Full text: Newspaper volume (1934, Bd. 3)

land «nd Italien fällt die Linie bereits erheb 
lich weniger steil ab, und gerade die begünstig 
ten Länder des Jahres 1932 litten unter stär 
kerem Rückgang. Auch diese Tatsache ist gewiß 
ein Ausfluß all der Bestrebungen, die auf dem 
Gebiet der Bevölkerungspolitik auf die Er 
zielung eines zahlreichen, gesunden Nach 
wuchses hinauslaufen. 
In welchen deutschen Gebieten war nun die 
Heiratszahl 1933 durchschnittlich am größten? 
Die Zahlen lagen durchweg in den Groß 
städten am höchsten, dann folgen alle indu 
striellen Gebiete, während in ländlichen Be 
zirken die Zahlen bisher am niedrigsten blie 
ben. Unter den Großstädten steht aber dies 
mal nicht, wie sonst, Berlin an erster Stelle, 
sondern Hamburg. Mit 12,0 Eheschließungen 
je tausend Einwohner befindet es sich weit 
über dem Reichsöurchschnitt. Berlin folgt in 
ziemlich großem Abstand mit 10,9, gleich 
darauf Bremen mit 10,8 Eheschließungen je 
Tausend. 
DNB. Meseritz, 4. Juli. Am Mittwoch u«l 
19.38 Uhr verkündete der Vorsitzende des i# 
Meseritz tagenden Elbinger Sondergerichtes, 
Landgerichtsdirektor Gantz, im Prozeß gegen 
den Mörder Meißner aus Gollmütz sKreis 
Schwerin), der am 18. Juni den Amtswaltek 
Kurt E l s h o l z aus politischen Beweggrund 
den ermordet hat, gemäß dem Antrage des 
Oberstaatsanwalts folgendes Urteil: Der A«' 
geklagte ist des Mordes schuldig. Zugleich ist 
er schuldig, es unternommen zu haben, eine« 
Amtswalter der NSDAP, aus politi 
schen Beweggründen zn töten. 
wird deshalb zum Tode und dauernden Ver 
lust der bürgerlichen Ehrenrechte verurteilt. 
§Lr Deutschland ist der Vergleich mit 1932 besonders günstig 
3tt Hamburg Wird am meisten geheiratet. 
In den letzten Jahren hatten fast alle euro 
päischen Länder unter der Abnahme der Ehe 
schließungen zu leiden. Immer geringer 
wurde unter dem Einfluß der Wirtschaftskrise 
ihre Zahl, immer geringer also auch die Zahl 
i er Geburten, so daß sich in einzelnen Ländern 
der bisherige Ueberschuß in einen erheblichen 
Rückgang umzuwandeln begann. Auch Deutsch 
land hatte unter diesen Erscheinungen zu lei 
den, die etwa im Jahre 1932 den Tiefstand in 
der Zahl der Eheschließungen herbeiführten. 
Seitdem aber ist ein langsames Ansteigen 
in ganz Europa zn beobachten. Besonders er 
freulich ist die Tatsache, daß Deutschland dabei 
ganz besonders gut abschneidet. Bei uns ist 
nämlich die Heiratshäufigkeit im Jahre 1933 
um 121000 oder 23,7 Prozent gegenüber dem 
Jahre 1932 gestiegen. Andere Länder dagegen 
haben nur wesentlich geringere Zunahmen zu 
verzeichnen, so Italien 6,3 Prozent, Groß 
britannien 3,4 Prozent, Holland 6,1 Prozent, 
Polen und Ungarn 1,3 Prozent. Frankreich 
und die Schweiz konnten sich nur auf dem glei 
chen Stand wie im Jahre 1932 halten, wäh 
rend die Tschechoslowakei sogar einen Rück 
gang um 2,9 Prozent aufzuweisen hat. Diesen 
Zunahmen gegenüber muß der hohe Zuwachs 
in Deutschland als Anzeichen für die zuneh 
mende Gesundung des Bevölkerungsstandes 
aufgefaßt werden. 
Die Ursachen sind verschieden. Neben zuneh 
mender Ueberwindung der wirtschaftlichen 
Notlage sind es vor allem die Maßnahmen der 
Regierung, die auf eine bewußte Förderung 
der Eheschließung hinzielen. Erst die Ehe 
standsdarlehen haben es zahllosen jungen 
Paaren ermöglicht, eine Familie zu gründen. 
Darüber hinaus aber ist es vor allem der 
nunmehr planmäßig gepflegte Gedanke einer 
bewußten Rassenpolitik, der in weitesten 
Volkskreisen Verständnis für die Gefahren 
einer weitersinkenden Geburtenzahl geweckt 
hat. Die Familie, auch die Erforschung ihrer 
Herkunft, steht heute weit mehr denn je im 
Mittelpunkt des Volkslebens. Die natürliche 
Folge ist ohne Zweifel bereits in der anstei 
genden Zahl der Eheschließungen zu erblicken. 
Ganz ähnlich sind die Beobachtungen bezüg 
lich der Entwicklung -er Geburtenzahlen. 
Während Deutschland gemeinsam mit Italien 
noch im Jahre 1932 unter dem stärksten Rück 
gang zu leiden hatte und die westeuropäischen 
Länder sowie die Staaten Süöosteuropas er 
heblich besser abschnitten, ist es im vergange 
nen Jahre umgekehrt gewesen. In Deutsch- 
6 Mmle Gefängnis mm 
Minister a. Z. Ir. ßemes beàmgļ. 
DNB. Berlin, 4. Juli. Im Prozeß gegen 
Dr. Hermes hielt am Mittwoch der Staats 
anwalt nach beinahe achtwöchiger Verhanö- 
lung sein Plädoyer. Der Vertreter der An 
klagebehörde kam zu dem Ergebnis, daß Her 
mes, selbst bei außerordentlich weitherziger 
Auslegung, objektiv und subjektiv der Un 
treue schuldig sei, weil er mindestens 480 80» 
Mark bestimmungswidrig verwandt habe. Der 
Staatsanwalt beantragte gegen Hermes eine 
Gefängnisstrafe von sechs Monaten. Die 
Untersuchungshaft soll angerechnet werden. 
Das Aufmarschgelände für den Nürnberger Parteitag. 
Im Luitpoldhain in Nürn- 
4 seta finden gegenwärtig die 
iUmgestaltungsarbeiten für 
•' ì îĢĶ- ^ „.j, das Riesenausmarschgelän- 
°'' ' de statt. Das Projekt ist 
'J& > nach eigenen Anweisungen 
des Führers ausgearbeitet 
PĶ> ' worden.^ Im Vordergrund 
platz mit" den" großen^ sett- 
' "S**». ' "d. «y - lichen Tribünen. Durch 
aggflgL 7 '4 «2 şàe Mitte führt der Weg 
ìLrLļ''Ş nach dem Ehrenmal. Der 
f H runde Platz in der Mitte 
KjL t wird von der Kongreßhalle 
‘'-„.pX V , ^ t ' r * \ ■ eingenommen, deren end- 
Ņ teich wird das schönste 
Stadion der Welt angelegt. Landschaftlich und gartenbaulich wird die ganze Riesenanlage 
zu den eindrucksvollsten gehören, die man bisher kennt. Unser Bild zeigt das Modell 
des Aufmarschgeländes. 
Mels Vshrs §Ş eàûÄM. 
Traurige Heimfahrt des Vaters. 
Auf einer Segelfahrt in den norwegische» 
Schärengemässer« ist der 19jährige Sohn des 
bekannten dänischen Atomforschers Pros 
Niels Bohr, Christian Bohr, von einer Welle 
über Bord gespült worden und ertrunken. Del 
Vater war in dem Boote zugegen und versuch 
te zusammen mit den anderen Insassen, de» 
Sohn zu retten, was jedoch wegen des hohe» 
Seeganges ergebnislos war. Die Leiche des 
jungen Bohr, der ein hoffnungsvoller Student 
der Mathematik und Physik war und sich au 
ßerdem in Schönliteratur versuchte, ist noch 
nicht gefunden. Der erschütterte Vater mußte 
nach Kopenhagen fahren, um der schwerkran» 
ken Mutter dis traurige Mitteilung zu mache». 
Das Omnibusunglück bei Gera. 
Nngebührlichr Kusrmtznņg des ährsrs schuld? 
Die Eltern der Schulkinder beim Unglück zugegen. 
DNB. Gera, 4. Juli. Zn dem Kraftwagen- 
Unglück in der Nähe von Gera, bei dem zelm 
Kinder schwer verletzt wurden, werden folaen- 
öe Einzelheiten bekannt: 
Sofort nach Bekanntwerden des Unglücks 
begab sich die Staatsanwaltschaft nach Langen- 
berg, um den Führer des verunglückten Wa 
gens zu verhören. Dieser sagte aus, daß er be 
reits am Dienstag eine Fahrt nach der Saale 
talsperre unternommen habe. Nach feinet 
Rückkehr habe er noch eine Nachtfahrt ausfüh 
ren müssen. So habe er nur zwei Stunden, von 
früh 3 Uhr bis 3 Uhr, in einem Omnibus 
schlafen können. Um 5 Uhr habe der Lastkraft 
wagen für den Schulausslug, der einen so tra 
gischen Ausgang nahm, fertiggemacht sein 
müssen. Vom Augenblick des Unglücks sagte 
der Fahrer, er habe vor Müdigkeit den An 
prall gegen den Baum gar nicht bemerkt. Mit 
dem Fahrgestell sei er noch etwa 100 Meter 
weiter gefahren, und dann erst habe er sein 
Gefährt, durch lautes Schreien der verunglück 
ten Kinder aufgeschreckt, zum Stillstand ge 
bracht. 
_ Die zehn schwerverletzten Kinder befinden 
sich noch sämtlich im Krankenhaus. Obwohl 
ihre Verletzungen sehr ernster Natur sind, 
hofft man, sie sämtlich am Leben erhalten zu 
können. Hinter dem Unglückswagen fuhr ein 
von dem Besitzer des Unternehmens gesteuer- 
ein schwerer Kraftwagenunfall. Drei Omni 
busse kamen von der Sababurg und wollten 
beim Forsthaus Hemelberg in die nach Kassel 
führende Straße einbiegen. An der Kreuzung 
versagte bei einem Wagen die Bremse, so daß 
er 300 bis 400 Meter zurückrollte und nicht 
mehr zum Halten zn bringen war. Der Fah 
rer lenkte ihn schließlich in einen Graben. 
Dabei wurde die hintere Wand herausgedrückt. 
Acht Personen erlitten schwere Verletzungen, 
davon eine einen Schädelbruch und eine zweite 
einen Wirbelsäulenàch. 
©Is andere Seile 
der MU.-AWbhÄWMssà 
Man mutz amerikanische Mesenramnverhalt« 
nisse und die größere Neigung des Amerika 
ners zum Trubel bedenken, wenn man heut» 
durch den Zeitnngssunk hört, daß auch in die 
sem Jahre wieder die Feier des amerikanische» 
Unabhängigkeitsiages {4. 7.) etwa 188 Meu - 
schen das Leben gekostet hat. In Neiv- 
work allein wurden 1988 Personen, meist Kin 
der, durch Feuerwerkskörper verletzt. 
Feuerwerkskörper scheine« auch danach gewe 
sen zu sein. 
CREME; 15 Pf.-RM 1.00 i ÖL: 40 Pi—RM 1.20 
Kurze Post. 
Aus den österreichischen Alpen werden einige 
tödliche Unfälle gemeldet. U. a. stürzte auf 
einem Schulausflug ein zehnjähriger Schüler 
50 Meter tief ab und blieb tot liegen. 
Als der Hauptbeschuldigte in einem Schwel 
lenlieserungsskandal der tschechoslowakischen 
Staatsbahnen, Ministerialrat Ingenieur 
Hauer aus Prag, zu einem Verhör in die 
Brünner Polizeiöirektion geführt wurde, 
stürzte er sich aus einem Fenster des ersten 
Stockwerkes auf die Straße. Er ist schwer ver 
letzt. 
Erhängt hat sich im Gefängnis in Halle der 
vor einiger Zeit verhaftete Kommunist Erich 
Hornstein aus Friedrichroda, der nach dem 
Reichstagsbrand geflohen, später aber nach 
Deutschland zurückgekehrt war. 
Infolge technischen Fehlers löste sich bei 
Bridlington von einem Flugzeug der engli 
schen Luftflotte eine Bombe und fiel auf die 
Landstraße. Um einen Autofahrer wäre es bei 
nahe geschehen gewesen. 
Zum Tode verurteilt wurde in Weimar der 
19 Jahre alte Alfred Schlegel, der auf einem 
Gut einen Arbeitskollegen mit dem Beil er 
schlage« und um 46 Mark beraubt hat. 
Bei einem festlichen Empfang des siamesi 
schen Königspaares im Berliner Rathaus 
dankte der König dem Führer und deutschen 
Volk für die Ehrungen. Er schloß mit einem 
Hoch auf Deutschland. Dem Königspaar wurde 
vom Oberbürgermeister eine Mappe mit Ber 
liner Radierungen überreicht. 
Saarbrücken. Der „Bombenanschlag" auf 
Matz Braun, der sich vor dem Schwurgericht 
Saarbrücken als völlig harmloser Dummer 
jungenstreich entpuppte, wurde gestern zum 
Abschluß gebracht. Der Täter wurde freige 
sprochen. 
Eisenach. 
Auf der Reichstagung der NS.-Kulturge- 
meinde sprach Alfred Rosenberg übe» 
die Neubetätigung deutschen Instinkts i» 
Kultur und Kunst. 
Haag. 
Die Beisetzung des Prinzgemahls Hein 
rich findet erst am 11. Juli statt wegen bau 
licher Aenderungen in der Gruft zu Delft. 
Bei der Bestattung werden gemäß eineu> 
Wunsch des Toten keine Trauerfarben getra 
gen. Leichenwagen und Pferde werden weiß 
behängt. 
Salerno. 
An einem Bahnübergang der Streck^ 
Salerno—Battipaglia raste ein durchgehendes 
Pferöegespann gegen einen Zug. 5 Kinde», 
die in der Kutsche saßen, wurden getötet. 
Trient. 
In den Dolomiten stürzten zwei reichst 
deutsche Bergsteiger, einer aus Berlin şş 
einer aus Magdeburg, tödlich ab. 
Newyork. 
Auf dem Fußballplatz des Gefängnisses t> ölt 
Welfare-Island stürzte während eines Fuß' 
ballspiels der Gefangenen die Tribüne 
ein, von der aus die anderen Häftlinge be»* 
Spiel zusahen. 3 Gefangene kamen ums 
ben, 56 wurden verletzt. 
Iowa-City. 
Bei Ansgar im Staate Iowa stürzte eiü 
Passagierflugzeug ab und geriet 1 
Brand. 5 Insassen kamen in den Flamşş 
um. 
Mà em schweres KtĢŞMMW. 
Acht Fahrgäste schwer verletzt. 
DNB. Kassel, 4. Juli. Mittwochvormittag 
ereignete sich in der Nähe von Weckerhagen 
Dir Bratschen auf der K§ Frame 
Ìw . - ' . - 
Die Gruppe der deutschen Teilnehmer an der „Tour de France", dem schwersten 
Straßenrennen der Welt, das in Paris s einen Anfang genommen hat. Erster von 
rechts Stoepel, dritter von rechts Buse, vierter von rechts Kutschbach, der erfolg 
reichste Deutsche der ersten Etappe.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.