Full text: Newspaper volume (1935, Bd. 2)

f 'y-iM'. ïS-Tl;: 
' ,.: . r 
bereris zu verstehen gegeben, daß er nicht als 
Berichterstatter für die drei Stresa-Mächte 
aufzutreten wünsche. 
Was die französische Denkschrift über die 
deutsche Aufrüstung anbelange, so habe sich 
die Haltung Polens und Dänemarks bisher 
als Haupthindernis erwiesen. Diese beiden 
Mächte wünschten, daß der Völkerbundsrat 
keine Verurteilung Deutschlands ausspreche. 
Scharfe englische Verurteilung 
öer franzssischen Me. 
DNB. London, 15. April. Die führende eng 
lische Provinzzeitung „Liverpool Daily Post" 
verurteilt in einem Leitartikel die französische 
Note mit scharfen Worten. Deutschlands Ver 
halten sei zwar „sehr unsinnig" gewesen, aber 
man müsse sich der beinahe unerträglichen Lage 
erinnern, in die Deutschland infolge der wider 
willigen Behandlung seiner Gleichberechti 
gungsforderung versetzt worden sei. Die Re 
gierungen Europas, sagt das Blatt, die den 
Friedensvertrag unterzeichneten, sind weit 
gehend verantwortlich für Deutschlands Ver 
tragsüberschreitung. Das Blatt wirft dann die 
Frage aus, ob der Völkerbunösrat überhaupt 
berechtigt sei, in dieser Angelegenheit einzu 
greifen. Der englische Geheimsiegelbewahrer 
habe erst im Januar erklärt, daß der Rat nicht 
ein Gerichtshof, sondern ein „Gerechtigkeits- 
(jof" sei, und vor drei Jahren sagte Sir John 
Simon, daß die Frage der deutschen Aufrü 
stung aus dem streng juristischen Gebiet in das 
Gebiet der Billigkeit und praktischen Durch 
führbarkeit übergegangen sei. Mussolini sei 
nerseits habe im vergangenen Februar er 
klärt, daß die deutsche Aufrüstungsforderung 
eine unbestreitbare moralische und juristische 
Kraft besitze. Es sei daher schwierig einzusehen, 
warum England dem französischen Schritt in 
Genf seine Unterstützung geliehen habe, und 
aus ähnlichen Gründen sei auch Mussolinis 
Verhalten unverständlich. Man müsse daher 
ernstlich hoffen, daß Frankreich seinen Protest 
nachdem er in Genf eingereicht worden sei, 
nicht mehr weiter verfolgen werde. Die Konfe 
renz von Stresa werde möglicherweise infolge 
der französischen Note eine unglückliche Erin 
nerung bei den Betroffenen hinterlassen. Es. 
wäre klug gewesen, schließt das Blatt, Ver 
gangenes vergangen sein zu lassen und sich zu 
bemühen, ein neues und friedliches Europa 
mit Deutschland als einen seiner Hanptpfeiler 
aufzubauen. 
Peinliche Nemungsverschiedeuheil 
' ■ in Genf. , 
DNB. Genf, 16 April. (Eig. Funkmeldung.) 
„Journal des Nations" glaubt zu wissen, daß 
bei den Verhandlungen im Völkerbund die 
Frage der Sanktionen für zukünftige Ver 
tragsbrüche große Schwierigkeiten bereite. 
Während die englischen Delegations-Mitglie 
der zu finanziellen lind wirtschaftlichen Sank 
tionen bereit sein sollen, würden bekanntlich 
von dem Vertreter der nordischen Staaten, 
dem dänischen Außenminister Munch, Beden 
ken erhoben. Dies entspreche übrigens auch 
der von den skandinavischen Staaen im Laufe 
der letzten Jahre eingenommenen Haitunst, 
die verschiedentlich gegen eine Präzisierung des 
Artikels 16 Einspruch erhoben hätten. Auch 
die lateinamerikanischen Ratsmitglieder stün 
den den Sanktionsbestrebungen grundsätzlich 
ablehnend gegenüber, was beim Chaco-Kon- 
flikt erst kürzlich wieder zum Ausdruck ge 
kommen sei. Ebenso wollten die britischen Do 
minions sich in dieser Richtung nicht binden. 
Von dieser Seite soll die Anregung gemacht 
worden sein, eine Lösung im reineuropäischen 
Nahmen zu suchen. 
Kommt endlich die Zurechtweisung 
Litauens? 
Mailand, 15. April. „Gazetta del Popolo" be 
schäftigt sich ebenfalls eingehend mit dem Er 
gebnis der Konferenz von Stresa und will 
wissen, daß man sich dort auch mit der Memel 
frage in der gleichen Einmütigkeit beschäftigt 
habe. Die drei Regierungschefs hätten die Not 
wendigkeit erkannt, daß das Memelstatut wie 
der in Wirksamkeit gesetzt werden müsse, um 
so eine Störungsursache und Gefahrenquelle 
zu beseitigen. 
Italiens Vorbereitungen in Mika. 
Italien hatte bekanntlich 4066 ägyptische Ar 
beiter angeworben, um sie in seinen ostafrika 
nischen Kolonien für Arbeiten einzusetzen, die 
nach Lage der Dinge militärische Bedeutung 
(Straßenbauten usw.) haben müßten. Nachdem 
die ägyptische Regierung dann auf den Protest 
Abessiniens hin die Erlaubnis für den Ab 
transport der ägyptischen Arbeiter verweigert 
hatte, sind jetzt in Italien selbst 7500 Straßen- 
und Eisenbahnarbeiter für Eritrea und So 
maliland verpflichtet worden. Die annähernde 
Verdoppelung der Zahl läßt darauf schließen, 
daß Italien bis zum Ablauf der Regenperiode 
in Afrika für alle Fälle mit seinen Vorberei 
tungen fertig sein will. Das ist umso wahr 
scheinlicher als weniger denn je Aussicht dafür 
besteht, daß der sogenannte Völkerbund seinen 
tatsächlichen Verpflichtungen in diesem Kon 
fliktsfall nachkommt, nachdem er sich ihnen bis 
her in einseitiger Rücksicht auf eines seiner 
Mitglieder entzogen Hatz 
Al Mg legen die MnnlM in Fm» Sfien. 
Berlin, 13, April. (Eigenbericht.) Abgesehen 
von kurzen telegraphischen Meldungen, in 
denen meistens Orte genannt werden, die kaum 
bekannt sind, erfährt Europa wenig vom Krieg 
gegen die Kommunisten in China, die in der 
Provinz Kiangsi und Fukien ein Reich ge 
gründet haben, das, größer an Ausdehnung 
als Deutschland, mit etwa 50 Millionen Ein 
wohnern zu einem Gefahrenherd für den Fer- 
nen.Osten geworden war. Marschall Tschiang- 
kaitschek hat wiederholt versucht, diesem roten 
Spuk ein Ende zu bereiten und die Drachen 
saat, die Moskau gesät hatte, auszujäten, aber 
einen wirklichen Erfolg konnte er bisher nicht 
verzeichnen. Es scheint nun, daß die Armee des 
Marschalls endlich bei Kuey-Jang einen größe 
ren Sieg über die Kommunisten erfochten und 
sie zur Flucht nach dem Süden gezwungen ha 
be. Ein besonderer Erfolg wäre es, wenn der 
berühmte und berüchtigte Führer der chinesi 
schen Kommunisten Chu-Teh in den Kämpfen 
gefallen wäre. Chu-Teh, ein noch verhältnis 
mäßig junger Mann, hat seine Ausbildung an 
der Propaganda-Universität in Moskau erhal 
ten und gilt als persönlicher Schützling und 
Freund Stalins. Dank einer ihm von Moskau 
geschenkten Raöiostation stand er in ständiger 
Verbindung mit dem Kreml und erhielt von 
dort seine Instruktionen. Waffen und Mu 
nition wurden ihm meistens über Tonking und 
Annam zugesandt, und wenn die Plünderungs 
züge nicht ausreichten, so versah ihn Moskau 
auch mit den notwendigen Geldmitteln. 
Die verarmten und ausgeplünderten Kulis 
und Bauern ließen sich leicht durch die Sowjet 
propaganda verführen, selbstverständlich ohne 
die Theorie des Bolschewismus zu erfassen, da 
ihre Steuern ermäßigt und Grund und Boden 
teilweise unter ihnen aufgeteilt wurden. Aber 
hier begingen die bolschewistischen Agenten ei 
nen psychologischen Fehler, sie vergaßen, daß 
die Lehren von Marx und Lenin dem Kuli 
ebenso unverständlich wie eine Logarithmen 
tafel sind und daß der Eigentumsbegriff bei 
ihnen viel zu fest wurzelt, um ohne weiteres 
aufgehoben werden zu können. Ebenso wider 
spricht der Ahnenkult den bolschewistischen 
Lehren. Daher kommt es, daß dieser chinesische 
Kommunistenstaat ein landfremdes Gebilde ist, 
in dem die wenigen Führer ihre Autorität nur 
durch Machtmittel aufrecht erhalte». Die kom 
munistischen Soldaten kämpfen nicht etwa für 
eine Idee, sondern gehen ohne Bedenken zum 
Gegner über oder ergreifen das Räuber- und 
Banditenhandwerk, wenn sie von den Regie 
rungstruppen bedrängt werden. Immerhin ist 
es der roten Moskauer Agitation gelungen, 
die Unruhe tief ins Innere Chinas hineinzu 
tragen und weite Lanöstrecken in den bolsche 
wistischen Malstrom hineinzuziehen. 
Hätte Japan nicht eingegriffen, den roten 
Vorstoß im Norden zurückgeschlagen und die 
Zufuhrstraße des bolschewistischen Giftes in 
das Herz Asiens gesperrt, so wäre Marschall 
Tschiangkaitschek kaum in der Lage gewesen, 
einen siegreichen Feldzug gegen den chinesischen 
Kommunistenstaat zu organisieren. Kürzlich 
wurden noch von den französischen Behörden, 
wie die Pariser Zeitungen berichten, in Ton 
king bolschewistische Offiziere aus Moskau an 
gehalten, bei denen mau nebe« bedentenden 
Geldsummen ausgearbeitete Generalstabs 
pläne für die Kommunisten in Kiangsi und 
Anweisungen für den roten Führer Chu-Teh 
entdeckte. Der Sieg über die Kommunisten in 
Kiangsi ist gleichzeitig ein Sieg über das 
Hammer- und Sichelbanner Moskaus, und des 
halb hat er nicht nur eine lokale Bedeutung, 
sondern verdient auch in Europa richtig ein 
geschätzt zu werden. 
nicht zu dem wichtigsten Punkt seiner Tages» 
orönung, nämlich der Klage Frankreichs, über 
ging, wird hier allgemein darauf zurückge- 
führt, daß die Vorbesprechungen noch nicht 
weit genug gediehen sind, um einer allgemei 
nen Erörterung in geheimer Ratssitzung 
standzuhalten. 
Außenminister Laval hatte am Vormittag 
Besprechungen mit dem sowjetrussischen Volks 
kommissar Litwinow und mit den Vertre 
tern der Kleinen Entente. Außerdem hatte er 
noch eine Unterredung mit dem spanischen De 
legierten Maöariga, der als Berichterstatter 
für die französische „Klage" beim Völkerbund 
vorgesehen ist. Laval veranstaltete Montag 
mittag ein Frühstück, zu dem die Außenmini 
ster Rumäniens, Südslawiens, der Tschechoslo 
wakei, der Türkei sowie der griechische Ge 
sandte in Paris geladen waren. 
Wie man hört, sind zwischen den beteiligten 
Mächten Verhandlungen darüber tm Gange, 
ob in der Schlutzentschließnng des Rates 
Deutschland ausdrücklich genannt werde» soll 
oder ob diese Entschließung einen allgemeinen 
Charakter erhält. Es verlautet, daß Frankreich 
und die ihm befreundeten Mächte noch immer 
auf der besonderen Nennung Deutschlands be 
ständen, daß aber von anderer Seite Einwände 
geltend gemacht worden seien. Das Ergebnis 
dieser Verhandlungen steht zur Stunde noch 
aus. 
Winigleites m t Ml jrMMiif. 
Der bezeichnende Auftakt der Genfer Rats 
tagung war nicht die Tatsache der Verschiebung 
der Sitzung auf den Nachmittag, sondern die 
Begründung dafür. Die vorgeschützte „Ueber- 
müduttg" der aus Stresa kommenden Teil 
nehmer, die die Reise in der Nacht gemacht 
hatten, war jedenfalls dem französischen 
Außenminister in keiner Weise bei dem Früh 
stück anzumerken, das er dem russischen Außen 
minister und den Vertretern der Kleinen En 
tente gab — zur selben Stunde, in der die 
Ratssitzung eigentlich hatte beginnen sollen. 
Es hat also nichts genutzt, daß der gegenwär 
tige Ratspräsiöent, der türkische Außenmini 
ster, den Franzosen bereits in aller Frühe bis 
Brie entgegengefahren war. Umso erwünschter 
kam die Verschiebung der französischen Staa- 
tengruppe, die von der ersten Stunde der ge 
meinsamen Anwesenheit in Genf an eine 
außerordentlich lebhafte Tätigkeit entwickelte. 
Von der ersten Stunde an haben sich auch, wie 
es in Genf ja nicht anders zu erwarten ist, die 
üblichen Schwierigkeiten gezeigt. Erstens ist 
man in Sorge darum, ob wohl die von Frank 
reich einzubringende Entschließung gegen 
Deutschland einstimmig angenommen werden 
wird,- satzungsgemäß ist die Einstimmigkeit der 
Annahme erforderlich, wenn ein Ratsbeschluß 
Gültigkeit haben soll. Teils hofft man auf die 
Stimmenthaltung Polens, worauf man.„Ein 
stimmigkeit" feststellen zu können hofft, teils 
befürchtet man sogar Einwände von polnischer 
Seite gegen die französische Entschließung. 
Man spricht in Genf davon, England, Polen 
und auch Italien hätten die Absicht, darauf zu 
drängen, daß die vom Rat anzunehmende Ent 
schließung keinerlei Schärfen gegen Deutsch 
land enthalte und sich in allgemeinen Wen 
dungen bewege. Das würde ahso eine Durch 
setzung des von Macdonald und Simon in 
Stresa mit aller Deutlichkeit vertretenen 
Standpunktes'Englands bedeuten, daß alles 
vermieden werden muß, was eine Rückkehr 
Deutschlands nach Genf endgültig verhindern 
könnte. Ans Grund französischer Aeußerungen 
wird sich der Berichterstatter, der Spanier Ma 
dariaga, in der schwierigen Lage befinden, daß 
er einerseits versuchen muß, den Franzosen 
(die ja zu seinen Auftraggebern gehören) durch 
seinen Bericht eine irgendwie formulierte „Ge 
nugtuung" vorzubereiten, andererseits aber 
auf die Engländer, die Polen und die gar nicht 
anwesenden Deutschen Rücksicht zu nehmen. 
Auf keinen Fall können die Franzosen mit 
einer unbedingten Unterstützung ihrer Forde 
rungen durch die Engländer rechnen, die vor 
der Abreise von Stresa durch Macdonald selbst 
erklären ließen: falls etwa jemand in Genf die 
Friedenstür zuschlagen wolle, dann würden 
das jedenfalls nicht die Engländer sein, die das 
anderen überlassen würden. Es ergibt sich so 
mit genau wie in Stresa die Tatsache, daß das 
gar nicht anwesende Deutschland letzten Endes 
von stärkstem Einfluß auf die Verhandlungen 
ist. Demnach erscheinen auch die Bemühungen, 
^Donaupakt und Ostpakt in den Vordergrund 
zu schieben, schon fast wie willkommene Ab 
lenkungsmanöver. 
bundshaus ein. Als einer öer ersten war Au 
ßenkommissar Liwinow zur Stelle. Kurze Zeit 
später _ erschien öer Außenminister Laval, 
Staatssekretär Sir John Simon hatte sich et 
was verspätet, weil er die englische Presse vor 
her empfangen hatte, um einige Erklärungen 
über die Konferenz von Stresa abzugeben. 
(intgegeit ècti allgemeinen G^rtuaxtitnacn 
drehten sich die geheimen Natsverhaudlungen 
nicht um die Frage, die. im Mittelpunkt .des 
allgemeinen Interesses steht, , sondernaus 
schließlich um die abefsiuische Forderung, die 
außerordentliche Ratstagung mit dem Appell 
Abessiniens zu besassen. Man suchte einen 
Weg zu finden, sich dieser Frage einstweilen 
zu erledigeu. Baron Aloisi erklärte, daß Ita 
lien bereit sei, in kürzester Frist zwei Schieds 
richter ernennen zu lassen. Der Ratspräsiöent, 
der türkische Außenminister Rüschtü Aras, er 
klärte, daß die Erklärung der beiden Parteien 
Italien und Abessinien in friedfertigem Geiste 
abgegeben worden sei. Dadurch sei öer Wille 
ausgedrückt worden, dem Geist und Buchsta 
ben nach den Schieösgerichtsvertrag zwischen 
Italien und Abessinien anzuwenden. Unter 
diesen Umstünden sei es nicht notwendig, die 
Frage auf die Tagesordnung der außerordent 
lichen Ratssitzung zu setzen. 
Die Tatsache, daß öer Rat am Montag noch 
Um die Aufrüstung Oesterreich, Ungarns 
und Bulgariens. 
Der österreichische Außenminister Berger- 
Walöenegg ist in Genf eingetroffen. Im Zuge 
der von ihm in Aussicht genommenen Bespre 
chungen hatte er auch eine Unterredung mit 
Baron Aloisi in der Frage der Donaukonfe 
renz und der Frage der östereeichischen Auf 
rüstung. 
Laval gab am Montagabend eine Erklärung 
zu öer Frage der Wiederaufrüstung Oster- 
reichs, Ungarns und Bulgariens ab, deren we- 
icnlttcher Inhalt besagt, daß die drei Konfe- 
renzmächte von Stresa nicht in eine eingehende 
Erörterung dieser Frage eingetreten seien, sie 
hätten sich vielmehr darauf beschränkt, diese 
Frage zur Information in die direkt interes 
sierten Mächte weiterzuleiten. Diesen käme 
jetzt die Entscheidung darüber zu, wie weit 
der Wunsch der abgerüsteteten Staaten gerecht 
fertigt sei. 
Dre Pariser Presse versucht die zwischen La 
val und den Vertretern der Kleinen Entente 
und des Balkanbundes in Genf aufgetretenen 
Meinungsverschiedenheiten über die Frage ei 
ner etwaigen Aufrüstung Oesterreichs und der 
übrigen entwaffneten kleinen Mächte'als nü- 
wesentlich hinzustellen. 
In wenigen Zeilen. 
In Neustadt (Pommerellcn) und in Kleiu- 
Katz an der Danziger Grenze ist es zu sehr be 
dauerlichen Ausschreitungen gegenüber öer 
dortigen deutschen Minderheit gekommen. 
In die Verbannung geschickt wurde nun 
mehr in Südtirol der dritte Geistliche, der 
Kooperator Tschurtschenthaler, wegen angeb 
licher antiitalientscher Haltung. 
Eine kommunistische Zentrale wurde in 
Vöcklabruck (Oberösterreich) ausgehoben, deren 
Fäden in die Tschechei gehen. Mehrere Per- 
fönen wurden verhaftet. 
»Cer «MM eolin KMtrl Me. 
DNB. Berlin, 15. April. Wie wir hören, ist 
der Fall der Verhaftung des Berthold Salo 
mon, genannt Jacob, über den wir bereits vor 
einiger Zeit vorläufig berichtet haben, inzwi 
schen Gegenstand von Erörterungen gewesen. 
Die schweizerische Regierung hat der deutschen 
Regierung Material über die Vorgänge mit 
geteilt, die sich auf schweizerischem Gebiet un 
mittelbar vor der Verhaftung des Salomon 
abgespielt haben. Dabei spielen insbesondere 
die Bekundungen eines deutschen Staatsange 
hörigen Dr. Hans Wesemann eine Nolle, der 
in der Schweiz wegen seiner Beteiligung an 
dem Vorfall festgenommen ist. Wesemann hat 
ausgesagt, er habe Salomon von Straßburg 
nach Basel gelockt, habe ihm hier die Beschaf 
fung eines falschen Passes vorgetänscht und ihn 
auf diese Weise zusammen mit anderen Per 
sonen durch List in einem Kraftwagen über die 
deutsche Grenze gebracht. 
Zur Tagung wird gemeldet: 
Genf, 15. April. Am Montagnachmittag ge 
gen 15.30 Uhr trafen die Abordnungen der im 
Völkerbund vertretenen Mächte im Bölker- 
Seitens öer deutschen Behörden sind auf 
Grund dieser Mitteilungen eingehende Nach 
forschungen angestellt worden. Dabei haben sich 
keinerlei Anhaltspunkte dafür ergeben, daß an 
den Vorgängen auf schweizerischem Gebiet 
direkt oder indirekt deutsche Amtsstellen betei 
ligt gewesen wären. Weder Wesemanu noch 
seine Helfershelfer habe» von amtlichen deut 
schen Stellen Aufträge erhalten, die mit der 
Angelegenheit im Zusammenhang ständen. 
Aus welchen Motiven Wesemann und seine 
Helfer gehandelt haben, läßt sich nach öer Lage 
der Dinge von Deutschland aus nicht mit Ge 
wißheit beurteilen. Wesemann ist eine Person 
mit fragwürdiger Vergangenheit, die sich seit 
Jahren ohne regelrechten Beruf im Auslande 
aufhält und anscheinend mit deutschfeindlicher 
Propaganda befaßt. Es ist durchaus möglich, 
daß diese Personen die Absicht hatten, Salomon 
den deutschen Behörden in die Hände zu spie 
len. Ob es ihm und seinen Helfern darauf an 
kam, die eigene Position gegenüber den deut 
schen Behörden zu verbessern oder ob es sich 
vielleicht um einen bloßen Racheakt handelt, 
läßt sich von Deutschland aus nicht übersehen. 
Bei dem gekannten Verhalten gewisser Emi 
grantenkreise wäre eine Handlungsweise öer 
einen oder anderen Art nichts ungewöhnliches. 
Es ist eine beinahe tägliche Beobachtung der 
deutschen Behörden, daß Emigranten, die das 
verräterische Treiben anderer Emigranten oder 
doch die von diesen befolgte Methode nicht bil 
ligen, sich zur Bekämpfung der schlimmsten 
Hetzer anbieten und daß andererseits diese 
Hetzer vielfach untereinander stark verfeindet 
sind. Da Salomon ohne Eingreifen amtlicher 
deutscher Stellen in den Bereich öer deutschen 
Gerichtsbarkeit gekommen ist, und da es sich 
bei ihm um einen vielfach vorbestraften Lan 
desverräter schlimmster Sorte handelt, kann 
deutscherseits nichts anderes geschehen, als dem 
bereits seit langer Zeit anhängigen Strafver 
fahren gegen Salomon seinen Lauf zu lassen. 
Die deutsche Regierung hat die schweizerische 
entsprechend verständigt. 
Verantwortlicher Haiiptschrtftleiter und Herausgeber: Fer 
dinand Möller. 
Stellvertreter des HaupischristleVers; Herbert Puhlmann. 
Verantwortlich für Polity: Herbert Puhlmann; für den all. 
gemeinen Teil: Adolf Gregory für den wirtschaftlichen 
Teil: i. B. Ferd. Möller; für den provinziellen mü» 
örtlichen Teil: Karl Müller, alle in Rendsburg. 
Verantwortlicher Anzeigenleiler: Karl Jacobsen, Rendsburg, 
Verlag und Druck: Heinrich Möller Eöhne. Rendsburg. 
D-A- Schleswig.Holsteinifche Landeszeitung (Rendsburg« 
Tageblatt — Hohenwestedter Zeitung — Die Landpost 
Hanerau.Hademarfchen ^ Eüderbrarup« Taaehlattì 
III. 35 13 852. - “ “ * 
■- .i I- 1 ‘rniilnsiliüL rt
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.