Full text: Newspaper volume (1932, Bd. 4)

öd)leswig-ßolfteimfd)e Landsszsîtung 
125. Jahrgang. 
125. Jahrgang. 
Echrîstleîtung und Geschäftsstelle: Rendsburg. Bahnhofstraße 12NS 
Fernsprecher Nr. 2551 — Telegramm-Anschrift: Tageblatt 
BeWgSvreiS: Monatlich RM. 1.75. zuzüglich 25 Pfg. Bestellgeld. Bei Abholung 
LìM. lä — Ausgabe 8 mit Illustrierter Beilage RM. 2.25, bei Abholung AM. 2.05. 
Einzelmrrmner 10 Pfennig, Sonnabends 15 Pfg. 
Wem&fcmttatï Wefļh^Uàcsche Dank. Spa» tmt> Leth.Katze, DcmLverei» A..D., WtrNchaftsbant, Veamtenba»^ 
echl«wig-Ha!ftrimjchk Dan». Lanàditd-nk A.-<S. all. b> A-nd-îm», nt» ®«neini*.6)>atka!Ife «Màdorļ. 
PoAkcheL-Loui», Hamb«, 16273. CrfiU&tnasoa Statt!«ist*. 
» Anzeigenpreis: Die 1V gespaltene Kolonelzeile 25 Sfyl 
I Reklame» 125 Zahlungsziel 14 Sage, 
r FSr Aufnahme der Anzeigen an bestimmten Plätzen sowie 
: in den vorgeschrteb. Nummern kann kein« Gewähr übe«, 
î nonnnen, eine Ersatzpflicht od. Haftung bei Nichteinhaltg. 
î derartiger Bestimmungen also nicht anerkannt werde». 
Bei Zahlungsverzug oder Konkurs entfällt de» 
Anspruch ans rinnt gewährte» Anzeigen. Rabatt. 
Im Falle höherer Gemalt Hut der Bezieher keine» 
Anspruch aus Lieferung oder Nachlieferung der 
Zeitung oder auf Rückzahlung de» Bezugspreise» 
§Mnàà den 18. Dezember 
Ņsķk «nö Glaube 
dcr ein freies Deutschland hoch in Ehren dasteht, 
wehrhaft und tapfer, nicht mehr geschändet durch 
die Kricgsjchuldlüge und nicht mehr erdrückt durch 
unsittliche TributvcrUavung. 
Von Pastor K r o h n, Hohenwestedt. 
gehört zum Wesen echten Mannestums. Ernst 
Moritz Arndt, der Dichter der Freiheitskriege, hat 
es so ausgedrückt: 
Wer ist ein Mann? Wer glauben kann 
Inbrünstig, wahr und frei. 
Denn diese Wehr bricht nimmermehr, 
Sie bricht kein Mensch entzwei! 
Schwieriger zu bestimmen ist aber nun das, was 
man „V o l k" nennt. 
Glaube und Volk. Ich habe in diesem Vortrag 
diese beiden Größen aneinander gebunden. Aber 
die Beobachtung dcr gegenwärtigen Wirklichkeit 
führt nun zu dem schmerzvollen Ergebnis, daß 
Glaube im Sinne bewußten Christentums und 
Volk im Sinne bewußten deutschen Volkstums sich 
auseinander entwickelt haben, einander entfrem 
det sind, ja weithin einander feindlich und miß 
trauisch gegenüberstehen. Und doch ist diese Zusam- 
menbindung dieser beiden Worte nicht nur ge 
meint als ein frommer Wunsch, als ein fernes 
Ziel oder eine unerfüllte Forderung. Sie ist ge 
meint als der Ausdruck einer Lebcnsnotwendigkeit. 
Ich behaupte: ein Volk, unser deutsches Volk kann 
nicht leben ohne Glauben, muß sterben ohne Glau 
ben. Ein Volk ist nur dann wirklich Volk, lebendig 
und gesund und innerlich mächtig, wenn es fein 
Volksein aus dcr Tiefe des Gewissens schaut und 
besaht, wenn es seine Geschichte in der Verant 
wortung vor Gott lebt, wenn es glaubt. Darum 
Glaube und Volk! Und ich behaupte: Kirche, un 
sere Kirche kann nicht leben ohne Volk, muß ster 
ben ohne Volk. Zur Kirche kommt cs durch das 
Wissen um einen Dienst, zu dem Gott glaubende 
Menschen zusammenbindet, zum Dienst im Volk 
und am Volk. Glaube, der von diesem Dienst am 
Volk ic'lchts weiß, wird blutleer, lebensfremd, geht 
in die Irre. Kirclie, die ihrem Volk und seinem 
Schicksal sich entfremdet, wird zum Zerrbild echter 
Kirche. Darum Glaube und Volk. 
Das Wissen um dieses lebensnotwendige Zusam 
mengehören von Glaube und Volk kann nie ganz 
verschwinden, wv echter Glaube und echtes Volks 
tum am Leben sind. Die großen- sichtbaren Gebilde 
der Kirche und der Nation können sich ausein 
anderleben. können in ihren Aeußerungen an ein 
ander vorbeireden. So geschieht es heute. Aber 
daran verderben beide, die Kirche und das Volk. 
Und doch ist das nicht tot. was sie zusammenbin 
det. Es ist da wie eine Stimme, wie ein Rufen, 
wie ein Gewissen, aus dem Volk ruft sie, rust nach 
Gott, nach Glauben, aus der Glaubensgemein 
schaft ruft sie nach Dienst, nach Volk Es ist wie ein 
heimliches Suchen und Tasten von beiden Seiten, 
das deni Finden entgegengeht. 
Die nachfolgenden Ausführungen sind zuerst in 
Form eines Vortrages in Hohenwestedt öffent 
lich geworden. Wir bringen die wertvollen Dar 
legungen zu cinenl so bedeutsamen Thema auf 
Wunsch vieler Teilnehmer des Vortragsabends an 
dieser Stelle, um die Gedanken über Volk und 
Glaube einem größeren Kreis deutscher Menschen 
zugänglich zu machen. 
4* 
3Btt hören zwei Ströme mächtig rauschen durch 
^ttsere Zeit. Ihr Rauschen wühlt uns das Herz 
H Wir ahnen, nein, wir wissen, daß sie zusam- 
wohncil Armut und Mühe dort mit dir, du mußt 
das Land ewig lieben!" 
Meines Volkes Leben und Geschichte — dcr 
Mutterschoß meines eigenen Lebens, der mich nach 
Leib und Seele, nach Blut und Geist gebar. Volk 
— der große Zusammenhang des Lebens, durch 
den Gott, mein Schöpfer, mir das Leben gab. Ich 
bin nicht ich selbst, sondern mein Dasein zehrt in 
jedem Augenblick von dem reichen Erbe an Ge 
schichte uicd Gedanken, an Tiefe, Zucht und Kraft, 
das mein Volk erworben und bewahrt hat. Wir 
lieben darum unser Volk wie eine Mutter, die uns 
gebar. Niemand von uns würde mit seiner Mutter 
prahlen. Wir lieben sie nicht, weil sie schön ist und 
so tüchtig ist, sondern weil sie unsere Mutter ist. 
So auch mit unserm Volke. Wir brauchen es nicht 
empor,zu reden zu dem edelsten aller Völker auf 
Erden, um unserer heißen Liebe einen Grund 
zu geben. Wir brauchen keine Herabsetzung frem 
den Volkstums, um unser Volk zu lieben. Wir 
lieben unser Volk, nicht, weil es so tüchtig und so 
herrlich ist, sondern weil es durch Gottes Ordnung 
unser Volk ist. Ja, wir lieben unser Volk. Aber 
wir dürfen unser Volk nicht zum Götzen machen, 
dürfen es nicht lieben wie Gott, den Heiligen sel 
ber. Volk ist von Gott geschaffen, aber niemals, 
göttlich. Wir rühmen wohl den Erbscgcn, der van 
den Vätern, von den Müttern deutschen Volks 
tums auf uns gekomnreii ist, aber wir dürfen da 
bei nicht die Erblast, die deutsche Erbschwäche ver 
gessen, unter der wir heute ja so sehr leiden und 
die am besten in die Worte-„Volk wider 
Volk" gekleidet werden kann. So müssen, wir 
denn unser Volk lieben mit ganzem Ernst als 
etwas, das uns von Gott anvertraut ist. Wir sol 
len uns vor Gott verantwortlich wissen für sein 
ganzes Leben, nicht nnr für die Seele un 
seres Volkes, sondern auch für seinen Leib. 
Denn wir spüren mit Erschrecken, wie die Seele 
unseres Volkes an seiner Leibesnot, d. h. an der 
Aber bei uns erwacht erst langsam wieder eine 
Ahnung von dem, was Volk ist. Durch das Blut 
junger deutscher Regimenter, die im Glauben an 
ein neues deutsches Volk ihr Leben dahingaben, 
durch Blut und Tränen deutschen Volkstums jen 
seits der Grenzen, das wir im Kriege entdeckten, 
durch die heiße Blutwelle neuer Volksverantwor- 
tung und Volksliebe in unserer Jugend ist das, 
was das Wort „Volk" meint, als eine starke, bin 
dende, fordernde Wirklichkeit über uns gekommen. 
Ein kostbarer Reichtum dieser armen Tage: Wir 
ahnen wieder, was Volk heißt und daß cs nichr 
nur Staat und Gesellschaft, nicht nur Gewerkschaf 
ten und Jnteressenverbände. nicht nur Parteien 
und Parlamente, sondern hinter und trotz und 
vielleicht auch in alledein ein deutsches Volk 
gibt. Die Feinde und die harte Not der Zeit 
haben uns zum Spüren von Volk und Volksver 
bund e n he it zu r llckgez wu nge n. 
Den tiefsten Ausdruck für Heimat und Volk 
hat wohl auch hier Ernst Moritz Arndt ge 
funden, wenn er sagt: „Darunr. o Mensch, 
hast du ein Vaterland, ein heiliges, geliebtes 
Land, eine Erde, wonach deine Sehnsucht ewig 
trachtet. Wo dir Gottes Sonne zuerst schien, wo 
dir die Sterne des Himmels zuerst leuchteten wo 
seine Blitze dir zuerst seine Allmacht offenbarten 
und seine Sturmwinde dir mit heiligem Schrecken 
durch die Seele brausten — da ist deine Liebe, da 
ist dein Vaterland. Wo das erste Menschenaiige 
sich liebend über deine Wiege neigte, wo deine 
Mutter dich zuerst mit Freuden auf dem Schoße 
trug — da ist deine Liebe, da ist dein Vaterland. 
Und seien es kahle Felsen und öde Inseln, und 
r andere Größe, die wir neben dem Glauben 
^ Achten wollen, ist das Volk. Volk! Deutsches 
oM- Seine Geschichte ist ehrwürdig und groß. 
und Treue seiner Söhne Zeichnen ihren Weg. 
I s aber ist es, als hätten unsere Augen das. 
entdeckt. Nicht ergrübelt, erarbeitet, er- 
unser Wissen um das Volk, sondern erlebt 
şņj erlitten. 1914: Da war es Wirklichkeit und 
ì,^Ģt über uns, weil wir kommen und bringen 
j e ’•lien Einsatz und Opfer. Können wir das 
i^hErgessen? Lange Jahre folgten, grau und wild 
tzî» Zerrissen. Da ward in dunklen Nächten und 
ş^Ulen und Schmerzen unsere Liebe zu unserm 
îw' ain Stück von uns selbst. Wir kehrten heim. 
fanden wir und Vernichtungswillen der 
şkèà ^ŗautzen. Lärm und Streit und Ueber- 
î®i Un 3 und Abfall drinnen. Not und Sterben 
unentrinnbar das Los unseres Volkes. Da 
bx.ş. unsere Liebe zum Volk zu einem gewaltig 
tztz-Usenden Strom. Mit der Urkraft quellenden 
ergriff sie Alte und Junge, sie gebar den 
Stellt Leidenschaft zur Freiheit, zum Bruder- 
hud zur Zucht. Sie führte in harten Kampf 
ützst îunen und nach außen. Und nun loht in jedem 
_ ft b'Piltîrf'Mn hi«. TVöifco. in unterm 
Wundlagen, um die es geht, so sehr des Landgemcindcverbandcs zur Arbeitsbe 
schaffung enthalten, die folgendermaßen 
lauten: 
1. Reich, Länder, Gemeinden und die ande 
ren öffentlich-rechtlichen Körperschaften und 
Verbände haben zur Belebung des Arbeits 
marktes volkswirtschaftlich wichtige Arbei 
ten vorzunehmen, um dadurch eine mög 
lichst hohe Zahl von Arbeitslosen wieder 
in Arbeit zu bringen. 
-■ Die Arbeiten sind planmäßig zu betreiben. 
Der Plan ist nach volkswirtschaftlichen, Ver 
kehrs- und bevölkerungspolitischen Gesichts 
punkten auf Jahre hinaus einheitlich unter 
Mitwirkung der Selbstverwaltnngskörper- 
schaften aufzustellen und durchzuführen. 
I Grundsätzlich sollen die Arbeiten zu vollem 
Lohn der Arbeiter unter Heranziehung der 
freien Wirtschaft erfolgen, daunt dadurch 
die Wirtschaft eine weitere Belebung er 
fährt und die Steucrkraft dcr öffentlichen 
Hand gestärkt wird. 
4. Die Finanzierung erfolgt durch eine in be 
schränkten Grenzen gehaltene zinslose Kre 
ditgewährung auf der Grundlage des Ho- 
hcitsrechtes der öffentlichen Hand in Zn- 
sammenarbcit mit den öffentlich-rechtlichen 
Kreditanstalten. 
5. Der bargeldlose Verkehr ist im Interesse 
der Finanzierung der Aufbauarbeiten durch 
Ausbau des Giralverkehrs und durch Ber- 
HS* heißt denn nun eigentlich glauben? 
heißt: Gott als den einzigen Herrn seines 
^I)€ anerkennen, beißt: diesem Gott in allen 
'klagen und Schicksalsführungen unbedingt 
st u5^n, heißt: seinen Mittelpunkt nicht mehr 
M®ļ. a) selbst haben, sondern in Gott, heißt, sich 
!ï e 5 r selber führen, sondern sich führen lassen. 
!• 1lUtt aber keineswegs ein Zeichen von 
ache, sondern ist tiefe Mannhaftigkeit und 
Gcreke- und der Wagemann-Plan schon jetzt 
zueinander in sehr engen Beziehungen stehen 
und sehr leicht in der praktischen Durchfüh 
rung zu einer Gesamtplanung vereinigt wer 
den könnten. Wir glauben aber auch, daß es 
möglich ist, das Papcn-Programm in diese Ge- 
amtplanung einzubauen. 
Die Forderungen Gerekes zur ArbeitSbe- 
MĢH 
’" , 't '■ 
■4 ; 5à
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.