Um das deutsche Gleichberechtigungs-Verlangen.
Die Gegenseite anscheinend uneinig
Paris ist mit England unzufrieden.
Zn politische'» französischen Kreisen nimmt man,
wie heute aus Paris gemeldet wird, allgemein an,
daß der englische Kabinettsrat über den Text der
französischen Antwort an Deutschland am heutigen
Freitag stattfindet, und daß Marcel Ray, der Ka
binettschef Herriots, infolgedessen erst am Sonn
abend aus London zurückkehrt. Die französische
Antwort wird frühestens am Sonnabend, vielleicht
aber auch erst am Montag der Reichsregierung
übermittelt werden.
ŞşJn Pariser Kreisen ist man über die starke Zu
rückhaltung der englischen Negierung ziemlich über
rascht. Man hatte erwartet, das Macdonald mit
aller Deutlichkeit gegen die deutschen Forderun
gen Stellung nehmen würde, ist aber nun der Auf
fassung, daß die Haltung der englischen Regierung
alles mehr denn eine Ermutigung hinsichtlich des
Ergebnisses der Reise des Kabinettschefs Herriots
darstelle. Man betont deshalb schon jetzt französi-
scherseits, daß die Antwort auf die deutsche Rote
eine rein französische sein werde und die übrigen
Unterzeichner des Versailler Vertrages in keiner
Weife verpflichte. Die Besprechungen, die in den
letzten Tagen mit London und den anderen, an
dem sog. Konsultativabkommen beteiligten Regie
rungen stattgefunden hätten, hätten nur halbamt
lichen Charakter getragen und schon darum weder
die französische Antwort beeinflussen, noch diese
Mächte durch die französische Antwort in irgend
einer Weise binden können.
Italien schaut auf England.
Hochpolitisches Sptd.
In einer längeren Meldung des römischen Be
dichterstatters der konservativen Londoner „Mor-
ningpost" heißt es heute, daß die italienische Politik
vor neuen schweren Entscheidungen stehe, die mög
licherweise zum Austritt Italiens aus dem Völker
bund führen könnten, obwohl Italien alles tun
wolle, um diesen Schritt zu vermeiden. Das störende
Element in der europäischen Politik sei die Haltung
Frankreichs, das zwar internationale Friedenspakte
unterzeichne, andererseits aber seine Sicherheit durch
Beibehaltung feiner militärischen Vorherrschaft
schützen wolle und den Völkerbund zu seinen Son
derzwecken ausnütze.
Italien betrachte den deutschen Anspruch auf
Rüstungsgleichheit als den Prüfstein.
Es fei der Ansicht, daß eine Ablehnung dieser For
derung durch Frankreich einen Bruch des Versailler
Vertrages bedeute. Italiens Augen lenkten sich auf
England, und der neue Botschafter in London,
G r a n d i, werde nach der Rückkehr auf seinen
Posten England zu überreden haben, einen Druck
auf Frankreich auszuüben. Das Schicksal Europas
liege zum großen Teil in den Händen Englands.
In einem Leitartikel weist die „Morningpost" auf
die großen Gefahren hin, die sich aus einem italie
nisch-französischen Gegensatz ergeben würden. Das
Blatt hofft, daß es gelingen werde, diese Entwick
lung zu vermeiden. Gleichzeitig sagt die „Morning-
poft", daß man ein etwaiges Einvernehmen zwischen
der deutschen Reichswehr und Rußland nicht
außer Betracht lasten dürfe.
„Logisch unwiderstehlich".
TU. London, 9. Sept. (Erg. Funkmeld.)
Die liberale „News Chronicle" schreibt, es
müsse immer wieder betont werden, daß
Deutschland nicht die praktische, sondern die
theoretische Nüstungsgleichheit fordere. Die
deutsche Forderung sei logisch unwiderstehlich,
und die englische Regierung könne unmöglich
die Berechtigung der Forderungen zurück
weisen.
Auch andere englische Blätter, so der „Daily
Herald", äußern sich wiederum in ähnlichem
Sinne.
Der Polizeiuntersuchrmgs-
»Usschuß des Landtages.
Polizei und Politik.
In Berlin tagt augenblicklich der Polizei-
Untersuchungsausschuß des Preußischen Land
tages zur Nachprüfung über Beschwerden über
die preußische Polizei. Gestern wurden die
Vorgänge vom 12. Juli in Berlin untersucht.
Es handelt sich um Zusammenstöße zwischen
Reichsbanner und Nationalsozialisten vor
dem nationalsozialistischen Verkehrslokal in
der Ravenestraße. Der Nationalsozialist Sa
ger bekundet, daß ihm von einem Schutz
polizisten 2 Zähne ausgeschlagen seien. Im
übrigen sind die Aussagen belanglos bis auf
eine sehr wesentliche politische über das Ver
hältnis der Polizei zu den Organisationen.
Abgeordneter Henze (Nat.-Soz.) fragte näm
lich, ob eine Anweisung bestehe, bei der Ver
haftung von Nationalsozialisten mit besonde
rer Schärfe vorzugehen. Zeuge Großkvpf be
stritt das entschieden. Auf eine weitere Frage
Henzes, ob irgendwie die Anweisung gegeben
worden sei, bei Verhaftungen von National
sozialisten mit besonderer Schärfe vorzu
gehen, erwiderte Hauptmann Pawel: In die
ser Form nicht, aber bei einer Besprechung,
bei der ich nicht dabei war, soll Oberst Hei-
mannsberg gesagt haben, daß gegen das
Reichsbanner, weil es als einzige Organisa
tion hinter der (damaligen) Regierung stehe,
nicht in derselben Weise vorgegangen werden
solle, wie gegen andere. (Hört, hört! bei den
Nat.-Soz.) Auf die Frage des sozialdemokrati
schen Abgeordneten Dr. Hamburger, wer Pa
wel diese Mitteilung gemacht habe, antwortete
Hauptmann Pawel: „Polizeimajor Haas. Ich
habe mich geweigert, diese Anordnung weiter
zugeben. Wir haben nämlich gesagt: Wenn
wir das weitergeben sollen, müssen wir es
schriftlich bekommen."
Es wurde dann festgestellt, daß ein Mitglied
des Ueberfallkommandos, auf dessen Aussage
der Ausschuß größten Wert legt, nach Ost
preußen beurlaubt ist, ein anderes krank im
Lazarett liegt. Ein Kraftwagenführer sagte n.
a. als Zeuge aus, daß er bei den Festnahmen
nichts von Mißhandlungen gesehen habe.
Schimpfworte seien nicht von Polizisten, son
dern von Zivilisten gefallen.
* * *
Mmrni Prozeß - Schuß im GmchlssM
Bei Beginn der Donnerstagsverhandlungen
im Brünner „Hochverrats"-Prozeß wurden
sorgfältig Luftgewehre, Zimmerstntzen, Schieß
scheiben und alte Trommelrevolver vorgelegt,
die, wie der Staatsanwalt erklärte, bei zwei
Mitgliedern des Volkssportverbandes gefun
den worden seien. Als die Mitglieder des
Gerichtshofes und die Verteidiger die Ge
wehre untersuchten, ging ein Schuß \loê. Die
Tendenz des ganzen Prozesses und die Ein
stellung des Gerichts trat erneut hervor, als
nach Ausschluß der Oeffentlichkeit die Befra
gung der militärischen Sachverständigen be
gann. Das Verhalten des Gerichts zeigt, daß
offenbar das Urteil längst fertig ist und ge
rade noch die äußere Form gewahrt wird.
Den Eindruck der Verhandlung faßte Ver
teidiger Dr. Dembitzki in einer Aeußerung an
die Pressevertreter folgendermaßen zusam
men: „Wenn das alles, was die militärischen
Sachverständigen so bezeichnen, wirklich als
eine militärische Uebung gelten sollte, dann
muß man auch das einfache Gehen auf zwei
Beinen dazu rechnen. Dann müssen als eine
gefährliche Waffe, mit der man Sabotageakte
vornehmen kann, auch die fünf Finger der
Hand gelten. Denn man könnte damit unter
Umständen eine Telegraphenstange umreißen."
*
Sie mM Lösegeld ergattern.
T-U. Charbin, 8. Sept. Einer in Charbin ein
gelaufenen Meldung zufolge beabsichtigen fahnen
flüchtige chinesische Soldaten und 1500 Freischär
ler, den Expreßzug, in dem das deutsche und das
französische Mitglied des Lytten-Ausschusies, Gou
verneur Schnee und General Claudel, nach Europa
zurückreisen, zu überfallen. Sie wollen angeblich
Gouverneur Schnee und General Claudel, die zur-
^zert nach unterwegs sind, gefangenneh
men und ein hohes Lösegeld für ihre Freigabe
verlangen.
Gerüchtweise verlautet, daß Flugzeuge für die
Weiterbeförderung der beiden Abordnungsvertre
ter benutzt werden sollen, um den Plan der Ban
den zu vereiteln.
* . *
Der Kampf um den Reichskommiffar.
Verschiedene Mfssssungen im Slaalsral.
Der Preußische Staatsrat nahm gegen die Stimmen
der Rechtsparteien und der Kommunisten einen ge
meinsamen Antrag der Sozialdemokraten, des Zen
trums und der Staatspartei an, worin der Auffassung
Ausdruck gegeben wird, daß die Verordnung des Reichs
präsidenten über die Einsetzung eines Reichskommissars
und ihre Anwendung — insbesondere die Enthebung
des preußischen Ministerpräsidenten und der preußi
schen Staatsminister von ihren Aemtern und von der
Führung der laufenden Geschäfte — mit der Reichs
verfassung und der preußischen Verfassung nicht in
Einklang stünden.
Da die Entscheidung dieser verfassungsrechtlichen
Frage vom Staatsgerichtshof erst in einiger Zeit zu
erwarten sei, würde der Staatsrat die ihm von der
kommissarischen Staatsregierung zugeleiteten Vorlagen
sachlich beurteilen, ohne dadurch jedoch ihre Rechts-
Fültigkeit anzuerkennen.
Die Fraktion Arbeitsgemeinschaft gab ihrer Auf
fassung einmütig dahin Ausdruck, daß die Rechtsgrund
lage der kommissarischen preußischen Staatsregierung
unanfechtbar sei, und daß'der Reichskommissar
für Preußen und sein Bevollmächtigter als Beauf
tragte des Reichspräsidenten auf Grund dessen Notver
ordnung vom 20. Juli 1932 ihre staatlichen Aemter
verfassungsmäßig ausübten,
* * *
Schulen und Gefängnisse.
Em Vergleich.
Die Preußische Lehrerzeitung enthält folgenden
bemerkenswerten Vergleich: „Die Zahl der anor
malen Kinder beläuft sich in Frankreich wie in
Deutschland aus rund 40 000. Von ihnen werden
in Deutschlan d etwa 39 000 sonderbeschult, in
Frankreich dagegen nicht mehr als 1000, Elsaß-
Lothringen zehrt noch von der deutschen Erbmasse.
Auf 1700 000 Einwohner entfallen 1000 sonder
beschulte Kinder, im Seine-Departement auf
4 500 000 nur 300. Unser Bruderstaat Oester
reich weist allein in seiner Hauptstadt Wien 120
Hilfsschulklassen aus, Paris im Gegensatz dazu nur
13. Dasür benötigt es zur Bekämpfung der jugend
lichen Kriminalität nicht weniger als 17 Gefäng
nisse für Kinder und Jugendliche. Wir kein ein
zig«."
* * *
Die „Note Fahne" 4 Wochen verboten.
Die „Rote Fahne" in Berlin wurde bis zum 6.
Oktober wegen Beschimpfung und Verächtlich
machung der Reichsregierung in einem Artikel
„Rüstung gegen das Volk" verboten.
*
Heute Rundfunkvortrag Dr. Brachts.
Reichskommiffar Dr. Bracht spricht heute in der
Stunde der Regierung um 19.30 Uhr über „Das
Ziel der preußischen Verwaltungsreform".
_ Wgett die neuen Bestimmungen über strengste
Handhabung der Festungshaft hat der frühere
Reichswehrleutnant Scheringer, der sich in
der Festungshaftanstalt Bielefeld befindet, Ein
spruch beim preußischen Justizministerium erhoben.
Er verlangt nach den Bestimmungen behandelt zu
werden, die bei seiner Verurteilung galten.
*
Der Vorstand des Bezirkslehrervereins Stade
sprach sich gegen das kirchliche Einsichtsrecht in den
Religionsunterricht der Schule aus.
*
Das Gericht in Stendal verurteilte eins
Reihe Kommunisten wegen eines blutigen Zusam
menstoßes mit Landjägern bei einer Fahnenweihe
in Werben a. d. Elbe im Juli zu Strafen von
18 Monaten Zuchthaus bis 7 Monaten Gefängnis.
Jm ivmlqm Zeiiea.
Der bayerische Gesandte in Berlin, Dr. Pre-
g e r, wird seinen Posten am 1. Dezember ver
lassen. Der Rücktritt erfolgt mit Rücksicht auf die
Erreichung der Altersgrenze von 65 Jahren.
Auf Einladung der polnischen Regierung ist der
Generalstabschef des Heeres der Vereinigten
Staaten, General Mac Arthur, in Warschau
eingetroffen. Er begibt sich nach Rowno zur Teil
nahme an den polnischen Herbstmanövern.
*
An Stelle des Abgeordneten K n b e, der auf
ein Mandat verzichtet hat, tritt der Landwirt
Erich von dem Bach-Zelewski, Dühringshof, Kr.
Landsberg a. d. W. (Nationalsozialistische Deutsche
Arbeiterpartei), in den Reichstag ein.
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Wetterbericht des öfsentl. Wetterdienstes, Hamburg.
Das britische Tics hat im Läufe des Tages an
Energie verloren und ist mit seinem Kern nach
Osten gewandert. Die Regenfront hat dabei die
britischen Inseln überquert. Da der Lustdruck auf
der Vorderseite nur noch schwach fällt, wird cs sich
an Ort und Stelle weiter auffüllen und bei uns
eine südöstliche bis östliche Luftströmung und meist
ruhiges und trockenes Wetter bedingen.
Wettervoraussage für den 10. Sept. 1932.
Für das mittlere Norddeutschland: vorwie
gend heiter, am Tage wieder sehr warm,
leichte südöstliche Winde.
Für das übrige Deutschland: im Nordwe
sten zeitweise stärkere Bewölkung, sonst allge
mein beständiges und sommerlich warmes
Wetter.
Bsionöete hiķîîe.
In der Tonhalle tritt im Rahmen des Kabarett-
programms eine namhafte Varietegröße auf: Clown
Moron, Die „Münchener Illustrierte" schrieb in einem
mit zahlreichen Bildern ausgestatteten Artikel über
Moron: „Hier scheint ein Stern erster Ordnung am
funkelnden Varietehimmel ausgegangen zu sein. Mo
ron steckt nicht mehr in den Kinderschuhen, er ist fix
und fertig. Sein Weg führte ihn schon über viele Büh
nen, nun wartet er nur noch darauf, die große Num
mer zu werden. Vielleicht braucht er nicht mehr lange
zu warten. Er ist der Clown, wie er sein muß, ko
misch, liebenswürdig, ein erstklassiger Akrobat, und
— ihm fällt sogar etwas Neues ein." Am letzten
Sonntag erntete Clown Moron in der Tonhalle rau
schenden Beifall. Am Sonntag, dem 11. d. M.. ist
nochmals Gelegenheit geboten, seine Kunst zu be
wundern.
Am Sonntag, dem 11, September, führt der Kieler
Dampfer „Heinrich" nach Burg, ab Rendsburg morgens
10 Uhr, an Rendsburg (Rückfahrt) abends 9 Uhr. Die
Kanalbrücken in Vreiholz, Oldenbüttel, Fischerhütte,
Erllntal und Burg werden angelaufen.
Verlag u. Druck: Heinrich Möller Söhne
Rendsburg.
Ehefredaktion u.Verlagsleitung: Ferd. Möller.
Verantwortlich für Leitartikel: Ferd. Möller,
Politik: Adolf Gregort. lür den allgemei
nen Teil und Feuilleton: Herbert Puhl
mann, für den wirtschaftlichen Teil: Tr. I o h.
Gosch, für den provinziellen und örtlichen Teil:
Karl Müller, alle in Rendsburg. — Ber
liner S ch r i f t l e i t n n g: Berlin-Cbarlotten-
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