Full text: Newspaper volume (1932, Bd. 4)

Jahr Sic Strecke von Set Arktis bis zur 
Antarktis. Tie gewaltigen Fluglcistnngcn 
sind nur möglich infolge der impulsiven Trieb 
haftigkeit, des angeborenen Orientierungsver 
mögens und der scharfen Ausprägung des Un- 
tcrschcidungsvermögens Ser Augen Scs Bö- 
gels. Trotz Ser reichen Ergebnisse Ser moder 
aten Vogelzugforschung in unseren Vogelwar 
ten bleibt noch vieles rätselhaft. Ter „geheime 
Vogelzug" harrt noch immer Ser Aufklärung. 
Goethes Wort gilt noch: „Geheimnisvoll am 
lichten Tag läßt sich Natur Ses Schleiers nicht 
berauben, unS was sie Seinem Geist nicht 
offenbaren mag, Sas zwingst Su ihr nicht ab 
mit Haken unS mit Schrauben." 
* Einbruchsdiebstahl. In Ser Nacht zum Donners, 
tag ist in einem Hause am Kanalufer ein Einbruch 
ausgeführt worden. Der Täter hat anscheinend eine 
nach dem Garten führende Tür mit einem Dietrich 
oder Nachschlüssel geöffnet und sich so Eingarig ver- 
schafft. Entwendet sind aus der Küche ein Stück 
Margarine, eine Tüte mit Rosinen, eine Tüte mit 
Würfelzucker, einige kleine Handtücher und eine 
weiße Schürze. 
* Werkzeugdiebstahl. In der Zeit vom 10. bis 
13. Dezember sind aus einem verschlossenen Schup 
pen an der Schleswiger Chaussee ein Feuertopf, 
2 Lötkolben, 2 Scheren, Zangen und ein Stück Zink 
blech entwendet worden. 
* Fahrraddiebstahl. Dar einigen Tagen ist von 
bem Hausflur eines Hauses der Obcreiderftraße ein 
Damenfohrrad entwendet worden. Das Rad hat 
gelbe Felgen, die Lenkstange ist der Länge nach auf 
gesprungen. der rechte Handgriff fehlt. 
* Wem gehören die Hunde? Vor einiger Zeit sind, 
wie schon berichtet, ein Jagdhund und ein weißer 
Foxterrier in der Stadt zugelaufen, deren Eigen- 
Armer bisher nicht ermittelt werden konnten. Röhe-! 
res im Polizeibüro. 
* Volksbühne. Das Weihnachtsmärchen wird 
Heute um 4 Uhr wiederholt. Eudc der Auf 
führung pünktlich 6 Uhr. Tie Preise sind so 
niedrig, daß ein Platz auch für den kleinsten 
Geldbeutel erschwinglich ist (20, 30, 50 und 
70 >J). Der Ucberschuß dient einem guten 
Zweck, der Fortbildung begabter Kinder aus 
Stadt und Kreis Rendsburg. 
* * * 
Stand des Fürsorgewesens 
in Büdelsdorf. 
X Büdelsdorf, 16. Tez. Anfang Dezember 
Ivurden in der hiesigen Gemeinde in der all 
gemeinen Fürsorge 601 Personen und in der 
gehobenen Fürsorge 156 Personen, zusammen 
757 Personen, das sind 13,5% der Einwohner 
schaft, unterstützt. Hierzu kommen die Emp 
fänger von Arbeitslosen- und Krisenunter 
stützung beim Arbeitsamt. 
> , ' V" t ^ i'" 1 ;/" ' 
Büdelsdorf, 16. Dez. Wem gehört das Fahr 
rad? Bei einem hiesigen Einwohner wurde 
vor mehreren Wochen ein Fahrrad unterge 
stellt, das wieder abgeholt werden sollte. Ter 
Fremde wurde später beobachtet, wie er auf 
einem anderen Fahrrad fuhr. Das unterge 
stellte Rad trägt die Marke „Viktoria". Es 
rührt vermutlich aus einem Diebstahl her. 
Der Eigentümer wird gebeten, sich beim Land 
jägeramt oder im Rathaus Büdelsdorf zu 
meldem 
StUleswiû-Uolsieût 
Heeis ìl&ìdsĶ&Bfy 
Ein prähistorischer Fund in Brammer. 
Brammer, 15. Dez. Der Landmann D. Delfs 
in Brammer geriet beim Tiefpflügen auf sei 
ner Baakenkoppel mit seinem Pflug an Stein- 
packungen. Diese Steine wurden anfangs 
nicht beachtet. Als der Pflug immer wieder 
diese Steinpackungen traf, entdeckte D. bei nä 
herer Untersuchung, daß sie Töpfe enthielten. 
Diese Töpfe, Urnen, haben in grauer Vorzeit, 
— das genaue Alter mutz noch wissenschaftlich 
festgestellt werden, — zur Aufnahme von Asche 
verbrannter Leichen gedient. Leider ist nicht 
eine einzige Urne heil geborgen. Den Inhalt 
der Urnen konnte man deutlich als erdige 
Asche, mit kleinen Knochenteilen untermengt, 
erkennen. Hier handelt es sich offenbar um ei 
nen Urnenfriedhof. Wie viele Grabhügel, Ur- 
ncnfriedhöfe und Wohnplätze mögen in den 
letzten 50 Jahren durch intensive Bewirtschaf 
tung des Ackers zerstört und für die Alter 
tumswissenschaft unwiederbringlich verloren 
sein? 
ai. Hohenwcstedt, 15. Dez. Gemeinnützige 
Schaubühne Hamburg. Bei der gestrigen Auf 
führung von Lessings „Minna von Barnhelm" 
kam die Gemeinnützige Schaubühne leider 
nicht auf ihre Kosten, denn der Besuch war nur 
schwach. Dafür war aber die Aufführung diese) 
schönsten aller deutschen Lustspiele vorzüglich,' 
es war sicher eine der besten Aufführungen, 
die wir in Hohenwestedt sahen. In flottem Zu 
sammenspiel erlebten wir dies „Soldatenglück" 
nach der Zeit des Siebenjährigen Krieges mit 
seinem sprudelnden Geist wie eine Offenba 
rung aus früheren Zeiten. Lessings „Minna 
von Barnhelm" wird ewig in der Literatur 
der Deutschen leben, weil es tief und wahr ist, 
weil es einen bedeutenden Inhalt hat, weil es 
wahrhaftige Menschen mit Ehre und Verant 
wortungsgefühl nahe bringt. Und daß die Ge 
meinnützige Schaubühne hierzu ihre besten 
Kräfte aufbot, soll ihr gedankt sein. Diesen 
Major von Tellheim mochten wir leiden. Auch 
die Darstellerin der Minna, im ersten Akt noch 
ein wenig flatternd und unklar, wuchs in den 
letzten Akten zu sehr beachtenswerter Größe. 
Die Franziska, Werner, Inst — wir erlebten 
und verstanden sic alle. Dazu kam eine her 
vorragende Ausstattung. Es ist schade, daß die 
Not der Zeit so manchen Theaterfreund gera 
de von dieser wertvollen Aufführung fernhielt 
und damit wohl alle Aussicht auf die Auffüh 
rung von Gerhart Hauptmanns „Rose 
Bernd" verbaut hat. 
Aus UölstÜto 
Der Wüchtermord in Altona restlos 
aufgeklärt. 
Nur ein Täter. 
Altona, 15. Dez. Die Polizeiprcssestclle teilt 
mit: Der Tod des Wächters am Philosophen 
gang ist jetzt restlos aufgeklärt worden. Es 
kommt nur ein Täter in Frage, und zwar der 
Fädlcr Rudi Leonhard Waltner, geboren am 
5. Oktober 1914 in Plauen im Vogtland. Wie 
berichtet, mar unter dem Verdacht der Mit 
täterschaft noch ein weiterer Mann in Ham 
burg festgenommen worden. Wie sich inzwi 
schen herausstellte, hat dieser Mann jedoch 
nichts mit dem Wächtermord in Altona zn tun. 
Mißglückter Anschlag aus ein Altonaer 
SS.-Lokal. 
Altona, 15. Tez. In der vergangenen Nacht 
wurde auf eine Schankwirtschaft in der Brei 
ten Straße, in der seit einiger Zeit ein SS.- 
Sturm seine Versammlungen abhält, ein An 
schlag verübt. Unbekannte Täter hatten vor 
den Eingang des Lokals zwei Konservenbüch 
sen gestellt, die mit Schwarzpulver und Draht- 
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stiften gefüllt waren. Sie brachten die La du ml 
zum Entzünden und flüchteten dann. Die P"l- 
Verladung ist zum Teil ausgebrannt, ohne dav 
eine Explosion der Konservenbüchsen hervor 
gerufen wurde. Personen sind nicht verletz 
worden. Es handelt sich offenbar um eilten 
litischen Anschlag. Die Polizei hat die notivem 
digen Ermittlungen sofort ausgenommen. 
Slormarner Kreistag lehnt Etat ab. 
Wandsbek, 15. Dez. Nach einer Parlamente- 
pause von einundeinhalb Jahren trat aM 
Mittwoch der Kreistag zusammen, um in erstes 
Linie über den Kreishaushalt für 193-2 zn be 
raten. Das Schmerzenskind des Kreises ist fßr 
Jahren Sie Südstormarnsche Kreisbahn, 
jährlich einen Zuschuß von 140 000 Reichswar 
erfordert. Mit großer Mehrheit wurde be 
schlossen, die Südstormarnsche Kreisbahn von 
Bahnhof Tiefstack um zwei Kilometer bis 1 1,r 
Hochbahn in Rothenburgsort zu verlängern 
Die Verwaltung verspricht sich von dieser Maß 
nahme eine wesentliche Hcrabmindernng öe-' 
Betriebsunterschnsses der Bahn. — Bei dc 
Beratung des eigentlichen Kreishaushalts şi's 
1932 stand der Kreistag vor der unabänder 
lichen Tatsache, an den von der Aufsichtsbe 
hörde infolge der vor Monaten erfolgten î 
lehnung des Kreishaushalts durch den Krci-'- 
ausschuß festgelegten allgemeinen Kreisnmlķ 
von 70 Prozent der gesetzlichen Besteuerung 
grundlagen nicht rütteln zu können. 2V 
Kreissteuern sind durch die Zwangsverorm 
nung der Regierung ab 1. April 1932 weseşş 
lich erhöht worden. Die Redner der Links; 
Parteien stellten eine ganze Reihe von Antra 
gen zum Etat, die ober, tute auch die Abcing 
ruttgsanträge der Bürgerlichen und Nation^ 
sozialisten gegenstandslos sind, weil der Eta» 
der wit einer Ausgabe von 7 989 000 bf 
einem Fehlbeträge von 1114 900 MJl in ^ 
Einnahme abschließt, schließlich mit 15 Stg 
men der Rechten gegen 12 Stimmen der Liß! 
len nach zwölfstündiger Sitzung abgcleşş 
wurde. ' 
Gesa. Gier MMM 
Generalprobe heute abend in ^ 
Schweizerhalle. Vollzähliges kj 
scheinen erwünscht. DerVorsta 11 
An heil über Werömfels. Roman von Gert Rothherg. 
(Nachdruck verboten). 
*2) 
„Was faseln Sie da? Wer Weiß, was das Tier ge 
fressen hat." 
Er wollte etwas sagen, da sagte Edith aufhor 
chend: 
„Was ist denn das für ein Lärm? Wer klingelt 
denn da so anhaltend?" 
„Mamsell wollte die Dienerschaft rufen. Sie schickt 
noch dem Brigadier. Cs muß alles bleiben, wie es 
ist, es muß erst untersucht werden." 
„Was fällt Ihnen ein? Wie können Sie sich unter 
stehen, über meinen Kopf hinweg —!" 
„Verzeihung, gnädiges Fräulein, es war leine 
Feit mehr, es tut Eile not, damit der Verbrecher 
feine Strafe erhält." 
„Sie — haben recht, Petersen. Eile tut not. Haben 
6ie schon einen Verdacht?" 
„Nein! Es kann doch nur ein Racheakt sein, meine 
ich." 
Irres Leuchten war in Ediths Augen. 
„Ja, Sie haben wieder recht! Ein Racheakt ists, 
natürlich! Und die Täterin ist jo nicht schwer zu er 
mitteln. Ich hatte Veranlassung, heute früh Fräu 
lein von Römer fristlos zu entlassen. Sie ist durch 
kein Telegramm abgerufen worden, wie Mamsell 
verbreiten sollte. Die Person war zuletzt bei dem 
Kinde. Und nur sie ist es gewesen!" 
„Nein! Fräulein von Römer niemals! Sie hat das 
Kind so sehr geliebt. Sie hat ihm nicht nach dem 
Leben getrachtet, sie nicht. Eher stürzte der Himmel 
ein." 
„Behalten Sie diese Meinung gefälligst für sich. 
Eie werden damit auch vereinzelt dastehen. Jetzt 
gehen Sie, ich werde hier bleiben." 
„Verzeihen gnädiges Fräulein, ich bleibe ober, 
bis die Polizei eintrifft." 
Die Stimme des alten Mannes klang hart und 
bestimmt. 
„Gut, bleiben Sie, doch ich werde dem Herrn Gra 
fen melden, was Sie sich erlaubt haben." 
Steil aufgerichtet verließ sie das Zimmer. Drau 
ßen lehnte sie sich einen Augenblick laug an die 
Wand. Daitn schleppte sie sich weiter. 
Und dann traf wenig später die Kriminalabteilung 
noch zwei Stunden darauf die Kriminalabteilung 
dazu. Endlose und kurze Verhöre. Der graubürtige 
Kommissar schrieb. In seinem undurchdringlichen 
Gesicht war nichts zu lesen, was er dachte. Gegen 
Fräulein von Oehme war er von ausgesuchter Höf 
lichkeit. Aber gerade diese ausgesuchte Höflichkeit 
ließ ihr nach und nach das Blut erstarren in Angst 
und Furcht. 
„Gnädiges Fräitlein, Sie vertraten hier die Her 
rin des Hauses. Darf ich fragen, wem Sie die Tat 
zutrauen?" 
„Fräulein von Römer, der von mir heute früh 
fristlos entlassenen Kinderpflegerin." 
„Llh!" 
Der Beamte machte sich eifrig Notizen. 
„Und — was war der Grund zu dieser fristlosen 
Entlassung?" 
Schweigen. 
Der Beamte räusperte sich. 
Edith von Oehme war es, als müsse sie mit blo 
ßen Füßen über glühende Platten laufen. 
„Ich mache Sie darauf aufmerksam, daß Sie Ihr 
Zeugnis verweigern können, sobald Sie sich durch 
eine Aussage selbst schädigen oder ein persönliches 
Geheimnis preisgeben müßten." 
„Ich — ja, dann möchte ich vorläufig darüber 
schweigen, bis niein Schwager zurück ist." 
„Gut so! Wo reiste Fräulein von Römer hin?" 
„Das Reiseziel ist mir gänzlich unbekannt." 
Der Beamte schrieb wieder, dann nickte er freund, 
lich: 
„Es ist gut so. Die Katze nehmen wir mit, damit 
die Wirkung des Giftes beobachtet werden kann. 
Das Glas ist bereits beschlagnahmt. Uebrigens, gnä 
diges Fräulein, war den Schloßbewohnern eigentlich 
bekannt, daß eine geheime Tür ins Kinderzimmer 
Edith griff mit beiden Armen um sich. Was senkt 
sich denn da auf sie herab wie eine schwere, lastende 
Decke? 
Mit letzter Kraft hielt sie die klaren Gedanken fest. 
„Ich kenne diese Tür nicht und auch mein Schwa 
ger hat nie davon gesprochen", sagte sie dann. 
„Ich danke Ihnen, gnädiges Fräulein, ich Senfe 
Ihnen wirklich außerordentlich. Ich hoffe, daß der 
Täter bis znm Abend in unseren Händen ist." 
Berlind stand noch auf dem Bahnsteig und war- 
tete auf das Eintreffen des Zuges. Wie lange es 
dauerte! Und ihr brannte der Boden förmlich unter 
den Füßen. Wenn sie doch erst fort wäre, weit, weit 
fort. Jetzt grüßten noch immer die Türme von Wer 
denfels herüber. Dort, dort drüben lag es! Ueber 
weite Felder und Wälder hinweg war es noch zu 
sehen, da es hoch lag. Und immer wieder wandte 
Berlind sich ab, bemühte sich, ihre Aufmerksamkeit 
auf etwas anderes zu richten, zuletzt sah sie doch 
immer wieder nach Werdenfels hinüber. 
Und auf ihren Lippen spürte sie die heißen, zärt 
lichen Küsse Michaels. 
Tief senkte das junge Mädchen den Kopf. 
„Es war nur ein Traum. Ein verwegener Traum, 
aus dem das Erwachen ja doch kommen mußte", 
dachte sie und blickte wieder in die Richtung, aus 
der der Zug kommen mußte. 
Ein Herr, der vor kurzer Zeit durch die Sperre 
gekommen war und ruhig neben ihr gestanden hatte, 
lüftete plötzlich den Hut. 
„Fräulein von Römer?" 
Sie nickte befreundet. 
„Bitte, folgen Sie mir. ich bin Polizeibeamter." 
Unauffällig ließ er das Kennzeichen sehen. 
Berlind blickte ihn entsetzt an. 
„Was will man von mir? Ich habe nichts getan, 
daß man mir die Polizei nachhetzen müßte." 
Und dabei dachte sie, daß Edith von Oehme sie 
wahrscheinlich gänzlich unmöglich machen wolle, in 
dem sie ihr vielleicht noch eilten Diebstahl zuschob. 
Berlind richtete sich stolz auf. 
„Wohin wünschen Sie, daß ich Sie begleite?" 
Dem.Manne wurde die Antwort schwer. Diese 
schönen reinen Augen wußten nichts von dem Mord 
anschlag, dem die kleine Komtesse Werden sets hatte 
zum Opfer fallen sollen. Aber er mußte seine An 
weisungen streng befolgen. So sagte er: 
„Ich muß Sie in Untersuchungshaft bringen. 
Bitte, machen Sie mir mein Amt nicht schwer. Ihre 
Unschuld wird sich gewiß sehr bald herausstellen." 
Da neigte Berlind den schönen Kopf. 
„Ich begleite Sie. Doch meine Koffer müssen dann 
hier in Verwahrung bleiben. Bitte, begleiten Sie 
nlich in den Aufbewahrungsraum." 
Nach einigen Minuten war alles erledigt. Gerade 
als der Zug auf der Station hielt, bestieg Berlind 
an der Seite des Beamten den Wagen, der sie zum 
Gefängnis brachte. 
Ihre großen schönen Augen ruhten dann aus dem 
Untersuchungsbeamten, der sie sofort hatte vorf») 
ren lassen. . , 
„Wessen beschuldigt man mich?" fragte sie stä- ß 
Seine klugen Augen gingen über sie hin. 
rührte Schönheit und Jugend nicht mehr. Er ^ 
im Dienst ergraut und er hatte so viele Male f^ 1 
junge Menschen einer abscheulichen Tat überfülpv, 
„Auf die kleine Komtesse Werdenfels wurde 
ein Mordanschlag verübt. Da Sie heute fristlos^ 
Fräulein von Oehme entlassen wurden, so dück 
Sie sich nicht wundern, tvenn man die Tat als ci>' 
Racheakt hinstellt und mit Ihnen in Verbind» 
bringt." ' 
Berlinds Augen wurden groß, immer größer, r 
letzter. Sie hörte nicht den furchtbaren Verdacht- I 
hörte nur, daß Lori in Gefahr gewesen war, 
liebe, kleine Lori, Michaels Kind, das er so ' C/ 
liebte! . t 
„Ein — Mordanschlag? Und — wer? Wer 
es?" _ 
Jedes Wort quälte sich mühsam über die Lipl'^ 
tat weh, o, so weh. • ßll f 
Die Augen des alten Beamten ruhten prüfend 
dem schönen Mädchengesicht, kniffen sich hol» 0 
jammen, bohrten, fahndeten. ß ch 
„Dem unschuldigen Kinde trachtet jemand^ ^ 
dem Leben? Dieser Mensch muß dann ein ~ c 
sein, denn wie könnte er Lori—!" 
Berlind taumelte noch rückwärts, keuchte: 
„Man hat mich verdächtigt? Mich? Die fch 
Leben für das Wohl des Kindes gegeben hätte ^ 
Wahrheit stand auf den edle», schönen 
Wahrheit war jedes Wort! Und auch der BeamE , 
in diesem Augenblick von der Wahrheit ihrer » 
Worte überzeugt. ^ 
Diese da war unschuldig, und dort, wo man 
junge Dame am lautesten verdächtigte, dort 
wohl auch der Verbrecher zu suchen sein. 
Er stand auf, schob dem Mädchen einen Stu ) 0 
recht, sagte: 
„Bitte, nehmen Sie doch Platz. Ein 
Nichts weiter. Es wird sich schon herausstellen. 
scheu Sie vielleicht ein Glas Wasser?" 
Ihre Totenblässe machte ihm Sorge. 
Berlind nickte dankbar. 
„Ja, wenn Sie so freundlich sein wobei- 
Richter." . - v 
(Fortsetzung folgt). 
Verdat' 
® J1
	        
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