Full text: Newspaper volume (1934, Bd. 3)

BORGERDING & ZIMMERMANN ♦ RENDSBURG ♦ SCHLOSSPLATZ 
Di« letzte» Vorbereitung««. 
äststimmung in Hameln. 
DNB. Hameln, 28. Sept. Erntebäume und 
bändergeschmückte Erntekronen von riesigem 
Ausmaß bieten den Willkommensgruß am 
Ausgang der Bahnhofshalle der Stadt 
Hameln, die in diesen Tagen einen großen 
Teil der Gäste aufnimmt, die zum Staatsakt 
des großen Erntedanktages nach dem Bücke 
berg kommen. Die ganze Einwohnerschaft des 
in Wäldern und Bergen so lieblich eingebette 
ten Städtchens wetteifert in der Aus- 
schückung ihrer Straßen und Häuser. Die 
Hotels sind bereits seit einigen Tagen aus 
verkauft. 
Rund um den Vückeberg. 
Eine festliche, festfrohe erwartungsvolle 
Stimmung liegt über dem ganzen weiten Ge 
biet, das sich von der Rattenfängerstadt 
Hameln bis zur alten Kaiserstadt Goslar er 
streckt. Im Mittelpunkt der Gedanken aber 
steht der Bückeberg, die altgermanische Kult 
stätte, an der auch in diesem Jahr wieder da 
für Zeugnis abgelegt werden soll, daß das 
deutsche Volk sich der Heiligkeit des deutschen 
Bodens wieder bewußt geworden ist. 
Auf der Fahrt von Hameln zum Festplatz, 
sieht man bereits rings um den kleinen Ort 
Tündern große Quartierzelte errichtet, in 
denen die Hunderttausende untergebracht wer 
den, die mit den 200 Sonderzügen, zu Fuß, zu 
Rad und zu Wagen kommen werden. 
Biele Hunderte von Händen sind noch tätig, 
um die letzten Arbeiten zu erleichtern. Wieder 
steht wie im Vorjahr die Tribüne, von der 
aus der Führer und die Reichsminister 
sprechen werden, unten im Tal, die Tribüne 
für die Ehrengäste oben auf dem Bergesgipfel 
am Waldesrand. Auf den Bergeshängen 
werden die Hunderttausende von Volks 
genossen ihren Platz finden. Eine dreifache 
Reihe von Fahnenmasten führt vom Tal hin 
auf zum Berg. 
Das große Feldlager des Arbeitsdienstes. 
Die Vorarbeiten sind bekanntlich zum aller 
größten Teil vom Arbeitsdienst geleistet 
worden. Seit Monaten waren rund 1800 
Arbeitsmänner der Gruppe 203 Detmold, Gau 
Westfalen, hier tätig. In dem Tal zwischen 
dem Bückeberg und dem Ohrberg mit dem 
Blick sowohl auf die Tribüne des Führers 
wie auf den zum Festplatz ausersehenen Berg 
hang ersteht eine große Zeltstadt, in der etwa 
8000 Angehörige des Arbeitsgaues 18 Nieder 
sachsen Aufnahme finden. 600 Zelte werden 
hier in Form eines großen Hakenkreuzes er 
richtet. Große Pontons werden durch Reichs 
wehrkraftwagen herangefahren. Nicht weniger 
als vier Riesenpontonbrücken sollen Freitag 
und Sonnabend noch von den Pionieren über 
die Weser geschlagen werden, um die an 
marschierenden Kolonnen leichter auf den 
Festplatz zu bringen. Neberall noch Arbeit, 
überall Freude am Leben. 
Aufruf zum EmķàMg. 
DNB. Berlin, 28. Sept. Neichspropgganda- 
minister Dr. Goebbels und der Reichs 
ernährungsminister haben folgenden Aufruf 
zum Erntedanktag erlassen: 
Der Deutsche Erntedanktag soll der Ehren 
tag des deutschen Landvolkes sein. In einem 
arbeitsreichen Jahre hat der Bauer für das 
tägliche Brot des deutschen Volkes gesorgt,- 
seiner Mühe und seinem Fleiß ist es zu dan 
ken, wenn wir auch im kommenden Winter 
vor Ernährungssorgen bewahrt bleiben. An 
dem Ehrentag des Bauern fühlen sich die 
Männer und Frauen der Städte mit dem 
Landvolk besonders verbunden. Sie wissen, 
daß im nationalsozialistischen Staat der Segen 
des Bauernfleißes auch ihnen zum Segen ge 
reicht, daß die Sorgen des Bauern ihre Sor 
gen sind und daß alle schaffenden Stände des 
deutschen Volkes sich nur gemeinsam den Weg 
zum Wiederanfstieg erkämpfen können. Mit 
der Feier des Deutschen Erntedan.ktages dan 
ken wir alle dem Bauern als dem Urstande 
und Blutquell unseres Volkes, dem Hüter 
unserer heiligen Heimaterde. 
Das Rundfunkprogramm zum 
Deutschen Erntedanktag. 
Die Reichssendeleitung gibt folgendes 
Rundfunk-Programm für den Erntedanktag 
bekannt: 
Sonnabend, den 29. September 1934: 
„Vorabend des Deutschen Erntedanktages 
1934". 
18.80—19.49 Uhr: Reichssendung: Feierstunde 
in der historischen Wasserburg Ohsen am 
Bückeberg. 
Sonntag, den 30. September 1934: 
12.00—13.00 Uhr: Reichssendung: „Ich hört 
ein Sichelein rauschen". Der deutsche 
Bauer in Volkslied und Volkstanz. Mit 
Funkberichten: Landung des Führers auf 
dem Flugplatz in Goslar. — Eintreffen in 
der Kaiserpfalz. — Ansprache des Reichs 
bauernführers u. Reichsministers Darre. 
— Empfang der Bauernabordnungen 
durch den Führer. 
13.00 Uhr: Reichssendung: Orchestermusik. 
Berichte von der Fahrt des Führers durch 
Niedersachsen. 
15.00 Uhr: Reichssendung: Staatsakt auf dem 
Bückeberg. Ter Führer spricht. 
20.00—2.00 Uhr: Reichssendung: „Deutscher 
Ernteöank 1934." 
hitzmelie über Engkà 
DNB. London, 29. Sept. (Eig. Funkmeldg.). 
Ueber England ist mehrere Tage nach Herbst 
anfang eine neue Hitzewelle hereingebrochen. 
Am Freitagmittag zeigte das Thermometer in 
London etwas über 26 Grad Celsius, und am 
Sonnabend früh 1 Uhr herrschte noch eine 
Temperatur von 20'A Grad. Die Seebäder in 
London nnd Umgebung erfreuten sich infolge 
dessen eines unerwartet lebhaften Besuches. 
* * * 
lîeuwerļuug îm ôeutfdjen vorgefchM! 
DNB. Berlin, 28. Sept. Seit mehr als 100 
Jahren geht der Kampf um die nationale 
Vorgeschichte und die hohen Kulturwerte des 
germanischen Altertums. Während im 19. 
Jahrhundert der überstarke Romanis die rich 
tigen Anschauungen nationaler Altertums 
forscher wie F. Jisch und Danneil immer wie 
der niederdrückte, so entstand der jungen völ 
kischen Wissenschaft der Vorgeschichte in der 
Jahrhundertwende ein Vorkämpfer, der sich 
trotz aller Widerstände zu halten wußte: 
Gustaf Kossina. An der Spitze der von ihm 
gegründeten Gesellschaft für Deutsche Vorge 
schichte kämpfte er unentwegt gegen die Lüge 
vom Barbarentum unserer germanischen Vor 
fahren und schuf die wissenschaftlichen Grund 
lagen zur Erforschung unserer herrlichen frü 
hesten Geschichte. Den 100jährigen Kampf um 
die deutsche Vorgeschichte indessen hat der na 
tionalsozialistische Staat eindeutig entschieden. 
1933 ist der Reichsbund für Deutsche Vorge 
schichte gegründet worden, der alle Vorge 
schichtsforscher und Vorgeschichtsfreunde in 
einheitlicher Front vereinigt. Die erste Tagung 
des Reichsbundes findet vom 13.—20. Oktober 
1934 in Halle a. d. Saale statt. Im Mittelpunkt 
steht eine Rede des Reichsleiters Alfred Ro 
senberg über „Umwertung der deutschen 
Geschichte". 
* * N * 
Aufsehen erregende Ansgrabungsfunde in 
der Gebnrtskirche in Bethlehem. 
DNB. Jerusalem, 28. Sept. Die Ausgrabun 
gen in der Geburtskirche in Bethlehem haben 
zu Aufsehen erregenden Ergebnissen geführt. 
Außer dem Mosaik-Fußboden aus dem in den 
Jahren 326 bis 333 nach Christi Geburt er 
richteten Konstantin-Bau der damaligen Ma 
rienkirche (jetzigen Geburtskirche) fand man 
römische Mauerreste, deren Fluchtlinie erken 
nen läßt, daß Kaiser Hadrian mit seinem im 
Jahre 138 n. Chr. erfolgten Bau eines Ado 
nis-Tempels die durch ihn zerstörte Kultstätte 
der ersten Christen aus religiösen und Staats 
gründen entweihen ließ, um damit die von 
ihm unterdrückten Christen zu treffen. Damit 
erscheint der Beweis erbracht, daß an dieser 
Stelle, ö. h. an der Stelle der heutigen Ge- 
bnrtsgrotte, schon von den Christen des auf 
gehenden ersten Jahrhunderts die Geburts 
stätte Christi verehrt wurde. Dadurch erscheint 
altchristliche Ueberlieferung, die beispielsweise 
von Justinus im Jahre 165 und Origines im 
Jahre 248 erwähnt wird, archäologisch be 
wiesen. 
Hamburg, Bremen, Lübeck. 
Bei Zirkus Busch in Hamburg wurde ein 
Einbruch verübt, wobei Eintrittskarten ge 
stohlen wurden. Die Polizei nahm Donners 
tag den 18jährigen wohnungslosen Heinz B. 
fest, der den Diebstahl eingestanden hat. 
In Ostendorf (Kr. Bremervörde) brannte, 
Deutschlands größtes Dorf. 
800000 Hühner gackern in Berlin. 
Die Reichshauptstadt zählt ihre Tiere. Es 
ist wieder einmal notwendig geworden, fest 
zustellen, wieviel vier- und zweibeinige, bel 
lende, muhende, gackernde, eierlcgende, milch 
spendende Bewohner dieses riesengroße Berlin 
in seinen Mauern beherbergt. Bis zum 
10. Oktober muß jeder Haushaltungsvorstand 
in den Listen, die gleichzeitig für die Personen 
standsaufnahme bestimmt sind, gewissenhaft 
ausfüllen, welchen tierischen Genossen er unter 
seinem Dach Zuflucht gibt. 
Kanarienvögel, Papageien und Katzen 
brauchen nicht gemeldet zu werden — statistisch 
erscheinen diese beliebten Hausgenossen höch 
stens bei der Feuerwehr, wenn sie sich wieder 
einmal verflogen oder verstiegen haben und 
gerettet werden müssen. Die Stadt Berlin 
interessiert sich für denjenigen Tierbestand, der 
einen wirtschaftlichen Nutzen ergibt, also für 
Lasten bewegende Pferde und Esel, für nahr 
hafte Schweine und Kühe — und nicht zuletzt 
für steuerzahlende Hunde. 
Es sind erstaunliche 'Zahlen, die da heraus 
kommen: wenn es nicht statistisch erwiesen 
wäre, würde kein Mensch glauben wollen, 
was sür eine ausgedehnte Viehzucht in Ber 
lin betrieben wird. Berlin ist nicht nur die 
größte Stadt Deutschlands, es ist auch das 
größte Dorf und niemand soll sagen, daß der 
Berliner keine Beziehungen zur Landwirt 
schaft mehr habe. Und man soll nur nicht etwa 
glauben, daß sich dieser ganze Viehreichtum 
irgendwo an der Peripherie der Stadt auf 
hält! Es ist amtlich festgestellt, daß die meisten 
Kuhställe Berlins, hier Abmelkmirtschaften 
genannt, «m Wedding, mitten in dem dicht 
bevölkerten Häusermeer der Arbeitergcgen- 
den zu finden sind. 2962 Viehhaltungen be 
fanden sich nach einer der letzten Zählungen 
am Wedding, darunter 171 Abmelkwirtschaften 
mit einem Bestand von 6 bis 20 Kühen. Eine 
grüne Weide bekommen die nützlichen Tiere 
allerdings in ihrem Leben niemals zu sehen. 
Ist der Wedding die Zentrale der Kuh 
haltungen, so befinden sich am Friedrichshain 
die größten Schweinemästereien. Etwa 12 000 
Vettern der berühmten „Jolanthe" setzen hier 
unter behaglichem Grunzen ihr Fett an,' rund 
5000 Schafe ergänzen' den Tierbestand des 
Friedrichshains. In Köpenick wieder erfüllen 
12 000 Gänse mit ihrem Geschnatter die Luft, 
während in ganz Berlin mehr als 800 000 
Hühner der Eierproduktion nachgehen. Die 
Liste ließe sich noch lange fortsetzen: interes 
sieren wird vielleicht noch, daß auch der „Hafer 
motor" noch lange nicht ausgestorben ist. Un 
gefähr 30 069 Pferde treten das harte Berliner 
Pflaster. 
Nicht viele Berliner wissen etwas von dem 
reichen Tierleben, das sich in ihrer Stadt regt. 
Schon mehr als ein verspäteter Nachtvumm- 
ler wurde tödlich erschreckt durch das freund 
liche Gebrumm einer Kuh, die, mit spitzen 
Hörern aus dem zweiten Stock eines Hauses 
in Berlin-Schöneberg herausschauend, den 
stillen Morgen begrüßte. 
wahrscheinlich infolge Schornsteinbrandes, das 
Gewese des Bauern Vagts nieder. Wohnhaus 
und Scheune wurden ein Raub der Flammen. 
Mitverbrannt sind mehrere Schweine, das 
gesamte Mobiliar und die volle Ernte. 
Fassadenkletterer erbeuteten in Hamburg 
aus dem ersten Stockwerk eines Einzelhauses 
Schmucksachen im Werte von etwa 3000 Mark. 
Wegen Totschlages war am 6. Juli d. I. der 
Angeklagte August Kreymann aus Hamburg 
zu acht Jahren Zuchthaus verurteilt worden. 
Er hatte seine Frau, die ihn mit dem Feuer 
haken geschlagen und öfter bedroht hatte, er 
schossen. Seine Berufung, in der er angab, in 
der Notwehr gehandelt zu haben, wurde als 
unbegründet abgewiesen. Damit wird das 
Urteil rechtskräftig. 
Politischer WocheckaleOer. 
Sonnabend, den 22. September: Schweres 
Grubenunglück bei Wrexham im mittel 
englischen Industriegebiet, etwa 200 Tote. 
— Der irische General O'Duffy legt die 
Leitung der Blauhemöenorganisation 
nieder. — In den USA. blasen die Ge 
werkschaften den Generalstreik in der 
Textilindustrie ab. 
Sonntag, den 23. September: Beginn des Ab 
stimmungskampfes im Saargebiet, die 
ersten überfüllten Wahlversammlungen. 
— Feierliche Einführung des Reichs 
bischofs Ludwig Müller in sein Amt im 
Berliner Dom. — Staatsrat Dr. Ley gibt 
den Plan eines „Nationalhauses der 
deutschen Arbeit" bekannt, Köln soll die 
Kongreßstadt der Deutschen Arbeitsfront 
werden. — Ueber Spanien wird erneut 
^öer Alarmzustand verhängt. 
Montag, den 24. September: Große Rundfunk 
rede des französischen Ministerpräsidenten 
Doumergne: gegen Sozialismus, gegen 
Devalvation, für .Staatsreform. — Die 
italienische Kronprinzessin Maria Joseph« 
schenkt in Neapel einem Mädchen das 
Leben. — Einigung zwischen Sowjetruß 
land und MandschUkuo über den Verkauf 
der Ostchinabahn, Beruhigung im Fernen 
Osten. — Sonderkonferenz der Golöwäh- 
rungsländer in Genf, Plan einer engeren 
wirtschaftlichen Zusammenarbeit. — Tod 
des italienischen Dramatikers Dario 
Nicoöemi. 
Dienstag, den 25. September: Afghanistan 
wird in den Völkerbund aufgenommen.— 
Deutsch-englische Zwischenlösung für den 
beiderseitigen Warenaustausch. — Oberst 
von Hindenburg, der Sohn des Feldmar 
schalls, scheidet aus der Reichswehr. 
Mittwoch, den 26. September: In England 
sStapellauf des Cunarders 534, des größ 
ten Schiffes der Welt: die englische 
Königin tauft das Riesenschiff „Queen 
Mary". — In den USA. Rücktritt des 
NJRA-Generals Johnson, Umbau der 
NJRA. — In Genf wird ein Vorstoß 
Litwinows in der Abrüstungsfrage ab 
gewehrt. — Die Schweiz lehnt die Anwer 
bung von ,Saarpolizisten auf schweizeri 
schem Gebiet ab. — Abschluß eines deutsch 
italienischen Zahlungsabkommens in 
Berlin. — Italiens diplomatische Ver 
tretung in China wird in eine Botschaft 
umgewandelt. — Verschärfung des Kon 
fliktes zwischen Katalonien und der 
Madrider Zentralregierung. 
Donnerstag, de» 27. September: Bulgarisch 
jugoslawisches Königstreffcn in Sofia, 
lebhafte Anteilnahme der Bevölkerung. — 
Neue Willkürakte im Memelgebiet, Litau- 
isierung des deutschen Schulwesens. 
In Paris neue politische Skandalaffären: 
der Sohn des Politikers Malvy des Mor 
des an dem Barietsdirektor Dufrenne be 
zichtigt. r— Große Barthourede vor dem 
Völkerbundsrat über das .Saargebiet. — 
Amerika beschließt Teilnahme an den 
Olympischen Spielen in Berlin. 
Freitag, den 28. September: In Genf Ende 
der Septembertagung des Völkerbundes, 
Abreise der Delegierten,- neue Dreier 
erklärung über Oesterreichs Unabhängig- 
• Mt. — Auflösung der Christlich-Sozialen 
Partei in Oesterreich. — Das deutsche Volk 
wird zur Beteiligung an den Veranstal 
tungen des Erntedanktages aufgerufen.
	        
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