Full text: Newspaper volume (1935, Bd. 2)

■* ;' 
Dev Tag in Wort unö Vilö 
Immer noch Erdbeben-Schrecken in Ostindien 
Sin Aua -es Elends 
Die aus dem belutschistanischen Erdbeben- 
gebiet heraus in die ostindische Ebene führende 
Bahnlinie Quetta—Sibi ist in der Nacht zum 
Montag durch erneute Erdstöße vor 
übergehend zerstört morden. Sie konnte zwar 
in sechsstündiger Arbeit wiederhergestellt wer 
den, aber die andauernden leichteren Erdstöße 
lassen befürchten, daß sie schließlich doch be 
triebsunfähig wird, vor allem im Hinblick auf 
die zahlreichen Brücken, über welche die Bahn 
führt und deren Wiederherstellung sehr zeit 
raubend sein würde. Bei den Erdstößen 
stürzen große Felsmassen von den Steilhän 
gen. Die Bevölkerung befindet sich in f u r ch t - 
barer Aufregung. Ein Erdstoß zer 
störte die Bahngebäude von Gholbur. Die 
Bergungsarbeiten unter den Trümmern der 
eingestürzten Häuser QuettaZ werden fort 
gesetzt, und es gelingt noch jetzt, Ueberlebende 
zu retten. Ein kleines Mädchen wurde aus 
einem Trümmerhaufen hervorgeholt, in dessen 
Mitte sich ein Hohlraum befand, dem die 
Rettung zu verdanken war. 
Die Zahl der Flüchtlinge, die durch Mbi 
kommen, hat noch nicht abgenommen. Da in 
de« Zügen auch Verwundete, Sterbende und 
Tote sich befinden, weil die Flüchtlinge in 
ihrer Panik ihre Angehörigen lieber unter 
wegs sterben lassen wollen, als noch einen 
Augenblick länger in dem gefürchteten Quetta 
zu bleiben, ist der Geruch in der Eisenbahn 
entsetzlich. Hinzu kommt, daß von Sibi ab die 
Schattentemperatur nirgends unter 45 Grad 
Celsius sinkt und die Bahnstrecke durch eine 
schattenlose Wüste führt. Es ist ein Zug des 
Elends. 
Nach der jetzt vorliegenden ersten amtlichen 
Schätzung beträgt die Zahl der Todesopfer 
allein in der Stadt Quetta 26 000. Etwa 1000 
Europäer dürften sich unter den Todesopfern 
befinden. Die Bevölkerung lebt von den 
militärischen Lebensmittelbeständen. Wegen 
des Andranges der Menschen aus dem Hinter 
lande wurde in der Stadt Sibi der Belage 
rungszustand verhängt. 
Von Augenzeugen werden grauenerregende 
Erlebnisse geschildert. Tausende von Schakalen 
und wilden Hunden fielen in den Schreckens 
stunden aus den Bergen in die Leichenstadt 
Quetta unö die Totendörfer der weiteren Um 
gebung ein und fraßen die Leichen der halb 
unter den Trümmern ihrer eingestürzten Häu 
ser begrabenen Menschen. Sie ließen sich von 
den unbewaffneten Personen nicht vertreiben, 
sondern mußten von Soldaten und Mitglie 
dern der Rettungskolonnen erschossen werden. 
Die aus den Trümmern geborgenen Leich 
name werden sofort auf Scheiterhaufen zu 20 
und mehr verbrannt, um den Ausbruch von 
Epidemien zu verhindern. 
Im englischen Unterhaus 
machte der Staatssekretär für Indien, Sir 
Samuel Hoare, Mitteilungen über das Erd 
beben, die im wesntlichen die bereits bekann 
ten Meldungen über den ungeheuren Umfang 
der Katastrophe bestätigen. Die Behörden seien 
Herr der Lage. Da aber nahezu sämtliche 
Paris im Zeichen der Frankenkrise. 
Die Abwanderung riesiger Goldmengen aus 
Frankreich hat die französische Regierung zu 
drakonischen Maßnahmen veranlaßt. So 
wurden mehrere Banken, bei denen die Gold 
abhebung ganz besonders großen Umfang an 
genommen hatte, behördlich geschlossen. Vor 
der Bank von Frankreich selbst hat, wie unser 
Bild zeigt, Militär Posten bezogen, um das 
Gebäude, in dem der größte Goldhort der 
Welt liegt, zu schützen. 
(New Jork Timrs, %jļ 
Polizisten getötet worden seien, sei die Ent 
sendung militärischer Hilfe notwendig gewor 
den. So lange keine Seuche ausbreche, würden 
die Aufräumungsarbeiten fortgesetzt. Der 
Vizekönig habe in einem Aufruf an die Be 
völkerung um materielle Hilfe und Unter 
stützung gebeten. 
dauerte. Später folgten zwei Stöße von 30 bis 
60 Sekunden. Nachdem wieder Stille eingetre 
ten war, hörte man aus allen Teilen der zer 
störten Stadt Gewimmer und Stöhnen auf 
steigen. In die singenden Klagerufe der ein 
geborenen Mohammedaner: „Allah, Allah, 
habe Mitleid mit uns!" mischte sich irrsinniges 
Geheul der Hunde. 
Schwerin, Justizgebäude, oder an jede anders 
polizeiliche Dienststelle zu richten. 
M 3ü$ auf Entführer. 
Der geheimnisvolle Schein. 
Ueber die ersten Minuten der Katastrophe 
in Quetta berichten gerettete Europäer, daß sie 
plötzlich am dunklen Nachthimmel einen roten, 
wie Feuer leuchtenden Schein auftauchen sahen. 
Ueber der Natur lag tödliches Schweigen, eine 
unheimliche Stille. Sogar die wilden Tiere in 
den Dschungeln, die die Stadt umgeben, schie 
nen vor Angst in Erwartung von etwas 
Furchtbarem stumm geworden zu seiu. Dann 
aber wurde die Luft erfüllt von einem tosen 
den Rauschen gleich dem eines riesigen Wasser 
falles. Im Anschluß daran erfolgte der erste 
furchtbare Erdstoß, der etwa eine Minute 
DNB. Washington, 3. Juni. Der Leiter der 
Bundesgeheimpolizei gab die Verhaftung 
eines Wolney Davis in Chikago im Zusam 
menhang mit der Entführung des neunjähri 
gen George Weyerhänser bekannt. Davis wur 
de schwer gefesselt unter stärkster Bewachung 
nach St. Paul gebracht. Es wird angenommen, 
daß Davis zwar nicht der Haupttäter, aber ein 
Mitglied der Entführerbande ist. Die Polizei 
ist bemüht, die entkommenen Haupttarer ding 
fest zu machen. In Kraftwagen und Flugzeu 
gen werden die schwer zugänglichen Gebirgs 
gegenden Oregons durchsucht. 
Davis hat gestanden, daß er im vergange 
nen Jahr an der Entführung des Brauerei- 
besitzers Bremer beteiligt war. 
Festtage in Erfurt und Guben. 
Ueber den Rahmen der Fälle hinaus, die sich 
strafrechtlich als Kindesentführung charakteri 
sieren lassen ist auch derjenige Komplex des 
Ermittlungsverfahrens nun durch einwand 
freie Geständnisse Seefeldts zum Abschluß ge 
bracht, der die Ausführung von Sittlichkeits 
verbrechen an Knaben umfaßt. Die Sonöer- 
kommission ist zu dem Schluß gelangt, daß bei 
dem Ausmaß der Fälle, in denen Seefelöt Kin 
der angesprochen und zum Mitgehen verleitet 
hat, die Zahl der Sittlichkeitsverbrechen noch 
erheblich größer ist als die bisher zur Anzeige 
gelangten oder von Seefeldt eingestandenen 
Straftaten. Nicht nur Norddeutschland hat, 
Seefeldt, wie sich neuerdings herausgestellt hat, 
durchwandert. In den ersten Jahren nach Ver 
büßung seiner zehnjährigen Zuchthausstrafe, 
also von 1926 ab, ist er in Westdeutschland bis 
in die Gegend von Aachen gekommen und hat 
dann auch mehrfach Südöeutschland und Schle 
sien durchwandert. Durch systematische Befra 
gungen und Erkundungen wird Tag für Tag 
immer noch wichtiges Material herbeigeschafft. 
Leider hat das Publikum nicht die rege Mitar 
beit bei der Aufklärung der Verbrechen ge 
zeigt, wie sie erforderlich gewesen wäre, um die 
Untaten Seefeldts voll aufzudecken. Der Poli 
zei wäre viel Arbeit und Zeit erspart geblie 
ben, wenn zahlreiche Zeugen sich früher bei ihr 
gemeldet hätten. 
Noch 325 dämschs MMl-Meranen. 
Die Zahl der dänischen Mitkämpfer von 1864 
ist im Laufe des letzten Jahres von 454 auf 
325 zusammengeschmolzen. Als 1914 das 
dänische Parlament zur Erinnerung an die 
50jährige Wiederkehr der Gedenktage von 
Düppel usw. einen Ehrensold von je 100 Kr. 
den noch lebenden Veteranen bewilligte, be 
trug deren Zahl rund 20 000. Die jetzt noch 
Lebenden haben alle das Alter von 90 Jahren 
überschritten. 
Tragödie. 
Neben zahlreichen anderen Gauen hielten auch die Gaue Thüringen und Kurmark 
der NSDAP, ihre Gautage ab. Links ein eindrucksvolles Bild vom Vorbeimarsch 
der Formationen auf dem Friedrich-Wilhelm-Platz in Erfurt. Rechts der Vorbei 
marsch auf dem Marktplatz des 700jährigen Guben. 
(Weltbild, K.) 
, (Presse-Bild-Zentrale, K.) 
DD. Görlitz, 3. Juni. Am Sonntag ereig 
nete sich in Warnsdorf eine Bluttat. Der 
60jährige pensionierte Spinnereiüirektor 
Niklatsch erschlug seine 37 Jahre alte zweite 
Gattin und erhängte sich hierauf an der Klinke 
der Wohnzimmertür. N. war seit seiner Pen 
sionierung, die vor fünf Jahren erfolgte, ner 
venleidend. In der letzten Zeit stand er unter 
dem Wahn, daß die Gattin nach seinem Tode 
Not leiden müsse, wiewohl ihr eine auskömm 
liche Pension gesichert war. 
Schwerer Frostschaden in der Grenzmark. 
TeilgeMndnis Lss KrmLenMSrders Seefeldt 
Nunmehr wurde auch die Leiche des seit dem 
23. Februar ö. I. vermißten Schülers Heinz 
Zimmermann aus Schwerin in einem Wald in 
der näheren Umgebung Schwerins aufgefun 
den. Mangels besonderer Anhaltspunkte wa 
ren frühere Suchaktionen in dem ausgedehn 
ten Waldkomplex ergebnislos verlaufen, bis 
jetzt von der Sonderkommission eine neue, mit 
Spezialpolizeihunden durchgeführte Absuchung 
zur Auffindung der Leiche führte. In der Nähe 
der Ortschaft 'Krebsförden spürte ein Hund die 
Leiche des Knaben auf, der etwa 10 Zentimeter 
tief in einer kleinen Mulde eingescharrt war. 
Auch üiesiual wieder, wie in früheren Fällen, 
ließen sich an der Leiche irgendwelche Zeichen 
äußerer Gewaltanwendung nicht erkennen. 
Charakteristisch war wiederum die Haltung, in 
der die Leiche gefunden wurde. Ter Eindruck 
war so, als wenn das Kind im Schlafe vom 
Tode überrascht worden wäre. Trotzdem un 
terliegt es keinem Zweifel, daß der Junge 
einem Kapitalverbrechen zum Opfer gefallen 
und Seefeldt, der am Tage des Berschivindens 
des Schülers in Schwerin ivar, als Täter an 
zusehen ist. Seefeldt, der am Fundort der Lei 
che gegenübergestellt wurde, ließ sich zu einem 
Geständnis, den Jungen umgebracht zu ha 
ben, nicht bewegen. 
Auf Grund der bisherigen Ermittlungen 
können jetzt fünf Knabcnmordc als restlos ge 
klärt angesehen werden. Es handelt sich um die 
Fälle Kurt Gnirk, Wittenberge, Willi Präto- 
rius, Rostock, Günther Thiele, Oranienburg, 
Arthur Dill, Neuruppin, und Edgar Eipel, 
Neuruppin. Die mühevolle Kleinarbeit der 
Sonderkommission hat endlich dazu geführt, 
Seefeldt zu der Einsicht zu bringen, daß das 
gegen ihn zusammengetragene Beweismate- 
rial durch nichts mehr zu erschüttern ist. Er 
hat alle diejenigen Fälle, in denen es aller 
dings nur zur Anknüpfung einer Bekannt 
schaft mit einem Knaben gekommen war, zu 
gegeben. Zu einem restlosen und umfassenden 
Geständnis wird Seefeldt nach Ansicht der 
Polizei nur zu bewegen sein, wenn er aus der 
Fülle des gegen ihn zusammengetragenen Be 
lastungsmaterials absolut keinen Ausweg 
mehr sieht. Deshalb ergeht an das Publikum 
das Ersuchen, alles der Polizei mitzuteilen, 
was nur im geringsten ans Seefeldt Bezng hat. 
Folgende drei Fragen sind für die Kriminal 
polizei von besonderer Bedeutung: 1. Wer 
kennt Seefelöt bzw. wer kennt eine Person, 
die sich als „Der Uhrmacher aus Hamburg" 
ausgegeben hat? 2. Wo und wann ist ein um 
herwandernder älterer Uhrmacher zwecks Er 
langung von Reparaturaufträgen aufgetre 
ten? 3. Wem sind Fälle bekannt, in denen ein 
älterer Mann unter Versprechungen Knaben 
zum Mitgehen verleitet hat? 
DD. Schneidemühl, 3. Juni. In der Nacht 
zum Sonnabend ist der größte Teil der nörd 
lichen Grenzmark erneut von starkem Frost, 
teilweise vier bis fünf Grad, heimgesucht wor 
den. Die Wiesen und Felder waren am 
frühen Morgen weiß von Reif. Auf Tümpeln 
und Wasserpfützen hatte sich eine Eisdecke ge 
bildet. Die Feld- und Gartenfrüchte haben 
auch diesmal stark gelitten, strichweise sind 
die schon aufgegangenen Kartoffeln gänzlich 
abgefroren, ebenso die Tomaten und Bohnen. 
Das Gras auf den Wiesen hat gleichfalls 
schwer gelitten, nachdem es sich von dem Frost 
am 1. Mai erholt hatte. 
Entsprechende Mitteilungen sind an die 
Sonderkommission bei der Staatsanwaltschaft 
Zwei Tote in einer Waldschlucht. 
DNB. Joachimsthal (Uckermark), 3. Juni. 
Im Revier der Försterei Voigtwiese entdeckte 
man in einer Waldschlucht eine viersitzige 
Opellimousine, in der sich zwei Tote befanden. 
Bei dem Mann handelt es sich um einen 35 
Jahre alten Berliner, der Name der Frau 
konnte noch nicht festgestellt werden. Das 
Paar, das eng umschlungen im Wagen aufge 
funden wurde, muß schon seit einigen Tagen 
tot sein. Die Ermittlungen haben ergeben, daß 
es sich um Selbstmord durch Gift handelt. 
Die Sieger im Deutschlandflng. 
Die Begrüßung der Flicgergruppe Danzig ans dem Tempelhofer Flughafen durch 
General der Flieger Wevcr. Rechts neben Wever der Chef des Stabes, Lutze, so 
wie der Präsident des DLB., Lörzer. — Die Fliegergruppe Danzig war es bekannt 
lich, die mit ihren vier Klemm-Maschinen den sSieg im Deutschlandflug und damit 
den Wanderpreis des Reichslustfahrtministers errang. 
jSHrrls Làriàb»
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.