Flieger Bertram aufgefunden.
Lie deutsche« Meger völlig erschöpft.
Sydney, 4. Juli. Nach einem Funkspruch
aus Wyndham (Westanstralieu) sind die beiden
deutschen Flieger Bertram und Klausmann
von Eingeborenen aus dem Missionsgebiet der
Drysdaler Missionsstation, unweit des Cap
Bernier, in Nordwestaustralie», 250 Meilen
westlich von Port Darwin, lebend aufgefunden
worden. Die beiden Geretteten befanden sich
in völlig erschöpftem Zustande.
Die beiden Flieger sind bekanntlich am 17.
Mai von den Kleinen Sundainseln über die
Timorsee nach Australien abgeflogen und seit
dem verschollen. Erst vier Wochen später ent
deckten spanische Mönche nahe der westaustra
lischen Küste Spuren der beiden Deutschen,
darunter als wichtigstes Fundstück das gra
vierte Zigarettenetui Bertrams und ein mit
seinen Initialen gezeichnetes Taschentuch. Dar
aufhin wurden sofort weitere Nachsorschungen
angestellt, zu denen ein Flugzeug, Polizei und
eingeborene Läufer aufgeboten wurden. Schon
am Tage nach dem ersten Fund stieß man an
einer Flußmündung auf das verlaffene Flug
zeug „Atlantis" der Deutschen, an dem eine
Mitteilung befestigt war, wonach sie versuchen
wollten, sich zu Fuß durch den australischen
Busch durchzuschlagen.
Um das Schicksal der beiden Vermißten
herrschte seitdem große Besorgnis angesichts
der trostlosen Verlassenheit und Wildnis der
dortigen Gegend und des weißenfeindlichen
Charakters der wenigen in diesen Gebieten
Hansenden Eingeborenen.
Wunderbare Rettung.
Die deutschen Flieger Bertram und Klaus
mann verdanken ihre wunderbare Rettung
Zwei australischen Buschnegern, die sie durch
Zufall in der Wildnis auffanden und sich ihrer
annahmen. Die furchtbaren Entbehrungen der
sechs Wochen langen verzweifelten Jrrwan-
derung durch die Wildnis, Hunger und Durst
hatten die Flieger furchtbar mitgenommen.
Die Eingeborenen versuchten zunächst die hilf
losen Flieger zur nächsten Ansiedlung zu
schaffen. Da die Flieger völlig erschöpft waren,
erwies sich das jedoch als unmöglich. Einer der
Eingeborenen machte sich deshalb auf den Weg
und alarmierte ein von der australischen Re
gierung nach den Fliegern ausgesandtes Such
kommando. Der Führer dieses Kommandos
war der erste Weiße, den die Flieger nach 45
Tagen zu Gesicht bekommen haben. Er ent
sandte sofort einen Eingeborenen-Läufer nach
Wyndham, der weitere Hilfe herbeirief. Ein
Motorboot ist bereits nach Cap Bernier unter
wegs,' es hatte Lebensmittel, .Kleidung und
vor allem Medikamente aller Art an Bord.
Das Boot dürfte bereits am Mittwoch mit den
Totgeglaubten in Wyndham eintreffen.
„Brot, Brot, Brot!"
war alles, was die beiden Flieger stammeln
konnten. Dann brachen beide vor ihm zusam
men und konnten sich lange nicht fassen.
Bertram war von den Entbehrungen am mei
sten mitgenommen. Beide waren vollkommen
nackt. Sie hatten sich ihre Kleidung bei der ver
zweifelten Wanderung durch den Busch in
Fetzen gerissen und diese nach und nach ver
loren. Das wochenlange vergebliche Suchen
nach menschlichen Siedlungen hatte ihre Ner-
vcnkraft völlig erschöpft. Man ließ den Er
schöpften Whisky einflößen, um ihre Lebens
geister wieder zu entfachen. Die Flieger sind
nach ihrer durch Maschinenschaden gezwunge
nen Notlandung bei Cap Bernier wochenlang
in einem Umkreis von etwa 18 Kilometer um
ihr Flugzeug herumgeirrt. Ihre letzten Was
ser- und sonstigen Vorräte waren bereits eine
Woche erschöpft, als sie von den beiden Einge
borenen durch Zufall entdeckt wurden. Wie
später Klausmann erzählte, waren beide be
reits seit dem 22. Juni bewegungsunfähig und
batten sich an einem Steinhaufen niedergelas
sen, um den Tod zu erwarten. Die Eingebo
renen gaben ihnen alles an Nahrungsmitteln,
was sie bei sich hatten: getrockneten Fisch und
Kängeruhfleisch. Mit einem letzten Rest von
Energie versuchten Bertram und Klausmann
sich zu erheben und, gestützt auf die Eingebo
renen, den Weg zu den Menschen und ins Le-
^en anzutreten.
Der erste Bericht über den Flieger Bertram.
Nachdem die beiden Flieger sich mehrere
Stunden erholt hatten, konnte Klausmann in
abgerissenen Sätzen den ersten Bericht von der
hoffnungslosen Landung im Busch geben.
Klausmann erzählte:
„Als wir nach der Ueberquerung der Timor-
see landen mutzten, war unser Benzinvorrat
bis auf den letzten Tropfen aufgebraucht. Wir
dachten, wir befänden uns auf einer Insel.
Wir machten uns auf den Weg, um eine
menschliche Ansiedlung zu erreichen. Wir mutz
ten mindestens 3 Tage umhergeirrt sein. Hun
ger und Durst plagten uns furchtbar. Als wir
am dritten Tage noch niemand zu sehen be-
kommen hatten, wurden wir verzweifelt. Un
sere Kleidung war uns in Fetzen vom Leibe
gerissen, unsere Füße brannten wie Feuer
und bereiteten uns große Schmerzen. Dann
kamen wir an ein Wasser. Wir schwammen
eine Strecke den Strand entlang,' das erfrischte
usw.
Nach einiger Zeit standen wir plötzlich
wieder vor unserem Flugzeug.
Hier konnten wir zum ersten Male wieder et
was Nahrung zu uns nehmen. Mit Heißhunger
stiirzten wir uns auf ein paar Heringe, die wir
noch an Bord hatten und löschten mit dem letz
ten Trinkwasser unseren brennenden Durst.
Wir ruhten uns tüchtig aus und kamen zu dem
Entschluß, noch einmal zu versuchen, Menschen
zu erreichen. Wir montierten eine Tragfläche
von unserem Flugzeug ab und fuhren mit
diesem Notbehelf von Floß auf das Wasser
hinaus. Mit jedem Tage nahmen unsere
Kräfte ab. Wir waren am Rande der Ver
zweiflung. Fünf Tage waren wir auf See,
und nichts war zu sehen als Wasser, Wasser
und immer wieder Wasser. Dann muß es nach
meiner Schätzung am 29. Mai gewesen sein,
als wir plötzlich
in unmittelbarer Nähe einen Dampfer
erblickten.
Hunger und Entbehrungen waren vergessen,
und die Freude über die bevorstehende Ret
tung überwältigte uns. Wir riefen und schrien
aus Leibeskräften, gaben mit den Armen
Signale und versuchten verzweifelt, uns be
merkbar zu machen. Jedoch alles war ver
gebens —
in einer Entfernung von nur wenig
mehr als einem Kilometer fuhr der
Dampfer an uns vorbei.
Die Enttäuschung war zuviel für uns. Stumpf
brütend sanken wir auf die Tragfläche nieder
Durch tagelanges Umhertreiben auf See wa
ren wir vollständig abgestumpft. Als unser
Floß schließlich an Land getrieben wurde, nah
men wir mechanisch unsere Wanderung wieder
auf. Wir hatten schon keine Hoffnung mehr,
jemals wieder Menschen zu seyen. Gleichwohl
gaben wir uns noch nicht verloren. Wieder
vergingen zwei Tage ohne Aussicht auf Ret
tung. Dann sahen wir einen hellen Feuer
schein. Noch einmal rafften wir uns zusam
men und liefen mit beschleunigten Schritten
darauf zu. Er war unsere letzte Hoffnung.
Aber wieder wurden wir grausam enttäuscht:
ein Buschfeuer hatte uns genarrt und
durch den gewaltigen Marsch die letzten
Kräfte aus uns herausgezogen.
Wir brachen zusammen und fielen in einen
toteuähnlichen Schlaf. Als wir aufwachten er
munterten wir uns gegenseitig, weiter zu lau
fen. Ter Weg, den wir am Tag zurücklegen
konnten, wurde immer kürzer. Schließlich san
ken wir hinter einem Steinhaufen nieder. Un
sere Kehlen waren ausgetrocknet, die Beine tru
gen uns einfach nicht mehr. Unser Geruchsinn
versagte seinen Dienst und unsere Augen gau
kelten uns allerhand Trugbilder vor."
Der Ozeanflieger Bertram steht mit der deut
schen Vermittlungsstelle in Verbindung, um Mit
tel für seinen Weiterflug zu erhalten. Die „At
lantis" befindet sich noch in gutem Zustand. Nur
ein Schwimmer mutz ersetzt werden.
Adolf Hitler nimmt den Vorbeimarsch
der SA. und TS. ab.
X Landunedle • Ors der AuHind
Öen links: Chefpilot Hans Bertram und sein Monteur Klaußmann. — Oben rechts:
Karte der Nordwestecke von Australien mit dem Auffindungsort der Flieger und des
Flugzeuges. — Unten: Tie letzte Aufnahme vor dem Start zum Ostasienflug. Bertram
im Pilotensitz seines Flugzeugs, neben ihm rechts der gleichfalls aufgefundene Bord-
monteur Klaußmann.
Ne àbMM ZrêmenKM m klemmn
T-U. Marburg a. d. Lahn, 5. Juli. (Eig. Funk
meldung.) Aus bisher unbekannter Ursache ent
stand gegen 2 Uhr nachts in der Marburger
Frauenklinik ein Brand, der sich rasch vergrößerte.
Die Feuerwehr ist unter Mithilfe der Bürgerschaft
und der Studentenschaft beschäftigt, den Brand zu
lokalisieren. Die Patienten haben sämtlich die
Frauenklinik verlassen, desgleichen das Personal.
Der ganze Dachstuhl steht bereits in Flammen.
Man hat sich an die Eietzener Feuerwehr um
Unterstützung gewandt.
Der Dachstuhtbrand bereits gelöscht.
Wie uns zu dem Brand der Frauenklinik in
Marburg noch gefunkt wird, hat das Feuer
nicht die Ausdehnung angenommen, wie es im
Anfang der Fall zu sein schien. Der Dach
stuhlbrand konnte nach etwa ernstündiger
Dauer von der Feuerwehr bereits gelöscht
werden. Die Patientenzimmer wurden von dem
Brand in keiner Weise berührt. Auch der Ma
terialschaden ist nur unbedeutend.
* * *
Ein Munitionslager in die Luft geflogen.
Charbin, 4. Juli. Eine schwere Explosion hat
sich in der an der Charbin—Hailar-Eisenbahn
gelegenen Stadt Tunbei ereignet. Ein in Tun-
bei befindliches Munitionslager ging aus bis
her noch unbekannter Ursache in die Lust. Die
Gewalt der Explosion war so stark, daß die
dortige Eisenbahnstation vollständig zerstört
wurde. Eine große Anzahl von Personen soll
getötet worden sein. Einzelheiten stehen zur
Zeit noch aus.
Granatexplosion aus einem griechischen
Torpedoboot.
TU. Athen, 4. Juli. Auf einem griechischen
Torpedoboot wurde durch die Explosion einer
Granate ein Matrose getötet und vier weitere
verletzt. Der au dem Torpedoboot angerichtete
Schaden ist unbedeutend.
Zwei deutsche Faliöootfahrer auf dem Euphrat
verunglückt.
TU. Istanbul, 4. Juli. Trotz dringenden Ab-
rate.ns des deutschen Konsuls haben zwei
junge Faltbvotfahrer aus Frankfurt a. Main,
Willi Straeter und Erwin Arndt, es unter
nommen, vom oberen Euphrat im Faltboot
zum Persischen Golf zu fahren. Nach 12iägigcr
Fahrt gerieten sie beim Dorfe Schamachtu bei
Jrgiuli in El-Aziz in einen Strudel, der ihr
Boot zum Kentern brachte. Während Straeter
sich nach mehrstündigem Kampf gegen die Kraft
des Strudels retten konnte, ist Arndt ertrun
ken.
Den Jagdfreund aus Versehen erschossen.
Gnoien, 4. Juli. Auf der Feldmark der vor-
pommerschen Ortschaft Düvier ereignete sich
ein tragisches Jagdunglück. In der abendlichen
Dämmerung gab der Hofbesitzer Habedank aus
Nach der endgültigen Aufhebung des Uniform-
verbots auch in Bayern fand in München eine
riesige Kundgebung der nationalsozialistischen
SS. und SA. statt, die im langen Zuge au
dem Führer Adolf Hitler vorbeimarschierten.
Düvier in der Meinung, einen Rehbock vor
sich zu haben, auf seinen in etwa 100 Meter
Entfernung auftauchenden Jagdfreund Esch
einen Schuß ab und traf ihn tödlich ins Herz.
Die Leiche wurde von der Polizei beschlag,
nahmt. Der Tote war 49 Jahre alt.
Vom Windmühlenflügel getötet.
Wittmuwd, 4. Juli. Das zweieinhalbjährige
Kind des Müllers Johann Post aus Werdum
spielte an der Einfriedigung zum Schutze vor
den Windmühlenflügeln. Plötzlich wurde es
von einem der Flügel erfaßt und in großem
Bogen etwa 20 Meter in die Lust geschlendert.
Es wurde besinnungslos aufgefunden. Als
der Arzt eintraf, war lediglich noch der Tod
festzustellen.
Unabhängigkeitsseicrtag in USA.
TU. Rewyork, 4. Juli. Der Unabhängig
keitsfeiertag forderte wiederum im ganzen
Land viele Todesopfer. Bei Kraftwagen- und
Bootsunfüllen sowie beim Abbrennen von
Feuerwerk und bei Schießereien kamen 125
Personen ums Leben. Außerdem wurden an
dem Feiertag tn den Bergen Kenturkys meh
rere Blutfehden ausgetragen, wobei 10 Per
sonen getötet und sechs verletzt wurden.
fztnvts VsK.
Im Hamburger Raubmocdprozetz wurden di«
beiden Angeklagten Gerhardt und Gerner zum
Tode verurteilt.
In der Bucht bei Tillamook (USA.) ist ein mit
Ausflüglern besetztes Boot untergegangen. 9 Per
sonen ertranken.
Bei einem Flugzeugabsturz in Spanien wurden
3 Personen getötet.
Der Reichsinnenminister hat angeregt, am
Wahltag den Ausschank von Branntwein und den
Kleinhandel mit Trinkbrannlwein zu verbieten.
Weiter soll gegen Auswüchse der Wahlpropaganda
und damit verbundener Verschandelung des Hei
matbildes vorgegangen werden.
In Feuerbach b. Stuttgart wurden National
sozialisten von Kommunisten überfallen. Auf bei
den Seiten wurde geschossen und eine Anzahl Leute
verletzt. Das Ueberfallkommando wurde von den
Kommunisten mit Schüssen empfangen.
Ein Kommunist wurde vom Schnellschöffenge
richt in Berlin wegen Aufrichtung von Verkehrs
hindernissen bei den Kommunistenunruhen in
Moabit zu 1 Jahr Gefängnis verurteilt.
Das dentsche Luftschiff kreuzt über dem
Londoner Flughafen Hanrvorth.
Ter Graf Zeppelin unternahm eine kurze
Reise nach England, wobei er in dem Londoner
Luftschisfhafen landete. Das Publikum, dem
Gelegenheit zu Rundflügen über der englischen
Hauptstadt geboten wurde, bereitete dein deut
schen Luftriesen einen begeisterten Empfang.