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125. Jahrgang
t25. Jahrgang
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Somabend, den 8. Woher
Zwei Eisenbahnpräsidenten erhielten did
Aufgabe, das Verkehrswesen durch Heranholen
größerer Aufträge weiter zu entwickeln und
sich um die Einstellung neuer Arbeiter zu be
mühen.
Walter C. Teagle, der Präsident der Stan
dard Eil of Neujersey erhielt den Auftrag,
mit seiner Unterkommission sich zu bemühen,
in den Gebieten der Erdölerzeugung und des
Bergbaus Arbeitslose wieder in den Arbeits
gang einzugliedern.
Zwei weitere Wirtschaftsführer sollen für
die Herstellung und Aufrechterhaltung der
Verbindung zwischen öffentlichen und priva
ten Unterstützungsorganisationen tätig sein
und die Verwendung der noch vorhandenen
Arbeitslosen im Rahmen des Arbeitspro
gramms vorbereiten.
Die wichtigste Arbeit innerhalb des Zentral
komitees dürfte Owen Joung zufallen, der,
wie bereits oben erwähnt, die Ueberwachung
und Steuerung der bereitgestellten Mittel und
eingeräumten Kredite vornehmen soll.
Wenn überhaupt die Verhältnisse bei uns in
den Vereinigten Staaten Möglichkeit zu einem
Vergleich bieten, so läßt sich der Aufgaben-
kreis der „Reconstruction Finance Corpora
tion" ungefähr mit dem Ziele des Papenpro-
gramms, die Tätigkeit der Federal House Loan
Banken mit der Osthilfe und die durch die
Wagner-Garner-Bill beabsichtigten Maßnah
men mit dem Arbeitsbeschaffungsplan des
Deutschen Landgemeindetages vergleichen. Die
Frage allerdings, ob für den letzten Fall die
Betrüge — soweit sie den Staaten u. Gemein
den zur Verfügung gestellt wurden — zinslos
gegeben werden, konnte bisher noch nicht fest-
MrtschafiüLmkMbelrmg Ln öm Vereinigten Sinaien.
ŞàMkm MZ Miigefchichle
Dorberkung: In einer Zeit, in der in Deutsch
land sehr viel von Arbeitsbeschaffung und Plä
nen zur Finanzierung gesprochen wird, dürfte
es von Interesse sein, zu hören, wie die Ber
einigten Staaten von Nordamerika versuchen,
das darnieöerliegenöe Wirtschaftsleben in den
U. S. A. anzukurbeln und Vergleiche mit un
serer Arbeit in Deutschland zu ziehen. In den
nachfolgenden Darlegungen wird eine Zusam
menstellung versucht.
In Deutschland neigt man vielfach zu der
Ansicht, daß die ganzen Maßnahmen, die im
Laufe dieses Jahres in Amerika von Regie
rung, den größten Wert darauf, daß Hoover
griffen worden sind, in erster Linie dem Zwecke
dienen sollten, noch rechtzeitig vor den Präsi
dentenwahlen eine künstliche Konjunktur zu
erzeugen, also eine neue Acra der Prosperity
anzubahnen.
Wie noch diese Jdeengänge verbreitet sind,
geht daraus hervor, daß Mitte August eine
führende Zeitung der westlichen Schwerindu
strie in einem „Amerika spielt va bangne"
übcrschriebenen Artikel erklärte, daß es wohl
niemanden gäbe, der die „Anknrbelungsver-
snche" Hoovers nicht als ein Wahlmanöver
gewaltigsten Ausmaßes bezeichnen würde.
Nach amerikanischer Ansicht liegen denn doch
die Dinge etwas anders. —
Selbstverständlich legen Hoover und seine
Anhänger, also auch die gegenwärtige Regie
rung, deng rötzten Wert darauf, daß Hoover
als Präsident wiedergewählt wird.' Daß diese
Bestrebungen nur dann Erfolg haben können,
wenn die Regierung den Nachweis erbringen
kann, daß sie weitgehende und wirksame Maß
nahmen zur Ueberwindung der Krise ergriffen
hat, ist wohl selbstverständlich. Deshalb brau
chen natürlich diese Maßnahmen noch lange
keine Wahlmanöver von gigantischem Aus-
waße zu sein. Vielmehr darf ruhig angenom-
wen werden, daß die gleichen Maßnahmen
auch dann durchgeführt worden wären, wenn
öie Neuwahlen erst in zwei bis drei Jahren
stattfinden würden. Also das Primäre sei
selbstverständlich das ernsthafte Bestreben der
Negierung, alles zu versuchen, die darnieöer-
"egende Wirtschaft des Landes wieder in
Ģang zu bringen.
Durch welche Einrichtungen soll nun dieses
Ziel erreicht werden?
Die als erste Hilfsquelle von Hoover ins
Leben gerufene „Reconstruction Finance Cor
poration" hat allein im ersten Halbjahr 1932
über eine Milliarde Dollar zur Stützung von
Finanzinstituten und Eisenbahngesellschaften
verwandt. Da sich dieser Betrag als gänzlich
unzulänglich erwies — er würde nämlich le
diglich zur Flüssigmachung von den genann
ten Betrieben aufgesogen — mußten die Mit-
der R. I. C. um weitere zwei Milliarden
Dollar in diesem Jahre erhöht werden.
Da aber durch die Tätigkeit des Instituts
keineswegs das gesteckte Ziel, nämlich eine Be
lebung der Wirtschaft herbeizuführen, erreicht
wurde, mußte zu weiteren zum Teil sehr ein
schneidenden Maßnahmen Zuflucht genommen
werden.
Das Notenausgaberecht der Nationalbanken
wurde durch die Glaß-Borah-Nider-Bill er
heblich erweitert. Die Ausgabe von weiteren
870 Millionen Dollarnoten durch die National-
vanken war die Folge.
Durch die Gründung der „Commoditien-Fi-
«stttce Corporation" sollte die Möglichkeit ge-
Ņşien werden, Jndustriekreöite zum Ankauf
ü Rohstoffen zu gewähren. Hierdurch er-
/ 0 .[ ste öie Negierung eine wesentliche Ent
zug der Rohstoffmärkte.
<ider dies alles reicht noch immer nicht aus.
^urch die Glaß-Staegall-Brll wurden sowohl
^ckungsvorschriften für die Notenausgabe
Dwķ ./ral-Rcserve-Banken als auch deren
seļ^ ņtûefugnisse erheblich erweitert. Das Ge-
Swàâ"îņwle nämlich, daß von nun ab auch
wr-v5 ^üapiere als Notendeckung verwandt
LauteTie Folge davon war. daß im , ^
Ute» halben Jahres durch Anlaut von möglich, wie es die Reichsregierung zunächst
öffentlichen Hand reserviert wurden. Die mit
dieser Summe auszuführenden Arbeiten ver
teilen sich über das ganze Land. Jeder Staat
hatte einen Plan der dringlichst auszuführen
den Arbeiten einzureichen, welcher der Geneh
migung einer Art von Generalplanungs
kommission bedurfte. Der Bau von Automo
bilstraßen, staatlichen Eisenbahnlinien, Brük-
ken, Chausseen, Entwässerungen, Kanalisation,
Flußregulierungen und Hafenbauten waren
die Arbeiten, welche durch die öffentliche Hand
ausgeführt werden sollten.
Am 26. August dieses Jahres fand auf Ver
anlassung Hoovers in Washington eine Kon
ferenz von über 360 Wirtschaftlern und Fi
nanzleuten statt, welche
1. sich äußern sollten über die praktischen
Auswirkungen der bisher getroffenen
Maßnahmen,
2. Vorschläge über weitere noch zu ergrei
fende Maßnahmen vorbringen sollten.
Es wurde ein Zentralkomitee gewählt, das
die Aufgabe hat, die noch vorhandenen letzten
Reste der Depression zu überwinden und zu
beseitigen.
Das Zentralkomitee bildete aus sich sechs
Unterkommissionen, an deren Spitze promi
nente Persönlichkeiten der amerikanischen
Wirtschaft stehen.
Owen Joung soll für die richtige Steuerung
der zur Verfügung stehenden Mittel und Kre
dite sorgen. ,
Staatspapieren seitens der Feöeral-Reserve-
Banken nicht weniger als zirka 1,1 Milliarden
flüssige Mittel den erstarrten Geldmärkten zu
geführt werden konnten.
Zuletzt brachte dann noch die Wagner-Gar-
ner-Bill die Bereitstellung von 2122 Millionen
Dollar zur Durchführung von Notstandsar-
beiten, znr Errichtung öffentlicher Bauten und
zur Arbeitsbeschaffung im öffentlichen In
teresse.
Hinzu kam noch, daß durch die Bildung der
Federal-House-Lsan-Banken die Möglichkeit
geschaffen wurde, den Grundstücksmarkt da
durch zu stützen, Saß Hypotheken und ähnliche
Sicherheiten beliehen werden konnten.
Alles in allem betrachtet, wurden also durch
die vorstehend aufgeführten Maßnahmen
Mittel in Höhe von über 8 Milliarden Dollar
zur Ankurbelung der Wirtschaft bereit gestellt,
von denen natürlich — dies muß zugestanden
werden — ein recht erheblicher Teil zur Schul
dentilgung, zur Sanierung und Flüssigma
chung von Banken, Eisenbahngesellschaften,
Großindustrien Verwendung fanden. Aber die
hierüber hinausgehenden Beträge, deren Höhe
immerhin noch auf zirka fünf Milliarden Dol
lar geschätzt werden kann, konnten zum Zwecke
einer wirklichen Arbeitsbeschaffung Verwen
dung finden. Dies gilt besonders für die durch
die Wagner-Garner-Bill bereitgestellten 2122
Millionen Dollar — zirka neun Milliarden
Reichsmark, welche restlos für Arbeiten der
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Zwischenbemerkung.
Der günstige Sommer hat uns in diesem
Jahre eine erfreulich günstige Ernte beschert.
Leider führt die durch die ungeheure Arbeits
losigkeit vernichtete Konsumkraft weiter Kreise
dazu, daß die große und gute Ernte an Gar-
tenfrüchten statt in die Küchen der Hungernden
auf den Komposthaufen wandert. Wir haben,
so wird uns aus Gärtnerkreisen geschrieben,
in unsern Betrieben 60 Ztr. Afia-Gurken al
lerbester Qualität unverkäuflich liegen. Unser
Anerbieten an Erwerbslose, sich die Gurken
unentgeltich zu holen, wurde mit dem Hinweis
abgelehnt, daß es ihnen unmöglich sei, den
zum Einlegen der Gurken erforderlichen Essig
und Zucker zu bezahlen.
Hier steckt der Gärtner Kapital und Arbeit
in den Boden, um das deutsche Volk mit Nah
rungsmitteln zu versorgen, und er kann seine
Ware nicht geschenkt los werden. — Auf der
anderen Seite stehen die Millionen hungernder
Familien, die nicht soviel besitzen, um di«
Konservierungsmittel für die Gartenfrüchte
bezahlen zu können.