Full text: Newspaper volume (1935, Bd. 2)

Montag, den 8. April 1935 
Beilage der Scbleswig-Holsteinischen Laudes.zeitung (Rendsburger Tageblatt» 
eingeteilt, von denen jeder einer bestimmten 
„Stunde" der Nacht unterstellt ist, während die 
Hauptperson dieser Darstellung der widder- 
köpfige Sonnengott ist. Aber auch die Mond 
elemente treten stark in den Vordergrund. Ter 
Mond erscheint in Gestalt einer riesigen 
Schlange, die den Kampf mit der Sonne 
beginnt und vom Sonnengott erlegt wird. 
Dieses Ringen wird sehr dramatisch geschildert. 
Das merkwürdigste aber ist, daß in den 
Mysterien der Absturz des sogenannten 
Tertiärmondes bildlich dargestellt wird soivic 
die verschiedenen Phasen seiner Auflösung. 
Es handelt sich hier uin jenen Mond, der in 
Urzeiten um die Erde gekreist haben soll, bis 
er zerberstend auf unsern Planeten nieder 
ging. Darauf folgte das mondlose, goldene 
Zeitalter, das aber ein Ende nahm, als un 
sere Erde den Planeten Luna, unsern heuti 
gen Mond, eingefangen hatte. 
So weit der Mythos, für dessen historische 
Richtigkeit die Welteislehre eintritt. Sie be 
hauptet, daß durch den Niedergang des 
Tertiärmondes auf die Erde die große Sünd- 
flut der Vorzeit ausgelöst worden ist. Aehn- 
liche Anklänge, die eine Bestätigung der Welt 
eislehre bilden könnten, finden sich auch in 
andern verschiedenen Sagen und Mythen. 
flÖtttg} I Eine heitere Erzählung von Peter Steinbach 
Man schrieb das Jahr 1765. Fried > der Wanne herum, so daß unbändiges Gelä 
^roße hatte soeben in Landeck Qua». .r be- 'und stürzende Wasserkaskaden ein absor 
Zogen, um feine Gicht los zu werden. Die liches Konzert ergaben. 
Aachricht von der Ankunft des Könige ver- „Oh", sagte die Jungfer, „. . . wie gi 
Leitete sich wie ein Lauffeuer. Landeck ,.chlte ist unser Landesherr" . . . und fügte hi 
llch durch die Visite aufs höchste geehrt. Ledig- „zu Eurem Glück!" 
"ch der Kandidat Kirle, der arn selben Tage „Mag Sie ihn denn, den Fritz?" 
Zur Kur eingetroffen war, merkte von alledem „Frag Er nicht so dumm!" Ta schwieg 
Nichts. Er hatte vor lauter Gelehrsamkeit wirkliche König und wartete geduldig, 
swd Gliederreißen keinen Sinn für öffent- der andere da drin fertig war. 
ache Angelegenheiten. Sv hielt er sich auch Als der Kandidat Kirle endlich die £ 
Wirt, dem die vornehme Neuigkeit auf stube verließ, sah er sich seinem Herr 
"er Zunge brannte, vom Leibe, legte sich viel- gegenüber. Er »vußte besser Bescheid 
wehr müde von den Beschwerden der Reise königlicyen Portraits als die Jungfer 
äu Bett und entschlief. genikel, und iveißer als die weißeste L 
Am frühen Morgen, gestärkt vom Schlum- fiel er sogleich in die tiefste Ohnmacht 
Wer und auss angenehmste überrascht von der Zeiten. 
Schönheit der umliegenden Landschaft, begab Demoiselle Langcnikel, selber am R 
ach der Kandidat wohlgelaunt zum Bade- des Lebens, fing den Besinnungslosen 
haus. Dort stieß er auf Demoiselle Langenikel, „nd der König, umgeben von seinem he 
er es oblag, d»e Heilungsuchenden im Ge- eilenden Gefolge, betrachtete amüsiert 
vranch der Bäder zu unterrichten. Der schwankende Pyramide. 
Kandidat war, dem adretten Kind einen kecken Dann wandte er sich an die Jungfer: 
Bltck zu und war auchschvi», als set er h,er ^lt eine Majestät in Ihren Armen, 
u Hauie, m der Nächstliegenden Zelle ver- Majestät den Schelmenkönig. Mache 
»Was^fällt Ihm ein?" schrie die Jungfer 
Ue-.ihm her. „Er ist in des Königs Bade- Mg- Soldaten!" " ' 
Ter Kandidat war nicht auf den Mund . ^ļach dieser Episode begann der König 
gefallen und erwiderte den Zuruf, den er Erfüllung seiner Kurpflichten, und 
guten Glaubens für einen Scherz hielt: nach kurzer Zeit konnte er ln einem B 
»Sieht Sie nicht, daß ich der König bin?" ^ General de la Motte Hvuqus die Heil 
Ter König Natürlich! Wer sonst kam ^ er şĢestschen Quellen rühmen . . . 
wie der Wind angeweht, war mal da, mal lieber den Kandidaten Kirle ist abschlie 
dort, bei ahnungslosen Schulzen, oder bei 3» berichten, daß die Jungfer einen Ehe 
Schulmeistern? Wer sonst war überall, wo mit ihin schloß, der sich gewaschen hatte, 
wau ihn nicht erwartete, nirgends gebührend horsam dem allerhöchsten Befehle nahi 
empfangen und immer zu spät erkannt als der ihren Kandidaten so gründlich vor, daß e 
König? Natürlich! Das sah ihm schon ähnlich, im Gegensatz zu seinem König nur uv 
dem gnädigsten Landesherrn, ganz allein ain der Landecker Kur erinnerte. 
hellichten Morgen aufzutauchen und eine ehr- 
dare Jungfer zu erschrecken. 
„Ter König", stammelte Demoiselle Lan- 'şşşş > 
Anikei, hatte sich aber bald wieder gefaßt und .«MHM-* M . . fp?T PP 
dstzann, stolz auf die Ehre, dem hohen Gast ! 
Serien zu dürfen, ein eifriges Hantieren. 
.Auf einmal vernahm sie hinter ihrem Rücken ., ..M m. j V tzr 
etn Aechzen und sah, als sie sich umwandte, vffij'T : 
tute» Unbekannten heranhumpeln, was nicht i ş'öjLèàļ. 'Jm&'-W, 
ohne Lärm geschah, denn der Ankömmling äl’ s/’r#'' ? irl- V&l 
bearbeitete die Stcinfliesen rücksichtslos mit If'OTî’ 5 
dem Krückstock. fi|M 
^ ,,2titt!" drohte die Jungfer. „Der König % 
„Ter König . . .? Geruhen die Jungfer mir 7 fyl M»à'ìtGà 
Mitzuteilen, um welche Majestät es sich han- ĶstķŞ MW'-KXtDW« 
belt? Um den König von Frankreich, Polen, - -■'•XļgşM«.WMķ . ķŞ-HâàŞ 
Sachsen oder gar um den Kaiser von China?" iilllllÌ':: HKķşàM 
„Still! Man wird Ihn noch aufhängen, . WZW'â ÜI ■. 
wenn Er weiter so lästert." fi § ... . .. 
„Jawohl! Man wird ihn aufhängen!" schrie 
der Kandidat hinter seinen Wänden hervor 
und fuhrwerkte aufs höchste belustigt in der 
Bunte Wdt 
Wann ertrinken Schwimmer? 
Auf Grund des Obduktionsbefundes bei 
fünfzig Ertrunkenen kommt ein Mediziner 
der Universität Zürich zu dem Schluß, daß die 
Hauptursache für das Versinken der Schwim 
mer ein voller Plagen sei. Sie konnte, ivie die 
Schweizer medizinische Wochenschrift mitteilt, 
bei 70 Prozent der ertrunkenen Schwimmer 
nachgewiesen werden,' etwa 30 Prozent wiesen 
Herz-Gefäßveränderungen auf. Das Schwim 
men stellt große Anforderungen an das Herz, 
dessen Arbeit durch den Wasserdruck auf die 
peripheren Gefäße und durch die Kältezusam- 
menziehung der Hautkapillaren bedeutend er 
schwert ist. Der Blutdruck steigt während des 
Schwimmens in kaltem Wasser erheblich. An 
die Badenden richtet Werner, so heißt der 
Forscher, deshalb folgende Warnungen: 
Schwimmen init vollem Magen ist die Haupt 
ursache des Ertrinkungstodes,' Herzkranke- 
Schwächliche und Ueberempfindliche müssen 
besondere Vorsicht beobachten. Bei Trommel 
fellfehlern kann das Einströmen von kaltem 
Wasser in das Mittelohr Labyrinthreizung 
und Schwindel erzeugen und damit zum Er 
trinken führen. Namentlich bei Tauchern sind 
die Trommelfelle deshalb auf ihre normale 
Beschaffenheit zu prüfen. 
Ern ägyptisches Zeugnis der Sündflut. 
Im Sagenschatz aller Völte» wird von einer 
gewaltigen Flut erzählt, die einst die Erde 
verivüstete. Wie die „Zeitschrift für Welteis 
lehre" berichtet, enthalten die Königsgräber 
texte Aegyptens eine dramatische Gestaltung, 
die uns von dem Sündenfall der vorsintflut 
lichen Menschen und von dem Entschluß der 
Gottheit, das Menschengeschlecht zu bestrafen, 
erzählt. Diese ägyptischen Sündflutmysterien- 
spiele, die wohl zu den ältesten Dokumenten 
der Sündflut gehören, sind in zwölf Abschnitte 
Mffenswrrles Mleàr. 
Den Schrei eines Pfaus hört man in einer 
Entfernung von einigen Kilometer, aber die 
kräftigste Stimme von allen Vögeln hat der 
Kakadu. Ein Konkurrent der Kakadus ist der 
sogenannte Glockenvogel, den man auch den 
„Schmied" nennt und der in den Urwäldern 
Brasiliens vorkommt. Ter Gesang, den er 
den ganzen Tag lang unausgesetzt ertönen 
läßt, klingt wie das Schlagen eines Hammers 
auf den Amboß. Man kann kaum glauben, 
daß ein Vogel, der nicht größer als eine Taube 
ist. diesen durchdringenden Laut hervorbringt. 
Tic Fische der Nordsee schwimmen, wenn 
sie nach dem Atlantischen Ozean wollen, regel 
mäßig den weiteren Weg um Nordschottland' 
herum und verschmähen den viel kürzeren 
durch den Kanal. Vielleicht ist die Zusammen 
setzung des Wassers an dieser seltsamen Er 
scheinung schuld. 
Zum englischen Königs 
jubiläum. 
Die Hauptstadt des briti 
schen Imperiums steht 
schon jetzt völlig im Zeichen 
des 25. Jahrestages der 
Thronbesteigung durch 
König Georg, welches Er 
eignis im ganzen Lande 
zahlreiche Festlichkeiten 
auslösen wird. Unser Bild 
zeigt das englische Königs 
paar in seiner Krönungs 
tracht vor 25 Jahren. 
Dr. SeUe-EysIer. 
In Chikago wnrde jetzt ein sogenannter 
„Kehrseitenklub" gegründet, dessen S3 Mitglie 
der sämtlich Tschechen sind. Sie alle müssen 
irgend ein Kleidungsstück mit der Kehrseite 
nach außen anziehen und betreten den Klub- 
raum rückwärtsgehend. Sie sprechen ihre 
Namen von hinten nach vorn aus. Die Mahl- 
zeiteu beginnen mit dein Nachtisch und enden 
mit der Suppe und die Bilder sind alle mit 
der Rückseite nach außen an den Wänden des 
Klubzimmers aufgehängt. 
umgeben. Tesungeachtet watet sie doch zu der 
Stelle hin, ivo sich ihre Schafe befanden. Sie 
trägt in ihren kräftigen Armen eins nach dem 
andern der geängstigten Tiere auf den von ihr 
errichteten Heuhaufen, trotzdem sie auch noch 
mit der andauernd steigenden Flut zu 
kämpfen hat. Nachdem diese nunmehr in 
Sicherheit waren, konnte aber auch sie den 
schützenden Heuhaufen nicht mehr verlassen, 
ohne sich der Gefahr des Ertrinkens auszu 
setzen. Das Hochwasser und die herein 
brechende Nacht nötigten sie. ans dein kleinen 
künstlichen Hügel auszuharren, bis das 
Wasser sich »nieder verlaufen hätte. Sechs 
qualvolle Stunden, von der Flut ganz durch 
näßt, von schweren Gedanken an ihre daheim 
weinenden Kinder gepeinigt, mußte sie aus 
harren. Alsdann könnte sie heimrvürts gehen, 
um ihre Kleinen zu trösten. — 
Ihre Kinder unterrichtete die brave Friesin 
nach bestem Wissen und Vermögen. Eines 
Abends saß die Mutter mit ihren Kindern im 
trauten Stübchen und sprach mit ihnen über 
religiöse Dinge. Gewaltig sauste der Wind 
um das alleinstehende, ungeschützte Haus und 
nahm immer mehr an Heftigkeit zu. Das 
Wasser stieg, zumal die Flut im Anzuge »var, 
immer höher die Warft hinan, sodatz bald 
auch die Mauern des Hauses ihre Nähe spür 
ten. Tie Besorgnis der Mutter erreichte 
einen hohen Grad, und die Kinder schmiegten 
sich ängstlich an sie an. Um ihre eigene Be 
sorgnis und die Angst ihrer Kinder zu ver 
scheuchen, erzählte sie ihnen allerlei Märchen 
und Sagen. Die Kinder hörten gespannt den 
Worten der geliebten Mutter zu, während die 
Wogen brüllend an die Mauern peitschten. 
Plötzlich hörten die Geängstigten hinter dein 
Hause einen starken dumpfen Ton. Tie Mut- 
ter eilte sofort nach der Küche, um zu sehen, 
wodurch jener Ton hervorgerufen iverde. 
Kaum hatte sie den Raum betreten, hörte sie 
von draußen Fluchen und Toben von 
Matrosen eines gestrandeten Schiffes.. Die 
Segel desselben schlugen gegen die Fenster, 
daß die Scheiben klirrten. Die Matrosen 
waren darüber erregt, daß die Frau kein Licht 
ins Kücheufenster gestellt habe und inaßen ihr 
die Schuld an der Strandung bei. Das 
Schiff wurde wieder glücklich von der Warft 
abgebracht. Aber von dieser Zeit an stellte 
die Frau allabendlich eine Larnpe in das 
Fenster. — 
Als der Knabe Ocke 16 Jahre alt geworden 
»var, ivollte auch er, ivie sein Vater, Seemann 
werden. Er verließ deshalb bei der ersten 
Gelegenheit seine Hallig und ging in die 
Fremde. Sehr schiver »vurde es ihm, sich von 
feinern geliebten einsamen Eiland und 
namentlich von seinen Angehörigen zu tren 
nen. Er versprach ihnen, recht bald wieder 
zurückzukehren. Es vergingen indeß zehn 
Jahre, ehe er das ihm so lieb gervordene 
Stück Erde »vieder aufsuchen und seine liebe 
bereits kranke Mutter noch einrnal vor ihren» 
Tode sehen konnte. Nachdem er derselben 
die geliebten Augen zugedrückt hatte, mußte 
er seine Hallig wieder verlasse»», und sich dein 
tückischen Meere anvertraue»». Seine Schwester 
weinte beim Abschiede heiße Tränen, da sie 
nun auf der einsaînen Hallig allein zurück 
bleiben mußte. Sie sagte ihin, daß, »venn er 
zurückkehre und bereits aus der Ferne das 
Licht im Fenster sähe, so werde das ein Zeichen 
dafür sein, daß sie noch ain Leben sei. Werde 
es aber dunkel sein, so iverde auch ihr Lebens 
licht erloschen sein. (Ter bekannte verstor 
bene friesische Dichter und Schriftsteller Küster 
Moritz Nissen-Stedesand legt der Schwester 
in dein friesischen Gedicht: Jö trau Söster 
harn Song—„Der treuen Schwester ihr Sang", 
die Worte in den Mund „Verjes »ne aj, mau 
Härtens lieive Brauder" — „Vergiß mich 
nicht, mein herzlieber Bruder".) Zwanzig 
Jahre nach der Abreise des Bruders, welcher 
sich in dieser Zeit zum Kapitän tzinauj- 
geschivungei» hatte, erlosch das Licht seiner 
Schwester Elke. Ein alter Schiffer, mit 
Rainen Bandix, welcher von Zeit zu Zeit die 
Hayenshallig besuchte, faird sie nicht mehr an» 
Leben. Sehnsüchtig hatte sie zum Fenster 
hinausgeblickt, uin die Heimkehr des geliebten 
Bruders zu erspähen. In dieser Stellung 
fand der alte Schiffer sie. Aber ihr Lebens 
licht war, wie die Lampe im Fenster er 
lösche»». Zehn Jahre später kehrte Ocke Hayens 
zurück, um seine erivorbenen Reichtümer »nit 
seiner Schwester gemeinsam zu genießen. Als 
er sich der Hallig näherte, spähte er vergebens 
nach den» Lichte aus,' es »var erloschen. Er 
hatte uuumehr die Gewißheit, daß er seine 
geliebte Schwester nicht »vieder finden »verdc. 
Aber auch die Hallig »var nicht mehr vor 
handen. Sie »var nach den» Tode Elkes ein 
Raub des Meeres ge»vorden, und die grauen 
Wogen rollten darüber hin. Ocke suchte lauge 
vergebens nach seiner Heimat. Endlich stieß 
sein Schiff an einen großen Stein, der aus 
den» seichten Meere hervorragte. Er erkannte 
das Hindernis, denn der Stein war in der 
Nähe seiner Hallig geivesen, und von da aus 
hatte er ihn oft aufgesucht. Er spra,»g aus 
seinem Schiff aus diesen Stein, welcher von 
nun an seine Heimat sein sollte. Obgleich die 
Matrosen ihn baten, er »nögc doch »nieder ins 
Schiff zurückkehre»», so blieb er doch seinem 
Vorsatze treu, sodaß seine Leute zuletzt ohne 
ihn absegelte»». Ter nächste Morgen, denn es 
war dies in einer Nacht geschehen, fand den 
Friesen noch auf dem Stein sitzend, aber 
seines Verstandes beraubt. Die nächste Flut 
führte ihn »nit sich hiniveg. 
Ein Gedicht, betitelt „Von der treuen 
Lainpe" von Günther Nicol behandelt jeden 
falls denselben Stoff, hat dieselbe Sage zu»»» 
Hintergründe. Doch erwartet die Friesin hier 
nicht ihren Bruder, sondern den Bräutiga»»». 
Auch kehrt derselbe nach diesem Gedicht nicht 
in die Heimat zurück. H. C. 
Eine Erzählung aus den friesischen 
Uthlanden. 
Nordöstlich der Insel Nordstrand lag vor 
etwa 300 Jahren eine kleine Hallig, die 
Hayenshallig. Sie hatte ihren Naurer» von 
dein Besitzer derselben, Ocke Hayens. Derselbe 
war Seeinann, fand aber frühzeitig in den 
Zellen seinen Tod. Er hinterließ eine Witwe 
Und zwei noch kleine Kinder, einen Knaben 
Und ein Mädchen. Der Knabe hieß Ocke, dessen 
Schwester Elke. Tie Mutter ernährte ihre 
Minder durch Schafzucht, Handarbeiten und 
mschfang. AIs sie eines Tages auf ihrer 
kleinen Insel »nit der Heuernte beschäftigt 
war, stieg völlig unerwartet die Flut zu einer 
u»n diese Jahreszeit ungewöhnlichen Höhe, 
^ie »var indeß so sehr in ihre Arbeit vertieft, 
?ls daß sie es rechtzeitig bemerkt hätte. Mit 
ihrer Arbeit fertig, wollte sie zu ihren Kin 
dern nach Hause eilen, gewahrte aber, daß die 
Brücke, welche über die in der Nähe des 
Hauses sich befindlichen Priele führte, bereits 
vorn Wasser hii»weggerissen »var. Schnell 
entschloß sie sich auf einen» Ui»»»vege nach ihrem 
Hause zu gelangen, da aber beinerkte sie auch 
schon, daß die Flut so hoch gestiegen »var, daß 
das Wasser die kleinen Heudiemen beleckte. 
Als rüstige Friesin eilte sie hinzu, um das 
Heu an einen höheren, mehr sicheren Ort zu 
dringen. Kau»»» war dies geschehen, so ge 
wahrte sie auch schon mit Entsetzen, daß ihre 
Schafe in Gefahr waren, zu ertrinken. Sie 
hatten zwar noch einen trockenen Platz, aber 
sie mußten ertrinken, das »vußte sie, wenn 
das Wasser noch höher stieg,' und an ein Fal 
le»» desselben war bei der anbrechenden Flut, 
êUlnal der Sturm »nit zunehmender Heftigkeit 
lobte, nicht zu denken. Sie sah deshalb ein, 
oaß sie ihre Tiere an einen sicheren Ort brin- 
ber» »nutzte, uin sie vor de»»» Ertrinken zu reb- 
Ş. Uber auch die Frau war schon vom Wasser
	        
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