Interessantes aus Auslandszeitungen.
So sieht England ans.
Vor vier Jahren ging man in England
daran, die Zusammensetzung des englischen
Volkes zu analysieren. Die Mitternacht vom
26. zum 27. April sollte die Stichzeit sein. Fast
auf den Tag genau vier Jahre hat die Arbeit
gedauert. Heute liegt nun das Ergebnis vor,
das sehr interessant ist und nur den Fehler
hat, bei weitem überholt zu sein.
Also: In jener Mitternacht waren England
und Wales von 39 952 377 Menschen bewohnt.
366 486 Menschen wohnten in England und
Wales, ohne Engländer im engeren Sinne des
Wortes zu sein; sie stammten aus Schottland.
Weitere 303 676 Menschen waren in Irland ge
boren. Das bedeutet, daß jeder 12. Schotte und
jeder 10. Ire in England lebt. Ein Drittel der
»englischen Schotten" und ein Viertel der
»englischen Iren" wohnt in Großlondon.
43 912 gaben Polen als ihr Geburtsland an.
Rußland war mit 36 133 Personen und Jugo
slawien mit nur 594 vertreten. Die Zahl der
»deutschen Engländer" wird nicht genannt. Sie
wird nicht allzu hoch gewesen sein, zumal es
damals noch keine Emigranten in England
gab. (Die Zahlen beziehen sich übrigens aus
schließlich auf England und Wales, nicht auf
Großbritannien.)
156 Hundertjährige gab es vor vier Jahren
in England,' die Zahl der Frauen überschritt
die der hundertjährigen Männer ganz bedeu
tend. 129 Frauen und nur 27 Männer. 565
Männer und 1713 Frauen waren zwischen 95
und 99 Jahren alt. 16 Personen unter 20 Jah
ren waren verwitwet und 9 geschieden.
Tie Gefängnisse, Polizeistationen und an
deren Arrestlokale enthielten vor vier Jahren
23 562 Insassen.
Frech und sinnig.
In Bath in England drang kürzlich ein Dieb
in ein Haus ein. Er bekam keinen schlechten
Schreck, als er auf dem Tisch des Wohnzim
mers den Helm eines Polizisten liegen sah.
Aber da er, der Dieb, nun einmal da war,
wollte er nicht unverrichteter Dinge wieder
abziehen. Er durchsuchte also Zimmer für
Zimmer nach allen möglichen Sachen. Nur um
das Schlafzimmer machte er einen großen Bo
gen,- denn er hörte hinter der Tür den braven
Polizisten schnarchen.
Als er alles, was ihm mitnehmenswert
dünkte, in ein Bündel verschnürt hatte, ging er
in den Garten und pflückte einen Strauß
Osterlilien. In Ermangelung einer Vase grup
pierte er die Blumen „sinnig" in dem Helm
des Schutzmannes, um sich dann dünne zu ma
chen.
Als der Schutzmann am nächsten Morgen
die Bescherung entdeckte, soll er lästerlich ge
flucht und geschworen haben, daß er sich keine
Minute Ruhe mehr gönne, bis er den Tigb er
wischt habe.
Flieger verfolgt Brieftaube.
Eine besonders raffinierte Erpressungs
methode hatte sich ein Mann in Waterloo in
Belgien ansgedacht. Vor der Wohnung eines
Herrn Jakobs wurde eines Morgens ein Korb
mit einer Brieftaube gefunden. An das Bein
der Taube war ein Brief gebunden, in welchem
der unbekannte Taubenbesitzer Jakobs mit der
Entführung seines Kindes drohte, wenn er die
Taube nicht mit 6000 Franken fliegen lasse.
Jakobs ließ sich nicht einschüchtern, sondern
unterrichtete die Polizei, die sofort ein Mili
tärflugzeug mit der Verfolgung der Taube be
auftragte. Es gelang dem Flugzeug auch, die
freigelassene Taube im Auge zu behalten, bis
sie sich auf einem Schlag nach einem Flug von
10 Kilometer niederließ. AIs wenig später die
Polizei bei dem Erpresser eintraf, fand sie die
sen mit blutigen Fingern vor,- er hatte gerade
die Taube geschlachtet, um den Beweis seiner
Schuld zu beseitigen. Er mußte seinen Erpres-
snngsversuch, zu dem er durch lange Arbeits
losigkeit verleitet worden sein wollte, zugeben.
MrteWl« zeŞktlert srnziWes MmeMksz.
3 Tsle, 4 Schwerverletzte.
TNB. Bordeaux, 12. April. Um die Mittags
zeit setzte ein Wirbelsturm ein, der großen
Schaden anrichtete. Der Sturm ist die Ursache
eines Flugzeugabsturzes. Es handelt sich um
ein zweimotoriges Wasserflugzeug, das mit
einem Deckosfizier als Führer und sechs Ma
trosen an Bord zu einem Uebungsflug aufge
stiegen war. Plötzlich vom Wirbelsturm erfaßt
und pfeilgeschwind abwärts gedrückt, versuch
ten die Insassen sich durch Absprung mit dem
Fallschirm zu retten. Das Flugzeug hatte aber
schon zu stark an Höhe verloren, und noch ehe
der Absprung erfolgen konnte, zerschellte der
Apparat auf dem Erdboden. Drei Insassen
wurden auf der Stelle getötet, die anderen
schwer verletzt.
*
Flugzeugunglück bei Prag.
Zusammenstoß. — Bier Tote.
TNB. Prag, 12. April. In der Nähe von
Prag stießen Freitag nachmittag beim Ein
fliegen zwei neue Flugzeuge aus bisher noch
ungeklärter Ursache zusammen und stürzten
ab. Das eine fiel unmittelbar nach dem Zu
sammensturz herab und ging in Flammen auf.
Das andere konnte noch acht Kilometer weiter
fliegen, bevor es ebenfalls abstürzte. Die
beiden Flugzeugführer und ihre Gehilfen
fanden den Tod. Augenzeugen bestätigten den
Zusammenstoß der Flugzeuge, der in einer
Höhe von einigen Hundert Metern erfolgte.
„Maria Magdalena" plattdeutsch.
Die Kieler Niederdeutsche Bühne führte im
Kieler Schauspielhaus Hebbels Trauerspiel
„Maria Magdalena" in der plattdeutschen
Umgestaltung durch Regierungsdirektor Dr.
Pauly, Schleswig, auf. Die Kritik lobt die
Uebertragung als eine dem Geist des Nieder
deutschen gemäße Neuschöpfung sowie die Dar
stellung. Pauly ist Dithmarscher wie Hebbel.
* * *
Anglück Ulm Tanken.
Unvorsichtiger zündet Streichholz an! —
9 Verletzte.
DNB. Erfurt, 12. April. Bei Weißensee er
eignete sich ein Unglück, das durch Leichtsinn
verursacht wurde. Als eiu Omnibus Brenn
stoff aufnehmen wollte, setzte ein Mitreisender
in unmittelbarer Nähe des offenen Tanks ein
Streichholz in Brand, wahrscheinlich um sich
eine Zigarette anzustecken. Im gleichen Augen
blick entzündete sich das Benzin, und wenige
Sekunden später ergriffen die Flammen den
ganzen Wagen. Der Kraftwagenführer, der
sich neben dem in Brand geratenen Tank be
fand, erlitt ebenso wie zwei Mitfahrende
schwere Brandwunden. Die übrigen Fahrgäste,
die im Wagen saßen, mußten die Fensterschei
ben zerschlagen, um ins Freie zu gelangen.
Dabei holten sich einige Autoiusassen Schnitt
wunden. Die drei Schwerverletzten wurden
nach Anlegung von Notverbänden ins Erfur
ter Krankenhaus gebracht, die andere» sechs in
ihre Wohnorte. Der Omnibus ist völlig ver
brannt.
4- * *
„Hände hoch!"
In Hamburg.
Ein junger Mann wurde im Stadtteil Ep
pendorf auf der Straße von einem Mann um
Feuer gebeten. Der Fremde rief dann sofort
„Hände hoch!" und bedrohte den anderen mit
einem Schlagring. Der Bedrohte flüchtete,
wurde aber von einem zweiten Mann mit
vorgehaltener Pistole aufgehalten. Die Räu
ber durchsuchten die Taschen ihres Opfers und
raubten Bargeld und Ausweispapiere.
In Newyork.
In den Straßen Newyorks hat sich wieder
am hellichten Tage ein tolldreistes Gangster
stück abgespielt. Vier schwerbewaffnete Ban
diten zwangen einen Lastkraftwagen mit so
eben aus England eingetroffenen Pelzen im
Werte von 50 000 Dollar zum Halten. Der
Schofför und der begleitende Wächter mußten
sich im Wagen zwischen die mit persischen
Fellen gefüllten Säcke legen. Eine Stunde
lang fuhren die Verbrecher kreuz und quer
durch die Straßen Newyorks, um schließlich
vor einer Mietskaserne zu halten. Den beiden
Gefangenen wurde unter Todesandrohung be
fohlen, bis zum Dachgeschoß des Hauses zu
steigen. Inzwischen gelang es den Ver
brechern, mit ihrer Beute zu entkommen.
Sven Hcdins
neueste Forschungen in China.
schreibt em Buch.
Sven Hedin, der sich auf der Durchreise eini
ge Tage in Moskau aufhält und demnächst auch
Berlin besuchen wird, gewährte der Presse eine
Unterredung, in der er sich über die Ergebnisse
seiner Reise durch China aussprach. Er erklär
te, seine jüngste Expedition habe einen doppel
ten Zweck verfolgt. Die erste Ausgabe sei ge
wesen, im Auftrage der Nankingregierung die
örtlichen Bedingungen für die Durchführung
einer Automobilstraße, die von Ostchina bis
zur westlichen Provinz Sinkiang geplant set,
zu studieren. Sein der Nankingregierung vor
gelegtes Projekt habe bei dieser Anerkennung
gefunden. Die zweite Aufgabe der Expedition
sei wissenschaftlicher Natur gewesen und habe
vor allem geologischen Erkundungen, kartogra
phischen Ausnahmen von Flußläusen, Gebirgs
zügen und Landstrecken gegolten, die zum Teil
von der westeuropäischen Forschung noch uner-
schlossen waren. Er habe sich ferner um eine
genaue Festlegung des Verlaufs historischer
Handelsstraßen Jnnerasieus, so des seit Jahr
tausenden bedeutsamen „Seidenwegs" von
Ostchina nach dem nahen Orient, bemüht.
Sven Hedin erklärte weiter, er bringe rei
ches Material an Karten, archäologischen Fun
den und wichtigen geographischen Aufzeichnun
gen heim und plaice die Veröffentlichung eines
neuen großen Reisewerkes.
3p * *
RàWîîg
eines Wesermûàr Mchdampsers.
Der Fischdampfer „August Bösch" der Weser
münder Reederei C. Bösch landete 3459 Zent
ner frische Fische. Das ist das größte Fanger
gebnis, das eiu Wesermünder Fischdampfer
bisher erzielt hat. Der Dampfer, der Weser
münde am 25. März nach Island verließ, be-
nötigte zu dem Rekordfang 17 Tage.
Hai im Hummernetz.
Ein Fischer von der Westküste Jütlands
machte bei der Kontrolle der ausgelegten Hum
mernetze die überraschende Feststellung, daß
sich ein Hai in einem Netz verfangen hatte. Das
Tier war so schwer, daß ein zweites Boot zu
Hilfe kommen mußte. Es war 4 Meter lang
und wog über 8 Zentner.
* * *
Ein Batet grübt semen Mm Schn
aus der Lawine.
DNB. Wien, 12. April. Nunmehr ist auch
das neunte Opfer des großen Lawinen
unglücks bei Şchladming, das sich am 11. März
ereignete, geborgen. Der Vater des ver
mißten Alois Kren» aus Wien hatte sich trotz
seines hohen Alters auf die Suche nach seinem
Sohn gemacht. Er durchwühlte mit einigen
Helfern die Schneemassen. In ungefähr drei
Meter Tiefe stieß ein Helfer aus eine Leiche.
Er rief sofort den Vater des Krenn, der nun
selbst seinen toten Sohn ansgrub.
* . *
Betragene Siebter.
Ter kolumbianische Staatsangehörige Otto
Schroeder-Goelkel und sein inzwischen vcr
Unsteter „Vertreter" Friedrich Brehmer in
Hamburg haben für eine nicht vorhandene
Siedlungsgesellschaft in Kolumbien Siedler in
Deutschland geworben und sie um beträcht
liche Summen betrogen. Ans Kosten des
Reiches wurden die armen betrogenen Men
schen nach Deutschland zurückbefördert. Man
wende sich im Bedarfsfälle an die gemein
nützigen Auswanderer-Beratungsstellen in
Deutschland.
q- * *
««
.Iolanlhe" als hschMļsgà.
DD. Berlin, 11. April. Ein eigenartiges
Hochzeitsgeschenk hatte sich das Berliner
Lessing-Theater für den preußischen Minister-
Tie Wahlen zum
Vertrauensrat.
In diesen Tagen finden
im ganzen Reich die Ver
trauensratwahlen statt.
Auf unserem Bilde gibt
die Gefolgschaft eines Groß
betriebes der Reichshaupt
stadt ihren Stimmzettel
ab.
Dr. Selle-Eysler.
Vor dem Internationalen Filmkongreß.
Vom 25. April bis zum 1. Mai findet in Ber
lin der Internationale Filmkongreß statt, zu
dem 800 ausländische Teilnehmer erwartet
werden. Unser Bild zeigt die Rückwand des
Plenarsaals in der Krolloper, in dem die
Sitzungen des Kongresses stattfinden werden.
Der Entwurf der Dekoration stammt von
Prof. Böhm.
Präsidenten Hermann Göring und seine Gattin
ausgedacht. Das Prachtschwein „Jolanthe",
das monatelang in der Komödie „Krach um
Jolanthe" die Hauptrolle spielte, wurde mit
einem Handschreiben dem Paar zum Geschenk
gemacht^ Göring hat das Geschenk mit Humor-
angenommen und es den Männern des Fcld-
jägerkorps znr Verfügung gestellt als Dank
für die dienstlichen Bemühungen bei den Hvch-
zeitsfeierlichkeiten.
* * *
Begnadigung eines zum Tode Verurteilten.
Der Führer und Reichskanzler hat den durch
das Schwurgericht Oels wegen Ermordung der
Hausangestellten Emma Walda zum Tode
verurteilten Paul Stiller zu 15 Jahren Zucht
haus begnadigt. Ter Gnadenerweis ist er
gangen, weil der bisher unbestrafte und gut
beleumundete Verurteilte den Entschluß zur
Tat in einer durch eine Täuschungshandlung
der Ermordeten und eine vorausgegangene
Auseinandersetzung beeinflußten verzweifel
ten Stimmung gefaßt und alsbald zur Aus
führung gebracht hat.
3 Liter beförderten ihn ins Jenseits.
TT. Paris, 12. April. Auf seltsame Art ver
übte ein hiesiger Kolonialwarenhändler Selbst
mord. Er trank drei Liter Jamaikarum hin
tereinander aus,' tot fiel er vom Stuhl. Be
reits vor einem Monat hatte er versucht, sich
durch übermäßigen Alkoholgenuß ins Jen
seits zu befördern, konnte aber damals noch
gerettet werden. Die Tat soll aus Schwermut
begangen worden sein.
Grippeepidemie in der Garnison Aarhus.
In der Garnison Aarhus ist eine schwere
Grippeepidemie ausgebrochen. Bisher sind
drei Soldaten gestorben.
Kurze Post.
In Lübeck wurden 34 „ernste Bibelforscher"
zu Gefängnisstrafen von 3 bis 6 Monaten ver
urteilt. Schutz- und Untersuchungshaft wurden
angerechnet.
Zwei Schuljungen aus Rummelsburg in
Pommern aßen von dem ihnen unbekannten
giftigen Wasserschierling. Ter eine Knabe, 8
Jahre alt, starb einen qualvollen Tod, der an-'
dere, 6 Jahre alt, wurde von den Aerzteu ge
rettet.
In Kärnten herrscht eine Brandseuche. Im
Laufe einer Woche wurden 30 Häuser ein Raub
dec Flammen.
Der polnische Hauptmann Burzynski er
reichte im Freiballon die Rekordhöhe von 9437
Meter.
Gegen rücksichtslose Radfahrer und Auto
fahrer geht die Berliner Polizei unnachsichtig
vor. Die scharfe Kontrolle gegen Kraftwagen-
fahrer ergab im Monat März 2060 Strafver-'
sügungen und 1937 Verwarnungen. Die mei
sten Strafverfügungen (604) erfolgten wegen
Verschuldens von Verkehrsunfällen. Wegen
Trunkenheit am Steuer mußte 21 mal einge
ichritten werden.
Die 68 Jahre alte Witwe Else Moldenhaner,
die in Berlin-Schöneberg eine Devisenschieber-
zentrale unterhielt, wurde zu 7 Jahren Zucht
haus, 7 Jahren Ehrverlust und 50 000 Mark
Geldstrafe verurteilt. Zwecks Verbringung
deutschen Geldes durch Kuriere ins Ausland
stand die M. mit dem Juden Dunkelblum,
erneut Devisenschieber in Prag, in Verbindung.
Die japanische Konsularkonferenz, die der
Förderung der japanisch-chinesischen Beziehun
gen dienen sollte, wurde nach viertägiger
Dauer abgeschlossen. Es wurden Vorschläge
ausgearbeitet, die dem japanischen Außen
minister vorgelegt werden sollen.