■
' 1 ^ I k . ì , *< i«#
..' ■-ÌW'.iiŞ <:\vh0'r
128. Jahrgang.
128. Jahrgang.
Bezugspreis: Ausgabe A Reichsmark 1.75 monakllch; Ausgabe B eînschl. Illustrierte Wochenbeilag«
Reichsmark 2.00, zuziigl. Bestellgeld. Einzelnummer 10 Rpfg.. auswärts 15 Rpfg.. Sonnabende 15 Rpfg.
Schriftleitung und Geschäftsstelle: Rendsburg, Haus der Landeszeitung. Fernsprecher Nr. 255l.
Telegramm-Adr.: »Landeszeitung". Postscheck: Hamburg 16278. Banken: Reichsbank; Westholsteinische
Dank; Spar» und Leih-Kaffe; Schleswig-Holsteinische Bank; Landkreditbank; sämtlich in Rendsburg
Anzeigenpreise: Im Anzeigenteil Grundpreis für die 46 mm breite Millimeterzekl« 14 3^,
im Textteil Grundpreis für die 77 mm breite Millimeterzeile 34 Ermäßigte Grundpreise»
Aufschläge sowie Nachlässe laut Preisliste Nr. 5, Nachlaßstaffel A. Geschäftsbedingungen nach Maß
gabe der Bestimmungen des Werberats. Keine Ersatzansprüche bei Nichterscheinen der Zeitung wegen
höherer Gewalt. Für unverlangt eingehende Beiträge übernimmt die Schriftleitung keine Gewähr.
von rund 10,5 Millionen Abstimmenden bejaht
und von 770 000 mit Nein beantwortet. Die
letzte Frage bezog sich darauf, ob die Abstim
menden der Ansicht sind, daß im Falle des
Angriffs einer Nation die übrigen Nationen
sich zusammenschließen sollten, um dem Angriff
Einhalt zu tun. Für die Durchführung wirt
schaftlicher und nichtmilitärischer Maßnahmen
in diesem Falle stimmten 1v Millionen mit Ja,
63» »00 mit Nein. Für militärische Maßnah
men sprachen sich 6,8 Millionen, dagegen 2,3
Millionen aus. ^
Während der liberale „News Chronicle" und
das Arbeiterblatt „Daily Herald" ihrer Ge
nugtuung über das Abstimmungsergebnis
Ausdruck geben, bezeichnen die konservativen
Blätter die ganze Abstimmung als zum min
desten überflüssig. Die „Times" erklären, sie
habe weder einen moralischen noch einen mate
riellen Beitrag zu den von den Fragestellern
bekundeten Zielen geliefert.
Selten hat in den letzten Jahren der Gedan
kenaustausch zwischen den westlichen Mächten
eine solche Intensität erreicht wie in diesen
Tagen. Die Reise Edens nach Paris, Rom und
wieder nach Paris ist nur ein kleiner Bruch
teil der ständigen telegraphisch und fernmünd
lich geführten Verhandlungen zwischen den
Regierungen Englands, Frankreichs und Ita
liens. Sie werden im Augenblick völlig be
herrscht von zwei großen Problemen. Das eine
ist die völlige Ergebnislosigkeit der Verhand
lungen Edens mit Mussolini in der abessiui-
schen Frage. Ueber die gestrigen Meldungen
hinaus hat sich nämlich herausgestellt, daß
Italien sich gegenüber allen englischen Vor
schlägen so radikal ablehnend verhält, daß
Eden sich nicht mehr in der Lage sah, die Ein
zelheiten der Eden von London erteilten In
struktionen in Rom zu unterbreiten. Sowohl
in London wie in Paris steht man zur Zeit
keine Möglichkeit mehr, einen Kriegsausbruch
in Ostafrika zu vermeiden. Auf Grund der
Haltung Italiens bei den römischen Verhand
lungen einerseits und der mit höchster Energie
betriebenen italienischen Vorbereitungen an
dererseits befürchtet man jetzt, daß der Aus-
bruch -er Feindseligkeiten noch vor Ablauf der
Regenperiode im August, ja vielleicht sogar
schon im Juli erfolgen wird. England, das
Sur Zeit alle Verhandlungsmöglichkeiten er
schöpft steht, möchte weder Italien Anlaß zum
wiederholt angedrohten Austritt aus dem
Völkerbund geben, noch mit Rücksicht auf das
neue Abkommen über den Staudamm am
Tsana-See sowie im weiteren Sinne mit Rück
sicht auf den Sudan und Aegypten es mit Abes
sinien verderben. Für Frankreich, das u. a.
durch -en Vertrag von 1906 Wer die Vertei
lung der Jnteressenzone in Abessinien direkt
in das ostafrikanische Problem verwickelt ist,
verknüpft sich die ganze Frage in gewisser Be
ziehung mit dem zweiten großen Problem, das
den ständigen Diskussionsgegenstand unter den
Westmächten bildet: di« Frage einer Annähe
rung zwischen Frankreich und Deutschland im
Zusammenhang mit dem deutsch-englischen
Flottenabkommen und darüber hinaus mit den
Fragen des Ostpaktes und des westeuropäischen
Luftpaktes. Es wird in der Pariser Presse
offen ausgesprochen, daß man seine Vermitt
lungsversuche in dem ostafrikanischen Konflikt
nur mit größter Vorsicht fortsetzen könne, nach
dem England soeben in Paris hat wissen las
sen, daß es sich an die Beschlüsse vom 3. Fe
bruar und von Stresa nur noch bedingt halten
könne,' es müsse sich nämlich in jedem Fall das
Recht vorbehalten, in allen juristischen und
praktischen Fragen selbständig dann zu ver
handeln, wenn irgendeine Möglichkeit zur
Fortsetzung der Befriedung Europas sich zeigt,
die mit dem deutsch-englischen Flottenabkom
men so verheißungsvoll eingeleitet ist. Die
neue Erklärung Lavals über die Frage eines
etwaigen Arrangements mit Deutschland wird
vielfach als ein französischer Versuchsballon
angesehen, obwohl die Pariser Presse mit ge
wohnter und vermutlich nicht einmal unge
wollter Verständnislosigkeit auch gegen die be
deutsamen Erklärungen von Ribbentrops in
dem bekannten Havas-Jnterview polemisiert.
Die abschließenden Besprechungen
zwischen Laval und Eden.
DNB. Paris, 27. Juni. Im Anschluß an die
Besprechungen zwischen Eden und Laval am
Quai d'Orsay, die bis 13.50 Uhr dauerten, gab
Ministerpräsident und Außenminister Laval
folgende Mitteilung an die Presse aus: Eden,
der von Rom zurückgekehrt ist, hat mich über
seine Besprechungen mit Mussolini in Kennt
nis gesetzt. Wir waren bemüht, in dem durch
das Kommunique vom 3. Februar festgelegten
Rahmen die beste Lösung zu finden und die
Lösung der Probleme, die wir ins Äuge gefaßt
haben, zu beschleunigen. Wir werden auf di
plomatischem Wege die Prüfung dieser Fra
gen fortsetzen, die wir in der Kürze der Zeit
unserer Besprechungen nicht erschöpfend be
handeln konnten. Wir haben die Absicht und
den gemeinsamen Willen, die Methoden unse-
vertretern gegenüber erklärte er, sich nicht über
das Ergebnis seiner Besprechungen äußern zu
können. Er werde am Freitag seinen Kollegen
Bericht erstatten.
rer beiden Regierungen einander anzupassen
und das Programm vom 3. Februar zu ver
wirklichen. Eden hat mir weiter Mitteilung
gemacht von seinen Besprechungen mit Musso
lini in Rom über den italienisch-abessinischen
Konflikt.
Neue Besprechungen werden nicht mehr
stattfinde». Eden reist bereits am Donnerstag
nachmittag nach London weiter.
Frankreichs Kriegsmarineministcr zum
Flottenabkommen.
DNB. Paris, 27. Juni. Bei einem Essen auf
der Marinepräfektur in Brest hielt Kriegs
marineminister P i e t r i eine Rede, in der er
u. a. ausführte: „Was Frankreich an dem
deutsch-englischen Flottenabkommen überrascht
hat, ist nicht die Tatsache einer neuen Auf
rüstung Deutschlands, die man leicht voraus
sehen konnte, sondern die übereilte Zustim
mung Englands dazu, die unter Bedingungen
zustanöegekommen ist, die Frankreich zwar
nicht an der Freundschaft Englands, aber an
seiner herkömmlichen Klugheit zweifeln läßt."
Eden wieder in London.
DNB. London, 28. Juni. (Eig. Funkmeld.)
Der Minister für Völkerbnndsangelegenhei-
ten, Eden, ist am Donnerstag 21.30 Uhr auf
dem Luftwege aus Paris kommend im Londo
ner Flughafen Croydon eingetroffen. Presse-
Mit einer gewissen Verlegenheit berichtet die
Pariser Presse über die Ergebnisse des letzten
Eden-Besuches in Paris. Die britische Haltung
findet eine verhältnismäßig milde Kritik. Man
will offenbar das sich andeutende Kompromiß
nicht stören. „Oeuvre" will wissen, Mussolini
habe erklärt, Italien werde niemals einen
Luftpakt unterzeichnen, wenn nicht der Do
naupakt abgeschlossen sei.
Ae FkiäräWmlMMg in England.
DNB. London, 28. Juni. (Eig. Funkmeld.)
Die sogenannte Friedensabstimmung, die vor
18 Monaten von Lord Cecil im Völkerbunds
verband und anderen Organisationen in ganz
England eingeleitet wurde, ist beendet. Mehr
als 11,5 Millionen Männer und Frauen haben
die Fragebogen ausgefüllt. Die Frage, ob
Grotz-Britannien im Völkerbund bleiben solle,
wurde mit rund 11 Millionen Stimmen bejaht.
850 000 stimmten mit Nein. Für die allgemeine
Abrüstung stimmten 2,5 Millionen, dagegen
850 000. Die Frage, ob die Herstellung und der
Verkauf von Kriegsmaterial für private Ge
winne verboten werden solle, wurde gleichfalls
Hswjel-WleMviMlschafi am Ende.
Berlin, 27. Juni. Nach Warschauer Meldung
gen soll es in der russischen Provinz Saratow
zu Unruhen der Bauern gekommen sein. Die
dortigen Wolgadeutschen Bauern haben sich
durch einen Aufstand gegen die Maßnahmen
der Sowjetregierung gewandt. Im Wolgadeut
schen Gebiet hatte das System der bäuerlichen
Kollektivwirtschaft vollkommen Schiffbruch er
litten, so daß die Bevölkerung vor dem Hun-
gertode stand. Der Generalgouverneur im Be
zirk Saratow, Schaffranski, zog schließlich die
stürmischem Wetter besonders die Kutter aus
Finkenwärder und Cuxhaven den kleinen
Schutzhafen auf, wie oft gehen im Schutz der
Insel Handelsdampfer vor Anker, um besseres
Wetter abzuwarten.
Zäh halten die Inselbewohner an ihren
alten Rechten, an den „Beliebungen" fest, die
man ihnen auch nach Möglichkeit belassen hat.
So ist Helgoland auch heute noch Zollauslanö,
es bildet einen eigenen Kreis, den ein drei
gliedriger Jnselausschuß leitet. Schließlich
wird das Gemeindewahlrecht nur dem verlie
hen, der mindestens fünf Jahre auf der Insel
seinen Wohnsitz hat. Rot grüßt Helgolands
Felsen über die Wasser der Nordsee, jedem
unvergeßlich, der einmal die Insel besucht hat.
Dankbar müssen wir aber des Tages geden
ken, der vor 45 Jahren die Insel mit Deutsch
land vereinigt hat.
Helgoland
„Grün ist das Land,
Rot ist die Kant,
Weiß ist der Sand.
Das sind die Farben
Von Helgoland!"
Der 1. Juli 18»» war für Helgoland ein hi
storischer Tag. Damals, also vor 45 Jahren,
wurde der deutsch-englische Vertrag abge
schlossen, der dem Deutschen Reich diese Insel,
den „Schlüssel zur Deutschen Bucht", sicherte,
unter Verzicht auf Teile des neuerworbenen
ostafrikanischen Kolonialgebietes. Es war po
litischer Weitblick, der damals auf wertvolles
Kolonialland verzichtete,' aber der Besitz von
Helgoland war noch wertvoller, noch entschei
dender für Deutschlands Zukunft. Das hat
Helgoland im Weltkriege bewiesen, kein Feind
wagte die stark befestigte Insel anzugreifen,
die für sämtliche Unternehmungen unserer
Flotte in der Nordsee ein unschätzbarer Stütz
punkt war. Tragik des Schicksals, daß damals,
als am 28. August 1914 bei der Insel leichte
deutsche Streitkräfte in schwerem Kampf gegen
englische Schlachtkreuzer standen, wobei die
Kreuzer „Mainz", „Köln", „Ariadne" und das
Torpedoboot „B. 187" versenkt wurden, die
Batterien der Insel wegen Nebels nicht hat
ten angreifen können. Welche Bedeutung der
Feind der Festung Helgoland beimaß, geht zur
Genüge daraus hervor, daß die Entente im
Versailler Diktat festlegte, sämtliche Befesti
gungsanlagen und Hafenbauten müßten ge
sprengt werden.
So dient Helgoland heute friedlichen Zwek-
ken, es hat eine Biologische Anstalt, ein statt
liches, 1392 gegründetes Meereslaboratorium.
Es ist vielleicht von Interesse, darauf hinzu
weisen, daß Ernst Haeckel bereits 1854 auf Hel
goland Meeresforschung betrieb. Seit 1910 hat
die Insel eine Vogelwarte, die ähnlich, wie die
von Rossitten auf der Kurischen Nehrung an
der Feststellung des Vogelfluges arbeitet und
durchziehende Vögel beringt. Weltbekannt ist
Helgoland als Seebad. Im Jahre 1826, ange
sichts der Not und des Elends unter der Be
völkerung in der Zeit nach den napoleonischen
Kriegen —- damals gehörte die Insel bereits
England, das sie 1807 den Dänen abgenommen
hatte — hat ein Helgoländer, Siemens, sich
dafür eingesetzt, daß man auf der Insel Ein
richtungen für die Aufnahme von Badegästen
traf. Das Badeleben selbst vollzieht sich auf der
1500 Meter von der Insel entfernt liegenden
sogenannten Düne, die noch bis zum Anfang
des 18. Jahrhunderts mit der Hauptinsel in
unmittelbarer Verbindung, durch einen Stein
wall, den „Waal" stand. Eine Hochflut hat
dann 1711 diesen Steinwall weggerissen, wie ja
überhaupt Helgoland im Laufe der Jahrhun
derte durch die stürmische See und durch die
Verwitterung des Felsens immer kleiner
wird. Heute hat die Insel bei einer Einwoh
nerzahl von etwa 2500 Menschen, eine Größe
von 0,64 Quadratkilometer.
Auch für die deutsche Fischerei ist Helgoland
von großer Bedeutung. Wie oft suchen bei
45 Jahre deutsches
Helgoland.
Am 1. Juli sind 45 Jahre
vergangen, daß England
die Insel Helgoland im
Tausch gegen Sansibar an
Deutschland abtrat. Aus
diesem Anlaß wird in
Helgoland eine Erinne
rungsfeier stattfinden. Un
ser Bild zeigt oben das
sogenannte Unterland der
Insel mit der Landungs
brücke, unten charakteristi
sche Felspartien an der
Noröspitze der Insel mit
dem Nebelhorn.
hSelle-Eysler, K.).
cļŗma:--*>ï
MM
■ t ' V CA, l â• V