Hetze nur Len guten Rat geben, in Zukunft
Vorkommenfalls bessere Verbindung unterein
ander aufrecht zu erhalten, weil sonst auch der
blindeste Leser zu argwöhnen anfängt, daß
hier »ach Strich und Faden gelogen wird.
Während der „Daily Herald" am 6. Juli be
richtet, daß der Führer erschossen worden sei,
wußte „Oeuvre" zu vermelden, daß es über
haupt kein Komplott gegen Adolf Hitler ge
geben habe. Die „Republique" aber brachte
zwei Tage vorher die erstaunensiberte Neuig
keit, daß Adolf Hitler eine Diktatur im Na
men der Reichswehr ausübe und nur noch als
ihr Beauftragter handle. Der „Matin" mel
dete am nächsten Tage, daß die Stellung des
Reichskanzlers durch die letzten Ereignisse
stark geschwächt sei, während der „Jntransi-
geant" gleich zwei Attentate auf den Führer
mitzuteilen mußte. Nachdem also Adolf Hitler
erschossen worden war, wurden auf ihn zwei
Attentate versucht, seine Stellung wurde da
durch außerordentlich geschwächt, und als sich
obendrein noch herausstellte, daß gar kein
Komplott gegen ihn bestanden habe, übte er
nunmehr im Namen der Reichswehr die Dit
tatur aus.
Ilm 7. Juli bringt der „Matin" einen Tat
sachenbericht von einem Augenzeugen, der als
SS.-Mann bei der Verhaftung in Wiessee zu
gegen gewesen sein soll. Danach ist Adolf Hit
ler überhaupt nicht nach Wiessee gefahren. Er
habe im Braunen Hause gesessen und die Ver
Haftung selbst sei durch Major Buch vorgenom
men worden. Ei» seriöses französisches Blatt
also schenkt dem sog. Augenzeugenbericht eines
mysteriösen, vielleicht selbst erfundenen SS.-.
Mannes mehr Glauben als dem Zeugnis des
Führers selbst und seiner nächsten Mitarbei-
ter. Wir müssen also alle Gespenster gesehen
haben oder traumgewandelt sein, als wir das
Vorgehen des Führers in Wiessee erlebten!
Der Attentatsruhm des „Jntrausigeant"
läßt den „Figaro" nicht ruhen. Und so erfindet
er denn ein neues Privatattentat auf den
Führer. Der „Jntransigeant" hatte es auf eine
Landstraße verlegt, der „Figaro" verlegt es
zur Abwechslung auf ein Arbeitsdienstlager.
Um dieselbe Stunde weiß Rußland der Welt
mitzuteilen, daß Adolf Hitler nach diesem
Blutbad zweifellos das Ausland anfallen
werde, während der Straßburger Sender fest
stellte, daß Deutschland keineswegs in der Lage
sei, einen Krieg zu unternehmen.
Der „Jntransigeant" erfährt am 5. Juli, daß
der Führer von einem Heer von Spitzeln um
geben sei und sich deshalb seine Briefe nur
noch an die Adresse von Frau Göbbels senden
lasse. Was umso gemeiner ist, als der „Jn-
transtgeant" damit dem Führer durch Verrat
dieses „Geheimnisses" die letzte Möglichkeit
nimmt, überhaupt unkontrolliert Briefe zu
empfangen.
^Der Moskauer Sender stellte fest, daß der
Führer nur noch von der Bourgeoisie" gehal
ten werde. Leider hat er das Pech, daß die
Moskauer „Jswestija" am selben Tage erklärt,
Adolf Hitler habe sich durch sein Vorgehen die
bürgerliche Massenbasis seiner Partei zerstört
Bedauernswert ist dabei nur das russische
Lese- und Hörpublikum, das sich in diesem Un
fug zurecht finden soll.
„Havas" teilt der Welt mit, daß Hitlers Po
pularität durch die letzten Ereignisse geschwächt
ser, was „Daily Expreß" nicht ruhen läßt und
ihn veranlaßt, zu entdecken, daß der Führer
nre mehr an der Spitze des deutschen Volkes
stehen könne. Dasselbe Blatt aber tMt zwei
Tage vorher seinen Lesern mit, da im deutschen
Volke über die Maßnahmen Adolf Hitlers all
gemeine Zufriedenheit herrsche.
^ie „Morningpost" hat Einblick in ein ganz
geheimes Testament des Herrn Reichspräsiden
ten getan und dort entdeckt, daß er Herrn von
Papen zu seinem Nachfolger eingesetzt habe.
^rer „Daily Telegraph" meldet 24 Stunden
spater, daß der Herr Reichspräsident im Ster
ben liege. Am selben Tage empfängt Hinöen-
üurg den Führer und am folgenden Tage das
siamesische Königspaar in Neudeck. Jnsolge-
depen sieht sich der „Manchester Guardian"
veranlaßt, mitzuteilen, daß der Herr Reichs
präsident zurücktreten wolle. Zur selben Stun
de werden die Danktelegramme des General-
seldmarschalls an den Führer und an den
preußischen Ministerpräsidenten veröffentlicht.
Man sollte meinen, daß damit den Lügen,
fabrikanten der letzte Wind aus den Segeln
genommen sei. Aber fehlgeschossen! Der „Daily
Expreß" hat des Rätsels Lösung gefunden:
^ te Danktelegramme Hindenburgs wurden
erzwungen mit der Drohung, daß man zwei
der^ engsten Freunde des Reichspräsidenten
sonst erschießen werde.
Am selben Tage weiß der Straßburger Sen-
der als letzte Neuigkeit zu vermelden, daß
Hlndenburg bereits vor zwei Monaten ein
Einschreiten gegen Göring, Goebbels und Ro
senberg gefordert habe und überläßt es seinen
Hörern, sich zu erklären, wie so nun dieses
Einschreiten gegen ganz andere Leute gerich
tet wurde.
Ein riesiges Feld sensationeller Lügenmel-
öungen ergibt sich vor allem für die englische
Presse in bezug auf das Haus Hohenzollern.
Danach hat der Kaiser aus Trauer auf seinem
schloß in Doorn eine schwarze Fahne gehißt.
Der ehemalige Kronprinz und Prinz August
Wilhelm haben Hausarrest erhalten. Zur glei
chen Zeit teilt der „Jntransigeant" mit, daß
der ehemalige Kronprinz aufgefordert worden
sei, Deutschland sogleich zu verlassen und im
Flugzeug bereits in Doorn eintraf.
Der Lügenkollege vom „Daily Telegraph" j
hatte das leider nicht gelesen und so passierte
ihm das Mißgeschick, zu erklären, der ehemali
ge Kronprinz sei in der Schweiz angekommen.
Die „Daily Mail" entschied sich indes für An
kunft in Doorn, während „Daily Expreß" in
diesem Falle zweifellos den Vogel abschoß mit
der Mitteilung, Deutschland sei auf dem besten
Wege, die Monarchie wieder einzuführen,
Adolf Hitler schwanke nur noch zwischen dem
ehemaligen Kronprinzen und dem Prinzen
Louis Ferdinand.
Der „Paris Soir" indes geht den Dingen
auf den Grund. Er hat von einem ganz siche
ren Gewährsmann erfahren, daß der ehemalige
Kaiser den Nationalsozialisten 35 Millionen
zur Verfügung gestellt habe und er nun mit
Recht erbost sei, daß sie ihr Versprechen nicht
einhielten und ihn wieder zum Kaiser machten.
Wie stümperhaft aber diese englischen und
französischen Meinungsfabrikanten sind, be
weist Radio Wien am 1. Juli mit der Mit
teilung, daß alle Hohenzollernprinzen verhaf
tet worden sind, wogegen Radio Stratzburg
erklärt, daß Prinz August Wilhelm ins Aus
land geflüchtet sei. Nun aber wird „Daily Ex
preß" die Sache zu dumm. Ohne sich durch vor
gefaßte Meinungen und Darstellungen in sei
nen eigenen Spalten irgendwie beirren zu
lassen, spürt er die Wurzeln dieser ganzen Ent
wicklung auf und findet zu seinem Erstaunen,
daß die monarchistische Restauration seit lan
ger Hand vorbereitet war, daß sie nicht etwa
in Potsdam oder Doorn ausgekocht, sondern
—man sehe, wie einfach und klar! — zwischen
Mussolini und Hitler in Venedig beschlossen
worden sei.
Helfe, was helfen mag, denken sich nun die
Sudelköche und nehmen sich der Einfachheit
halber alle deutschen Reichsminister vor. Am
1. Juli meldet „Information" die Verhaftung
von Papens, Schwerin-Krosigks und Seldtes,
worauf der Wiener Rundfunk vor Neid er
blaßt und fromm und gottesfürchtig mitteilt,
daß soeben — man bedenke soeben! wie wahr
heitsgetreu das klingt — soeben also Neichs-
bankpräsiüent Dr. Schacht in Lichterfelde er
schossen worden sei.
Während also der Wiener Sender nur mit
einem erschossenen Reichsbankpräsiöenten auf
warten kann, läßt Radio Stratzburg sich nicht
lumpen und richtet Herrn von Papen hin. Und
um das Spiel abzurunden, vernimmt er ganz
deutlich Kanonendonner aus der Richtung
München.
Jetzt aber geht der Moskauer Rundfunk
aufs Ganze und erschießt in einer Massen
exekution den sächsischen Ministerpräsidenten
von Killinger, General von Hammerstein,
Herrn von Gleichen, den ehemaligen Reichs
minister Dreviranus, den Chef der Heereslei
tung General von Fritsch und Graf Helldorf.
Wohl gemerkt, Männer, die im öffentlichen
Leben eine Rolle spielten oder spielen und bei
denen sich jedermann unschwer davon über
zeugen kann, daß sie noch außerordentlich le
bendig sind.
Um nicht so leicht beim Lügen ertappt zu
werden, läßt der Sender in Wien eine Anzahl
von hohen Polizeioffizieren erschießen, obschon
er wissen muß, daß nicht ein einziger Polizei
offizier überhaupt etwas mit der Meuterei zu
tun hatte. Unterdes meldet Stratzburg, daß die
deutschen Städte menschenleer sind und durch
die Straßen bis an die Zähne bewaffnete Po
lizei und SA., herumziehen. Von Rußland er
fahren wir zur gleichen Zeit, daß die Reichs
wehr in schweren blutigen Kämpfen mit der
SA. in Pommern, Schlesien und Bayern liegt,
bei denen es Tote und Verwundete in Massen
gegeben hat, woraus der Rundfunksprecher in
Moskau schlicht und einfach die Konsequenz
zieht und über den Aether den Satz in die Welt
hinausschmettert: „In Deutschland herrscht
blutiges Chaos".
Dieser Satz trifft sich um dieselbe Minute im
Weltenraum mit dem Satz des Prager An
sagers, der erklärt, daß in Deutschland völlige
Ruhe herrsche.
Mir diesen primitiven Feststellungen hat
man also offenbar, weil sie sich immer wieder
widersprechen, kein Glück und so begibt man
sich spornstreichs ins Gebiet der hohen Politik.
Die Wiener Sender erklärt, daß die deutsch
englischen Transferverhandlungen abgebrochen
worden sind, weil alle Weisungen aus Berlin
plötzlich ausblieben. Am selben Tage wird in
London das deutsch-englische Transferabkom
men unterzeichnet. Da lob ich mir doch den
Luxemburger Sender, der am 4. Juli entdeckt,
daß in Rumänien und Bulgarien von der
Donau massenhaft Leichen angeschwemmt wor
den sind.
Unterdes hat der „Jntrausigeant" festge
stellt, daß das Propagandaministerium ausge
hoben worden sei. Eine Wiener Meldung geht
gleich der Sache auf den Grund und weiß mit
zuteilen, daß Ministerpräsident Göring am
80. Juni gerade zu der Zeit, als der Propa
gandaminister in einem anderen Raum seines
Hauses vor der Auslandspreise sprach, höchst
persönlich in dessen Dienstzimmer eine Haus
suchung veranstaltete.
Was bekümmert es einen Journalisten von
Weltruf, daß in Wirklichkeit, wie jedermann
weiß, der preußische Ministerpräsident selbst
vor der Auslandspreise sprach, während der
Propagandaminister mit dem Führer zusam
men in Wiessee war.
Man erspare mir weitere Einzelheiten. Der
Ekel kommt einem hoch, wenn man sich jetzt,
da die Auslanöspresse insgesamt vorliegt, ei
nen Ueberblick verschafft und dann damit ver
gleicht, wie vornehm, nobel und anständig
Vorgänge des Auslandes in der deutschen
Presse behandelt werden. Dann kann man nur
mit Seelenruhe ausrufen: „Ach, was sind wir
Wilde doch für bessere Menschen!"
Meine Volksgenossen und Volksgenossinnen!
Ich wende mich an Sie und mit Ihnen an die
ganze Welt. Ich frage die Welt, ob sie diese
Methoden einer bewußten und systematischen
Vergiftung der öffentlichen Meinung billigt
und sich zu eigen macht. Ich frage den anstän
digen Auslandsjournalisten, ob er sich durch
das gewissenlose und hinterhältige Treiben
seiner Berufskollegen selbst kompromittieren
lassen will. Ich frage jeden Mann der Oeffent-
lichteit, der noch ein Gefühl fur Wahrtzeck uo«
persönliche Sauberkeit im Verkehr von Me»'
scheu und Völkern untereinander besitzt,
diese Abirrungen und Verwilderungen kck
lueie rroirrnngcn uno -verwiroerunge» **
Weltjournalistik rechtens sein und in Zukunft
den Umgangston unter Völkern abgeben stş'
len. Ich glaube, im Namen des ganzen deut
schen Volkes zu sprechen, wenn ich mit Es"'
pörung und Entrüstung dagegen Protest ei»-
lege und mit aller Deutlichkeit erkläre, daß
deutsche Regierung nicht gewillt ist, weiterhi«
Ausländskorrespondenten in Deutschland 3«
dulden, die auf solche Weise die Völker gegen'
einander hetzen und eine Atmosphäre heran!'
beschwören, die jede ehrliche und unooreiķ
nommene Beziehungsetzung der Nationen z»'
einander unmöglich macht. Das hat nichts r»»
der Freiheit der Meinung zu tun. Was si"
austobt, ist übelste Art von Revolverjourna-
listik, die keinem Volke zur Ehre gereiche«
kann. Sie trifft nicht ein, gegen den sie gerķ
tet ist, sondern den, der sie betreibt. Mit einet
Skrupellosigkeit ohnegleichen vergiften hier gs'
werbsmäßige Lügenfabrikanten die Weltniei-
nüng, und die Völker selbst müssen am Ettö«
die Folgen davon bezahlen.
Danken wir selbst dem Schicksal, das uns die
Möglichkeit gab, diese Art von Lügenjournaille
in Deutschland zu beseitigen. Nur so konnte«
wir unseren inneren Frieden wieder finde»-
Die deutsche Presse und der deutsche Rundfunk
können stolz darauf sein, daß sie durch eine
neue Verpflichtung zu Staat und Volk a»Ķ
dieser komprittierenden Gesellschaft herausg«'
nommen worden sind. Das deutsche Volk gcş
in Ruhe und Ordnung seiner täglichen Arbeit
nach. Es hat vor allen anderen Völkern, die
ein gleiches tun, nur Achtung und Respekt. Ģ
verfällt nicht in den Fehler, diese anderen iM'
ker mit solchen Journalisten zu verwechselt
Es weiß auch, daß es überall anständige şş
saubere Pressemänner gibt, die nach Sestet«
Wissen und Gewissen der Wahrheit diene«
wollen. Vor der hier geschilderten Art vo«
Lügenfabrikanten aber wendet es sich mit Ekel
und Abscheu ab und quittiert ihre hysterische«
und pathologischen Wut- und Haßausbrüch«
nur mit einem lauten und hörbaren „Pf»'
Teufel!"
Ģngla
Ä-
»»ch Pa
S^eitt
Morn
^leses (j
tt? 5 gib
îxblic
Jarett
3 au
Mien a.
, en
Mäh
J dari
Sä
Mrzei
Mb
Rung
Stii
£ï»m
Rung
Ä!°ud
ft*
Ä
Rd
î? èaru
J° n au
totste, r
? Dîit
Fische,
Nt
Mn v
S en öi
Rer
"S™
fei
Die Unruhen flackern mieden aus
'.ņerle
"1.tteļ«
ÄS“!
MM MM stiel den KsMimMi;
Amsterdam, 11. Juli. Obwohl die Zurück
ziehung der meisten nach Amsterdam berufe
nen Truppenabteilungen damit begründet
wurde, daß der kommunistische Ausstand als
niedergeschlagen gelten könne, ereigneten sich
am Montagabend und in den ersten Morgen-
stundeü des Dienstag doch noch eine Reihe von
Zwischenfällen.
Im Jordaan hatten sich zahlreiche Kommu
nisten zusammengerottet und begannen das
Straßenpflaster aufzureißen. Drei Ueberfall-
kommandos waren erforderlich, um hier die
Ordnung wiederherzustellen. Im Hafenviertel
von Wittenburg wurden von den Kommunisten
neue Tumulte geplant, weshalb von Abteilun
gen der Marineinfanterie das ganze Viertel
abgesperrt und auf den wichtigen Straßen
kreuzungen Posten aufgestellt wurden.
Alle Einwohner mußten schon am frühen
Abend ihre Häuser aufsuchen und dursten sie
später nicht mehr verlassen,' im nördlichen
Stadtteil mußten erneut aufgeworfene Barri
kaden von Militärabteilungen beseitigt wer
den.
Zu ernsten Zusammenstößen kam es im west
lichen Teil in der Bergersgracht, wo zwei
Polizeibeamte plötzlich von einer aufrühreri
schen Menge überfallen wurden. Nachdem die
beiden Beamten von einem Ueberfallauto aus
ihrer heiklen Lage befreit waren, wurden in
den Nebenstraßen sämtliche Laternen zerstört.
Man mußte auch hier ein starkes Polizeiauf
gebot anrücken lassen, das unter Benutzung
MHIisiig im
Bundeskanzler Dr. Dollfuß hat am Diens
tag dem Bundespräsiöenten die Demission der
Bundesregierung angeboten. Er wurde mit
Vorschlägen über die Neubildung der Regie
rung betraut. Dr. Dollfuß wird folgende Mt-
nisterliste unterbreiten: Regierungschef und
Bundeskanzler: Dollfuß,- Auswärtiges, Si
cherheit, Landwirtschaft und Verteidigung:
Starhemberg,- Bundesminister: J-ey,- Unter
richt: Schuschnigg,- Soziales: Neustadter-
türmer,- Finanzen: Buresch- Handel: Stê
kinger,- Staatssekretär für Sicherheit: Per-
winsky,- für Aeußeres: Tauschitz. Für die in
nere Verwaltung wird ein Bundesminister in
Vorschlag kommen. Für Landesverteidigung
und Landwirtschaft wird je ein Staatsminister
bestellt. Dollfuß nahm die Umbildung der
Regierung vor, um auf diese Weise eine kon
zentrierte Zusammenfassung der wichtigsten
auf die Sicherung der Ruhe und Ordnung
bezügliche» Ressorts in seiner Hand durchzu
führen und so die letzten Reste staatsfeindlicher
Bewegungen zu beseitigen. Erweiterung der
Sprengstoffgesetze, Todesstrafe auf Besitz von
Sprengmitteln usw. werden die ersten Gesetze
der neuen Regierung sein. — Ferner spricht
man in Oesterreich über eine Zusammenkunft
Mussolinis-Starhemberg i» Rom. Der Besuch
soll angeblich am 14. Juli, also noch vor dem
Zusammentreffen Mussolini—Dollfuß statt
finden. In der Unterredung soll die Aufgabe
der Heimwehr erörtert werden.
Amtlich wird die Zusammensetzung der neu
en österreichischen Bundesregierung bekannt
gegeben. Sie entspricht der bereits gemeldetes
Ministerliste. Es geht daraus hervor, daß die
beiden dem Landbuud nahestehenden Kabi
nettsmitglieder, der Innenminister Körber
und der Staatssekretär für Justiz, Glaa, au^
dem Kabinett ausgeschieden sind. Der Posten
des Innenministers ist bisher noch nicht her
setzt worden. Das neue Kabinett trägt mit
dem Ausscheiden der beiden Landbundmit-
glieöer einen ausschließlichen Heimwehrcharak
ter. Besonders bemerkenswert erscheint die
Ernennung des österreichischen Gesandten
Taufchitz zum Staatssekretär für das Aeußere.
Ueber die Ernennung seines Nachfolgers auf
dem Berliner Posten ist bisher noch keine
Entscheidung getroffen. Die Umbildung des
Kabinetts in der Richtung einer Verstärkung
des christlich-sozialen und des Heimwehr-Eiw-
flusses wird allgemein aus bestimmte Gegen
sätze zurückgeführt, die in der letzten Zeit in
nerhalb des Kabinetts zu Tage getreten waren.
der Schußwaffen die Straßen endlich zu sä»'
bern vermochte.
Ferner werden aus einer ganzen Reihe vo«
anderen holländischen Städten Straßentumull«
berichtet. Besonders heftig ging es in Rott»»'
dam zu. Hier wurde ü. a. auf dem Croosļôşş
schen Weg das Pflaster aufgerissen, die
ßenbeleuchtung unbrauchbar gemacht und
Polizei beschossen. Polizeibeamte wurden vo«
den Dächern mit schweren Steinen bomba«'
diert. Erst als zahlreiche Salven auf die Fe»'
ster und Dächer abgegeben waren und Mo»'
teure der Elektrizitätswerke eine Notbeleşş
tung angelegt hatten, wurde um 2 Uhr wo«'
gens die Polizei wieder Herr der Lage. Sta«'
ken Widerstand hatte die Polizei auch in Utrşş
und in Zuilen zu überwinden. Auch im Haag'
in* Enschede, Arnheim und Deventer wäre«
Straßentumulte zu unterdrücken.
S«
tz
Snï^ļ
licnF
fei"
tzM-
S *
iltl e,
< *
Soll mon’s glauben?
Mit 50 Millionen Volt gegen 1000 FlugzeNS«'
DRV. Newyork, 11. Juli. Die Blätter »««'
öffentlichen in sensationeller Aufmachn»«
eine längere Unterredung mit Nikol Tesl«'
der weiteren Kreisen durch die nach ihm ^
nannten Strahlen und seine Erfindung«,
zur besseren Auswertung des elektrisch«"
Stroms bekannt geworden ist. In der Unte«'
redung behauptet Dr. Tesla, es sei ihm 0«'
lungen, sogenannte Todesstrahlen durch ei»
Art elektrischen Geschützes in wirkungsvo«
Form zu bringen, so daß zehntausend Fs»«
zeuge auf eine Entfernung von 250 Meile
und ganze Armeen vernichtet werden könne«!
Nur die allerstärksten Stahlpanzer, behaupt
Tesla weiter, seien imstande, den Strahl«!,
Widerstand zu leisten, mit denen nach jeôe'ļ
im Fernrohr sichtbaren Gegenstand ge#!
werden könnte. Zur Erzeugung der „Tode-
strahlen" sei eine Spannung von 50 Million«
Volt nötig. Es handele sich im wesentlich«
darum, einen Apparat herzustellen, durch R
Strahlen in freier Luit Katt in d?nr bis»«
K.
vy
l«k
°pa
s.'-
i'L
Kl
kS
VH
S"
îtļw «a
e 'n P
H h- 01
V« te i
ê'ckl!
è s'
tzitN'
C t e "
•Kttö
benötigten Vacuum ausgesendet werden to
nen. Ferner sei die Erzeugung von g»".,
enormen elektrischen Energien notweşşs,,
Dr. Tesla, der bereits 77 Jahre alt ist, t*eK
sichtigt, seine Erfindung der Genfer ^
rüstnngskonferenz vorzulegen
NüL ts ohne Echtz?
DNB. London, 11. Juli. Die Nundfu»ta^
spräche des Propagandaministers Dr. Goebve
findet in der englischen Presse große Beacht»'I,
Die Blätter bringen die Verurteilung der
ländischen Presseberichterstattung durch K,
Goebbels stark im Vordergrund und veröfstK
lichen längere Auszüge aus der Rede.
ein sachlicher Versuch, die Feststellungen .^
Propagandaministers über die auswärl'»^
Presselügen zu widerlegen, wird bemerke' ^
werterweise nirgends gemacht. Soweit *\ ļt
Stellungnahme vorliegt, läßt sich kaum de» K ()
Wille feststellen, in Zukunft deutschen ÄnS« j,
genheiten gegenüber mehr Verständnis 3» s
fiett.
%
ö«-«
">ì
*
Ä
yjMta
di>.
àc
tzusß