Full text: Newspaper volume (1935, Bd. 2)

Propaganda ihm heute noch das geistige Ge 
sicht gäbe? Ist die Kunst nicht auch eine Aus 
drucksform dieser schöpferischen Gestaltungs 
kraft? Hieße es die Kunst herabwürdigen, 
wenn man sie in eine Linie stellte mit jener 
edlen Kunst der Volkspsychologie, die in vor 
derster Linie das Reich vom Abgrund zurück 
ritz? Mit Theoremen allein kann man in sol 
chen Notzeiten einem Volke nicht helfen; man 
muß ihm praktische Möglichkeiten geben, ein 
neues Leben anzufangen. 
Es ist bei dieser Jahresversammlung der 
Reichstheaterkammer meine Pflicht, auf einige 
Schäden aufmerksam zu machen, die sich im 
vergangenen Spieljahr innerhalb des deutschen 
Theaterwesens gezeigt haben. Uns alle bewegt 
die Sorge um den Spielplan. Ich weiß, wie 
schwer es für einen Theaterleiter ist, einen 
Spielplan zusammenzustellen, der den moder 
nen Erfordernissen genügt. Ich muß aber be 
tonen, daß der Spielplan der vergangenen 
Saison zu ausdruckslos gewesen ist. Es ist nicht 
an dem, daß die 
Ideale unserer Zeit künstlerisch nicht ge 
staltungsfähig wären. Sie verlangen nur 
künstlerische Kräfte, die groß genug sind, 
sie zu gestalten. (Beifall.) 
Wenn eine Idee die Kraft besitzt, ein 66-Milli- 
onenvolk auf das tiefste aufzuwühlen, dann 
ist sie an sich voll gestalterischer Vitalität. Sie 
muß dann aber auch Gestalter finden, die die 
Kraft haben, diese Vitalität zu formen. Es ge 
nügt deshalb nicht, daß der Spielplan sich vom 
Negativen fernhält, um aber auch ebenso pein 
lich das Positive zu meiden. Es genügt nicht, 
ein ausdrucksloses Repertoire aufzustellen, 
das aus der Vergangenheit jene alten Schwar 
ten hervorsucht, die zwar nicht direkt gegen 
den Nationalsozialismus geschrieben wurden, 
die aber auf der anderen Seite auch nichts 
von dem Geist unserer Zeit in sich tragen. Es 
reicht auch nicht aus, wenn man diesen alten 
Schwarten von anno dazumal ein paar natio 
nalsozialistische Injektionen eingibt. 
Nur Klassiker und aus der anderen Seite 
nur naive Harmlosigkeiten, das ist für 
unsere Zeit zu wenig. Etwas mutz schon 
hinzukommen. 
Manchmal hat es bei Uebersicht über manche 
Spielpläne den Anschein, als gebe es in 
Deutschland überhaupt keine Dichter und als 
hätte es bei uns überhaupt keine Dichter ge 
geben, als könnten beispielsweise Gesellschafts 
stücke nur von Franzosen oder nur von Eng 
ländern geschrieben werden. Diese Kalamität 
hat sich vor allem im Spielplan der Reichs- 
Hauptstadt bemerkbar gemacht. 
Die Provinz ist der Reichshanptstadt in 
dieser Beziehung weit voraus. 
Man kann auch nicht sagen, es gebe keine 
Stücke. Die Provinz hat die Stücke gefunden, 
und es wäre doch allzu jämmerlich, der Reichs 
hauptstadt das Zeugnis ausstellen zu müssen, 
daß sie von der Provinz belehrt werden müsse, 
wo Stücke zu finden seien. Ein Bühnenleiter 
muß etwas wagen! Es ist zu wenig für die 
künstlerische Kraft eines Bühnenleiters, für 
eine Saison ein Serienstück zu finden und die 
ses Serienstück dann lediglich 300- oder 400mal 
aufzuführen. Es wird ein Schauspieler am 
Ende dabei verblöden, wenn er 300mal ein 
und dieselbe Rolle spielen muß. 
Das Serienstück zerstört auf die Dauer 
die künstlerische Moral. 
Es läßt keine Vergleichsmöglichkeiten zu. Es 
ist kein Risiko mehr da. Man beurteilt das 
Bühnenleben nur nach dem Gesichtspunkt der 
Kasse. Die Kasse wird voll, und die Herzen 
werden leer. 
Das gleiche Problem ist die 
Frage „Star oder Ensemble". 
Es ist für einen Bühnenleiter so einfach, sich 
einen Star zu engagieren. Man weiß dann, 
dieser Star macht die Kasse voll, die anderen 
Schauspieler sind nur dritte oder vierte Garni 
tur und haben nur die Aufgabe, dem Star die 
Stichworte zu seinen Pointen zu geben. Dieser 
Starunfug ist nicht etwa beseitigt, sondern er 
grassiert heute noch. Ich halte den Bühnenlei 
ter nicht für einen echten Künstler, der am 
Anfang der Spielzeit nur Ausschau hält nach 
einem Serienstück und nach einem Star. Besitze 
ich Serie und Star, dann kann ich getrost in 
den Winterschlaf gehen. Ein Ensemble zu er 
ziehen, erfordert Zeit, Geduld und Liebe zur 
Sache, aber am Ende wird auch der große 
Künstler sich im Ensemble am wohlsten fühlen, 
denn auch er vergibt sich nichts, wenn er als 
dienendes Glied in einem künstlerischen Kol 
lektiv mitdient, im Gegenteil, auch er kann 
noch etwas dabei lernen. (Stärkster Beifall.) 
Ich komme nun zur 
Grundfrage des künstlerischen Lebens in 
Deutschland überhaupt. 
Wie steht der Nationalsozialismus zur Kunst 
und wie steht die Kunst zum Nationalsozialis 
mus? Es wird hier und da der Standpunkt 
vertreten, daß der Nationalsozialismus eine 
politische Lehre sei und sich deshalb ausschließ 
lich mit Politik beschäftigen müsse. Die Kunst 
gehöre dem Künstler, die Wirtschaft dem Wirt 
schaftler, die Börse gehöre dem Bankier, die 
Landwirtschaft dem Landwirt, der Kleinhandel 
dem Kleinhändler, das Handwerk dem Hand 
werker. Das würde auf die Dauer eine 
vollkommene Auflösung unseres öffent 
lichen Lebens nach sich ziehen (stürmische 
Zustimmung). Der Nationalsozialismus 
ist nicht nur eine politische Lehre. Er ist 
eine totale #»$ umfassende Gesamtjchan 
Schriftsteller von 3 Nationen in Travemünde 
Zur Eröffnung des deutsch-nordischen Schriftstellerhaufes 
der Nordischen Gesellschaft 
Zum zweiten Mal treffen sich Schriftsteller 
der nordischen Länder mit deutschen Kamera 
den im deutsch-nordischen Schriftstellerhaus in 
Travemünde, um während eines gemeinsa 
men Sommeraufenthaltes von 2—3 Monaten 
sich gegenseitig kennen zu lernen. Aus diesem 
Sichkennenlernen soll wieder, wie es im vori 
gen Jahr so schön gelungen ist, ein gegensei 
tiges Sichverstehen und Sichachten werden. 
Am 13. Juni fand die offizielle Eröffnung der' 
diesjährigen Ferienzeit statt. Anwesend waren 
u. a. der Reichsgeschäftsführer der Nordischen 
Gesellschaft, Dr. Ernst Timm, ferner Thilo 
von Trotha vom Außenpolitischen Amt, 
der Leiter des Reichskontors Berlin, Alexan 
der Funkenberg, der finnische Schrift 
steller Toivo Lyy und die beiden deutschen 
Schriftsteller Fritz B u e ch l e r und Johannes 
K i r s ch w e n g. 
In einer Begrüßungsansprache legte Dr. 
Domes die Bedeutung des deutsch-nordischen 
Schriststellerhauses dar. Im vorigen Jahre 
wohnten in dem Hause Erik Bertelsen, 
Dänemark, Johannes Ed feit, Schweden, 
Asmus S v e e n, Norwegen, Lauri V i l j a - 
n e n, Finnland, und der Finnlanôschwedê 
Tito C o l l i a n d e r. Diese Schriftsteller wur 
den von den Schriftstellerverbänöen ihrer Län 
der gewählt. In Deutschland hat die deutsche 
Akademie der Dichtung im Einvernehmen mit 
dem Präsidenten der Reichsschrifttumskam- 
mer das Bestimmungsrecht über die 3 für 
deutsche Schriftsteller bereitgehaltenen Plätze. 
Zu den 3 Nordländern gesellten sich im ver 
gangenen Jahre die 3 Deutschen Ludwig 
Friedrich Barthel, Wolfram Brockmey- 
er und Herybert Menzel. Auch in diesem 
Jahre werden wieder 8 Schriftsteller aus dem 
Norden und Deutschland in dem Hause den 
Sommer über wohnen. Aus Finnland kommt 
diesmal der Uebersetzer des Nibelungenliedes 
Toivo Lyy, aus Schweden der auch in 
Deutschland bekannte Romanschriftsteller 
Bertil M o b e r g, aus Norwegen kommt 
Tore Oerjasaeter und außerdem noch der 
Finnlandschweöe Ragnar E k e l u n d. Deutsch 
land ist augenblicklich schon durch Fritz 
B u e ch l e r und den Saarländer Johannes 
Ki'rschweng vertreten. Auch in diesem 
Jahre ist die einfache aber große Aufgabe die 
ses Hauses, durch Unbeschwerte Freuden som 
merlichen Gemeinschaftslebens ein Band zu 
knüpfen, das von Dauer ist. 
Dr. Timm berichtete über die bevorstehen 
de zweite Reichstagung der Nordischen Gesell 
schaft in Lübeck vom 23. bis 20. Juni. EH 
sprechen dort u. a. der Leiter der Nordischen 
Gesellschaft, Oberpräsiöent Gauleiter Lohse, 
Kiel, der Reichsjugendführer Baldur von 
Schirach auf der Reichssonnenwendfeier der 
deutschen Jugend am Sonntagabend, der 
Reichssportführer T s ch a m m e r - O st e n, 
Thilo von Trotha, Professor Lutz Mak- 
k e n s e n, Riga, Reichsleiter Alfred Rosen 
berg, Dr. Walter Groß und Dr. Ernst 
Timm. Man erwartet einen besonders star 
ken Besuch auch aus den Ländern des Nor 
dens, besonders auch zum Nordischen Musik 
fest vom 26. bis 29. Juni in Lübeck, das von 
Deutschland und den nordischen Ländern ge 
meinsam veranstaltet wird. Hierüber berich 
tete Dr. Domes noch eingehend. Besonders 
erfreulich ist es, daß Wilhelm Furtwängler 
und Hermann Abendroth, die beide ihre künst 
lerische Laufbahn in Lübeck begonnen haben, 
je ein Konzert dirigieren werden. Es kommen 
außerdem junge Künstler aus dem Norden 
und Deutschland mit eigenen Konzerten zu 
Gehör. Weiter wird Volkstanz und Volks 
musik auf diesem nordischen Musikfest gleich 
wertig der Kunstmusik behandelt. -2- 
Englands AntzsnMiNistsr Mr Lags in China 
DNB. London, 17. Juni. Nach Beendigung 
der Pfingstferien traten die beiden Häuser des 
englischen Parlaments am Montag wieder zu 
sammen. Die Sitzung des Unterhauses erhielt 
ihr besonderes Gepräge durch das erstmalige 
Erscheinen der Mitglieder der neuen Regie 
rung Baldwin. Beim Betreten des Sitzungs 
saales wurden der Ministerpräsident und auch 
sein Vorgänger Macdonald von den Bänken 
der Regierung mit freundlichem Beifall be 
grüßt. 
Als sich der neue Außenminister Sir Sa 
muel Hoare zur Beantwortung einer An 
frage erhob, wurde er mit herzlichen Zurufen 
begrüßt. Die Frage bezog sich auf die Lage in 
Abessinien und die von der britischen Regie 
rung zur Aufrechterhaltung des Friedens un 
ternommenen Schritte. Hoare verwies auf die 
umfassende Erklärung Edens am 7. Juni, der 
er im Augenblick nichts hinzuzufügen habe. 
Hierauf fragte ein Abgeordneter nach der 
Lage in China. 
Hoare antwortete, seit einigen Monaten 
seien in der wirtschaftlichen Lage Chinas 
aller öffentlichen Dinge. Er mutz deshalb 
die selbstverständliche Grundlage unseres 
gesamten Lebens werden. (Langanhaltende 
Beifallskundgebungen.) 
Wir besitzen nicht den Ehrgeiz, dem Dirigen 
ten vorzuschreiben, wie er eine Partitur zu 
dirigieren hat, aber was dem Geist unserer 
Zeit entspricht, darüber behalten wir uns das 
souveräne Vorrecht vor, zu bestimmen (brau 
sender Beifall). Die Politik macht nicht die 
Technik der Dinge, aber sie gibt den Dingen 
ihren Kurs, sie kontrolliert ihren Einsatz und 
überwacht die Durchführung dieses Einsatzes. 
Was der Nationalsozialismus beseitigt und 
was er fördert, das ist seine Sache. 
Die Kontrolle, die über uns ausgeübt wird, 
ruht im eigenen Gewissen. Deshalb treten wir 
mit einer ehrfürchtigen Scheu an die großen 
Dinge des Lebens heran, dienen wir dem 
künstlerischen Dasein unseres Volkes nicht von 
Amts wegen, mit muffiger und verstaubter 
Bürokratie, sondern deshalb, weil es uns hei 
lige, leidenschaftliche und ernste Herzensange 
legenheit ist. Denn es gibt auf der Erde nichts 
Erhabeneres, als zu sehen, wie unter den 
Sterblichen die unsterbliche Gottheit in der 
Kunst Gestalt gewinnt. (Stürmische, immer 
wieder sich erneuernde Beifallskundgebungen.) 
Immer wieder wurde die Rede des Mini 
sters von stärksten Zustimmungskunügebun- 
gen unterbrochen, und als Dr. Goebbels geen 
det hatte, setzte ein minutenlanger Beifall ein. 
Das Orchester spielte sodann die „Leonoren"- 
Ouvertüre Nr. 3 von Beethoven. Zu Anfang 
hatte sie die „Egmont"-Ouvertüre geboten. 
Mit dem Gesang der Lieder der Nation fand 
die Kundgebung der Reichstheaterkammer ih 
ren Abschluß. 
Reichsminister Dr. Goebbels, der unter den 
begeisterten Ovationen der Versammlung, die 
sich auf der Straße im Jubel der hier harren 
den zahllosen Volksgenossen fortsetzten, die 
Musikhalle verließ, wird am Abend der Fest- 
vorstellung von Dietrich Eckarts „Heinrich der 
Hohenstaufe" im Staatlichen Schauspielhaus 
beiwohnen. 
offenkundige Schwierigkeiten eingetreten, die 
durch das kürzliche Anziehen des Silberprei 
ses eine weitere Verschärfung erfahren hätten. 
Es sei bekannt, daß die britische Regierung die 
Entwicklung mit Interesse verfolge, und sie 
habe jetzt veranlaßt, daß der wirtschastkiche 
Finanzberater der britischen Regierung, Sir 
Frederik Leith-Rotz, sich sobald wie möglich 
nach China begebe, um die britische Regierung 
über die Lage zu unterrichten. Trotz der Fi 
nanzkrise sei die politische Lage in den letzten 
Monaten nicht ungünstig gewesen. In Nord- 
china habe in den letzten zwei Wochen aller 
dings eine beunruhigende Entwicklung Platz 
gegriffen. In gewissen Einzelheiten wider 
sprächen sich die Berichte und die Lage sei 
schnellen Aenderungen ausgesetzt. Hoare teilte 
schließlich mit, daß er durch Vermittlung der 
britischen diplomatischen Vertreter in Tokio 
und Nanking mit der japanischen und der chi 
nesischen Regierung in Verbindung stehe und 
daß der Meinungsaustausch zur Zeit noch an 
dauere. 
r * * 
Anerkennung des deutschen 
Standpunttes 
Beendigung der deutsch-englischen Flotteu- 
verhandlungen noch in dieser Woche? 
DNB. London, 17. Juni. Preß Association 
hält es für möglich, daß die deutsch-englischen 
Flottenbesprechungen noch vor Ablauf dieser 
Woche beendet werden könnten. 
In einem Leitartikel schreibt die „Liverpool 
Daily Post", eine der führenden englischen 
Provinzzeitungen, die geplante Lösung sei so 
vernünftig, daß es störend sei, die französi 
schen Kritiken hieran feststellen zu müssen. In 
Paris wende man sich beispielsweise gegen 
eine Abmachung, die ein neuer Schlag gegen 
den Versailler Vertrag sei. Dieser Einwand 
zähle indessen nicht sehr, da derjenige Teil des 
Vertrages, der den Zweck verfolgte, Deutsch 
land an der Wiederaufrüstung zu hindern, 
heute ein toter Buchstabe sei. Die Weige 
rung, den Grundsatz der Gleichberechtigung 
Deutschlands anzuerkennen, habe bereits ge 
nügend Schaden angerichtet. 
In einem sehr ausführlichen Leitartikel 
nimmt auch der „Manchester Guardian" zu 
dem bisherigen Verhanölungsergebnis Stel 
lung, wobei der Verfasser die Dringlichkeit 
einer Flottenregelung zwischen England und 
Deutschland unterstreicht. Heute könne man 
sehen, wieviel besser es gewesen wäre, wenn 
bereits im vergangenen Frühjahr eine Be 
grenzung der Landarmeen zustandegekommen 
wäre, als Deutschland halb soviel gefordert 
habe, wie es sich seitdem ohne die Erlaubnis 
anderer Staaten selbst genommen habe. Eini 
ge französische Blätter seien mißvergnügt, daß 
England selbständig verhandele,' aber sie müß 
ten^ sich daran erinnern, daß die See für Eng 
land soviel bedeute wie die Landgrenze für 
Frankreich. Irgend jemand müsse die Vorar 
beiten leisten, wenn überhaupt jemals ein Ab 
kommen zustanöekommen solle. Für England 
sei das Abkommen, das jetzt feste Gestalt an 
nehme, eine Mischung von gut und schlecht. 
Man könne die Deutschen heute ebenso wenig 
hindern, eine moderne Flotte zu bauen, wie 
man sie daran habe hindern können, Land- u. 
Luftstreitkräfte aller Art zu besitzen, was Eu 
ropa berits zu seinem eigenen Leidwesen wisse. 
Die französische Flottennote übermittelt. 
Die französische Note zu den deutsch-engli 
schen Flottenbesprechungen ist am Montag 
abend an den französischen Botschafter in Lon 
don übermittelt worden, der sie dem Foreign 
Office zustellen soll. Ueber den Inhalt der 
Note ist bisher noch nichts bekannt. 
Der Führer in München. 
DNB. München, 18. Juni. Der Führer und 
Reichskanzler besichtigte Montagmittag in Be 
gleitung des Kreistagspräsideuten Christian 
Weber den alten Rathaussaal und sprach 
sich dabei anerkennend über künstlerisch ge 
schmackvolle Neugestaltung des Saales und der 
Nebenräume aus. Besonderes Lob zollte der 
Führer und Reichskanzler auch der Lösung 
der Verkehrsfrage durch den Bau eines drit 
ten Durchsahrtsbogens, dessen Plan von 
Staötrat Weder stammt, der sich bekanntlich 
um die Regelung des Verkehrs in der Innen 
stadt große Verdienste erworben hat. 
Wie ungemein praktisch und allen Anforde 
rungen eines starken Verkehrs Rechnung tra 
gend dieser dritte Durchfahrtbogen beim Alten 
Rathaus ist, erwies sich bei der Abfahrt des 
Führers. Obwohl sich Tausende von Zuschau 
ern angesammelt hatten und dem Führer be 
geisterte Huldigungen darbrachten, konnte die 
Abfahrt reibungslos und ohne geringste Ver 
kehrsstockung erfolgen. 
Die Uebergabe des Schlüssels für den alten 
Rathaussaal an den Oberbürgermeister der 
Hauptstadt der Bewegung, Reichsleiter Karl 
F i e h l e r, wird am kommenden Donnerstag, 
nachmittag im Rahmen einer schlichten, der 
Kunststadt München würdigen Feier vor sich 
gehen. 
Irr wenigen Zeilen 
Genf. Nach einer Blättermeldung wird 
gegenwärtig ein Besuch des Königs Carol in 
Paris und London vorbereitet. Die Reise soll 
jedoch erst nach der Unterzeichnung eines Bei 
standspaktes zwischen Rumänien und der 
Sowjetunion stattfinden. 
Vier französische Bombenflugzeuge trafen 
am Montag auf dem englischen Militärflug 
platz Northolt ein, um der englischen Luft- 
flotte in Erwiderung ihres letztjährigen Be- 
suches in Frankreich einen „Höflichkeitsbesuch" 
abzustatten. 
Die Stellungnahme der italienischen Regie 
rung zu dem geplanten deutsch-englischen 
Flottenabkommen ist der englischen Regierung 
während des Wochenendes übermittelt wor 
den. 
Das neue mexikanische Kabinett ist am Mon 
tag gebildet worden. Die radikalen Mitglieder 
des früheren Kabinetts sind nicht mit über 
nommen worden. Wie es scheint, ist nunmehr 
Beruhigung im politischen Leben Mexikos 
eingetreten. 
London. „Daily Herald" meldet, daß Ramsay 
Macdonald möglicherweise als englischer 
Sonderbotschafter nach Washington reisen 
werde. 
Abessinien wird modernisiert 
Eine Unterredung mit dem Kaiser non Abessinien 
DNV. Paris, 17. Juni. (Eig. Funkm.) Der 
„Matan" veröffentlicht ein Interview seines 
Sonderberichterstatters mit dem Kaiser von 
Abessinien. Der Kaiser äußerte, die Haltung 
Abessiniens habe sich niemals geändert. Abes 
sinien sei vollkommen friedlich gesinnt. Durch 
die Unterstützung, die Frankreich und Eng 
land seiner Bitte um ein Schiedsgericht beim 
Völkerbund haben zukommen lassen, sei es in 
dieser Haltung noch bestärkt worden. Abessini 
en brauche und wünsche den Frieden, um das 
Werk der Modernisierung, das bereits vor 
mehreren Jahren begonnen worden sei, 
weiter durchzuführen. Ein Krieg würde die 
ses Werk jedoch vernichten. Die italienischen 
Kriegsdrohungen verhinderten die Arbeit, der 
er seine ganze Zeit und Kraft zu widmen 
wüniche. Fret und friedlich werde Abessinieu 
aber seinen Weg des Fortschritts fortsetzen. 
Die Heeresorganisation, eine Sache, die be 
reits seit mehreren Jahren unter der Beihilfe 
einer belgischen Militärmission im Gange sei, 
werde tendenziös ausgelegt. Die Armee habe 
die Aufgabe, die Ordnung im Lande zu er 
halten und im Notfälle die Verteidigung des 
Landes zu übernehmen. Die kaiserliche Garde, 
ausgebildet nach den modernen Vorschriften, 
habe niemals und in keiner Weise agressiven 
Charakter. Wenn nötig, werde die Armee aber 
die Verteidigung des Landes und die Zurück 
weisung eines Angreifers verstehen. Alle 
Abessinier, deren kriegerischer Wert in der 
Welt bekannt sei, würden sich der Armee an 
schließen, weil sie die Freiheit liebten und treu 
zu ihrem Kaiser stünden. . ,
	        
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