127. Jahrgang.
127. Jahrgang.
Reaàsburger Tageblatt
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Donnerstag, bm 13. ôepteàr
nur ganz allgemein für die künftigen Welt
handelsbeziehungen, sondern ganz besonders
auch für das Verhältnis Nord-
europa—Deutschland eine neue Lag«
gegeben wäre!
Zwischenruf.
o Wie lange noch?
In der in Saarbrücken erscheinenden
Emigrantenzeitung „Deutsche Freiheit" besinn
det sich folgende ungeheuerliche Beleidigung
von Hindenburg und Hitler. Das
Blatt schreibt:
„Ein .Staatsoberhaupt von normaler
geistiger und moralischer Beschaffenheit
hätte niemals den Staat einer Räuber
bande ausgeliefert, wie es Hindenburg
unter Bruch seiner Treuepflicht und
seines Eides getan hch."
Die „Saarbrückener Zeitung" schreibt dazuķ
„Was gedenkt die Regierungskommission zu
tun gegenüber der Tatsache, daß in dem oben
angeführten Satz der Führer und Reichs
kanzler, das jetzige Staatsoberhaupt des deut
schen Reiches, als einer Räuberbande an>«
gehörig bezeichnet wird."
Deutschland hat solchen ungeheuerlichen
Beschimpfungen und Unverschämtheiten gegen
über das Recht auf uneingeschränkte Recht
fertigung. Was wird Herr Präsident Knox
Ein deutliches Wort in Gens
In Genf war gestern zur dritten öffent
lichen Tagung des Völkerbundes eingeladen,
nachdem die zweite wegen Mangels an Red
nern abgesagt werden mußte. Die Völker wis
sen schon lange, daß die öffentlichen Tagungen
lediglich Theatermacherei sind, die Weltplatt
form, von der aus die einzelnen Redner der
Staaten in seichten Worten Politik machen.
Gestern waren es vier Redner, die sich äußern
wollten. Der Schweizer Bundesprüsident ge
dachte in anerkennenden Worten des ermor
deten Bundeskanzlers Dollfuß, er feierte auch
den kürzlich verstorbenen italienischen Dele
gierten Scialoja. Das rief den Vertreter Ita
liens, Alloisi, aufs Trapez. Er dankte für die
Würdigung des Italieners und machte eine
Verneigung vor dem toten Bundeskanzler
Dollfuß. Darauf trat der neue österreichische,
Bundeskanzler Schuschnigg auf die Redner-,
tribüne. Er gab seiner Freude über eine soMj^
Würdigung eines österreichischen StaatsrMn-
nes auf der Tribüne des WeltparlWMits
Ausdruck, bekannte sich als Verl re Kr. eNies
kleinen Volkes, das hier in Genf Eigentlich
nicht viel zu sagen habe, wenn es nicht,'"was
er zu betonen sich erlaube, „im Brennpunkt
des europäischen Gedankens" (?) stünde, „im
Schnittpunkt der großen Ströme, die von
Osten nach Westen und von Norden nach Sü
den und umgekehrt fließen". Mit diesen an
genehmen Redensarten verletzte er das Ohr
des Weltparlaments umso weniger, als er
aus dieser Stellung die Notwendigkeit der
völligen Unabhängigkeit Oesterreichs ablei
tete. Eine Unabhängigkeit, von der am Rande
bemerkt sein mag, daß sie derzeit in einer völ
ligen Abhängigkeit von Nom und Paris be
steht. Nach dieser „europäischen" Einleitung
dachte der österreichische Bundeskanzler an den
Kernpunkt seiner Not, die Selbständigkeit
Oesterreichs müsse selbstverständlich finanziell
„unterbaut" sein, womit er bei der Angelegen
heit angelangt ist, die ihm die wichtigste ist.
Diese Mittel werden ihm bewilligt werden,
wenn Oesterreich sestbleibt in dem klaren Kurs
gegen Deutschland und seine Nibelungen
treue damit beweist, daß es für gutes Geld
für Paris und Nom zu haben ist. Zum Schluß
erklärte der österreichische Kanzler, daß in
Oesterreich von einer Diktatur nicht die Rede
sein könne, ein gewisser Radikalismus leite
sich lediglich aus der Wirtschaftskrise ab, die
wiederum nur durch Geld aus Paris und Ab
nahme von Waren seitens der größeren Nach
harn beseitigt werden könne.
Darauf kam dann ein sehr erfrischender
Schluß, ein Schreckenskind in Genf, der irische
Ministerpräsident de Valera, trat auf die Red
nertribüne und verlangte in temperamentvol
len Worten, daß es aufhören müsse, die große
Politik in den Hotelzimmern auszutragen und
im übrigen in den großen öffentlichen Tagun
gen unter Verheimlichung aller wirklichen
Tatsachen in wohlgesetzten Reden sich zu lang
weilen. Er verlangte vor allen Dingen in der
Frage Rußland eine offene Sprache und nicht
die bisherige Leisetreterei.
Nach dieser temperamentvollen Rede, die
übrigens von vielen Staatenvertretern mit
energischem Händeklatschen unterstrichen
wurde, verließen die Vertreter die nun be
endete Sitzung, um zunächst in den Hotelzim
mern sich von den Schrecken der Sprache eines
de Valera zu erholen, im übrigen es aber bei
der Heuchelei und Geheimniskrämerei zu be
lassen. G»
einbarung habe einen sehr schlechten Eindruck
gemacht. Simon erklärte in Genf englischen
Pressevertretern gegenüber, seiner Ansicht nach
sei der schnellste Weg in dieser Sache auch der
beste Weg.
kerne Beļerligmg Polens am Sstpatt.
DNB. London, 13. Şept. sEig. Funk
meldung.) „Daily Telegraph" zufolge hat der
polnische Außenminister Beck der britischen
Negierung durch den Lord-Geheimsiegelbe-
mahrer Eden mitgeteilt, daß Polen end-
gültig beschlossen habe, sich nicht
an dem Ostpakt zu beteiligen.
Es ist so gut wie gewiß, daß Estland, Lett
land und Litauen unter den jetzigen Um
ständen ebenfalls die Vorschläge für diesen
Pakt verwerfen werde«, und diese Gewißheit
wird noch erhöht durch die Genfer Meldung
über den Abschluß des Baltenpaktes. Bon
den Teilnehmern, die in Aussicht genommen
waren, bleiben also nur noch Frankreich,
Sowjet-Rußland und die Tschechoslowakei
übrig. Da England darauf beharrt, daß ein
osteuropäischer Pakt gegenseitige Garantien für
Deutschland enthalten muß, ist es unwahr
scheinlich, daß eine britische Zustimmung zu
irgend einer Vereinbarung zu erlangen sein
wird, die diese Länder jetzt vielleicht unterein
ander schließen würden.
Der Abschluß de«
baltischen Paktes.
dm Lerchen -er
europäischen Neuordnung.
Genf, 12. Sept. Der Mittwochabend in Genf
unterzeichnete Vertrag zwischen Estland,
Lettland und Litauen betont in seiner Ein
leitung das Bestreben der drei Länder,
die Zusammenarbeit untereinander zu
fördern und eine engere Entente zwischen
den baltischen Staaten zu begünstige»,
zur Aufrechterhaltung und Sicherung des
Friedens beizutragen und ihre auswärtige
Politik im Geiste des Völkerbundspaktes zu
führen.
Der aus neun Artikeln bestehende Vertrag
enthält die Verpflichtung der drei Regierun
gen,
sich über alle Fragen der auswärtigen
Politik zu verständigen und sich eine
gegenseitige politische und diploma.
Wir fügen noch die folgenden Meldungen
schlich auch neue konkrete Ergebnisse ge-
&0fs! 0 * haben, die, wenn auch nicht sofort, so
sie/ tlt absehbarer Zeit Aussicht auf Reali-
iw n 8 hätten. Soviel kann jedoch gesagt
sih^h, daß der Wunsch einer engeren wirt-
Vas zu mmim war!
DNB. Paris, 13. Sept. (Eig. Funkmeld.)
Der Verlauf der Mittwochsitzung des Völker
bundes und besonders die Rede des irischen
Vertreters de Valera hat in der französischen
Presse allgemeine Mißstimmung hervorgeru
fen. Da bisher immer darauf verwiesen
wurde, daß die Aufnahme Sowjetrußlands
dank der Verhandlungen Barthous hinter den
Kulissen ohne Schwierigkeiten vollzogen wer
den könnte, sieht man sich jetzt durch die recht
scharfen Ausführungen de Valeras um die
Früchte betrogen.
„Petit Parisien" meint, die Rede de Valeras
sei unangebracht gewesen in einem Augenblick,
in dem so heikle Verhandlungen geführt wer
den. Man müsse aber zugeben, daß seine Aus
führungen von einem großen Teil der Abord
nungen geteilt werde.
Großes Aufsehen hat auch in London die
Rede de Valeras mit ihren sarkastischen Hin
weisen auf geheime Intrigen und Unterredun
gen in Hotelzimmern gemacht.
Der Genfer „Times"-Vertreter sagt, Vale
ras Aeußerung, daß das zu Gunsten Sowjet-
Rußlands gebrachte Opfer sich kaum mit der
Würde des Völkerbundes vertrage, fand viel
Zustimmung. Der langsame Fortschritt der
Sache und der gebundene Charakter der Ver-
"chen Zusammenarbeit der Staaten
»ll^^uropas erneut von den Außenministern
beteiligten Länder deutlich zum Ausdruck
worden ist. Darüber hinaus ist ein
itzy^^arer Schritt vorwärts insofern erzielt
Nkfr ' alS Eteris der Regierungen künftig
>>>ş'irebt werden soll, in Zusammenarbeit
Wirtschaft dem vorschwebenden Ziel
Lu kommen. Zu diesem Zweck ist ge-
^3 kleinere Delegationen einzusetzen,
èie »ä Aufgabe darin zu bestehen haben würde,
ölichkeiten der gemeinsamen Arbeit zu-
sestzustellen und gegebenenfalls ent-
Vorschläge zu unterbreiten. Wie
Wege dieses Verfahrens dann weiter-
Herr n ist, läßt sich vorerst nicht übersehen,
Vg 'Ģeint aber, daß, falls nicht ganz beson
nst ^^ignisse eintreten, noch ein sehr
^>i V? e 1 Weg zurückzulegen sein
Ng ' ehe wirklich neue und für
künftige Gestaltung der
Ge schandelsbeziehungen wichti-
»> g Eyts.cheidungen heranreifen
sich so das Resultat der Stockholmer
Herbesprechungen zur Zeit auch als pW
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