l27t bahrgang.
127. Jahrgang.
Rendsburgs Tageblatt
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litik Frankreichs erhoben, um Polen fite Wor.
te über seine ungenügend gewahrten Inter,
essen aus dem Munde zu nehmen, und hatte
Besserung gelobt. Heute ist die Taktik umge.
kehrt. Man weist Polen nach, daß auch Brianös
und Paul-Boncours Politik stets Polens In
teressen auf das peinlichste wahrgenommen hat,
und erhebt den Vorwurf der Undankbarkeit.
Aber kaum irgendwo wird der tiefere Grund
von Polens Haltung wirklich erfaßt oder we
nigstens ausgesprochen.
Denn weit wesentlicher als alle anderen
Momente sind die großen Erfolge, die Polen
seiner jetzigen Haltung verdankt. Deutschlands
Südostpolitik hat es bestärkt und konnte doch
sicher sein, daß eine reale Machtvergrößerung
für sein Nachbarreich an der Haltung der an
deren Mächte scheitern würde. In der gegen
seitigen Loyalität der Presse vollziehen sich im
Osten wichtige Machtverschiebungen. Durch
einen Vertrag vom 6. August ist die Eingliede
rung Danzigs in das polnische Wirtschaftsge-
biet vollzogen, ein Vorgang, der nicht ohne
politische Konsequenzen bleiben kann. Polen
glaubt durch seine Politik den Frieden für sich
mit dem Vorteil der wirtschaftlichen und poli
tischen Erstarkung vereint zu sichern. Frank
reich will es für seine europäischen Aufgaben
in seinem Sinne gewinnen. Aber kann es
Polen die Vorteile bieten, die Deutschland
ihm jetzt gewähren kann?
Oesterreich, Polen und der Ferne Oste«:
hier sind die Räume der französischen Sicher-
yeitspolitik bestritten oder durchbrochen. Hier
entscheiden sich die zukünftige« europäische»
Entwicklungen.
Se fņ ett .tft die europa- und weltpolitische
durchsichtig gewesen wie in der
Äei* Umgruppierungen beginnen sich
St fii eit ' die nach Durchführung auf lange
europäischen Verhältnisse bestimmen
iS ij 0 5 u f öie Annäherung von Paris und
Nela t? 1 *vir hingewiesen, auch auf die
v^kte in Nordafrika. Desgleichen ha-
Stellung Englands in der Europä
er tz^Şn umrissen, daß die Vorgänge um
Ozean — zu Oktober wird die gan-
s putsche Flotte im Pazifik versammelt
? k ^glanö zu einer vorsichtigen Haltung
Szy: ^?opäischen Politik bestimmen. Die
fester ^bunôliche Linie ist unter Außen-
Stt ! ^'uwn noch immer Trumpf. Dazu
(NfteW* à französischen U-Boote und
Luftschiffgeschwader zu nahe an
Ä Küsten. Durch diese Haltung Eng-
Frankreich und Italien Zeit, die
, èlnh ^àische Neuordnung — immer mit
I Bajonetten im Hintergründe —
Z LfW zu nehmen. Unsicherer Faktor in
's Frankreichs und Italiens ist Mos-
Ss i^msrch die Anbiederungsversuche von
Moskau und Rom beginnen die Va-
t Polen, Äugoslavien, Rumänien
.Svjjj.^chenland hellhörig zu werden. Das
n7 C: .Kräftespiel ist nicht ausgeglichen,
wie die Lage im Fernen Osten.
jAk .. *
th S ?îese Dinge unterrichtet der folgende
!« i^se'w ? insonderheit Frankreichs Stellung
Zusammenhang umreißt und manche
A>l Ueberraschungen in der europäi-
.şşitteņ El'ķtzder ļ^tzten Monate begreiflicher
ii* Sb^^şische Politik hat in der Sorge für
^ş^stung England bereitwillig den
r { § %öelctffen und sie mit Befriedigung in
ļļ\ °y t von dem Rhein als Englands
^eiK^vmünden sehen. Sie hat in der
ļ Frage mit berechnender Klug-
vorangehen lassen und der Aus-
A , ş^Şung um die Unabhängigkeit Oester-
à^llchen Deutschland und Italien mit
>V°Sì Zustimmung und des Dankes an
1 ?us der Etappe zugesehen. Sie hat
Ķ Desinteressement in dem Gegen-
}® ^ Japan und Sowjetrußlanö im
V'Stfï tc,t anzumelden. Mehr als indirekte
k!S e ss?gen soll die von Frankreich be-
ubeziehung Rußlands in die Pakt-
Neq ^undspolitik auf die Vorgänge in
in ausüben.
im Fernen Osten, in dem die Politik im Nebel
der Zweideutigkeiten verschwimmt, in dem sich
die Umrisse der Haltung der Großmächte noch
nicht deutlich abzeichnen. Das Zusammen
gehen mit den Sowjets in Europa ist nach wie
vor bestimmten Kreisen in Frankreich unheim
lich, der Widerspruch reißt nicht ab, und, um
das jüngst in Oesterreich in anderem politi
schen Zusammenhang gefallene Wort sinn
gemäß zu zitieren, der Zylinderhut des russi
schen Diplomaten ist noch zu glänzend ge
bügelt, als daß er nicht als Novität auffiele-
in Asien sich zu engagieren wäre für Frank
reich ausgeschlossen. Es sieht aber mit Be
sorgnis, daß abweichend von der amerikani
schen Haltung England seine historische Rolle
als Gegenspieler gegen Rußlands asiatische
Macht in verstärktem Maße aufnimmt. In
einem sehr komplizierten Spiel läßt Groß
britannien der japanischen Politik Ermunte
rung zuteil werden, um seine zentralasiatischen
Interessen zu fördern, ohne dabei jemals die
Gefahren aus den Augen zu verlieren, denen
das englische Weltreich durch die politische
und wirtschaftliche Ausdehnung Japans aus
gesetzt ist. Es hat Frankreichs Sicherheits
politik in Europa unter Einbeziehung Ruß
lands freie Bahn gegeben, es droht das Zu
standekommen der Resultate dieser Politik
von Asien her zu stören. Frankreich, das sich
so lange gegen den englischen Widerstand in
Europa zu wenden genötigt sah, fühlt sich
durch den asiatischen Kurs Englands von
neuem behindert, ohne dort dagegen an
kämpfen zu können. Das Sowjetreich ist ein
Faktor, und seine verschiedene Behandlung
als europäische und als asiatische Macht bringt
unzweifelhaft schwere Verwicklungen mit sich.
Wird das Gelingen von Frankreichs europäi
scher Sicherheitspolitik die Unsicherheit im
Fernen Osten vorerst überwinden oder wird
die Ungewißheit in Ostasien, im Zentrum der
Weltpolitik, Europa nicht zur Ruhe kommen
lassen.
Sicherlich wird Polens selbständige Stellung
zwischen Frankreich und Deutschland durch
diese Vorgänge in Asien gefestigt. Man braucht
nicht einmal an kriegerische Entwicklungen
zwischen Sowjetrutzlanü und Japan zu denken.
Allein die Bekundung von Rußlands Schwäche
im Osten und die daraus notwendig folgende
russische Bereitschaft zu allen Konzessionen in
Europa muß der polnischen Politik manche
Trümpfe in die Hand spielen. Alle Vorbehal
te, die in Polens ungeklärter Haltung zum
Ostpakt, in der vorsichtigen Verklausulierung
der Zustimmung der baltischen Staaten, in
Deutschlands Gegnerschaft zu ihm liegen, kön
nen unter diesen Umständen vergrößerte Be
deutung gewinnen.
Daß Polen eine Art Schlüsselstellung inne
hat, sieht man aus dem Bemühen Frankreichs
in diesen Tagen, es mit allen Mitteln für den
Oftpakt zu gewinnen. Bor Barthous Reise
nach Warschau hatte die französische Presse
vielfache Selbstanklagen gegen die frühere Po-
Das internationale Schulden- und Kreditproblem
fordert Schacht auf der agrarwiffenfchaftliche» Konferenz in Bad Eilsen,
ralen Konferenz für störungsfaktor sei die politische Verschuldung nalen Finanz im Iah:
heute der Reichsbank- aus dem Weltkrieg. Vor dem Kriege habe es ein Problem mit Hilfe
îer das internationale politische, ohne wirtschaftlichen Gegenwert ent- iuternation
eoblem. Er wies zu- standene Zahlungen nicht gegeben. Dr. Schacht rKf(Sn n . ...
tu§ der großen Noten- schilderte dann eingehend die organischen Ver- SJv
en weltwirtschaftlichen hältnisse der Weltverschuldung und Weltwirt-
rre und daß genügend schaft vor dem Kriege, wogegen der Weltkrieg i ?urub
làglich auf Nutzbar- diesen organisch aufgebauten Welthandels- Asiens ehrlich zugeb
hohe Kapitalzins er- Mechanismus zerstört habe. Er wies weiter die Politiker un- dre Ohr
unde nur daraus, daß völlige Veränderung des weltwirtschaftlichen ä! B l S*tar n Ä«
phare des internatio- Gesichtes durch die Entwicklungen in den ein- fl”
für langfristige An- zelnen Ländern und Erdteilen infolge dieses S f w
noch immer nicht ge- Kriegsausgangs nach. Auch hinsichtlich der
estandigkeit des Kon- Zinssätze zeigte sich, daß Deutschland allein Ei S t ‘ S5!
He in der Hauptsache den verlorenen Krieg zu bezahlen hatte. Spital nicht gedrent,
dUrgt^notwendig Fien Eingehend setzte sich Dr. Schacht mit dem Waren, und diese Abn
n Länder beschränkten ^ieparatronssystem und der dann vor- Linie die u n e n t w
hrlicke Vorausiebuna genommenen Verschleierung des Repa- Deutschland habe im
einer Weltkonjunktur ŗationsproblems auseinander. Völlig unver- (unter Berücksichtigunl
rktur feTMt nfipr frimip stündlich war das Verhalten der internatio- ländischer Währunger
k’tif ^ den Hohlränmen, die die französische
entwickeln begreiflicherweise an-
41 so ûrfļStt der europäischen Politik eine
^Sty^ņere Kraft- sie schaffen Zentren der
! »liiSiL Je§ französischen Gesamtwillens.
SSôJSfitttâ Taktik in Oesterreich in den
tyiSi ņden Juli- und Augusttagen war
L; Ģlgreich, ihre Deckung durch Frank-
ì' Sk lC ^ bewährt. Aber niemand kann
Vlss welcher Grenze eine mit den
kS u ôeâ Machtpolitikers eingeleitete
y e ft Z. r Umständen hätte ausgedehnt
ş £ih ttn . en oder müssen, und welcher
y vssh Eon Frankreich, die Kleine En-
V?- Err? Italien sich gegenübergestanden
ysy on verspürt aus dem Verhalten
b y'ichen Presse, übrigens auch aus
ì selß^^vungen des italienischen Dik-
' daß die Analyse der möglichen
yf Sch ? eittCtt nachträglichen Choc her-
Zs bat. Mit neuem Eifer sucht Frank-
sly k îģ^wissen Ntachtprobleme im Donau-
AsStg . "Nationalisieren" und an ihrer
Ģ politische und wirtschaftliche
ì eiy°S - t Italien zu interessieren- das
şranzôsisch-italienischen Gesamt-
lockt im Hintergründe.
ļSŞft 1H tt ß undurchsichtiger Machtverhält-
'Syticn ^chtskonstruktionen entspricht den
aisles Staates, der nichts mehr
SS rschütterungen eines wohl be-
îUlà>?îller Gesellschaftsbaus. Um so
1 sich Frankreichs Zurückhaltung
Im Wirtschaftsteil der heutigen Nummer
werden die wesentlichen Bestimmungen der
Beschäftigung von Jugendlichen unter 25
Jahren geregelt. Wir heben hier nur kurz
folgende wichtigen Bestimmungen hervor:
Grundsätzlich:
Jugendliche unter 23 Jahren müfleu teil
weise für ältere Nichtbeschäftigte den Ar
beitsplatz räumen.
Einzelheiten:
1. Ausgeschlossen bleiben landwirtschaftliche,
forstwirtschaftliche Betriebe und die Haus
wirtschaft.
2. Die Betriebe, die nach dem Vertrauens
ratsgesetz einen Vertrauensrat haben müs
sen, haben bis zum 1. Oktober eine Liste
über das Alter ihrer Arbeiter und Ange
stellten einzureichen.
3. Die Einleitung einer Austauschaktion gegen
ältere Arbeiter und Angestellte, namentlich
von Familienvätern, erfolgt im Einverneh
men zwischen dem Betriebsführer und dem
Arbeitsamt, wobei in Streitfällen das
Landesarbeitsamt endgültig entschiedet.
4. Nicht betroffen von dem Austausch werden
verheiratete Männer, Unterhaltsverpflich
tete, ehemalige Wehrmachtangehörige, alte
Kämpfer der Partei, der SA., SS. und des
NSDFB. (Stahlhelm) und Leute, die min
destens ein Jahr im Arbeitsdienst oder in
der Landhilfe tätig gewesen sind.
5. Ausgenommen sind Lehrlinge, die einen
über zweijährigen Vertrag mit der Be
triebsleitung haben.
6. Für ältere Angestellte über 40 Jahre wer
ben aus den Mitteln der Reichsanstalt Lei
stungszuschüsse bis zu 50 JUt und Kinder,
zulagen gewährt.