127. Jahrgang,
127, Jahrgang.
RenösbrrrgeoDmeblLtt
Auzergenpreife: Im Anzeigenteil Grundpreis für die 46 mm breit« Aîillimeterzeļle 14 Rpfg..
im Textteil Grundpreis für die 77 mm breite Millimeterzeile 34 Rpfg. Ermäßigte und erhöhte
Grundpreise, sowie Nachlässe lt> Tarif Nr. 4. Rabattstaffel A. Geschäftsbedingungen nach Maßgabe
der Bestimmungen des Werberats. Kein« Ersatzansprüche bei Nichterscheinen der Zeitung wegen
höherer Gewalt. Für unverlangt eingehende Manuskripte übernimmt die Schrlstleitung keine Gewähr.
Bezugspreis: Ausgabe A Reichsmark 1.76 monatlich: Ausgab« B einschl. Illustrierte Wochenbeilag«
Reichsmark 2.00, zuzügl. Bestellgeld. Einzelnummer 10 Rpfg.. auswärts 15 Rpfg.. Sonnabends 15 Rpfg.
Schriftleitung und Geschäftsstelle: Rendsburg. Haus der Landeszeitung. Fernsprecher Nr. 2551.
Telegramm-Adr.: „Landeszeitung". Postscheck: Hamburg 16278. Danken: Relchsbank; Westholsteinische
Dank; Spar- und Leih-Kasse: Schleswig-Holsteinische Bank: Landkreditbank: sämtlich kn Rendsburg
Mlwoch, hm 12. SWlMber
Bild französischer Truppen, die durch Deutsch
land ziehen, um bei der Abwehr eines rusii-
Hen Einfalls zu helfen, oder von Sowjet-
Russen, die schleunigst an den Rhein befördert
würden, um mit Frankreich kämpfen zu hel
fen, müsse deutschen Augen etwas phantastisch
erscheinen.
Das Blatt erklärt weiter, die deutsche
Haltung sei verständlich, werde aber bedauert.
„Times" schließt, die Politik gegenseitiger
Verantwortlichkeit für den Frieden inner
halb eines praktisch möglichen Gebietes sei
von Großbritannien in Locarno unternom
men worden. Es bestehe keine Wahrscheinlich-
Ausdehnung der eingegangenen
Auslandsecho zur deutschen OstpaLtnote.
Mit dem Gelöbnis, des Hasses auf den Lip
pen schleiche sich jetzt die Sowjetregierung mit
Sitz und Stimme in eine Organisation ein, die
ijem Wohlstand der Völker gewidmet sein solle.
Es frage sich jedoch, was Stalin und Litwinow
veranlaßte, plötzlich ihren Kurs zu ändern und
n die Fußstapsen der noch vor kurzem ver
dammten imperialistischen Politik
^ Deutschland hat in der Ostpaktfrage die
wort erteilt. Sie kommt im richtigen
m l öertßitd, nämlich mit der Entscheidung in
H über die Aufnahme Rußlands in den
Verbund.
.Frankreich hat in Genf seinen Willen durch-
CUt Nicht zum Ziele gekommen ist die
äösische Politik in der Ostpaktsrage. Der
^schall Pilsudski, der maßgebende Politiker
> Polen, hat durch seinen Außenminister Beck
Ģepf Barthou erklären lassen, daß er ans
Z»en Fast -em Oftpakt zustimmen würde,
jji der Entscheidung Polens ist auch die Ent-
^ldung der baltischen Staaten gefallen. Sie
d,^en nur mit Polen sich beteiligen, nie-
^ ohne dieses Land.
^Urch die Note Deutschlands wird eine
Scheidung herbeigeführt und nunmehr der
Aeier über die wahren Absichten Frank
ls von denen enthüllt, die in Wahrheit auf-
angesichts der deutschen Entscheidung,
diesen Enthüllungen geht hervor, daß
ankreich den Ostpakt nur als eine Verschlei-
!.?ņg einer Bündnispolitik mit Rußland an-
j.Das wird nicht nur aus den englischen,
ij^ern auch aus einer französischen Presse-
(„Matin") deutlich. Daß Frankreich
nMchlmid für die Zerstörung seiner Ver-
s^wrungsplüne verantwortlich macht und
ê-ilb mit grobem Geschütz der Wut auffährt,
r' sich begreifen. Das ändert aber nichts an
^Tatsache, das England die Gelegenheit be-
L«, das Intrigenspiel um den Ostpakt aufzu-
und dadurch Frankreich mit einem
j^ldkonto zu behosten, das diesem Friedens-
*** zu gönnen ist.
zu treten,
obwohl sie sich noch vor kurzem über den Völ
kerbund lustig gemacht hätten. Wir dürften je
doch die Sowjetdiplomatie nicht unterschätzen.
Jede Handlung und jede Tätigkeit Sowjet
rußlands diene nur dem einen Zweck: Welt
revolution und Herrschaft des Antichrist. Es
sei nicht im mindesten daran zu zweifeln, daß
die Sowjetunion von ihrer Macht einst im
Völkerbünde ausgiebig Gebrauch
text erner
Verpflichtungen. Die Vorschläge des Ostpaktes
seien niemals eine şşache gewesen, die Eng
land unmittelbar berührt hätte, aber die bri
tische Diplomatie könnte noch irümer zweck
mäßig in Anwendung gebracht werden, um
den Weg für die schlietzliche Verwirklichung
eines persönlichen Ergebnisses offen zu halten.
Zu der deutschen Denkschrift über den Ost-
pakt heißt es im „Daily Telegraph": Die Ver
werfung des Ostpaktplanes durch Deutschland
kam nicht unerwartet. Bon vornherein war
Deutschland der Ansicht, daß es wenig Nutzen
von einem solchen Plan haben würde. Der
Gedanke, daß Armeen des roten Rußlands
durch das antimarxistische Deutschland mar
schieren könnten, um ihm gegen Frankreich
beizustehen, hat für Deutschland ebenso wenig
Interesse und Anziehungskraft wie die Mög
lichkeit, daß Frankreich ihm seine Hilfe gegen
Rußland zuteil werden lassen könnte. Es
kann jetzt mitgeteilt werden, so schreibt das
Blatt weiter, daß Barthou bei seinem Lon
doner Besuch im Juli dieses Jahres die briti
sche Zustimmung zum Abschluß eines rein
russisch-französischen Verteidigungspaktes zu
erlangen versuchte. Gleichartige Zusicherun
gen für Deutschland waren in diesem Plan
nicht enthalten. Die jetzige Form der Vor
schläge ist von der britischen Regierung ver
anlaßt worden. jSir John Simon hat deutlich
zu verstehen gegeben, daß Groß-Britannien
mit einem solchen Plan der Bildung eines
gegen Deutschland gerichteten Blocks nichts zu
tun habe.
machen
werde, um ihren Ideen zum Sieg zu verhelfen.
Deutlicher kann wohl nicht ausgesprochen
werden, um welches Verbrechen es sich bei dem
Kampf Frankreichs gegen Deutschland heute
handelt.
Ueber das Auslandsecho zur Ostpaktfrage ^yen mupe,^. Ņoy-Şiannien reine neue
und die Einladungsdenkschrift an Sowjetruß- Verantwortlichkeit übernehmen komcke und
land berichten die folgenden Meldungen: 3 - à Grundsatz der deutschen Glerchberechtr-
' . gung von diesem Versuch der Ausdehnung des
„Daily Expreß" berichtet aus Genf, TicnS- Sicherheitssystems nicht getrennt werden
tagabend sei aus französischen diplomatischen könnte.
Kreisen von der Möglichkeit eines Verteidi- Simon habe damals gesagt, daß die fran-
qungsbündnisses zwischen Frankreich und Sösisthe Regierung mit dieser Auffassung ein-
' . , m ... ' . _. - , , verstanden sei, und es sei einigermaßen uber-
Sowjet-Ruß and dre Rede gewesen. Tre feind- ^schenk» gewesen, daß Barthou mehrere Tage
selige Haltung Polens gegenüber dem Ostpakt später in Bayonne ausdrücklich erklärt habe,
habe dazu geführt, daß Frankreich die Hoff- Verhandlungen über die Abrüstung könnten
nung verloren habe, auf diesem Wege die nicht als Vorbedingung eines regionalen
Einkreisung Deutschlands zu erreichen. Es Paktes betrachtet werden. Das Blatt erkennt
... . „ . , ' a , ' an, daß dieses Ausweichen vor der Frage der
scheine kein anderer Anvweg zu bleiben, alv Rüstungsgleichheit für Deutschland der
die Wiederbelebung des Vorkriegsbündnisses Hauptgrund der Weigerung sei, auf der vor-
mit Rußland. geschlagenen Grundlage zu verhandeln. Das
p Aufnahme Sowjetrußlands in den Völ-
I ^d, über die berichtet worden ist, wird in
J späteren Beurteilung der Welt nicht weni-
verhängnisvoll gewertet werden müssen,
êst bie unsichere Haltung der mitteleuro-
tioh n Monarchien der französischen Revolu-
áâ von 1789 gegenüber. Durch die Aufnahme
hj.upnds in den Völkerbund ist der Volsche-
jj^vtiks endgültig salonfähig in der Diploma
ts ? Westmächte geworden und durch den Aü-
ij» eines Bündnisses zwischen Rußland und
^Mkreich wird dem bolschewistischen Regime
dj^^tütze gegeben, die es diesem ermöglicht,
Sammlung seiner Kraft weiter in Ruhe
I^?etreiben. Am Ende der französischen Revo-
»Ujļ? stand die Diktatur Napoleons l. Was
itzz.^nde der Entwicklung in Rußland stehen
>vj °'wissen wir noch nicht, aber das wissen
ìļu Jeut e schon bestimmt, daß die Aufnahme
'isch^ņds in den Völkerbund zu jenen histo-
V ** Ereignissen gehören wird, durch welche
llrj ^endländische Zivilisation sich selbst ein
lït.3 wenn nicht gar ein Todesurteil, ge-
Die kmöerlähmuusü-Epi-emi« in Dänemark.
Die Herbstmanöver abgesagt, 68 Schulen in Nordschleswig geschloffen. Der Herd ist Fünen.
769 Neuerkrankungen in den letzten Tage«.
Die Epidemie-Lage in Faaborg auf Fünen
hat sich so zugespitzt, daß die Aerzte und
Krankenschwestern in den Krankenhäusern
und dem interimistischen Zeltlager in der
Nähe der Stadt, in dem viele Patienten unter
gebracht sind, unter der ungeheuren Ueberar-
beit beinahe zusammenbrechen. In den letzten
Tagen sind täglich nahezu 26 neue Erkrankun
gen zu verzeichnen gewesen, so daß die Gesamt
zahl in Faaborg jetzt auf 214 angewachsen ist.
Alle Einwohner, die nicht unbedingt in der
Stadt bleiben müssen, sind in andere Gegenden
des Landes gereist.
Nach Angaben der obersten Gesundheits
behörde betrug die Zahl der an spinaler Kin
derlähmung Erkrankten in ganz Dänemark in
den letzten Tagen etwa 706, davon etwa die
Hälfte in den ersten 10 Tagen des Septembers.
Unter den Soldaten der Garnison Odense
hat sich die Krankheit so stark verbreitet, daß
das dänische Kriegsministerium beschlossen hat,
die Odenseer Truppen von der Teilnahme an
den bevorstehenden Herbstmanövern zu be
freien. (Inzwischen sind durch Befehl des
Kriegsministers die Herbstmanöver überhaupt
agesagt worden.
Die Kinderlähmungs-Epidemie im Kreise
Hadersleben hat nun eine derartige Ausdeh
nung genommen, daß 134 Kranke im städtischen
Krankenhaus untergebracht sind. Die als Laza
rett beschlagnahmte Luisenschule wird mit 120
Betten ausgestattet und erhält eine ständige
Wache von einem Arzt mit drei Krankenpfle
gerinnen. Die Garnisonverwaltung hat Gerät
schaften hergeliehen. Die Kranken sollen, so
bald es sich machen läßt, aus den Baracken in
das Schulhaus überführt werden. Die Verpfle
gung geschieht aus dem Krankenhaus. Än der
Gegend von Rödding sind 16 Erkrankungen
Das französische Presseecho.
Der Genfer Sonderberichterstatter der Ha-
vasagentur behauptet, daß die deutsche Ant
wort in der Ostpaktfrage in den Völkerbunds-
kreiseu mit einem gewissen Ernst beurteilt
worden sei. Besonders falle an der Note die
Tatsache auf, daß die deutsche Forderung nach
Verstärkung der Streitkräfte restlos aufrecht
erhalten werde, ferner die Tatsache, daß der
Grundsatz des gegenseitigen Beistandes ab
gelehnt werde. Deutschland beharre somit in
seinem Willen nach Aufrüstung, die es seit
Monaten unter Mißachtung der Verträge ver
wirkliche. Ueberdies schalte es die Aussicht auf
wirksame, den Völkerbundsgrundsätzen ent
sprechende Garantien aus.
Der „Matin" erklärt klipp und klar, daß
ein System gegenseitiger Unterstützung in
Osteuropa ohne Deutschland unmöglich sei.
Man werde also daraus verzichten oder das
Kind beim Namen nennen, ö. h. ganz offen
von einem Bündnis mit Sowjet-Rußland
sprechen müssen. Das sei natürlich nicht sehr
einfach, wenn man nicht das Ganze mit dem
Mantel einer internationalen Zusammen
arbeit umgeben könne.
Der „Temps" bezeichnet den Inhalt der
deutschen Antwort als auf eine Ablehnung
hinauslaufend und schreibt, einfache zweiseitige
Nichtangriffsverträge könnten zur Stabilisie
rung der Lage nicht ausreichen. Wahre Sicher
heitsgarantien könnten nur durch regionale
Bestandspakte mit Sanktionsdrohuugeu er
zielt werden. Von diesem System aber wolle
Deutschland nichts wissen, weil es sich — und
nun kommen auch hier die niederträchtigen
Unterstellungen — gegenüber den baltischen
Staaten, der Tschechoslowakei und trotz des
deutsch-polnischen Einvernehmens volle Ak
tionsfreiheit vorbehalten wolle. Dadurch ent
hülle Deutschland wieder einmal seinen Wil
len, jede internationale Zusammenarbeit zur
Festigung des Friedens und zur Verhinderung
M Krieges zu vereiteln. Der TemO-ArtM
abgenommen. — Neuerkrankungen traten in
Wonsbek, Aastrup und Bjrning auf,' daher
wurden die dortigen Schulen auch geschlossen.
Die Zahl der Kranken aus dem Kreise Ha
dersleben beträgt jetzt rund 200. Es sind ins
gesamt 68 Schulen geschloffen worden. Die mei
sten Neuerkrankungen stammen aus dem We
sten des Kreises. Die Militärbehörde hat die
Befreiung der für die Manöver einberufenen
Heerespflichtigen für weitere Bezirke im We
sten des Kreises Hadersleben ausgesprochen.
Im Kreise Apenrade sind 3 Neuerkrankun
gen gemeldet, und zwar aus Rotenkrug und
Hellewatt. Es liegen jetzt 20 Kranke im Kreis
krankenhaus. — Ferner wird eine Neuerkran
kung aus Ekensund (Kreis Sonderburg) ge
meldet.
Wie weisen besonders auf einen unterrich
tenden Artikel im lokalen Teil, 1. Seite des 2.
Blattes, von Kreisarzt Dr. Stölting über das
Wesen der Krankheit hin. Es wäre vielleicht
zeitweilige Grenzsperre gegen Dänemark er
wägenswert. Einzelfälle sind leider auch schon
im Schleswigschen vorgekommen. (Siehe auch
Provinzteil.)
î-'Paktes mit Beelzebub". Weiter schreibe
Jilt'? 1 '*** wörtlich: Man wolle jetzt de« Teufel
.. Beelzebub austreiben. Im Völker-
Eky .Müßten sich sämtliche Staaten verpflich-
° lc Kultur der Menschheit, die Zivilisa-
x'e sm nö Religion zu schützen und zu achten.
sftvskauer Regierung aber predige offen
'ļ->r.^"Nlpf gegen das Christentum und er-
I "aß die Nächstenliebe nur ein Hinder-
Revolution jei.