Full text: Newspaper volume (1932, Bd. 4)

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Äuv Unhtfhûltunû 
Das Srchcster der Anden. 
Sturmsinfonie in 
, Huàrte von Bergen, zum Greifen nahe. Tau- 
şende in "dämmernder Ferne. Schnee, Felsen, Glet- 
scher, wohin man sieht, kein Baum, kein Strauch. 
Nur Steine und wieder Steine, zwischen denen sich 
«in kurzes starres Kraut durchzwängt, wie Spargel- 
kraut zu Bündeln zusammengeballt. Es ist die 
»Puna", das kümmerliche Weideland der Lamar. 
Das Lama ist das typische Geschöpf der Anden, ein 
kostbares Tier, das von der Natur für diese Umwelt 
und dieses Klima geschaffen wurde. Es lebt aus- 
schließlich auf den Hochebenen der amerikanischen 
Nnden und auf den Hochebenen Tibets und des 
Pamir. Es ist das Lasttier der Anden, aber es ist 
gleichzeitig auch ihr Kleinod Wenn eine Herde die 
ser weißen Lamas mit vorgestrecktem Hals und 
ängstlichem Trippeln der nervösen Füße an den jäh 
abfallenden Anhängen dahinzieht, erhält das Szena 
rium dieser Steinwüste einen Schein der Anmut. 
Hinter der sichernden Herde schreitet in feierlichem 
Ernst ein Indio, der Hirt, eingehüllt in den grauen 
schwarzgestreiften „Poncho", aus dem die mytho- 
ļogifche Flöte des Pan hervorlugt. In unruhiger 
Hast umdrängen ihn zottige Hunde mit den tücki 
schen Augen der Wölfe. Dahinter trottet die Frau 
^5 Hirten, aufgebauscht wie eine Tonne durch den 
Panzer ihrer sechs Unterröcke, mit dem auf dem 
Nucken schaukelnden Säugling. 
Wenn sich der schmale Saumpfad jäh zum 2lb- 
grund senkt, bleiben die Lamas erschrocken stehen 
Und wenden instinktiv ihre Blicke dem Menschen 
zu. Der Hirt blickt auf die Hunde, die mit gespann 
ter Aufmerksamkeit das Gelände mustern. Die 
Gruppe klebt am Rande des Abgrunds, umtost von 
den ewigen Windstößen, -bet die feinen Haare der 
Lamas und den Poncho des Hirten in die Höhe 
treibt. „Lange bleibe ich im Anblick dieser grandi- 
D, f«tt Landschaft versunken, mit den wandernden 
Lamas, zwischen -denen sich die Marmorstatue des 
Hirten abzeichnet, der die'mythologische Flöte bläst", 
schreibt Appelius im „Popolo d'Italia". „Brocken- 
* u>eise trägt mir der Wind die flatternden Töne des 
Hundegebells, des Geblöks der Sch-afe untermischt 
u^it den Flötentönen zu. Aber der herrschende 
Grundton dieser die Einsamkeit durchbrechenden 
Nkusik ist die Sinfonie des Sturmes, der unablässig 
steine und Felsvorspvünge peitsch-t und mit seinem 
Şeuszen und Geheul die Unendlichkeit dieser Berg- 
îin-ode erfüllt. Bald streicht er liebkosend Wer die 
surren Gräser der Puna und entlockt ihnen ein 
5069 Meter Höhe. 
zitterndes, harfenähnliches Geräusch, bald stürzt er 
sich ungestüm auf die Felsen und bearbeitet sie mit 
tausend unsichtbaren Hämmern, die den Granit und 
den Porphyr in tönende Resonanz versehen, bald 
zerrt er wütend an dem Vorsprung eines Felsens, 
als wenn er ihn abreißen wollte, bald rumort er 
mit Donnergepolter im Schlunde eines Abgrundes, 
bald erfüllt er die Luft mit Peitschenhieben, die 
den Eindruck erwecken, als ob eine Herde unsicht 
barer Pferde im wilden Galopp über die Erde 
braust. 
All diese Geräusche und Töne bilden, vom Echo 
verstärkt, eine tragische Sinfonie, die uns bedrückt 
und ängstigt. Es ist das große Orchester der Anden, 
das hier musiziert. Und die Ohren der Hirten, der 
Lamas und der Hunde sind so an diese urewige 
Wut des Windes gewöhnt, daß, wenn der Wind 
einen Augenblick aussetzt, die Augen der Menschen 
und der Tiere ängstlich und mißtrauisch Umschau 
halten, bedrückt von dieser plötzlichen Stille, die die 
Vorstellung weckt, als hätte sich die Hochebene ihrer 
Seele entäußert. Aengstlich mustern die Menschen 
den Himmel. Die Hunde bläffen gegen das Schwei- 
gen das sie erschreckt. Die Lamas, die aufgehört ha 
ben zu weiden, -drängen zuhauf, als wenn sie sich 
gegen eine geheimnisvolle Gefahr zu schützen suchen. 
Erst wenn der Wind mit seinem Geheul einsetzt, 
befinden sich Menschen, Hunde und Lamas wieder 
in ihrem Element. Hier und da zeichnet sich auf 
einem Felsen die Silhouette eines Wildschäfes ab. 
Die Sonne vergoldet seinen safrangelben Haarpelz. 
Schorf und aufmerksam lugt das Tier nach dem 
Horizont, während sich auf den nervösen Füßen 
der schlanke Körper zur Flucht wendet. Ein wilder 
Satz, und das Tier verschwindet im Grau der 
Atmosphäre, um bald -darauf in der Ferne wieder 
auf einem Felsen aufzutauchen. In schwindelnder 
Höhe kreist ein Kondor im Raum". 
Bflcvki ans aļîcr Wett. 
Verwandte des Vitamins A. 
Das Vitamin A, einer der wichtigsten Auf 
baustoffe unseres Körpers, wurde vor einiger 
Zeit von dem amerikanischen Professor I. C. 
Drummond zum erstenmal dargestellt. Die 
Aufstellung seiner chemischen Formel unter 
nahm Prof. P. Karrer, der Leiter des chemi 
schen Instituts der Universität Zürich. Im 
Perlaufe seiner Untersuchungen hat er nun» 
die merkwürdige Entdeckung gemacht, daß es 
mit einem bekannten künstlichen Veilchenpar- 
furm chemisch verwandt ist. Seine Moleküle 
setzen sich nämlich zum größten Teil aus Jo- 
nin, zum kleineren aus der verwandten Sub 
stanz Beta-Jonon zusammen. Jonon aber ist 
eine der wichtigsten synthetischen Stoffe und 
die Grnndsnbstanz der künstlichen Veilchen- 
parfums- die Beziehungen sind also klar. Man 
schließe aber nicht daraus, daß künstliches 
Veilchenparfum dieselben Eigenschaften habe 
wie das Vitamin A, daß sein Genuß etwa das 
Wachstum beschleunigen könne! Die spezifische 
Wirksamkeit einer chemischen Substanz ist ab 
hängig von gewissen Bedingungen. Das zeigt 
z. B. sehr anschaulich das Vitamin C, die le 
benswichtige Antiskorbutsubstanz. Der Grund 
stoff, aus dem es gewonnen wird, ist nach 
den Forderungen von Dr. Otto Rygh, Dr. 
Aagot Rygh und Dr. Per Laland, Oslo, nichts 
anderes als das Narcotin, ein mit dem Mor 
phin verwandtes alkaloides Gift, das sich im 
Opium findet. Auch in der Natur kommt das 
Narcotin vor, aber es wird während der Reife 
der Früchte, nach und nach, wie die Unter 
suchungen gezeigt haben, in das Vitamin C 
verwandelt. Die Tatsache, daß unreife Früchte 
Narcotin enthalten, gibt zu einigem Nachden 
ken Anlaß. Sollten vielleicht darauf die be 
kannten Folgen des Genusses von unreifem 
Obst zurückzuführen sein? Es steht nämlich 
noch garnicht fest, was eigenltich schuld ist, 
wenn man auch ganz allgemein Gärungser 
scheinungen als Ursache angibt. Freilich stünde 
dem Versuch, das Narcotin als Sündenbock 
hinzustellen, wieder die Tatsache gegenüber, 
daß man bei Diarrhöen zur Beruhigung der 
Verdauungsorgane Opium gibt. 
Liebe wird teurer. 
Auch die Liebe ist in England, wie alles an 
dere, teurer geworden. Vor Jahren konnte ein 
ungetreuer Verlobter, der sich wegen Bruchs 
des Eheversprechens zu verantworten hatte, 
noch darauf rechnen, mit einer Buße von etwa 
900 Mark davonzukommen. Der Betrag des 
Schmerzensgeldes für den Bruch eines Ehe 
versprechens hat sich seither rasch verdoppelt 
und verdreifacht. In diesem Jahre sind in 
England für die Wiederinstandsetzung beschä 
digter weiblicher Herzen insgesamt rund 
600 000 Mark bezahlt worden, was in der Sta 
tistik des Vereinigten Königreichs einen Re 
kord darstellt. Einer jungen Dame aus 
Brigthon gelang es sogar, einen Schadenersatz 
von 18 000 Mark herauszuschlagen. Die Preis 
steigerung hat sich immer weiter fortgesetzt. In 
London erhöhte sich durch den Spruch des höch 
sten Gerichtshofs das Schmerzensgeld für den 
Bruch eines Eheversprechens bis zu 90 000 
Mark. Es wird sich dabei um ein besonders 
großes Herz gehandelt haben. Englische Blät 
ter erinnern bei dieser Gelegenheit auch an 
eine junge Dame, die einen Toten zur Ver 
antwortung zog- aber das Gericht betrachtete 
hier höhere Gewalt als vorliegend und bil- 
Ein Teil der deutschen Filmexpedition 
ans Grönland zurück. 
Mit dem dänischen Motorschiff „Disko" kehrte 
ein Teil der -deutschen Filmexpediti-on, die diesen 
Sommer in Grönland zugebracht hot und einen 
komischen „Fietje- und Tetje-Film" und einen gro 
ßen Film „SOS Eisberg" aufgenommen hat, noch 
Kopenhagen zurück. Unter den. Mitgliedern der Ex. 
pedition befand sich die bekannte Schauspielerin 
Leni Riefenstahl, die^jedoch erkrankt war und bei 
ihrer Ankunft in Kopenhagen sofort in eine Privat 
klinik gebracht werden mußte. Die Expedition hat 
nicht weniger als 7000 Meter Film aufgenommen. 
Die Teilnehmer berichteten, daß die Expedition wie- 
derholt in höchster Todesgefahr gewesen sei, u. a. 
sei ein schwimmender Eisberg Wer einer Reihe der 
Darsteller zusammengebrochen, die erst nach langer 
Arbeit mit Verletzungen geborgen werden konnten. 
Der Flieger Udet befinde sich bei bestem Wohl- 
ergehen in Grönland. Er sei nicht zu einer Ret 
tungsaktion für den amerikanischen Flieger Hut 
chinson fortgeflogen, sondern habe von -der Kata 
strophe erst gehört, nachdem die Familie Hutchinson 
schon längst gerettet war. 
Daß quellende Bohnen ein großes, modernes 
Schiff sprengen, dürfte trotz Ben Akiba noch nicht 
dagewesen sein; dieses Schicksal hat das 7000 To. 
große englische Motorschiff „Elen-am-oy" betroffen, 
wo, während es im Hamburger Hafen lag, ein 
Brand aus-brach, der bald gelöscht wurde. Infolge 
der von d-er Feuerwehr in das Schiff gefchleu-der- 
ten Wassermassen begannen ejdoch die vom Damp 
fer geladenen Sojabohnen zu quellen und übten 
einen so ungeheuren Druck aus, daß die Der Nie 
tungen der Schiffsplatten nachgaben. 
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K K L 
Ae Spionin m SWSMtz. 
Don Georg Geiersberg. 
Famos, wie Inspektor Iks die übersichtlichen Kur- 
des schmalen Gebtvgssträßcheus sch-nitt und sich 
Ņch die engen Kehren sorglich hö-herw-ärts tastete. 
Ein ebenso-guter AutomobM-st wie tüchtiger Kri-mi- 
aalisti 
»Erzählen Sie etwas, Inspektor", bat ich bei der 
Nächsten Rast. 
»Anto oder kriminell?" 
»Beides!" 
Fu einer Stunde, wo sich bei Regenströmen tre-ff- 
"ch spannungsreiche und gefahrvolle Begebnisse er 
wählen lassen, kramte nun Inspektor Jks die Ge> 
Mchte der Autovatte aus. Wir saßen in einem Ge- 
ìrgsnest. Der Sportzweisitzer stand unter der Tor- 
-A^t der Gasthöfleins; er war Mita-kteur in dem 
Drama 
»Genial gezirkelt an steilem Bergabhang steigt die 
üußitvaße z.ur Orgasalp an", begann Inspektor Iks. 
»Da droben stehen im Geröll des sturmumheulten 
Passes die Baracken der Zollbeamten. Ueber schmut- 
Ugen Schnee schlittern die Autos das ganze Jahr 
sur Schranke an der Straße, Autos in ununterbro. 
chew 
er Folge. 
ach kenne die Straße und nicke schweigend; eine 
Kannte Schmugglerstroße — — Also eine 
. chnrugglergeschi chte — Autoschmuggler. Das ver- 
Prv-ch interestant zu werden! 
»Unruhige Zeiten haben den Automobilisten zeit- 
V îiig die Freude am Genuß der Fahrt dort ver- 
fct' ' Zoll- und Paßkontrolle an der Grenz- 
. t>on auf -er Paßhöhe wurde eine zcitlang immer 
rnger ohne ersichtlichen Grun-d nach Ansicht der 
omobilisten. Aber wie konnten sie. ahnen, daß 
wu Paß, in Autos, Spionagematerial geschasst 
^ ^ — nicht wahr? 
berillM'Eŗŗttlungsdienst brachte heraus, daß eine 
^ Pîigte Spion-in, als ihr Eisenbahn und Flug. 
- • gefährlich geworden waren, als Trägerin 
Nachrichten fungierte. Bisher gelang es 
1' ihrer habhaft zu werden. 
^onberte man mich ob, um der Frau das 
Vandwerk zu legen. 
Unauks-m^. Sportzweisitzer fuhr ich mehrere Tag» 
Uau'.g -die Orgaspaßstraße auf und ab; arg 
wöhnisch lugte ich Wer die Autokarawanen, in deren 
Vielgestaltigkeit und Menge die Spionin so leicht 
Unterschlupf finden konnte. Ich habe dabei auf 
mehrere sehr starke Wagest Jagd gemacht; alle uner 
bittlich mit dem kleinen Sportzweisitzer geholt, aber 
nie etwas entdeckt. 
Da stoppte ich- eines Tages 
Ein Tourist kniete am Straßenrand. Aber nein: 
eine Touristin. Ein bildhübsches, frisches Mädchen. 
Ich hielt auf eine bittende Bewegung der augen 
scheinlich- Erschöpften. 
„Bitte, nehmen Sie mich doch bis Or-gas mit", bat 
-die Touristin. 
Ich bin nicht unempfänglich für Frauen. Der Mick 
der sanften blauen Augen betörte mich; ich schob 
mein dienstliches Gewissen entschieden beiseite. 
Aber als ich der jungne Dame beim Besteigen -des 
Wagens behilflich war, sah ich für Sekunden Külte 
und Entschlossenheit in seltsamer Vereinigung in 
den Augen, die zuvor noch sanft und bittend gewe 
sen waren. Die Züge der Frau hatten sich verän- 
dert; ein reisess erfahrenes Weib s-aß neben mir — 
Da wußte i-ch mit Bestimmtheit: dies ist die Spio- 
niu! Eine „Autoratte", die sich an die Autos der 
Straße festbiß und von ihnen unouşfällig Wer die 
Grenze nehmen ließ! 
Heuchlerisch fragte ich: 
„Sind Sie im Besitz eines Paffes, mein Frau. 
lein?" 
„Ja; aber als Touristin braucht man ihn nicht." 
Mein schneller Wagen schraubte sich die Serpen- 
tinen hinauf. An der Paßhöhe fuhr ich zur Ver 
wunderung der „Touristin" das Auto nicht vor die 
Schranke, sondern in ein eingezäuntes Geviert, vor 
eine Baracke. Auf ein schrilles Hupensignal spran 
gen drei Uniformierte herbei und ergriffen auf 
meine Kopfbewegung d-ie angebliche Touristin. 
„Was bedeutet das?" fragte sie ohne Erschrecken. 
„Ich muß Sie wegen Spiona-gevevda-chtes genau 
durchsuchen, Madame." 
„O bitte", machte die Verdächtigte auffallend 
gleichgültig, und sie verriet sich damit. 
Ich- glaubte nun Gewißheit zu haben, daß es die 
gesuchte Spionin war! 
Sie wurde iu einen Raum geführt und dort durch 
zwei Frauen der Beamten einer sehr gründlichen 
Leibesvisitation unterzogen. Ich untersuchte unter 
dessen den Rucksack. Aber trotz der Gründlichkeit, 
mit der ich dies vornahm, fand ich nichts. Ich begann 
v-o-ch einmal von vorn, denn d-ie Spionin hatte zwei 
fellos wichtige Nachrichten, mit denen sie über die 
Grenze gehen wollte. Ich riß aus dem Rucksack das 
angeklebte Futter, prüfte die Riemen forgfältg, — 
nichts fand sich! 
Da auch die Frauen bei der Leibesvisitation nichts 
fanden, so blieb nichts übrig, als die S-pionin mit 
den Nachrichten, die ihr, um sie endlich überführen 
zu können, von der Kriminalpolizei selbst zugesteckt 
worden waren, Wer die Grenze passieren zu lassen. 
Das heißt, von der Tatsache, daß der „Stabsoffi 
zier", von dem die Spionin die neuesten Nachrich 
ten erhalten, mit der Kriminalpolizei Hand in 
Hand arbeitete und nur fingierte Mitteilungen der 
Spionin übergeben hatte, erfuhr ich erst einige Tage 
-später. 
Ich erhielt wegen der Freilassung der Spionin 
eine Rüge von meiner vorgesetzten Behörde. Als 
bisher erfolgreicher Beamter litt ich darunter. Ich 
kam Tag und Nacht nicht aus meinem Wagen und 
streifte die Orgasalpftraße und die beiden übrigen 
Paßstraßen, -die Wer d-ie Grenze führten, auf und 
ab. Ich wechselte den Wagen, fuhr in Verkleidung 
— bis mich eines Tages, als ich in der Verkleidung 
als Chauffeur einen großen Sechssitzer fuhr, wieder 
eine Dame um Mitnahme bat. 
Ich frohlockte. 
Es war wieder die „Touristin"! 
Wie beim ersten Male fuhr ich mit ihr über den 
schlüpfrigen. Schnee der Paßhöhe in das eingezäunte 
Geviert, und wieder begann eine peinliche Unter- 
sti'chung und Durchsuchung. 
Ich arbeitete mit Verbissenheit und Trotz. Ich 
trennte die Absätze von den Stiefeln der Spionin, 
riß die Sohlen ab, trennte das Futter heraus. Rahm 
-die Kleidung unter die Lupe und wendete alle er- 
-denkli-che Gründlichkeit auf, um diesmal zum Ziele 
zu gelangen. Ich beobachtete dabei unausgesetzt die 
Spionin, die, nur mit leichtem Mantel bekleidet, 
bei der Durchsuchung im Zimmer stand. Doch ich 
mochte die Ue-berklei-der, die Wäsche, Strümpfe oder 
sonstigen Stücke befühlen un-d durchsuchen — das 
Gesicht der Spionin veränderte sich- nicht! 
Nirgends fand sich etwas. Dabei muhte die Spio- 
nin -die Nachricht mit sich herumtragen; anders war 
es nicht möglich. Die Durch-suchung am Körper der 
Spionin, die ich anordnete, ging hinter einer spa- 
nrichen Wand vor sich; aber auch bei dieser neuer 
lichen Untersuchung fanden die Frauen, die von mir 
aufs äußerste angespornt waren, nichts 
Da packten mich Wut und Zorn. Die Spionin 
hotte bestimmt Nachrichten — und ich mußte die 
Autoratte, da i-ch nichts finden konnte, wohl oder 
übel wieder über die Grenze lassen. 
Da fiel mein BUck auf die Hellrosa Hemdhose. Ich 
nahm sie zum fünften oder sechsten Male zur Hand 
und schleuderte sie schließlich, da ich beim besten Wil. 
len nichts eingenäht fand, in weitem Bogen von 
mir ' 
Ich wollte gerade den Frauen den Auftrag geben, 
der Dame beim Ankleiden behilfli-ch zu sein, d-a 
bemerkte ich eine schwache, doch für mich -deutlich er- 
kennb-are Erregung im Gesicht der Spionin. Ich 
folgte dem Blick. Die S-pionin empfand blitzschnell, 
d-aß sie beobachtet wurde und wendete sich gleich 
mütig. Um Sekunden zu spät! 
Ich wurde kreidebleich. Ich machte da eine Ent 
deckung. — 
Genug: ich befahl der Spionin, sich anzuziehen 
und verhaftete sie. 2lls sie aufbegehrte, führte ich 
sie zum Fenster, wo Wer dem Zentralheizungskör- 
per die in weitem Bo-gen geschleuderte Hose lag — 
Merkwürdiges war mit der Hellrosa Hemd-Hose 
vor sich gegangen. Richt mehr glatt und zartrosa 
war sie. Rein, sie zeigte jetzt d-uukelblaue Striche 
und Linien und regelmäßige Streifen. Un-d beim 
näheren Hinsehen entpuppt sich d-as Ganze unschwer 
als eine militärische Nachricht, mit sympathetischer 
Tinte auf die Innenseite des Wäschestückes geschrie 
ben — 
Die Spionin leugnete nicht. Sie leistete auch kei 
nen Widerstand. 
Ihre Augen sprachen dagegen und rüttelten mit 
ihrem Locken an meinem Pflichtbewußtsein, als sie 
-das Auto bestieg. Natürlich'blieb ich unerschütter- 
lich, zu groß war d-er Triumph, eine der gefährlich 
sten S-pioninnen überführt zu haben 
Inspektor Iks blickte in den Regen hinaus. Ein 
Auto stob draußen vorbei. 
„Seitdem spricht an den Paßstraßen, besonders 
an der vielbefahrenen Orgasalpftraße, nie mehr eine 
Frau -die Autos um eine Mitnahme an " Wl 
er befriedigt. 
I» 
Pf»
	        
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