Full text: Newspaper volume (1934, Bd. 3)

127. Jahrgang. 
127. Jahrgang 
Schleswig 
Renüsburger TrgeblüLL 
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Heösrrkm zur Zettgefchichle. 
England in der europäischen Entwicklung 
bot Oesterreich die Eroberung Schlesiens an 
und setzte außerdem noch alles in Bewegung, 
um Zar Peter Hl. mit Preußen zu verfeinden." 
Man sieht auch hieraus klar, daß England 
alles kalt ließ, was nicht mit dem Handel zu 
sammenhing. Ans seine Verbündeten sah 
England wie auf Söldlinge herab und behan 
delte sie als Schachfiguren, nur, um seine 
eigenen kommerziellen Vorteile zu sichern. So 
war es auch nach der französischen Revolution. 
Das Ringen um neue Märkte für englische 
Waren gegen Frankreichs Handel und auf 
lebende Industrie waren schärfer und volks 
tümlicher als der Kampf gegen die Revolution. 
Die Kontinentalsperre war nur aus dem Ge 
danken der Handelseifersucht heraus entstan 
den. England fürchtete in Frankreich einen 
gefährlichen Nebenbuhler und so ging es in 
den Freiheitskriegen gegen Napoleon nicht auf 
die Seite der Gegner Frankreichs, um an der 
Freiheit des Festlandes mitzuarbeiten, son 
dern lediglich um das englische Handels- und 
Jndustriemonopol zu festigen. 
In dieser selben Rolle blieb England das 
ganze 19. Jahrhundert lang. Es würde zu 
weit führen, an dieser Stelle zu erläutern, 
welche Netze England spann, um das erstar 
kende Deutschland wieder zu zerschlagen. Daß 
nun gerade der Fürstenmord von Serajewo 
den Funken in das Pulverfaß warf, das die 
(Schluß.) 
. Ter Dreißigjährige Krieg gab England neue 
^ancen. Der fromme Königsmörder Crom- 
hatte den schönen Spruch erfunden: 
knetet und haltet euer Pulver trocken." So 
Minpste und besiegte England in der ersten 
ö^fte des 17. Jahrhunderts die Niederlande, 
^ren Befreiung von Spanien es 100 Jahre 
, ?her bewerkstelligt hatte, weil es sich auf 
'Redlichem Wege zu einer Kolonialmacht 
^porgeschwungen hatte. Der Engländer 
L'oper, ein Puritaner, sprach das klassische 
„Delenöa Carthago!" (Karthago muß 
^rstört werden!) in bezug auf die Niederlande 
und das Protestantische Holland wurde 
,-rnichtet,' denn es war England im Wege, 
^romuiell hatte die sog. „Navigationsakte" 
^gegeben, die England auf dem Niere alle 
rechte gab, aber keiner anderen Macht. Eng- 
Ache Schiffe hatten allein das „Recht der 
Durchsuchung" anderer und vor den englischen 
^Pissen mußten (wörtlich gemeint!) alle an 
dren die Flagge zum Gruße senken, wenn 
te nicht mit Bestimmtheit gekapert werden 
Wien. 
Unter diesen für England günstigsten Um 
lüden tat um die Mitte des 17. Jahrhunderts 
stvmwells Admiral die ersten Schritte zur 
Utigung der britischen Seeherrschaft im 
Mittelländischen Meere. Als Vorwand hier- 
ììr galten Strand- und Seeräubereien an den 
Mittelländischen Küsten. Wohl ist heute Eng- 
Ņs Herrschaft im Mittelländischen Meere 
şìcht unbeschränkt. Daher ist die Mittelmeer- 
^ge eines der bedeutendsten Probleme der 
^tztzeit. 
^Ritten in dem Niederwerfungskampfe gegen 
Eiland schloß England auf einmal ein Bünd- 
. t§ mit seinem Gegner und mit der damals 
^°ßen Seemacht Schweden, um gegen den 
^anzosenkönig Ludwig XIV. zu gehen, um 
vier Jahre später im Aermelkanal eine 
“ße holländische Kauffahrteislotte, die aus 
Levante kam, durch den englischen Admiral 
'S 1 R. Holmes überfallen zn lassen. Nun auf 
.AMal standen England mit Frankreich in 
Front und zwangen so Holland, sich 1674 
V* immer zu ergeben (Friede von West- 
şWer). Als das erledigt war, wandte sich 
Island wieder gegen Frankreich, das durch 
ş deutschen Religionskriege, vor allem den 
^Ußigjährigen Krieg, zu einer bedeutenden 
herangewachsen war. In diesen 
^bipfen vom Ende des 17. bis in das 18. 
'^hundert hinein, verstand England Wieser 
is Meisterhaft, andere für sich bluten zu 
fC'len. Die Niederlande, Preußen, vor allem 
^erreich wurden auf Frankreich gehetzt und 
versäumt, Frankreich immer wieder in 
stz, e Festlandskriege zu verstricken. Auch der 
^bische Erbfolgekrieg brachte England schöne 
Mchte. Als 1713 der Friede von Utrecht 
schlossen war, stand England als einzige 
^Mackst der Welt da. Englands Seeherrschaft 
5 e gegründet und befestigt auf den Trüm- 
seiner Nebenbuhler, seiner Freunde und 
C e * Feinde. Gibraltar war englisch gewor- 
y Mit Portugal machte England um diese 
C* den sog. MethUön-Vertrag, der England 
h? Monopol des gesamten portugiesischen 
Hobels einbrachte und bis heute noch 
tz ^ugal von Großbritannien abhängig macht. 
Ä ähnlich verhielt es sich mit dem im 
tto öen SU Utrecht geschlossenen AssiSnto-Ver- 
mit Spanien. Englands Prisenfahrten 
iļu, en französische Schiffe gingen unentwegt 
del? kifolgreich weiter und es sammelte un- 
zJ^Ure Schätze an. Friedrich der Große war 
Si), beginn des Siebenjährigen Krieges ge 
kegen, sich mit England zu verbünden und 
husche Hilfsgelder anzunehmen. Er kämpfte 
^ die Existenz Preußens, England, wie im- 
um seinen Geldbeutel. Friedrichs End- 
über die Rolle Englands ist, wie er 
sf^erholt niedergelegt hat: „Bei seinem 
Polen zieht seinen Antrag zurück, 
Englands Vertreter über die Minderheitenpolitilr 
Die Gründe, welche Polen veranlaßt haben, 
seinen Minöerheitenantrag vor dem politische» 
Ausschuß zurückzuziehen, sind klar. Polen wäre 
bei einer Abstimmung im Völkerbünde ver 
einsamt geblieben. Nur einige Kleinstaaten 
hätten mit Polen gestimmt. 
Im Hintergründe stehen aber wesentlichere 
Dinge. Die westlichen Großmächte können es 
auf keinen Fall wünschen, die Minderheiten 
frage öffentlich aufgerollt zu sehen. Frankreich 
kann es nicht im Blick auf seinen neuen Sow- 
jetsreund, England im Blick ans Verbindlich 
keiten in Indien, Südafrika und anderswo 
und Italien nicht im Blick auf Südfrankreich 
und Nordafrika, wo die italienischen Minder 
heiten z. Zt. gerade das Kuhhandelsobjekt 
Mussolinischer Großmachtpolitik sind. 
Am Rande bemerkt sein mag noch, daß eine 
besondere Veranlassung für den Rückzug Po 
lens auch die Erklärung des irischen Minister 
präsidenten de Valera sein konnte: „es sei 
am richtigsten, größere Minderheiten dem 
Staate zurückzugeben, dem sie angehören." 
Damit wäre eine Grenzrevision im mittel 
europäischen Raume sofort gegeben. Welches 
Schreckgespenst tauchte damit in Genf auf! Die 
grundsätzlichen Erörterungen des englischen 
Vertreters zur Minderheitenfrage lassen über 
dies für Knlissenverhandlungen Tür und Tor 
offen, so daß der Rückzug für Polen bestens 
vorbereitet war. So gut, daß Polens Presse 
triumphierend sagen kann: „Da die Vertreter 
der Großmächte Frankreichs, Englands und 
Italiens gegen die Ausdehnung der Minder 
heitenbestimmung auf alle Staaten sind, so sei 
es nun an ihnen, einen Ausweg aus der Lage 
zu suchen, der die Staaten befriedigt, denen 
heute Minderheitenschutzverträge auferlegt 
sei. „Dagegen stellt die französische Presse fest, 
„daß Polen vor einer großen Vereinsamung 
zurückgewichen sei". Die englische Presse hält 
Gardinenpredigten, nennt Polens Vorstoß 
nutzlos und für den Völkerbund wenig ehren 
voll. Im übrigen ist sie sehr glücklich, daß der 
„Minderheitenfall erledigt sei". Selbstverständ 
lich ist er in Wirklichkeit nicht erledigt. Eine 
. Hierzu liegt folgende Meldung vor: 
Genf, 21. Sept. Im weiteren Verlauf der 
Minderheiten-Aussprache hat der polnische 
Vertreter Raczynski den Antrag Polens auf 
Verallgemeinerung der Minderheitenschutz- 
verträge überraschend zurückgezogen. Der Prä 
sident Madariaga hatte den polnischen Ver 
treter gebeten, sich nochmals zu der ganzen 
Drohende Gefahr für Spanien
	        
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