127. Jahrgang.
127. Jahrgang.
AchlLSwîg-HollîernîlĢ
Renösburger Tageblatt
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Nr. 22?
§ràg, hm 2$. Zepîêîà
1934
Volker-Herbst in Europa?
Zwingende Bergleichsziffern
Vorbemerkung der Schriftleitung: In
Verbindung mit unserem gestern ver
öffentlichten Artikel über das Erwachen
im nahen Orient und seine Beziehungen
zum Abendland gibt der nachfolgende zu
ernstem Nachdenken Anlaß. Die Zahlen
beweisen in nüchterner Weise, wie das
europäische Abendland heute inmitten von
Völkern Asiens steht, die aus dem Schlum
mer erwachen und mit neuen Kräften
einen Anspruch auf die Zukunftsgestal
tung der Welt geltend machen. Vor dem
Erntedankfest, das die tiefe Mah
nung: Leben bedeutet Fruchtbringen, in
sich schließt, ist die folgende Veröffent
lichung besonders wertvoll.
Vor kurzem hat bekanntlich der italienische
Regierungschef einen Aufsatz veröffentlicht,
der den eindrucksvollen Titel führt: „Die
weiße Rasse stirbt?" Gerade auch darum hat
dieser Aufsatz seine besondere Bedeutung, weil
er verfaßt worden ist von dem Führer eines
Volkes, das unter den volkreichen europäi
schen Nationen verhältnismäßig die bei wei
tem günstigste Bevölkerungsbewegung auszu
weisen hat. Aber mit Recht hat Mussolini
den Vergleich dadurch so eindrucksvoll ge
macht, daß er die weiße Nasse im Verhältnis
zu den anderen sieht. Wer die Entwicklung
seines Volkes klar vor Augen haben will, muß
immer auch die Welt sehen!
Aus dem Gebiet allgemeiner Behauptungen
aber in das des nüchternen Beweises führt
uns eine Gegenüberstellung der Bevölkerungs
bewegung in den europäischen Großvölkern
mit der Japans. Bereits im Januar 1931
veröffentlichte der griechische Gelehrte An-
dreaöes einen Aufsatz „Die Bevölkerung Ja
pans", aus dem ganz klar ersichtlich ist, wie
die Bevölkerungsbewegung in dem Reich der
aufgehenden Sonne seit zwanzig Jahren eine
beständige und gesunde Entwicklung inne
hält, so daß die japanische Bevölkerung zu
einer raschen Vermehrung gelangte, die in
dem Zeitraum von 1918 bis 1928 eine Verdrei
fachung des Geburtenüberschusses von 5,40 bis
14,3 auf je 1000 Einwohner erfahren hat. Oder
in absoluten Ziffern: von 1918 bis 1928 ist der
Ueberschuß an Geburten über die Sterbefälle
von 289 830 auf 902 781 Einwohner gestiegen.
Heute ist Japan also ein Reich, das alljährlich
fast eine Million Einwohner mehr zählt. Tie
Geburtenhäufigkeit auf je 1000 Einwohner hat
nämlich in Japan 1913 33,3 Kinder betragen,
sie hat sich in zwanzig Jahren fast nicht geän
dert, denn sie betrug auch im Jahre 1932
32,9 Kinder auf je 1000 Einwohner.
Demgegenüber sind unsere europäischen
Völker weit im Nachteil. Zwar hat sich die
innere und äußere Gesundung unseres Volkes
nach dem Verhängnis bis zum Jahre 1932 be
reits im vorigen Jahre 1933 auch in einer
Aufwärtsbewegung der Geburtenziffer ausge
wirkt. Aber was bedeutet gegenüber dieser
letzten Zahl aus Japan mit seiner durch
schnittlichen Geburtenziffer von 33 je 1000
die geringe Erhöhung unserer Geburtenzif
fer. Waren wir doch beinahe auf den Stand
Frankreichs heruntergekommen. Und trotz
unserer um 25 Millionen größeren Volkszahl
innerhalb des Reichsgebietes, verglichen mit
Italien, haben wir im Jahre 1933 bei
630 826 Eheschließungen 956 915 Geburten und
730 802 Todesfälle nur einen Geburtenüber
schuß von 226113 Personen gehabt. Die Ver
gleichsziffern für Italien lauten: 285 224 Ehe
schließungen, 986 834 Geburten und 667 056
Todesfälle, was einen Geburtenüberschuß von
419 778 ausmacht. Ja, in Frankreich liegen
die Verhältnisse so, daß bei 315 466 neuen Ehe
schließungen im gleichen Jahre 1933 682 688
Geburten und fast ebenso viele, nämlich
661082, Sterbefälle verzeichnet werden muß
ten. Sogar dieser geringe Geburtenüberschuß
von 21 598 Personen kommt dort nicht den
Franzosen selbst, sondern den ausländischen
Wanderarbeitern zugute, die bei d"en polizei
lichen Meldestellen rund 56 000 Geburten
gegenüber 33 000 Sterbefälle angemeldet
haben.
Europas Völker sind Völker im Herbst. Gibt
es für sie noch einmal einen Frühling? Wenn
irgend etwas dies klar beweisen kann, so die
jüngste Entwicklung, der Umschwung in
Deutschland. Aber wenn die Völker Europas
nicht unter den Stürmen von Herbst und
Winter in ihrem Leben zusammenbrechen
wollen und sterben wollen, wenn sie als reife
Völker, die sie jetzt sind, nicht abgehauen wer
den sollen, dann müssen sie neue Frucht brin
gen.
. Ueber die Ursache, die allen anderen Grün
den zum Geburtenrückgang zugrunde liegt,
besteht ja länger kein Zweifel. Es ist der In
dividualismus, der Egoismus der Erwachse
nen, der reifgewordenen Menschen, die nur
sich selbst und zwar nur in ihrem Heute
sehen, die aber das Verhängnis nicht ge
warnt, das schon in den nächsten Jahrzehnten
durch ihre Haltung heraufbeschworen wird.
Wenn wir nicht reife Völker im Herbst des
Lebens sind, so ist der Individualismus —
reif zum Sterben. Nicht allein, daß er aus der
Herrschaft im Staate ausgerottet worden ist
— wir müssen ihn mit Stumpf und Stiel in
unserer eigenen persönlichen, moralischen und
geistigen Haltung vernichten.
Gewiß, die schweren Kriegsjahre von 1914
bis 1918 haben gezeigt, daß die Männer und
Frauen unserer Völker, wenn sie gerufen
werden, ihre Pflicht tun. Aber tun wir un
sere .Pflicht auch in dem friedlichen und doch
nie endenden Kampf ums Dasein? Wir sind
gewiß nicht Völker in der Unbefangenheit
eines dem Naturzustand nahen Daseins.
Ueber alles machen wir uns bis in die breite
sten Schichten des Volkes hinein unsere Ge
danken. Aber machen wir uns auch einmal
Gedanken über diese wenigen und doch zwin
genden Ziffern! Auch dies gehört zu unserer
Pflicht!
Ae osrlàşige pslmsche Mwott
auf die französisch-sowjetrussischen Ostpakt
pläne wird von der Pariser Morgenpresse nur
ganz vereinzelt besprochen, weil der Wortlaut
dieser Antwort nur in ganz großen Zügen
bekannt ist. Die Auffassung der Blätter geht
allgemein dahin, daß man nicht mit einem Bei
tritt Polens rechnen dürfe. Die Blätter geben
unverhohlen ihrer Mißstimmung Ausdruck.
«scher Bifájof
zu drei Zähren MhMMW Mmleitt.
DNB. Reval, 27. Sept. Wie aus Moskau
gemeldet wird, ist Bischof Pavel in Tjumen
wegen Propaganda gegen die Gottlosen in
Haft genommen und von der GPU. zu drei
Jahren Verbannung verurteilt worden.
* * *
im ErnlànklW Ilaggen heraus!
DNB. Berlin, 27. Sept. Der Reichsminister
für Volksaufklürung und Propaganda fordert
hiermit alle Volksgenossen ans, am Sonntag,
dem 30. September, zum Zeichen der Verbun
denheit aller schaffenden Stände und des Dan
kes des ganzen Volkes dem deutschen Bauern
tum gegenüber für die glückliche Einbringung
der Ernte die Häuser und Wohnung zu be
flaggen.
Das Lnftltut für Konjunkturforschung.
Institut:
Im neuesten Wochenbericht des
für Konjunkturforschung wird ein sehr auf
schlußreicher Ueberblick über die Nahrungs
mittelversorgung Deutschlands veröffentlicht,
der geeignet ist, Licht über einen Gegenstand
zu verbreiten, der angesichts der Dürre dieses
Sommers und der Devisenschwierigkeiten viel
fach Gesprächsthema ist. Die Untersuchung
kommt zu folgenden Ergebnissen:
Der Erntestand hat sich im September be
trächtlich gebessert. Trotzdem ist bei den meisten
Feldfrüchten mit einer geringeren Ernte als
im Vorjahr zu rechnen. Das berührt aber die
Nahrungsmittelversorgung der Bevölkerung
für das Wirtschaftsjahr 1984/35 im ganzen nur
wenig.
Das Angebot ans der Ernte, den Vor
räten und aus dem vorhandenen Vieh
bestand wird groß genug sein, um den
gegenwärtigen Nahrungsmittelver
brauch ohne nennenswerte Erhöhung
-- der Einfuhr zu decken.
Die Probleme, die der Rückgang der Ernte
auswirft, sind weniger Probleme der Nah-
rungsmittelversorgung im bevorstehenden
Winter als Probleme der landwirtschaftlichen
Betriebsführung. Die durch die Futtermittel
knappheit erforderlichen Umstellungen inner
halb der einzelnen Bauernbetriebe würden
sogar vorübergehend auf einzelnen Nahrungs
mittelmärkten sz. B. Fleisch) eher die Gefahr
eines Ueberangebots als einer Verknappung
bedeuten, wenn nicht durch die umfassende
Marktregelung ein Ausgleich geschaffen würde.
Die Erzeugung landwirtschaftlicher Produkte
dürfte sich nach dem gegenwärtigen gegenüber
dem Sommer verbesserten Stand der Ernte
aussichten und nach dem Außenhandelsstand
etwa folgendermaßen gestalten:
Getreide:
Die Getreideernte — Weizen, Roggen, Hafer
und Gerste — betrug im Rekordjahr 1933:
24,9 Mill. Tonnen, in diesem Jahr nach der
neuesten Schätzung 20,5 Mill. Tonnen. Hinzu
kommen aber die aus dem Vorjahr über den
„normalen" Uebertrag hinaus übernommenen
Vorräte in Höhe von etwa 1 Mill. Tonnen.
Im abgeschlossenen Wirtschaftsjahr 1933/34
wurden also 23,9 Mill. Tonnen aus inländi
scher Erzeugung verbraucht, gegenüber einem
Angebot von 21,5 Mill. Tonnen im laufenden
Wirtschaftsjahr 1934/35.
Kartoffeln:
Nimmt man äußerstenfalls einen Minder-
ertrag von 10 bis 15 Proz. im Vergleich zum
Vorjahr (44 Mill. Tonnen) an, so ergäbe das
einen Ernteertrag von 38—40 Mill. Tonnen.
Zuckerrüben: Da die Anbaufläche in diesem
Jahr nennenswert erhöht worden ist, kann
die diesjährige Ernte an Zuckerrüben wohl auf
etwa 9,9 Mill. Tonnen geschätzt werden. Die
Futterpflanzen zeigen mehr oder weniger
starke Ausfälle gegenüber dem Vorjahr. Ge
müse: Da der durch die Dürre bewirkte Aus
fall des Durchschnittsertrags durch die erhöhte
Gemüseanbaufläche nicht ausgeglichen werden
konnte, ist insgesamt mit einer geringeren
Eigenerzeugung an Gemüse zu rechnen. Die
Obsternte verspricht einen um 10 bis 16 Pro
zent höheren Ertrag zu geben setwa 2,3 Mill.
Tonnen gegen schätzungsweise 1,85 Mill. Ton
nen im Vorjahr).
bei Schweinen und Rindern auf. Da auf Rind-
und Schweinefleisch mehr als neun Zehntel
des gesamten Verzehrs entfallen, ist die
Fleischversorgung bereits durch den „regulä
ren" Auftrieb reichlich gesichert. Es kommt
aber hinzu, daß infolge der oben erwähnten
Knappheit an Futterpflanzen der Auftrieb auf
die Märkte im kommenden Winter die normale
Höhe überschreiten dürfte.
Tierische Erzeugnisse
Schlachtvieh:
Der deutsche Viehstapel wies bei der letzten
Zählung im Dezember 1933 Rekordbestände
Die Produktion von Milch dürfte zurück
gehen, da einmal die Weiden nicht voll er
tragsfähig waren, und die Heu-, Stroh-, Rü
ben- und Silovorräte im Winter knapp sein
werden. Hinzu kommt — infolge höherer Aus
mahlung des Brotgetreides — ein Mindcr-
anfall an Kleie in Höhe von etwa 0,45 Mill.
Tonnen. — Auch die Eiererzeugung dürfte
infolge der Futterknappheit kaum die Vor-
jahrshöhe erreichen.
Wie sicht nun auf Grund dieser Er-
zengnngsverhältnisse die Versorgung
Ernèedaà
Geleitwort des Rcichsbauernführers zum Erntedankfest.
NSK. Zum zweiten Male im neuen Reich begeht das deutsche Volk seinen Ernteöank-
tag. Ter diesjährige Staatsakt und Ehrentag des deutschen Bauern ist ebenso wie der
vorjährige ein Symbol für die große völkische Schicksalsgemeinschaft
aller Schaffenden.
Baucrnart ist es, zuerst dem zu danken, der uns wiederum das tägliche Brot schenkte.
Aber darüber hinaus danken wir deutschen Bauern unserem Führer und Kanzler Adolf
Hitler, der das Bauerntum zur Grundlage von Reich und Volk erhob.
Am Erntedanktage gilt es, Rückblick und Ausblick zu halten. Ueberprüft man die Gescheh
nisse des letzten Jahres auf dem Gebiete unserer nationalsozialistischen Bauernpolitik, so
treten zwei Ereignisse deutlich hervor: das Reichserbhofgesetz und das Reichs-
nührstandsgesetz mit seinen Marktregelungsverordnungen. Durch das
Rcichserbhofgesetz haben wir den Bauern or dem Zusammenbruch gerettet und
endlich'die alte Sehnsucht nach einem arteigenen Bauernrecht erfüllt, das die
Sicherheit der Scholle für alle Zukunft gewährleistet. Durch das Reichsnährstandsgesetz haben
wir dem deutschen Bauern eine einheitliche, st ä n d i s ch e Vertretung geschaffen
und ihm durch eine Kette wirtschaftlicher Maßimhmen das Leben gesichert, ohne den Ver
braucher — vor allem den Arbeiter — nennenswert zu belasten. Das Bauerntum steht heute
nach einjähriger nationalsozialistischer Agrarpolitik gesund da wie wohl kein
anderes Bauerntum in Europa.
So soll nun dieser Erntedanktag ein Bekenntnis des deutschen Bauerntums zu seinen
Pflichten gegenüber Führer, Volk und Staat und auch gleichzeitig ein Bekenntnis der
Volksgemeinschaft gegenüber seinem Bauerntum sein.
R. Walther Darrs,
Reichsleiter der NSDAP., Reichs minister und Reichsbauernsührer.