Full text: Newspaper volume (1932, Bd. 4)

i?««r fällt vom Himmel. 
Don F. K. Freiherr vo« Aoenig-Wsrthanse». 
FweiundzmanzMährig hot bet Verfasser vor 
wenigen Jahren mit seinem kleinen Klemmflug- 
zeug mit einem Zweizylindermotor mit nur 
20 PS. in sechzehn Monaten einen Welfflug 
«ternommen, der ihn durch siebenundzwanzig 
Länder führre. Mit einem Vermögen von nur 
40 Mark und mit einer Leuchtpistole „bewaff 
net" war er gestartet und erhielt für die Strecke 
Berlin—Moskau—Baku—Teheran den Hinden- 
burgpokal. Der junge Weltflieger erzählt seine 
mannigfachen Erlebnisse in seinem Buch das 
soeben unter dem Titel „Mit 20 PS. und 
Leuchtpistole", Abenteuer des Hindenburgflie- 
gers Kovnig-Warthcmsen, in der Deutschen Der- 
lags-Anstalt, Stuttgart, erscheint. Mit Geneh 
migung des Verlages veröffentlichen wir den 
folgenden Auszug. 
jgntge Tage nach meiner Ankunft in Teheran 
churde ich aufgefordert, gemeinsam mit den Iunkers- 
Moten ein großes Schaufiiegen auf dem Flugplatz 
z veranstalten. 
Die Junkersflugzeuge roarfen eine Unmenge von 
Reklamezetteln über den Straßen ab. Sie waren 
mit persischer Schrift bedruckt und kaum größer als 
ein gewöhnlicher Briefumschlag. 
Gratis wollten wir eine Anzahl von Rundflügen 
unternehmen und so im persischen Volk Freundschaft 
und Anteilnahme für das -deutsche Flugwesen er 
wecken. 
Ich zeigte, was man alles mit einer kleinen Klemm 
machen kann. Das Publikum war begeistert und sein 
handgreifliches Interesse hätte mein Mafchinchen 
beinahe zugrunde gerichtet. 
Leider ging die Veranstaliung ober nicht ohn« 
Unfall ab. 
Eine der großen dreimotorigen Iumkersmaşchinen 
wurde von der Sonne gebelndet und stieß bei -der 
Landung mit voller Wucht gegen den Erdwall, der 
ein offenes Viereck bildet und auf dem Flugplatz 
von Teheran die Halle ersetzt. 
Eine mächtige Staubwolke, Splitter und Krachen. 
Mit zertrümmertem Flügel lag der silberne Vogel 
da. 
Mn Schreckenslärm erhob sich in der erregten 
Menge. Man schrie und hob die Arme zum Himmel 
empor. 
Da stieg, ein wenig schwankend, der Pilot von der 
Maschine. Zündete sich seelenruhig erst mal eine 
Zigarette an und „Bitte!" öffnete er die Kabinen 
tür. 
Kern Mensch war verletzt. 
Als ein Passagier nach dem anderen unversehrt 
das Flugzeug verließ, schlug die Stimmung der Zu 
schauermenge um. Jubelnder Beifall erhob sich, und 
den Rest des Tages melideten sich immer neue Flug- 
freunde, um mit den übrigen Junkersmaschinen 
Rundflüge über die Hauptstadt zu machen. 
Da mich der Kommandant des persischen Luft- 
fahrtwesens zum Abschluß -des Schaufliegens zu 
einer Keinen Festlichkeit geladen hatte, flog ich hin 
über zum Militärflugplatz, wo mich die Offiziere 
herzlich empfingen. 
Zu meinem großen Erstaunen gab es Champagner. 
Lachend erklärte mir ein junger Pilot, der Wein fei 
rm Koran den Gläubigen leider verboten, aber 
Champagner, den habe der Prophet zum Glück nicht 
gekannt. 
Da auf diese Weis« die Stunden sehr rasch vergin. 
gen, mußte ich nachts zum Iunkersflugplatz zurück. 
Das war nicht weiter gefährlich, da die Nacht hell 
blieb, und ich mit dem Gelände ja ziemlich vertraut 
war. Ich beschloß jedoch, noch über die Stadt zu 
fliegen und einigen schönen europäischen Damen, 
die ich kannte, eine klein« Huldigung darzubringen. 
Ich steuerte den Palast eines befreundeten Diplo- 
maten an, der im Innern der Stadt wohnt, und 
schoß eine rote Leuchtkugel ab, die den Innenhof 
seines Hauses bengalisch beleuchten sollte. 
Aber Zielen ist leichter als Treffen. 
Der Anschlag mißglückte. 
Dafür ging die Rakete auf dem Platz vor dem 
Hause nieder, «ruf dem geavde eine Kamcklkannvane 
des Weges zog. 
Da hatte ich die Bescherung. 
Die Kamele warfen vor Schreck die Lasten vom 
Rücken und jagten in alle Windrichtungen da-von. 
Eine unbeschreibliche Verwirrung mußte unten ent 
standen sein, so daß ich schnellstens davonfchwrrrte, 
und ohne weitere Fve-undfchaftsbefu-che sofort dem 
Flugplatz zueilte. 
Später erzählte mir der Diplomat, der selber 
nachgesehen hatte, was es gäbe, daß die abergläu- 
bischen Karawanenführer mein Flugzeug nicht mit 
dem herabgefallenen Feuer in Zusammenhang ge« 
bracht hätten. Viel glaubwürdiger war wohl für sie 
ein böser Dämon. Kameltreiber haben immer ein 
schlechtes Gewissen. 
Kampf um -eņ Strom. 
Nicht von einem reißenden Fluß ist hier die 
Rede, sondern von dem elektrischen Strom, den wir 
uns aus unserem heutigen Kulturd-asein gar nicht 
mehr fortdenken können. Um diesen kostbaren 
Strom ist es zu grotesken Auseinandersetzungen 
in der guten Stadt Köln gekommen. Die Stadt und 
die Reichs-bahndirektion Köln überschütten sich ge 
genseitig mit -geharnischten Protesten. Und das 
Publikum sieht d-em „Stromkriog" halb entgeistert 
und halb belustigt zu. 
Die Reichsbahn, bisher einer der besten und 
icherst-en Stromabnehmer der Stadt Köln, hatte 
ich für das nächste Jahr eins neue Stromquelle 
gesichert. Die Stadt Köln, die gerade wegen ihres 
rcheren Kunden erhebliche Aufwendungen für das 
Stromnetz gemacht hatte, siel sozusagen aus allen 
Wolken. Man versuchte es erst im Guten. Als das 
nichts half, drohte der Kölner Magistrat mit der 
sofortigen Sperrung des Stroms für die Bahnhöfe 
im Bezirk Köln. Gar nicht auszurenken, was ge 
schehen wäre, wenn diese wilde Drohung in die 
Tat umgesetzt worden wäre. Alle Räder liegen 
still, wenn ein starker Arm es will — so heißt es 
Mrr die Namen res Hsrşşes, ķînî« der Mplvmak 
lächelnd, die hätten gleich gewußt, wer der Schlingel 
gewesen ist. 
« * * 
Bei eine« Brande — ertrunken. 
Bei einem Brande in Birmingham ertranken zwei 
Personen. Es handelt sich um eine Greisin und ihr 
Enkelkind, die während des Brandes sich in einen: 
Raume aufhielten, der am meisten von den Flam 
men bedroht war. Da die beiden Personen sich nicht 
mehr bergen, auch von den Feuerwehrleuten nicht 
erreicht werden konnten, setzte nmn das Zimmer 
unter Wasser. Der Brand konnte auch glücklich ge 
löscht werden. Als man aber in das Zimmer ein- 
drang, in dem das Wasser fußhoch stand, mußte man 
feststellen, daß die Greisin und ihr Enkelkind, die 
durch den Rauch bewußtlos geworben waren, an 
der Erde lagen und — ertrnirken waren. 
in einer bekannten Parole. Offenbar war man in 
Köln dazu entschlossen, die Konsequenzen zu ziehen. 
Run, nachdem sich das Gericht ins Mittel legte, 
kam es zu einer vorläufigen Einigung. Immer 
noch stehen sich aber die Gegner grollend gegen 
über. 
* * 
* 
Grönländische MWàn vertzrmml. 
Erst jetzt wird in Dänemark bekannt, daß die 
Funkstation Scoresbysunü an der grönländi 
schen Ostküste am 8. September ein Raub der 
Flammen geworden ist. Die dänische Grön 
landverwaltung hatte sich das plötzliche Still- 
werden dieser Station nicht erklären können, 
bis sich jetzt das Rätsel löst. Durch einen Fun 
ken vom Auspuff des Motors ist Holzwolle in 
Brand geraten, worauf die gesamte Funksta 
tion mit dem Sendeapparat und vielen wis 
senschaftlichen Instrumenten zerstört worden 
ist. Die Bewohner der Kolonie Scoresbysunü 
werden bis zum nächsten Sommer völlig von 
der übrigen Welt abgeschnitten sein, da erst im 
Juni n. Jahres ein Schiff den Hafen wieder 
anlaufen kann. 
Unglücksfahrt eines Lastkraftwagens. 
TU. Halle, 22. Nov. Ein Fernverkehrlast 
kraftwagen aus Ellefeld im Vogtland geriet in 
Merseburg auf der Halleschen Straße in 
Brand. Das Feuer konnte mit Sand gelöscht 
werden. Bei der Weiterfahrt verunglückte der 
Wagen abermals durch Heißlaufen einer Achse 
und der Kraftwagen blieb liegen. Diese Gele 
genheit machten sich in der Nacht Diebe zunutze 
und beraubten die Ladung. Als der Wagen am 
nächsten Tag wieder in Gang gesetzt wurde, 
entstand ein Vergaserbrand, der bald den gan 
zen Wagen in Flammen setzte und ihn samt 
seiner Ladung, die aus Kaffee und Schokolade 
bestand, vernichtete. Der Schaden beträgt etwa 
30 000 Mark. 
* * * 
Pferd fitzt auf öem Verdeck eines Kraftwagens. 
TU. Newyork, 22. Nov. Wie aus Cromwell 
(Connecticut) gemeldet wird, rannte ein 
Pferd, das durch vorüberfahrende Kraftwagen 
scheu geworden war, über eine Wiese, setzte 
über den Zaun und landete in sitzender Stel 
lung auf dem Verdeck eines Kraftwagens, der 
sich in voller Fahrt auf einer etwas tiefer lie 
genden Landstraße befand. Während das Ver 
deck beschädigt wurde, blieb der Kraftwagen 
fahrer unverletzt. 
3000 Waggons Lebensmittel und Brennstoff 
für die Winterhilfe. 
Berlin, 22. Nov. Von Mitte September bis 
Ende Oktober dieses Jahres sind insgesamt 
rund 3000 Waggons Lebensmittel, Brennstoffe 
rmb KketdirngsMcke an? Sen verschiedene« 
bieten des Reiches für die Winterhilfe von der 
Reichsbahn frachtfrei befördert worden. Und 
zwar sind 400 000 Zentner Kartoffeln und zu 
sammen 43 000 Zentner Fleisch, Obst, Gemüse, 
Brotgetreide, Milchsendungen usw. und ferner 
90 000 Zentner Kohlen und Briketts und rund 
63 000 Zentner Brennholz und Torf an die mit 
der Durchführung der Winterhilfe betraute« 
Organisationen zur Verteilung für die Win 
terhilfe gelangt. 
* . » 
Neckerei in einem 9§lser Gefängnis. 
TU. Oslo, 23. Nov. (Eig. Funkmeldung). Ant 
Dienstagabend kam es im Osloer Akershus Landes- 
gefängnis erneut zu einer Meuterei. Me Gefange 
nen, die in der Schmiedewerkftatt arbeiteten, steckte» 
mit glühenden Eifenstangen die Malerwerkstatt i» 
Brand. Andere Gefangene überfielen die Aufseher 
und entrissen ihnen die Schlüssel. Da diese aber 
nicht zu den Schlössern der großen Gefängnistore 
paßten, konnten di« Gefangenen nicht entweichen- 
Erft herbeigerufener Polizei, die mit Stahlhelm: 
ausgerüstet war, gelang es, die Meu-terei niederzu 
schlagen. Me aufriihrerischen Gefangenen, etwa 40 
an der Zahl, wurden in Panzerwagen in andere 
Gefängnisse übergeführt. Die Schmiede- und Malcr- 
werrstatt sind völlig niedergebrannt. Es ist auffällig' 
daß sich in dem Gefängnis etwa alle drei Monate 
eine Meuterei ereignet. Zur Zeit waren in der An 
stalt rund 160 Gefangene untergebra-cht. 
Der Höhepunkt der Tierquälerei: 
Wölfe als Feuerfackelu. 
Rufsische Bauern, deren Wehbestand -durch Wölfe 
dezimiert worden war, fingen bei Nowosibirsk ein 
Dutzend -der Raubtiere ein und banden den Tieren 
brennende Pechfackeln an die Schwänze. Unter 
furchtbarem Schmerz-geheul rannten die Tiere in -den 
nahen Wald, wo sie wahrscheinlich sämtlich ver 
brannt sind. Gleichzeitig setzten sie aber Reisig in 
Brand, -die Flammen fraßen weiter, und innerhalb 
weniger Stunden stand der ganze Wald in einer 
Ausdehnung von mehreren hundert Morgen in 
Flammen. Rach tagelangen Bemühungen gelang es 
den zu Hilfe gerufenen Truppen, den Brand zu lö 
schen. Der angerichtete Sachschaden geht in die Hun- 
derttaufende. Von seiten der Behörden ist eine 
strenge Untersuchung eingeleitet worden; die Tier- 
quäler und indirekten Brandstifter haben die 
schwersten Strafen zu gewärtigem 
Haus aus der Römerzeit iu Tunis freigelegt. 
TU. Paris, 23. Nov. (Eig. Funkmeldung ) 
In Tunis wurde bei Erdarbeiten in der Nähe 
der ehemaligen Stadt Mufti ein umfangreiches 
Gebäude freigelegt, das zur Zeit des römischen 
Kaisers Mark Aurel errichtet sein dürfte und 
von großen archäologischem Interesse ist. 
üuns Vslr. 
In Köln wurde der Leiter der Filiale einer 
Düsseldorfer Großhandlung wegen Urkunden 
fälschung und Unterschlagung verhaftet. Die 
bisher ermittelte Summe beläuft sich auf etwa 
35 000 Mark. 
* 
Für die Ermittlung des flüchtigen Bankdi 
rektors Schäfer hat die Düsseldorfer Bank eine 
Belohnung von 6000 Mark ausgesetzt. 
* 
Im Augenblick der Verhaftung hat sich der 
Rechtsanwalt Metz erschossen. Er hatte als 
Sekretär des luxemburgischen Automobilklubs 
rd. 200 000 Mark unterschlagen. 
* 
Der Schiffsbrand im Hafen von Amsterdam 
konnte nach über 180stündiger Dauer endlich 
gelöscht werden. 
* 
Man befürchtet in Reykjavik, daß 6 Motorfiichf^ 
boote mit einer Besatzung von etwa 30 Mann ^ 
Sturm untergegangen sind. 
MWrherW. 
Wettervorhersage für Donnerstag, den 24. Rov- 
Mild, trübe b-is bedeckt, vielfach starke, in Küsters 
nähe z-eitweise stürmische SW.- bis West-Winde, 
reratur steigend, zeitweise Re-genfäll-e. Sturmwar»Ş 
für das Küstengebiet der Nordsee u-n-d westlichen Oftv^ 
Wcherļîsch. 
Ein Dors ohne Frauen! Ja, das g-ibts, und 
der Rhön, wo die Frauen von Dalherda jeden 
auf Reisen gehen, um'HolMnitzereien zu verkant ^ 
und an: Samsta-gnachm'ttag he mkommen. um \ r 
den Männern und Kindern zu sehen. Die Männer am 
bleiben zurück, um die Landwirtschaft zu verleben 
das Zaus in O'dnun-g zu hallen — eine Arb-eiGM 
lung. vie sich aus der Knappheit des Ertrages erkofN 
womit üch die Bürger Dalherdas bei der Kargheit 
Hochlandes zufriedengeben müssen. Davon erzählt ' 
'ssselnder Bildbericht in der neuen Nummer sij- 
Wochenschau die bei ihrem lebendigen und reiĶ?!, 
gen Dienst für die Aktualität doch der stillen -r-Ljtt 
nicht vergiß:, die auch zum Wesen des Tages 
und feinem lauten Treiben ein Gegenstück bieten, n.sd 
zur „Wochenschau" greift, hat stets ein packendes 
der Zeit. (Die „Wochenschau" erscheint im DeşşÄ 
Enard-et. Essen, und ist zum Preise von 20 Pi2- 
allen Buch- und Zeiischriftenhändlern zu habenZ^ 
Verlag u. Druck: Heinrich Möller Söb " * 
Rendsburg. 1e t 
Ehesredaktion u. Verlagsleituna: Ferd. iW 5 , r ,t 
Verantwortlich für Leitartikel: Ierd M ö > 
Politik: Adoll Greaori für den allstem ^ 
nen Teil und Jeuilleton: Herbert 
mann şûr den wirtschastlicken Teil: Dr 
Gosch für den provinziellen und örtlichen J- t , 
Karl Müller alle in Rendsburg. — 
liner Schriltleitung: Verlin-Ebarlm ( 
bürg 9. Gotha-Allee 19, Fernsprecher ^ 
Heerstraße 0330, 
Ein 3000 Jahre altes Königsgrab in Sachsen aufgefunden. 
Das freigelegte Grabmal eines vorgeschichtlichen Königs, 
öas bei Sem Dorfe Gävernitz (bei Großenhain) durch Zufall entdeckt wurde. Es han 
delt sich um eine bisher in Sachsen einzig dastehende Begräbnisstätte ans der Bronze 
zeit, deren Alter man auf 3000 Jahre schätzt. Die Grabstätte besteht aus einem Stein 
kreis von 15 Meter Durchmesser, die einzelnen Blöcke wiegen bis zu 15 Zentnern. 
Das Wettrennen der Auto-Beteranen. 
Eines der ehrwürdigen Vehikel bei der Ansfahrt aus London. 
Zwischen London und Brighton fand ein Autorennen für Wagen statt, die vor dem 
Jahre 1905 gebaut wurden. Die beste Geschwindigkeit erreichte ein 38 Jahre alter 
Daimler mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 87 Kilometern. Von den 61 
Veteranen, die gestartet waren, erreichten nur 10 nicht das Ziel. 
UfnscUaà Mt die Weit.
	        
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