Full text: Newspaper volume (1934, Bd. 3)

Beilage Der Schleswig-Holsteinischen Landeszeituug (Rendsburger Tageblatt» 
Montag, den 6 August 1934 
erträgliches Maß zu verringern, zum andern 
aber auch für eine richtige Betreuung der 
Münchener Tauben zu sorgen. Er hat für 17 
Bezirke Bezirksleiter ernannt, die angewiesen 
wurden, der Taubenfrage ihre besondere Auf 
merksamkeit zu schenken. Sie werden sich mit 
Hausbesitzern, an deren Gebäuden die Tauben 
nisten, in Verbindung setzen, 'um die Anbrin 
gung von Taubenkobeln zu ermöglichen. Man 
will auch versuchen, die bisherigen Nitzplätze 
an Kunstbauten vorübergehend durch Gitter 
zu versperren, so daß die Tiere gezwungen 
sind, die Taubenschläge aufzusuchen und sich 
allmählich an sie zu gewöhnen. Auch dafür soll 
gesorgt werden, daß während der kalten Jah 
reszeit genügend Winterfutter zur Verfügung 
steht. 
München, die letzte Großstadt vor dem Tore 
nach dem Süden, ist gleichzeitig die Stadt der 
Tauben. Vielleicht hat die Sehnsucht nach der 
ewigen Sonne, der leise Anklang an Venedig, 
in den Münchnern die große Liebe für die ge 
fiederten Staötgenossen aufblühen lassen. Und 
einmal gern geduldet und gepflegt, sind sie im 
mer heimischer geworden und danken durch das 
beschwingte Leben, das sie in unser Stadtbild 
tragen, um es noch um einen Grad reizvoller 
zu gestalten. 
ausübt. Es ist nun gelungen, eine neue Me 
thode zu entdecken, die aus elektrischem Wege 
dieses Chlorierungsverfahren zu ersetzen in 
der Lage ist. Das Verfahren ist von besonderer 
Bedeutung, weil nur geringe Mengen Silber 
benötigt werden, die im Wasser keimtötend 
wirken. Wenn das Wasser eines Schwimm- 
bades aus den Filteranlagen zurückkehrt, um 
wieder in das große Becken geleitet zu werden, 
so läßt man mittels des neuen Verfahrens ei-, 
neu Teil dieses Wassers über zwei silberne 
Platten strömen, zwischen denen ein schwacher 
elektrischer Strom kreist. Bei diesem Vorgang 
verlassen Spuren von Silber diejenige Platte, 
die eine positive, elektrische Ladung aufweist. 
In bestimmten Zwischenräumen, die durch 
eine elektrische Uhr gesteuert werden, wird die 
Richtung des elektrischen Stromes umgekehrt, 
so daß auch das Silber der anderen Platte in 
geringen Mengen frei ivird und ins Wasser 
gelangt. Auf.diese Weise wird ein sehr gleich 
mäßige Verteilung der Silberatome erreicht. 
Aus bestimmten chemischen Gründen, die al 
lerdings noch nicht ganz geklärt und heute 
auch vielfach noch unverständlich sind, weist das 
im Wasser befindliche Silber eine bemerkens 
wert hohe Sterilisierungskraft auf, so daß das 
Schwimmbecken völlig frei von organischen 
Bestandteilen oder Bakterien ist. Ein ganz 
besonderer Vorteil des neuen Verfahrens liegt 
aber darin, daß das Wasser völlig geruchfrei 
bleibt und auch für längere Zeit als völlig 
(%) r« ^ n JJ arst Mägander. 
% Şo gurrt es zutraulich 
»I lster Münchener Straßen und 
lV eit Lieblin»!^ "nd Herzen öffnen sich, 
Am beste? l a f wohnte Futter zu 
à « auf Jem hàn es natürlich di 
ll?!. byz a>>??èeonsplatz. Sie werden ver- 
küUch touBelr .1, öenn nur zu gerne läßt 
L«enumflattert im Bilde festhalten 
^ Photographen blüht an son- 
$te fêiiiw e . r . sind nur die Frem- 
? "to endemischen füttern die Tauben 
^.brauche/öekoratvien Wirkung willen. 
öent>?? an unser altes Tauben- 
Ssig, | ei en ' das. nun schon fünfunöacht- 
?? siitteņî ûIê beißig Jahren die 
kHen Mn /obgleich sie selbst kam etwas 
ikd ?ļ°se à' Nußbaumstraße teilen 
à Şemge, was sie haben, mit 
??keit ier siì reucn UH über die große Zu- 
? au/?°sel. Sie picken ihnen die 
l>i ^ôen rà"er Hand und von den Lippen, 
zutraulich ihr Köpfchen 
(f ņģ siöst?Eordene Wange, als wollten 
gibt 
à?^pl??ûrlich auch Leute, die über die 
sch», Durren, und einmal machte man 
îk,? ihre gN Versuch Tauben abzufan- 
üc n T'rter I zu vermindern,' aber die 
Kam? îhŗen goldenen Herzen, in de- 
«>il / sich ? .rl der Tierliebe geweiht ist, 
S Cte stille "8 dagegen. Was wären denn 
îş»tļ?^ Sil? Straßen, die schönen Brun- 
W „ a 8 ftt ohne unser blaugrauen 
V le % schnäbelnden Tauben. Man 
L,/", ton r .Salvatorplatz, am Nornen- 
«us sich keck den schicksalhaften 
en Kops setzen, am lustigen Bu- 
ì^lat, u î'ņ. Senölingertor usw. Am 
»h h ņ>erbst.ņd sie alle einheitlich blaugrau,' 
tte n -. n kam geduldet. Es scheint fast, 
W.% J e sich dem Gemäuer der Theati- 
ì^se .paßt und sich die schimmernde 
ns dem patinierten Dach färben 
îļşilich a, 
sich die Vögel inzwischen so 
V D it daß man heute eine Gesamt- 
Xàji?Ş0 000 schätzt. Die schöne Zierde 
à^itens ^er Plätze bekommt damit auch 
»îien, von denen die Aemter für 
erzählen können. Die Säure 
. g s^ißt Löcher ins Mauerwerk, 
M öe und Frost eindringen können, 
ìZr , ltterung wird dadurch beschleu- 
"siche Tierschutzverband hat sich 
ü, die Zahl der Tauben auf ein 
Weltrekorde schon mit musikalischer Beglei 
tung und sonstiger Unterhaltung durchgeführt 
werden. Ueber dch Ergebnisse bei Segelflug 
schulen läßt sich heute schon sagen, daß nicht 
nur die Bruchgefahr durch die Verwendung 
und das Zusammenspiel zwischen Funk- und 
Segelflug stark herabgemindert wird, sondern 
auch die Lehrzeit der Schüler bedeutend ver 
kürzt werden kann. 
Silber macht Schwimmbäder keimfrei. 
Unsere Hallenschwimmbäder in Deutschland 
erfahren einen dauernden Reinigungsprozeß, 
um das Wasser keimfrei zu machen. Bisher hat 
man vielfach dafür Chlor verwendet, das eine 
im höchsten Grade bakterientötende Wirkung keimfrei gelten kann. 
Trauerfalut in Kiel. 
Die beiden im Kieler Hafen liegenden deutschen Kreuzer „Karlsruhe" und „Schles 
wig-Holstein" feuerten nach dem Ableben des Reichspräsidenten einen Trauersalut. 
früher. Liebe Senta, der junge Mann, der 
sich da am Adventskranz unnütz macht und 
sicher noch ein Feuerwerk anrichten wird, ist 
Hans von Grottkau." 
„Den ich wiederum kenue," lachte die 
Malerin. „Im Unnützmachen ist er groß. Das 
weiß ich noch vom Sommer her." 
„Willkommen auf dem Festlande," rief der 
„unnütze" Grottkau vergnügt. „Sie sind die 
zweite Elmshorner Bekanntschaft, die ich heute 
erneuere." 
„Die zweite? Da bin ich aber beleidigt. 
Wer war denn die erste?" 
Grottkau wies ungeniert mit ausgestrecktem 
Zeigefinger auf Ursel. 
„Die Ursel! Ursel und ihre heißen Teekuchen 
zählen zu meiner: angenehmsten Elmshorner 
Erinnerungen." 
„Die Teekuchen kommen auf mein Konto. 
Die habe ich immer gebacken," bot ihm Anne 
nun kühn die Stirn. 
Grottkau fuhr herum. 
„Herrjeh, das ist ja das Fräulein Anna! Hat 
sich denn ganz Elmshorn heute abend hier ver 
sammelt?" 
„Ist Ihnen das sehr unangenehm, Herr von 
Grottkau?" neckte Anne. 
Grottkau musterte das junge Mädchen. 
Er war verblüfft über ihr Aussehen. Die 
Haustochter der Stanieckis war immer so 
farblos, still und gedrückt gewesen. Er hatte 
sie nie ganz für voll genommen, dies schweig 
same Hausgeistchen. Nun aber schien sie ihren 
Mund entdeckt zu haben. Nebenbei gesagt, ein 
sehr hübscher, roter Mund, Und ein wunder 
schönes Gesichtchen hatte sie auch. Das war ihm 
in Elmshorn gar nicht aufgefallen. Sie war 
überhaupt reizend, trug ein schickes Seiden 
kleid und war blendend gewachsen. 
Dunkel erinnerte sich Grottkau, daß dies 
Fräulein Anna in 'Elmshorn stets in un 
förmigen, blauen Küchenschürzen gesteckt hatte 
und irgendwas in der Hauswirtschaft machte. 
Hier aber sah er eine junge Dame vor sich, 
die einfach glänzend aussah. 
Anne amüsierte .sich über den verdatterten 
Grottkau und wiederholte ihre Frage. 
„Unangenehm," sagte der junge Mann end 
lich gedehnt. „Mein gnädiges Fräulein, je 
länger ich Sie ansehe, um so überzeugter kann 
ich sagen: Wiedersehn macht Freude!" 
Anne lachte fröhlich. , 
Ernst von Meersburg aber ertappte sich auf 
dem heimlichen- Wunsche, seinem einzigen und 
besten Freunde eins hinter die Ohren zu 
geben. Er hatte ein unklares Gefühl von 
Eifersucht. Zum Teufel, was war denn mit 
ihm los? 
„Komm, Ernst," forderte die Gräfin ihn auf, 
„hilf mir beim Punsch. Gib mir den Zucker 
herüber und drücke die Zitronen aus. Aber 
keine Kerne drin lassen, sonst wird das Ge 
tränk bitter. Sei vorsichtig mit dem Bowlen 
gesäß, Junge. Es ist ein Erbstück aus der 
Meersburg." „ 
Grottkau ließ vom Adventskranz ab und 
faßte Anne beim Handgelenk. Er zog sie zum 
Büfett, wo Ernst mit seiner Tante stand. 
„Gräfin, hier sind noch zwei Hilfsleute," 
bettelte er. „Bitte stellen Sie uns beide eben 
falls an. Ich bin ein anerkanntes Genie im 
Toddymachen, wenn ich die richtige Inspira 
tion habe. Beim Punsch kommt es nämlich 
weniger auf die Zutaten, als auf die In 
spiration cm."' 
„Und wann haben Sie die?" 
„Wenn Fräulein Anna meine linke Hand 
hält, während ich mit der Rechten mixe." 
Die Gräfin lachte sich krank über den ver 
rückten Grottkau. Sie hatte ihn und seine 
drolligen Einfälle gern. Lachend reichte sie 
ihm eine Rotmeinflasche. 
„Wenn Fräulein Weber zu dem Opfer bereit 
ist, will ich mal nicht so sein, mein Junge. Da 
versuchen Sie Ihr Heil, aber bekleckern Sie 
sich nicht." 
Prinz Meersburg war gereizt. 
Wie kam Grottkau dazu, die junge Dame 
einfach mit Beschlag zu belegen, sie bei der 
Hand zu halten unH kurzweg mit dem Vor 
namen anzureden? Das war eine Unver 
schämtheit, die das Mädchen beleidigen mußte. 
Aergerlich nahm er dem Freunde die Flasche 
weg. 
(Fortsetzung folgt.s 
Roman von Maria von Sawersüy 
„Pah schlechter kannst du gar nicht sein!" 
Die Gräfin lachte über die Plänkelei und 
gab Ursel einen Wink, ihr bei den Rotwein 
flaschen zu helfen. 
Da traten Senta Bratt und Anne ein. 
„Grüß Gott, Senta," grüßte die Gräfin ver 
gnügt. „Das also ist Ihre junge Freundin. 
Wie geht es Ihnen, liebes Fräulein?" 
Wohlgefällig ruhten die Augen der alten 
Dame aus dem jungen, schönen Gesicht. 
Die Malerin stellte vor: 
„Tie Tochter meiner verstorbenen Freundin, 
Fräulein Anna Weber." 
Anne und Ursel wechselten einen raschen 
Blick. Sie hatten die Namensänderung bereits 
heimlich besprochen. Gräfin Altenklingen 
nahm Anne bei der Hand, um sie mit den An 
wesenden bekannt zu machen. 
„Dies ist mein Neffe, Prinz Meersburg- 
Altenklingen." 
Anne stand Meersburg gegenüber. 
Als sie ihre Hand in die Rechte des Prinzen 
legte, durchfuhr es sie wie ein glühender 
Strom. Auch den Prinzen ergriff ein sonder 
bares Gefühl. Von dem Mädchen ging ein 
Zauber aus, der ihn einhüllte. Er starrte auf 
das Blondhaar, das im Kerzenschein flim 
merte. So hatte das Haar seiner Unbekannten 
geleuchtet! Was für blaue Augen das Mädchen 
hatte! Wie die blauen Augen seiner Ball 
partnerin! 
Sacht zog Anne ihre Hand aus der des 
Prinzen. 
Meersburg riß sich zusammen. 
Was fiel ihm denn ein, die Hand einer 
fremden, jungen Dame so lange zu umklam 
mern? 
„Verzeihung!" murmelte er. 
^ sicher, aber er kennt meinen 
Ķr ihn war ich, wie für alle 
Anna, die Haustochter." 
brummte etwas, das keine 
- Frau Staniecki bedeutete, 
ll es mit Seiner Durchlaucht, 
? Gräfin?" fragte sie. „Ich 
/ ber Schwindelei von dem 
Cv " nicht in die Nesseln setzen, 
'iatts Verwunderung errötete 
’s "n die Haarwurzeln. 
-nnt mich nicht." 
nnne die Lüge nicht, aber sic 
Ne vermocht, der Malerin ihr 
Zein Kostümüall zu beichten. 
: NU unmöglich, von der Sache 
hatte nie daran gedacht, daß 
er sehen würde. Ter Zu- 
. -'.Haus seiner Tante geführt, 
Üe ihm zum zweiten Male 
! wenn sie daran dachte. 
.anduhr schlug fünf. 
r ' ^Ņnne, wir müssen zur 
hat es nicht gern. wenn 
? ^êr Gräfin zündete Hans 
mit viel Feierlichkeit die 
"skranzes an. 
//bei viel gelbes Wachs und 
,ņ,?nennadeln herum, die mit 
ņicht den Eßtisch in Brand, 
ini/.Ģräfin. „Bedenken Sie, 
leerem Magen die Feuer- 
ì llüißten." 
-g Tante," beruhigte Prinz 
to- ansichtig wird er schon sein, 
nS e eigene Futterkrippe ab- 
,'Mlich gräßlich gefräßig." 
>lch bin besser als mein
	        
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