Full text: Newspaper volume (1932, Bd. 4)

Keeis Scke&tļocde ■ 
or. Haby, 1. Nov. Die Ortsgruppe Sehestedt 
bes Vaterländischen Franenvereins feierte bei 
Gastwirt Jürgensen in Haby das diesjährige 
Winterfest. Trotz des trüben Herbstwetters 
fand der Abend eine gnte Beteiligung. Stach 
einem feinsinnigen Vorspruch und der Begrü 
ßungsansprache durch den Vorstand wurde ein 
Theaterstück „Die Frau Oberhofmeisterin in 
Nöten", ein Spiel aus der Zeit der Königin 
Luise, von den Habyer jungen Mädchen recht 
wirkungsvoll wiedergegeben. Volkstänze und 
Musikvorträge rahmten die Aufführung ein. 
Die Verlosung von 200 z. T. recht wertvollen 
Gewinnen erbrachte einen schönen Gewinn, so 
daß der Kasse des Vereins alles in allem ein 
Reingewinn von 250 Reichsmark zugeführt 
werden konnte. 
AB-H&edsddeswify 
Großer Hosbrand im Sundewitt. 
Anenbüll, 2. Nov. Am Montagnachmittag 
entstand auf dem Gehöft des Hofbesitzers 
Kristen Jversen in Anenbüll ein Feuer, wel 
ches die Wirtschaftsgebäude mit allen Maschi 
nen und der Ernte in Asche legte. Auch kamen 
60 Schweine in den Flammen um. Der Scha 
den wird auf etwa 50 000 Kronen geschätzt. Die 
Ursache des Feuers ist Spielen mit Ziindhöl- 
zcrn durch Kinder. Das vierjährige Söhnchen 
des Futtermcisters wurde beobachtet, als es 
Stroh in der Scheune in Brand gesteckt hatte. 
Aus dem Qedddssaal 
Die Zusammenstöße an der Burger 
Fähre vor Gericht. 
vb. Burg i. Dithm., 1. Nov. Unter Vorsitz 
von Landgerichtsdirektor Dr. Schnittger-Al- 
tona begannen die Verhandlungen gegen an 
geklagte Reichsbanncrleute und Nationalsozia 
listen. Angeklagt wegen Landfriedensbruches, 
Freiheitsberaubung und Gewalttätigkeiten 
sind die Reichsbannerangehörigen El. Hart 
mann, Burg, und Schlachter Mohr, Burg, und 
die Nationalsozialisten Bruno Bauer, Willy 
Decker, Ehlers, Kaufmann, Fr. Voigt, Schlos 
sermeister F. Bauer, Schühmachermeister Ja 
kob Besel, W. Mahrt jnn., Schlachter Peter 
Hans, Kaufmannsgehilfe Heitmann, Arbeiter 
Lohse, Kaufmannsgehilfe Ohrt, Schlachtcrge- 
selle Zösch, Kaufmann Ernst Fick. Der Anklage 
liegen die Vorgänge in der Burger Fähre 
vom 12. März zugrunde, wo es zwischen Natio 
nalsozialisten und Reichsbannerleuten zum 
Zusammenstoß kam, bei dem Maasen mißhan 
delt und die Reichsbannerleute Steffen, Hart 
mann und Ritters teils schwer, teils leicht ver 
letzt wurden. Gleichzeitig verhandelt wurde 
ein Zusammenstoß in Burg am 13. März zwi 
schen Mohr und einigen Nationalsozialisten. 
Neichsbannermann Hartmann schildert, daß 
das Reichsbanner am Abend des 12. März von 
Wilster kam, und daß die Nationalsozialisten 
Maasen, Reumann und Kellermann aus Burg 
kamen. Beim Zugang zur Fähre ist es zwi 
schen ihm und Maasen zu einem Wortwechsel 
gekommen in dessen Verlauf Maasen einen 
Revolver gezogen und geschossen hat. Durch 
diese Schüsse sollen Reichsbaunerlcute verletzt 
lern. ivm oen verletzten Leuten ist das Reichs 
banner in das Gehöft des Landmannes Lem- 
bnrg zurückgegangen, um vor der folgenden 
S. A. sicher zu sein. In dem Gehöft des Lem- 
burg sind Fenster eingeworfen und Türen de 
moliert, was den Nationalsozialisten zur Last 
gelegt wird. 
Die angeklagten Nationalsozialisten wollen 
von Burg aus zur Fähre gekommen sein, um, 
wie ihnen gesagt ist, den bedrohten Kameraden 
Maasen, Reumann und Kellermann zur Htlse 
zu kommen. Sie wollen zunächst nicht, wie be 
hauptet wird, die Zeugen Haß und Possin fest 
gehalten haben, sondern haben dieselben nur 
aufgefordert, mitzukommen und suchten nach 
Maasen. Sämtliche vernommenen National 
sozialisten sagen ziemlich übereinstimmend 
aus, daß sie bei dem Gehöft Lemburg nur nach 
Maasen gesucht haben. Die S. A. ist, nachdem 
Maasen gefunden war, geschlossen abgerückt. 
In der Beweisaufnahme werden zunächst die 
Zeugen Maasen, Reumann und Kellermann 
vernommen. 
Die Erschießung des S.-A.-Mannes 
Kölln vor Gericht. 
Altona, 1. Nov. Vor dem Sondergericht 
Altona begann am Dienstagmorgen der Pro 
zeß betr. die blutigen Zusammenstöße am 
Lübschenkamp in Itzehoe in der Stacht zum 
31. Juli, in deren Verlauf der Jtzchoer SA.- 
Mann Peter Kölln durch Gewehrschuß getötet 
wurde. 
Vor Gericht stchell 25 Angeklagte, zumeist 
Angehörige kommunistischer Häuserschutzstaf- 
felnj die Anklage lautet gegen den größten 
Teil der Beschuldigten auf Totschlag bezw. 
versuchten Totschlag, Beihilfe dazu, Landfrie 
densbruch, unerlaubten Waffenbesitz usw. 
Die Zusammenstöße ereigneten sich zwischen 
nationalsozialistischen und kommunistischen 
Plakatklebern. Kommunisten hatten offenbar 
am Lübschenkamp eine Hakenkreuzfahne abge 
rissen, wurden von Nationalsozialisten darauf 
hin beschossen, alarmierten dann ihre Hänscr- 
schutzstaffeln, die sich unter Führung von Mar 
tin, Knecht und Rathjen aufmachten, die 
Nationalsozialisten wieder zu stellen und 
stießen auf die unbeteiligten SA.-Leute Peter 
und Johann Kölln und Grewe. An dem ent 
scheidenden Zusammenstoß sind ans Seiten 
der Kommunisten die Gruppen Martin und 
ein Teil der Gruppe Rathjen beteiligt gewe 
sen. Die Angeklagten Hildebrandt und Rieger 
sollen Gewehre gehabt haben. 
Durch Geständnisse und Verrat gelang es 
der Polizei, die 25 Angeklagten zu ermitteln. 
Nachdem sie sich zunächst gegenseitig belastet 
hatten, wollen sie jetzt wenig mehr von den 
Vorgängen wissen, verwickeln sich aber häufi 
ger in Widersprüche. 
Die Anteilnahme des Publikums an der 
Verhandlung ist nicht sonderlich stark. 
* ^ ^ 
td!. Kiel, 30. Oft. Aufgehobenes Urteil. Eine 
ganz empfindliche Bestrafung ließ das Amtsgericht 
Rendsburg dem Reisenden Werner G. zuteil wer 
den, der die Witwe B. zweimal unter betrügerischen 
Vorspiegelungen angeborgt haben sollte. Es war 
nämlich gegen ihn auf 7 Monate Gefängnis erkannt 
worden, weil er wegen Betruges vorbestraft war. 
Obgleich gegen ihn ein Verfahren wegen Diebstahls 
und Unterschlagung zum Nachteil der Witwe B. im 
Gange war, borgte ihm diese am 14. Januar 25 RUl. 
die sie am 1. Februar aus einer Rentenzahlung 
zurückerhalten sollte. Frau B. bekam es aber nicht. 
Als G. nun am 4. Februar wegen der gegenüber 
Frau B. begangenen Verfehlungen zu 5 Monaten 
Gefängnis verurteilt worden war, erschien er her 
nach bei ihr, erklärte, seine Familie leide Hunger, 
denn er habe nicht einmal Geld, Brot zu kaufen, 
und mit Erfolg borgte er die gutmütige Frau wieder 
um 5 R-K an. Diese beiden Detrugsfälle hatten seine 
Verurteilung zur Folge. Das Amtsgericht zog dabei 
erschwerend ins Gewicht, daß es sich bei der Be 
trogenen um eine grenzenlos gutmütige Frau ge 
handelt habe. Die Strafkammer, bei der G. Berufung 
einlegte, erkannte dies an. Sie kam aber zu einem 
anderen Ergebnis wie der Vorderrichter, denn sie 
erkannte, wie auch vom Vertreter der Staatsan 
waltschaft, Assessor Dr. Spethmann, beantragt war, 
auf Freisprechung. Es wurde festgestellt, daß die 
Frau des Angeklagten wiederholt Frau D. gesagt 
hat, sie solle ihrem leichtsinnigen Manne nichts bor 
gen, und daß Frau B., als sie am Tage nach der 
leisten Darlehnsgewährung in G.s Wohnung er 
schien, diesen betrunken im Bett liegend vorgefun 
den hat. Siach alledem müsse angenommen werden, 
daß Frau B. hätte wissen müssen, wie cs um die 
Verhältnisse des Angeklagten stand. 
Pœesoncrtien 
Der Eisenbahnassistent Peter Wiebensohn, der 
1930 von Kremperheide nach Vaale versetzt 
wurde, kommt infolge Freiwerdens einer 
Beamtenstelle auf dem Bahnhof in Kremper- 
heide zum 1. November nach dort zurück, (vs.) 
Die Lehrerin Sieb in Fahretsft wird mir 
dem 1. November nach Altona versetzt, (kv.) 
Besit&/ecäHdeuwi§ef* 
Landwirt Aug. Göttsche in Krogaspe kaufte 
das Wo-hnhausgrundstück des Lehrers i. R. in 
Aspe. Der Kaufpreis ist nicht bekannt. (£) 
Kleine pjstwüvzthamk 
Seltenheit. Im Garten des Chausseewärters Geck- 
ler-Sehestebt blüht jetzt ein Birnbaum zum 2. Male 
in diesem Jahre. Der Blütenansatz ist sehr beachtlich. 
Der Baum schlägt auch vollständig neue Blätter 
aus. Bei Birnbäumen ist die zweite Blütezeit eine 
Seltenheit, während bei Aepsel- und Kirschbäumen 
diese Fälle häufiger auftreten, for). 
ïamûeto-ļu&äâett 
Goldene Hochzeit feiern am 14. d. Mts. die 
Eheleute Peter Peters-Brunsbüttelkoog. — 
Goldene Hochzeit können am 1. Dez. die Ehe 
leute Hans Jakob Mumm in Südcrradc fei 
ern. — Die Eheleute Johann Diedrich Schnell 
in Weddingstcdt feiern am 24. November das 
Fest der goldenen Hochzeit, szt.) — 
Das Fest ihres 60jährigen Ehejubiläums 
können am kommenden Dienstag s8. Novem 
ber) der Altenteiler Johann Friedrich Mat 
thießen und Frau, geb. Lohse, in Nortorf be 
gehen. Die Jubilarin stammt aus Nindorf bei 
Hohenwestedt und ist 84 Jahre alt. Ihr Gatte 
vollendet in Kürze sein 82. Lebensjahr und ist 
der Sproß eines alten Angler Geschlechtes, 
dessen einer Ast seit 110 Jahren in Nortorf 
ansässig ist. Dem Jubelpaare wurden vier 
Kinder geschenkt, von denen zwei im jugend 
lichen Alter heimgingen, während der älteste 
'Sohn im Besitze der väterlichen Landstelle und 
der jüngste als Bauunternehmer yierselvst 
tätig ist. Dem in Stadt und Land bestens be 
kannten und geschätzten Ehepaare wird es an 
seinem Ehrentage nicht an Aufmerksamkeiten 
fehlen, (wt.) 
«erlisch. 
Dr. Bitter und Dr. Zelle: Die Kranlheit Europas, 
Niels Kampmann Verlag 1932._ 
Eins von den Büchern, mit dessen Inhalt jeder 
Deutsche vertraut sein müßte. Unser durch Parteikämpfe 
zerrissenes Land vergißt immer den Kampf, den es 
als Nation und Volk noch jetzt gegen unsere Gegner ich 
Weltkrieg zu führen hat. Dieses „Handbuch für die 
deutsche Freiheits-Politik" kämpft für die Stärkung des 
Nationalbewußtseins der Deutschen und für Aufklärung 
des Auslandes über Deutschlands Not. Aus der Fülle 
von Quellenmaterial haben die Verfasser Tatsachen 
und Zahlen zusammengetragen, die die Ungeheuer 
lichkeit des Diktats von Versailles und seine Folgen 
für die ganze Welt klar belegen. Durch die straffe Glie 
derung des Stoffes und den Wechsel von groß-. und 
kleingedrucktem Text bleibt das Buch immer über 
sichtlich und lebendig und ermöglicht so auch dem 
Vielbeschäftigten, einzelne Abschnitte ohne Zusammen 
hang zu lesen. Die Gründe für die deutschen Revi 
sionsforderungen sind zusammengefaßt in zwei Haupt- 
teile. Der erste beantwortet die Frage: „Warum Re 
vision?", der zweite: „Was muß geändert werden?" 
Wilsons 14 Punkte und der Straffriede, Kriegsschuld- 
these und deutsche Kriegsgreuel, Abrüstung und Kul 
turkrise. Reparationen und Weltwirtschaftskrise, Gren 
zen und Kolonialbesitz — alle Gebiete sind erwähnt 
und allgemeinverständlich besprochen. 
Ein neuer Führer durch Meldorf, sehr ansprechend ausgc- 
stattet, ist soeben erschienen. Das Vorwort zu dem schmucken 
Büchlein, das allerlei Wissenswertes über die alte Dithmar. 
scher Landeshauptstadt erzählt, hat Gustav Frcnssen geschrie 
ben. Man findet ferner einen geschichtlichen Rückblick auf das 
Werden der Stadt, eine eingehende Schilderung des sehens 
werten historischen Doms und über die Stadtteile. Auch 
über Dithmarschen selbst gibt ein Kapitel einen kurzen Ab 
riß. Der Führer ist durch hübsche, künstlerische Bilder, die 
größtenteils aus einem Photowettbewerb stammen, illustriert. 
»20 Mill. R./l für Kleinhypothelen. Die Regierung will 
20 Millionen für Hypotheken zu 1000—2006 R./i mit 4 Proz. 
Zinsen und 1 Proz. Tilgung für Kleinhäuser zur Verfügung 
stellen. Die Baukosten sollen 10 000 bis 12 OOtì R./i nicht über, 
schreiten und der Bauherr muß mindestens über 25 Prozent 
der Baukosten selbst verfügen. Die Richtlinien werden noch 
bekanntgegeben. —" . . . aus den ..Wirtschaftlichen Kurz, 
briefen", die rund 47 000 Kaufleute zu ihren Abonnenten 
zählen. •— Probenummern kostenlos vom Rudolf Lorenh 
Verlag, Charlottcnburg 9. 
Schills Kampf und Tod in Stralsund 1809. Bericht 
des Augenzeugen Karl von S c r i b a. Karls 
ruhe i. B. 1932, Verlag Dr. Karl Moninaer. 
Preis in Stciföeckel mit Leinenrückcn RM. 1,50. 
Karl von Scriba nahm als mecklenburgischer Offi 
zier teil an den Operationen gegen Schill. Sein 
auf eigenen Beobachtungen beruhender Bericht, 
ergänzt durch Wahrnehmungen anderer Augen 
zeugen, erzählt von den Kämpfen Schills und seiner 
Schar im Vorfeld und in der Stadt Stralsund. 
Schills letzte Tage, seinen Tod und sein verbrecher- 
müßiges Begräbnis bat niemand so anssührlich 
und lcbcndia geschildert wie Scriba. Der eine der 
aus Seite 06 erwähnten dänischen Husaren hieß 
nicht Krohne, sondern Krohn und stammte aus 
Holstein Für eine Neuauflage wäre das in den 
übrigens etwas dürftig ausgefallenen Anmerkun 
gen zu berichtigen und die schleswig-holsteinische 
Literatur darüber heranzuziehen. Mit der erstmali 
gen Veröffentlichung dieses zeitgenössischen Doku 
mentes hat der Herausgeber der Geschichtsforschung 
wie der Heimatkunde einen wertvollen Dienst er- 
wiesen. C. W. 
WMers fjmroefîe. 
Was der Fachmann schon länger wußte, beginnt sich jetzt 
auch beim Publikum herumzusprechen — nämlich, daß sich 
zwischen den vielen Radio-Apparaten die Seibt-Nolaird-Type» 
als die begehrtesten herauskristallisieren. 
Die Seibtllche Generalvertretung für Schleswig-Holstein 
«konnte seit Herauskommen der Noland-Reihe die Zahl ihrer 
Angestellten von 7 auf 10 erhöhen, was einer Zunahme um 
fast 50 Prozent entspricht. 
Hier in Rendsburg wird eine von fachkundigem Personal 
geleitete, moderne Reparatur-Werkstatt, unterhaben. Die In. 
genieure der Firma Foßgrcen sind zum Teil bei Eeibt an 
den neuen Roland-Empsängern ausgebildet und in der Lage, 
Radiohändlern und Publikum beratend zur Seite zu stehen. 
Vollversammlung der Industrie- 
Handelskammer zu Flensburg. 
Wirtschaftsfragen im Grenzgebiet. 
Kontingentierungspolitik. — Berufsschulwesen. — Winterflugverkehr. — Schlechte 
Beschaffenheit der Straßen. 
Die Industrie- und Handelskammer zu Flens 
burg übermittelt uns über ihre am 28. Oktober ö. 
Js. in Flensburg abgehaltene Vollversammlung 
einen Bericht, dem wir folgendes entnehmen: 
Der Präsident Hermann Schņldt eröffnete die 
Sitzung und führte zur Kontingentierungspolitrk 
der ReichSregiernng aus, daß diese Frage für den 
Kammerbezirk von allergrößter Bedeutung sei, weil 
Handel und Industrie, wenn sie lebensfähig blei 
ben wollen, des Absatzes nach den benachbarten 
skandinavischen Staaten nicht entbehren können. 
Gerade diese Länder, die mit zu den besten Ab 
nehmern deutscher Fertigwaren gehören, würden 
durch eine scharfe deutsche Kontingentierungspolitik 
besonders hart getroffen und daher gezwungen, zu 
Gegenmaßnahmen zu schreiten. Erfreulicherweise 
hätten die Verhandlungen über die Festsetzung 
eines Bntterkontingcnts einen günstigen Verlauf 
genommen. 
Der Präsident wies dann anschließend noch ans 
hie Bemühungen der Kammer hin, den Grenz 
handelsverkehr z» fördern. Diese Bemühungen 
hätten keine politischen Nebenabsichten. Der Kam- 
suer läge als Wirtschaftskammcr Politik fern. Um 
şo mehr könne sic aber auch beanspruchen, daß ihre 
objektive Haltung Anerkennung finde. 
In der Aussprache über die Zweckmäßigkeit 
^'uer Kontingentierungspolitik der Reichsregie- 
wies der 2. stellv. Präsident Peter Rasch, 
Schleswig, in längeren Ausführungen auf die 
berechtigten Belange der Landwirtschaft hin. Eine 
gesunde Landwirtschaft sei die Voraussetzung für 
den Wiederaufstieg der deutschen Wirtschaft. Eine 
Bevorzugung Dänemarks, insbesondere Nordschles 
wigs, bei etwaigen Kontingentierungen halte er 
für berechtigt. Auf der anderen Seite fordere er 
aber Beseitigung der preußischen Schlachtsteuer, 
wofür gegebenenfalls eine Margarinesteuer einzu 
führen sei. 
Anschließend hieran berichtete der Präsident über 
Bestrebungen wegen Schaffnng einer Nordmark 
hilfe sowie über die seitens der Kammer eingelei 
teten Schritte auf Bereitstellung langfristiger billi 
ger Kredite für mittlere und kleinere geiverbliche 
Betriebe des Bezirks. 
,Der nächste Punkt der Tagesordnung betraf das 
Berussschulivesen, worüber der Syndikus Dr. 
Schirmeistcr berichtete. Er führte aus, daß bei 
aller Anerkennung der Bedeutung einer ordent 
lichen Erziehung des Bernfsnachwuchses, der die 
Kammer ja auch dadurch Rechnung getragen habe, 
daß sie als 2. Kammer in Deutschland freiwillige 
Lehrlingsprüfungcn eingerichtet habe, doch die 
Frage aufgeworfen werden müsse, ob bei den ge 
sunkenen Gewerveerträge» nicht eine Umorgani- 
sation des Berussschulwcsens eingeleitet werden 
müsse. Nach seiner Auffassung sei es durchaus 
möglich, auch bei verminderten Ausgaben eine 
vollwertige Ausbildung des Bernfsnachwuchses 
durchznsühren. Hierzu sei jedoch erforderlich, daß 
die Lehrpläne der Berufsschulen von mehr abseits 
liegenden Unterrichtsstoffen bereinigt und daß 
weiter die Lehrpläne der Berufs- und Volksschulen 
aufeinander sorgsam abgestimmt würden, damit 
nicht die Berufsschulen die Lücken der Volksschul- 
ausbilöung nachträglich auszufüllen hätten. 
Der stelln. Syndikus Dr. John berichtete über 
die Begründung eines Einigungsamtes für Wctt- 
bewerbsstreitigkeiten in der Provinz Schleswig- 
Holstein. Die Satzungen wurden genehmigt. We 
sentlich ist es, daß, bevor das Einigungsamt in 
Tätigkeit tritt, die einzelnen Handels- und Hand 
werkskammern ein Gütevcrfahren einleiten. Die 
Anträge an das Einigungsamt sind bei den Kam 
mern einzureichen, in deren Bezirk der Antrags 
gegner seine gewerbliche Niederlassung bezw. sei 
nen Wohnsitz hat. 
Hierauf referierte der Syndikus Dr. Şchir- 
meister über die Ausgestaltung des Flugverkehrs 
im Kammerbezirk. Er forderte, daß der Flugver 
kehr auch im Winter durchgeführt werde, da bei 
der weiten Entfernung vom Zentrum des Deut 
schen Reiches die Eisenbahnverbindung in vielen 
Fällen zu langsam sei. Er regte weiter an, die 
Orte Husum und Schleswig an den Flugplatz 
Flensburg durch Pendelverkehr bezw. Zwischenlan 
dung anzuschließen. 
Seitens des Kammermitgliedes Jbeu-Husnm 
wurde nochmals die schlechte Beschassenheit der 
Straße Flensburg—Husum angeschnitten und be 
schleunigte Instandsetzung verlangt. Nach einge 
hender Aussprache über die Wegeverhältnisse ge 
langte die Kammer zu einer Entschließung, die wir 
auszugsivcise mitteilen: 
„Der gegenwärtige Zustand der Kraftverkehrs- 
Wirtschaft und des Straßenbaunetzes der Provinz 
Schleswig-Holstein, zwischen denen die innigsten 
Wechselbeziehungen bestehen, ersüllt die Kammer 
mit den ernstesten Besorgnissen sür die Zukunft. 
Die Kammer unterstützt daher dringend die von 
den Krastverkehrsverbänden erhobenen Forderun 
gen ans Schassnug sofortiger steuerlicher Erleich 
terungen." 
Auf Antrag des Kammermitglicdes Matz Flens 
burg, wurde weiter beschlossen, die Provtnztalbau- 
verwaltung zu bitten, in eine Prüfung darüber 
einzutreten, ob durch Zurttckgreisen ans den Frei 
willigen Arbeitsdienst die unumgänglich notwendi 
gen Straßenausbciserungcn bewerkstelligt werden 
können. 
Außerhalb der Tagesordnung entspann sich noch 
eine lebhafte Debatte, wie ivcit bereits heute An 
zeichen sür eine Konjunkturbelebung vorliegen. Die 
Mehrheit der Versammlung war der Auffassung, 
daß der Tiefpunkt der Krise überschritten sei. 
Anschließend an vorstehende Tagesordnung fand 
ein öffentlicher Bortrag von Dr. Kastenholz, Re- 
öakteur der Deutschen Allgemeinen Zeitung, Ber 
lin, über das Thema „Wirtschaftsankurbelung durch 
Währungsreform?" statt. v 
Die erst« Notierung der 
Stenergustcheme. 
Die erste Notierung der Steuergutscheine gestal 
tete sich heute zu einem Ereignis der Börse. Zahl 
reiche Interessenten und Schaulustige umlagerten 
die Maklerschranke, in der um 13 Uhr die Kurse 
für die zukünftige Milliarden-Emission festgestellt 
wurden. Die Notiz sür die 1034 fälligen Gutscheine 
ivnrde mit 90'A, für die 1935 fälligen mit 85, für 
die 1936 fälligen mit 80, für die 1037 fälligen mit 
75K und für die 1988 fälligen mit 71 v. H. festge 
setzt. Der Gesamtumsatz betrug etwa % Millionen 
Reichsmark, die hauptsächlich auf die 1934er Emis 
sionen entfielen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.