Full text: Newspaper volume (1932, Bd. 4)

LanDsszsîlung 
0d)leswîg-Solfteînifd>e 
P-5. Jahrgang. 
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Das Ergebnis -er prasiöerrtmwahl in Amerika 
ķanntģegeben werden können. Hauptfachs ist hier 
der Gewinn der Stimmenmehrheit in den wichtig 
sten Bundesstaaten. Roosevelt führt auch in allen 
Teilen des Hoover-Staates Kalifornien sowie in 
Idaho, dem Staate Borahs. 
Roosevelt, der sich mit seiner Mutter, seiner 
Frau und seinen beiden Söhnen Zame und Ellior 
sowie seiner verheirateten Tochter Curtis Dahl in 
Baltimore-Hotel aufhielt, dankte in einer Presse 
konferenz allen Mitelfern am Wahlerfolg. An der 
Siegesfeier in dem Hotel nahmen 2000 Personen 
teil, darunter Smith, Dempsey und Tunney. 
Zgr ZN 5L rm- 177 rmerrlfchre-me WrchêmärmerftLmmen 
TU. Newyork, 9. Nov. (Eig. Funkmeld.) Roose 
velt ist in allen Staaten außer in Vermont über 
legen. Fraglich bleibt noch Pennsylvania. Franklin 
D. Roosevelt ist der 32. Präsident der Vereinigten 
Staaten. 
Dag bisherige von den Republikanern zu 
gegebene Wahlmännercrgebnis kantet: 
Roosevelt 382 
Hoover 52 
zweifelhaft 177 
Die Parlamentswahlen ergeben voraussichtlich 
im Repräsentantenhaus eine demokratische Mehr- 
heit von 58 und im Senat von 28 Sitzen. 
Es ist bei der Wahl besonders zu beachten, 
daß der Präsident nicht wie in Deutschland 
unmittelbar vom Volke gewählt wird, son 
dern daß vielmehr 531 Wahlmänner für die 
Präsidentschaftswahl gekürt werden. Die soge 
nannten Elektoren, die in zwei Monaten 
zusammentreten, um die Abstimmung über die 
Präsidentschaftskandidaten vorzunehmen. Ta 
die Wahlmänner von den Parteien gewählt 
werden, und es sich praktisch um die Entschei 
dung lediglich zwischen Republikanern und 
Demokraten handelt, so bedeutet die Mehrheit, 
die eine dieser beiden Parteien unter den 
Wahlmännern erhält, auch schon die Wahl 
ihres Kandidaten. 
* 
Als Erbe eines großen Namens und Träger 
schier grenzenloser Hoffnungen tritt Franklin 
Delano Roosevelt das Amt des „mächtigsten 
Mannes der Welt" an. Selten ist ein Präsident 
der USA. so rasch aus dem Dunkel der Unbe- 
kanntheit zur Spitze des Staates emporgestie 
gen, wie Roosevelt. Wenn man von den Be 
wohnern des Staates Newyork absieht, dessen 
Gouverneur Roosevelt zweimal wurde, so kann 
man sagen, daß das amerikanische Volk bis vor 
kurzem noch fast nichts von seinem neuen Prä 
sidenten wußte. Es sei denn, daß man die tra 
gische Geschichte seiner Erkrankung kannte, die 
vor 11 Jahren die Karriere Roosevelts endgül 
tig beendigt zu haben schien. 1921 nämlich wur 
de der damals im Anfang der 40er Jahre ste 
hende Rechtsanwalt Franklin Roosevelt beim 
Aufenthalt in einem Badeort von einer jähen 
fieberhaften Erkrankung befallen, über deren 
Charakter man sich erst klar wurde, als ein 
ganzes Konzilium von Aerzten sich am Lager 
bes Kranken versammelt hatte: es war spinale 
Kinderlähmung. Roosevelt verlieb das Kran 
kenlager nur, um zunächst im Rollstuhl weiter 
zuleben. Aber sehr bald verbiß er sich mit un 
geheuerlicher Energie in den Vorsatz, sich die 
Herrschaft über die gelähmten Glieder wieder 
3u erringen. Nach einem Jahre war er wieder 
lmstanüe seine Arme zu gebrauchen, und ein 
weiteres Jahr später konnte er auf den aller- 
bings, wie auch heute noch, durch eine Stahl- 
fchrenenapparatur gestützten Beinen wieder 
liehen. 
Der heroische Kampf Roosevelts gegen die 
furchtbaren Folgen jener tückischen Krankheit 
gibt zugleich den besten Begriff von dem Wesen 
Und der Sinnesart des neuen Präsidenten der 
CSA.: ein im Grunde urwüchsig gesunder 
Mensch mit einer Vitalität ohnegleichen, die 
^derzeit zusammengefaßt worden kann in eine 
^«zentrierte Aktion ans ein Ziel hin, vor dcs- 
wu Erreichung die einmal angepackte Aufgabe 
şitcht wieder beiseite gestellt wird. Roosevelt 
?îlegt allerdings nur Ziele ins Auge zu fassen, 
Eren Erreichung er nach sorgfältiger Neberle- 
şihņg aller Chancen sicher sein zu können 
Staubt. 
. Franklin ist ein entfernter Nesse von Theo- 
Roosevelt, dem großen „Teddy". Er ist 
Zugleich verheiratet mit einer entfernten Ku- 
w, die mit dem früheren Präsidenten näher 
rwandt ist, als Franklin. Franklins Pate 
..Teddys" einziger Bruder. Diese Ber- 
wandtschaftsbeziehnngen umgeben zwar Frank 
lin Delano Roosevelt ein wenig mit dem 
Glanz des alten Namens,' sie waren aber doch 
nicht eng genug, um ihm in seiner Karriere 
wesentlich zu helfen. Im Gegenteil: Franklin 
durchlebte eine ziemlich harte Jugend ans der 
nicht sehr großen Farm seines Vaters. Er 
wuchs auf wie ein sportliebender amerikani 
scher Junge, machte sich, als Student an der 
Harvard-Universität, durch seine kritischen 
Studien in der von ihm geleiteten Universi 
tätszeitung reichlich unbeliebt und schloß sich 
später den Demokraten an, wo sein zwar hei 
terer, aber treffender Sarkasmus ihm zunächst 
nicht gerade viele Sympathien einbrachte. 
Gläubig hing er an seinem bewunderten Vor 
bild Wilson — wobei man sich das Bild des 
idealistischen Professors Wilson der Borkriegs 
jahre vergegenwärtigen muß — und entfaltete 
als Untersekretär im Marineamt eine Tätig 
keit, die alle Leute, nie eine amtliche Stellung 
nur als bequeme Versorgung ansahen, zu sei 
nen Feinden machte. Mit den amerikanischen 
Gewerkschaftlern stand er von jeher auf ver 
hältnismäßig gutem Fuß. Während des Krie 
ges betätigte er sich dann noch in der Organi 
sation der Truppentransporte in einer Weise, 
die die maßgebenden Leute in Washington ans 
ihn aufmerksam machte. 
Stellte Hoover sich der furchtbaren Wirt 
schaftskrise als kühler, nüchterner Rechner mit 
der scheinbar herzlosen Parole gegenüber: 
„Keine Verschwendung!" (Nämlich durch Zah 
lung von Arbeitslosenunterstützungen), so ge 
wann Roosevelt die Massen mit dem einfachen 
Satz: „Der Staat kann nicht ruhig zusehen, wie 
Millionen seiner Bürger hungern und zu 
grunde gehen!" Diese beiden Standpunkte wa 
ren wirklich entscheidend in dem jetzt abge 
schlossenen erbitterten Wahlkampf und nicht, 
wie man es sich in Europa zumeist fälschlich 
vorstellte, die Prohibitionsfrage. Und von der 
Art und Weise, in der Roosevelt das in seiner 
Parole enthaltene Versprechen einlösen wird, 
hängt es ab, ob seine Präsidentschaft erfolgrei 
cher sein wird, als die Hoovers, den man vor 
vier Jahren mit so großen Hoffnungen be 
grüßte. In außenpolitischer Beziehung dürfte 
Roosevelt im Gegensatz zu Hoover aktiver in 
die europäische Politik eingreifen. 
Die „Newyork Times" zum Wahlausgang. 
TU. Newyork, 9. Nov. (Eig. Funkmeldung.) 
Die „Newyork Times" erklären in einem Ar 
tikel zum Wahlausgang, daß Hoover, von sei 
nen Freunden verlassen und von seinen Geg 
nern bedrängt, verloren habe. Er sei ein 
tragischer Beweis dafür, wie ein einzelner 
Mann ungerecht für die Fehler und Verbre 
che» anderer zu büßen habe. 
Newyork feiert. 
TU. Newyork, 8. Nov. (Eig. Funkmeldung.) 
In den Hotels und Restaurants der Stadt 
Newyork wird bereits der Sieg Roosevelts 
gefeiert. Auf dem Broadway werden Stroh 
puppen, die Hoover darstellen, verbrannt. In 
Nie sen lichtzeichen werden am „Times"- 
Gebäude die Ergebnisse bekannt gegeben. Tie 
Alkoholschmuggler verkaufen wegen der zu 
erwartenden Aufhebung der Prohibition ihre 
Vorräte auf den Straßen. 
Im Hauptquartier der Demokraten, im 
Baltimore-Hotel, wo auch die Familie Roose 
velt sich aufhält, befindet sich das Zentrum der 
Feiern. 
Stimmungsbild von den großen amerikanischen 
Wahlen. 
TU. Newyork, 8. Nov. Das Wahlwetter ist 
kühl und bewölkt. Aus verschiedenen Ost 
staaten werden Regcnfätle gemeldet. 
In der Stadt Newyork überwachen 7757 
Schupos die 3794 Wahllokale. Insgesamt 
19 220 Polizisten sind in der Stadt alarmbereit. 
Die Washingtoner Geheimpolizei traf Vorbe 
reitungen, um verfassungsgemäß den staat 
lichen Schutz auf Roosevelt auszudehnen, falls 
er gewählt wird. Die Polizeistunde ist für 
Klubs und Tanzdielen auf 0.50 Uhr Mitter 
nacht verlängert worden. 
KoosêĶļļs voraussichtliche MmsļerWe. 
TU. London, 9. Nov. (Eig. Funkmeldung.) 
Der Washingtoner „Times"-Korrespondent 
bringt folgende mutmaßliche Ministerliste der 
Roosevelt-Regierung, die natürlich noch nicht 
amtlich bestätigt werden kann. Es werden ge 
nannt: Staatssekretär des Aeußern: New 
ton Barker. Staatssekretär des Schatz 
amtes: Alfred Smith oder Owen A o u n g. 
Kriegsminister: Albert Ritchie. Marine 
minister: Mac A d d o. Inneres: der frühere 
Senator Gilbert Hi ich cot. Landwirt 
schaft: Harry Byrd. Arbeitsminister: Miß 
Frances Perkins.. Generalstaatsanwalt: 
Senator Thomas Walsh. Generalpost 
meister: James Farley. Handelsminister: 
Ivans Woollen oder Me Ivon Tray- 
ler. 
Glückwunschlelegramm Hoovers 
on Asosevell. 
Präsident Hoover, der die Wahlergebnisse in 
seiner Heimatstadt Palo Alto in Kalifornien er 
wartete, gab den Wahlsieg Roosevelts zu. Hoover 
sandte Roosevelt folgendes Glückwunschtelegramm: 
„Beglückwünsche Sie zur Gelegenheit, USA.-Lande 
dienlich sein zu können und wünsche erfolgreichste 
Negierungszeit". Infolge des verwickelten ameri 
kanischen Wahlsystems wird das Gesamtergebnis 
der amerikanischen Präsidentenwahl erst später be- 
Kampfstellung -er NSDAP. 
Papen «nd sein Kurs 
1000 Mark Zahreslohn für Wohķfahriserwerbsķofe im kommunalen Aàrtàfchastrmgs 
Programm vorgefehm. 
mit fortzuführen. Bedürfe es da noch einer Erklä 
rung über die Haltung, die die nationalsozialistische 
Bewegung dieser Regierung und ihren „Angeboten" 
gegenüber einnehme'? 
Reichskanzler von Papen 
sucht seinen Gleichmut in innerpolitischer Hinsicht 
zu wahren. In einer Unterredung mit einem Ver 
treter eines Nachrichtendienstes sagte er, abgese 
hen von gewissen parteipolitischen Kräfteverschie- 
bungen, die mehr oder weniger den Erwartungen 
entsprächen, sei die Lage nur wenig verändert. Er 
betrachte die Verschiebungen nicht als ausreichenden 
Grund, de» Kurs zu ändern. Das Kabinett werde, 
gestützt auf Hindenburgs Vertrauen, vor allem am 
Grundsatz der Ueberparteilichkeit festhalten. Das 
wichtigste Ergebnis der Wahl bestehe darin, daß 
eine Mehrheit von Nationalsozialisten und Zen 
trum unmöglich sei ohne Hilfe der Deutschnationa 
len. Zahlenmäßig sei eine Mehrheit von National 
sozialisten und Kommunisten vorhanden, aber eine 
Koalition zwischen diesen beiden extremen Gruppen 
erscheine doch undenkbar,' es könne vielleicht ge 
legentlich bei bestimmten Fragen zu einem Bünd 
nis kommen, das jedoch stets nur negativer Natur 
sein würde. Vielleicht werde es doch möglich sein, 
eine Grundlage zu finden, auf der diejenigen 
Parteien, die für Gesetz, Ordnung und christliche 
Weltanschauung einträten, sich zu gemeinsamer 
Die Nationalsozidlistische Korrespondenz nimmt 
zu dem Verhandlungsangebot Stellung, das die 
Regierung von Papen allen denen gemacht habe, 
die „bereit sind, mit ihr zu arbeiten", und schreibt, 
dieses Angebot gleiche der Aufforderung von Par 
lamentären, die mit der weißen Fahne kämen, um 
den erfolgreichen Gegner einzuladen, sich der Füh 
rung des geschlagenen Feldherrn zu unterstellen. 
Mit geschlagenen Feldherrn verhandele man nicht, 
sondern bleibe ihnen auf den Fersen, bis sie kapi 
tulierten. Dieser eigentlich selbstverständlichen und 
einzig möglichen Folgerung aus der politischen 
Lage nach dem 6. November habe Hitler bereits 
klar und unmißverständlich Ausdruck gegeben. Die 
Regierung von Papen sei der nationalsoziali 
stischen Bewegung gegenüber überhaupt nicht mehr 
verhandliingsfähtg. Das einzige, was man von ihr 
noch erwarte, sei, zu verschwinden. 
Der Artikel befaßt sich dann mit den Ergebnissen 
der Politik von Papcns und stellt fest, niemals sei 
der Zusammenbruch eines angeblich neuartigen 
politischen Systems schneller erfolgt als hier. 
90 Prozent des Volkes stünden im Kampf gegen 
diese Regierung, der jede Daseinsberechtigung 
fehle und die in allem und jedem Schiffbruch 
erlitten habe. Und nun fordere Herr von Papen 
die Nationalsozialisten mit offenen Armen auf, in 
seine Pleite einzutreten und seine „sachliche Arbeit" 
Arbeit vereinen könnten. Diese Hoffnung stütze sich 
auf die Tatsache, daß die bürgerlichen Mittelpar 
teien bei der Wahl gut abgeschnitten hätten. — Es 
findet immerhin» einige Beachtung, daß Papen in 
seiner Rede vor der ausländischen Presse (s. 2. Seite! 
die Hoffnung auf eine „nationale Konzentration" 
mit der Bemerkung verband, daß Personalsragey 
hierbei keine Rolle spielten. 
In der hentigen Kabinettssitzung 
soll dem Vernehmen nach ein langfristiger Arbeits 
plan aufgestellt werden. Vvn den politischen Plä 
nen sticht die Fertigstellung des Entwurfs zur 
Verfassungs- und Reichsreform hervor, der dem 
Reichsrat und Reichstag zugehen und sicherlich im 
Sinne Papens zur Schicksalsfrage für den Reichs 
tag werden soll. An wirtschaftspolitischen Ange 
legenheiten beschäftigen das Kabinett der Versuch 
eines Ausgleichs der Interessen in der Kontingent 
frage sowie die Förderung des kommunalen Ar 
beitsbeschaffungsprogramms. Was das 
kommunale MbàhĢŞugs- 
programm 
betrifft, so erfahren wir darüber ans Berlin das Fol 
gende: Die Verhandlungen zwischen den kommunalen 
Spitzenverbänden und der Reichsregierung über das 
kommunale Arbeitsbeschaffungsprogramm find so gm 
Ķ'äî'rf
	        
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