Full text: Newspaper volume (1932, Bd. 3)

LanDsszsîtung 
ôd)leswîg-Bolfteînifd)e 
125. Jahrgang. 
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in den vorgeschrieb. Nummern kann keine Gewähr über, 
nommen, eine Ersatzpflicht od. Haftung bei Nichternhaltg. 
derartiger Bestimmungen also nicht anerkannt werden. 
Oröerlagerschem eingelagerten Getreides bemeffen. 
Der Betrag von 70 Mill. RM. reicht für die Fi» 
nanzierung der Einlagerung von 500 000 Tonne» 
unter Bevorschussung zu 70 Prozent. ' 
Während diese Maßnahmen für alle Getreide 
arten eine erhöhte Aufnahmefähigkeit des Marktes 
herbeiführen sollen, wird für Roggen und Weizen 
und daraus hergestellte Müllereierzeugnisse noch 
eine besondere Entlastung geschaffen durch Wieder 
einführung des Austauschexportes. Aussuhrscheine 
werde« bis zum 31. Januar 1933 erteilt und kön 
nen bis 31. Juli 1933 ausgenutzt werden. 
Der Brotgetreiöemarkt soll durch eine zielbe 
wußte Futtergetreiöepolitik eine wesentliche Stütze 
erhalten. Außer den bereits erwähnten Maßnah 
men wird der Zoll für Futterreis von 1,50 RM. 
je Doppelzentner auf 2,50 RM. erhöht werden. 
Der noch im Besitze der DGH. befindliche Aus- 
landsroggen wird in Verbindung mit deutscher 
Gerste zu einem Gemischpreise von 160 RM. je 
Tonne frachtfrei Mästerstation abgegeben werden. 
Im Interesse der Geflügelhalter wird Mais mit 
der Maßgabe zur Verfügung gestellt werden, daß 
für je 100 nach der Eierverordnung standardisierte 
Eier 20 Kilogramm Mais zum Cifpreis plus 25 
RM. Zoll und 5 RM. Monopolzuschlag je Tonne 
bezogen werden können. 
Das Programm der Reichsregierung zur 
Am Mittwochabend sprach ReichsernährungS- 
minister von Braun im Rundfunk. Er führte in 
seiner Rede u. a. aus: Zum ersten Male in der 
Nachkriegszeit wird Deutschland in diesem Jahre 
in seiner Brotversorgung frei und unabhängig 
vom AuSlande sein. Niemand in der Welt kann 
uns heute noch durch Hunger auf die Knie zwin 
gen. Die wichtigsten Nahrungsmittel, Brot, Kar 
toffeln, Fleisch und Fett, stehen aus eigener Ver 
sorgung in ausreichendem Maße zur Verfügung 
und können auch für die Dauer in solchem Um 
fange im Jnlande erzeugt werden, wie die Ernäh 
rung unseres 65-Millionen-Volkes es beanspruchen 
kann. Wesentlich ist, die Getrcidepretse das ganze 
Jahr über stabil zu erhalten. Auf der einen Seite 
muß der Landwirt in die Lage versetzt werden, 
seine Ernte nicht unmittelbar nach der Einbrin 
gung abstoßen zu müssen, auf der kaufenden Seite 
muß für alle die Gctreidemenaen, die in den näch 
sten Monaten über den laufenden Bedarf hinaus 
auf Sen Markt gebracht werden, die Möglichkeit 
der Aufnahme geschaffen werden. Ferner wird für 
das neue Erntejahr wiederum der Vermahlungs- 
zrvang von 97 Prozent eingeführt. Um eine mög 
lichst starke Einlagerung zu erreichen, ist mit den 
Weizenmühlen vereinbart, daß sie über die nor- 
malen Vorräte hinaus zusätzlich etwa 230 000 Ton 
nen Jnlanbsweizen getrennt von ihren übrigen 
Vorräten für vier Monate einlagern. Als weiteres 
Entlastungsventil wird auch das Austausch-Aus 
fuhrverfahren für Weizen und Roggen ab 1. Au 
gust 1932 in Kraft gesetzt. Die noch im Besitz der 
deutschen Getrciöehanöelsgesellschaft befindlichen 
Mengen an Russenroggen werden nicht am Ge 
treidemarkt, sondern verkoppelt mit deutscher 
Gerste zur Stützung des Gerstenmarktes abgesetzt 
werden. Den Geflügelhaltern wird in stark er 
weitertem Ausmaß und unter der Bedingung, die 
Eier zu standardisieren, verbilligter Mais zur Ver 
fügung gestellt werden. Den durch die dargelegten 
Maßnahmen gekennzeichneten Kurs der Getreide 
politik wird die Reichsregierung während des 
ganzen Jahres in der großen Linie durchhalten. 
Die Verluste, die die Landwirtschaft an tieri 
schen Erzeugnisse« in den letzten Jahren gehabt 
hat, sind etwa das fünf- bis sechsfache defle», was 
im Getreidebau verloren ist. Wenn ich die Ge 
treideernte heute allein behandelt habe, so ist das 
deswegen geschehen, weil die Ernte unmittelbar 
vor der Tür steht und alle Beteiligten auf das 
Programm warten. Die großen Aufgaben, die die 
Regierung bann zu lösen hat, liegen auf dem Ge 
biet der tierischen Erzeugung und auf dem Gebiet 
von Obst, Gemüse, Holz usw. Ich werde in kürze 
ster Zeit im Rundfunk auch hierüber sprechen und 
leinen Zweifel darüber lassen, daß dort beim 
ôû§ Zentralnervensystem unserer ganzen 
deut chcn Wirtschaft liegt und daß der Aufstieg des 
deutschen Bauern den ersten Schritt bedeutet auf 
dem Wege aus der Knechtschaft ins Freie. 
Frankreich ssfiziell Völlig isoliert, 
auftragt worden, zu diesen Ressortbesprechun- 
geu von sich aus Vorschläge mitzubringen, 
doch scheint das Gesamtergebnis ziemlich spär 
lich gewesen zu sein, so daß man sich vor allem 
auf die seit längerer Zeit vorbereiteten Gut 
achten des Reichssparkommissars stützen muß 
te. Bei der Reichsfinanzverwaltung besteht 
hinsichtlich der Auflösung von Finanz- und 
Landesfinanzänrtern bereits grundsätzlich 
Klarheit. Gewisse Schwierigkeiten, die vor 
allem auch den Bereich des Reichsarbeitsmini 
steriums betreffen, werden aber wohl erst vom 
Reichskabinett selber endgültig geklärt wer 
den können, das sich mit diesen Fragen noch 
nicht beschäftigt hat, aber bald nach der Rück 
kehr der Lausanner Delegation die Verwal 
tungsreform auf die Tagesordnung setzen 
wird. 
Hü Der gestrige Tag hat die Einigung in Lau- Minister wurde nach einstündiger Unterbrc 
sänne nicht gebracht, aber ein nach Versailles welt 
historisches Ereignis, nämlich die Einigkeit der 
dereinst mit Frankreich verbündeten Mächte gegen 
den französischen Standpunkt. Frankreich ist damit 
völlig isoliert worden und sieht sich somit in die 
Verantwortung für einen eventuellen Abbruch der 
Verhandlungen gedrängt. Wir glauben trotzdem 
nicht an einen Abbruch der Verhandlungen, sondern 
an eine Einigung heute und zwar deshalb, weil 
England sich nicht von den Fesseln des französischen 
Goldes befreit hat, um in Lausanne der Besiegte 
zu werden, sondern um den Abschluß einer welt 
historischen Epoche zwischen Versailles und Lau 
sanne zu liquidieren. Wenn der deutsch-englischen 
Einigung dieser Erfolg in Lausanne zuteil wird, 
so kommen wir wirklich einen Schritt weiter aus 
dem Wege zur Befriedung in Europa. Es brau 
chen heute noch keine Vorschußlorbeeren ausgeteilt 
zu werden, warten wir das Ergebnis des entschei 
denden Donnerstag ab. 
Ueber die gestrigen Vorgänge wird zusammen 
fassend berichtet: 
Lausanne, 6. Juli. Heute abend stand wirk 
lich alles auf des Messers Schneide. Stunden 
lang haben die Ministerpräsidenten, Reichs 
kanzler von Papcn, Herriot und Macdonald, 
miteinander gerungen. Es ging um die Zah 
len und um Deutschlands politische Forde 
rungen. Während dieser Zeit wartete die 
ganze Weltpresse in fieberhafter Erregung in 
der Halle des Hotels Beanrivage. Schon bald 
sickerten die ersten Nachrichten durch, die den 
Ernst der Lage erkennen ließen. Wie zu er 
warten, richtete sich der Hauptwiderstanö der 
Franzosen gegen Deutschlands politische For 
derungen, obwohl es sich dabei überhaupt nicht 
um Opfer Frankreichs, sondern lediglich um 
die Gewährung der Gleichberechtigung, d. h. 
gleicher Rechte und gleicher Achtung für 
Deutschland handelt. Auf keinen Fall will Her 
riot den Kriegsschuldartikcl 231 ausdrücklich 
außer Kraft setzen. Auch die Formel, in der er 
bereit sein würde, den Teil 8 des Versailler 
Vertrages durch den Lausanner Vertrag zu 
ersetzen, ist längst nicht eindeutig genug, Noch 
schärfer ist seine Ablehnung einer grundsätzli 
chen und völligen Gleichberechtigung Deutsch 
lands auf allen Gebieten, die sich auch ans die 
Zļnstungsfrage erstrecken würde. 
Um 20 Uhr gingen die Minister auseinander. 
Reichskanzler von Papcn äußerte sich sehr 
pessimistisch. Herriot machte ein sehr besorgtes 
und erregtes Gesicht. Die Konferenz der drei 
T-U. Berlin, 6. Juli. Die Evangelische Reichs 
arbeitsgemeinschaft für Rundfunk beriet in einer 
aus dem ganzen Reiche beschickten Sitzung in Ber 
lin, die von Professor D. Hinderer geleitet wurde, 
die Arbeitspläne des kommenden Winters und 
eine Reihe schwebender Fragen. U. a. wurde Stel 
lung genommen zu den nach Blättermeldungen 
geplanten organisatorischen Aenderungen im deut 
schen Rundfunk, insbesondere zu den grundsätz 
lichen Fragen, die dadurch berührt werden. Man 
gab dem Wunsche Ausdruck, daß bei allen diesen 
Plänen auf eine feste Verbindung der Rundfunk 
arbeit mit den Werten christlicher Volkskultur, wie 
diese durch die Geschichte gegeben sind, Bedacht ge- 
noinmen werden möge. Der Rundfunk habe die 
Aufgabe, der fortschreitenden Zersetzung in Fa 
milie und öffentlichem Leben entgegenzuwirken, 
die gesunden Kräfte unseres Volkes zu wecken und 
zu pflegen und neuer Eemeinschaftsbildung den 
Boden zu bereiten. Die volksbildnerische Seile der 
dem Rundfunk gestellten Aufgaben müsse daher 
stärker berücksichtigt werden. Bei etwa geplanten 
Maßnahmen der Vereinheitlichung des Rundfunks 
sollten die Rechte der Länder und die kulturelle 
Selbständigkeit der einzelnen Sendegesellschaftcn 
gewahrt werden. 
Die Hist« sät »fe 
Getreidewirtschaft 
3u dem Programm der Reichsregicrung zur 
Rettung ber Landwirtschaft werde» ». a. noch fol 
gende Einzelheiten bekannt gegeben: 
Die Reichsbank hat sich bereit gefunden, die Ver 
längerung landwirtichastlicher Wechsel wohlivolleud 
zu behandeln. u m dem Landwirt eine allmähliche 
Ernteverwertung zu ermöglichen, sind Bevorschus 
sungswege erschlossen worden, durch Gewährung 
eines Rediskontrückhaltes an &ie ĢJE. von der 
Reichsbank für die Preußenkasse für die Bevor 
schussung von Getreidelieferungsverträgen. Eben 
so ist der Zentrale der Getreidekreditbauken von 
der Reichsbank über die Rentenbank-Kredit-Anstalt 
ein Reblskontrückhalt von 10 Mill. Reichsmark ein 
geräumt worden. Mit diesen Krediten können so 
wohl Getreidelieferungsverträge mit 60—60 Pro 
zent deu Wertes der licferuugspflichtigcn Getreide 
menge bevorschußt werden, wie Ratenzahlungen in 
Höhe von <0 Prozent des Getreiücwertes auf an 
geliefertes Getreide gewährt werden, wobei der 
Vemallungsresorm vor dem Abschluß. 
Aus unterrichteten Kreisen verlautet, daß 
die Vorarbeiten, die in den letzten Wochen 
zwischen den beteiligten Reichsressorts über 
die Verwaltungsvereinfachung und -Reform 
geführt worden sind, nunmehr kurz vor dem 
Abschluß stehen. Die Ministerien waren be- 
Einen Augenblick... 
In der Großindustrie ist die Erzeugung im 
Vergleich zum April 1931 auf ein Drittel 
im April 1932 gesunken.
	        
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