Full text: Newspaper volume (1934, Bd. 3)

Hetze nur Len guten Rat geben, in Zukunft 
Vorkommenfalls bessere Verbindung unterein 
ander aufrecht zu erhalten, weil sonst auch der 
blindeste Leser zu argwöhnen anfängt, daß 
hier »ach Strich und Faden gelogen wird. 
Während der „Daily Herald" am 6. Juli be 
richtet, daß der Führer erschossen worden sei, 
wußte „Oeuvre" zu vermelden, daß es über 
haupt kein Komplott gegen Adolf Hitler ge 
geben habe. Die „Republique" aber brachte 
zwei Tage vorher die erstaunensiberte Neuig 
keit, daß Adolf Hitler eine Diktatur im Na 
men der Reichswehr ausübe und nur noch als 
ihr Beauftragter handle. Der „Matin" mel 
dete am nächsten Tage, daß die Stellung des 
Reichskanzlers durch die letzten Ereignisse 
stark geschwächt sei, während der „Jntransi- 
geant" gleich zwei Attentate auf den Führer 
mitzuteilen mußte. Nachdem also Adolf Hitler 
erschossen worden war, wurden auf ihn zwei 
Attentate versucht, seine Stellung wurde da 
durch außerordentlich geschwächt, und als sich 
obendrein noch herausstellte, daß gar kein 
Komplott gegen ihn bestanden habe, übte er 
nunmehr im Namen der Reichswehr die Dit 
tatur aus. 
Ilm 7. Juli bringt der „Matin" einen Tat 
sachenbericht von einem Augenzeugen, der als 
SS.-Mann bei der Verhaftung in Wiessee zu 
gegen gewesen sein soll. Danach ist Adolf Hit 
ler überhaupt nicht nach Wiessee gefahren. Er 
habe im Braunen Hause gesessen und die Ver 
Haftung selbst sei durch Major Buch vorgenom 
men worden. Ei» seriöses französisches Blatt 
also schenkt dem sog. Augenzeugenbericht eines 
mysteriösen, vielleicht selbst erfundenen SS.-. 
Mannes mehr Glauben als dem Zeugnis des 
Führers selbst und seiner nächsten Mitarbei- 
ter. Wir müssen also alle Gespenster gesehen 
haben oder traumgewandelt sein, als wir das 
Vorgehen des Führers in Wiessee erlebten! 
Der Attentatsruhm des „Jntrausigeant" 
läßt den „Figaro" nicht ruhen. Und so erfindet 
er denn ein neues Privatattentat auf den 
Führer. Der „Jntransigeant" hatte es auf eine 
Landstraße verlegt, der „Figaro" verlegt es 
zur Abwechslung auf ein Arbeitsdienstlager. 
Um dieselbe Stunde weiß Rußland der Welt 
mitzuteilen, daß Adolf Hitler nach diesem 
Blutbad zweifellos das Ausland anfallen 
werde, während der Straßburger Sender fest 
stellte, daß Deutschland keineswegs in der Lage 
sei, einen Krieg zu unternehmen. 
Der „Jntransigeant" erfährt am 5. Juli, daß 
der Führer von einem Heer von Spitzeln um 
geben sei und sich deshalb seine Briefe nur 
noch an die Adresse von Frau Göbbels senden 
lasse. Was umso gemeiner ist, als der „Jn- 
transtgeant" damit dem Führer durch Verrat 
dieses „Geheimnisses" die letzte Möglichkeit 
nimmt, überhaupt unkontrolliert Briefe zu 
empfangen. 
^Der Moskauer Sender stellte fest, daß der 
Führer nur noch von der Bourgeoisie" gehal 
ten werde. Leider hat er das Pech, daß die 
Moskauer „Jswestija" am selben Tage erklärt, 
Adolf Hitler habe sich durch sein Vorgehen die 
bürgerliche Massenbasis seiner Partei zerstört 
Bedauernswert ist dabei nur das russische 
Lese- und Hörpublikum, das sich in diesem Un 
fug zurecht finden soll. 
„Havas" teilt der Welt mit, daß Hitlers Po 
pularität durch die letzten Ereignisse geschwächt 
ser, was „Daily Expreß" nicht ruhen läßt und 
ihn veranlaßt, zu entdecken, daß der Führer 
nre mehr an der Spitze des deutschen Volkes 
stehen könne. Dasselbe Blatt aber tMt zwei 
Tage vorher seinen Lesern mit, da im deutschen 
Volke über die Maßnahmen Adolf Hitlers all 
gemeine Zufriedenheit herrsche. 
^ie „Morningpost" hat Einblick in ein ganz 
geheimes Testament des Herrn Reichspräsiden 
ten getan und dort entdeckt, daß er Herrn von 
Papen zu seinem Nachfolger eingesetzt habe. 
^rer „Daily Telegraph" meldet 24 Stunden 
spater, daß der Herr Reichspräsident im Ster 
ben liege. Am selben Tage empfängt Hinöen- 
üurg den Führer und am folgenden Tage das 
siamesische Königspaar in Neudeck. Jnsolge- 
depen sieht sich der „Manchester Guardian" 
veranlaßt, mitzuteilen, daß der Herr Reichs 
präsident zurücktreten wolle. Zur selben Stun 
de werden die Danktelegramme des General- 
seldmarschalls an den Führer und an den 
preußischen Ministerpräsidenten veröffentlicht. 
Man sollte meinen, daß damit den Lügen, 
fabrikanten der letzte Wind aus den Segeln 
genommen sei. Aber fehlgeschossen! Der „Daily 
Expreß" hat des Rätsels Lösung gefunden: 
^ te Danktelegramme Hindenburgs wurden 
erzwungen mit der Drohung, daß man zwei 
der^ engsten Freunde des Reichspräsidenten 
sonst erschießen werde. 
Am selben Tage weiß der Straßburger Sen- 
der als letzte Neuigkeit zu vermelden, daß 
Hlndenburg bereits vor zwei Monaten ein 
Einschreiten gegen Göring, Goebbels und Ro 
senberg gefordert habe und überläßt es seinen 
Hörern, sich zu erklären, wie so nun dieses 
Einschreiten gegen ganz andere Leute gerich 
tet wurde. 
Ein riesiges Feld sensationeller Lügenmel- 
öungen ergibt sich vor allem für die englische 
Presse in bezug auf das Haus Hohenzollern. 
Danach hat der Kaiser aus Trauer auf seinem 
schloß in Doorn eine schwarze Fahne gehißt. 
Der ehemalige Kronprinz und Prinz August 
Wilhelm haben Hausarrest erhalten. Zur glei 
chen Zeit teilt der „Jntransigeant" mit, daß 
der ehemalige Kronprinz aufgefordert worden 
sei, Deutschland sogleich zu verlassen und im 
Flugzeug bereits in Doorn eintraf. 
Der Lügenkollege vom „Daily Telegraph" j 
hatte das leider nicht gelesen und so passierte 
ihm das Mißgeschick, zu erklären, der ehemali 
ge Kronprinz sei in der Schweiz angekommen. 
Die „Daily Mail" entschied sich indes für An 
kunft in Doorn, während „Daily Expreß" in 
diesem Falle zweifellos den Vogel abschoß mit 
der Mitteilung, Deutschland sei auf dem besten 
Wege, die Monarchie wieder einzuführen, 
Adolf Hitler schwanke nur noch zwischen dem 
ehemaligen Kronprinzen und dem Prinzen 
Louis Ferdinand. 
Der „Paris Soir" indes geht den Dingen 
auf den Grund. Er hat von einem ganz siche 
ren Gewährsmann erfahren, daß der ehemalige 
Kaiser den Nationalsozialisten 35 Millionen 
zur Verfügung gestellt habe und er nun mit 
Recht erbost sei, daß sie ihr Versprechen nicht 
einhielten und ihn wieder zum Kaiser machten. 
Wie stümperhaft aber diese englischen und 
französischen Meinungsfabrikanten sind, be 
weist Radio Wien am 1. Juli mit der Mit 
teilung, daß alle Hohenzollernprinzen verhaf 
tet worden sind, wogegen Radio Stratzburg 
erklärt, daß Prinz August Wilhelm ins Aus 
land geflüchtet sei. Nun aber wird „Daily Ex 
preß" die Sache zu dumm. Ohne sich durch vor 
gefaßte Meinungen und Darstellungen in sei 
nen eigenen Spalten irgendwie beirren zu 
lassen, spürt er die Wurzeln dieser ganzen Ent 
wicklung auf und findet zu seinem Erstaunen, 
daß die monarchistische Restauration seit lan 
ger Hand vorbereitet war, daß sie nicht etwa 
in Potsdam oder Doorn ausgekocht, sondern 
—man sehe, wie einfach und klar! — zwischen 
Mussolini und Hitler in Venedig beschlossen 
worden sei. 
Helfe, was helfen mag, denken sich nun die 
Sudelköche und nehmen sich der Einfachheit 
halber alle deutschen Reichsminister vor. Am 
1. Juli meldet „Information" die Verhaftung 
von Papens, Schwerin-Krosigks und Seldtes, 
worauf der Wiener Rundfunk vor Neid er 
blaßt und fromm und gottesfürchtig mitteilt, 
daß soeben — man bedenke soeben! wie wahr 
heitsgetreu das klingt — soeben also Neichs- 
bankpräsiüent Dr. Schacht in Lichterfelde er 
schossen worden sei. 
Während also der Wiener Sender nur mit 
einem erschossenen Reichsbankpräsiöenten auf 
warten kann, läßt Radio Stratzburg sich nicht 
lumpen und richtet Herrn von Papen hin. Und 
um das Spiel abzurunden, vernimmt er ganz 
deutlich Kanonendonner aus der Richtung 
München. 
Jetzt aber geht der Moskauer Rundfunk 
aufs Ganze und erschießt in einer Massen 
exekution den sächsischen Ministerpräsidenten 
von Killinger, General von Hammerstein, 
Herrn von Gleichen, den ehemaligen Reichs 
minister Dreviranus, den Chef der Heereslei 
tung General von Fritsch und Graf Helldorf. 
Wohl gemerkt, Männer, die im öffentlichen 
Leben eine Rolle spielten oder spielen und bei 
denen sich jedermann unschwer davon über 
zeugen kann, daß sie noch außerordentlich le 
bendig sind. 
Um nicht so leicht beim Lügen ertappt zu 
werden, läßt der Sender in Wien eine Anzahl 
von hohen Polizeioffizieren erschießen, obschon 
er wissen muß, daß nicht ein einziger Polizei 
offizier überhaupt etwas mit der Meuterei zu 
tun hatte. Unterdes meldet Stratzburg, daß die 
deutschen Städte menschenleer sind und durch 
die Straßen bis an die Zähne bewaffnete Po 
lizei und SA., herumziehen. Von Rußland er 
fahren wir zur gleichen Zeit, daß die Reichs 
wehr in schweren blutigen Kämpfen mit der 
SA. in Pommern, Schlesien und Bayern liegt, 
bei denen es Tote und Verwundete in Massen 
gegeben hat, woraus der Rundfunksprecher in 
Moskau schlicht und einfach die Konsequenz 
zieht und über den Aether den Satz in die Welt 
hinausschmettert: „In Deutschland herrscht 
blutiges Chaos". 
Dieser Satz trifft sich um dieselbe Minute im 
Weltenraum mit dem Satz des Prager An 
sagers, der erklärt, daß in Deutschland völlige 
Ruhe herrsche. 
Mir diesen primitiven Feststellungen hat 
man also offenbar, weil sie sich immer wieder 
widersprechen, kein Glück und so begibt man 
sich spornstreichs ins Gebiet der hohen Politik. 
Die Wiener Sender erklärt, daß die deutsch 
englischen Transferverhandlungen abgebrochen 
worden sind, weil alle Weisungen aus Berlin 
plötzlich ausblieben. Am selben Tage wird in 
London das deutsch-englische Transferabkom 
men unterzeichnet. Da lob ich mir doch den 
Luxemburger Sender, der am 4. Juli entdeckt, 
daß in Rumänien und Bulgarien von der 
Donau massenhaft Leichen angeschwemmt wor 
den sind. 
Unterdes hat der „Jntrausigeant" festge 
stellt, daß das Propagandaministerium ausge 
hoben worden sei. Eine Wiener Meldung geht 
gleich der Sache auf den Grund und weiß mit 
zuteilen, daß Ministerpräsident Göring am 
80. Juni gerade zu der Zeit, als der Propa 
gandaminister in einem anderen Raum seines 
Hauses vor der Auslandspreise sprach, höchst 
persönlich in dessen Dienstzimmer eine Haus 
suchung veranstaltete. 
Was bekümmert es einen Journalisten von 
Weltruf, daß in Wirklichkeit, wie jedermann 
weiß, der preußische Ministerpräsident selbst 
vor der Auslandspreise sprach, während der 
Propagandaminister mit dem Führer zusam 
men in Wiessee war. 
Man erspare mir weitere Einzelheiten. Der 
Ekel kommt einem hoch, wenn man sich jetzt, 
da die Auslanöspresse insgesamt vorliegt, ei 
nen Ueberblick verschafft und dann damit ver 
gleicht, wie vornehm, nobel und anständig 
Vorgänge des Auslandes in der deutschen 
Presse behandelt werden. Dann kann man nur 
mit Seelenruhe ausrufen: „Ach, was sind wir 
Wilde doch für bessere Menschen!" 
Meine Volksgenossen und Volksgenossinnen! 
Ich wende mich an Sie und mit Ihnen an die 
ganze Welt. Ich frage die Welt, ob sie diese 
Methoden einer bewußten und systematischen 
Vergiftung der öffentlichen Meinung billigt 
und sich zu eigen macht. Ich frage den anstän 
digen Auslandsjournalisten, ob er sich durch 
das gewissenlose und hinterhältige Treiben 
seiner Berufskollegen selbst kompromittieren 
lassen will. Ich frage jeden Mann der Oeffent- 
lichteit, der noch ein Gefühl fur Wahrtzeck uo« 
persönliche Sauberkeit im Verkehr von Me»' 
scheu und Völkern untereinander besitzt, 
diese Abirrungen und Verwilderungen kck 
lueie rroirrnngcn uno -verwiroerunge» ** 
Weltjournalistik rechtens sein und in Zukunft 
den Umgangston unter Völkern abgeben stş' 
len. Ich glaube, im Namen des ganzen deut 
schen Volkes zu sprechen, wenn ich mit Es"' 
pörung und Entrüstung dagegen Protest ei»- 
lege und mit aller Deutlichkeit erkläre, daß 
deutsche Regierung nicht gewillt ist, weiterhi« 
Ausländskorrespondenten in Deutschland 3« 
dulden, die auf solche Weise die Völker gegen' 
einander hetzen und eine Atmosphäre heran!' 
beschwören, die jede ehrliche und unooreiķ 
nommene Beziehungsetzung der Nationen z»' 
einander unmöglich macht. Das hat nichts r»» 
der Freiheit der Meinung zu tun. Was si" 
austobt, ist übelste Art von Revolverjourna- 
listik, die keinem Volke zur Ehre gereiche« 
kann. Sie trifft nicht ein, gegen den sie gerķ 
tet ist, sondern den, der sie betreibt. Mit einet 
Skrupellosigkeit ohnegleichen vergiften hier gs' 
werbsmäßige Lügenfabrikanten die Weltniei- 
nüng, und die Völker selbst müssen am Ettö« 
die Folgen davon bezahlen. 
Danken wir selbst dem Schicksal, das uns die 
Möglichkeit gab, diese Art von Lügenjournaille 
in Deutschland zu beseitigen. Nur so konnte« 
wir unseren inneren Frieden wieder finde»- 
Die deutsche Presse und der deutsche Rundfunk 
können stolz darauf sein, daß sie durch eine 
neue Verpflichtung zu Staat und Volk a»Ķ 
dieser komprittierenden Gesellschaft herausg«' 
nommen worden sind. Das deutsche Volk gcş 
in Ruhe und Ordnung seiner täglichen Arbeit 
nach. Es hat vor allen anderen Völkern, die 
ein gleiches tun, nur Achtung und Respekt. Ģ 
verfällt nicht in den Fehler, diese anderen iM' 
ker mit solchen Journalisten zu verwechselt 
Es weiß auch, daß es überall anständige şş 
saubere Pressemänner gibt, die nach Sestet« 
Wissen und Gewissen der Wahrheit diene« 
wollen. Vor der hier geschilderten Art vo« 
Lügenfabrikanten aber wendet es sich mit Ekel 
und Abscheu ab und quittiert ihre hysterische« 
und pathologischen Wut- und Haßausbrüch« 
nur mit einem lauten und hörbaren „Pf»' 
Teufel!" 
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Amsterdam, 11. Juli. Obwohl die Zurück 
ziehung der meisten nach Amsterdam berufe 
nen Truppenabteilungen damit begründet 
wurde, daß der kommunistische Ausstand als 
niedergeschlagen gelten könne, ereigneten sich 
am Montagabend und in den ersten Morgen- 
stundeü des Dienstag doch noch eine Reihe von 
Zwischenfällen. 
Im Jordaan hatten sich zahlreiche Kommu 
nisten zusammengerottet und begannen das 
Straßenpflaster aufzureißen. Drei Ueberfall- 
kommandos waren erforderlich, um hier die 
Ordnung wiederherzustellen. Im Hafenviertel 
von Wittenburg wurden von den Kommunisten 
neue Tumulte geplant, weshalb von Abteilun 
gen der Marineinfanterie das ganze Viertel 
abgesperrt und auf den wichtigen Straßen 
kreuzungen Posten aufgestellt wurden. 
Alle Einwohner mußten schon am frühen 
Abend ihre Häuser aufsuchen und dursten sie 
später nicht mehr verlassen,' im nördlichen 
Stadtteil mußten erneut aufgeworfene Barri 
kaden von Militärabteilungen beseitigt wer 
den. 
Zu ernsten Zusammenstößen kam es im west 
lichen Teil in der Bergersgracht, wo zwei 
Polizeibeamte plötzlich von einer aufrühreri 
schen Menge überfallen wurden. Nachdem die 
beiden Beamten von einem Ueberfallauto aus 
ihrer heiklen Lage befreit waren, wurden in 
den Nebenstraßen sämtliche Laternen zerstört. 
Man mußte auch hier ein starkes Polizeiauf 
gebot anrücken lassen, das unter Benutzung 
MHIisiig im 
Bundeskanzler Dr. Dollfuß hat am Diens 
tag dem Bundespräsiöenten die Demission der 
Bundesregierung angeboten. Er wurde mit 
Vorschlägen über die Neubildung der Regie 
rung betraut. Dr. Dollfuß wird folgende Mt- 
nisterliste unterbreiten: Regierungschef und 
Bundeskanzler: Dollfuß,- Auswärtiges, Si 
cherheit, Landwirtschaft und Verteidigung: 
Starhemberg,- Bundesminister: J-ey,- Unter 
richt: Schuschnigg,- Soziales: Neustadter- 
türmer,- Finanzen: Buresch- Handel: Stê 
kinger,- Staatssekretär für Sicherheit: Per- 
winsky,- für Aeußeres: Tauschitz. Für die in 
nere Verwaltung wird ein Bundesminister in 
Vorschlag kommen. Für Landesverteidigung 
und Landwirtschaft wird je ein Staatsminister 
bestellt. Dollfuß nahm die Umbildung der 
Regierung vor, um auf diese Weise eine kon 
zentrierte Zusammenfassung der wichtigsten 
auf die Sicherung der Ruhe und Ordnung 
bezügliche» Ressorts in seiner Hand durchzu 
führen und so die letzten Reste staatsfeindlicher 
Bewegungen zu beseitigen. Erweiterung der 
Sprengstoffgesetze, Todesstrafe auf Besitz von 
Sprengmitteln usw. werden die ersten Gesetze 
der neuen Regierung sein. — Ferner spricht 
man in Oesterreich über eine Zusammenkunft 
Mussolinis-Starhemberg i» Rom. Der Besuch 
soll angeblich am 14. Juli, also noch vor dem 
Zusammentreffen Mussolini—Dollfuß statt 
finden. In der Unterredung soll die Aufgabe 
der Heimwehr erörtert werden. 
Amtlich wird die Zusammensetzung der neu 
en österreichischen Bundesregierung bekannt 
gegeben. Sie entspricht der bereits gemeldetes 
Ministerliste. Es geht daraus hervor, daß die 
beiden dem Landbuud nahestehenden Kabi 
nettsmitglieder, der Innenminister Körber 
und der Staatssekretär für Justiz, Glaa, au^ 
dem Kabinett ausgeschieden sind. Der Posten 
des Innenministers ist bisher noch nicht her 
setzt worden. Das neue Kabinett trägt mit 
dem Ausscheiden der beiden Landbundmit- 
glieöer einen ausschließlichen Heimwehrcharak 
ter. Besonders bemerkenswert erscheint die 
Ernennung des österreichischen Gesandten 
Taufchitz zum Staatssekretär für das Aeußere. 
Ueber die Ernennung seines Nachfolgers auf 
dem Berliner Posten ist bisher noch keine 
Entscheidung getroffen. Die Umbildung des 
Kabinetts in der Richtung einer Verstärkung 
des christlich-sozialen und des Heimwehr-Eiw- 
flusses wird allgemein aus bestimmte Gegen 
sätze zurückgeführt, die in der letzten Zeit in 
nerhalb des Kabinetts zu Tage getreten waren. 
der Schußwaffen die Straßen endlich zu sä»' 
bern vermochte. 
Ferner werden aus einer ganzen Reihe vo« 
anderen holländischen Städten Straßentumull« 
berichtet. Besonders heftig ging es in Rott»»' 
dam zu. Hier wurde ü. a. auf dem Croosļôşş 
schen Weg das Pflaster aufgerissen, die 
ßenbeleuchtung unbrauchbar gemacht und 
Polizei beschossen. Polizeibeamte wurden vo« 
den Dächern mit schweren Steinen bomba«' 
diert. Erst als zahlreiche Salven auf die Fe»' 
ster und Dächer abgegeben waren und Mo»' 
teure der Elektrizitätswerke eine Notbeleşş 
tung angelegt hatten, wurde um 2 Uhr wo«' 
gens die Polizei wieder Herr der Lage. Sta«' 
ken Widerstand hatte die Polizei auch in Utrşş 
und in Zuilen zu überwinden. Auch im Haag' 
in* Enschede, Arnheim und Deventer wäre« 
Straßentumulte zu unterdrücken. 
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Soll mon’s glauben? 
Mit 50 Millionen Volt gegen 1000 FlugzeNS«' 
DRV. Newyork, 11. Juli. Die Blätter »««' 
öffentlichen in sensationeller Aufmachn»« 
eine längere Unterredung mit Nikol Tesl«' 
der weiteren Kreisen durch die nach ihm ^ 
nannten Strahlen und seine Erfindung«, 
zur besseren Auswertung des elektrisch«" 
Stroms bekannt geworden ist. In der Unte«' 
redung behauptet Dr. Tesla, es sei ihm 0«' 
lungen, sogenannte Todesstrahlen durch ei» 
Art elektrischen Geschützes in wirkungsvo« 
Form zu bringen, so daß zehntausend Fs»« 
zeuge auf eine Entfernung von 250 Meile 
und ganze Armeen vernichtet werden könne«! 
Nur die allerstärksten Stahlpanzer, behaupt 
Tesla weiter, seien imstande, den Strahl«!, 
Widerstand zu leisten, mit denen nach jeôe'ļ 
im Fernrohr sichtbaren Gegenstand ge#! 
werden könnte. Zur Erzeugung der „Tode- 
strahlen" sei eine Spannung von 50 Million« 
Volt nötig. Es handele sich im wesentlich« 
darum, einen Apparat herzustellen, durch R 
Strahlen in freier Luit Katt in d?nr bis»« 
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benötigten Vacuum ausgesendet werden to 
nen. Ferner sei die Erzeugung von g»"., 
enormen elektrischen Energien notweşşs,, 
Dr. Tesla, der bereits 77 Jahre alt ist, t*eK 
sichtigt, seine Erfindung der Genfer ^ 
rüstnngskonferenz vorzulegen 
NüL ts ohne Echtz? 
DNB. London, 11. Juli. Die Nundfu»ta^ 
spräche des Propagandaministers Dr. Goebve 
findet in der englischen Presse große Beacht»'I, 
Die Blätter bringen die Verurteilung der 
ländischen Presseberichterstattung durch K, 
Goebbels stark im Vordergrund und veröfstK 
lichen längere Auszüge aus der Rede. 
ein sachlicher Versuch, die Feststellungen .^ 
Propagandaministers über die auswärl'»^ 
Presselügen zu widerlegen, wird bemerke' ^ 
werterweise nirgends gemacht. Soweit *\ ļt 
Stellungnahme vorliegt, läßt sich kaum de» K () 
Wille feststellen, in Zukunft deutschen ÄnS« j, 
genheiten gegenüber mehr Verständnis 3» s 
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