Propaganda ihm heute noch das geistige Ge
sicht gäbe? Ist die Kunst nicht auch eine Aus
drucksform dieser schöpferischen Gestaltungs
kraft? Hieße es die Kunst herabwürdigen,
wenn man sie in eine Linie stellte mit jener
edlen Kunst der Volkspsychologie, die in vor
derster Linie das Reich vom Abgrund zurück
ritz? Mit Theoremen allein kann man in sol
chen Notzeiten einem Volke nicht helfen; man
muß ihm praktische Möglichkeiten geben, ein
neues Leben anzufangen.
Es ist bei dieser Jahresversammlung der
Reichstheaterkammer meine Pflicht, auf einige
Schäden aufmerksam zu machen, die sich im
vergangenen Spieljahr innerhalb des deutschen
Theaterwesens gezeigt haben. Uns alle bewegt
die Sorge um den Spielplan. Ich weiß, wie
schwer es für einen Theaterleiter ist, einen
Spielplan zusammenzustellen, der den moder
nen Erfordernissen genügt. Ich muß aber be
tonen, daß der Spielplan der vergangenen
Saison zu ausdruckslos gewesen ist. Es ist nicht
an dem, daß die
Ideale unserer Zeit künstlerisch nicht ge
staltungsfähig wären. Sie verlangen nur
künstlerische Kräfte, die groß genug sind,
sie zu gestalten. (Beifall.)
Wenn eine Idee die Kraft besitzt, ein 66-Milli-
onenvolk auf das tiefste aufzuwühlen, dann
ist sie an sich voll gestalterischer Vitalität. Sie
muß dann aber auch Gestalter finden, die die
Kraft haben, diese Vitalität zu formen. Es ge
nügt deshalb nicht, daß der Spielplan sich vom
Negativen fernhält, um aber auch ebenso pein
lich das Positive zu meiden. Es genügt nicht,
ein ausdrucksloses Repertoire aufzustellen,
das aus der Vergangenheit jene alten Schwar
ten hervorsucht, die zwar nicht direkt gegen
den Nationalsozialismus geschrieben wurden,
die aber auf der anderen Seite auch nichts
von dem Geist unserer Zeit in sich tragen. Es
reicht auch nicht aus, wenn man diesen alten
Schwarten von anno dazumal ein paar natio
nalsozialistische Injektionen eingibt.
Nur Klassiker und aus der anderen Seite
nur naive Harmlosigkeiten, das ist für
unsere Zeit zu wenig. Etwas mutz schon
hinzukommen.
Manchmal hat es bei Uebersicht über manche
Spielpläne den Anschein, als gebe es in
Deutschland überhaupt keine Dichter und als
hätte es bei uns überhaupt keine Dichter ge
geben, als könnten beispielsweise Gesellschafts
stücke nur von Franzosen oder nur von Eng
ländern geschrieben werden. Diese Kalamität
hat sich vor allem im Spielplan der Reichs-
Hauptstadt bemerkbar gemacht.
Die Provinz ist der Reichshanptstadt in
dieser Beziehung weit voraus.
Man kann auch nicht sagen, es gebe keine
Stücke. Die Provinz hat die Stücke gefunden,
und es wäre doch allzu jämmerlich, der Reichs
hauptstadt das Zeugnis ausstellen zu müssen,
daß sie von der Provinz belehrt werden müsse,
wo Stücke zu finden seien. Ein Bühnenleiter
muß etwas wagen! Es ist zu wenig für die
künstlerische Kraft eines Bühnenleiters, für
eine Saison ein Serienstück zu finden und die
ses Serienstück dann lediglich 300- oder 400mal
aufzuführen. Es wird ein Schauspieler am
Ende dabei verblöden, wenn er 300mal ein
und dieselbe Rolle spielen muß.
Das Serienstück zerstört auf die Dauer
die künstlerische Moral.
Es läßt keine Vergleichsmöglichkeiten zu. Es
ist kein Risiko mehr da. Man beurteilt das
Bühnenleben nur nach dem Gesichtspunkt der
Kasse. Die Kasse wird voll, und die Herzen
werden leer.
Das gleiche Problem ist die
Frage „Star oder Ensemble".
Es ist für einen Bühnenleiter so einfach, sich
einen Star zu engagieren. Man weiß dann,
dieser Star macht die Kasse voll, die anderen
Schauspieler sind nur dritte oder vierte Garni
tur und haben nur die Aufgabe, dem Star die
Stichworte zu seinen Pointen zu geben. Dieser
Starunfug ist nicht etwa beseitigt, sondern er
grassiert heute noch. Ich halte den Bühnenlei
ter nicht für einen echten Künstler, der am
Anfang der Spielzeit nur Ausschau hält nach
einem Serienstück und nach einem Star. Besitze
ich Serie und Star, dann kann ich getrost in
den Winterschlaf gehen. Ein Ensemble zu er
ziehen, erfordert Zeit, Geduld und Liebe zur
Sache, aber am Ende wird auch der große
Künstler sich im Ensemble am wohlsten fühlen,
denn auch er vergibt sich nichts, wenn er als
dienendes Glied in einem künstlerischen Kol
lektiv mitdient, im Gegenteil, auch er kann
noch etwas dabei lernen. (Stärkster Beifall.)
Ich komme nun zur
Grundfrage des künstlerischen Lebens in
Deutschland überhaupt.
Wie steht der Nationalsozialismus zur Kunst
und wie steht die Kunst zum Nationalsozialis
mus? Es wird hier und da der Standpunkt
vertreten, daß der Nationalsozialismus eine
politische Lehre sei und sich deshalb ausschließ
lich mit Politik beschäftigen müsse. Die Kunst
gehöre dem Künstler, die Wirtschaft dem Wirt
schaftler, die Börse gehöre dem Bankier, die
Landwirtschaft dem Landwirt, der Kleinhandel
dem Kleinhändler, das Handwerk dem Hand
werker. Das würde auf die Dauer eine
vollkommene Auflösung unseres öffent
lichen Lebens nach sich ziehen (stürmische
Zustimmung). Der Nationalsozialismus
ist nicht nur eine politische Lehre. Er ist
eine totale #»$ umfassende Gesamtjchan
Schriftsteller von 3 Nationen in Travemünde
Zur Eröffnung des deutsch-nordischen Schriftstellerhaufes
der Nordischen Gesellschaft
Zum zweiten Mal treffen sich Schriftsteller
der nordischen Länder mit deutschen Kamera
den im deutsch-nordischen Schriftstellerhaus in
Travemünde, um während eines gemeinsa
men Sommeraufenthaltes von 2—3 Monaten
sich gegenseitig kennen zu lernen. Aus diesem
Sichkennenlernen soll wieder, wie es im vori
gen Jahr so schön gelungen ist, ein gegensei
tiges Sichverstehen und Sichachten werden.
Am 13. Juni fand die offizielle Eröffnung der'
diesjährigen Ferienzeit statt. Anwesend waren
u. a. der Reichsgeschäftsführer der Nordischen
Gesellschaft, Dr. Ernst Timm, ferner Thilo
von Trotha vom Außenpolitischen Amt,
der Leiter des Reichskontors Berlin, Alexan
der Funkenberg, der finnische Schrift
steller Toivo Lyy und die beiden deutschen
Schriftsteller Fritz B u e ch l e r und Johannes
K i r s ch w e n g.
In einer Begrüßungsansprache legte Dr.
Domes die Bedeutung des deutsch-nordischen
Schriststellerhauses dar. Im vorigen Jahre
wohnten in dem Hause Erik Bertelsen,
Dänemark, Johannes Ed feit, Schweden,
Asmus S v e e n, Norwegen, Lauri V i l j a -
n e n, Finnland, und der Finnlanôschwedê
Tito C o l l i a n d e r. Diese Schriftsteller wur
den von den Schriftstellerverbänöen ihrer Län
der gewählt. In Deutschland hat die deutsche
Akademie der Dichtung im Einvernehmen mit
dem Präsidenten der Reichsschrifttumskam-
mer das Bestimmungsrecht über die 3 für
deutsche Schriftsteller bereitgehaltenen Plätze.
Zu den 3 Nordländern gesellten sich im ver
gangenen Jahre die 3 Deutschen Ludwig
Friedrich Barthel, Wolfram Brockmey-
er und Herybert Menzel. Auch in diesem
Jahre werden wieder 8 Schriftsteller aus dem
Norden und Deutschland in dem Hause den
Sommer über wohnen. Aus Finnland kommt
diesmal der Uebersetzer des Nibelungenliedes
Toivo Lyy, aus Schweden der auch in
Deutschland bekannte Romanschriftsteller
Bertil M o b e r g, aus Norwegen kommt
Tore Oerjasaeter und außerdem noch der
Finnlandschweöe Ragnar E k e l u n d. Deutsch
land ist augenblicklich schon durch Fritz
B u e ch l e r und den Saarländer Johannes
Ki'rschweng vertreten. Auch in diesem
Jahre ist die einfache aber große Aufgabe die
ses Hauses, durch Unbeschwerte Freuden som
merlichen Gemeinschaftslebens ein Band zu
knüpfen, das von Dauer ist.
Dr. Timm berichtete über die bevorstehen
de zweite Reichstagung der Nordischen Gesell
schaft in Lübeck vom 23. bis 20. Juni. EH
sprechen dort u. a. der Leiter der Nordischen
Gesellschaft, Oberpräsiöent Gauleiter Lohse,
Kiel, der Reichsjugendführer Baldur von
Schirach auf der Reichssonnenwendfeier der
deutschen Jugend am Sonntagabend, der
Reichssportführer T s ch a m m e r - O st e n,
Thilo von Trotha, Professor Lutz Mak-
k e n s e n, Riga, Reichsleiter Alfred Rosen
berg, Dr. Walter Groß und Dr. Ernst
Timm. Man erwartet einen besonders star
ken Besuch auch aus den Ländern des Nor
dens, besonders auch zum Nordischen Musik
fest vom 26. bis 29. Juni in Lübeck, das von
Deutschland und den nordischen Ländern ge
meinsam veranstaltet wird. Hierüber berich
tete Dr. Domes noch eingehend. Besonders
erfreulich ist es, daß Wilhelm Furtwängler
und Hermann Abendroth, die beide ihre künst
lerische Laufbahn in Lübeck begonnen haben,
je ein Konzert dirigieren werden. Es kommen
außerdem junge Künstler aus dem Norden
und Deutschland mit eigenen Konzerten zu
Gehör. Weiter wird Volkstanz und Volks
musik auf diesem nordischen Musikfest gleich
wertig der Kunstmusik behandelt. -2-
Englands AntzsnMiNistsr Mr Lags in China
DNB. London, 17. Juni. Nach Beendigung
der Pfingstferien traten die beiden Häuser des
englischen Parlaments am Montag wieder zu
sammen. Die Sitzung des Unterhauses erhielt
ihr besonderes Gepräge durch das erstmalige
Erscheinen der Mitglieder der neuen Regie
rung Baldwin. Beim Betreten des Sitzungs
saales wurden der Ministerpräsident und auch
sein Vorgänger Macdonald von den Bänken
der Regierung mit freundlichem Beifall be
grüßt.
Als sich der neue Außenminister Sir Sa
muel Hoare zur Beantwortung einer An
frage erhob, wurde er mit herzlichen Zurufen
begrüßt. Die Frage bezog sich auf die Lage in
Abessinien und die von der britischen Regie
rung zur Aufrechterhaltung des Friedens un
ternommenen Schritte. Hoare verwies auf die
umfassende Erklärung Edens am 7. Juni, der
er im Augenblick nichts hinzuzufügen habe.
Hierauf fragte ein Abgeordneter nach der
Lage in China.
Hoare antwortete, seit einigen Monaten
seien in der wirtschaftlichen Lage Chinas
aller öffentlichen Dinge. Er mutz deshalb
die selbstverständliche Grundlage unseres
gesamten Lebens werden. (Langanhaltende
Beifallskundgebungen.)
Wir besitzen nicht den Ehrgeiz, dem Dirigen
ten vorzuschreiben, wie er eine Partitur zu
dirigieren hat, aber was dem Geist unserer
Zeit entspricht, darüber behalten wir uns das
souveräne Vorrecht vor, zu bestimmen (brau
sender Beifall). Die Politik macht nicht die
Technik der Dinge, aber sie gibt den Dingen
ihren Kurs, sie kontrolliert ihren Einsatz und
überwacht die Durchführung dieses Einsatzes.
Was der Nationalsozialismus beseitigt und
was er fördert, das ist seine Sache.
Die Kontrolle, die über uns ausgeübt wird,
ruht im eigenen Gewissen. Deshalb treten wir
mit einer ehrfürchtigen Scheu an die großen
Dinge des Lebens heran, dienen wir dem
künstlerischen Dasein unseres Volkes nicht von
Amts wegen, mit muffiger und verstaubter
Bürokratie, sondern deshalb, weil es uns hei
lige, leidenschaftliche und ernste Herzensange
legenheit ist. Denn es gibt auf der Erde nichts
Erhabeneres, als zu sehen, wie unter den
Sterblichen die unsterbliche Gottheit in der
Kunst Gestalt gewinnt. (Stürmische, immer
wieder sich erneuernde Beifallskundgebungen.)
Immer wieder wurde die Rede des Mini
sters von stärksten Zustimmungskunügebun-
gen unterbrochen, und als Dr. Goebbels geen
det hatte, setzte ein minutenlanger Beifall ein.
Das Orchester spielte sodann die „Leonoren"-
Ouvertüre Nr. 3 von Beethoven. Zu Anfang
hatte sie die „Egmont"-Ouvertüre geboten.
Mit dem Gesang der Lieder der Nation fand
die Kundgebung der Reichstheaterkammer ih
ren Abschluß.
Reichsminister Dr. Goebbels, der unter den
begeisterten Ovationen der Versammlung, die
sich auf der Straße im Jubel der hier harren
den zahllosen Volksgenossen fortsetzten, die
Musikhalle verließ, wird am Abend der Fest-
vorstellung von Dietrich Eckarts „Heinrich der
Hohenstaufe" im Staatlichen Schauspielhaus
beiwohnen.
offenkundige Schwierigkeiten eingetreten, die
durch das kürzliche Anziehen des Silberprei
ses eine weitere Verschärfung erfahren hätten.
Es sei bekannt, daß die britische Regierung die
Entwicklung mit Interesse verfolge, und sie
habe jetzt veranlaßt, daß der wirtschastkiche
Finanzberater der britischen Regierung, Sir
Frederik Leith-Rotz, sich sobald wie möglich
nach China begebe, um die britische Regierung
über die Lage zu unterrichten. Trotz der Fi
nanzkrise sei die politische Lage in den letzten
Monaten nicht ungünstig gewesen. In Nord-
china habe in den letzten zwei Wochen aller
dings eine beunruhigende Entwicklung Platz
gegriffen. In gewissen Einzelheiten wider
sprächen sich die Berichte und die Lage sei
schnellen Aenderungen ausgesetzt. Hoare teilte
schließlich mit, daß er durch Vermittlung der
britischen diplomatischen Vertreter in Tokio
und Nanking mit der japanischen und der chi
nesischen Regierung in Verbindung stehe und
daß der Meinungsaustausch zur Zeit noch an
dauere.
r * *
Anerkennung des deutschen
Standpunttes
Beendigung der deutsch-englischen Flotteu-
verhandlungen noch in dieser Woche?
DNB. London, 17. Juni. Preß Association
hält es für möglich, daß die deutsch-englischen
Flottenbesprechungen noch vor Ablauf dieser
Woche beendet werden könnten.
In einem Leitartikel schreibt die „Liverpool
Daily Post", eine der führenden englischen
Provinzzeitungen, die geplante Lösung sei so
vernünftig, daß es störend sei, die französi
schen Kritiken hieran feststellen zu müssen. In
Paris wende man sich beispielsweise gegen
eine Abmachung, die ein neuer Schlag gegen
den Versailler Vertrag sei. Dieser Einwand
zähle indessen nicht sehr, da derjenige Teil des
Vertrages, der den Zweck verfolgte, Deutsch
land an der Wiederaufrüstung zu hindern,
heute ein toter Buchstabe sei. Die Weige
rung, den Grundsatz der Gleichberechtigung
Deutschlands anzuerkennen, habe bereits ge
nügend Schaden angerichtet.
In einem sehr ausführlichen Leitartikel
nimmt auch der „Manchester Guardian" zu
dem bisherigen Verhanölungsergebnis Stel
lung, wobei der Verfasser die Dringlichkeit
einer Flottenregelung zwischen England und
Deutschland unterstreicht. Heute könne man
sehen, wieviel besser es gewesen wäre, wenn
bereits im vergangenen Frühjahr eine Be
grenzung der Landarmeen zustandegekommen
wäre, als Deutschland halb soviel gefordert
habe, wie es sich seitdem ohne die Erlaubnis
anderer Staaten selbst genommen habe. Eini
ge französische Blätter seien mißvergnügt, daß
England selbständig verhandele,' aber sie müß
ten^ sich daran erinnern, daß die See für Eng
land soviel bedeute wie die Landgrenze für
Frankreich. Irgend jemand müsse die Vorar
beiten leisten, wenn überhaupt jemals ein Ab
kommen zustanöekommen solle. Für England
sei das Abkommen, das jetzt feste Gestalt an
nehme, eine Mischung von gut und schlecht.
Man könne die Deutschen heute ebenso wenig
hindern, eine moderne Flotte zu bauen, wie
man sie daran habe hindern können, Land- u.
Luftstreitkräfte aller Art zu besitzen, was Eu
ropa berits zu seinem eigenen Leidwesen wisse.
Die französische Flottennote übermittelt.
Die französische Note zu den deutsch-engli
schen Flottenbesprechungen ist am Montag
abend an den französischen Botschafter in Lon
don übermittelt worden, der sie dem Foreign
Office zustellen soll. Ueber den Inhalt der
Note ist bisher noch nichts bekannt.
Der Führer in München.
DNB. München, 18. Juni. Der Führer und
Reichskanzler besichtigte Montagmittag in Be
gleitung des Kreistagspräsideuten Christian
Weber den alten Rathaussaal und sprach
sich dabei anerkennend über künstlerisch ge
schmackvolle Neugestaltung des Saales und der
Nebenräume aus. Besonderes Lob zollte der
Führer und Reichskanzler auch der Lösung
der Verkehrsfrage durch den Bau eines drit
ten Durchsahrtsbogens, dessen Plan von
Staötrat Weder stammt, der sich bekanntlich
um die Regelung des Verkehrs in der Innen
stadt große Verdienste erworben hat.
Wie ungemein praktisch und allen Anforde
rungen eines starken Verkehrs Rechnung tra
gend dieser dritte Durchfahrtbogen beim Alten
Rathaus ist, erwies sich bei der Abfahrt des
Führers. Obwohl sich Tausende von Zuschau
ern angesammelt hatten und dem Führer be
geisterte Huldigungen darbrachten, konnte die
Abfahrt reibungslos und ohne geringste Ver
kehrsstockung erfolgen.
Die Uebergabe des Schlüssels für den alten
Rathaussaal an den Oberbürgermeister der
Hauptstadt der Bewegung, Reichsleiter Karl
F i e h l e r, wird am kommenden Donnerstag,
nachmittag im Rahmen einer schlichten, der
Kunststadt München würdigen Feier vor sich
gehen.
Irr wenigen Zeilen
Genf. Nach einer Blättermeldung wird
gegenwärtig ein Besuch des Königs Carol in
Paris und London vorbereitet. Die Reise soll
jedoch erst nach der Unterzeichnung eines Bei
standspaktes zwischen Rumänien und der
Sowjetunion stattfinden.
Vier französische Bombenflugzeuge trafen
am Montag auf dem englischen Militärflug
platz Northolt ein, um der englischen Luft-
flotte in Erwiderung ihres letztjährigen Be-
suches in Frankreich einen „Höflichkeitsbesuch"
abzustatten.
Die Stellungnahme der italienischen Regie
rung zu dem geplanten deutsch-englischen
Flottenabkommen ist der englischen Regierung
während des Wochenendes übermittelt wor
den.
Das neue mexikanische Kabinett ist am Mon
tag gebildet worden. Die radikalen Mitglieder
des früheren Kabinetts sind nicht mit über
nommen worden. Wie es scheint, ist nunmehr
Beruhigung im politischen Leben Mexikos
eingetreten.
London. „Daily Herald" meldet, daß Ramsay
Macdonald möglicherweise als englischer
Sonderbotschafter nach Washington reisen
werde.
Abessinien wird modernisiert
Eine Unterredung mit dem Kaiser non Abessinien
DNV. Paris, 17. Juni. (Eig. Funkm.) Der
„Matan" veröffentlicht ein Interview seines
Sonderberichterstatters mit dem Kaiser von
Abessinien. Der Kaiser äußerte, die Haltung
Abessiniens habe sich niemals geändert. Abes
sinien sei vollkommen friedlich gesinnt. Durch
die Unterstützung, die Frankreich und Eng
land seiner Bitte um ein Schiedsgericht beim
Völkerbund haben zukommen lassen, sei es in
dieser Haltung noch bestärkt worden. Abessini
en brauche und wünsche den Frieden, um das
Werk der Modernisierung, das bereits vor
mehreren Jahren begonnen worden sei,
weiter durchzuführen. Ein Krieg würde die
ses Werk jedoch vernichten. Die italienischen
Kriegsdrohungen verhinderten die Arbeit, der
er seine ganze Zeit und Kraft zu widmen
wüniche. Fret und friedlich werde Abessinieu
aber seinen Weg des Fortschritts fortsetzen.
Die Heeresorganisation, eine Sache, die be
reits seit mehreren Jahren unter der Beihilfe
einer belgischen Militärmission im Gange sei,
werde tendenziös ausgelegt. Die Armee habe
die Aufgabe, die Ordnung im Lande zu er
halten und im Notfälle die Verteidigung des
Landes zu übernehmen. Die kaiserliche Garde,
ausgebildet nach den modernen Vorschriften,
habe niemals und in keiner Weise agressiven
Charakter. Wenn nötig, werde die Armee aber
die Verteidigung des Landes und die Zurück
weisung eines Angreifers verstehen. Alle
Abessinier, deren kriegerischer Wert in der
Welt bekannt sei, würden sich der Armee an
schließen, weil sie die Freiheit liebten und treu
zu ihrem Kaiser stünden. . ,