Full text: Newspaper volume (1932, Bd. 4)

ursprünglichen Regrerungsprogramm negļ of 
fenbar darin, datz hier keine Konstruktion auf 
dem Trümmerfeld der deutschen Wirtschaft er 
richtet wird. sondern datz er alle Kräfte und 
Hilfsmöglichkeite« zu einer sofort zu begin 
nenden Aktion organisch zusammenfaßt. 
* 
Von anderer Seite wird gemeldet: 
Gegen diesen Plan sind zahlreiche Bedenken 
geltend gemacht worden. Einmal ist die For 
derung des Gereke-Planes, datz dieser Kredit 
zinslos gegeben werden soll, auf Widerstand 
gestoßen, und zwar dürfte eine Annäherung 
der Meinungen in der Richtung erzielt sein, 
datz eine Verzinsung der Kredite in Höhe von 
2 Prozent in Aussicht genommen ist. Die Ge 
meinden wehren sich auch gegen diese 2 Pro 
zent und betonen, daß sie günstigenfalls 1 Pro 
zent soznsagen als Ersetzung der Verwal- 
tnngsunkoften zu tragen in der Lage seien. 
Es ist nun der Gedanke aufgetaucht, die Dif 
ferenz zwischen 1 und 2 Prozent derart zu 
decken, datz das Reich 1 Prozent der Verzin 
sung trägt, und zwar aus den Ersparnissen auf 
dem Gebiet der sozialen Unterstützungen, deren 
Bedarf sich durch die Arbeitsbeschaffung ver 
ringern würde. 
Ein zweiter Einwand gegen das Gereke- 
Projekt verlangt eine weitgehende Kontrolle 
über die von den Gemeinden aufzunehmenden 
Kredite, eine Forderung, der nach den gegen 
wärtigen Plänen in der Form Rechnung ge 
tragen werden soll, daß die gesamten Kredite 
über die Deutsche Giro-Zentrale laufen. Die 
Voraussetzung für die Durchführung dieser 
Pläne ist aber, daß das im vergangenen Jahre 
im Verfolg der Bankenkrise erfolgte Verbot 
an die Sparkasien, keinerlei Kommunalkrediie 
zu gewähren, zum mindesten für diese Zwecke 
abgeändert wird. 
Senkung der Auslandsschulden. 
Es verlautet, datz zur Durchführv^, dieser 
- Aktion ein besonderer Reichskomm,.ar bestellt 
werden soll, wofür Dr. Schacht dem Verneh 
men nach in Aussicht genommen ist. Diese 
Frage steckt aber noch in den allerersten An- 
< sängen. 
* * * 
Die Minettssitzung vom Freilgg. 
TU. Berlin, 7. Oktober. In der Kabinettssitzung 
’’ asm Freitagmittag wurden keine Beschlüsse gefaßt. 
Man beschäftigte sich mit der Antwort an die eng 
lische Regierung auf die Einladung zur Abrüstungs- 
bespvechung in London, ohne aber schon zu einer 
Entscheidung zu kommen. Es ist anzunehmen, daß 
erst noch Rückfragen gehalten werden sollen. 
Ferner wurden wirtschaftliche Fragen erörtert, 
wie die Frage der subventionierten Betriebe und der 
privaten Auslandsschulden. Bon dem Geldanken der 
Ernennung eines Reichskommissars für die Schulden 
‘‘ scheint man wieder etwas abgekommen zu sein, man 
will bestimmten Herren entsprechende Sonderauf- 
' * träge erteilen, ohne sie jedoch offiziell zu Reichskom- 
missaren zu ernennen. Erörtert wurde auch die 
Frage, ob man die Rentenkürzung der Juni-Notver 
ordnung jetzt wieder aufheben solle. 
* . * 
DeuWand zur Konferenz bereiļ. 
Berlin, 7. Oktober. Die Antwort der Reichsregie, 
rung an die britische Regierung, über die in der 
heutigen Kabinettsberàng beschlossen wurde, ist be- 
„ reits nach London geleitet worden. Es handelt sich 
um eine Aufzeichnung, in der grundsätzlich die Au- 
stimmung zum Gedanken einer Konferenz erteilt 
wird. Im Hinblick aus die französische Haltung be 
weist die Reichsregierung ein sehr großes Entgegen- 
„ kommen. Sie spricht lediglich die Erwartung aus, 
, daß die Verhandlungen der Konferenz an den Stand 
der Ereignisse vor den französischen und englischen 
Aeußerungen zum deutschen Wehrmemorandnm an- 
knüpfen werden, daß Thema und Umfang der Kon 
ferenz geklärt wird und baß die Konferenz sich die 
ernste Prüfung der deutschen Gleichberechtigung zum 
Ziele setzt. 
* * * 
Schluß der NSDAV.-Tagum in München 
Die am Freitag . stattgefundene Schlußsitzung der 
^'aalionalsozialsitischen Führertagung in München, die 
z Presiefragen gewidmet war, wurde, wie die Reichs 
pressestelle der NSDAP, mitteilt, vom Reichsorgani 
sationsleiter Gregor Stvasser eröffnet. Der Leiter der 
Reichspressestelle der NSDAP., Dr. Otto Dietrich, be 
richtete über „Presse und Zeitungspolitik der NSDAP." 
Jetzt sei, erklärte er, bie- n a ti on alsozi alt sti sche Presse 
mit dem Ausblau der Ka-mpfb lütter zu Tageszeitungen 
in ein neues Entwicklungsstadtum eingetreten. 
-î- * * 
Die Kämpfe in der Mandschurei. 
Tie Japaner teilen mit, daß die Kämpfe an 
dem Fluß Nonni zwischen den Aufständischen 
und der japanischen Armee unter Führung 
des Generals Murai mit dem Sieg der japa 
nischen Truppen beendet sind. Ueber 150 Auf 
ständische wurden getötet. An den Kämpfen 
haben vier japanische Bombengeschwader teil 
genommen, die jetzt die Aufgabe haben, die 
Eisenbahnstrecke Srpinkai—Tanon von Auf 
ständischen zu räumen. 
* * * 
5 Todesurteile in der Sowjetunion vollstreckt. 
Das Gericht in Tomsk verurteilte fünf Beamte 
der Genossenschaften wegen Sabotage und gegen- 
. revolutionärer Umtriebe zum Tode durch Erschie 
ßen. Die Todesurteile wurden durch die Wachen 
der OEPU. vollstreckt. 
ļin großer Äbmtmrer sucht Nutze. 
„Wir haben da einen chinesischen Heiligen 
an Bord!" sagte mir der Kapitän des norwe 
gischen Dampfers „Trianon" und wies auf 
den merkwürdigen Mann hin, der in Ruhe 
und Beschaulichkeit an der Reeling hockte und 
auf das Meer starrte. Der „Heilige" trug einen 
safranfarbigen Mantel. Sein Schädel war ge 
schoren und wies zwölf Narbenringe auf, die 
man in den Kopf schnitt. Das ist das Zeichen, 
datz dieser Mann durch die schwere Prüfung 
der „Geburt" der chinesischen Buddhisten hin 
durchging. Als er den Kopf ein wenig zur 
Seite wandte, erkannte man ein scharf geschnit 
tenes, europäisches Gesicht. 
„Ein seltsamer Heiliger. Er fährt nach Eu 
ropa zurück. Wenn ich Ihnen den Namen sage, 
dann glauben Sie's nicht. . ." fuhr der Kapi 
tän mit gedämpfter Stimme fort . . . „Tre- 
bitsch-Lincoln!" 
Muß man viel erzählen zu diesem Namen? 
Der große Abenteurer, der Spion, der Pre 
diger. Der Mann vom englischen „Secret 
Service", vom „Intelligence Service", der 
Abgeordnete im Unterhaus, der Kriegsagent 
und Spitzel, der lutheranische Prediger von 
Hamburg, der Pressechef der Kapp-Regierung, 
der Missionar von Kanada, der amerikanische 
Küster, der Sträfling, der politische Ratgeber 
chinesischer Generäle — und nun auf einmal 
Mönch, buddhistischer Mönch. 
Er reist nicht als Trebitsch-Lincoln, sondern 
mit einem ordnungsgemäßen chinesischen Patz 
auf den Namen „Chao Kung". Kann man den 
Weg verstehen, den dieser unruhige Geist 
machte, ehe er hier anlangte! Und weiß man 
denn, ob sein Dasein hier, bei dieser Station, 
bei diesem Mönchsleben den Ausklang findet? 
Der „Heilige" im safrangelben Mantel schaut 
den Fragenden aus großen, graugrünen Au 
gen an und sagt: „Ich suche Ruhe und Welt 
abgeschiedenheit. Auch in Europa will ich sie 
mir schaffen — in einem buddhistischen 
K l o st e r nämlich, das ich gründen will. Dort 
werde ich als Gründer, als Einsamer, als Be 
kehrer ganz für mich leben. Alle, die es mir 
gleich tun wollen, können zu mir kommen. 
Wohin ich zuerst in Europa gehe? Das weiß 
ich noch nicht. Vielleicht baue ich das Kloster 
in Frankreich, vielleicht in Deutschland oder 
in Italien. Geld genug hat man mir zur Ver 
fügung gestellt. Meine Freunde kennen meine 
Ideen und Absichten, die ich zum Besten der 
Menschen ausführen will." 
Hatte man nicht damals, 1926, von Trebitsch- 
Lincoln gehört, datz er England ewige, furcht 
bare Rache schwur? Damals, als man s e i 
nen Sohn in London henkte? Dieser diente 
in der britischen Armee, beging einen Mord 
und wurde zum Tode verurteilt. John Lin 
coln sollte an den Galgen! Der Vater lebte 
damals in Ceylon. Er telegraphierte an alle 
Welt und fuhr mit dem nächsten Schiss nach 
England. Er kam zu spät, er sah seinen Sohn 
nicht mehr lebend. Sie hatten ihn schon, vier 
Stunden ehe das Schiff in London anlief, „mit 
dem Strick gehängt, bis der Tod eintrat". 
Trebitsch-Lincoln zitterte vor Wut und 
Trauer. Er bestieg das nächste Schiff und fuhr 
zum Fernen Osten zurück. Rachegedanken im 
Herzen. 
„Nein, ich werde mich nicht an England 
rächen. Ich werde mich nie mehr an irgend 
jemandem rächen. Mein Inneres ist anders 
geworden. Fern von Europa lernte ich den 
Unterschied zwischen dieser und der fernöst 
lichen Welt kennen. Meine politischen Aben 
teuer, meine Ratgebertätigkeit in China ließen 
mich erkennen, wie unmoralisch und falsch die 
Welt, vor allem aber die Politik ist. Ich habe 
in China den Buddhismus kennengelernt. Ich 
habe in vielen Klöstern gewohnt — in Hang 
chow, in Peking, in Szechuan, in den Bergen 
von Tibet — was ich dort lernte, erlebte und 
sah, werde ich in Europa zu verwirklichen su 
chen. Später werde ich wohl wieder nach dem 
Fernen Osten zurückkehren, um dort zu ster 
ben. Denn ich bin und bleibe jetzt und in aller 
Zukunft Chao-Kung, der buddhistische Mönch." 
Der seltsame Abenteurer, der zum „Heili 
gen" wurde, antwortet freundlich, aber am 
liebsten ist er allein in seinem Schweigen, in 
dem er fast den ganzen Tag verharrt. E. S. 
Die Krise in Rumänien. 
Nichts in Ui Sfßßfsfaffe. 
Um Frankreichs Hilfe. 
In der rumänischen Hauptstadt herrscht polit'sche 
Hochspannung, und die allgemeine Lage ist außer 
ordentlich ernst. Entgegen anderslautenden Mel 
dungen ist die Regierung noch nicht zurückgetreten. 
Nach den letzten Feststellungen wird sich der Fehl 
betrag im diesjährigen Staatshaushalt auf min 
destens elf Milliarden Lei belaufen. Es sind keine 
Mittel mehr vorhanden, um die Gehälter zu zah 
len. Die Negierung Vajda steht vor der Entschei 
dung, entweder die Auslandszahlungen einzustel 
len und inflatorische Maßnahmen zu ergreifen, 
oder die Genfer Forderungen nach einer verschärf 
ten Kontrolle doch noch anzunehmen. Das eine 
würde zu einer Katastrophe führen, während die 
Annahme der französischen Forderungen den Ver 
zicht auf die rumänische Finanzhoheit bedeuten 
würde. Vajda weigert sich weiterhin, seinen Namen 
für die Unterschrift herzugeben. Er ist am Freitag 
zum König ins Manövergelände gefahren. An 
schließend ist ein Ministerrat. Mit der Möglichkeit 
einer Regierungskrise ist zu rechnen. 
Verschärft wird die Lage der Regierung durch 
den immer noch ungeklärten Fall Titulescu und 
das Abstimmungsergebnis über die Agrarumschnl- 
dung. Dadurch sind die Krisengegensätze innerhalb 
der Nationalzaranistischen Partei wieder zutage 
getreten. Die Frage des Paktes mit Rußland wird 
optimistisch beurteilt. 
Aufsehenerregende Wendung in einem 
Gmchlsnerfchren. 
TU. Düsseldorf, 7. Oktober. Am Mend des 9. 
"Juni wurde in Düsseldorf der Kommunist Sonnen 
erschossen. Gegen vier der Täterschaft verdächtige 
Düsseldorfer Nationalsozialisten wurde Anklage er- 
hoben. Die Verhandlung vor dem Sondergericht 
sollte ursprünglich am 3. Oktober stattfinden. Die 
Voruntersuchung war abgeschlossen. Der Verteidiger 
der angeklagten Nationaliozialisten bat jedoch um 
eine Hinausschiebung des Termins um acht Tage, da 
er noch einige Beweisanträge einbringen wollte. Die 
Nachforschungen des Verteidiger, führten in der 
Zwischenzeit zu einer überraschenden Wendung. Ein 
SA.-Mann überbrachte dem Verteidiger die Nach 
richt, daß er auf Grund von Gesprächen zwischen 
SA.-Leuten und Kommunisten über den Verbleib 
einer Flobert-Düch e Bescheid geben könne, aus der 
an dem fraglichen Abend geschossen worden sei. Die 
Büchse wurde von der Polizei beschlagnahmt. Es er- 
gab sich bei weiteren Ermittlungen und Schießver 
suchen mit voller Sicherheit, daß die Kugel, die den 
Kommunisten Sonnen tödlich traf, nur aus jener 
Büchse abgegeben worden sein kaun. Die Büch'e be- 
fand sich im Besitz des Bruders des Erschossenen. 
Da auch der Vater des öfteren mit der Büchse um- 
gegangen ist. wurde außer dem Bruder des erschosse 
nen Kommunisten Sonnen auch der Vater verhaftet. 
Denkmal der 84 Engländer. 
Der englische Botschafter in Paris, Tyrell, beim ersten Hammerschlag für das neue 
Denkmal, das bei Beauvais (Nordfrankreichs zum Gedenken an die 64 Engländer 
errichtet wird, die dort vor nun 2 Jahren beim Untergang des Luftschiffes „N. 101" den 
Tod fanden. Die furchtbare Katastrophe, die größte Luftfahrtkatastrophe, welche die Welt 
kennt, bewog England, seinen Luftschiff-Ehrgeiz zu mäßigen. 
Iresie UĶ NWemngspolM. 
Die sozialdemokratische Presse enthält An 
deutungen über einen angeblichen Plan der 
Dienstbarmachung der „Vossischen Zeitung" 
und des „Berliner Tageblatts" für die R e - 
gierungspolitik unter Beteiligung des 
Reiches. Das B. T. dementiere, so heißt es 
weiter, aber die Kritik des Blattes an Papen 
sei in letzter Zeit immer schwächer geworden. 
Amtlich heißt es, daß die R e i ch s r e g i e r u n g 
keine Zeitung kenne, die irgendwie von ihr sub 
ventioniert werde. 
* * * 
togfes Tibet. 
Einer englischen Meldung aus Kalkutta zufolge 
trifft die Nachricht von einer Flucht des Dalai 
Lama aus Tibet nicht zu. Er fei lediglich zu einem 
Kloster gepilgert und später nach Lhasa zurückge 
kehrt. Freilich hätten im vergangenen Monat hes- 
tige Kämpfe an der Ostgrenze der Provinz Eham 
stattgefunden, wo mehrere halb unabhängige 
Staaten sowohl von Tibet als auch von China be 
ansprucht würden. 
Die tibetanische Regierung hat allen militär 
fähigen Männern von 25 bis 45 Jahren, mit Aus 
nahme von Kaufleuten und Geistlichen, das Ver 
lassen des Landes nach Indien verboten. Ferner 
ist die Ausfuhr von Wolle, Schafen und Bisam 
nach Indien verboten worden, wodurch große Er 
regung unter den Kaufleuten entstanden ist. 
• « 
* 
Wohîiêià WlWes Şruşşà. 
SŞi>. 
Ein städtischer Berliner Ausschuß hat die 
Auflösung des Grundstückserwerbsfonds der 
Stadt Berlin beschlossen, weil das früher in 
großem Maßstab betriebene Grundstücks- und 
Gütergeschäft seit Jahren unrentabel ist. Das 
Reinvermögen Berlins an Grundbesitz ohne 
die stadteigenen Gebäude und Anstalten schätzt 
man auf 143 Millionen. Man beschloß eine 
zurückhaltende Verkaufspolitik. 
* * * 
NMsWķsWŞZN und Deuffdpßfianßle 
_ Der Führer der Gruppe Berlin-Brandenburg der 
SA., Graf Helldorf, hat, wie der „Angriff" meldet, 
an die Untergruppen Befehl erlassen, sich von 
oeutschnationaien Versammlungen fernzuhalten. 
In Düsseldorf kam es in einer deutschnatioualcn 
Wahlversammlung zu einer Schlägerei mit natio 
nalsozialistischen Zwischenrufern. Durch Schüsse 
wurde ein junger Mann schwer verletzt. Polizei 
räumte den Saal. 
* * * 
3 Agenten verhaftet. 
Bolschewistische ŞŞMsàn in Sofia. 
TU. Sofia, 7. Oktober. Die bulgarische Polizei ist 
einer bolschewistischen Spionageorganisation auf die 
Spur gekommen, in die mehrere Abgeordnete der 
bulgarischen Arbeiterpartei und ein in Sofia leben 
der Russe, Fürst Lobanofs, verwickelt sind. Fürst Lo- 
banoff, der in der Sofioter Gesellschaft und im diplo 
matischen Korps als Sprachlehrer ausgezeichnete 
Verbindungen hatte, wurde mit zwei anderen aus 
Wien zugereisten Russen festgenommen. Bei der 
Untersuchung erwies sich, daß die drei Russen, die 
als überzeugte Anhänger des kaiserlichen Rußland 
galten, in Wirklichkeit Agenten der GPU. waren, 
die den Auftrag hatten, die weißrussische Militär 
organisation in Bulgarien zu bespitzeln. Fürst Lo- 
bonoff hatte lange Zeit die Gutgläubigkeit der Mit 
glieder des weißrussischen Stabes in Sofia ausge 
nutzt und seinen roten Auftraggebern umfangreiches 
Material über die weißrussische Organisation und 
deren Verbindungen mit dem französischen Nach 
richtendienst zugestellt. 
Der eigentliche Leidtragende der Angelegenheit 
die in Sofia großes Aufsehen erregt, ist die franzö 
sische Gesandtschaft, bei der Fürst Lobanofs volles 
Vertrauen genossen hat. Zu spät hat es sich heraus 
gestellt, daß die enge Zusammenarbeit zwischen dem 
Stab des weißrussischen Militärverbandes in Bul 
garien und gewissen französischen Stellen, die den 
bulgarischen Behörden aus Gründen der Landesver 
teidigung schon lange ein Dorn im Auge ist durch 
die Organisation des Fürsten Lobanosf Zug um Zug 
den Bolschewisten bekannt gemacht wurde. 
" * 
* 
Die Iahreskonferenz der Englischen Arbeiterpartei ! n 
Leicester sprach sich in einer einstimmig angenommenen 
Entschließung gegen Wiederaufnahme Macdonalds, 
Snowdens und des Dominionministers Thomas sowie 
anderer früherer Parteimitglieder, die sich der Natio 
nalregierung angeschlossen haben, in die Arbeiterpartei 
aus. Diese hätten die Ideale der Partei, der sie soviel 
verdankten, mißachtet. Ein weiterer Antrag verlangt 
die sofortige Abschaffung des Oberhauses, das „gefähr 
lich und nutzlos" sei. Die Konferenz erklärte schließlich 
in einer Entschließung, daß die Arbeiterpartei ihre 
Opposition gegen die Zollpolitik der jetzigen oder ir 
gendeiner anderen Regierung fortsetzen müsse. 
» * 
* 
Male hu flatfei. 
Freitagabend traf eine Abordnung des Vor 
standes der englischen Gruppe der Deutsch- 
Englischen Vereinigung zu mehr 
tägigem Besuch öcr deutschen Gruppe in Ber 
lin ein. Tie Vereinigung steht in Deutsch 
land unter dem Vorsitz des früheren Reichs 
kanzlers Enno. Vorsitzender der englische» 
Gruppe ist der frühere Vizekönig von Indien 
Lord Reading. 
* 
Drei Tage Arrest für Jo-Jo-Spiel hat der Kom 
mandeur des Artillerie-Regimentes in Vincennes 
jedem seiner Kanoniere angedroht, den er bei einer 
derartigen Kinderei ertappen wllrdà
	        
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