HB
^orstandssitzung des Kreisbauernbundes Schleswig.
Mangel an Nachfrage feine mühevoll gezüch
teten Qualitätsprodukte für 70 Pfg. verschleu
dern und zusehen, wie seine Volksgenossen
für dieselbe Ware, die mittlerweile mit hol
ländischen Verladepapieren versehen worden
ist, dem Ausländer freudig 8—10 &.M pro
Zentner zahlen. — Millionen deutschen Volks-
vermögenö gehen durch diese skandalösen
Machenschaften verloren, und die Not des
Bauern wächst ins Ungemessene, während die
zahlungsschwache Masse der Großstädter wei
terhungert. Hier hilft nur der immer wieder
auszusprechende Mahnruf:
„Grenzen zu! — Kauft deutsche Waren!"
wirte der Umgegend vor allem in den vor Bred»
stebt gelegenen Kögen auf Ackerwirtschast unr. Es
sind bereits größere Flächen von Marschländereien,
die bisher der Fettgräserei dienten, umgepflügt
worben.
( Der Ende September d. Js. neu gewählte Ge-
>rmtvorstand des Kreisbauernbundes Schleswig
'• V. hielt kürzlich, nachdem der engere Vorstand
kchon früher einmal zu einer Beratung zusammen
treten war, seine erste Sitzung ab. Im Rahmen
^ eï eingehenden Beratungen wurde zunächst ein
Erfassender Bericht des dem Gesamtvorstand an
gehörenden Vorsitzenden der Provinzialorganisa-
Tönnsen-Schaalby über die Arbeiten der Pro-
^inzialorganisation erstattet. Besonderes Interesse
ş^nden die im Laufe des Oktober und Ansang
November stattgefundenen Beratungen des Reichs-
^anübnnöes sowie die Ausführungen über die
^rschiedcnen Besuche bei den Berliner Regierungs-
Hellen, insbesondere auch der Vertreter der nord-
westdeutschen landwirtschaftlichen Berufsverbänbe
^eim damaligen Reichskanzler Papen. Die Ausfüh
rungen fanden das ungeteilte Interesse des Ge-
lUwtvorstanöes. Die eingehende Aussprache ergab
über die übereinstimmende Auffassung, daß, wie es
^ auch schon von den Organen der Rcichsorga-
uisation zum Ausdruck gebracht war, von dem
Kabinett Papen entscheidende Taten zur Rettung
Landwirtschaft nicht zu erwarten seien.
Sodann berichtete Geschäftsführer Bock über das
grämte Gebiet des sogenannten Agrarnotrcchts,
'usbesondere über die Erweiterungen des Voll-
Urcckungsschutzes nach der September-Notverord
nung und das neu geschaffene landwirtschaftliche
^-Ermittlungsverfahren. Das Ergebnis der Aus
mache über diesen Punkt der Tagesordnung läßt
Uch dahin zusammenfassen, daß der augenblickliche
Nützliche Vollstreckungsschutz noch durchaus nicht
den allgemeinen Notständen der Landwirtschaft an
gepaßt und somit unzulänglich ist. Das Vermitt-
lungsversahren läßt auch in vielen Bestimmungen
einen wirklich durchgreifenden Schnldnerschntz ver
missen. Dennoch soll versucht werden, vor allem aus
der Grundlage des Stundungsausgleichs im Inter
esse des Berufsstandes das Gesetz der Landwirtschaft
nutzbar zu machen. Bedauerlicherweise versäumen
es viele in Not befindliche Berufskollegen, die Hilfe
der Berufsorganisation rechtzeitig in Anspruch zu
nehmen. Infolgedessen werden wichtige Fristen ver
säumt und damit die helfende Tätigkeit der Be
rufsorganisation erschwert. In dieser Beziehung
soll durch eine allgemeine Aufklärungsaktion Abhil
fe geschaffen werden. Im übrigen steht die Orga
nisationsführung nach wie vor auf dem Boden des
Gelöbnisses vom 10. Oktober 1831 und wird das
ganze moralische Gewicht der Not- nnd Schicksals
gemeinschaft gegen die Verschleuderung von Grund
und Boden zur Geltung zu bringen wissen.
Zum Schluß beschäftigte man sich mit organisa
torischen Fragen. U. a. wurde die Geschäftsstelle
beauftragt, für den Einzug aller rückständigen und
laufenden Beiträge unter Berücksichtigung der
heutigen Wirtschaftslage zu sorgen. In
Fällen beharrlicher Weigerung soll jedoch die
örtliche Not- und Schicksalsgemeinschaft bas säu
mige Mitglied zur Zahlung im Rahmen seiner
Kräfte heranziehcir. Der Vorsitzende schloß die
nahezu Sstündigen Beratungen mit einem freudig
aufgenommenen Aufruf zu weiterem Kampf im
Dienste der Scholle.
Marktberichte.
Herder Marktbericht.
Schweinemarkt: Fette Schweine in der Umge
gend 37—40, Läuferschweine lHeider Handelshof)
28—30, fette Schweine (Landwirtschaftskammer)
40—43. — Rindviehmarkt: Milchkühe 150—200,
Fehrkühe 100—180, Kalbkühe 150—280, Kalbquien
150—250, Ijähr. Ochsen 60—100, 114 jähr. Ochsen 100
bis 130, 2 jähr. Ochsen 130—160, Kälber 10—20. —
Produktenmarkt: Weizen- und Roggenstroh 0,50,
Wieseuheu 1, Kleeheu 2, Kartoffeln 2,50, Kartof
felflocken 9, Häcksel 2. Weißkohl 0,40, Rotkohl 1.50,
Umstellung von Gräser- auf Ackermirtschaft.
Wegen der großen Notlage der schleswig-holsteini
schen Gräserwirtschaft stellen sich jetzt die Land-
Wildernde Hunde.
Was für das Wild der Wildnis die Wölfe, das
sind in unseren kultivierten Gegenden für unser
Wild die jagenden Hunde. Es gibt für dasselbe
keine schwerere Geißel, keinen furchtbareren
Schrecken, und keine einzige Art unseres sonstigen
Raubwilöes vermag in auch nur annähernd glei-
chcut Maße einen Wildstand zu schädigen, ja, der
Vernichtung nahezubringen.
Wenn mal irgend ein kleines Hündchen eines
harmlosen Spaziergängers seinem Herrn entwetzt
und in der nahen Schonung mit lautem „Jiff,
jiff!" einen Hasen auf den Schwung bringt, so ist
bas wirklich eine harmlose Sache, über die, falls
sie sich nicht allzu oft wiederholt, sich niemand auf
zuregen braucht. Auch das Wild nimmt solche Sto
rungen keineswegs sehr übel: weiß es doch ganz
genau, daß ihm durch solch einen kleinen Kläffer
eine ernste Gefahr bestimmt nicht droht.
Ganz anders aber liegen die Dinge, wenn sich
zwei, bisweilen sogar drei größere Hunde zusam
mentun zu gemeinsamen Hetzen. Diese wirken so
außerordentlich schädlich, weil sie, durch reiche Er
fahrung klug geworden, vollkommen systematisch
und überlegt vorzugehen pflegen und wohl auch
sehr selten nur ganz ohne Erfolg jagen. Wäre letz
teres der Fall, so würden sie nicht immer wieder
so eifrig und unermüdlich hetzen und jagen. Es
ist im höchsten Grade spannend, solche gerissene
und gut eingearbeitete Hunde bei ihrer Jagd zu
beobachten. Es ist ein richtiges Treiben oder, bes
ser gesagt, ein Zudrücken, wie wir menschlichen
Jäger es auch nicht viel anders machen. Der eine
Hund, und zwar meist der größere und flüchtigere,
lauert auf das, was der andere, der die Dickung
abstöbert, ihm zutreibt. Er ist also sozusagen
der „Schütze", jener der „Treiber".
Wird nun Wild vor dem Treiberhund flüchtig
und kommt dem anderen in Anblick, so nimmt die
ser sofort die Hetze auf, aber er folgt dem flüchten
den Wilde nicht etwa direkt auf Spur oder Fährte,
sondern er greift sofort weit seitlich vor und sucht
ihm den Weg abzuschneiden.
Inzwischen ist auch der „Treiber" heran und be
teiligt sich an der Hetze in ähnlicher Weise, und das
unglückliche Wild mag sich nun in seiner Todes
angst wenden, wohin es will, es mag noch so viele
Haken schlagen, einer der Hunde ist immer in
der Lage, ihm seitlich den Weg abzuschneiden und
näherzukommen, und meist findet schon nach über
raschend kurzer Zeit das Drama sein blutiges
Ende.
Noch ein kurzes, gellendes und markerschüttern
des Klagen, dann haben die scharfen Fänge ihre
Arbeit getan und der Fraß beginnt. Hierbei geht
es übrigens durchaus nicht immer ganz ruhig und
friedlich zu. Gier und Futtcrneiö lassen die Kum
pane gar leicht aneinandergeraten und es ent-
ivickclt sich eine regelrechte, solenne Beißerei, deren
Radau dem Jäger, wenn er viel Glück hat, noch
verrät, was hier vorgeht und ihm ermöglicht, sich
vorsichtig heranzuschleichen und mit schnellem Dop
pelschuß Frieden zu stiften und — Rache zu neh
men.
Ich wüßte nichts in dem großen Gebiete des
ganzen Jagdbctriebes, was eine höhere Befriedi
gung gewähren könnte, als solch ein Glücksfall!
Die meisten Hunde hetzen laut, und unter zweien
ist gewöhnlich doch einer, der das Maul nicht hal
ten kann, und das ist doch ein großes Glück, denn
die völlig stumm jagenden Hunde überrumpeln
nicht nur das Wild leichter, sondern sie verraten
sich auch dem Jäger naturgemäß nicht so schnell.
Erst das Verhalten des Wildes und die häufigen
Spuren flüchtiger Hunde zeigen, was die Glocke
geschlagen hat. Während anderes Raubwild den
größten Schaden dann anrichtet, wenn das Nutz
wild noch schwächere Junge hat, dehnt sich bei den
Hunden der Schaden über das ganze Jahr hin aus.
weil sie eben auch ausgewachsenes, gesundes Wild
hetzen und greifen. Geradezu katastrophal aber
wird Hundcschaden zur Winterszeit bei tieferem
Krustenschnee, der dem durchbrechenden Wilde die
Läufe round schneidet, während er die leichteren
Hunde überhält. Allein der Schaden durch Hunde
beschränkt sich durchaus nicht nur auf das, was sie
tatsächlich greifen und würgen, sondern der ganze
Wildbestanb wird versprengt und durchcinanderae-
wirbelt, und schließlich wechselt das meiste Wild
aus und verläßt für lange, lange Zeit, bisweilen
auch für immer, diese unheimliche Gegend.
Was kaun nun der Jäger gegen eine solche
Hnndeplage unternehmen und wie schützt er sich
gegen solche Bestien? Zunächst muß durch sorg
fältiges Abspüren festgestellt werden, woher die
Köter kommen und welchen Wechsel sie zu halten
pflegen. Meist wird ein benachbartes Dorf oder
ein einzelnes Gehöft ihre Heimat sein, die sie spät
in der Abenddämmerung verlassen und früh beim
ersten Tagesraum wieder aufsuchen. Ihr Besitzer
hat oftmals tatsächlich keine Ahnung von ihrem
Treiben, weil er sie den ganzen Tag über friedlich
auf dem Hofe liegen sicht, wo sie vielleicht auch an
die Kette gelegt werden, um erst abends zum
„Aufpassen" wieder loszukommen. Ausdauernder
regelmäßiger Ansitz am Wechsel früh und abends
führt dann schon häufig zum Ziele, und wenn auch
zunächst einmal nur einer der Hetzer erledigt wird,
so ist dies immerhin schon ein Erfolg und hilft
solange, bis der Ueberlebenöe einen neuen Jagd
genossen gefunden hat. Halten die Hunde ihren
Wechsel nicht genau ein, so mache man mit frischem
Aufbruch eine Schleppe innerhalb des Waldes an
der ganzen fraglichen Grenze entlang und setze sich
an ihrem Ende mit gutem Winde an. Hilst auch
dies nicht, dann muß man einen regelrechten
Luderplatz anlegen und die Hunde hier ankirren.
Sind die Brocken gut angenommen, dann werden
ein oder zwei Schwanenhälse oder auch Berliner
Abzugseisen gelegt und werden schon ihren Zweck
erfüllen. Das Tellereisen kommt für mich niemals
in Frage und ich bekämpfe seine Anwendung bei
jeder sich bietenden Gelegenheit, iveil durch dieses
„Tritteisen" unser Nutzwild zu .stark gefährdet
wird, indem es unversehens und ahnungslos hin-
eintapcrt. Von schrecklich verstümmeltem Rot- und
Rehwild, von unzähligen gequälten Hasen und
Kaninchen könnte ich ein langes, trauriges Garn
spinnen, doch gehört dies nicht hierher.
Außer dem Schwanenhals ist auch noch eine ge
nügend große und hinreichend schwere Würgefalle
ganz besonders zu empfehlen, da diese auch den
größten und stärksten Köter völlig geräuschlos er
schlügt, so baß aller Lärm und Alarm vermieden
wirb, was meist außerordentlich wichtig ist.
Und wenn alle Stricke reißen, wenn alle Mühe
und Ausdauer scheitert an der übergroßen Vorsicht
und Schlauheit der Hunde, dann mag auch schließ
lich mal ausnahmsweise zum Giftbrocken gegriffen
werden, den ich sonst durchaus verwerfe und eines
anständigen Jägers nicht für würdig halte.
Der wesentlichste Schutz aber, den wir unserem
geliebten Wilde angeüeihen lassen können, besteht
darin, daß wir möglichst viel und zu den verschie
densten Zeiten, namentlich aber spät abends und
früh vor Tau und Tag, im Reviere sind und
Augen und Ohren gut offenhalten, damit uns
nichts verborgen bleibt, ivas dort vorgeht, und
wir gleich bei den allerersten Anzeichen des Auf
tretens wildernder Hunde schützend eingreifen kön
nen. Dazu von Herzen ein kräftiges Weidmanns
heil! Frhr. von BischoffShausen-Giersdorf.
Der Land- und Bauernbund schreibt uns:
. Der Schleswig-Holsteinische Land- und Bauern-
^nd hatte für den Ausschuß zur Wahrnehmung
°Er Viehzüchter- und Gräser-Jnteressen, Husum,
Eine Eingabe an den Reichsminister für Ernährung
^nd Landwirtschaft gemacht, die zum Ziele hatte,
îņ Anbetracht der Absatzschwierigkeiten für ange
zischtes Weidevieh, bas in diesem Jahre einen
lg Prozent höheren Bestand als im Jahre
7^1 aufwies, den schleswig-holsteinischen Gräsern
Gewährung einer Beihilfe die Möglichkeit
geben, angefleischte, noch nicht schlachtreife Tiere
tbst zur Weitermast aufzustellen. Das Reichs-
Ministerium ist damit einverstanden, daß die Ge
nossenschaftliche Reichs-Viehverwertung e. G. m.
■ H. mit der Genossenschaftlichen Hauptviehver-
N»ltung für die Provinz Schleswig-Holstein G. m.
H. in Kiel folgendes vereinbart:
Die Aktion erstreckt sich auf eine Rinderzahl
bis zu 6000 Stück und zwar nur im schleswig-
holsteinischen Gräsergevict sKreise Pinneberg
und Steinburg, Süöer- und Norderdithmarschen,
Eiderstedt und Sündtondern) gegräste Rinder.
’ Beihilfen zur Weitermast von angefleischten
Weiberinbern werden unter folgenden Bedin
gungen gewährt:
g) Die für die Weitermast von den bisherigen
Besitzern für eigene Rechnung aufgestallten
angefletschten Weidetiere sind bei der Haupt-
uiehverwaltungsgenossenschast für die Provinz
Schleswig-Holstein anzumelden und von dieser
Urft Ohrmarken zu kennzeichnen.
III. Die für diese Aktion in Betracht kommenden
Beihilfen sind folgende:
a) je für ein nach dem 30. 12. 32 ver
kauftes Tier 15 'JUl
b) je für ein nach dem 31. 1. 33 ver
kauftes Tier 25 iî/k
c) je für ein nach dem 28. 2. 33 ver
kauftes Tier 40 ~&Jl
Die genossenschaftliche Reichsviehverwertung wird
die zur Durchführung der Aktion erforderlichen
weiteren Bestimmungen treffen. Die erforderlichen
Betrüge werden von Reichsernährungsministerium
angewiesen werden, sobald ihm die entsprechenden
Nachweise vorgelegt worden sind.
Es erscheint unverständlich, baß die Kreise Husum
und Schleswig nicht zum Gräsergebiet gerechnet
werden, die doch beide für die Weidem.ast eine er
hebliche Rolle spielen. Die Aktion bedarf nach die
ser Richtung der Ergänzung.
zt. In letzter Zeit wird in Dithmarschen
von holländischen Ankäufern erstklassiger Rot
kohl für 70—80 Pfg. gekauft und unter der
Zwangslage einer Notzeit machen die Bauern
zumeist von solchen Angeboten Gebrauch.
Wenn die Holländer den Kohl nun in ihre
Heimat für den Bedarf in ihrer eigenen Wirt
schaft ausführen würden, wäre gegen dieses
Auslandsgeschäft an sich nichts einzuwenden.
— Der Skandal nun aber liegt darin, daß
dieser dithmarscher Qualitätskohl in den Ju-
dustriestädten des Rhcinlandes und in Berlin
als beste holländische Ware wieder anftancht
und bei einer gedankenlosen Bevölkerung
auch reißend Absatz findet. Der dithmarscher
Bauer — wir nehmen als Beispiel einen Hof
besitzer aus Karolinenkoog — muß ivegen
b) Die Durchführung der Mast, deren Min
destdauer sechs Wochen betragen soll, unter
liegt bis zur Abgabe der Tiere zur Schlach
tung der Kontrolle der Hauptviehvcrwer-
tungsgenossenschaft in Kiel.
c ) Die Verwertung der Mastrinder zur Schlach
tung hat durch die Hauptviehvcrwertung auf
den großen Schlachtviehmärkten unter Be
nutzung der dort bestehenden landwirtschaft
lichen Verkaufsstellen zu erfolgen.
8AA
MMM'HW
1 .iW' 1 ' > .
...;