdnp^euîheu Personen und ließ ihn seine
gen" obundenhert vergessen. Die Jahre gin-
Aì ,»nd am Ende griff der Würger
ner n1?"?gkeit auch nach dem letzten Klaus-
C huckte ihn in die dunkle Masse lebens-
itzm î Proleten hinab. Noch brachte die Not
«ach ^wachen zu seiner Urbestimmung,
doch e die Großstadt ihn umgarnt, die ihm
Zeigte £? Verachtung oder Gleichgültigkeit
er aröm« der Zeit der Scheinkonjunktur hatte
gar nilla ?îg nach Haus? geschrieben, daß er
Heimat", ran dächte, in das „Kaff" der
seine K-^uckzukehren, hatte prahlsüchtig
war obnp"chUrmensverhäItnisse übertrieben,
Bitten dpi- Verständnis über die mahnenden
schließlüa i gutter hinweggegangen und hatte
verloren £ öe Verbindung mit den Seinen
aber sà I« der Zeit der Arbeitslosigkeit
knüvfp,? ņle er sich, den Faden wieder anzu-
auf d,,"' sollte Mutter und Schwester, die sich
kräste, ererbten Boden mit fremden Arbeits-
unter 1,1 "»?^en, "icht als ein Habenichts
überhebiim i tu - ncn treten ' meinte auch wohl
liàu '.hâll er gar nicht mehr in die länd-
Ņ Verhältnisse hineinpasse.
Mißgeschick verleidete ihm die Jagd vollends.
Er hätte sich mit seinem großen britischen
Gegenspieler trösten können, der in der Hand
habung eines Jagdgewehres nicht weniger
ungeschickt war als Napoleon. Lady Shelley
berichtet über eine Jagdpartie, an der auch
der Herzog von Wellington teilnahm, mit den
launigen Worten: „Der Held von Waterloo
erwies sich dabei als ein recht gefährlicher
Schütze. Nachdem er einen Treiber verwun
det und im weiteren Verlaus die Knie eines
Waldhüters mit Schrotkugeln durchlöchert
hatte, übersäte er schließlich die nackten Arme
einer alten Frau mit Schrot, die am Fenster
ihres Häuschens Wüsche wusch."
Die spanische Inquisition und die
ultraroten Strahlen.
Als strenge Zensoren haben im 16. Jahr
hundert die spanischen Inquisitoren in Bü
chern, deren Inhalt ihnen nicht genehm war,
große Stellen durch darübergemalte Farbe
unleserlich machen lassen. Durch die ultra
roten Strahlen wurden aber die gestrichenen
Stücke wieder vollkommen leserlich, wie
Dr. L. Bendikson an Hand von Photobeispie
len in der „Umschau für Wissenschaft und
Technik", Frankfurt a. M., zeigt. Die Farbe,
mit der die beanstandeten Sätze überstrichen
wurde, besteht aus organischen Bestandteilen,
durch welche die ultraroten Strahlen hin
durchdringen. Die Druckerschwärze jedoch ent
hält Ruß, welcher dem ultraroten Licht den
Durchgang verwehrt.
9m Sonderzug nach Oberbayern.
Von Dr. W ö l f e r.
Zwei volle Tage blieben in Oberammergau
verfügbar für Wanderungen und Fahrten in
die Bergwelt. Das sind keine Unterhaltun
gen, „Erlebnis" ist ein Ausdruck, der die Wir
kung nur andeutungsweise wiedergibt. Vom
Kloster Ettal, wo Mönche gutes Bier und
einen nicht minder guten Benediktiner Bit
tern brauen, nach Oberau in Serpentinen an
steilen Felsen und über tiefen Tälern ist ein
Weg, den keiner vergißt. Oberau sieht man
wie Spielzeughäuser tief im Tal hingelagert.
Man denkt zuweilen an die Bremsen der
Kraftwagen und fragt sich, ob sie nicht heiß
laufen bei solchen Gefällen von vielen hun
dert Aketer — aber die Öldruckbremsen der
neuen Wagen nehmen alle Wärme in sich auf.
— Garmisch-Partenkirchen wird langsam
durchfahren. Ragende Bergriesen rechts und
links, in den Straßen Gewühl — viel Bazare,
viel Berlin, vieles, was nicht so recht in die
Bergwelt hineinpaßt. — Untergrainau ist
ländlicher, von hier ist man bald am Bader-
see, einem kleinen, smaragdgrünen Gebirgs
see, von Tannen umsäumt und überragt vom
Wettersteingebirge. Wir fahren höher'hinauf
zum Eibsee, dessen Spiegel 1000 Mir. über dem
Aleere liegt. Zwei große Gaststätten bieten
Ausblick auf die ihn beherrschende Zugspitze,
die bei ihrer fast 3000 Meter hohen Lage als
unser höchster deutscher Berg ihr Haupt in
ewigen Schnee hüllt, der auch ohne Fernrohr
erkennbar in Spalten und 5klüften weiß über
dem tannenumrahmten dunklen Eibsee leuch
tete. Man hatte das Gefühl, daß Motorboot
und Wellenreiter für die Berliner ans dem
Eibsee die schweigende Weite und Größe der
Natur angesichts dieser gewaltigen stummen
Predigt der Berge ebenso fehlen könnten, wie
die allzu vielen Boote auf dem kleinen Bader
see. ^ Solches und anderes Erleben wurde zu
Hause in der Pension besprochen, in deren
Doch auch diese Zeit wurde überwunden:
nach zwei Jahren Arbeitslosigkeit hatte das
gewaltige Arbeitsbeschaffungsprogramm auch
ihn wieder eingereiht in den ' Strom der
Schaffenden. ^Ein Arbeitskommando brachte
ihn zum Straßenbau an eine Arbeitsstätte, die
nur mehrere Wanderstunden von seinem
Heimatsdorf entfernt lag. Nach kurzer Zeit
war es, als ob etwas Verschüttetes in ihm
sich durchrang. Seine Nasenflügel weiteten
sich, wenn er den Acker witterte. Es konnte
geschehen, daß er im Kreise der Arbeits
kollegen abends die Karten auf den Tisch warf
und wortlos hinausrannte in den nebligen
Frühherbstabend. Und dann, eines Abends
hielt ihn nichts mehr, kein Kartenspiel, keine
Kneiperei, kein sportliches Kräftemessen mit
den Kameraden — wie er ging und stand, in
Arbeitshose und losem Hemd trabte er davon,
ein wenig benommen, wie ein Schlafwandler
fast, ohne Ueberlegung und fand doch den
rechten Weg, der ihn nach Stunden zum
Heimatdorf führte. Er trabte dahin, achtete
nicht der, hereinbrechenden Nacht, spürte nicht
den Nebel, der bald in feinen, dichten Sprüh
regen überging, trabte dahin wie ein Tier,
das in schwärzester Nacht den Weg zum Stall
zum Lager, zum Nest findet. Und immer
wacher wurde er, seine Blicke schweiften rechts
und links. „Heimat" dachte er und fühlte,
wie ein Druck von ihm wich. „Heimat — du!"
Es sah alles noch so aus, wie vor sechzehn,
achtzehn Jahren, da er als blutjunger Bursche
fortgezogen. Als blutjunger Bursch — ja!
War er nicht inzwischen ein alter Kerl gewor
den? Jawohl, ein alter Kerl — gewesen!
Gewesen!! Jetzt fühlte er das Land, den
Boden unter seinen Beinen und war wieder
jung. Er blieb kurz stehen und blickte um
sich: Ja, die Bäume, die Landstraße, die Weg
gabelung dort — alles war wie ehedem.
Drüben mußte das Kalkwerk liegen und der
tiefe Kalkfee, Natürlich^ ja — dort leuchten
freundlicher Holzveranda aus rohem Kiefern
holz sich eine kleine Gesellschaft von 6 Perso
nen zusammenfand. Außer uns beiden zwei
berufstätige Hamburgerinnen und zwei ältere
Kölnerinnen. Frauchen war Ntutter, ich war
der Vater und war bei 1:5 doch in Gefahr,
überstimmt zu werden,' aber es kam nicht zum
Abstimmen, es herrschte Monarchie, weise und
mit Milde gehandhabt. Wir rechneten: in die
sem Jahre bisher 267 000 Passionsspielgäste
im Torfe, davon 47 000 Devisen bringende
Ausländer: glückliches Dorf! Es kann seine
Schulden für seine Blitzsauberkeit davon ab
tragen, denn die Karte kostet 6—12 NM. Die
Kölnschen waren schweigsamer als ich sonst die
Rheinländer kenne, aber die Hamburgerinnen
führten uns erzählend in ihren Betrieb, in
dessen Kontor sie werkten und wirkten, und
man erkannte: hier wird scharf gearbeitet, es
kommt nichts von selbst. — Anregend ist es,
sich vom anderen einmal im Geiste an die
Hand nehmen zu lassen und zu sehen, was
man bisher nicht sah und nicht wußte — so
wie die Berge hier und die Almen, auf denen
der Enzer wächst und das Vieh mit abgestimm
ten Glocken um den Hals weidet. Allabendlich
läutet es durch die Alpendörfer, über die der
blaue Holzrauch senkrecht aufsteigt und in
denen der eine den andern mit „Grüß Gott"
begrüßt.
Behagliche Runde in der kleinen Holz-
veranda, in deren breitem Fenster die weißen
Blüten des rankenden Knöterichs hängen,
schwirrende Gedanken, pulsendes Leben durch
Freude hochgestimmter Bcenschen und — Ein
trächtigkeit unter 5 Frauen. Zwei Tage ging
es gut, da war das Unglück geschehen. Die
Hamburgerinnen kochten — nicht vor Aerger,
nein, wieder im Kochbuch — das liebe Essen,
die Magenfrage! Wie wichtig muß sie sein,
daß sie friedliche Menschen in Fechterstellung
bringt. Die beiden Kölnerinnen waren mit
Recht beleidigt, als ihnen ihr Gegenüber von
der Alster bescheinigte, die rheinische Küche sei
ebenso schlecht wie die bayerische. Hamburg sei
das einzig Wahre! Ein hilfesuchender Blick
meiner Frau, die ernsthaft für unsere bishe
rige Eintracht fürchtete, veranlaßte mich zu
dem Urteil: „Hamburger Küche ist über allen
Zweifel, aber rheinischer Salat, rheinischer
Wein und rheinischer Humor sind Tinge, die
man nicht missen möchte." — Damit waren
alle einverstanden. Der Kochlöffel wurde be
graben und Friede und Eintracht herrschten
fortab in der kleinen Familie, bis — wir, wie
alle, die im Torf zu Gast waren, heraus muß
ten. — Jawohl, heraus! unbarmherzig! Denn
neue 6000 Gäste sind gemeldet und der bis
herige Schwarm mag sich in der Nachbarschaft
umtun nach Unterkunft, solange Urlaub und
Geld noch reichten. Nach einer Erleuchtung
durch des Verkehrsbüros freundlichen Rat
sagten wir: Auf nach Mittenwald!
Wir schwammen im Zuge der Abwanderer
zur Bahn. Auf der anderen Seite wälzte sich
die Woge, die einer der neuen Sonderzüge
herangebracht hatte. Rechts auf der Straße
rollten die Wagen mit Gepäck zur Bahn, ge
zogen von den langhaarigen Dorfbewohnern
mit roter Dienstmannsmütze,' links der ^Straße
begegneten ihnen die Kollegen in Richtung
auf das Dorf. Kraftwagen aller Größen und
Länder hupten sich eine freie Gasse.
Der Zug nach Mittenwald mit österreichi
schen Wagen, von deren Einrichtung unsere
Reichsbahn noch allerlei Gutes, Besseres für
sich absehen und verwerten kann, war voll von
zwangsweisen Ammergau-Flüchtigen. „Ach,
Sie wollen auch nach Mittenwald?", und un
ter der teilnehmenden Frage der Platznach
barin stand die Angst: „Das ist die Konkur
renz in der Wohnungsuche!" „Es soll dort
sehr voll sein! Wir steigen in Garmisch aus."
„Viel Freude und gutes Quartier, wir fahren
weiter." Freilich weiter als Mittenwald
gehts für Deutsche nicht,' Innsbruck ist Tirol
und Tirol ist Oesterreich,' wer aber dahin will,
muß 1000 RM. bezahlen. Da bleibt man lie
ber im Lande und nährt sich hier, denn Mit
tenwald ist schön! Unsere deutsche Heimat ist
so schön, die wenigsten kennen sie in ihrem
Reiz, ob See, Heide. Mittel- oder Hochgebirge.
Hier sind wir mitten darin in der erhabenen
Bergwelt und in ihrem Bann ist auch bald
vergessen, daß die Reisegesellschaft von Ober
ammergau bis hierher das übliche Bild bot.
Drei Festungen in einem Abteil. Zwei Ber
linerinnen in der Ecke ließen gegen zwei west
fälische Damen zwei Pfeile los: „Mittenwald?
nischt zu machen, da ist schon alles von uns in
Berlin belegt, vastehn Sie, et sind lauter Son
derzüge hinjefahren!" Die von der roten Erde
Westfalens aber ließen sich nicht bange machen,
sie fuhren wie wir nach Mittenwald, und bis
dahin kochten sie ein bißchen im Zuge, sie dreh
ten uns ihre schönen Rücken zu und fühl
ten sich sehr glücklich, unbelästigt durch Mei
nungsaustausch mit anderen Leuten.
(Fortsetzung folgt.)
schon die vier hellen Hochöfen aus der Dunkel
heit. Er beugt sich lauschend vor: wo ist das
Gehämmer der Arbeiter — wo das Bersten
schwerer Felsblöcke?
Genau wie vor Jahren, vor sechzehn, acht
zehn? Nein vor tausend Jahren, geht er jetzt
vorsichtig bis zur Böschung, genau wie damals
läßt er sich auf den riesigen Findling nieder —
wie damals. Er sieht sich wieder als fünfzehn
jährigen Bengel. Abend für Abend schlich er
vom väterlichen Hof heimlich fort, hockte dann
stundenlang hier und starrte zu dem Berg
werk hinüber, zu dem schaurig schönen Schau
spiel. Die Hochöfen sprühten Feuer, das wie
mit brennenden Garben taghell die Gegend
erleuchtete. In dem tiefen, dunklen See spie
gelte sich vielfach der Widerschein. Und wenn
bei einer Sprengung Steine ins Wasser ge
schleudert wurden, wirkten die hochaufspritzen-
öen Tropfen wie funkelnde Goldstücke. Wie
kleine Zwerge hämmerten die Menschen in
diesem Feuerschein getaucht. Kurzen Schlaf
nur brauchte er als junger Bengel, denn früh
morgens schon ging er mit Vater und
Brüdern auf den Acker hinaus und tat seine
Pflicht als junger Bauernsohn. Hart zupacken
mußten sie schon beim Vater, der selber ein
gewaltiger Kerl war und die Pflugschar mit
einer Kraft in den Boden stieß, daß „seine
Jungens ihn immer heimlich bewunderten.
„Jungens," sagte der Alte, „das ist unser
Boden, da steckt Jahrhunderte Schweiß und
Blut der Klausner drin! Aber er will auch
sein Recht haben, das was ihm zukommt, sonst
gibt er den Klausnern kein Brot."
Fred hatte die Worte des Vaters wohl
kaum verstanden, aber sie waren wie Saat, die
der Vater in ihn gelegt und diese Saat war
verschüttet, verhärtet gewesen durch viele,
viele Jahre, vier Jahre Krieg, vierzehn Jahre
Großstadt — die ließen nur Unkraut und Ge
strüpp wuchern in seiner Seele. Jetzt aber
war er auf dem Land, meinte schon den
heimatlichen Acker zu wittern, da ging die
Saat auf. Der Vater, die Brüder, der Btann
der Schwester — alle hatte der Krieg gefressen,
da rief der Acker nach dem Jüngsten. Taub
war er gewesen all die Jahre, nun aber hörte
er den Ruf und wollte ihm folgen. Aber im
mer noch war Großstadt in ihm, denn miiöe
und langsam, wie das eines alten Mannes,
wurde nach und nach sein Wandern nach der
Heimat. Er schritt durch das Dorf, sein Dorf.
Alles lag in tiefster Ruhe, nirgends brannte
Licht. Er ging am väterlichen Hof vorbei, ein
Hund dort bellte den „Fremden" an — Fred
lachte bitter: natürlich ein Fremder war er —
das Haus lag stockdunkel. Ter einsame Mann
ging weiter und in ihm war eine große Ver
zagtheit und Müdigkeit. Mit schweren Schrit
ten ging er an der großen Rinderkoppel vor
bei, an den riesigen Kartoffelmieten. Bis
weit hinaus ging sein Weg. Die Nacht be
gleitete ihn, sie war sein Freund. An ihr
wärmte er sich. Er spürte die Dunkelheit wie
einen großen gestaltlosen Leib, der ihn um
schloß — mütterlich, wie die Erde selbst, rätsel
haft, freundlich, wie alles, was nicht die Nten-
schen senden. Vor einem Felde blieb er stehen.
Leere Stoppeln sahen ihn wie klagend an: es
war Oktober, das Kornfeld wollte umbrochen
werden. Schaffte Mutter und Schwester das
nicht mit den fremden Knechten? Fred sank in
die Knie. Btit den Händen schaufelte er die
sandige Erde, bis er auf Schwärze stieß. Er
streckte sich über die Stoppeln lang hin, legte
den Kopf auf die nackte feuchte Erde und sank
rasch in einen tiefen, traumlosen Schlaf. Bitt
den ersten schrägen Strahlen, die die Herbst
sonne über die Felder schickte, erwachte er und
fühlte sich frisch und froh und leicht, sprang
auf die Füße, schüttelte sich tüchtig — „wie ein
Hund" dachte er — und schritt mit den großen
Schritten eines Landmannes dem Haus der
Mutter zu.
Der letzte Klausner hatte heimgefunden.
Unterhaltung
Rr. 230
Beilage der Schleswig-Holsteinischen LandrSzeituug (Rendsburger Tageblatt»
Dienstag, den 2 Oktober 1934