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Amschaņ in die Weit.
M MM güte.
Ein Geschichtchen vom Lido.
Das hübscheste Mädchen am Lido war zwei
fellos Fräulein Rosa. Außerdem schien sie
über unerschöpfliche Geldmittel zu verfügen,
denn sie wohin im ersten Hotel, trug kostbaren
Schmuck, und ihre Toiletten bildeten das Ta
gesgespräch am Strande. Kein Wunder, daß
die geheimnisvolle Schöne ständig von einer
Schar von Anbetern umgeben war. Aber selbst
den leidenschaftlichsten Beteuerungen gegen
über blieb Rosa fest und verschwand jeden
Abend pünktlich 20 Uhr auf ihrem Zimmer,
da sie ihren Angehörigen versprochen hätte,
nur ihrer Gesundheit zu leben. Zur gleichen
Zeit fahndete man seit Wochen nach einem
gewiegten Einbrecher, der die Gäste um Ju
welen und Geld erleichterte. Nur das Hotel,
in dem Rosa ihr sittenstrenges Leben führte,
war von dem Dieb noch nicht heimgesucht
worden. Da man seiner nicht habhaft werden
konnte, wurden überall Wachen aufgestellt.
Eines Nachts sah man auch einen jungen
Mann, der aus dem Fenster eines reichen
Industriellen kletterte und sich behende am
Balkon herabließ. Zur allgemeinen Ueber-
raschung entpuppte sich dann der Fassadenklet
terer als die sagenumwobene Rosa, in deren
Zimmer man eine Liste mit den Namen zahl
reicher Personen fand, die noch von dem holden
Geschöpf gefleddert werden sollten. Die Hote
liers atmeten auf, aber das Badeleben war
um eine Sensation ärmer geworden.
* * *
GrstzselM im gamfratget §afen.
Kopraladung eines englischen Dampfers in Flammen
TU. Hamburg, 6. Oktober. An Bord des im Ham-
burger Hafen liegenden englischen Dampfers „Gle>
nemoy" entstand am Donnerstagvormittag ein
Feuer in der Kopraladung. In kurzer Zeit stand der
ganze Laderaum des 7260 Tonnen großen Schiffes
in Flammen. Alle im Bereich des Hafens verfügba
ren Löschkräfte wurden sofort eingesetzt, um dem
Brand Einhalt zu tun. Das Feuer wird mit 23
Schlauchleitungen bekämpft.
Die Hauptgefahr beseitigt.
Wie wir zu dem Großfeuer an Bord des englischen
Motorschiffes „Elenemoy" erfahren, war der Brand
bereits um 8.30 Uhr vormittags ausgebrochen. Der
Feuerwehr war es erst nach dreistündiger Arbeit
möglich, den Brand auf seinen Herd zu beschränken.
Gegen Mittag war das Feuer zwar noch nicht ge
löscht, aber doch die größte Gefahr für das Schiff um
diese Zeit bereits beseitigt. Verletzte sind bei dem
Brande nicht zu beklagen.
WffszusamMHch m der Mmiiàng
„Cap Arcona" mit einem französischen
Dampfer znsammengeftvßen.
TU. Hamburg, 6. Okt. Am Donnerstagmor
gen stieß in der Elbmündung in dichtem Nebel
der aus Südamerika heimkehrende Passagier
dampfer „Cap Arcona" der Hamburg - Süd-
amerikanischen Dampfschiffsgesellschaft mit dem
französischen Dampfer „Agen" zusammen.
Während die „Cap Arcona" Plattenschaöen er
litt und die Fahrt nach Hamburg fortsetzen
konnte, ist der französische Dampfer schwer be
schädigt worden. Sofort nach dem Zusammen
stoß liefen Bergungsdampfer von Cuxhaven
aus, um das schwerbeschädigte Schiff nach
Hamburg zu schleppen. Perrsonen sind nach
den bisherigen Meldungen nicht verletzt wor
den. — Der Dampfer „Agen" befand sich mit
einer Holzladung von Afrika nach Hamburg
unterwegs.
Der französische Dampfer auf Grund gesetzt.
Ter Zusammenstoß zwischen dem Hamburg-
Süd-Dampfer „Cap Arcona" und dem franzö
sischen Dampfer „Agen" in der Elbmündung
ereignete sich, als der Franzose wegen des Ne
bels vor Anker lag. Das Schiff wurde im
Raum 2 getroffen, und der Steven des deut
schen Dampfers riß ein großes Leck in die
Bordwand. Das Wasser stürzte sofort in gro
ßen Massen in den Raum und drohte das
Schiff zum Kentern zu bringen. Nur dem
schnellen Eingreifen der Bergungsdampser
„Wotan" nnd „Seeteufel" ist es zu verdanken,,
daß der französische Dampfer vor dem Kentern
bewahrt blieb. Kurz nach dem Zusammenstoß
wurde „Agen" von den Bcrgnngsdampfcrn in
die Mitte genommen, ein Stück abgeschleppt
und dann auf Grund gesetzt. Nach Beendigung
der an Ort nnd Stelle vorzunehmenden Av-
dichtungsarbeiten soll das Schiss zur Repara-
tnr nach Hamburg geschleppt werden.
Auch hu znà Siaif hzt fiTmftetrafefe
mißlungen.
TU. Prllau, 6. Okt. Der Start der Winkler
rakete am Donnerstagnachmittag ist wieder
mißglückt. Bei der zweiten Zündung sprang
die Rakete mit großem Knall aus dem Gestell,
in dem sie eingebettet lag, nnd überschlug sich
in Richtung des Unterstanöes der Film- und
Photoleute zu, die wieder zahlreich erschienen
waren. Der Metallmantel, der die Rakeie um
kleidet, zersprang, wobei die Splitter in wei
tem Umkreis herumflogen. Die Umgegend
wurde blitzartig durch einen von der Rakete
ausgehenden Feuerschein erleuchtet. Der Rest
der Rakete landete unmittelbar hinter dem
Deckungsgraben der Filmleute. Es entwickelte
sich ein starker weißer Qualm, der vorüberge
hend die ganze Gegend verhüllte. Ingenieur
Winkler betonte, daß er sich das Versagen der
Rakete noch nicht erklären könne. Ein neuer
Start ist für absehbare Zeit wohl nicht möglich.
Schneestürme in Mittelnorwegen.
TU. Oslo, 6. Oktober. Schneestürme haben in Mit
telnorwegen große Verheerungen angerichtet, vor
allem in der Gegend von Drontheim und Röros.
Das noch auf dem Feld stehende Getreide wurde
größtenteils vernichtet. Stellenweise liegt der Schnee
114 Meter hoch. Verkehrsomnibusse blieben auf.den
Chausseen stecken.
ârLTşi PoK.
In Danzig verunglückte bei einer Probefahrt
ein reparierter polnischer Kraftwagen. Die 5 In
sassen wurden schwer verletzt.
Von einem Schatzgrüberfieber sind die Be
wohner eines ländlichen ungarischen Bezirks
Die Todesfahrt des englischen Rennfahrers Dnnfee.
Vier Bilder, die silmartig den Moment der Katastrophe wiedergeben.
Dunfee, der feiner ihm erst kurz zuvor angetrauten Gattin das Versprechen gegeben hatte, daß
diese Fahrt sein letztes Wettrennen sei, wurde mit seinem Wagen aus der Bahn getragen und
gegen einen Baum geschleudert. Dunfee wurde auf der Stelle getötet.
befallen,' man sucht nach der Hinterlassenschaft
eines soeben hingerichteten Raubmörders, der
vor seinem Tode noch gestanden hat, daß er
irgendwo in den Wäldern des fraglichen Ge
bietes eine größere Geldsumme vergraben
habe.
*
von Eronau ist in Batavia eingetroffen.
*
Im Allgäu hat ein Tourist Selbstmord began
gen, indem er von einer 200 Meter hohen Fels
wand hinabgesprungen ist.
Die Reichsarbeitsgeineinschaft der nationalsozia
listischen Journalisten hat gegen die Verurteilung
der „Angriff"-Redakteure Protest eingelegt.
Amtlich wird mitgeteilt, daß es sich bei dem an
geblichen Lepra-Fall in Ostpreußen um eine schwere
Krebserkrankung gehandelt hat.
*
Eine Kolonie der Kinderreichen wird jetzt in
Mailand geschaffen,' in jedem Jahr sollen 5 der
kinderreichsten Familien ans Kosten der Stadt
ein Haus mit kleinem Garten überwiesen er
halten.
Von einem Mißgeschick wurde das russische
Ballett von Monte Carlo auf einer Reise zu
einem Gastspiel im Kölner Opernhaus betrof
fen. Eines der in den letzten Tagen über Süd-
frankreich hereingebrochenen schweren Unwet
ter hat sämtliche 600 Kostüme der Gruppe voll
kommen vernichtet.
SBetitt tm Hellseher fehlsieht...
. . . und ein Magistrat ihm glaubt.
Wenn ein Magistrat einer Stadt zur Auf
klärung irgend eines fraglichen Tatbestandes
einen Hellseher heranzieht/so zeugt das nicht
von übermäßiger Hellsichtigkeit, denn man
braucht nur ein ganz klein wenig in der
Skandal-Chronik der Zeit bewandert zu sein,
um' sich an seinen zehn Fingern ausrechnen
zu können, wie hoch der Wahrscheinlichkeits
prozentsatz ist, daß man dabei der Dumme ist.
Das Schlimme dabei ist in dem Fall, um den
es sich hier handelt, daß dabei zugleich ein
Menschenleben ruiniert oder doch wenigstens
die Lebenslaufbahn eines Menschen verhäng
nisvoll umöüstert wurde. Es handelt sich dabei
um Unterschlagung in der Kreissparkasse einer
Die Zugentgleisung bei Lüneburg.
Blick aus die Trümmerstätte.
Bei der Einfahrt in den Lüneburger Bahnhof entgleiste durch Achsenbruch eines Kesselwagens
ein langer Güterzug. Insgesamt sprangen 12 Wagen aus den Gleisen. Personen wurden zum
Glück nicht verletzt, der Material schaden ist hingegen sehr bedeutend.
kleinen ostpreußischen Stadt, deren Name
schamhaft verschwiegen sei. Als niemand die
Angelegenheit aufklären konnte, kamen die
städtichsen Behörden ans die Idee, eine in der
dortigen Gegend renomierte Hellseherin her
anzuziehen. Die sah denn auch im Trance-
Zustand den Täter und beschrieb ihn so, daß
ein Beamter der Kreisrechnungskammer in
der Beschreibung erkennbar wurde. Man ge
traute sich zwar nicht, ans diesem Ergebnis
einer mystischen Seance amtliche Konsequen
zen zu ziehen, man beschloß sogar, die ganze
Geschichte vollkommen geheim zu halten, aber
wie das in solch einer Kleinstadt ist: das Ge-
heimnis war sofort in aller Munde. Der ver
dächtige Beamte empfand sofort, was gegen
ihn gespielt worden war, aber die Verleum
der blieben ungreifbar. Kein Wunder also, daß
der Beamte schließlich mit einem Nervenzu
sammenbruch den Dienst quittieren mußte.
Wer weiß, was ihm noch geschehen märe,
wenn nicht einige Zeit später der wirkliche
Täter verhaftet worden wäre. Nun begann
ein großer Rehabilitierungsfeldzug. Alle, die
vorher nicht genug über ihn flüstern konnten,
versicherten ihm ihres vollen nnd niemals
getrübten Vertrauens. Allein die Arbeits
und Nervenkraft des Beamten war und blieb
gebrochen. Der einzige Trost ist, daß nun das
Oberlandesgericht in Königsberg die Ansprüche
des Beamten auf volle Gehaltszahlung bis
zum 63. Lebensjahr und spätere Auszahlung
einer der Stellung entsprechenden Pension,
die der Beamte ohne dieses furchtbare Inter
mezzo ereicht hätte, für gerechtfertigt erklärt
hat. Die Bevölkerung der kleinen vstpreußi-
schen Stadt mag sich bei ihrem Magistrat für
diet eure Konsultierung einer schiefsichtigen
Hellseherin bedanken.
L5 Lahrs Ķisķsr SLeMthssLer.
Am 1. Oktober konnte das Kieler Stadt
theater auf ein fünfunözwanzigjähriges Be
stehen zurückblicken. Als Kiel gegen Ende des
vorigen Jahrhunderts zu einer Großstadt her
angewachsen war, zeigte sich immer mehr die
Rener Segel-Weltrekord einer
19jährigen Deutschen.
Die Segetfliegcrin Hanne Reitsch aus Hirichberg
(Schlesien), die erst 10 Jahre alt ist, stellte mit ihrem
Segelflugzeug einen neuen Weltrekord auf. Sie
blieb mit ihrem Apparat 5 Stunden und 15 Mb
nuten in der Luft.
Verlag u. Druck: Heinrich Möller Söhne
Rendsburg.
Eheşredoktion u.Berlagsleitung: Ferb. Möller.
Verantwortlich für Leitartikel: F e r d. Möller-
Politik: Adolf Gregori für den allaemei-
nen Teil und Feuilleton: Herbert Puhl'
mann, für den wirtschaülichen Teil: Tr. Job
Gofch, kür den provinziellen und örtlichen Teil!
K a r l M ü I l e r alle in Rendsburg. - Ber
liner Schriştleitung: Berlin-Charlotten-
burg 8, Gotha-Allee 19, Fernsprecher I ®
Heerstraße 0330.
völlige Unzulänglichkeit des alten Kieler Mu
sentempels in der Schuymacherstratze, der üe-
rcits aus dem Jahre 1812 stammte, da die
Stadt etwa 12 000 Einwohner zählte. 1896 be
auftragten die Stadtkollegien den Magistrat,
Vorschläge zur befriedigenden Regelung der
Theaterverhältnisse zu machen, insbesondere
über den etwaigen Neubau eines Theaters un
ter Leitung und mit Unterstützung der Stadt.
Immerhin verging noch fast ein Jahrzehnt,
bis mit der Ausführung des preisgekrönten
Projektes für einen Theaterneubau von Bau
rat Seeling-Charlottenburg Anfang 1905 be
gonnen werden konnte, und am 1. Oktober 1907
wurde das hübsche Theater am Neumarkt durch
eine „Fidelio"-Aufführung seiner Bestimmung
übergeben. Die Gesamtkosten betrugen 1954 480
Jl, wovon 7000 Jl für die Vorarbeiten, 1660200
Jl für den eigentlichen Bau, 297 000 Jl für den
Fundus und 100 250 Jl für Straßenanlagen
ausgegeben wurden. Als Theaterorchester
wurde das Orchester des Vereins der Musik
freunde verpflichtet, das 1919 in den Dienst
der Stadt trat. Zunächst führten die Direkto
ren Gottscheid und Otto das Theater für
eigene Rechnung unter Gewährung eines
städtischen Zuschusses, dann wurde es drei
Jahre von Otto in städtischer Regie geleitet.
Bon 1912 bis 1919 hatte Direktor Alving es
gepachtet, und seitdem haben es als Regie-?
theater verschiedene Herren geleitet, besonders'
verdienstvoll von 1924 bis 1932 Generalinten
dant Hartmann, den mit Beginn der neuen
Spielzeit Intendant Ernst Martin ablöste. Ge
rade in den letzten Jahren fiel es schwer, das
Theater finanziell durchzuhalten, aber es ist
immer wieder geglückt, seinen Fortbestand zu
sichern. Und das muß mit freudiger Genug
tuung begrüßt werden. Denn das Kieler
Stadttheater war und ist eine Pflanz- und
Pflegestätte echt künstlerischer und kultureller
Arbeit.
Hans Schramm.