Full text: Newspaper volume (1935, Bd. 2)

Iuv Ràr Haltung 
128. Jahrgang > Nr. 133 
Beilage der Schleswig-Holsteinischen Landeszeitung (Rendsburger Tageblatt) 
Dienstag, den 11. Juni 1933 
Rtmdglsffen eines AussteAungsbuMmlers 
steiht süns dat utlängt Jahr Dag für Dag op'n 
Mistdutt un hört un fügt bald anners nicks 
Jakob Kiekut will mit seinen Randglossen 
keine sachliche „Nachmahd", sondern die Wieder 
gabe persönlicher Eindrücke bringen: 
Ter Volksmund sagt: „En ohln Fohrmann 
hört ümmer noch gern mal de Pietsch wedder 
klappen." Und so hatte ich mir von vornher 
ein vorgenommen, ats Bauernjunge auch 
diesmal die große landwirtschaftliche Ärbeits- 
und Schaffensschau zu besuchen. 
Die Fahrt von Neumtinster bis Wrist führt 
durch eine Geestlandschaft, die teilweise zu den 
magersten Gegenden unserer Provinz gehört. 
Gleichwohl stand das Korn durchweg gut. 
Auch das Weidevieh war trotz beginnender 
Grasknappheit von gutem Aussehen. Und als 
ich beides sah, das feine Vieh und das präch 
tige Korn, da dachte ich bei mir selber: Haben 
unsere fleißigen Bauern, die ihre Arbeit ver 
stehen, es überhaupt noch nötig, auf einer sol 
chen Schau viel zu lernen? 
Allerdings war ich bereits eines Besseren 
belehrt, als ich kaum die Ausstellung betreten 
hatte. Schon ein flüchtiger Blick zeigte den 
grundsätzlichen Unterschied zwischen den frühe 
ren landwirtschaftlichen Ausstellungen und 
der jetzigen Schau. Gewiß kommt das Auge 
nicht zu kurz, zumal noch gediegener ausge 
stellt ist als damals. Aber in dem Ganzen 
schwang ein bisher nicht gekannter starker 
Unterton mit, der den hellhörigen Besucher 
bald in eine gehobene Stimmung versetzte in 
dem Bewußtsein, etwas Besonderes zu erle 
ben. Und so schien mir für die Gesamtheit des 
Gebotenen weder Ausstellung noch Schau das 
bezeichnende Wort zu sein. Denn beide um 
reißen wohl den Nahmen, vermitteln aber 
nicht genügend den Sinn, der zwar unauf 
dringlich und doch mit freudiger Entschieden 
heit aus der bunten Mannigfaltigkeit zu dem 
aufmerksamen Besucher spricht. Und wenn wir 
gleichwohl bei diesen hergebrachten und ge 
läufigen Wörtern bleiben, so muß eins aus 
drücklich betont werden, daß diese Ausstellung 
nicht nur nach altem Muster ein Zeitbild der 
Technik und einen Ausschnitt der Zivilisation 
gibt, sondern erstmalig eine ausgesprochen 
kulturelle Note zeigt und darüber hinaus 
ein weltanschauliches Bekenntnis bedeutet. 
Und so ist es zu begrüßen, daß durch ver 
kehrstechnische Maßnahmen weiten Kreisen 
der Besuch ermöglicht wurde. Und so haben 
sich viele aus den Weg gemacht, die sonst nicht 
nur den Groschen, nein, die sogar den Pfen 
nig dreimal umdrehen, bevor sie ihn einmal 
ausgeben. Stark vertreten waren auch die 
Landarbeiter. Ich kam im Zuge mit Arbei 
tern von einem Gute in der Nähe Kiels ins 
Gespräch, die sehr froh darüber waren, so 
etwas einmal mitmachen zu können. „Man 
as Veewark. Dor freut 'n sik denn, öat'n so- 
denni mal rutkümmt. Vergang Jahr na 
Eütin un nu na Hamborg. Js doch'n annern 
Kram as früher,' man mark, öat'n dor nu mit 
tohört un tellt ward", meinte einer von ihnen, 
und die andern nickten. Wohl laufen die 
Kosten für Fahrt und Eintritt trotz der Er 
mäßigung auch schon ins Geld, aber darüber 
hinaus braucht schließlich keiner große Auf 
wendungen zu machen. Und so sah man ab 
seits auf dem nicht benutzten Rasen des Aus 
stellungsplatzes viele Besucher lagern und die 
mitgebrachten Mundvorräte verzehren, wo 
Muttern mit dabei war, wohl gar auf ausge 
breitetem weißem Tischtüchlein. Sehr spaßig 
machte es sich, als auf einem Maschinenstand 
rund ein halbes Dutzend Bauern ans dem 
Pfluge saßen und dort ganz wie bei der Ar 
beit draußen auf dem Felde frühstückten und 
dazu Milch aus — Tüten tranken. Aber diese 
Selbstversorgung bildete durchaus nicht die 
Regel. Es gab Unzählige, die nicht nur einen 
Groschen, sondern auch eine Mark springen 
ließen. 
Verschiedene Düngerfirmen gaben Proben 
ihrer Erzeugnisse an Interessenten ab, und es 
sah wirklich ulkig aus, wie manche Bauern 
mit diesen markttaschenähnlichen Papiertüten 
durch die Reihen zogen. Bei manchen wird 
dies wohl alles sein, was sie Muttern an 
Allerlei aus 
Ausgrabungen in Polen. 
Einer Expedition, die in Polen Ausgrabun 
gen vornahm, ist es gelungen, ein vollständig 
erhaltenes Dorf freizulegen, dessen Alter die 
Sachverständigen auf mindestens 4000 Jahre 
beziffern. In der Sumpfgegend von Brzesc 
stieß man plötzlich tief im Schlamm auf sehr 
gut erhaltene Häuser, die nach Ansicht War 
schauer Autoritäten aus der Zeit des Kupfer- 
zeitalters stammen, und in denen vermutlich 
die Piasten gewohnt haben, über die Berichte 
vorlagen, die leider im Jahr 1370, unter der 
Regierung des Polenkönigs Kasimirs HI. ver 
loren gingen. Bei den Ausgrabungen, die an 
nähernd zwei Jahre dauerten, fand man auch 
mehrere Gräben, die den Schluß rechtfertigen, 
daß die Niederlassung befestigt war. Tie 
Häuser waren mit Schiefer gedeckt und sind 
anscheinend durch Feuer zerstört worden. Dem 
Schieferdach ist wohl zuzuschreiben, daß die 
Häuser trotzdem 4000 Jahre lang so außer 
ordentlich gut erhalten geblieben sind. Aus 
sanitären Gründen standen sämtliche Bauten 
Der Mann hinter der Katze 
Ei« Kriminalroman von Fritz Strauß. 
wo von einigen Gelehrten das alte Troja 
vermutet wird. Die polnischen Sachverständi 
gen ziehen daraus den Schluß, daß die Piasten, 
die in dem jetzt aufgefundenen Dorf lebten, 
ebenso wie die Kreter und Trojaner zur 
Mittelmeerkultur gehörten und während des 
Kupferzeitalters, ungefähr 2000 Jahre v. Chr. 
gelebt haben. 
Der Wasservorrat unserer Erde. 
Das in den sieben Meeren befindliche Wasser 
wird auf über 1300 Millionen Kubikkilometer 
geschätzt. Den Inhalt der Seen hat man mit 
etwa 250 000 Kubikkilometer errechnet, den der 
Sümpfe mit 60 000, den der Flüsse mit 100 000 
Kubikkilometer, so daß das Süßwasser kaum 
eine halbe Million Kubikkilometer übersteigt. 
Der älteste Steinzeitsund in Dänemark. 
In einem Moor bei Svanlöse bei Ringstedt 
auf Seeland wurde eine aus Flintstein gear 
beitete Harpnnenspitze gefunden. Untersuchun 
gen durch Sachverständige des Kopenhagener 
Nationalmuseums führten zu der Annahme, 
daß man es mit dem ältesten Fund aus dem 
Steinalter zu tun hat, der bisher in Dänemark 
gemacht worden ist. Man schätzt das Alter der 
Bearbeitung des Geräts auf rund 8000 Jahre. 
Deutschland verjüngt sich. 
Nach den Angaben des Statistischen Reichs 
amtes über die Bevölkerungsbewegung in 
Deutschland im Jahre 1934 wurden 731865 
Ehen geschlossen, d. h. 100 279 mehr als im 
Vorjahre. Es wurden ferner bei 1181179 
Lebendgeburten über 224 000 Kinder mehr 
geboren als 1933. Der Anteil der unehelichen 
Kinder ist ans 9% gesunken gegen 10,7 im 
Jahre vorher. Die Sterblichkeit ist um 13 000 
zurückgegangen und betrug 716 865 Fälle. — 
Somit beträgt die Bevölkerungszunahme 
1934 464 314 Personen oder 7,1 auf 1000. An 
sich erfreulich, aber für die Erhaltung der 
deutschen Volkskraft noch nicht ausreichend. 
Dazu wäre eine Geburtenziffer von wenig 
stens 21 je 1000 notwendig. 
Wegen einer Erbschaft verrückt geworden. 
Wie aus Kanada berichtet wird, erhielt vor 
kurzem die Tänzerin Violet Harborr die er 
freuliche Nachricht, daß sie von einer entfern 
ten Verwandten in Indien als Erbin ihres 
Vermögens von 40 000 Dollar eingesetzt wor 
den sei. Die erste Folge der Freudenbot 
schaft war — ein geistiger Zusammenbruch der 
Erbin. Die Aerzte hoffen jedoch, die Bedau 
ernswerte noch retten zu können, obwohl 
Anzeichen darauf hindeuten, daß sie restlos 
dem Wahnsinn verfallen ist. Der Fall hat in 
Kanada großes Aufsehen erregt. Zur Zeit 
sind die hervorragendsten Aerzte des Landes 
mit der Unglücklichen beschäftigt. 
Urheberrechtsschutz durch Verlagsanstalt 
Manz, München. 
22) Nachdruck verboten. 
„Aber ja nicht in meinem Auftrag. Nie 
mand braucht zu wissen, daß ich dich verbor 
gen halte. Du spielst am besten die Naive und 
sagst, die Angst, deine Flucht aus der Haft 
möchte Schuld an Mac Towns Mißgeschick 
sein, triebe dich zu ihr. Wenn Miß JakseM 
meinte, es wäre so, dann würdest du dich frei 
willig der Polizei stellen, trotzdem du unschul 
dig wärest." 
„Die Begründung meines Besuches ist gut 
und wird Miß Jakfon ohne weiteres ein 
leuchten." 
„Sicher. Und vollends, wenn du dich erregt 
und nervös gibst. Miß Jakson wird dich 
beruhigen, ihr kommt in ein Gespräch und — 
wie du es dann geschickt auf den Kern der 
Sache drehst, das kann ich getrost deiner Klug 
heit überlassen." 
„Wann soll ich Miß Jakson aufsuchen?" 
„Am besten heute abend gegen neun Uhr. 
Mein Wagen bringt dich bis in die Nähe von 
Mac Towns Wohnung." 
„Ich danke dir für dein Vertrauen, Georges, 
und bin glücklich, dir einen Dienst erweisen 
zu können." 
Mac Town schüttelt den Kopf. 
Tie ersten Schatten der Dämmerung wehten 
über Newyork und fielen bereits hier und dort 
in Straßen und Gassen ein. Farblos grau 
und kalt ragte das Gehäuf der hohen Hüuser- 
mauern, die noch vor kurzem milder Herbst- 
sonnenschein umspielte. Die Luft wurde 
merklich kühler und mit der Feuchtigkeit auf 
steigenden Nebels durchsetzt. 
Francy schloß das Fenster und schaute sich 
ein wenig zögernd im Zimmer um. Zum Licht- 
gnzünden war es noch zu früh und zum Lesen 
nicht mehr hell genug. Sie warf einen Blick 
auf die Uhr. Was? — Schon halb sieben? 
Eiligst knipste sie nun doch den elektrischen 
Schalter an und deckte den Tisch. Zwei Ge 
decke legte sie ans, nahm ihr feines Porzellan 
aus dem Büfett, Weingläser, Sektschalen 
und stellte zum Schluß eine mit bunten Astern 
gefüllte Kristallvase in die Mitte der Tafel. 
Dann kleidete sie sich um und setzte sich ins 
Wohnzimmer. Zu kochen brauchte sie heute 
nicht. Das Souper wurde Puukt 8 Uhr vom 
Carlton-Hotel geliefert. Bis dahin war noch 
reichlich Zeit. 
Francys Gesicht veriet keine Spur von 
Trauer, wie man das mit Recht annehmen 
mußte bei einer Frau, deren Mann sehr 
wahrscheinlich ein Opfer seines Berufes wur 
de, im Gegenteil, es war eher heiter zu nen 
nen. Nur hin und wieder, wenn ihr Blick das 
Zifferblatt der Uhr streifte, schien es, als 
spannten sich erwartungsvoll ihre Züge. Das 
galt indes zweifellos dem Gast, der den Abend 
mit ihr teilen sollte und der jetzt schon ihre 
Gedanken so sehr beschlagnahmte, daß ihr das 
Einschnappen des Schlosses im Flur entging. 
Erst als sich nebenan im Eßzimmer etwas 
regte, horchte sie auf. Da öffnete sich aber auch 
schon leise die Türe zum Wohnzimmer und 
im Rahmen stand ein Vagabund der übelsten 
Sorte. 
„Allmächtiger Gott!" entfuhr es Francy. 
Dann sprang sie mit einem Satz in die 
Höhe und flog ihm um den Hals. 
„Jonny! — Mein Gott, wie habe ich mich 
um dich gebangt!" 
Mac Town rührte sich nicht vom Fleck, 
musterte bald seine Frau, bald den Tisch mit 
den zwei Gedecken und schüttelte schließlich 
den Kopf. 
„Mein Verstand ist doch eben noch ganz in 
Ordnung gewesen. Francy, um Himmels 
willen, was bedeutet denn dies alles?" 
„Daß ich dich erwartet habe, mit Schmerzen 
greifbaren Ergebnissen aus Hamburg als Ge 
schenk heimbrachten. Reklamepapiere gab es 
übrigens in Masse, und manch einer hatte ein 
ganzes Bündel davon unterm Arm. Mir hat 
man nichts angeboten,' man hielt mich wohl 
nicht für einen Reflektanten. Bloß ein Zettel 
wurde mir mit freundlichem Lächeln über 
reicht. Und der empfahl ein absolut sicher wir 
kendes Mittel gegen — Flöhe und Läuse. 
Das harte Großstadtstraßenpflaster ist für 
ländliche Füße ein leidig Ding. Und daher 
habe ich mich wirklich nicht gewundert, als ein 
Bauer seinem Begleiter sagte: „Moder Hess ik 
vermorgen ni wedder mitkregen,' de is spati- 
lahm un plastermöd in't Quarteer blewen. 
Hess er von vörnherin seggt: treck bequem 
Foottüg an. Awer nä, de Pingstschoh müssen 
öwer de Föt. Un nu hebbt wi den Salat." 
Aber er wußte zumindest doch, wo seine Frau 
war. Manch einer hat sie im Gedränge auch 
verloren. Einer, dem es so erging, meinte: 
„Tat weer all ni so leeg, denn wi drap uns 
hüt abend in'n Krog wedder. Dat Leiden is 
blos, Moder hett de gans Foderraasch in er 
Handtasch." 
Als ich den Platz verließ, hörte ich einen 
Bauern seiner Frau sagen: „So, Moder, nu 
wüllt wi dor man'n Stock bifteken! Weer jo 
allns wirkli. heel schön un großordi. Awer nu 
freu ik mi wedder op't Hus." So ist es wohl 
den meisten Besuchern ergangen: sie kehrten 
reicher an Erleben und Erfahrung heim mit 
neuem Mut zur Arbeit für Heimat und 
Scholle. I a k o b K i e k u t. 
aller Welt 
auf Pfählen über tiefen Gräben. Die Häuser 
sind in der Form von Trapezen angelegt, 
deren kürzeste Seite nach Süden ging, sodaß 
alle drei Seiten den ganzen Tag über Sonne 
hatten. Statt der Fenster verfügten die Häuser 
nur über eine große Tür sowie ein Loch iu 
der Decke, das gleichzeitig als Rauchabzug und 
Lichtquelle diente. Das Innere ist recht ge 
räumig, die längste Wand mißt über 40 
Meter, woraus geschlossen werden kann, daß in 
diesen primitiven Wohnräumen ganze Fa 
milien zusammenhausten. In den Gräben 
machte man interessante Funde, neben Geschir 
ren, Skulpturen, Waffen aus Kupfer, Werk 
zeugen aus Bisonhorn sowie Skelette ver 
schiedener ausgestorbener Fischarten. Die 
Zeichnungen auf den Geschirren sowie Skulp 
turen lassen nicht nur deutlich erkennen, daß 
die Rasse im Kupferzeitalter lebte, sondern 
daß sie auch Beziehungen zu anderen Völkern 
unterhielt. Die Zeichnungen und Muster 
stimmen nämlich überraschend mit Entdeckun 
gen überein, die man in Kreta gemacht hat, 
und Sehnsucht. Seit einer Viertelstunde 
bereits." 
„Du hast mich erwartet? Das verstehe ich 
nicht. Wie konntest. . ." 
Francy schloß ihm den Mund mit einem 
Kuß. 
„Setz dich, Jonny, ich will dir alles er 
klären." 
Sie griff nach einem Brief, der vor ihr auf 
einem Tischchen lag und las ihn vor: 
„Sehr verehrte, gnädige Frau! Sie brauchen 
sich um Ihren Gatten in keiner Weise zu 
ängstigen, wenn er länger ausbleibt, als es 
in seiner ursprünglichen Absicht lag. Er hat 
trotz meiner wiederholten, eindringlichen 
Warnungen seine viel zu feine Spürnase in 
Dinge gesteckt, die ihm nicht zuträglich sind. 
Ich war deshalb genötigt, ihm ein wenig das 
Handwerk zu legen und ihm eine kleine Lek 
ton zu erteilen. Heute abend wird er in Ihre 
Arme zurückkehren. Unversehrt, aber mit 
einem Wolfshunger. 
Als Aequivalent für diese Mitteilung, die 
Ihnen zwölf qualvolle Stunden der Angst um 
das Schicksal Ihres Mannes erspart, erbitte 
ich folgenden Gegendienst: Benachrichten Sie 
die Polizei über das Ausbleiben ihres 
Gatten. Sie können das ohne Gewissens 
konflikte tun, da es sich um eine Tatsache han 
delt. Sollten Sie über die Gegend, in der sich 
Mac Town heute nacht aufhielt, nicht unter 
richtet sein, so genügt die Angabe, er habe sich 
in eines der berüchtigsten Verbrecherviertel 
begeben. 
Genehmigen Sie im voraus meinen besten 
Tank. Mit der Versicherung meiner vorzüg 
lichsten Hochachtung habe ich die Ehre zu sein, 
Ihr sehr ergebener. 
Folgt das berühmte Kreuzchen." 
„Also doch! — Wann ist dieser Brief ge 
kommen?" 
„Heute morgen." 
„Mit der Post?" 
„Nein, viel früher schon. Aber das ist 
nebensächlich. Ich möchte jetzt in erster Linie 
wissen, wie du dich fühlst, Jonny, du siehst 
angegriffen aus. Du hast wohl ein fürchter 
liches Erlebnis hinter dir?" 
„Nicht so schlimm, Francy, ich habe nur 
Hunger und meine Knochen tun mir etwas 
weh. Ich bin an die fünfzehn Stunden in 
einem finsteren Loch gehockt und konnte mich 
kaum rühren." 
„Das ist ja entsetzlich. Und wie bist du her 
ausgekommen?" 
„Man hat mich herausgelassen. Irgend 
jemand hat von außen auf einen Knopf ge 
drückt. Die Falltüre über dem Loch, in dem 
ich gesessen, öffnete sich plötzlich. Ter Aus 
gang war frei. Und aus dem Dunkel erscholl 
eine Stimme: „Sie können das Haus un 
behelligt verlassen. Wenn Sie länger, als 
nötig, verweilen oder ein Zimmer zu betreten 
suchen, werden Sie von rückwärts erschossen." 
Francys Gesicht entfärbte sich unter dem 
Schauer des Schreckens, der ihr nachträglich 
durch die Glieder flog. 
„Jetzt weiß ich alles. Du bist im Hause des 
gelben Ungeheuers gewesen. Jonny, du spielst 
mit Einsätzen, die du nicht mehr verantworten 
kannst." 
„Es hat sein müssen, Liebling." 
Mac Town stand auf und legte seiner Frau 
den Arm um die Schulter. „Ich möchte mich 
rasch meiner Vagabundenherrlichkeit ent 
kleiden. Komm mit, Francy, dann werde ich 
dir alles erzählen!" 
Das kleine Eßzimmer hatte lange nicht mehr 
zwei so glückliche Menschen gesehen. Francys 
ließ keinen Blick von ihrem Jonny, der sich 
recht behaglich dem Genuß der laug entbehr- 
ssen Mahlzeit hingab. 
„Mein Gott, was bin ich froh, daß ich dich 
wieder habe. Mir ist es, als wärest du mir 
neu geschenkt worden." 
„Na siehst du, so hat jedes Ding seine zwei 
Seiten." 
„Sicher. Aber die zweite Seite ist mir hier 
zu teuer erkauft. Wäre es selbst dann noch, 
wenn sich Wagnis und Erfolg die Waage ge 
halten hätten." / 
„Haben sie das nicht?" 
„Ich denke, nein. Man hat dir doch durch 
deine Gefangennahme einen Strich durch die 
Rechnung gemacht. Ta bist du mir schon noch 
eine Erklärung schuldig." 
(Fortsetzung folgt.)
	        
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