BORGERDING & ZIMMERMANN ♦ RENDSBURG ♦ SCHLOSSPLATZ
Di« letzte» Vorbereitung««.
äststimmung in Hameln.
DNB. Hameln, 28. Sept. Erntebäume und
bändergeschmückte Erntekronen von riesigem
Ausmaß bieten den Willkommensgruß am
Ausgang der Bahnhofshalle der Stadt
Hameln, die in diesen Tagen einen großen
Teil der Gäste aufnimmt, die zum Staatsakt
des großen Erntedanktages nach dem Bücke
berg kommen. Die ganze Einwohnerschaft des
in Wäldern und Bergen so lieblich eingebette
ten Städtchens wetteifert in der Aus-
schückung ihrer Straßen und Häuser. Die
Hotels sind bereits seit einigen Tagen aus
verkauft.
Rund um den Vückeberg.
Eine festliche, festfrohe erwartungsvolle
Stimmung liegt über dem ganzen weiten Ge
biet, das sich von der Rattenfängerstadt
Hameln bis zur alten Kaiserstadt Goslar er
streckt. Im Mittelpunkt der Gedanken aber
steht der Bückeberg, die altgermanische Kult
stätte, an der auch in diesem Jahr wieder da
für Zeugnis abgelegt werden soll, daß das
deutsche Volk sich der Heiligkeit des deutschen
Bodens wieder bewußt geworden ist.
Auf der Fahrt von Hameln zum Festplatz,
sieht man bereits rings um den kleinen Ort
Tündern große Quartierzelte errichtet, in
denen die Hunderttausende untergebracht wer
den, die mit den 200 Sonderzügen, zu Fuß, zu
Rad und zu Wagen kommen werden.
Biele Hunderte von Händen sind noch tätig,
um die letzten Arbeiten zu erleichtern. Wieder
steht wie im Vorjahr die Tribüne, von der
aus der Führer und die Reichsminister
sprechen werden, unten im Tal, die Tribüne
für die Ehrengäste oben auf dem Bergesgipfel
am Waldesrand. Auf den Bergeshängen
werden die Hunderttausende von Volks
genossen ihren Platz finden. Eine dreifache
Reihe von Fahnenmasten führt vom Tal hin
auf zum Berg.
Das große Feldlager des Arbeitsdienstes.
Die Vorarbeiten sind bekanntlich zum aller
größten Teil vom Arbeitsdienst geleistet
worden. Seit Monaten waren rund 1800
Arbeitsmänner der Gruppe 203 Detmold, Gau
Westfalen, hier tätig. In dem Tal zwischen
dem Bückeberg und dem Ohrberg mit dem
Blick sowohl auf die Tribüne des Führers
wie auf den zum Festplatz ausersehenen Berg
hang ersteht eine große Zeltstadt, in der etwa
8000 Angehörige des Arbeitsgaues 18 Nieder
sachsen Aufnahme finden. 600 Zelte werden
hier in Form eines großen Hakenkreuzes er
richtet. Große Pontons werden durch Reichs
wehrkraftwagen herangefahren. Nicht weniger
als vier Riesenpontonbrücken sollen Freitag
und Sonnabend noch von den Pionieren über
die Weser geschlagen werden, um die an
marschierenden Kolonnen leichter auf den
Festplatz zu bringen. Neberall noch Arbeit,
überall Freude am Leben.
Aufruf zum EmķàMg.
DNB. Berlin, 28. Sept. Neichspropgganda-
minister Dr. Goebbels und der Reichs
ernährungsminister haben folgenden Aufruf
zum Erntedanktag erlassen:
Der Deutsche Erntedanktag soll der Ehren
tag des deutschen Landvolkes sein. In einem
arbeitsreichen Jahre hat der Bauer für das
tägliche Brot des deutschen Volkes gesorgt,-
seiner Mühe und seinem Fleiß ist es zu dan
ken, wenn wir auch im kommenden Winter
vor Ernährungssorgen bewahrt bleiben. An
dem Ehrentag des Bauern fühlen sich die
Männer und Frauen der Städte mit dem
Landvolk besonders verbunden. Sie wissen,
daß im nationalsozialistischen Staat der Segen
des Bauernfleißes auch ihnen zum Segen ge
reicht, daß die Sorgen des Bauern ihre Sor
gen sind und daß alle schaffenden Stände des
deutschen Volkes sich nur gemeinsam den Weg
zum Wiederanfstieg erkämpfen können. Mit
der Feier des Deutschen Erntedan.ktages dan
ken wir alle dem Bauern als dem Urstande
und Blutquell unseres Volkes, dem Hüter
unserer heiligen Heimaterde.
Das Rundfunkprogramm zum
Deutschen Erntedanktag.
Die Reichssendeleitung gibt folgendes
Rundfunk-Programm für den Erntedanktag
bekannt:
Sonnabend, den 29. September 1934:
„Vorabend des Deutschen Erntedanktages
1934".
18.80—19.49 Uhr: Reichssendung: Feierstunde
in der historischen Wasserburg Ohsen am
Bückeberg.
Sonntag, den 30. September 1934:
12.00—13.00 Uhr: Reichssendung: „Ich hört
ein Sichelein rauschen". Der deutsche
Bauer in Volkslied und Volkstanz. Mit
Funkberichten: Landung des Führers auf
dem Flugplatz in Goslar. — Eintreffen in
der Kaiserpfalz. — Ansprache des Reichs
bauernführers u. Reichsministers Darre.
— Empfang der Bauernabordnungen
durch den Führer.
13.00 Uhr: Reichssendung: Orchestermusik.
Berichte von der Fahrt des Führers durch
Niedersachsen.
15.00 Uhr: Reichssendung: Staatsakt auf dem
Bückeberg. Ter Führer spricht.
20.00—2.00 Uhr: Reichssendung: „Deutscher
Ernteöank 1934."
hitzmelie über Engkà
DNB. London, 29. Sept. (Eig. Funkmeldg.).
Ueber England ist mehrere Tage nach Herbst
anfang eine neue Hitzewelle hereingebrochen.
Am Freitagmittag zeigte das Thermometer in
London etwas über 26 Grad Celsius, und am
Sonnabend früh 1 Uhr herrschte noch eine
Temperatur von 20'A Grad. Die Seebäder in
London nnd Umgebung erfreuten sich infolge
dessen eines unerwartet lebhaften Besuches.
* * *
lîeuwerļuug îm ôeutfdjen vorgefchM!
DNB. Berlin, 28. Sept. Seit mehr als 100
Jahren geht der Kampf um die nationale
Vorgeschichte und die hohen Kulturwerte des
germanischen Altertums. Während im 19.
Jahrhundert der überstarke Romanis die rich
tigen Anschauungen nationaler Altertums
forscher wie F. Jisch und Danneil immer wie
der niederdrückte, so entstand der jungen völ
kischen Wissenschaft der Vorgeschichte in der
Jahrhundertwende ein Vorkämpfer, der sich
trotz aller Widerstände zu halten wußte:
Gustaf Kossina. An der Spitze der von ihm
gegründeten Gesellschaft für Deutsche Vorge
schichte kämpfte er unentwegt gegen die Lüge
vom Barbarentum unserer germanischen Vor
fahren und schuf die wissenschaftlichen Grund
lagen zur Erforschung unserer herrlichen frü
hesten Geschichte. Den 100jährigen Kampf um
die deutsche Vorgeschichte indessen hat der na
tionalsozialistische Staat eindeutig entschieden.
1933 ist der Reichsbund für Deutsche Vorge
schichte gegründet worden, der alle Vorge
schichtsforscher und Vorgeschichtsfreunde in
einheitlicher Front vereinigt. Die erste Tagung
des Reichsbundes findet vom 13.—20. Oktober
1934 in Halle a. d. Saale statt. Im Mittelpunkt
steht eine Rede des Reichsleiters Alfred Ro
senberg über „Umwertung der deutschen
Geschichte".
* * N *
Aufsehen erregende Ansgrabungsfunde in
der Gebnrtskirche in Bethlehem.
DNB. Jerusalem, 28. Sept. Die Ausgrabun
gen in der Geburtskirche in Bethlehem haben
zu Aufsehen erregenden Ergebnissen geführt.
Außer dem Mosaik-Fußboden aus dem in den
Jahren 326 bis 333 nach Christi Geburt er
richteten Konstantin-Bau der damaligen Ma
rienkirche (jetzigen Geburtskirche) fand man
römische Mauerreste, deren Fluchtlinie erken
nen läßt, daß Kaiser Hadrian mit seinem im
Jahre 138 n. Chr. erfolgten Bau eines Ado
nis-Tempels die durch ihn zerstörte Kultstätte
der ersten Christen aus religiösen und Staats
gründen entweihen ließ, um damit die von
ihm unterdrückten Christen zu treffen. Damit
erscheint der Beweis erbracht, daß an dieser
Stelle, ö. h. an der Stelle der heutigen Ge-
bnrtsgrotte, schon von den Christen des auf
gehenden ersten Jahrhunderts die Geburts
stätte Christi verehrt wurde. Dadurch erscheint
altchristliche Ueberlieferung, die beispielsweise
von Justinus im Jahre 165 und Origines im
Jahre 248 erwähnt wird, archäologisch be
wiesen.
Hamburg, Bremen, Lübeck.
Bei Zirkus Busch in Hamburg wurde ein
Einbruch verübt, wobei Eintrittskarten ge
stohlen wurden. Die Polizei nahm Donners
tag den 18jährigen wohnungslosen Heinz B.
fest, der den Diebstahl eingestanden hat.
In Ostendorf (Kr. Bremervörde) brannte,
Deutschlands größtes Dorf.
800000 Hühner gackern in Berlin.
Die Reichshauptstadt zählt ihre Tiere. Es
ist wieder einmal notwendig geworden, fest
zustellen, wieviel vier- und zweibeinige, bel
lende, muhende, gackernde, eierlcgende, milch
spendende Bewohner dieses riesengroße Berlin
in seinen Mauern beherbergt. Bis zum
10. Oktober muß jeder Haushaltungsvorstand
in den Listen, die gleichzeitig für die Personen
standsaufnahme bestimmt sind, gewissenhaft
ausfüllen, welchen tierischen Genossen er unter
seinem Dach Zuflucht gibt.
Kanarienvögel, Papageien und Katzen
brauchen nicht gemeldet zu werden — statistisch
erscheinen diese beliebten Hausgenossen höch
stens bei der Feuerwehr, wenn sie sich wieder
einmal verflogen oder verstiegen haben und
gerettet werden müssen. Die Stadt Berlin
interessiert sich für denjenigen Tierbestand, der
einen wirtschaftlichen Nutzen ergibt, also für
Lasten bewegende Pferde und Esel, für nahr
hafte Schweine und Kühe — und nicht zuletzt
für steuerzahlende Hunde.
Es sind erstaunliche 'Zahlen, die da heraus
kommen: wenn es nicht statistisch erwiesen
wäre, würde kein Mensch glauben wollen,
was sür eine ausgedehnte Viehzucht in Ber
lin betrieben wird. Berlin ist nicht nur die
größte Stadt Deutschlands, es ist auch das
größte Dorf und niemand soll sagen, daß der
Berliner keine Beziehungen zur Landwirt
schaft mehr habe. Und man soll nur nicht etwa
glauben, daß sich dieser ganze Viehreichtum
irgendwo an der Peripherie der Stadt auf
hält! Es ist amtlich festgestellt, daß die meisten
Kuhställe Berlins, hier Abmelkmirtschaften
genannt, «m Wedding, mitten in dem dicht
bevölkerten Häusermeer der Arbeitergcgen-
den zu finden sind. 2962 Viehhaltungen be
fanden sich nach einer der letzten Zählungen
am Wedding, darunter 171 Abmelkwirtschaften
mit einem Bestand von 6 bis 20 Kühen. Eine
grüne Weide bekommen die nützlichen Tiere
allerdings in ihrem Leben niemals zu sehen.
Ist der Wedding die Zentrale der Kuh
haltungen, so befinden sich am Friedrichshain
die größten Schweinemästereien. Etwa 12 000
Vettern der berühmten „Jolanthe" setzen hier
unter behaglichem Grunzen ihr Fett an,' rund
5000 Schafe ergänzen' den Tierbestand des
Friedrichshains. In Köpenick wieder erfüllen
12 000 Gänse mit ihrem Geschnatter die Luft,
während in ganz Berlin mehr als 800 000
Hühner der Eierproduktion nachgehen. Die
Liste ließe sich noch lange fortsetzen: interes
sieren wird vielleicht noch, daß auch der „Hafer
motor" noch lange nicht ausgestorben ist. Un
gefähr 30 069 Pferde treten das harte Berliner
Pflaster.
Nicht viele Berliner wissen etwas von dem
reichen Tierleben, das sich in ihrer Stadt regt.
Schon mehr als ein verspäteter Nachtvumm-
ler wurde tödlich erschreckt durch das freund
liche Gebrumm einer Kuh, die, mit spitzen
Hörern aus dem zweiten Stock eines Hauses
in Berlin-Schöneberg herausschauend, den
stillen Morgen begrüßte.
wahrscheinlich infolge Schornsteinbrandes, das
Gewese des Bauern Vagts nieder. Wohnhaus
und Scheune wurden ein Raub der Flammen.
Mitverbrannt sind mehrere Schweine, das
gesamte Mobiliar und die volle Ernte.
Fassadenkletterer erbeuteten in Hamburg
aus dem ersten Stockwerk eines Einzelhauses
Schmucksachen im Werte von etwa 3000 Mark.
Wegen Totschlages war am 6. Juli d. I. der
Angeklagte August Kreymann aus Hamburg
zu acht Jahren Zuchthaus verurteilt worden.
Er hatte seine Frau, die ihn mit dem Feuer
haken geschlagen und öfter bedroht hatte, er
schossen. Seine Berufung, in der er angab, in
der Notwehr gehandelt zu haben, wurde als
unbegründet abgewiesen. Damit wird das
Urteil rechtskräftig.
Politischer WocheckaleOer.
Sonnabend, den 22. September: Schweres
Grubenunglück bei Wrexham im mittel
englischen Industriegebiet, etwa 200 Tote.
— Der irische General O'Duffy legt die
Leitung der Blauhemöenorganisation
nieder. — In den USA. blasen die Ge
werkschaften den Generalstreik in der
Textilindustrie ab.
Sonntag, den 23. September: Beginn des Ab
stimmungskampfes im Saargebiet, die
ersten überfüllten Wahlversammlungen.
— Feierliche Einführung des Reichs
bischofs Ludwig Müller in sein Amt im
Berliner Dom. — Staatsrat Dr. Ley gibt
den Plan eines „Nationalhauses der
deutschen Arbeit" bekannt, Köln soll die
Kongreßstadt der Deutschen Arbeitsfront
werden. — Ueber Spanien wird erneut
^öer Alarmzustand verhängt.
Montag, den 24. September: Große Rundfunk
rede des französischen Ministerpräsidenten
Doumergne: gegen Sozialismus, gegen
Devalvation, für .Staatsreform. — Die
italienische Kronprinzessin Maria Joseph«
schenkt in Neapel einem Mädchen das
Leben. — Einigung zwischen Sowjetruß
land und MandschUkuo über den Verkauf
der Ostchinabahn, Beruhigung im Fernen
Osten. — Sonderkonferenz der Golöwäh-
rungsländer in Genf, Plan einer engeren
wirtschaftlichen Zusammenarbeit. — Tod
des italienischen Dramatikers Dario
Nicoöemi.
Dienstag, den 25. September: Afghanistan
wird in den Völkerbund aufgenommen.—
Deutsch-englische Zwischenlösung für den
beiderseitigen Warenaustausch. — Oberst
von Hindenburg, der Sohn des Feldmar
schalls, scheidet aus der Reichswehr.
Mittwoch, den 26. September: In England
sStapellauf des Cunarders 534, des größ
ten Schiffes der Welt: die englische
Königin tauft das Riesenschiff „Queen
Mary". — In den USA. Rücktritt des
NJRA-Generals Johnson, Umbau der
NJRA. — In Genf wird ein Vorstoß
Litwinows in der Abrüstungsfrage ab
gewehrt. — Die Schweiz lehnt die Anwer
bung von ,Saarpolizisten auf schweizeri
schem Gebiet ab. — Abschluß eines deutsch
italienischen Zahlungsabkommens in
Berlin. — Italiens diplomatische Ver
tretung in China wird in eine Botschaft
umgewandelt. — Verschärfung des Kon
fliktes zwischen Katalonien und der
Madrider Zentralregierung.
Donnerstag, de» 27. September: Bulgarisch
jugoslawisches Königstreffcn in Sofia,
lebhafte Anteilnahme der Bevölkerung. —
Neue Willkürakte im Memelgebiet, Litau-
isierung des deutschen Schulwesens.
In Paris neue politische Skandalaffären:
der Sohn des Politikers Malvy des Mor
des an dem Barietsdirektor Dufrenne be
zichtigt. r— Große Barthourede vor dem
Völkerbundsrat über das .Saargebiet. —
Amerika beschließt Teilnahme an den
Olympischen Spielen in Berlin.
Freitag, den 28. September: In Genf Ende
der Septembertagung des Völkerbundes,
Abreise der Delegierten,- neue Dreier
erklärung über Oesterreichs Unabhängig-
• Mt. — Auflösung der Christlich-Sozialen
Partei in Oesterreich. — Das deutsche Volk
wird zur Beteiligung an den Veranstal
tungen des Erntedanktages aufgerufen.