Full text: Newspaper volume (1934, Bd. 3)

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Dev Tag in Wort und ViLö 
Zur Brandstiftungsseuche in Pommern. 
Die letzten Angeklagten verurteilt. 
Sporke 15 Jahre ins Zuchthaus. 
DNB. Stettin, 23. Aug. Am Donnerstag 
ist vor der Strafkammer der 16. und letzte 
Fechtner-Prozeß zu Ende gegangen. Es han 
delt sich dabei um eine Reihe von Prozessen 
gegen die Brandstifterorganisation Fechtner 
und Genossen, die in den Jahren 1928 bis 1933 
in den pommerschen Kreisen Pyritz und 
Greifenhagen zahllose Verbrechen der Brand 
stiftung und des Versicherungsbetruges be 
gangen hat. Als die Verhandlung Ende April 
begann, stellte sich heraus, daß man es mit 
einem Umfang von Verbrechen der Brand 
stiftung zu tun hatte, der bisher in ganz 
Deutschland beispiellos ist. Erfaßt waren nicht 
weniger als 110 Brandstiftungsfälle. Neben 
den eigentlichen Brandlegern, an deren Spitze 
die Gebrüder Fechtner und als „Organisati 
onsleiter" Ernst Sporke standen, richtete sich 
die Anklage auch gegen eine Reihe Landwirte, 
die ihre Gebäude gegen Bezahlung hatten an 
stecken lassen. 
Wärtern überreichte, die ihrerseits einen Han 
del damit trieben. Der Strafgefangene wurde 
sofort in Einzelhaft gesteckt. Zwei Gefängnis 
beamte wurden vorläufig ihres Postens ent 
hoben. 
* * * 
Geständnis auf dem Totenbett. 
Bruder den Hof erbte. Kaum hatte der Notar 
den Rücken gewandt, so wurde der Tote wieder 
in sein Bett gelegt, und der Bruder trat die 
Erbschaft an. 
Die damals benachteiligten Verwandten 
haben jetzt Klage erhoben. 
Gömbös heiratet seine geschiedene Frau. 
Die Tochter als EheWenn. 
Ane phantastische Erbschleicherei. 
281 Bauten fielen dem gewissenlosen 
Treiben dieser Verbrechergesellschaft 
innerhalb sechs Jahren zum Opfer. 
Der Schaden, den die verschiedenen Feuerver 
sicherungsgesellschaften erlitten haben, dürfte 
mit etwa drei Millionen Reichsmark noch zu 
niedrig angegeben sein. 
Das Urteil im 16. Fechtner-Prozeß lautet 
wie folgt: Ernst Spörke 15 Jahre Zuchthaus, 
10 Jahre Ehrverlust und 600 Mark Geldstrafe: 
Emil Fechtner 6 Jahre Zuchthaus u. 6 Jahre 
Ehrverlust, Hermann Neumann 5 Jahre 8 
Monate Zuchthaus, 5 Jahre Ehrverlust und 
800 RM. Geldstrafe: Kurt Fechtner 4 Jahre 
Zuchthaus, 4 Jahre Ehrverlust und 30 RM. 
Geldstrafe: Ernst Steinmetz 3 Jahre Zucht 
haus und 3 Jahre Ehrverlust. Vier weitere 
Angeklagte erhielten Strafen bis zu 2 Jahren 
6 Monaten Zuchthaus bezw. 8 Monate Ge 
fängnis. 
Ein toller Fall von Erbschleicherei ist jetzt 
nach sieben Jahren in Polen entdeckt worden, 
und zwar durch die Beichte eines Dienst 
mädchens auf dem Totenbett. Im dem Dörf 
chen Bilag im östlichen Polen starb 1927 ein 
reicher Junggeselle, der seinen Hof und son 
stigen Besitz angeblich seinem jüngeren 
Bruder vermacht hatte. Es war zwar be 
kannt, daß die beiden Brüder mehr als zwan 
zig Jahre in Unfrieden miteinander gelebt 
hatten, aber die Tatsache, daß das Testament 
vor einem zuverlässigen Notar errichtet wor 
den war, ließ damals keinen Zweifel daran 
aufkommen, daß der letzte Wille des Toten 
ordnungsgemäß zustande gekommen sei. 
Vor kurzem erkrankte nun ein Dienstmäd 
chen, das auf dem Hofe beschäftigt gewesen 
war, und als es sein letztes Stündchen nahen 
fühlte, beichtete es einem Priester, daß es 1927 
bei einem Erbschwindel Hilfe geleistet habe. 
Der jüngere Bruder hatte mit Hilfe dieser 
Magd und eines Knechtes seinen verstorbe 
nen älteren Bruder gleich nach dessen Tod in 
ein Nebenzimer geschafft, dann sich selbst in 
des Toten Bett gelegt »nd einen Notar holen 
lassen. Die Hilfe der beiden Dienstboten hatte 
er durch Geldversprechungen gewonnen. Der 
Notar kannte die beiden Brüder nicht persön 
lich und der Erbschleicher spielte die Rolle des 
todkranken Mannes so meisterhaft, daß der 
Notar Mühe hatte, die geröchelten Worte des 
„Erblassers" niederzuschreiben. So entstand 
das falsche Testament, durch das der jüngere 
Amtlich heißt es aus Budapest, daß Minister 
präsident Gömbös, der vor Jahresfrist seine 
Gattin in zweiter Ehe durch den Tod verloren 
hat, gestern wieder geheiratet hat, und zwar 
seine erste Frau, die von ihm geschieden war. 
Aus der ersten Ehe stammen zwei Söhne im 
Alter von 17 und 16 Jahren, die eine Militär 
oberrealschule besuchen, und eine 15 Jahre alte 
Tochter. Die Gattin des Ministerpräsidenten 
ist eine Wienerin, eine Tochter des Optikers 
Reichert. Auch seine zweite Frau war eine 
Deutsche, und zwar entstammte sie der magy- 
arisierten schwäbischen Familie Belatini 
Braun. 
Tie jetzige Hochzeit, die durch Vermittlung 
der Tochter Gömbös' zustande kam, fand auf 
dem Landsitz des Ministerpräsidenten in 
Lagyteteny in der Nähe von Budapest statt. 
Die standesamtliche Trauung wurde von dem 
Dorfnotar, die kirchliche von dem evangelischen 
Bischof Rassay vorgenommen. 
Die Nsndschllrei ein Land der UeberWe 
DNB.^Tschangtschun, 23. Aug. Eine man 
dschurische amtliche Kommission hat festgestellt, 
daß bei einem kürzlichen Ueberfall auf den 
Dampfer „Jnkou" auf dem Sungarifluß ein 
japanischer und elf mandschurische Staatsange 
hörige ermordet wurden. Ueber 40 Personen 
wurden insgesamt getötet. 
In St. Pauli in Minnesota wurde ein ge 
wisser Vanmeter, Mitglied der Dillingerban- 
de, von der Polizei überrascht und auf der 
Straße erschossen. 
îîcļtcr Zufall. 
DNB. London, 24. Aug. (Eig. Funkmeld.) 
In Dudley (Worcestershire) wurden 4Ü in 
einem Kleinwarenhaus als Verkäuferinnen 
angestellte Mädchen durch eine Verspätung 
der Geschäftsführerin vor schwerstem bewahrt. 
Die Geschäftsführerin hatte ihren Omnibus 
verpaßt und war daher einige Minuten später 
gekommen, während die Mädchen vor der ver 
schlossenen Tür warteten. Als die Mädchen 
noch vor der Tür standen, stürzte plötzlich das 
ganze Gebäude in sich zusammen, und zwar 
nach einer Seite, an derAusschachtungsarbeiten 
für den Ausbau des Warenhauses im Gange 
waren. Tie 30 dort beschäftigten Arbeiter hat 
ten gerade Frühstückspause und sind dadurch 
dem Tode entronnen. 
Der Tag 
des deutschen Weines. 
Vom 25. bis 26. August 
veranstalten die deutschen 
Winzer einen großen Wer- 
bctag für den deutschen 
Wein. 
Auf unserem Bilde wird 
ein Wcrbewaggon vor An 
tritt seiner Fahrt ausge 
schmückt. 
Eine Fälscherwerkstatt. 
Vo man sie am wenigsten vermuken 
sollle. 
Die Vberammergauer Vassionsspiele. 
DNB. London, 24. Aug. (Eig. Funkmeld.) 
In der Buchdruckerei des Gefängnisses von 
Pentonville wurde eine Werkstatt zur Herstel 
lung falscher amtlicher Formulare und Scheine 
aufgedeckt. Vor mehr als einem Jahr waren 
der Polizei eine Anzahl gefälschter Zeugnisse 
in die Hände gefallen, und noch vor 4 Mona 
ten fand die Polizei bei einer Razzia in einem 
Hause West-Londons einen ganzen Stoß sol 
cher Dokumente. Tie bei dieser Gelegenheit 
verhafteten Personen wurden abgeurteilt. Die 
Polizei glaubte, der Sache damit ein Ende ge 
macht zu haben. Zu ihrem Erstaunen tauchten 
aber immer wieder solche Fälschungen auf. 
Schließlich fand man heraus, daß ein in solchen 
Dingen bewanderter Strafgefangener in Pen 
tonville die falschen Formulare druckte und 
gegen Tabak und andere Vergünstigungen 
DNB. Oberammergau, 23. Aug. In Ober 
ammergau wurde am Donnerstag das Passi- 
vnsspiel für dieses Jahr zum 60. Male auf 
geführt. Den Aufführungen wohnten bis jetzt 
267 520 Personen bei, darunter 46 600 Auslän 
der, meist Engländer und Amerikaner. Bei 
einer der letzten Aufführungen war der ame 
rikanische Botschafter in Berlin, William 
Dodd, zugegen. In Anbetracht der anhalten 
den großen Nachfrage sind auch für den Sep 
tember noch Spieltage anberaumt worden. 
Ter 2. und 9. September (Sonntage) wurden 
als freie Spieltage für die werktätige Bevölke 
rung von München und Augsburg bestimmt. 
Bei dichtem Nebel strandete an der spani 
schen Küste der russische Petroleumdampfer 
„Orisahevolo". Die Besatzung, 45 Mann, 
wurde gerettet. 
Eme neue Großleistung 
deutscher Technlk. 
Die AEG. hat eine neue 
Schweißmaschine herausge 
bracht, die in ihrer Größe 
alles bisherige weit über 
trifft und vollständig auto 
matisch arbeitet. Mit Hilfe 
des elektrischen Stro 
mes schweißt die Maschine 
stumpf aneinanderstoßende 
Stücke bis zu einem Ober 
flächenquerschnitt v. 25 000 
Quadratmillimeter zusam 
men. Unser Bild zeigt die 
Besichtigung der Maschine. 
Die Beschauer tragen zum 
Schutz vor dem entstehen 
den Funkenregen Gesichts- 
maskeu. 
Abe ehrļ 1ļ)3jährige Varleigenossin. 
Die älteste Bewohnerin des Oderbruchs, die 
Witwe Kleemann, geborene Diehl, in Neu 
lewin, feierte am 23. August ihren 103. Ge 
burtstag. Die Greisin, die trotz ihres hohen 
Alters noch ziemlich rüstig ist, wurde neben 
vielen Glückwünschen eine besondere Ehrung 
durch Gauleiter Kube zuteil. Er sandte der 
Kurmärkerin, die langjährige Parteigenossin 
ist und die Mitgliedsnummer 39 677 führt, ein 
herzlich gehaltenes Glückwunschschreiben, sein 
Bild mit Unterschrift sowie ein Ehrengeschenk 
von 50 Mark. 
Drei von der Tankstelle. 
In Kopenhagen wurden seit einiger Zeit 
Benzintanks durch unbefugte Zapfer nachts 
erleichtert. Jetzt wurden die Diebe auf frischer 
Tat ertappt und verhaftet, als sie gerade 
einem Tank im Vorort Eiby 400 Liter ent 
nommen und die auf dem Wagen verstauten 
Gefäße gefüllt hatten. Es handelt sich um drei 
Brüder Angelo, Georg und William Schmöl- 
ker. Die „Drei von der Tankstelle" fanden 
unschwer Absatz für das Diebesgut, da sie auf 
Nörrebro in Kopenhagen eine Tankstelle be 
trieben. 
Sie lebten vom Spritschmnggel. 
Die KopenHagener Polizei entdeckte im 
Vorort Holte ein Spritlager von 3000 Liter. 
Ferner wurde in Vedbek, am Strandweg 
nördlich Kopenhagens, ein Lager aufgespürt 
und damit festgestellt, wo eingeschmuggelter 
Sprit an Land geschafft worden ist. Die 
Schmugglerbande wurde aufgehoben. Finan 
ziert wurde das Geschäft von dem Sohn eines 
Kopenhagener A r z t e s; seine Helfershelfer 
waren ein früherer Seemann, ein Fuhrmann 
und ein Schlachter. Man forscht nun nach den 
Kunden des Konsortiums. 
Der Führer ļ« Nürnberg. 
Bei einer Zwischenlandung in ^ 
nahm der Führer Gelegenheit, die . jtļ 
ten für den diesjährigen Reichsparrc p 
besichtigen. Auf unserem Bilde sehe« 1 $ its 
mit Stabschef Lutze (links von ihm) » p\> 
Künstlerin Sent Riefenstahl vor »' . i" 
marschplan für die große Kundgeo 
Luitpoldhain. 
Feigen reifen in der Mz,, 
Datteln lN >t 
Wie aus Neustadt an der Haardt 6 „ yS 
wird, sind in den pfälzischen Randşşs » 
oberrheinischen Tiefebene Mitte äU. xss 
ersten reifen Feigen geerntet rvoro 
Gegenstück zu diesen selbst für das > 
milde Klima der Bergstraße seltenen v 
bildet ein Dattelbaum in der Kölnc 1 j 
alausstellung, der in der tropischen ^ , fr 
si'bfptt snips Olmnntp ffriisftte all sh) Ş, 
letzten zwei Monate Früchte anges - 
Wenn das Wetter nur noch n>en v 
warm bleibt, wird man in Köln a 
Datteln ernten können. 
* * * . 
Drei Bergsteiger tödlich abgest^^^ 
DNB. Interlaken, 23. Aug. Eine am ^ 
tag nach der Jungfrau aufgebroche- 
steigergruppe, bestehend aus einem * > zķ 
Luzerner und den beiden Bergstelge 
Bischof und Rudolf Brunner «J* teï 
stürzte am Donnerstag am 3765 -- t *•- 
Großhorn ab. Alle drei wurden ans 
getötet. Die beiden Bergführer sind v 
vüter mit mehreren Kindern. 
Kurze Post. 
Auf der Straße von Landeck nach„0$ $ 
stein stürzte ein Kraftwagen, bĢģmek^ 
um einen Zusammenstoß mit ķ 
vermeiden, stark gebremst hatte, ^ ^ t# jļt 
hinab. Drei Frauen und ein 
schwer verletzt. Auch einer der e jji 
lebensgefährlich verwundet. 
In Algier stieß ein Autobus rt 
Privatwagen zusammen stürzte süssen , sir 
Meter Höhe ins Meer. Neun 
Autobusses wurden als Leichen 6 p 
zwei Insassen des Privatwagen- p 
verletzt. êşş, i 1 * 
Unwetter hat in Baden erheb > & p 
angerichtet. Von vier Waldarbe # ^ 
einer Hütte Schutz suchten würd -ie " 
«inj. ..rÆr.A«« BW 1 - ^ļl 
Blitz erschlagen. Im Murgtal şş 
ernte vernichtet. 
Auch die Hochebene des Bernerip? 
von Unwetter heimgesucht. Eine ■ . eit 
wurde abgerissen, zahlreiche Bc ģjp 
zelt. Ein junger Mann wurde v 
rt v» csw Nri-i-t , ../»ft. 
eines einstürzenden Daches get‘p 
Bei Nancy steckte ein Mann ^ W ^{w. 
BoxkavA 
gen Knaben zwecks Bestrafung 
Koffer, damit er die Nacht dar 
Morgens war der Junge erstt 
wurde verhaftet. 
In Hamburg 
Stehplatzkarten für den , 
ling/Neusel in Umlauf gebrach - 
wurden — bezeichnend auch 'pgics) ^ 
begriff der Käufer — als ange 
angeboten und gekauft. Die at 
Platzkarten müssen nunmehr um» ^ 
den gegen neue, die nicht so let > 
werden können. ^ 
„Graf Zeppelin" zum Rückflug ^ tjj^ 
Das Luftschiff „Graf 
frühen Morgenstunden des 23. g#,.,i 
ner Südamerikaiabrt in Rro LttfiQ 
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ner Südamerikafahrt tn mw > 
landet war, ist nach den bei brr m 0 
warte in Hamburg vorliege^ ^ 0
	        
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