Keeis Scke&tļocde ■
or. Haby, 1. Nov. Die Ortsgruppe Sehestedt
bes Vaterländischen Franenvereins feierte bei
Gastwirt Jürgensen in Haby das diesjährige
Winterfest. Trotz des trüben Herbstwetters
fand der Abend eine gnte Beteiligung. Stach
einem feinsinnigen Vorspruch und der Begrü
ßungsansprache durch den Vorstand wurde ein
Theaterstück „Die Frau Oberhofmeisterin in
Nöten", ein Spiel aus der Zeit der Königin
Luise, von den Habyer jungen Mädchen recht
wirkungsvoll wiedergegeben. Volkstänze und
Musikvorträge rahmten die Aufführung ein.
Die Verlosung von 200 z. T. recht wertvollen
Gewinnen erbrachte einen schönen Gewinn, so
daß der Kasse des Vereins alles in allem ein
Reingewinn von 250 Reichsmark zugeführt
werden konnte.
AB-H&edsddeswify
Großer Hosbrand im Sundewitt.
Anenbüll, 2. Nov. Am Montagnachmittag
entstand auf dem Gehöft des Hofbesitzers
Kristen Jversen in Anenbüll ein Feuer, wel
ches die Wirtschaftsgebäude mit allen Maschi
nen und der Ernte in Asche legte. Auch kamen
60 Schweine in den Flammen um. Der Scha
den wird auf etwa 50 000 Kronen geschätzt. Die
Ursache des Feuers ist Spielen mit Ziindhöl-
zcrn durch Kinder. Das vierjährige Söhnchen
des Futtermcisters wurde beobachtet, als es
Stroh in der Scheune in Brand gesteckt hatte.
Aus dem Qedddssaal
Die Zusammenstöße an der Burger
Fähre vor Gericht.
vb. Burg i. Dithm., 1. Nov. Unter Vorsitz
von Landgerichtsdirektor Dr. Schnittger-Al-
tona begannen die Verhandlungen gegen an
geklagte Reichsbanncrleute und Nationalsozia
listen. Angeklagt wegen Landfriedensbruches,
Freiheitsberaubung und Gewalttätigkeiten
sind die Reichsbannerangehörigen El. Hart
mann, Burg, und Schlachter Mohr, Burg, und
die Nationalsozialisten Bruno Bauer, Willy
Decker, Ehlers, Kaufmann, Fr. Voigt, Schlos
sermeister F. Bauer, Schühmachermeister Ja
kob Besel, W. Mahrt jnn., Schlachter Peter
Hans, Kaufmannsgehilfe Heitmann, Arbeiter
Lohse, Kaufmannsgehilfe Ohrt, Schlachtcrge-
selle Zösch, Kaufmann Ernst Fick. Der Anklage
liegen die Vorgänge in der Burger Fähre
vom 12. März zugrunde, wo es zwischen Natio
nalsozialisten und Reichsbannerleuten zum
Zusammenstoß kam, bei dem Maasen mißhan
delt und die Reichsbannerleute Steffen, Hart
mann und Ritters teils schwer, teils leicht ver
letzt wurden. Gleichzeitig verhandelt wurde
ein Zusammenstoß in Burg am 13. März zwi
schen Mohr und einigen Nationalsozialisten.
Neichsbannermann Hartmann schildert, daß
das Reichsbanner am Abend des 12. März von
Wilster kam, und daß die Nationalsozialisten
Maasen, Reumann und Kellermann aus Burg
kamen. Beim Zugang zur Fähre ist es zwi
schen ihm und Maasen zu einem Wortwechsel
gekommen in dessen Verlauf Maasen einen
Revolver gezogen und geschossen hat. Durch
diese Schüsse sollen Reichsbaunerlcute verletzt
lern. ivm oen verletzten Leuten ist das Reichs
banner in das Gehöft des Landmannes Lem-
bnrg zurückgegangen, um vor der folgenden
S. A. sicher zu sein. In dem Gehöft des Lem-
burg sind Fenster eingeworfen und Türen de
moliert, was den Nationalsozialisten zur Last
gelegt wird.
Die angeklagten Nationalsozialisten wollen
von Burg aus zur Fähre gekommen sein, um,
wie ihnen gesagt ist, den bedrohten Kameraden
Maasen, Reumann und Kellermann zur Htlse
zu kommen. Sie wollen zunächst nicht, wie be
hauptet wird, die Zeugen Haß und Possin fest
gehalten haben, sondern haben dieselben nur
aufgefordert, mitzukommen und suchten nach
Maasen. Sämtliche vernommenen National
sozialisten sagen ziemlich übereinstimmend
aus, daß sie bei dem Gehöft Lemburg nur nach
Maasen gesucht haben. Die S. A. ist, nachdem
Maasen gefunden war, geschlossen abgerückt.
In der Beweisaufnahme werden zunächst die
Zeugen Maasen, Reumann und Kellermann
vernommen.
Die Erschießung des S.-A.-Mannes
Kölln vor Gericht.
Altona, 1. Nov. Vor dem Sondergericht
Altona begann am Dienstagmorgen der Pro
zeß betr. die blutigen Zusammenstöße am
Lübschenkamp in Itzehoe in der Stacht zum
31. Juli, in deren Verlauf der Jtzchoer SA.-
Mann Peter Kölln durch Gewehrschuß getötet
wurde.
Vor Gericht stchell 25 Angeklagte, zumeist
Angehörige kommunistischer Häuserschutzstaf-
felnj die Anklage lautet gegen den größten
Teil der Beschuldigten auf Totschlag bezw.
versuchten Totschlag, Beihilfe dazu, Landfrie
densbruch, unerlaubten Waffenbesitz usw.
Die Zusammenstöße ereigneten sich zwischen
nationalsozialistischen und kommunistischen
Plakatklebern. Kommunisten hatten offenbar
am Lübschenkamp eine Hakenkreuzfahne abge
rissen, wurden von Nationalsozialisten darauf
hin beschossen, alarmierten dann ihre Hänscr-
schutzstaffeln, die sich unter Führung von Mar
tin, Knecht und Rathjen aufmachten, die
Nationalsozialisten wieder zu stellen und
stießen auf die unbeteiligten SA.-Leute Peter
und Johann Kölln und Grewe. An dem ent
scheidenden Zusammenstoß sind ans Seiten
der Kommunisten die Gruppen Martin und
ein Teil der Gruppe Rathjen beteiligt gewe
sen. Die Angeklagten Hildebrandt und Rieger
sollen Gewehre gehabt haben.
Durch Geständnisse und Verrat gelang es
der Polizei, die 25 Angeklagten zu ermitteln.
Nachdem sie sich zunächst gegenseitig belastet
hatten, wollen sie jetzt wenig mehr von den
Vorgängen wissen, verwickeln sich aber häufi
ger in Widersprüche.
Die Anteilnahme des Publikums an der
Verhandlung ist nicht sonderlich stark.
* ^ ^
td!. Kiel, 30. Oft. Aufgehobenes Urteil. Eine
ganz empfindliche Bestrafung ließ das Amtsgericht
Rendsburg dem Reisenden Werner G. zuteil wer
den, der die Witwe B. zweimal unter betrügerischen
Vorspiegelungen angeborgt haben sollte. Es war
nämlich gegen ihn auf 7 Monate Gefängnis erkannt
worden, weil er wegen Betruges vorbestraft war.
Obgleich gegen ihn ein Verfahren wegen Diebstahls
und Unterschlagung zum Nachteil der Witwe B. im
Gange war, borgte ihm diese am 14. Januar 25 RUl.
die sie am 1. Februar aus einer Rentenzahlung
zurückerhalten sollte. Frau B. bekam es aber nicht.
Als G. nun am 4. Februar wegen der gegenüber
Frau B. begangenen Verfehlungen zu 5 Monaten
Gefängnis verurteilt worden war, erschien er her
nach bei ihr, erklärte, seine Familie leide Hunger,
denn er habe nicht einmal Geld, Brot zu kaufen,
und mit Erfolg borgte er die gutmütige Frau wieder
um 5 R-K an. Diese beiden Detrugsfälle hatten seine
Verurteilung zur Folge. Das Amtsgericht zog dabei
erschwerend ins Gewicht, daß es sich bei der Be
trogenen um eine grenzenlos gutmütige Frau ge
handelt habe. Die Strafkammer, bei der G. Berufung
einlegte, erkannte dies an. Sie kam aber zu einem
anderen Ergebnis wie der Vorderrichter, denn sie
erkannte, wie auch vom Vertreter der Staatsan
waltschaft, Assessor Dr. Spethmann, beantragt war,
auf Freisprechung. Es wurde festgestellt, daß die
Frau des Angeklagten wiederholt Frau D. gesagt
hat, sie solle ihrem leichtsinnigen Manne nichts bor
gen, und daß Frau B., als sie am Tage nach der
leisten Darlehnsgewährung in G.s Wohnung er
schien, diesen betrunken im Bett liegend vorgefun
den hat. Siach alledem müsse angenommen werden,
daß Frau B. hätte wissen müssen, wie cs um die
Verhältnisse des Angeklagten stand.
Pœesoncrtien
Der Eisenbahnassistent Peter Wiebensohn, der
1930 von Kremperheide nach Vaale versetzt
wurde, kommt infolge Freiwerdens einer
Beamtenstelle auf dem Bahnhof in Kremper-
heide zum 1. November nach dort zurück, (vs.)
Die Lehrerin Sieb in Fahretsft wird mir
dem 1. November nach Altona versetzt, (kv.)
Besit&/ecäHdeuwi§ef*
Landwirt Aug. Göttsche in Krogaspe kaufte
das Wo-hnhausgrundstück des Lehrers i. R. in
Aspe. Der Kaufpreis ist nicht bekannt. (£)
Kleine pjstwüvzthamk
Seltenheit. Im Garten des Chausseewärters Geck-
ler-Sehestebt blüht jetzt ein Birnbaum zum 2. Male
in diesem Jahre. Der Blütenansatz ist sehr beachtlich.
Der Baum schlägt auch vollständig neue Blätter
aus. Bei Birnbäumen ist die zweite Blütezeit eine
Seltenheit, während bei Aepsel- und Kirschbäumen
diese Fälle häufiger auftreten, for).
ïamûeto-ļu&äâett
Goldene Hochzeit feiern am 14. d. Mts. die
Eheleute Peter Peters-Brunsbüttelkoog. —
Goldene Hochzeit können am 1. Dez. die Ehe
leute Hans Jakob Mumm in Südcrradc fei
ern. — Die Eheleute Johann Diedrich Schnell
in Weddingstcdt feiern am 24. November das
Fest der goldenen Hochzeit, szt.) —
Das Fest ihres 60jährigen Ehejubiläums
können am kommenden Dienstag s8. Novem
ber) der Altenteiler Johann Friedrich Mat
thießen und Frau, geb. Lohse, in Nortorf be
gehen. Die Jubilarin stammt aus Nindorf bei
Hohenwestedt und ist 84 Jahre alt. Ihr Gatte
vollendet in Kürze sein 82. Lebensjahr und ist
der Sproß eines alten Angler Geschlechtes,
dessen einer Ast seit 110 Jahren in Nortorf
ansässig ist. Dem Jubelpaare wurden vier
Kinder geschenkt, von denen zwei im jugend
lichen Alter heimgingen, während der älteste
'Sohn im Besitze der väterlichen Landstelle und
der jüngste als Bauunternehmer yierselvst
tätig ist. Dem in Stadt und Land bestens be
kannten und geschätzten Ehepaare wird es an
seinem Ehrentage nicht an Aufmerksamkeiten
fehlen, (wt.)
«erlisch.
Dr. Bitter und Dr. Zelle: Die Kranlheit Europas,
Niels Kampmann Verlag 1932._
Eins von den Büchern, mit dessen Inhalt jeder
Deutsche vertraut sein müßte. Unser durch Parteikämpfe
zerrissenes Land vergißt immer den Kampf, den es
als Nation und Volk noch jetzt gegen unsere Gegner ich
Weltkrieg zu führen hat. Dieses „Handbuch für die
deutsche Freiheits-Politik" kämpft für die Stärkung des
Nationalbewußtseins der Deutschen und für Aufklärung
des Auslandes über Deutschlands Not. Aus der Fülle
von Quellenmaterial haben die Verfasser Tatsachen
und Zahlen zusammengetragen, die die Ungeheuer
lichkeit des Diktats von Versailles und seine Folgen
für die ganze Welt klar belegen. Durch die straffe Glie
derung des Stoffes und den Wechsel von groß-. und
kleingedrucktem Text bleibt das Buch immer über
sichtlich und lebendig und ermöglicht so auch dem
Vielbeschäftigten, einzelne Abschnitte ohne Zusammen
hang zu lesen. Die Gründe für die deutschen Revi
sionsforderungen sind zusammengefaßt in zwei Haupt-
teile. Der erste beantwortet die Frage: „Warum Re
vision?", der zweite: „Was muß geändert werden?"
Wilsons 14 Punkte und der Straffriede, Kriegsschuld-
these und deutsche Kriegsgreuel, Abrüstung und Kul
turkrise. Reparationen und Weltwirtschaftskrise, Gren
zen und Kolonialbesitz — alle Gebiete sind erwähnt
und allgemeinverständlich besprochen.
Ein neuer Führer durch Meldorf, sehr ansprechend ausgc-
stattet, ist soeben erschienen. Das Vorwort zu dem schmucken
Büchlein, das allerlei Wissenswertes über die alte Dithmar.
scher Landeshauptstadt erzählt, hat Gustav Frcnssen geschrie
ben. Man findet ferner einen geschichtlichen Rückblick auf das
Werden der Stadt, eine eingehende Schilderung des sehens
werten historischen Doms und über die Stadtteile. Auch
über Dithmarschen selbst gibt ein Kapitel einen kurzen Ab
riß. Der Führer ist durch hübsche, künstlerische Bilder, die
größtenteils aus einem Photowettbewerb stammen, illustriert.
»20 Mill. R./l für Kleinhypothelen. Die Regierung will
20 Millionen für Hypotheken zu 1000—2006 R./i mit 4 Proz.
Zinsen und 1 Proz. Tilgung für Kleinhäuser zur Verfügung
stellen. Die Baukosten sollen 10 000 bis 12 OOtì R./i nicht über,
schreiten und der Bauherr muß mindestens über 25 Prozent
der Baukosten selbst verfügen. Die Richtlinien werden noch
bekanntgegeben. —" . . . aus den ..Wirtschaftlichen Kurz,
briefen", die rund 47 000 Kaufleute zu ihren Abonnenten
zählen. •— Probenummern kostenlos vom Rudolf Lorenh
Verlag, Charlottcnburg 9.
Schills Kampf und Tod in Stralsund 1809. Bericht
des Augenzeugen Karl von S c r i b a. Karls
ruhe i. B. 1932, Verlag Dr. Karl Moninaer.
Preis in Stciföeckel mit Leinenrückcn RM. 1,50.
Karl von Scriba nahm als mecklenburgischer Offi
zier teil an den Operationen gegen Schill. Sein
auf eigenen Beobachtungen beruhender Bericht,
ergänzt durch Wahrnehmungen anderer Augen
zeugen, erzählt von den Kämpfen Schills und seiner
Schar im Vorfeld und in der Stadt Stralsund.
Schills letzte Tage, seinen Tod und sein verbrecher-
müßiges Begräbnis bat niemand so anssührlich
und lcbcndia geschildert wie Scriba. Der eine der
aus Seite 06 erwähnten dänischen Husaren hieß
nicht Krohne, sondern Krohn und stammte aus
Holstein Für eine Neuauflage wäre das in den
übrigens etwas dürftig ausgefallenen Anmerkun
gen zu berichtigen und die schleswig-holsteinische
Literatur darüber heranzuziehen. Mit der erstmali
gen Veröffentlichung dieses zeitgenössischen Doku
mentes hat der Herausgeber der Geschichtsforschung
wie der Heimatkunde einen wertvollen Dienst er-
wiesen. C. W.
WMers fjmroefîe.
Was der Fachmann schon länger wußte, beginnt sich jetzt
auch beim Publikum herumzusprechen — nämlich, daß sich
zwischen den vielen Radio-Apparaten die Seibt-Nolaird-Type»
als die begehrtesten herauskristallisieren.
Die Seibtllche Generalvertretung für Schleswig-Holstein
«konnte seit Herauskommen der Noland-Reihe die Zahl ihrer
Angestellten von 7 auf 10 erhöhen, was einer Zunahme um
fast 50 Prozent entspricht.
Hier in Rendsburg wird eine von fachkundigem Personal
geleitete, moderne Reparatur-Werkstatt, unterhaben. Die In.
genieure der Firma Foßgrcen sind zum Teil bei Eeibt an
den neuen Roland-Empsängern ausgebildet und in der Lage,
Radiohändlern und Publikum beratend zur Seite zu stehen.
Vollversammlung der Industrie-
Handelskammer zu Flensburg.
Wirtschaftsfragen im Grenzgebiet.
Kontingentierungspolitik. — Berufsschulwesen. — Winterflugverkehr. — Schlechte
Beschaffenheit der Straßen.
Die Industrie- und Handelskammer zu Flens
burg übermittelt uns über ihre am 28. Oktober ö.
Js. in Flensburg abgehaltene Vollversammlung
einen Bericht, dem wir folgendes entnehmen:
Der Präsident Hermann Schņldt eröffnete die
Sitzung und führte zur Kontingentierungspolitrk
der ReichSregiernng aus, daß diese Frage für den
Kammerbezirk von allergrößter Bedeutung sei, weil
Handel und Industrie, wenn sie lebensfähig blei
ben wollen, des Absatzes nach den benachbarten
skandinavischen Staaten nicht entbehren können.
Gerade diese Länder, die mit zu den besten Ab
nehmern deutscher Fertigwaren gehören, würden
durch eine scharfe deutsche Kontingentierungspolitik
besonders hart getroffen und daher gezwungen, zu
Gegenmaßnahmen zu schreiten. Erfreulicherweise
hätten die Verhandlungen über die Festsetzung
eines Bntterkontingcnts einen günstigen Verlauf
genommen.
Der Präsident wies dann anschließend noch ans
hie Bemühungen der Kammer hin, den Grenz
handelsverkehr z» fördern. Diese Bemühungen
hätten keine politischen Nebenabsichten. Der Kam-
suer läge als Wirtschaftskammcr Politik fern. Um
şo mehr könne sic aber auch beanspruchen, daß ihre
objektive Haltung Anerkennung finde.
In der Aussprache über die Zweckmäßigkeit
^'uer Kontingentierungspolitik der Reichsregie-
wies der 2. stellv. Präsident Peter Rasch,
Schleswig, in längeren Ausführungen auf die
berechtigten Belange der Landwirtschaft hin. Eine
gesunde Landwirtschaft sei die Voraussetzung für
den Wiederaufstieg der deutschen Wirtschaft. Eine
Bevorzugung Dänemarks, insbesondere Nordschles
wigs, bei etwaigen Kontingentierungen halte er
für berechtigt. Auf der anderen Seite fordere er
aber Beseitigung der preußischen Schlachtsteuer,
wofür gegebenenfalls eine Margarinesteuer einzu
führen sei.
Anschließend hieran berichtete der Präsident über
Bestrebungen wegen Schaffnng einer Nordmark
hilfe sowie über die seitens der Kammer eingelei
teten Schritte auf Bereitstellung langfristiger billi
ger Kredite für mittlere und kleinere geiverbliche
Betriebe des Bezirks.
,Der nächste Punkt der Tagesordnung betraf das
Berussschulivesen, worüber der Syndikus Dr.
Schirmeistcr berichtete. Er führte aus, daß bei
aller Anerkennung der Bedeutung einer ordent
lichen Erziehung des Bernfsnachwuchses, der die
Kammer ja auch dadurch Rechnung getragen habe,
daß sie als 2. Kammer in Deutschland freiwillige
Lehrlingsprüfungcn eingerichtet habe, doch die
Frage aufgeworfen werden müsse, ob bei den ge
sunkenen Gewerveerträge» nicht eine Umorgani-
sation des Berussschulwcsens eingeleitet werden
müsse. Nach seiner Auffassung sei es durchaus
möglich, auch bei verminderten Ausgaben eine
vollwertige Ausbildung des Bernfsnachwuchses
durchznsühren. Hierzu sei jedoch erforderlich, daß
die Lehrpläne der Berufsschulen von mehr abseits
liegenden Unterrichtsstoffen bereinigt und daß
weiter die Lehrpläne der Berufs- und Volksschulen
aufeinander sorgsam abgestimmt würden, damit
nicht die Berufsschulen die Lücken der Volksschul-
ausbilöung nachträglich auszufüllen hätten.
Der stelln. Syndikus Dr. John berichtete über
die Begründung eines Einigungsamtes für Wctt-
bewerbsstreitigkeiten in der Provinz Schleswig-
Holstein. Die Satzungen wurden genehmigt. We
sentlich ist es, daß, bevor das Einigungsamt in
Tätigkeit tritt, die einzelnen Handels- und Hand
werkskammern ein Gütevcrfahren einleiten. Die
Anträge an das Einigungsamt sind bei den Kam
mern einzureichen, in deren Bezirk der Antrags
gegner seine gewerbliche Niederlassung bezw. sei
nen Wohnsitz hat.
Hierauf referierte der Syndikus Dr. Şchir-
meister über die Ausgestaltung des Flugverkehrs
im Kammerbezirk. Er forderte, daß der Flugver
kehr auch im Winter durchgeführt werde, da bei
der weiten Entfernung vom Zentrum des Deut
schen Reiches die Eisenbahnverbindung in vielen
Fällen zu langsam sei. Er regte weiter an, die
Orte Husum und Schleswig an den Flugplatz
Flensburg durch Pendelverkehr bezw. Zwischenlan
dung anzuschließen.
Seitens des Kammermitgliedes Jbeu-Husnm
wurde nochmals die schlechte Beschassenheit der
Straße Flensburg—Husum angeschnitten und be
schleunigte Instandsetzung verlangt. Nach einge
hender Aussprache über die Wegeverhältnisse ge
langte die Kammer zu einer Entschließung, die wir
auszugsivcise mitteilen:
„Der gegenwärtige Zustand der Kraftverkehrs-
Wirtschaft und des Straßenbaunetzes der Provinz
Schleswig-Holstein, zwischen denen die innigsten
Wechselbeziehungen bestehen, ersüllt die Kammer
mit den ernstesten Besorgnissen sür die Zukunft.
Die Kammer unterstützt daher dringend die von
den Krastverkehrsverbänden erhobenen Forderun
gen ans Schassnug sofortiger steuerlicher Erleich
terungen."
Auf Antrag des Kammermitglicdes Matz Flens
burg, wurde weiter beschlossen, die Provtnztalbau-
verwaltung zu bitten, in eine Prüfung darüber
einzutreten, ob durch Zurttckgreisen ans den Frei
willigen Arbeitsdienst die unumgänglich notwendi
gen Straßenausbciserungcn bewerkstelligt werden
können.
Außerhalb der Tagesordnung entspann sich noch
eine lebhafte Debatte, wie ivcit bereits heute An
zeichen sür eine Konjunkturbelebung vorliegen. Die
Mehrheit der Versammlung war der Auffassung,
daß der Tiefpunkt der Krise überschritten sei.
Anschließend an vorstehende Tagesordnung fand
ein öffentlicher Bortrag von Dr. Kastenholz, Re-
öakteur der Deutschen Allgemeinen Zeitung, Ber
lin, über das Thema „Wirtschaftsankurbelung durch
Währungsreform?" statt. v
Die erst« Notierung der
Stenergustcheme.
Die erste Notierung der Steuergutscheine gestal
tete sich heute zu einem Ereignis der Börse. Zahl
reiche Interessenten und Schaulustige umlagerten
die Maklerschranke, in der um 13 Uhr die Kurse
für die zukünftige Milliarden-Emission festgestellt
wurden. Die Notiz sür die 1034 fälligen Gutscheine
ivnrde mit 90'A, für die 1935 fälligen mit 85, für
die 1936 fälligen mit 80, für die 1037 fälligen mit
75K und für die 1988 fälligen mit 71 v. H. festge
setzt. Der Gesamtumsatz betrug etwa % Millionen
Reichsmark, die hauptsächlich auf die 1934er Emis
sionen entfielen.