Full text: Newspaper volume (1934, Bd. 3)

127. Jahrgang, 
127, Jahrgang. 
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Mlwoch, hm 12. SWlMber 
Bild französischer Truppen, die durch Deutsch 
land ziehen, um bei der Abwehr eines rusii- 
Hen Einfalls zu helfen, oder von Sowjet- 
Russen, die schleunigst an den Rhein befördert 
würden, um mit Frankreich kämpfen zu hel 
fen, müsse deutschen Augen etwas phantastisch 
erscheinen. 
Das Blatt erklärt weiter, die deutsche 
Haltung sei verständlich, werde aber bedauert. 
„Times" schließt, die Politik gegenseitiger 
Verantwortlichkeit für den Frieden inner 
halb eines praktisch möglichen Gebietes sei 
von Großbritannien in Locarno unternom 
men worden. Es bestehe keine Wahrscheinlich- 
Ausdehnung der eingegangenen 
Auslandsecho zur deutschen OstpaLtnote. 
Mit dem Gelöbnis, des Hasses auf den Lip 
pen schleiche sich jetzt die Sowjetregierung mit 
Sitz und Stimme in eine Organisation ein, die 
ijem Wohlstand der Völker gewidmet sein solle. 
Es frage sich jedoch, was Stalin und Litwinow 
veranlaßte, plötzlich ihren Kurs zu ändern und 
n die Fußstapsen der noch vor kurzem ver 
dammten imperialistischen Politik 
^ Deutschland hat in der Ostpaktfrage die 
wort erteilt. Sie kommt im richtigen 
m l öertßitd, nämlich mit der Entscheidung in 
H über die Aufnahme Rußlands in den 
Verbund. 
.Frankreich hat in Genf seinen Willen durch- 
CUt Nicht zum Ziele gekommen ist die 
äösische Politik in der Ostpaktsrage. Der 
^schall Pilsudski, der maßgebende Politiker 
> Polen, hat durch seinen Außenminister Beck 
Ģepf Barthou erklären lassen, daß er ans 
Z»en Fast -em Oftpakt zustimmen würde, 
jji der Entscheidung Polens ist auch die Ent- 
^ldung der baltischen Staaten gefallen. Sie 
d,^en nur mit Polen sich beteiligen, nie- 
^ ohne dieses Land. 
^Urch die Note Deutschlands wird eine 
Scheidung herbeigeführt und nunmehr der 
Aeier über die wahren Absichten Frank 
ls von denen enthüllt, die in Wahrheit auf- 
angesichts der deutschen Entscheidung, 
diesen Enthüllungen geht hervor, daß 
ankreich den Ostpakt nur als eine Verschlei- 
!.?ņg einer Bündnispolitik mit Rußland an- 
j.Das wird nicht nur aus den englischen, 
ij^ern auch aus einer französischen Presse- 
(„Matin") deutlich. Daß Frankreich 
nMchlmid für die Zerstörung seiner Ver- 
s^wrungsplüne verantwortlich macht und 
ê-ilb mit grobem Geschütz der Wut auffährt, 
r' sich begreifen. Das ändert aber nichts an 
^Tatsache, das England die Gelegenheit be- 
L«, das Intrigenspiel um den Ostpakt aufzu- 
und dadurch Frankreich mit einem 
j^ldkonto zu behosten, das diesem Friedens- 
*** zu gönnen ist. 
zu treten, 
obwohl sie sich noch vor kurzem über den Völ 
kerbund lustig gemacht hätten. Wir dürften je 
doch die Sowjetdiplomatie nicht unterschätzen. 
Jede Handlung und jede Tätigkeit Sowjet 
rußlands diene nur dem einen Zweck: Welt 
revolution und Herrschaft des Antichrist. Es 
sei nicht im mindesten daran zu zweifeln, daß 
die Sowjetunion von ihrer Macht einst im 
Völkerbünde ausgiebig Gebrauch 
text erner 
Verpflichtungen. Die Vorschläge des Ostpaktes 
seien niemals eine şşache gewesen, die Eng 
land unmittelbar berührt hätte, aber die bri 
tische Diplomatie könnte noch irümer zweck 
mäßig in Anwendung gebracht werden, um 
den Weg für die schlietzliche Verwirklichung 
eines persönlichen Ergebnisses offen zu halten. 
Zu der deutschen Denkschrift über den Ost- 
pakt heißt es im „Daily Telegraph": Die Ver 
werfung des Ostpaktplanes durch Deutschland 
kam nicht unerwartet. Bon vornherein war 
Deutschland der Ansicht, daß es wenig Nutzen 
von einem solchen Plan haben würde. Der 
Gedanke, daß Armeen des roten Rußlands 
durch das antimarxistische Deutschland mar 
schieren könnten, um ihm gegen Frankreich 
beizustehen, hat für Deutschland ebenso wenig 
Interesse und Anziehungskraft wie die Mög 
lichkeit, daß Frankreich ihm seine Hilfe gegen 
Rußland zuteil werden lassen könnte. Es 
kann jetzt mitgeteilt werden, so schreibt das 
Blatt weiter, daß Barthou bei seinem Lon 
doner Besuch im Juli dieses Jahres die briti 
sche Zustimmung zum Abschluß eines rein 
russisch-französischen Verteidigungspaktes zu 
erlangen versuchte. Gleichartige Zusicherun 
gen für Deutschland waren in diesem Plan 
nicht enthalten. Die jetzige Form der Vor 
schläge ist von der britischen Regierung ver 
anlaßt worden. jSir John Simon hat deutlich 
zu verstehen gegeben, daß Groß-Britannien 
mit einem solchen Plan der Bildung eines 
gegen Deutschland gerichteten Blocks nichts zu 
tun habe. 
machen 
werde, um ihren Ideen zum Sieg zu verhelfen. 
Deutlicher kann wohl nicht ausgesprochen 
werden, um welches Verbrechen es sich bei dem 
Kampf Frankreichs gegen Deutschland heute 
handelt. 
Ueber das Auslandsecho zur Ostpaktfrage ^yen mupe,^. Ņoy-Şiannien reine neue 
und die Einladungsdenkschrift an Sowjetruß- Verantwortlichkeit übernehmen komcke und 
land berichten die folgenden Meldungen: 3 - à Grundsatz der deutschen Glerchberechtr- 
' . gung von diesem Versuch der Ausdehnung des 
„Daily Expreß" berichtet aus Genf, TicnS- Sicherheitssystems nicht getrennt werden 
tagabend sei aus französischen diplomatischen könnte. 
Kreisen von der Möglichkeit eines Verteidi- Simon habe damals gesagt, daß die fran- 
qungsbündnisses zwischen Frankreich und Sösisthe Regierung mit dieser Auffassung ein- 
' . , m ... ' . _. - , , verstanden sei, und es sei einigermaßen uber- 
Sowjet-Ruß and dre Rede gewesen. Tre feind- ^schenk» gewesen, daß Barthou mehrere Tage 
selige Haltung Polens gegenüber dem Ostpakt später in Bayonne ausdrücklich erklärt habe, 
habe dazu geführt, daß Frankreich die Hoff- Verhandlungen über die Abrüstung könnten 
nung verloren habe, auf diesem Wege die nicht als Vorbedingung eines regionalen 
Einkreisung Deutschlands zu erreichen. Es Paktes betrachtet werden. Das Blatt erkennt 
... . „ . , ' a , ' an, daß dieses Ausweichen vor der Frage der 
scheine kein anderer Anvweg zu bleiben, alv Rüstungsgleichheit für Deutschland der 
die Wiederbelebung des Vorkriegsbündnisses Hauptgrund der Weigerung sei, auf der vor- 
mit Rußland. geschlagenen Grundlage zu verhandeln. Das 
p Aufnahme Sowjetrußlands in den Völ- 
I ^d, über die berichtet worden ist, wird in 
J späteren Beurteilung der Welt nicht weni- 
verhängnisvoll gewertet werden müssen, 
êst bie unsichere Haltung der mitteleuro- 
tioh n Monarchien der französischen Revolu- 
áâ von 1789 gegenüber. Durch die Aufnahme 
hj.upnds in den Völkerbund ist der Volsche- 
jj^vtiks endgültig salonfähig in der Diploma 
ts ? Westmächte geworden und durch den Aü- 
ij» eines Bündnisses zwischen Rußland und 
^Mkreich wird dem bolschewistischen Regime 
dj^^tütze gegeben, die es diesem ermöglicht, 
Sammlung seiner Kraft weiter in Ruhe 
I^?etreiben. Am Ende der französischen Revo- 
»Ujļ? stand die Diktatur Napoleons l. Was 
itzz.^nde der Entwicklung in Rußland stehen 
>vj °'wissen wir noch nicht, aber das wissen 
ìļu Jeut e schon bestimmt, daß die Aufnahme 
'isch^ņds in den Völkerbund zu jenen histo- 
V ** Ereignissen gehören wird, durch welche 
llrj ^endländische Zivilisation sich selbst ein 
lït.3 wenn nicht gar ein Todesurteil, ge- 
Die kmöerlähmuusü-Epi-emi« in Dänemark. 
Die Herbstmanöver abgesagt, 68 Schulen in Nordschleswig geschloffen. Der Herd ist Fünen. 
769 Neuerkrankungen in den letzten Tage«. 
Die Epidemie-Lage in Faaborg auf Fünen 
hat sich so zugespitzt, daß die Aerzte und 
Krankenschwestern in den Krankenhäusern 
und dem interimistischen Zeltlager in der 
Nähe der Stadt, in dem viele Patienten unter 
gebracht sind, unter der ungeheuren Ueberar- 
beit beinahe zusammenbrechen. In den letzten 
Tagen sind täglich nahezu 26 neue Erkrankun 
gen zu verzeichnen gewesen, so daß die Gesamt 
zahl in Faaborg jetzt auf 214 angewachsen ist. 
Alle Einwohner, die nicht unbedingt in der 
Stadt bleiben müssen, sind in andere Gegenden 
des Landes gereist. 
Nach Angaben der obersten Gesundheits 
behörde betrug die Zahl der an spinaler Kin 
derlähmung Erkrankten in ganz Dänemark in 
den letzten Tagen etwa 706, davon etwa die 
Hälfte in den ersten 10 Tagen des Septembers. 
Unter den Soldaten der Garnison Odense 
hat sich die Krankheit so stark verbreitet, daß 
das dänische Kriegsministerium beschlossen hat, 
die Odenseer Truppen von der Teilnahme an 
den bevorstehenden Herbstmanövern zu be 
freien. (Inzwischen sind durch Befehl des 
Kriegsministers die Herbstmanöver überhaupt 
agesagt worden. 
Die Kinderlähmungs-Epidemie im Kreise 
Hadersleben hat nun eine derartige Ausdeh 
nung genommen, daß 134 Kranke im städtischen 
Krankenhaus untergebracht sind. Die als Laza 
rett beschlagnahmte Luisenschule wird mit 120 
Betten ausgestattet und erhält eine ständige 
Wache von einem Arzt mit drei Krankenpfle 
gerinnen. Die Garnisonverwaltung hat Gerät 
schaften hergeliehen. Die Kranken sollen, so 
bald es sich machen läßt, aus den Baracken in 
das Schulhaus überführt werden. Die Verpfle 
gung geschieht aus dem Krankenhaus. Än der 
Gegend von Rödding sind 16 Erkrankungen 
Das französische Presseecho. 
Der Genfer Sonderberichterstatter der Ha- 
vasagentur behauptet, daß die deutsche Ant 
wort in der Ostpaktfrage in den Völkerbunds- 
kreiseu mit einem gewissen Ernst beurteilt 
worden sei. Besonders falle an der Note die 
Tatsache auf, daß die deutsche Forderung nach 
Verstärkung der Streitkräfte restlos aufrecht 
erhalten werde, ferner die Tatsache, daß der 
Grundsatz des gegenseitigen Beistandes ab 
gelehnt werde. Deutschland beharre somit in 
seinem Willen nach Aufrüstung, die es seit 
Monaten unter Mißachtung der Verträge ver 
wirkliche. Ueberdies schalte es die Aussicht auf 
wirksame, den Völkerbundsgrundsätzen ent 
sprechende Garantien aus. 
Der „Matin" erklärt klipp und klar, daß 
ein System gegenseitiger Unterstützung in 
Osteuropa ohne Deutschland unmöglich sei. 
Man werde also daraus verzichten oder das 
Kind beim Namen nennen, ö. h. ganz offen 
von einem Bündnis mit Sowjet-Rußland 
sprechen müssen. Das sei natürlich nicht sehr 
einfach, wenn man nicht das Ganze mit dem 
Mantel einer internationalen Zusammen 
arbeit umgeben könne. 
Der „Temps" bezeichnet den Inhalt der 
deutschen Antwort als auf eine Ablehnung 
hinauslaufend und schreibt, einfache zweiseitige 
Nichtangriffsverträge könnten zur Stabilisie 
rung der Lage nicht ausreichen. Wahre Sicher 
heitsgarantien könnten nur durch regionale 
Bestandspakte mit Sanktionsdrohuugeu er 
zielt werden. Von diesem System aber wolle 
Deutschland nichts wissen, weil es sich — und 
nun kommen auch hier die niederträchtigen 
Unterstellungen — gegenüber den baltischen 
Staaten, der Tschechoslowakei und trotz des 
deutsch-polnischen Einvernehmens volle Ak 
tionsfreiheit vorbehalten wolle. Dadurch ent 
hülle Deutschland wieder einmal seinen Wil 
len, jede internationale Zusammenarbeit zur 
Festigung des Friedens und zur Verhinderung 
M Krieges zu vereiteln. Der TemO-ArtM 
abgenommen. — Neuerkrankungen traten in 
Wonsbek, Aastrup und Bjrning auf,' daher 
wurden die dortigen Schulen auch geschlossen. 
Die Zahl der Kranken aus dem Kreise Ha 
dersleben beträgt jetzt rund 200. Es sind ins 
gesamt 68 Schulen geschloffen worden. Die mei 
sten Neuerkrankungen stammen aus dem We 
sten des Kreises. Die Militärbehörde hat die 
Befreiung der für die Manöver einberufenen 
Heerespflichtigen für weitere Bezirke im We 
sten des Kreises Hadersleben ausgesprochen. 
Im Kreise Apenrade sind 3 Neuerkrankun 
gen gemeldet, und zwar aus Rotenkrug und 
Hellewatt. Es liegen jetzt 20 Kranke im Kreis 
krankenhaus. — Ferner wird eine Neuerkran 
kung aus Ekensund (Kreis Sonderburg) ge 
meldet. 
Wie weisen besonders auf einen unterrich 
tenden Artikel im lokalen Teil, 1. Seite des 2. 
Blattes, von Kreisarzt Dr. Stölting über das 
Wesen der Krankheit hin. Es wäre vielleicht 
zeitweilige Grenzsperre gegen Dänemark er 
wägenswert. Einzelfälle sind leider auch schon 
im Schleswigschen vorgekommen. (Siehe auch 
Provinzteil.) 
î-'Paktes mit Beelzebub". Weiter schreibe 
Jilt'? 1 '*** wörtlich: Man wolle jetzt de« Teufel 
.. Beelzebub austreiben. Im Völker- 
Eky .Müßten sich sämtliche Staaten verpflich- 
° lc Kultur der Menschheit, die Zivilisa- 
x'e sm nö Religion zu schützen und zu achten. 
sftvskauer Regierung aber predige offen 
'ļ->r.^"Nlpf gegen das Christentum und er- 
I "aß die Nächstenliebe nur ein Hinder- 
Revolution jei.
	        
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