Full text: Newspaper volume (1934, Bd. 3)

127. Jahrgang. 
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ergründ 
Der General Galen hat einmal von einem 
großasiatischen Reich geträumt. Den Kommu- 
nistensührer hat Tschiankkaitschek .abgelehnt 
und unsanft zum Lande hinausbefördert. Ob 
er auch den Nationalsozialisten ablehnen wird'? 
Ihre Interessen sind eigentlich die gleichen: 
gegen Japan und gegen Moskau. Außerdem: 
Bluter hat, was der Chinese nicht hat — eine 
großartige Armee, ausgerüstet, bewaffnet und 
ausgebildet nach europäischem Muster! 
Ein solches Mitbringen sollte der Gelbe aus- 
schlagen? Kaum anzunehmen . . « 
Gegenspieler von Stalin und Moskau 
Der nationalistische Generalissimus im fernen Osten. 
stok, man sagt, es diene dazu, die alten Bezie 
hungen zu Tschiank-kai-Tschek wieder auszu 
frischen. Man sagt, es gehe zu einem erheb 
lichen Teil nach Europa! 
Warum wohl . . .? An den Fahrgestellen 
der nagelneuen Tanks, die rasselnd durch Si 
birien rollen, steht „Skoda-Prag". Oder „Arm- 
strong-Vickers-Lonöon". 
Warum, bitte, soll es nicht stimmen, daß 
jener zapplige, graue Herr, der sich ein paar 
Wochen in Wladiwostok aufhielt, dort nicht 
„zur Kur" weilte, sondern ein Abge 
sandter Basil Zaharoffs war? Sein Weizen 
mindestens sollte heute doch blühen in Fern 
ost ^ ^ 
VI. 
Der „drohende Krieg gegen Japan", (den 
dieser Tage erst wieder ein namhafter ame 
rikanischer Politiker für die allernächste Zeit 
vorausgesagt hat? ist für Blüchers Machtpläne 
nur Kulisse. Wie seine Pläne aber wirklich 
aussehen? 
auf dem Zentralbahnhof, be- 
^lbirienreisende zum ersten Male 
«baren und fast schon sagenhaften 
Rh „General Blücher" nennt: 
.Attach Sibirien, Genosse? Dann 
si-ion, den Roten Zaren!" 
wieder hört man das Scherzwort, 
"ert es über die Bahnsteige. Aber 
' in die Polster der reservierten 
Zckgelehnt, grinsen sauer: Blücher, 
.sehr ungern gehörter Name in 
Mar weiß man nichts Genaues von 
-er ist da, sitzt — eine Macht! — 
>dök. Die Großen der Sowjet-Uni- 
„Es lebe Rußland!" rufen die Regimenter 
des Roten Zaren in Fernost. Moskau hört es 
wohl — allein die Macht, den großen Gegen 
spieler Woroschilows zurückzupfeifen, hat es 
nicht mehr. Unheimlich und drohend stehen — 
sehr weit fort und doch greifbar nah — Blü 
chers Armeen in Sibirien. 
Das beste Pferd im Stall des russischen Mili 
tarismus ist heute schon ausgebrochen. Man 
sagt, cs werde in die von armseligen Partei 
doktrinen eingezäunten Hürden des roten Pa 
radieses nicht mehr zurückkehren. Sibirien ist 
groß und Moskau ist weit. Fernost aber ist noch 
heute die geeignete Landschaft für Männer vom 
Format des „Genossen General Blücher ." 
George O'Claren. 
„Mit verrückten Gesetzen kann ich nicht ar 
beiten . . schrieb Blücher einmal nach Mos 
kau. Grng hin und schuf eigene Gesetze für sein 
Land. Mit ihnen regiert er heute ein Gebiet, 
groß wie ein Erdteil. Man sagt, selbst hohe 
Sowjets müßten um Einreiseerlaubnis bit 
ten, wenn sie in das Kriegsgebiet längs der 
mandschurischen Grenzen betreten wollen! 
Man sagt auch, daß er, Blücher, die neu ent 
deckten Goldfelder bei Oirot Tura für sich mit 
Beschlag belegt habe. Man will Prospektoren 
dort gesehen haben, die eine verzweifelte Aehn- 
lichkeit hatten mit Offizieren seines Stabes. 
Man sagt, das gefundene Gold diene zur Löh 
nung der „schwarzen Truppen" um Wlaöiwo- 
Wird man ?m übrigen Europa enttäuscht sein? 
Papen wird als außerordentlicher Gesandter anerkannt. — Hoffnung auf Besserung des Verhältniffes Deutschland-Oesterreich 
auch in wirtschaftlicher Beziehung. 
Dr. Galli feierlichst eingeholt. Eine Ehren 
kompagnie leistete bei der An- und Abfahrt 
unter den Klängen des Generalmarsches die 
Ehrenbezeugung. Bei der Ueberreichung des 
Beglaubigungsschreibens, die nach Austausch 
freundschaftlicher Ansprachen stattfand, waren 
Bundesminister Dr. Berger-Waldenegg und 
Kabinettsdirektor Klasterky anwesend. 
Bei der Ueberreichung des Beglaubigungs 
schreibens sagte Gesandter von Papen u. 
a. folgendes: 
Indem ich das ehrenvolle Amt übernehme, 
die deutsche Regierung bei der österreichischen 
Regierung zu vertreten, bin ich mir der hohen 
_ -2- Papen ist an seiner neuen Wirkungs 
stätte eingetroffen, hat als außerordentlicher 
Gesandter seinen Antrittsbesuch beim Bundes- 
präsiöenten gemacht und ist auch als solcher 
anerkannt worden. Nach dem Wortlaut der bei 
diesem Empfang gewechselten Reden ist die 
Aufnahme des deutschen Sondergesandten 
freundlich, ja, man kann sagen herzlich gewe 
sen. Wir wissen wohl, daß damit allein noch 
nicht die Besserung des Verhältnisses zwischen 
Deutschland und Oesterreich eingetreten ist. 
Vieles bleibt noch für Herrn von Papen und 
für die österreichische Regierung zu tun. Wäh 
rend Hitler nach dem unglückseligen Revol 
verschuß auf Dollfuß alle Maßnahmen ergrif 
fen hat, die geeignet waren, Komplikationen zu 
verhindern, (u. a. Sperrung der Grenzen für 
die österreichische Legion, Abberufung Habichts 
und des deutschen Gesandten in Wien), wird 
von amtlichen österreichischen Stellen nichts 
unternommen, um die Hetze gewisser Wiener 
Blätter zum Schweigen zu bringen. Diese Hetze 
richtet sich heute auch schon gegen den Prote 
stantismus in Oesterreich, und man erkennt 
daran die doppelten Zusammenhänge zwischen 
DNB. Hamburg, 16. Aug. Die Nachricht, daß 
der Führer der Freien und Hansestadt Ham 
burg einen offiziellen Besuch abstatten und 
von hier, dem Ausfallstor Deutschlands, zur 
ganzen Welt seine große Rede an das deutsche 
Volk halten werde, hat ein gewaltiges und 
freudiges Echo gefunden. Der Staatsbesuch 
unseres Führers ist das ausschließliche Ge 
sprächsthema geworden. Alle wollen ihn hören. 
Auf dem Adolf-Hitler-Platz vor dem Nat- 
hause, das gleichfalls schon außen und innen 
einen festlichen Schmuck erhält, werden neben 
den Fahnenmasten auch Pilz-Lautsprecher auf 
gestellt, die erstmalig in Hamburg Verwen 
dung finden und auf dem von hohen statt 
lichen Gebäuden umgebenen Platz einwand 
freie Verständigung ermöglichen und die Worte 
des Führers auch in die benachbarten Straßen- 
Mae tragen sollen. Den gleichen farbenfrohen 
Schmuck tragen bereits sieben andere große 
Plätze Hamburgs, auf denen Uebertragungen 
Durchgängen elektrische Girlanden gezogen 
sind, macht jeden Ankommenden sofort auf das 
festliche Ereignis, das der Hansestadt bevor 
steht, aufmerksam. 
Der Führer trifft, wie bereits bekannt, mit 
tags 13 Uhr auf dem Flugplatz ein. Ueber der 
Empfangshalle thront ein riesiges Hakenkreuz, 
die Fahnenmasten sind mit Girlanden verbun 
den und vom Flughafen an zieht sich ein Meer 
von Fahne« bis in die Stadt. Auf dem Flug 
hafen nehmen die Ehrenaborönnngen der 
Reichsmarine, der nationalen Verbände sowie 
eine Ehrenhundertschast der Landespolizei mit 
Fahnen, Musik und Spielmannszug Aufstel 
lung. An der Spalierbildung beteiligen sich 
selbstverständlich alle Gliederungen der Partei, 
aber auch die nationalen Verbände, die Turn- 
und Sportgemeinde Hamburgs, die Schulen 
usw. Nach Abschreiten der Front fährt der Füh 
rer zum Rathaus, wo der feierliche Empfang 
durch den Senat der Freien und Hansestadt 
Hamburg stattfindet. 
Am Nachmittag um 17 Uhr führt der Führer 
zur Besichtigung der Hafenanlagen. Für die 
Zeit von 18—20 Uhr sind eine Reihe von Emp 
fängen im Hotel Atlantik vorgesehen. 
Am Abend um 20.30 Uhr spricht der Führer, 
wie gemeldet, vom Nathaussaal über alle deut 
schen Sender zum deutschen Volk. Nach Be 
endigung der Rede wird er noch vom Balkon 
des Rathauses zu den versammelten Massen 
à ^àst^^ŗschwindet in einem Gefäng- 
wird wieder Soldat, Korps- 
Á l T endlich — jetzt als General 
piß^/.Diktator Sibiriens. 
Ai!? 8i»s"îşiland!" rufen seine, mit ab- 
Oesterreich und Rom. 
Wenn man den ausländischen Pressestimmen 
glauben wollte, so hatte von Papen einen 
kühlen Empfang zu erwarten. Man schrieb 
auch, daß er als Sondergesandter nicht aner 
kannt werden würde. Man wußte, wie schon 
o oft, im voraus weit mehr, als nachher wirk- 
ich eintrat und mnßte wieder einmal den Le 
ern das Gegenteil von dem mitteilen, was 
man noch vor einigen Tagen schrieb. Wir be 
dauern die Leser dieser ausländischen Zeitun 
gen und können nicht verstehen, wie sie sich bei 
einer solchen Presse im politischen Leben zu 
rechtfinden wollen. Ein Beispiel für die Lü 
genfabrikation war übrigens erst vor wenigen 
Tagen wieder gegeben. Man schrieb, daß daS 
politische Testament Hindenburgs dem Volke 
verheimlicht werden sollte, als es am selben 
Tag in der deutschen Presse veröffentlicht wur 
de. Peinlich. 
Die Meldungen aus Wien von der Ankunft 
von Papens besagen: 
Der neue deutsche Gesandte, Herr v. Papen» 
ist Donnerstagvormittag in Begleitung des 
deutschen Geschäftsträgers, Prinzen Erbach 
eine nnd seines Sekretärs von Tschrrschky im Bnn- 
.... rufen seine, mit ab- 
an ihm hängenden Soldaten, 
wan in Moskau, meinen sie 
ņb . . .? Vielleicht meinen sie 
eit Zaren rankt sich wild ein 
von Sagen und Legenden, 
in Generalstabschef, soll Deut- 
-ldjutant, ein hagerer, bart- 
Mänöer. Man weiß es nicht, 
Pîch. In Chabarowsk, an dem 
ş Eines fantastischen Herrschers, 
^ ewigen Abenteurern. Sie sind 
"en der Truppen, die rund um 
Sen. J» Troizk, Malinsk, Kon 
stattfinden. Ein besonders festliches Bild aber 
wird endlich der Hafen bilden, den der Führer 
auf einer Rundfahrt besuchen wird, auf allen 
Schiffen ist heute Großreinemachen, an den 
Lagerhäusern steigen die Fahnen auf, werden 
große Hakenkreuze angebracht, Girlanden ge 
zogen nnd die Tore mit Grün eingefaßt. Von 
den Gebäuden der Innenstadt ist vornehmlich 
die Universität außerordentlich stilvoll ge- 
şEnd in Wladiwostok 
schmückt, aber auch der Hauptbahnhof, in dessen sprechen. 
ŞWi
	        
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