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Zur Unterhaltung
Beilage der Schleswig-Holsteinischen Landeszelknng (Rendsburger Tageblatt!
Mittwoch. )en 30. November 1^82
G. W. Hamm«». I ĢsŞsŗşşH§şşK.
damps«» »«is«» ohņ« Msahung. — Wir ö«» „PoîotoWî" «ach acht Iahe«« tsèķ-er ««stauchte.
Seit beinahe drei Jahrhunderten spukt der Flie-
^n>de Holländer über alle Meere unid in den Hirnen
Seeleute. Bald soll er hier, bald dort aufgetaucht
einmal will ihn sogar der König mm England
Ziehen haben. Und doch ist alles nichts anderes als
Trugbild, eine unheimliche Fata Morgana, die
în aufgeregten Augenblicken die Sinne täuscht.
^nd doch gibt es Geisterfchiffe. Sie haben freilich
"'Ģs mit dem Fliegenden Holländer z>u tun. Sie
fallen auf eigene Faust und ohne gespenstische De-
1 Q sUtt<j, Sie führen auch keine, zu unheimlichem Le-
erwachenide Tote an Bord wie das .Gespenster-
'Mş" der Háuffşchen Märchen.
Ts sind Segler und Dampfer, die von ihren Be
dungen verlassen werden mußten, Schiffe, die auf
beben wurden, und dann plötzlich gänzlich uner-
^rtet irgendwo anders auftauchen. Erst vor kur»
konnte ein derartiger Fall berichtet werden:
à Oktober vorigen Jahres wurde der Dampfer
»Äoychimo^, der im Aufträge der Hudson Bay-Ge-
îsļlschgşi die in den Lagern längs der kanadischen
'wvdküste aufgestapelten Felle eingesammelt hatte,
Eer Nacht in der Nähe von Point Barrow vom Eis
^T^şchlossen. Der früh einsetzende Winter zerstörte
bve Hoffnung aus baldiges Freiwerden. So sah sich
Kapitän gezwungen, mit seiner Mannschaft das
^ Ģff zu verlassen, weil die Gefahr, daß der Damp
er von den Eismassen zerdrückt wurde, zu groß war.
Besatzung erreichte über das Eis hinweg die
Seemeilen entfernte Küste, baute dort aus
à^îbholz und Schnee eine Hütte, um airgestchts des
Schiffes mit seiner Ladung im Werte von Millionen
^ überwintern und an Bord zu gehen, sobald der
Ampfer wieder freikam.
Lange Monate in ununterbrochener Polarnacht
bevor. Trotzdem war die Stimmung der
mnnschast gut. Sie hatte sich aus Erdölkannen
"^fen gefertigt, Konserven waren genug vorhan-
- en , und jagende Eskimos lieferten Renntierfleisch.
- . en Tag mußten sich zwei Alaun über die Schollen
^srweg zum Schiff begeben, um die einzige Schraube
^eizumachen und den Dampfer fiir das kommende
brühjahv manövrierfähig zu erhalten.
^Alles ging gut, bis um Weihnachten herum das
Thermometer plötzlich stieg und ein Südweftsturm
^letzte. Drei Tage lang durften die Leute nicht
?^gen, ihre Hütten zu verlassen. Am vierten ließ
Sturm nach. Als die Mannschaft sich ins Freie
hPte, lag der Strand voller Eisschollen, die sich bis
h fünfzehn Meter hohen Eiswällen aufgetürmt hatt
è Die Seeleute erkletterten die Mauer: Vom
^-baychimo" war nichts zu sehen. Das Sch.iff mußte
Sturm untergegangen oder von den in Bewe-
şig geratenen Schollen zerdrückt worden sein,
^.wandernde Eskimos brachten die Nachricht in die
Ochste Siedlung, Eine drahtlose Nachricht rief zwei
("gzeuge herbei, die nach den Trümmern des .Bay-
chlllîo
suchen sollten. Sie flogen für Wochen die
a ^ erfolglos ab, bis sie eines Tages den Dampfer
seeibei ‘ - - - -- --
- -end fanden, obwohl ihm eine Eisscholle ein gro-
I ® Lrck gerissen hatte. Mit Hilfe der Flugzeuge ge-
es der Besatzung, einen Teil der wertvollen
s^Ļìrng zu bergen. In einer der nächsten Nächte ver.
, Ķa^d dos Schiff von neuem. Jetzt schien sein Un-
besiegelt.
Frühling kam, das Eis schmolz. Ein paar
fe tln ° s şisilken fünf Seemeilen vom Sttand zwi-
irj? ben Eisbergen. Eine starke Brise kam auf,
ņjf die Eisberge auseinander, unid plötzlich stand
şi^^.den entsetzten Eskimos der „Baychimo", drohte
^ ìîber den Haufen zu rennen. Die Mongolen flo-
iv «Is sie die Küste erreichten, war das Schiff wie-
^ verschwunden.
Teiì Şommer brach herein. Und wieder kam das
l^berfchiff. Eg wiegte sich draußen auf den Wel-
- Eskimos — von der Hoffnung auf Beute, die
.Im .Baychimo* hat der russische Dampfer .P»
lotofski" ein Gegenstück gefunden. Das Schiff war im
Dezember 1915 an der Nordküste Alaskas vom Eis
eingeschlossen und von der Mannschaft verlassen
worden. Es bestand kein Zweifel darüber, daß der
Dampfer später gefunken sein mußte. Doch acht
Jahre später stieß eine Gruppe Walroßjäger auf ein
verlasienes, zwischen Eisschollen eingekeiltes Schiff,
das einwandflei als der „Polvtoflki" festgestellt
wurde. Die Jäger wollten am nächsten Morgen an
Bord gehen. Doch das Schiff war über Nacht wieder
verschwunden. Es ist seitdem nicht wieder gesehen
worden.
Unheimlich klingt die von mehr als zwanzig Zeu
gen bekundete Geschichte vom Schoner „Columbia*.
Das Schiff, ein kanadischer Fischereisegler, war 1928
in einem der schwersten Stürme, die jemals die Ost-
küste Nordamerikas heimsuchten, mit Mann und
Maus untergegangen. Ein paar Wafferfäffer, Ret
tungsringe, Holztrümmer kündeten das Los der
zwanzig Mann Besatzung. Bier Monate später be
fand sich der Hochseeschlepper „Denosta" bei stürmi
schem Wetter auf Fahrt. Sein Schleppkabel versank
oft tief im Wasser. Plötzlich ging ein Zittern durch
das Schiff, die Trosse spannte sich, und aus den
Wellen tauchte wie ein Gespenst das Wrack eines
Schoners auf. Den Leuten auf der „Venofia" stan
den die Haare zu Berg: Sie erkannten deutlich die
„Columbia", das Schiff, das vier Monate vorher
gesunken war. Es ritt nun minutenlang auf der
Troste, wurde schließlich wieder frei, tanzte eine
Zeitlang auf den Wellen und versanh von neuem in
sein nasses Grab. Für das unheimliche Auftauchen
der „Columbia" gibt es nur eine Erklärung: Die
schlaffe Schlepptrosse der .Benosta" hatte das unter
Wasser treibende Wrack hochgehoben, als sie sich un>
ter dem Druck einer Welle wieder spannte.
Eine humoristische Note hatte das plötzliche Wie>
derauftauchen der „Gravona", eines Neufundland^
dampfers, der mit Salz als Ballast nach den Stan
ten fahren sollte. Der Kapitän und Eigner hoffte
das alte Schiff auf nützliche Weise dadurch loszuwev
den, daß er es dreißig Seemeilen von der Küste ent
fcrnt im Einverständnis mit der Mannschaft vcv
senkte. Er kehrte in den Rettungsbooten nach Hali
fax zurück, erklärte, das Schiff fei im Sturm unter
gegangen, und meldete den Verlust bei der Versiche
rung an. Dann hielt er es für nötig, mit seinen
Leuten in einer Hafenkneipe in der Vorfreude auf
die bald zur Auszahlung kommende Entschädigung
eine kleine Feier zu veranstalten. Freilich verging
ihm bald die Lust dazu, denn als er ein paar Stun
den pokuliert hatte, glaubte er, weiße Mäuse zu se
hen: Draußen in der Hafeneinfahrt tauchte die „Gra.
vona" auf.
Er hatte richtig gesehen. Das bestätigte die Poli
zei, die ihn bald darauf verhaftete. Die „Gravona"
war durch das in den Schiffsraum dringende und
die Salzladung durchtränkende Wasser zum Sinken
gebracht worden. Als aber dos Salz sich auflöste,
stieg das leichter gewordene Schiff an die Wasser
oberfläche, und eine Brise trieb das „Geisterschiff"
in den Hasen.
Das Nrbeiislggre örr Ķc§rr.
Don Pilot Emil K. Beltzig-Berlin.
^fìlilhê Pelzladung, erfüllt — fuhren hinaus, klet-
ì 0 * n an Bord. Sie wären beinahe nicht wiederge-
^^en. Denn in der Nacht blies der Sturm. Jeden
î^jblick konnte der Dampfer sinken. Tage ständi-
jg? Todesangst folgten. Endlich beruhigte sich das
q? 1 etwas, und die Eskimos flohen.
wenigen Wochen wurde „Baychimo" wieder
„ ' Er trieb in dichte Eismassen eingekeilt west-
3ļļ' 0011 Point Barrow, der Novdspitze Alaskas,
là ^ņd wagte sich an Bord des Geisterfchiffes, das
kr ^îeder am Horizont verschwand. Ist der Damp-
b tl ° Un > letzten Male aufgetaucht oder wird e-x mit
dr>-^Ģn Wunde im eisernen Bauch noch lange
die Arktis geistern?
Das jüngste und eigenartigste Arbeitsdienst
lager ist vor den Toren Berlins am Rande des
Döberitzer Schießplatzes entstanden: das Lager des
„freiwilligen Arbeitsdienstes für Segelflugzeug
bau". Kürzlich suchte ich das Lager auf.
Vom Bahnhof Döberitz aus führt ein schmaler
Fußweg quer über den Schießplatz. Das warnende
Schild „Achtung, Betreten verboten! Es wird
scharf geschossen. Der Kommandeur" schreckt nur
Ortsfremde. Der Arzt überholt mich mit feinem
Motorrad, und dis Bauern fahren mit großen
Fudern Heu auf diesem „verbotenen" Wege. Nach
einer Stunde Fußmarsch durch Sand- und Heide
land tauchen sanft geschwungene, niedrige Hügel
ketten auf. Das ideale Gelände für den Segelflug!
Nach einer weiteren halben Stunde stehe ich in
dem Dörfchen Ferbitz. Eine lange gerade Dorf-
straße, kleine, alte Taglöhnerhäuschen, ein großer
Gutshof, in der herbstlichen Mittagssonne träu
mend, ein Dorsteich, umgeben von uralten Bäu
men. Die Gänse und Enten watscheln laut schnat
ternd vor dem Fremdling ins Wasser. Weit und
breit ist von einem Fliegerlager nichts zu sehen.
Der kleine Eänsehüter, den ich frage, antwortet
begeistert: „Die Fliegers, dis weeß ick. Kommen
Se mit nach de Schule!" Stolz erzählt mir der
Knirps, daß alle Jungens im Dorf mit aufs Flug
feld dürfen und daß mancher ein Do X-Modell
hat.
Das Schulhaus wird ganz von den Fliegern be
wohnt. In einem großen Raum, im ersten Stock,
sitzen sie an langen Tischen und löffeln ihre Erbsen
suppe mit Wurst.
Allo sind junge, kräftige, gesunde Menschen.
Brauns Gesichter, frohe, lachende Augen. Scherz
worte fliegen von Mund zu Mund. Der Küchen
dienst, der täglich wechselt, wird heute von zwei
Diplom-Ingenieuren, einem ungelernten Arbeiter
und zwei Zimmermannsgesellen versehen. Der
eine, ein Diplom-Ingenieur, Spezialist der Kälte
technik, steht mit der Schöpfkelle am Herd, vollauf
beschäftigt, die sehr schnell leergegessenen Teller
immer wieder zu 'füllen., Nach dem Mittagessen
zeigen mir die Tischler voll Stolz ihre Werkstatt
im Erdgeschoß des Hauses, und vor allen Dingen
muß ich ihren elektrischen Betrieb bewundern. Ihn
haben sich die Jungens unter der Leitung eines
sechsundzwanzigjährigen, arbeitslosen Elektro
ingenieurs selbst geschaffen und planen die Licht
versorgung des ganzen Dorfes in absehbarer Zett
zu bewerkstelligen.
. Ein neues Gleitflugzeug ist fertig und soll gleich
eingeflogen werden. Tragflächen und Rumpf wer
den einzeln durchs Fenster auf den Dorfanger ge
schoben (die Türen sind zu klein!) und mit Gesang
über Wiesen und Aecker ins Hügelland geschleppt.
Bor dem großen Flugzelt — eine irgendwo
erbettelte Flugzeughalle aus Segeltuch, der alten
Armeefliegerei — ist der Luftsegler bald zusam
mengebaut.
Ein junger Arbeitsloser, Maurer aus Ober
bayern, „Seppl" gerufen, thront stolz auf dem
schmalen Flugzeugsitz, dreißig Leute halten das
Gummiseil, das Kommando „Ausziehen" ertönt,
dann folgt der Ruf „laufen", die dreißig Bur
schen rennen los und ziehen mit aller Kraft das
Seil — gleich darauf schwebt der „Segler" elegant
über unsere Köpfe hinweg, fliegt Hunderte von
Metern weit über Dach, Strauch und Wiese. Rur,
weil der vom schönen Flug begeisterte „Seppl"
nicht mehr zur Erde herunter wollte und trotz
Mangels an Aufwind immer wieder das Höhen
steuer ^zieht, macht der Apparat eine ungewollte
„Fahrstuhllandung" aus etwa dreißig Meter Höhe,
sackt durch und zerbricht die linke Tragfläche. Seppl
meint, sich den Hosenboden mit beiden Händen
reibend: „Habt's mei Flug gesehen? Gut is gan
gen — nix is geschehen! Rur dös Tragflächerl hat's
a biss'l verbogen!" Die Ausbesserung der „a biss'l
verbogenen Tragflächerl" dürfte über drei Tags
Arbeit kosten. Der Segler wird dann zum Verkauf
gestellt.
Und hier liegt das Geheimnis der Existenz
möglichkeit dieses freiwilligen Arbeitsdienstes: Ein
großer Kundenkreis wartet auf die Segelflugzeuge.
Die dem deutschen Luftfahrerverband und den ver
schiedenen Fliegervereinigungen angeschlossenen
Gruppen kleiner und kleinster Städte und Orte
waren bisher nicht in der Lage, stch die immer
noch teuren Flugzeuge anzuschaffen. Hier liefert
der freiwillige Arbeitsdienst seine Gleiter gegen
Berechnung des Selbstkostenpreises. Der Gründer
dieses Arbeitslagers, sein Leiter und wissenschaft
licher Führer ist der ehemalige Kriegsflieger
Schließler, durch seine Vombenslllge nach England
bekannt. Zur Seite steht ihm der erfahrene junge
Segel- und Sportflieger Arndt.
Sehr interessant ist der Arbeitstag eingeteilt.
Reben den Hauptarbeiten, Segelflugzeugbau und
Fliegen (für alle Mitglieder), gibt es den Lehr-
kurfus über die Themen: Wetterkunde, Naviga
tion, Flugtechnik, Luftkräfte, Fertigkeitslehre und
andere! Und genau so, wie im praktischen Flug
alle an dem einen Strang ziehen, sitzen im Un
terricht ungelernte Arbeiter neben Diplom-Inge
nieuren, Maurer und Schlosser neben Bauarchitek
ten und lauschen aufmerksam den Ausführungen
ihres Lehrers. Fußball, Tennis. Schach und Radio
füllen dis Freizeit. Möge dieses freiwillige 'Ar
beitslager viele Nachahmer in Deutschland finden!
VWnLe WeLL.
5 Mark für einen Palast!
Ein Palais, das vierzehn Zimmer enchält und in
einem großen Garten liegt, wurde dieser Tage in
Glasgow versteigert und einer Frau zugesprochen,
die das einzige Gebot abgegeben hatte. Die Frau
hatte sage und schreibe 5 Mark geboten! Durch Zu
fall in das Llu'ktionslokal geraten, hatte sie fpaßes-
halber das minimale Gebot gemacht; da aber keiner
über ihr Gebot hinausging, wartete der Auktionator
ein paar Minuten, dann fiel der Hammer, und das
Palais wurde der einzigen Bieterin zugesprochen.
Aber wie alle Dinge, die auf den ersten Blick so
verlockend scheinen, hot auch dieses Geschäft seine
Kehrseite. Das Haus, das den Erben des vor kur
zem verstorbenen Baumwollindusttiellen Coats ge
hörte, muß, um überha>upt in bewohnbaren Zustaird
gebracht zu werden, von Grund aus renoviert wer
den. Außerdem ist es mit einer Hypothek belastet,
deren Berzinsuirg und Tilgung 1300 Mark jährlich
erfordern, abgesehen von den Steuern, die 500
Mark betragen. Der Grund und Boden, auf dem
die englischen Privathäuser stehen, ist nicht Eigen-
tum des Besitzers, sondern diesen nur auf 99 Jahre
mietweise überlassen. Daraus ergibt sich, daß dis
neue Eigentümerin sich heute in die Notwendigkeit
versetzt sieht, jährlich annähernd 1800 Mark zu be-
zahlen, ohne daß sie darum ihren Palast bewohnen
kann, wenn sie sich nicht überdies dazu entschließt,
noch ansehnliche Summen darauf zu verwenden
ihn in Ordnung bringen zu lassen.
Die Weinflasche auf dem Grabe.
Vor einem Jahr starb in Bandol im französischen
Departement Dar eine Frau Batty. Ihr Testament
legte den Erben eine seltsame Verpflichtung auf:
sie sollten dafür sorgen, daß auf dem Grabe ein
Tisch aufgestellt würde, wo ständig eine Flasche Wein
und ein Glas bereit zu stehen hätten. Ob es sich bei
dieser seltsamen Bestimmung um den Wunsch der
Verstorbenen handelte, mtd) nach dem Tode ihrer
Vorliebe für einen guten Tropfen huldigen zu kön
nen, oder ob sie nur den Besuchern ihres Grabes
eine Erfrischung darbieten wollte, bleibt eine ungc-
löste Frage. Man weiß nur, daß ein Jahr hindurch
von den Erben im Sinne der Verstorbenen verfah
ren wurde. Jetzt hat sich aber der Bürgermeister von
Bandol infolge zahlreicher Proteste entschlossen, den
Erben ihre pietätvolle Haltung zu verbieten. Die
Hinterbliebenen haben sich nun an das Gericht in
Toulon gewandt. Dort wurde das salomonische Ur
teil gefällt, daß die Flasche auf dem Grabe zu ver
bleiben habe; nur solle sie künftig statt mit Wein
mit Wasser gefüllt sein.
MrrchrMPfehàgerr.
Prinzessin Feodora. Erinnerungen an den
Augnstenbnrger und den Preußischen Hof. Aus
dem bunten Bilderbuch meines Lebens. Von Anna
Wagemann. Martin Warneck, Verlag, Ber
lin W. 9. Mit Vollbildern. Leinenbd. RM. 6,60.
Prinzessin Feodora von Schleswig-Holstern war
die jüngste Schwester unserer Kaiserin Auguste
Viktoria. Unter dem Pseudonym „Hugin" hat sie
sich als Schriftstellerin einen guten Namen gemacht
durch ihre Bücher „Wald". „Hahn-Bertha" und
„Durch den Nebel". Ntach ihren: Tode erschienen
noch ihre äußerst wertvollen „Gedichte". Fräulein
Anna Wagemann hat die Prinzessin als deren
Erzieherin von ihrem 9. Lebensjahre an begleitet
und gibt uns in diesen Erinnerungen nicht nur
ein liebevolles Lebensbild dieser hochbegabten und
so gütigen Frau, sondern ein Stück Zeitgeschichte.
I. M. Sick, Bibelland. Mit Bildern nach Photo
graphien von Paul Hommel. 258 Seiten. In Lei
nen gebunden. RM. 4,80. Verlag I. F. Stein
kopf, Stuttgart. Es ist ganz bezeichnend für un
sere Dichterin: Ehe die Grenze von Palästina
kommt, muß das Auto halten: sie will dies letzte
Stück allein zu Fuß zurücklegen. Leer ist der Weg.
Aber sie ist nicht allein: unzählige Fußtritte sind
um sie her. „Fußtritte von Königen und Fürsten.
Rittern und Knappen, von Scharen grauer Bau
ern, von Männern in zerlumpten Mänteln mit
Pilgermuscheln am Gürtel, von Frauen und Kin
dern... Schritte aus ferner Zeit, von gestern, von
heute, Schritte, die noch kommen iverden — von
dem endlosen Pilgerzug, der auf dem Weg hierher
ist — Schritte blutender Sohlen — oder auch nur
von Menschenherzen...