128. Jahrgang
128. Jahrgang.'
Renösburger Tageblatt
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16 ooo, die in dieser Stadt leben und sie sicher
lich trotzdem lieben!?" „Im Sommer wird
tagsüber auch kaum etwas getan. Man arbei
tet nur in den frühen Morgen- und den spä
ten Abendstunden."
Welch ein Glück, daß diese Stadt wenigstens
Wasser, und zwar kühles Wasser aus der Ne»
retrya besitzt, die auch im heißesten Sommer
im Gegensatz zu vielen anderen Flüssen in
südlichen Ländern am Mittelmeer aus den
kühlen Waldbergen Bosniens immer soviel
Quellwasser bezieht, daß sie die Felder zu be
wässern und den Bewohnern des Ta.
les vor der Mündung den ersehnten kühlen
Trunk zu spenden vermag! Darum sind die
Häuser möglichst dunkel gehalten und möglichst
kühl, die Gassen eng. Wir vergessen meistens
in der Nachahmung südlicher Bauten, daß diese
vor allem zum Schutz gegen die Sonne, aber
niemals zur Oeffnung für die Sonnenstrahlen
erbaut sind. Der Sommer ist lang und die
Sonnenstrahlen allzu sengend. Schlimmer aber
beinahe noch als ihre Strahlen ist die unbe
wegte, dunstige Luft über diesem heißesten
Tal Europas, in dem trotzdem Menschen woh
nen und arbeiten, Kunstwerke errichtet wur
den und Truppen exerzieren . . .
Mostar« das Herz der Herzegowina
Kontrast zur Eleganz des gewaltigen Bogens.
Der Streit um die Herkunft der Brücke hat
viele Forscher angelockt. Die einen behaupten,
sie wäre römischen Ursprungs, die anderen
halten sie für die Schöpfung europäischer In
genieure in türkischen Diensten. In jedem
Falle bleibt der gewaltige, einzige Bogen über
dem rauschenden Strom in großer Höhe eine
architektonische und technische Meisterleistung,
die sich in der Welt sehen lassen kann neben
den berühmten alten Brückenbauten.
Aber wir wollten ja weniger von dieser
herrlichen alten Brücke, von den seltenen
Moscheen und Kirchen, dem verwunschenen
Türkenfriedhof am Bergeshang erzählen, als
von der Hitze in Mostar, der heißesten Stadt
unseres Kontinents. Jeder Reiseführer wid
met den Hitzegraden dieser Stadt im Sommer
einige ehrerbietige, aber höchst abschreckende
Zeilen und deshalb wird sich ein Nordeuro
päer hüten, hier im Sommer auch nur einen
Tag zu bleiben, denn dieser eine Tag kostet
ihm mehr Schweiß als hundert andere in
einem Seebad, von dem ja die Sage geht, der
kühle Seewind mildere die Hitze . . .
Was ich im späten Mai bereits von der Hitze
Mostars zu spüren bekam, genügte, um mir
ein Verständnis für die Schilderungen eines
hohen Offziers zu geben, mit dem ich einst
nächtlich die Strecke Mostar-Serajewo zurück
legte. Er war dazu verurteilt, in jener Garni
son Dienst zu machen, die zu den unbeliebte
sten in ganz Südslawien zählt. Man hat das
Standquartier der Truppen nicht umsonst
über die Stadt auf die Berge verlegt, aber es
hilft nicht viel, denn kein Windhauch dringt
in diesen verwunschenen Talkessel, in dem der
Tabak reift und die Baumwolle gedeiht. „Wenn
ich eine Unterschrift zu leisten haben, steht ein
Bursche mit einem Handtuch neben mir, um es
unterzulegen, damit die von der Anstrengung
schwitzende Hand nicht den Bogen näßt!"
meinte gelassen der Offizier. „Und was machen
denn bloß die unglücklichen Bewohner, jene
Ist es ein Trost für den von der Asphalt-1
Hitze der Großstadt geplagten Nordeuropäer,
daß die Hitzegrade in den Straßen seiner
Stadt von den Bewohnern anderer Orte in
Europa geradezu als abendliche Kühlung ge
wertet würden? Ein höchst bescheidener Trost,
wenn uns selbst das Hemd am Rücken klebt ş
und auch die bewährtesten Erfrischungsmittel!
versagt haben! Unsere Balkankämpfer, von den
Teilnehmern der Orientkorps ganz ^zu schwei
gen, wissen, was Hitze wirklich ist. Sie wissen
um die jede Energie tötende, grausame Wär
me, die dem ungewohnten, nicht akklimatisier
ten Deutschen und Nordländer die Kraft aus
dem Mark raubt, jede Handbewegung zu einer
Kraftanstrengung macht . . .
Vielleicht lagen sie im Weltkrieg zufällig
einmal in einer vollkommen abgeschlossenen
Talschlucht Mazedoniens, in die seit Wochen
kein Windzug mehr weht, wo die wenigen
Hütten in einem Tal, in dem alles pflanzliche
Leben wie unter einer dicken Staubschicht er
starrt scheint, unter den glühenden Sonnen
strahlen eines beinahe dunstigen Himmels zu
flimmern beginnen. Der ganze lange Tag ist
dann wie ein Schrei nach kühlem Wasser, und
in der flimmernden Hitze, die eine Reizbar
keit ohnegleichen erzeugt, können die Erinne
rungen an einen Topp kalten Bieres oder ein
Stückchen Eis beinahe besorgniserregend wer
den. So können wir uns ungefähr das Leben
in M o st a r vorstellen, der Hauptstadt der
Herzegowina, eine der Kernprovinzen Süd-
slawiens.
Es gibt kaum in Europa eine Eisenbahn
strecke, die sich an Wildheit der Szenerie, an
Großartigkeit der Felsdurchbrüche und Ur
sprünglichkeit der Gebirgslandschaft mit der
Fahrt von Serajewo nach Mostar über den
Ivan-Sattel und das Tal der Neretwa ver-
Rosenberg auf der 2. Reichstagung in Lübeck
Die zweite Reichstagung der Nordischen Ge
sellschaft wurde fortgesetzt durch zwei Vorträge,
von T s ch a m m e r - O st e n, der Reichssport
führer, sprach über das Wesen und die Be
deutung der Leibesübungen, Pro
fessor Mackensen-Riga über germanische
Volkskunde. Wir behalten uns vor, auf
diese Vortrüge später noch ausführlicher zu
rückzukommen. Nach dem Vortrag von Herrn
von Tschammer-Osten wurden ebenso wie nach
mittags durch turnerische Vorführungen von
Svenska-Gymnastik - Forbundet
vorbildliche Leibesübungen vorgeführt. Tie
schwedische Gymnastik hat bekanntlich Weltruf.
Tie Vorführungen bestätigten die Berechti
gung hierzu. Schweden hat durch seine Gym
nastik ein Vorbild für Leibesübungen für
die ganze Welt gegeben. Die Nachmittags-
Veranstaltung war verbunden mit einem
Tanzrcigen der Ernestinen-Schu-
l e. Auch die vorgeführte Tanzkunst stand im
Zeichen des schwedischen Volkstanzes. Die
großartigen Leistungen fanden den allerlebhaf-
testeu Beifall. Der Führer der Schweden, Ma
jor Winroth, dem einBlumenstrauß überreicht
wurde, dankte in herzlichen Worten für die
Gastfreundschaft und überreichte den Herren
Burmeister und Jessen von der Nordischen
Gesellschaft Erinnerungsmedaillen des schwe
dischen Gymnastik-Verbandes. Am Dienstag
! wurde unter Teilnahme vieler Gäste aus den
nordischen Ländern auch die fin nische Gra
phik-Ausstellung eröffnet.
für innere Umgestaltung Deutsch
landshaben, damit aber auch zugleich von
dem Bewußtsein getragen sind, daß dieser
ganze O st seeraum gemeinsame Forde
rungen der Zusammenarbeit an alle stellt. Die
sen Forderungen des Lebens suchen wir nach
zugehen in bewußter Achtung vor den Lebens
notwendigkeiten und den kulturellen Ueber
lieferungen aller in Frage kommenden Völker.
Wir deutscherseits sind nicht müde geworden,
diese Schicksalsnotwendigkeit immer wieder zu
betonen, weil wir natürlich wissen, daß ein so
großes Ereignis wie die so vieles umwälzende
deutsche Revolution Jahre braucht, um in ih
rem Wesen vom Auslande aus erkannt zu
werden. Ich spreche deshalb die Hoffnung
aus, daß dieses Verstehen immer tiefer wird,
daß die verbindenden Fäden immer fester ge
schlagen werden, weil das Schicksal, das heute
auf Europa ruht, diese Bcrständiguug notwen
dig fordert.
Das Kennzeichen unserer Zeit ist es, daß
wir, unbeschadet der Achtung vor den Tradi
tionen der Vergangenheit eins fordern, was
in den letzten Jahrzehnten verloren gegangen
war
gleichen läßt. Viele D-Zugstunden lang geht
es durch eine fast ununterbrochene Felsen
klamm, die rechts und links zuweilen Seiten
täler aufnimmt und den Blick auf die 2060
Meter hohen Felsmassive der Gebirge öffnet.
Immer ist das wildschäumende Wasser des
reißenden Stromes neben den Schienen, das
durch kühne Brückenbauten überwunden wird.
Tosende Wasserfälle stürzen von hohen Fel
sen direkt vor dem Zuge in den Hauptstrom.
Urwald deckt die Berge rings umher. Der
Schrei des Adlers ist hoch über den einsamen
Bergen, die zu den gesuchtesten Jagdrevieren
Europas gehören.
Nach herrlichen Stunden ununterbrochenen
Schauens weichen die Berge ein wenig zurück.
Sie werden kahl und vegetationslos. In den
Dörfern unterwegs häufen sich die Minarette
der mohammedanischen Moscheen. Nur am
Fluß selbst ziehen sich Pappelreihen entlang,
grünen die Felder, wälzen sich Büffel im
Schlamm. In sauberen Reihen schießt der Ta
bak hoch, jener berühmte Zigarettentabak, der
dies Land an der Adria allen Rauchern der
Welt bekannt gemacht hat. Und dann nimmt
Die Berge
des neuen deutschen Lebensstils, daß kein
Deutscher sich heute als Privatperson fiihlcn
will. Das erhöhte Persönlichkeitsbewußtsein
des 20. Jahrhunderts stellt sich bewußt in den
Dienst einer Gemeinschaft in der festen
Ueberzeugung, daß der schassende Mensch einst
von dieser Volksgemeinschaft die Schöpfer
kräfte erhalten hat und daß die stärkste Per
sönlichkeit nur dann zur vollen Entfaltung
kommen kann, wenn eine Gemeinschaft sie
umschließt. Das ist das Geheimnis, warum
in der Gestaltung des sich bewußt werdenden
Lebensstils unserer Tage das heutige Deutsch
land uniformiert und in Kolonnen mar
schiert. Das hat nichts mit Militarismus zu
tun, sondern es ist nur das äußere Zeichen
eines inneren Bewußtseins tiefster Zusam
mengehörigkeit und Lebenskameradschaft,
Ausdruck zugleich einer heroischen Auffassung
auch des Alltagslebens. In dieser Form und
in diesem Bestreben vollzieht sich die ger
manisch-deutsche Art der nordische« Wieder
geburt auf dem europäischen Kontinent und
bildet damit eine neue Form dessen aus,
was der Führer einmal „germanische
Demokratie" nannte.
Das heutige Deutschland versteht unter dieser
Demokratie das Herausstellen und die Füh
rung durch jene, die sich im Dienste der Volks
gemeinschaft am meisten ausgezeichnet haben.
Ein altnordisches Verhältnis von Führer und
Gefolgschaft, von Staatsoberhaupt und Volk
ist wiederhergestellt.
Wir sind der tiefen Ueberzeugung, daß der
große Kampf um eine neue Grundlage des
Lebens innerhalb aller Völkergemeinschaften
heute ausgekämpft wird, und wir hoffen, daß
dieses Ringen überall mit dem Siege der
gegebenen Volkskräfte über die Bedrohung
durch kommunistische Weltzerstörung trium.
Mieren wird. Es genügt nicht eine politische.
den Mut, wir selber zu sein und das
Handeln nicht von Gesichtspunkten ferner
Jahrhunderte aus, sondern von den Notwen
digkeiten unserer Zeit ans bestimmen zu las
sen. Dieser Mut zur Gegenwart verbindet sich
mit der Unbefangenheit auch der fernsten Ver
gangenheit gegenüber, und durch viele Tradi
tionskrusten hindurch sucht heute ein starker
Instinkt nach den Urquellen unserer Kraft.
Wir wissen heute, daß das Licht nicht aus dem
Osten kommt, daß die Völker Europas nicht
aus Asien eingewandert sind, sondern daß die
Wiege der europäischen Kulturen und der Kul
turen Indiens, Irans, Griechenlands und
Persiens im Norden stand.
Durch alle Jahrhunderte gemeinsam schwingt
bei allen Völkern der Nord- und Ostsee ein
ähnlicher Willenszng, eine heroische Haltung
dem Schicksal gegenüber und eine kraftvolle
Verbundenheit mit der Natur in ihrer Erfor
schung und in ihrer Bändigung.
Wir sind uns inmitten der heutigen Zeit
umstände darüber im klaren, daß gerade um
Ten Mittelpunkt der öffentlichen Veranstal
tungen der Gesamttagung bildete eine Kund
gebung auf dem Marktplatz von Lübeck am
heutigen Mittwoch mit einer Rede
des Reichsleiters Rosenberg,
der unter dem Dtichwort „Nordische Wieder
geburt" ausführte:
Wenn sich zu dieser Tagung aus ganz
Deutschland Menschen von einem Gedanken
beseelt zusammengefunden haben, so ist das
eine Tatsache des Lebens, die durch keine the
oretischen und dialektischen Methoden aus der
Welt geschasst werden kann. Diese Menschen
sind der Ueberzeugung, daß die tiefsten Wand
lungen des Daseins auf allen Gebieten nicht
so sehr eine Sache verstandesbewußter Erkennt
nis als vielmehr die Folge einer inneren
Umkehr überhaupt sind.
Neben den Vertretern der Deutschland re
präsentierenden politischen Bewegung und des
neuen Staates können wir auch die Vertreter
der nordischen Welt begrüßen, von denen wir
uns eine weite Flußebene auf.
werden zu schemenhaften Konturen an beiden
Seiten der Schienen, die sich längst vom Strom
getrennt haben. Wunderschöne, schlanke Mi
narette tauchen am Horizonte auf: Mostar, die
Stadt der Türkenbrücke!
Auch der Reisende, der nicht die Absicht hat,
hier zu übernachten, besitzt so viel Zeit in die
sem Lande, das keine Hast und Eile kennt,
daß er ein Auto oder noch besser ein Pferde
gespann nehmen kann, um einmal durch die
Stadt, vorbei an alten herrlichen Mühleil und
kleinen Wasserfällen zn der modernen Brücke
fahren kann, von der aus man einen pracht
vollen, unvergeßlichen Blick auf die alte Tür
kenbrücke besitzt. Ich weiß nicht, wie oft diese
Aussicht geknipst worden ist, wieviel begeisterte
Maler ihren hinreißend kühnen und eleganten
Bogen schon gemalt haben. Mächtige alte
Festungstürme bewachen zu beiden Seiten den
Uebergang und stehen in einem wundervollen
dieses Letzte und Entscheidende, um die Sub
stanz überhaupt heute ein Schicksalskamp
von einem Umfang entbrannt ist wie noch nie
mals zuvor. Die Erkrankung, die auch
Deutschland erfaßt hatte, hat in einem großen
Teil der Welt furchtbare Ernte gehalten.
Der bolschewistische Osten droht mit sei
ner Verneinung gerade die besten Ur»