Full text: Newspaper volume (1935, Bd. 2)

128. Jahrgang / Nr. 109 / Zweites Blatt. 
SchļSwIg.Kêêtņkfîk« 
Lanbeszeitung 
KrnLsdwv« Dìgebla« 
Sonnabend, den 11. Mai 1935. 
Beringte Vögel iniedcrgesnndcn. 
Am 23. April 1935 wurde in Norderstapel 
ein toter Grauhänfling mit Ring der Vogel 
warte Helgoland Nr. 8137 050 gefunden. Die 
ser Vogel wurde am 21. Jan. 35 in Solingen 
beringt. Es handelt sich scheinbar um aus dem 
Süden zurückkehrende Hänflinge. Der tote 
Hänfling gehörte zu einem aus 7 Stücken be 
stehenden Flug. 
Ein Gartenrotschwanz mit Ring Nr. G 
191085 der Vogelwarte Rossitten, am 6. 6. 33 
in Büdelsdvrf beringt, wurde am 20. 4. 35 in 
Rendsburg, Nobiskrüger Allee 23, tot aufge 
funden. (Wohl verhungert.) 
Ein Gartenrotschwanz mit Ring Nr. G 
191053 der Vogelwarte Rossitten, am 6. 6. 33 
in Büdelsdvrf, Lindenstraße 4, beringt, wurde 
am 24. 4. 35 krank gefunden und ist am 25. 4. 
35 verendet. Fundort Büdelsdvrf, Kampstraße. 
Die beiden Vögel sind also 2 mal aus dem 
warmen Süden zu uns zurückgekehrt. Sie 
wurden beide nach 2 Jahren in der Nähe ihres 
Geburtsortes angetroffen. 
Der Weiße Storch mit dem Ring der Vogel 
warte Helgoland Nr. 215 725 vom Horst auf 
dem Hause des Bauern El. Peters in Büdels- 
dorf wurde kurz nach der Beringung am 
23. 6. 34 auf einer Büdelsdorfer Koppel tot 
aufgefunden. 
Der Weiße Storch mit dem Ring der Vogel 
warte Helgoland Nr. 215 738, beringt am 4. 6. 
34 im Horst auf dem Hause der Witwe Johan 
na Brühn in Bergenhusen, wurde kurz vor 
dem Wegzug von den alten Störchen getötet. 
Der Weiße Storch mit dem Ring der Vogel 
warte Helgoland Nr. 215 715, beringt am 18. 6. 
34 im Horst auf dem Hause des Bauern Hans 
Sievers I in Rickert, wurde am 3. 8. 34 auf 
einer Koppel mit gebrochenem Ständer ange 
troffen und mußte getötet werden. 
Der Weiße Storch mit dem Ring der Vogel 
warte Helgoland Nr. 215 722 vom Hause des 
Bauern Peter Tiedemann in Alt-Duvenstedt 
wurde am 23. 8. 34 bei Alt-Duvenstedt tot auf 
gefunden. Man steht aus den letzten Meldun 
gen, daß viele Vögel umkommen, bevor sie die 
große Herbstreise antreten. 
Die Amsel mit Ring der Vogelwarte Helgo 
land Nr. 676 405 A wurde am 8. 5. 34 in Bü- 
delsöorf, Annenstr. 19, beringt und am 15. 1. 
35 im Osten des Dorfes (Wilhelmstr.) veren 
det aufgefunden. Es handelte sich um eine nest 
junge Amsel, die also den Winter hier ver 
bringen wollte. 
Um Nachricht über das Antreffen beringter 
Vögel und über gefundene Ringe bittet I. 
Möller, Büdelsdvrf, Lindenstraße 6. Derselbe 
beringt auch nestjunge Vögel aller Arten. 
I. M. 
Ansrns pi ZngendherberMrk. 
Die Gauleiter Norddeutschlands, Lohse, 
Kaufmann und Telschow für Schleswig-Hol 
stein, Hamburg und Ost-Hannover, haben 
nachstehenden Aufruf an alle Amtswalter und 
Parteigenossen erlassen: 
Aus der innigen Verbundenheit mit unserer 
Heimat schöpfen wir immer aufs neue Kräfte 
für den persönlichen und nationalen Daseins 
kampf. Dabei ist das Jugenöherbergswcrk ein 
unentbehrliches Mittel. Unter bewußt natio 
nalsozialistischer Führung soll es ein Symbol 
der Kameradschaft und des sozialistischen Gei 
stes der jungen Deutschen sein, eine Heimstätte 
der Treue des jungen Volkes zum heiligen 
Vaterland. 
Es ist Pflicht jedes Pg., dem die Möglichkeit 
gegeben ist, sich in irgendeiner Form — in 
kommunalen Stellen oder dergl. — für die 
Unterstützung des Jugendherbergswerkes 
einzusetzen. Denn heute sind die Jugendher 
bergen Erziehungsschulen des nationalsoziali 
stischen Staates, und nur eine bewußt natio 
nalsozialistische Jugend kann Garant für den 
neuen Staat sein. 
Wenn das frühere System die Bedeutung 
der Jugendherbergen erkannte und regelmäßig 
Beiträge zahlte, so ist es heute in erhöhtem 
Maße unsere Pflicht, das Werk, das in natio 
nalsozialistischem Sinne geführt wird, beson 
ders zu fördern. 
gez. Lohse, 
Gauleiter der NSDAP. Schleswig-Holstein, 
gez. Kaufmann, 
Gauleiter der NSDAP. Hamburg, 
gez. Telschow, 
Gauleiter der NSDAP. Ost-Hannover. 
* . * 
* Anläßlich des Muttertags konzertieren die 
Musikzüge der SA-Marinestandarte 55 (Lei 
tung M.-Z.-F. Rumohr) und der SA-Stan- 
darte 163 (Leitung M.-Z.-F. Schubert) von 6 
kxä 7 Uhr nachmittags im Kindergarten. 
Rendsburg, den 11. Mai 1935. 
* Der Abzeicheuverkauf zugunsten des 
Mütterdienstes im Deutschen Fraueuwerk, 
den gestern die politischen Leiter und Führer 
der SA., SS., NSKK. und des Arbeitsdienstes 
durchführten, brachte 275,96 &M. Allerdings 
standen nicht annähernd so viele Abzeichen 
zur Verfügung, wie hätten verkauft werden 
können. Neben dieser Straßensammlung hat 
auch noch eine Haussammlung stattgefunden. 
* 5 Schnellboote der Reichsmarine, die von 
Tönning kamen, machten gestern abend bei 
der Schleuse Station. Heute morgen ging die 
Fahrt weiter nach Kiel. 
--Weitere Verleihung von Ehrenkreuzen. An 
weiteren Ehrenkreuzen sind für die Stadt 
Rendsburg wieder 167 für Frontkämpfer und 
139 für Kriegsteilnehmer eingetroffen.' Die 
feierliche Ueberreichung durch Bürgermeister 
Krabbes findet am Mittwochnachmittag in der 
Aula der Christian-Timm-Schule (Städt. Mit 
telschule) statt. Die Auszuzeichnenden werden 
durch die Polizeibehörde schriftlich benachrich 
tigt. Bisher sind in der Stadt Rendsburg 1274 
Ehrenkreuze ausgehändigt worden. Beantragt 
sind im ganzen 2511. 
* 400 NSKK. - Fahrzeuge am Sonntag in 
Rendsburg. Am Sonntagnachmittag in der 
Zeit von 13 bis 18 Uhr treffen die etwa 400 
Fahrer der Westküsten - Zuverlässigkeitsfahrt 
in Rendsburg ein. Unsere Stadt ist das Ziel 
der Fahrt. Die Preisverteilung findet abends 
im Conventgarten statt. Die Rendsburger Be 
völkerung wird gebeten, die Fahrer durch rei 
chen Flaggenschmuck am Zielort zu begrüßen. 
Das gilt besonders für die Durchfahrtstraßen 
Schleswiger Chaussee—Conventgarten. Abends 
treffen sich die hiesigen und auswärtigen Ka 
meraden im Conventgarten zu einem Kame- 
raüschaftsabenö, zu dem auch Gäste willkom 
men sind. 
* Auf eine 10jährige Tätigkeit als Kontori 
stin bei Bäckermeister Gabriel kann Christine 
Ehlers zurückblicken. 
* Jnstandsetzungsarbeiten mit Reichszuschuß 
bis 30. Juni. Der Reichs- und Preußische Ar 
beitsminister weist darauf hin, daß Jnstand- 
setzungs- und Umbauarbeiten, für die ein 
Reichszuschuß in Aussicht gestellt ist, spätestens 
am 30. Juni 1935 beendet sein müssen. Eine 
Hinausschiebung der Frist wird nicht eintreten. 
* Landjahrdienstzeit wird Schulamtsbewer 
bern angerechnet. Wie der Regierungspräsident 
der Provinz Schleswig-Holstein mitteilt, wird 
den männlichen und weiblichen Schulamtsbe 
werbern, die im Landjahr 1934 tätig gewesen 
sind und auch im Landjahr 1935 wieder Ver 
wendung finden, die Zeit zwischen dem Schluß 
des Landjahres 1934 (15. Dezember) und dem 
Beginn des Landjahres 1935 (16. April) auf 
ihr Vergütungsdienstalter im Volksschuldienst 
angerechnet. 
* Die Besetzung der Oper „Carmen" in der 
Rendsburger Aufführung wird uns mitgeteilt. 
Die Hauptpartien werden gesungen von Heinz 
Kraayvanger (Don Jose), Werner Kins (Es- 
camillo), Mela Gilbert (Carmen), Hildegard 
Kleiber (Micaela), Dr. Frodewin Jllert und 
Gert Buchheim (Schmuggler), Oskar Gluth 
(Leutnant Zuniga), Wilhelm Klemm (Ser 
geant Morales), Ilse Mentzel und Mari 
anne Schröder (Zigeunermädchen). Die Spiel 
leitung hat Hans Siegle,' das Kieler städt. 
Orchester wird von Hans Gahlenbeck dirigiert. 
Als Einlagen gibt es im 2. Akt einen Zigeu 
nertanz, im 4. Akt einen spanischen, ausge 
führt von Lisa Diedcrich und der Tanzgruppe. 
Die Aufführung verspricht einen Theaterge 
nuß, wie ihn das Rendsburger Publikum seit 
Aus dem Uettclsfai&tyec Ģeûddsscuii 
Von 5er Großen Strafkammer 1 des 
Landgerichts Kiel. 
llcdîk $oip einer WkilpDsmr. 
Die Große Strafkammer 1 des Landgerichts 
Kiel tagte unter dem Vorsitz von Landgerichts- 
öirektor Wichmann am Freitag im Sitzungs 
saal des Rendsburger Amtsgerichts. Vertreter 
der Anklage war Gerichtsassessor Dr. Thamm. 
Wegen Körperverletzung waren der 28jährige 
H. W., der 20jährige El. R., der 27jährige Cl. 
P. und der 23jährige I. L>, alle aus Jeven- 
stedt, angeklagt. 
Am 2. Wcihnachtstag war abends in Schwa 
be in einer Gastwirtschaft eine Weihnachtsfeier 
mit Tanz, an der viele Leute aus Schwabe und 
den umliegenden Orten teilnahmen. Auch die 
vier Angeklagten waren aus Jevenstedt nach 
Schwabe gekommen und beteiligten sich an dem 
Fest. Im Verlauf des Abends kam es zu Strei 
tigkeiten, die zu blutigen Schlägereien führ 
ten. Die Folge für die vier genannten Jeven- 
stedter war eine Anklage wegen Körperver 
letzung. Sie hatten sich am Freitag vox der 
Großen Strafkammer I zu verantworten. 
Nicht weniger als 17 Zeugen und zwei Aerzte 
als Sachverständige waren zu vernehmen. Un 
ter den Zeugen befanden sich auch zwei ver 
letzte Einwohner aus Schwabe, die als Neben 
kläger zugelassen wurden. Beide Verletzten 
hatten sich seinerzeit in ürtzliche bzw. zahn 
ärztliche Behandlung begeben müssen Jetzt 
stellten sie den Antrag auf Zahlung einer 
Buße. 
Nach Beendigung der mehrstündigen um 
fangreichen Beweisaufnahme beantragte der 
Staatsanwalt für P. Freisprechung mangels 
Beweises, für L. wegen gemeinschaftlicher 
Körperverletzung eine Geldstrafe von 100 JiJl, 
Hilfsweise 10 Tage Gefängnis, für W., der be 
reits wegen Körperverletzung vorbestraft ist, 
wegen Körperverletzung bzw. gefährlicher 
Körperverletzung in drei Fällen eine Gefäng 
nisstrafe von insgesamt 9 Monaten und für 
N. wegen gefährlicher Körperverletzung eine 
Gefängnisstrafe von 2 Monaten. 
Das Gericht sprach P. und L. mangels Be 
weises frei. W. wurde wegen einfacher Kör 
perverletzung in zwei Fällen und gefährlicher 
Körperverletzung in einem Fall zu insgesamt 
8 Monaten Gefängnis, R. wegen gefährlicher 
Körperverletzung zu einem Monat Gefängnis 
verurteilt. Ferner hat W. an den verletzten 
Kü. eine Buße von 200 MJl und W. und R. 
haben als Gesamtschuldner an Kn. eine Buße 
von 110 MJi zu zahlen. 
Aus der Urteilsbegründung sei erwähnt, 
baß P. und L. freigesprochen wurden, da nicht 
mit Sicherheit festzustellen war, daß sie an der 
Schlägerei beteiligt gewesen waren. L. sei be 
müht gewesen, seinem Kameraden W. zu Hilfe 
zu kommen. Vielleicht sei er bei dieser Gelegen 
heit etwas energisch vorgegangen W. habe den 
eigentlichen Anlaß zu der Schlägerei gegeben 
durch sein Verhalten gegenüber Kn. Er habe 
sich in einem Falle der gefährlichen Körper 
verletzung gegenüber Kn. bzw. Kü. schuldig 
gemacht. Er durfte sich nicht dazu hinreißen 
lassen, seinen Dolch gegen andere Volksgenos 
sen zu benutzen. Seine Begleiter hatten sich 
immer wieder bemüht, W. zu beruhigen. R. 
war erheblich angetrunken gewesen, aber für 
seine Tat verantwortlich. Da er bisher unbe 
straft war, wurden ihm mildernde Umstände 
zugebilligt. 
Jahren nicht erlebt hat. „Die glutvolle Car 
menmusik, die aus Zigeunertum und der Welt 
Spaniens selbst emporgeschlagen zu sein 
scheint, strahlte" — so urteilt die Kieler Kritik 
— „wieder ihre mitreißende, ewig junge Kraft 
aus und schlug Sänger, Musiker und Hörer 
gleichermaßen in ihren Bann." 
Sportoorschau. 
Handball. 
Auf dem Platz an der Viehmarkthalle hat der 
V. f. B. Rendsburg am Sonntag den Bezirks 
klassenverein Comet-Kiel zu Gast. Comet gehört zur 
Spitzengruppe der Tabelle. Ein interessantes Spiel 
wird zu erwarten sein. Anfang ist um 16 Uhr. Vor 
her treffen die Jugend und Reserve im Freund 
schaftsspiel zusammen. 
Am morgigen Sonntag fährt der RBV. mit der 
t Fußball- und Handballmannschaft nach Flens 
burg, um Freundschaftsspiele gegen Flensburg 08 
auszutragen. Es wäre im Interesse des Vereins zu 
wünschen, daß die Fußballmannschaft endlich einmal 
ohne Ersatz antritt, denn nur dann wird man mit 
einem Sieg zurückkehren. 
Hier am Platz spielt um 14.80 die 1b. Handball 
mannschaft gegen die Fliegerschule Holtenau 1. An 
schließend findet ein Spiel statt zwischen der Fuß 
ball-Reserve gegen die 1. Mannschaft der Flieger 
schule Holtenau, die am vorigen Sonntag die Fuß 
ball-Reserve von „Gut-Heil", Neumünster, 9:1 
schlug. 
Wetteraussichten: Mäßige bis frische Nordwest 
winde, wolkig, keine oder nur geringe Nieder 
schläge, Temperaturen etwas unter Normal: wieder 
Bodensrostgefahr. 
Am den iUndsbucfyu JÛcktsļûeiäiscdutt, 
Tie Schauburg zeigt: 
„Ferien vom Ich". 
Wir sind an der Schwelle der Reise- und 
Ferienzeit, und da kommt uns dieser Film, zu 
dem Paul Kellers gleichnamiger Roman den 
Stoff geliefert hat, just recht. Um es vorweg 
zunehmen: Wir haben hier einen prächtigen 
Film vor uns, von dem wir — was Anlage 
und Abwicklung anlangt — wünschen, er möge 
Schule machen. Eine Handvoll Menschen, die 
es sich leisten können oder denen man es 
möglich macht, es sich zu leisten, treffen im 
Heim der „Ferien vom Ich" zusammen, einem 
Heim, dessen Zweck der Name andeutet. Beim 
Hotelpvrtier pflegt man sonst Handgepäck und 
Koffer abzugeben. Hier wird einem alles ab 
genommen: Tie Brieftasche und die Uhr, Aus 
weispapiere und jegliche Kleidung (wofür es 
natürlich neue gibt) und was wir sonst zu 
den unentbehrlichen Requisiten eines Men 
schen des 20. Jahrhunderts rechnen, vor allem 
aber: Sein eigenes Ich. Man ist nicht mehr 
Direktor sowieso, sondern einfach „Walter", 
der nervöse alte Justizrat gewöhnt sich nur 
langsam daran, nichts als „Gottfried" zu 
sein: aber er tut es, und es bekommt ihm, ob 
er sich an der Jauchepumpe betätigt oder ob 
er einen Streit mit „Alexander" vom Zaun 
bricht darüber, wer von beiden beim Getreide 
einfahren besser disponieren kann. Und jedem 
gibt die Kur, was er nötig hat, dem einen 
Ruhe und gesunde Nerven, dem andern wer 
den die Minderwertigkeitskomplexe wie 
Spreu weggeblasen, und der, der die ganze 
Idee realisiert, ein reicher Amerikaner, der 
zuviel Geld und zu wenig Zeit hat, um ver 
nünftig zu leben, holt sich — ohne daß ihn 
jemand kennt — Gesundheit und starke Ner 
ven für die kommende Arbeit — und eine 
reizende Frau fürs Herz. Was uns an die 
sem Film so sehr gefüllt, ist einmal die Art, 
wie man die Keller'sche Idee filmisch gestaltet 
hat, sind dann die Darsteller (Speelmanns, 
Henkels, Carola Höhn und Cilly Feindt), sind 
die herrlichen Naturaufnahmen von der deut 
schen Scholle und schließlich der natürliche, 
herzerfrischende, humorige Gang des Ge 
schehens. — Hier spürt man den frischen Wind, 
der durch die deutsche Filmproduktion wehtl 
Tonhallen-Lichtspiele 
Rcglne 
ist eine Bauerntochter aus den Bergen, die von 
einem in Amerika hochgekommenen, seinen 
deutschen Onkel (und Hausherrn Reginen's) 
besuchenden Ingenieur gesehen, beachtet und 
— wie nicht anders zu erwarten — geheiratet 
wird. In der ersten Folgezeit gibt es mancher 
lei Komplikationen, so u. a. einen gelockerten 
Gashahn und klirrende Türscheiben, bis aus 
der Ehe auch eine Gemeinschaft wird. Luise 
Ullricht macht die Regine gut. Sie singt herz 
geöffnet und breit in langgezogenen Tönen 
ihre Volksweisen, sie empfängt artig den ersten 
Anstandsunterricht und plappert ohne Begrei 
fen nach, daß man von Kunst zwar nichts zu 
verstehen braucht, aber umsomehr von ihr 
reden müsse, sie ist harmlos in Freude und 
Leid, kurz sie ist eine Könnerin, weil sie ein 
fach bleibt, der Mittelpunkt der Gottfried Kel- 
lerschen „Regine". Olga Tschechow« spielt raf 
finiert, beherrscht, überlegen, eine wahre Ge 
genspielerin der von ihr als Magd gewerteten 
Regine. — Sehr nett das Beiprogramm. 
* 
In den Elektra-Lichtspielen läuft der Rota- 
Film 
„Ich heirate meine Frau". 
Natürlich muß Paul Hörbiger als Ehegatte 
herhalten, und die Rolle spielt er glänzend. Er 
hat aber schwer zu leiden. Seine Frau, von 
Lil Dagover mit großer Kunst dargestellt, 
macht doch zu tolle Geschichten. Als er sie im 
Hause eines Stratosphärenfliegers in pein 
licher Situation ertappt, scheint es wirklich 
für immer aus zu sein. Es wird am Schluß 
aber alles wieder gut. Er heiratet eben zum 
zweiten Male seine Frau. Daß Theo Lingcn 
als ein ganz besonderer Typ immer auffallen 
muß, wundert keinen mehr. Diesmal fällt er 
als lieber Onkel nicht nur auf, sondern auch 
rein, und läßt dabei das Publikum laut 
lacheu. Ein lustiger Unterhaltungsfilm. 
Das Vorprogramm bringt neben der immer 
interessanten Wochenschau und einem Musik- 
und Gesangfilm einen Kulturfilm vom 
Orient. Wunderschöne Bilder von Aegypten 
und Palästina, von den Stätten des Ur 
sprungs der christlichen Religion werden 
gezeigt.
	        
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