Schleswig-Holsteinischer Wirtschaftsdienst
Groß-Hamburger Fleischgroßmarkt zentralisiert
Fleischmarkt- und Agenturzwang — Voranmeldung der Fleischzufuhren bis Freitag jeder Woche 17 Uhr
Agenturprovision 3 vH. vom Verkaufspreis
Die Marktvereinigung für Schlachtviehverwer
tung beim Schlachtviehmarkt in Hamburg gibt auf
Anordnung der Hauptvereinigung der Deutschen
Viehwirtschaft bekannt:
1. Fleischmarktzwang für Groß-Hamburg
Die heute bestehenden Vorführungsstellen, für
von auswärts eingeschicktes Fleisch, in Altona,
Harburg-Wilhelmsburg und Wandsbek, werden
vom 1. 5. 35 aufgehoben. Sämtliches eingeschicktes
frisches Fleisch muß demnach ab 1. 5. 35 auf dem
Fleischgroßmarkt Hamburg 6, Lagerstraße, zur
Untersuchung vorgeführt und darf dort nur durch
die zugelassenen Agenten verkauft werden.
2. Der Agenturzwang
ist für Verkäufer von eingeschicktem frischen Fleisch
am Großhamburger Fleischgroßmarkt eingeführt.
Die heute tätigen Fleischagenten sind, sofern sie
von mir eine schriftliche Bestätigung erhalten ha
ben, weiter am Hamburger Fleischmarkt zugelassen.
Die zugelassenen Fleischagenten dürfen selbst ober
durch Mittelsmänner kein Fleisch auf dem Lande
oder am Markte kaufen. Die Bestimmung tritt am
1. ö. 35 in Kraft.
3. Voranmeldungen der Fleischzufuhren
Die am Großhamburger Fleischmarkt zugelasse
nen Fleischagenten haben mir die für die kommende
Woche beabsichtigte Einfuhrurenge an Fleisch lFleisch
von außerhalb des Viehmarktbezirks Großham
burg) voranzumelden, in der Art, daß jeweils bis
Freitag nachmittag 17 Uhr alles Fleisch (nach Gat
tung getrennt), das die betr. Fleischagenten für die
darauffolgende Woche dem Fleischmarkt zuzuführen
beabsichtigen, und die Fleischmcnge, die sie in der
laufenden Woche tatsächlich geliefert haben, auf
den vorgeschriebenen Anmeldekarten auf der Ge
schäftsstelle der Marktgemeinschaft, Hamburg 6,
Neue Schweineschlachthalle, Z. 29, eingereicht wer
den muß.
1. Uebergabe von Mindestfleischmengen durch Grotz-
schlachter, Fleischagenten an berufsfremde Ver
braucher
Die Abgabe von Fleisch und Fleischwaren an
Ladenschlachter und Fleischwarenfabriken erfolgt
in jeder Menge. — Die Abgabe von Fleisch und
Fleischwaren an sonstige Großverbraucher erfolgt
in Mengen, die je Lieferung 1 Rinderviertel bzw.
100 Pfund Rindfleisch, oder 1 Schweinehälfte bzw.
00 Pfund Schweinefleisch, oder 1 ganzen Hammel
bzw. 40 Pfund Hammelfleisch, oder % Kalb bzw.
50 Pfund Kalbfleisch, oder 5 Pfund Wurst einer
Sorte nicht unterschreiten dürfen.
Die darunter liegenden Lieferungsmengen wer
den von dem Ladenschlachter abgegeben. Die Be
stimmung tritt am 1. 6. 35 in Kraft.
8. Die Agenturprovision
für eingeschicktes Fleisch wird ab 1. 5. 35 auf höch
stens 3 vH. vom erlösten Flcischverkaufspreis sest-
Wie im Vorjahr:
gesetzt, die unter-, aber nicht überschritten werden
darf.
6. Ansforderung zur Anmeldung
Außer den bereits genannten Mitgliedsbetrie
ben sind Mitglieder der Marktgemeinschast für
Schlachtviehverwertung, die 1. im Gebiet Groß-
Hamburg lHamburg, Altona, Harburg-Wilhelms
burg, Wandsbek) gewerbsmäßig Schlachtvieh schlach
ten (Schlachter, Ladenschlachter, Grotzschlachter)
oder Fleischwaren herstellen oder mit Fleisch han
deln (Schlachter-Gruppe), 2. gewerbsmäßig tieri
sches Fett für die menschliche Ernährung verarbei
ten (Fettverarbeitungsgruppe).
Diese Mitgliedsbetriebe haben ihren Betrieb
alsbald, jedoch spätestens bis zum 15. Mai 1935,
anzuzeigen.
Mitglieder der Marktgemeinschaft für Schlacht
viehverwertung, die gegen diese Anordnung ver
stoßen, kann die Zulassung zur Marktgemeinschaft
entzogen, bczw. können Ordnungsstrafen im Ein
zelfalle bis zu 1000 JIM festgesetzt werden.
Weidevieh als Sicherheit für den Gräserkredit
Die Reichsregierung hat das für die Weidezeit
1934 geltende Gesetz zur Sicherung von Gräser
krediten durch ein soeben im Reichsgesetzblatt ver
öffentlichtes zweites Gesetz zur Sicherung von
Gräserkrediten vom 19. April 1935 auch auf die
Gräserkredite für die Weidezeit 1935 ausgedehnt.
Danach hat der Gläubiger, der für die Wetdezeit
1935 einen zum Ankauf von Weidevieh dienenden,
bei Auslauf der Weidezeit rückzahlbaren Kredit
(Gräserkredit) gewährt, ein gesetzliches Pfandrecht
an den aus den Mitteln des Kredites beschafften
Weideviehes. Das Pfandrecht geht allen anderen
an dem Weidevieh bestehenden dinglichen Rechten
im Range vor: es kann erst geltend gemacht
werden, wenn das Vieh nach der Verkehrsauf
fassung der Kaufpreis ist. Die Zwangsvollstreckung
wegen der Gräserkreditfordernng in das dem
Pfandrecht unterliegende Weidevieh ist von dem
aus der Vollstreckungsschutzgesetzgebung folgenden
Beschränkung freigestellt. Die Vorschrift bezweckt,
in gleicher Weise, wie dies im Vorjahre der Fall
war, eine ergiebige Nutzung der Weiden durch
eine Sicherung der Kreditversorgung herbeizufüh
ren: sie ist zeitlich auf die für 1935 gewährten
Gräserkredite und örtlich auf diejenigen Bezirke
beschränkt, in denen die Aufnahme von Gräser-
lrediten üblich ist.
Zuchtschweineschan nnd -anktion in Rendsburg
Um der durch die Frühjahrseberkörung hervor
gerufenen Nachfrage zu entsprechen, veranstaltet
der Verband der schl.-holst. Schweinezüchter am
Freitag, dem 3. Mai d. I. in der Viehmarkthalle
in Rendsburg eine Zuchtschweineschau mit Verstei
gerung, zu welcher mehr als 60 Tiere, und zwar
zur Hauptsache Eber der Edelschwein- und der
veredelten Landschweinrasse aus den führenden
Zuchten der Provinz aufgetrieben werden. Beginn
der Prämiierung um 8 Uhr, der Versteigerung
um 11.15 Uhr. Die Verbandsleitung steht zur
Der wandernde Tatzelwurm.
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Unterstützung beim Ankauf zur Verfügung. Um
den Eberhaltern den Ankauf zu erleichtern, werden
die über 6 Monate alten Eber vor der Auktion
amtlich gekört. Für Eberstationen stehen zinslose
Staatsdarlehen zur Verfügung.
In Kiel beste Rinder gesucht
Die Marktvereinigung für Schlachtviehverwer
tung beim Schlachtviehmarkt in Kiel gibt bekannt:
Um einen geordneten Verlauf des Schlachtvieh
marktes in Kiel zu gewährleisten, müssen die zum
Verkauf vorhandenen Tiere (Schweine, Rinder und
Schafe) bis spätestens Donnerstag früh bei den
Agenten einschließlich Landw. Verkaufsstelle ange
meldet sein. Da hier Nachfrage nach besserem
Rindvieh besteht, machen wir die einzelnen darauf
aufmerksam, daß gute Ochsen, Quien und Kälber
dem Rindermarkt zugeführt werden.
Warnung vor Verstärkung des Gemüsebaues
Der Vorsitzende des Gartenbauwirtschaftsver
bandes Schleswig-Holstein schreibt: Aus der Pro
vinz laufen Meldungen ein, daß eine erhöhte
Anzucht von Gemüse stattfindet. Ich warne drin
gend, Gemüse in erhöhtem Maße anzubauen, da
der Markt vollkommen durch die diesjährige An
zucht gedeckt wird. Diejenigen Anbauer, die ihre
Anzucht erhöhen und neu einrichten, haben keine
Aussicht, diese Mehranzucht verkaufen zu können.
Ter Erdrutsch am Tatzelwurm bei Oberaudorf reich in Bewegung geraten sind. Links: Tie stämme mit sich führenden Tal. Rechts: Im
am Inn, wo fast 2 Millionen Kubikmeter Erd- Erbmassen wälzen sich, zahlreiche Baum- Kampf mit dem Schlammftrom.
Dr. Selle-Eysln.
Butter-Wochenbericht
Umsätze zum Osterfest allgemein sehr befriedigend.
Besonders in den letzten Tagen der Vorwoche
setzten rege Anforderungen ein, die bis zum
Schluß am Sonnabend anhielten. Da sämtliche Ein
gänge und Vorräte begeben worden sind, mußten
gleich nach dem Feste erneute Käufe getätigt wer
den. Eine Stockung im Absatz ist im Augenblick
nirgends festzustellen und es ist auch durchaus
nicht gesagt, daß der Konsum nach den Feiertagen
erheblich nachläßt. Selbstverständlich werden die
Ankünfte in den nächsten Tagen größer ausfallen,
da sich der Verbrauch auf dem Lande bestimmt
wieder einschränken wird. Auf der anderen Seite
aber sind für den April die ausgegebenen Kon
tingente ausländischer Provenienzen annähernd
verbraucht, so daß man einstweilen mehr aus ein
heimische Ware angewiesen ist, die den Anforde
rungen in genügenden Mengen gerecht werden
kann. — Vom Lande wurden dieser Tage noch be
friedigende Aufträge nach hier gelegt. Ebenso
konnte der hiesige Platzbeüarf weiter gute Umsätze
verzeichnen. Die weitere Entwicklung wird man
mit dem größten Interesse verfolgen, insbesondere
aber die Gestaltung der Produktion, die wiederum
eng mit den Witterungsverhältnissen verbunden
bleibt. Vereinzelt hört man, daß das Vieh schon
hinausgetriebeu worden ist, aber hier sollte es sich
nur um Ausnahmen handeln.
Am Auslande lauten die Berichte vor der Hand
uneinheitlich. Im Großen und Ganzen wird sich
nicht viel ändern, obgleich kleine Preiskonzessionen
hier und dort unvermeidlich sind. Dänemark hat in
dieser Woche nur ein kleines Quantum nach
Deutschland geben können. Man wird also über
wiegend auf England angewiesen sein, so daß eine
Herabsetzung der dieswöchigen Notierung in Ko
penhagen von zirka 6 Kr. keine Ueberraschung be
deuten würde.
Auch in anderen Auslanössorten werden die
Umsätze bis zum Schluß des Monats sehr minimal
sein. Für russische Butter besteht auch nach dem
Feste weiter Interesse. Die Vorräte hierin haben
sich erheblich gelichtet. Es ist aber anzunehmen, daß
schon mit Beginn des nächsten Monats neue Sen
dungen eintreffen nnd es bleibt abzuwarten, wie
der 'Handel dieser Provenienz sich nach dem neuen
Abkommen mit Rußland entwickeln wird.
Der Marktbeobachter
Am Getreidemarkt setzte nach den Osterfeier-
tagen ein nur mäßiges Geschäft ein. Die Gesamt-
lage gegenüber den Vorwochen hat sich nicht ge
ändert. Die Zufuhren an Brotgetreide waren nicht
mehr so reichlich: jedoch stand dem Angebot keine
Nachfrage seitens der Mühlen gegenüber. Bevor
zugt wurde im Geschäft nach wie vor kleberreicher
mitteldeutscher Weizen. Das Angebot an Roggen
war gleichmäßig stark, die Nachfrage dagegen
außerordentlich begrenzt Auch von weiten der
Provinzmühlen war keine entsprechende Nachfrage
zu bemerken. Am Futtergetreidemarkt war um
fangreiches Material nicht angeboten. Auch Tausch
geschäfte hielten sich in engen Grenzen. Futterhafer
ivar zuletzt fast nur noch in Verbindung mit Roggen
oder Weizen zu haben. Während Futtergerste kaum
angeboten war, war Industrie- und Braugerste
in genügenden Mengen verfügbar. Jedoch lagen
für letztere die Forderungen zu hoch. An Kraft-
futtermitteln erfolgten hierorts keinerlei Zutei
lungen.
Die Zufuhren am Schwcinemarkt ließen be
trächtlich nach. Entsprechend dem Bedarf waren
5393 Tiere ausgetrieben. Im allgemeinen gestaltete
sich das Geschäft bedeutend ruhiger als in der
Osterwoche. Bei durchweg mittlerem Handel hielt
die Nachfrage nach den Mittelklassen an. Die
Preise hielten sich auf dem Stande der Vorwoche.
Schwere Schweine waren nur in geringem Um
fange, aber vollauf der Nachfrage entsprechend
aufgetrieben. Der Markt wurde geräumt. Am
Kälbermarkt konnten die 1029 zugeführten Tiere
bei unveränderter Preislage und mittlerem Han
del unter ähnlichen Bedingungen wie in der Vor
woche aufgenommen werden. Die Nachfrage war
besonders nach -rster Qualität rege. Auch hier
wurde der Markt geräumt. Am Schasmarkt waren
704 Tiere aufgetrieben, die bei mittlerem Handel
zu unveränderten Preisen abgesetzt wurden.
Anläßlich dcS Osterfestes gestaltete sich der Eier
markt naturgemäß sehr rege. Gleichzeitig wurde
der Verbrauch ourch das anhaltend warme Wetter
stärker als erwartet angeregt. Bei noch immer
ansteigender Erzeugung gelang cs dem hiesigen
Bezirk, den gesamten Bedarf des Stadtgebiete^
Hamburg während der Hauptbedarfszeit aus
eigener Erzeugung zu decken. Bei weiterhin war
mer Witterung nnd damit im Zusammenhang ste
hendem Mehrverbrauch an Frischgemüse ist mit
dem größeren Bedarf an Eiern auch in der kom
menden Woche zu rechnen. Tie Erzeugung wird
voraussichtlich noch etwas an Umfang gewinnen.